Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einfuhrung
2. Historischer Hintergrund
3. Literatur des Vormarz
3.1 Biedermeier
3.2 Junges Deutschland
3.3 Wichtige Werke und Vertreter
4. Heinrich Heine : „Die schlesischen Weber"
4.1 Biografie von Heinrich Heine
4.2 „Die schlesischen Weber" von Heinrich Heine
4.2.1 Die schlesischen Weberaufstande
4.2.2 Analyse des Gedichts
5. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einfuhrung
Die erste Halfte des 19. Jahrhunderts war eine dynamische Zeit fur die deutsche Literaturgeschichte. Europa befand sich in der Zeit der Restauration, weshalb oft der Begriff „Restauration" als Epochenbezeichnung fur die Zeit zwischen 1815-1848 benutzt wird. In der Literaturgeschichte wurde dam it zum ersten mal eine literarische Epoche durch politische Ereignisse bestimmt und zeitlich eingegrenzt.1 In dieserZeit haben sich vollig verschiedene Stromungen entwickelt: Der Vormarz und der Biedermeier. Wahrend die Autoren des Biedermeier begannen, sich auf das Einfache und Hausliche zu besinnen2 und dabei den Ruckzug ins Private bevorzugten, hatten die Dichter des Vormarz die Absicht, gegen die herrschenden politischen Ungerechtigkeiten vorzugehen und fur eine politisch-zeitkritische Literatur einzutreten.3 Eine wichtige Rolle spielten hierbei besonders die unter dem Namen „Junges Deutschland" zusammengefassten Autoren. Die Dichter des jungen Deutschland standen der restaurativen Politik ablehnend gegenuber. Die Stromung des jungen Deutschland umfasst vor allem Werke politisch aktiver, liberaler und junger Schriftsteller, die nur lose miteinander verbunden waren. Eine solche Figur war Heinrich Heine. Heine ist einer der wichtigsten Exponenten der politischen Dichtung, der die revolutionaren Umbruche in Deutschland mit seinen Werken begleitet hat. Das Gedicht „Die schlesischen Weber" von Heine ist ein Paradebeispiel fur die politische Dichtung des Vormarz.
Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der Untersuchung und Analyse des bekannten politischen Gedichts „Die schlesischen Weber" von Heinrich Heine. Urn ein Verstandnis des Gedichtes zu gewahrleisten, wird zunachst ein Uberblick uber das Wesentliche der Literaturepoche des Vormarz gegeben. Folgend werden literarische Besonderheiten und wichtige Vertreter dieser Epoche naher erleuchtet. Nach einigen biografischen Angaben zu Heinrich Heine, folgt die Analyse des Gedichts „Die schlesischen Weber". Die Arbeit schlieGt mit einem Fazit.
2. Historischer Hintergrund
Urn den literarischen Vormarz und dessen Anliegen und Ursachen erfassen zu konnen, ist eine Auseinandersetzung mit dem historischen Hintergrund zwingend erforderlich. Deshalb besteht die Notwendigkeit, den Fokus zunachst auf der Verlauf der Geschichte zu richten.
Die Grundung des Rheinbundes 1806 durch Napoleon bewirkte den Niedergang des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation. Der Rheinbund war ein Staatenbund deutscher Fursten, die sowohl aus dem Verband des Reiches austraten als auch, offiziell in Militarallianz zu Frankreich stehen sollten.4 1813 wurde Napoleon in der sogenannten Volkerschlacht von Leipzig von den Truppen der Verbundeten, im Wesentlichen von Preuften, Osterreich, Russland und Schweden, vernichtend geschlagen. 1815 wurde er endgultig in Waterloo besiegt.5 Nach dem Sieg uber Napoleon wollten die europaischen Fursten moglichst den alten Zustand wieder herstellen, urn Frieden und Einheit dauerhaft zu sichern. Auf dem Wiener Kongress 1814/15 wurde die Neuordnung der politischen Macht in Europa verhandelt: Im umfassenden Sinne sollten von europaischen Fursten unter der Vorherrschaft des osterreichischen Staatskanzlers Furst Clemens von Metternich, weitgehend die vorrevolutionaren Zustande und absolutistisch-monarchische Strukturen wiederhergestellt werden. (Restauration) Neben den Beschlussen der Restauration, grundeten PreuGen, Osterreich und Russland, die sogenannte „Heilige Allianz". Die Ziele der Allianz waren neben Sicherung langfristiger Frieden auf der Grundlage christlicher Lehre, die Abwehr demokratischer Bestrebungen.
Die Beendigung der napoleonischen Herrschaft, entfachte bei vielen Deutschen patriotische Begeisterung. In der Gewissheit, ihr Vaterland von fremder Herrschaft befreit zu haben, kehrten die deutschen Kriegsfreiwilligen heim. Doch ihre Hoffnung von einem einheitlichen deutschen Reich wurde enttauscht: An die Stelle des Deutschen Kaiserreiches war der„Deutsche Bund" getreten. Es handelte sich urn ein Staatenbund von 39 souveranen Furstentumern und Stadten. In der Folgezeit erhoben sich Widerstande gegen die Position der Heiligen Allianz, die unter den Stichwortern Liberalismus und Nationalismus zusammengefasst werden konnen.6 Besonders Studenten und junge Literaten waren politisch engagiert und ubernahmen die Fuhrungsrolle bei der liberalen Opposition. An den Universitaten wurden Burschenschaften gegrundet, die die Abschaffung der Einzelstaaten und die Einheit Deutschlands forderten. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich eine gesamtdeutsche Studentenbewegung, die erstmals 1817 durch das „Wartburg" weithin offentlich bekannt wurde.7 1819 kam es zur Ermordung des russischen Gesandten und Burschenschaftengegner August von Kotzenboe durch den Burschenschaftler Karl Ludwig Sand. Als Reaktion auf den Mord wurden auf Initiative der Heiligen Allianz und des Deutschen Bundes die Karlsbader Beschlusse gefasst, die die Uberwachung bzw. Zerschlagung aller nationalen und liberalen Krafte als Ziel formulierten. Mit den Karlsbader Beschlussen begann ein System der Verfolgung und Unterdruckung. Fur Zeitungen, Zeitschriften und andere Druckerzeugnisse, die unter 20 Bogen Umfang hatten, gait eine gait eine Vorzenzur.8 Erstaunlich ist jedoch, dass grofte Teile der Bevolkerung diese Einschrankungen nahezu gleichgultig hinnahmen und sich in einen privaten und geschutzten Raum zuruckzogen. Dieses politische Desinteresse, kann durchaus aus der Zeit heraus erklart werden. Immerhin versprach die Fuhrung Stabilitat und Sicherheit, durch das Zuruckkehren zu alten Ordnungen und Werten.
So etablierte sich das, was heute als Biedermeierzeit bezeichnet wird, aber eben auch das, was gegen diese Einschrankungen rebellierte und auf der politischen Buhne agierte: der Vormarz und das Junge Deutschland. Auch wenn breite Teile die Veranderungen und Unterdruckung einfach hinnahmen, war die Stimmung im deutschen Volk sehr angespannt. Besonders Studenten und das liberale Burgertum waren unzufrieden mit den aufteren Begebenheiten. Nach zahlreichen Unruhen und Aufstanden wuchs dieses Gefuhl der Ungerechtigkeit immer mehr. Zunachst fand die Oppositionsbewegung ihren politischen Ausdruck im Liberalismus und dessen Forderung nach burgerlicher Freiheit. Doch mit dem Anwachsen der politischen Bedeutung des Kleinburgertums facherte sich die Oppositionsbewegung auf und erweiterte sich in demokratisch-republikanische und sozialistisch-kommunistische Gruppierungen, die mit ihren revolutionaren Forderungen uber den Liberalismus erheblich hinauszugehen begannen.9 Das Hambacher Fest mit bis zu 30.000 Menschen gilt als der Hohepunkt burgerlicher Opposition im Zuge dieser Zeit. Neben politischer Unzufriedenheit und sozialen Konflikten fuhrte auch noch der Druck des wachsenden sozialen Elends der unteren Klassen (Weberaufstand 1844, Hungerrevolten 1847) zu den im Fruhjahr 1848 beginnenden revolutionaren Erschutterungen in Deutschland. Im Marz 1848 kam es in PreuGen, Osterreich, Italien und Ungarn zum Aufstand und zum Kampf fur die politische Freiheit und nationale Einigung. In alien deutschen Staaten zu Demonstrationen und Auseinandersetzungen. Zunachst gaben die Fursten dem Druck der Liberalen nach und bildeten neue Regierungen unter Beteiligung der Liberalen. Der Aufstand endete in Wien mit dem Sturz des Staatskanzlers Metternich. In den folgenden Jahren unterdruckte der wiederhergestellte Deutsche Bund alle oppositionellen Bewegungen. Der Versuch der Liberalen , einen von ihren Gedanken gepragten Nationalstaat zu errichten, war mit der Marzrevolution gescheitert. Die Marzrevolution von 1848 gilt als das Ende der Restaurationsepoche und somit des Vormarz. 10
3. Literatur des Vormarz
Betrachtet man den Begriff „Vormarz" in der Literaturwissenschaft, findet man unterschiedliche Zeitabschnitte, die die Historiker als die Epoche des Vormarzes bezeichnen. Eingeklemmt zwischen Romantik und Realismus, wurde die Periode der Restaurationszeit lange Zeit nur als Ubergangsphase betrachtet. Das Ende dieser Epoche stellt die Marzrevolution 1848 dar. Jedoch gibt es uber den Beginn des Vormarzes eine gewisse Uneinigkeit. Wahrend einige als Vormarz die Zeit zwischen 1815 (Wiener Kongress) und 1848 benennen, gibt es Historiker, die den Beginn des Vormarzes erst in der Julirevolution 1830 sehen.
3.1 Biedermeier
In der Phase der Restauration ist das Gegenstuck zum Vormarz die Literatur der Biedermeier. Die Dichter des Biedermeier stehen fur das Kleinstadtische, Gemutliche und Hausliche.11 Sie arrangierten sich mit den politischen Verhaltnissen der Restaurationszeit und neigen zu einer Zuruckhaltung und Verinnerlichung. Autoren wie Eduard Morike, August von Platen, Annette von Droste-Hulshoff, Franz Grillparzer und Nikolaus Lenau zahlen zur Literatur des Biedermeier.12 Die Dichtung des Biedermeier ist gekennzeichnet durch die Pflege familiarer Werte, Ehrfurcht, Glaubigkeit, Pflichterkennung und die Neigung zur Unterordnung.13 Gesellschaftliche Missstande sowie soziale Gegensatze werden kaum angegriffen.
3.2 Junges Deutschland
Ab 1830 radikalisierte sich die Literatur, junge und politisch-zeitkritische Dichter wollten gegen herrschende Ungerechtigkeiten in der Politik vorgehen. Es war die Zeit, in der sich eine Politisierung der Literatur zuspitzte und im Programm der politischen Poesie erstmals ihre theoretische Rechtfertigung fand.14 Jetzt gilt es die hochsten Interessen des Lebens selbst, die Revolution tritt in die Literatur!".(Heinrich Heine)15 Das Junge Deutschland" ist die wichtigste Autorengruppe dieserZeit. „Das Junge Deutschland" war keine geschlossene Gruppe, sondern Dichter, die nur lose miteinander verbunden waren. Ihre Werke wurden 1835 als staatsgefahrdend per Bundestagsbeschluss verboten.16 Sie sei „antichristlich, gotteslasterlich und alle Sitte, Scham und Ehrbarkeit mit FuGen tretend."17 Ihm gehorten Heinrich Heine, Karl Gutzow, Heinrich Laube, Theodor Mundt und Ludolf Wienbarg an. Auch Georg Buchner wird oft dem Jungen Deutschland zugeordnet. Er selbst distanzierte sich vom Jungen Deutschland in einem Brief an seine Familie.18 Die kunstlerischen Ziele dieser jungen Dichter stehen im bewussten Gegensatz zur Romantik. Sie warfen der Klassik und Romantik vor, weltfremd und unpolitisch zu sein. Man strebte ein Weltburgertum und eine moralische Erneuerung an.19
3.3 Wichtige Werke und Vertreter
Unzufrieden mit den Zustanden kampften junge Autoren in Novellen, Romanen, Theaterstucken und Reisebhefen gegen Romantik, Zensur und falsche Moral.20 Die Literatur war nun umgezogen in die Redaktionen der Zeitschriften. Sie vertraten eine auf die politische und soziale Realitat bezogene Literatur, weshalb nun auch das Feuilleton einen Aufschwung nahm.21 Als einer der Vater des Feuilletons gilt Ludwig Borne. Er ist fur die politische wie publizistische Praxis des jungen Deutschland von grower Bedeutung und als Korrespondent (Briefe aus Paris, 1831-34) und Zeitschriftenherausgeber einer der zentralen Impulsgeber der Stromung.22 Doch auch Borne zahlt nicht zum Kreis des jungen Deutschland.
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1 Vgl. Vondung/Riha: Deutsche Literaturgeschichte. Neunzehntes Jahrhundert, Diisseldorf 1980, S.9
2 Vgl. Ruffing, Reiner: Deutsche Literaturgeschichte. Miinchen 2013, S. 156
3 Vgl. Sorensen, Bengt Algot: Geschichte der deutschen Literatur. Vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Miinchen 1997, S. 14
4 Vgl. Jesing, Benedikt: Neuere deutsche Literaturgeschichte, Tubingen 2008, S. 150
5 Ebd., S.151
6 Vgl. Van Rinsum, Annemarie/Wolfgang: Deutsche Literaturgeschichte. Band 6. Friihrealismus 1815-1848, Munchen 1992, S. 16
7 Ebd. S.19
8 Vgl. Jesing, Benedikt: Neuere deutsche Literaturgeschichte, S.150
9 Vgl. Beutin, Wolfgang u.a : Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfangen bis zur Gegenwart, Stuttgart 2013, S. 242
10 Vgl. Adamcova, Livia/Silvia: Grundlagen der deutschen Literatur, Wien 2014, S.140
11 Vgl. Ruffing, Reiner: Deutsche Literaturgeschichte, S. 155
12 Vgl. Ebd, S.156
13 Vgl. Adamcova, Livia/Silvia: Grundlagen der deutschen Literatur, S.142
14 Vgl. Beutin: Deutsche Literaturgeschichte, S.270
15 Vgl. A.Herbert/Frenzel,Elisabeth: Daten deutscher Dichtung. Chronologischer Abrift der deutschen Literaturgeschichte, Band 1, Miinchen 1997, S.380
16 Vgl. Beutin: Deutsche Literaturgeschichte, S.252
17 Vgl. Daten deutscher Dichtung, S.380
18 Vgl. Ebd.
19 Vgl. Ruffing, Reiner: Deutsche Literaturgeschichte, S. 159 20
20 Vgl. Ruffing, Reiner: Deutsche Literaturgeschichte, S. 159 20
21 Vgl. Ruffing: Deutsche Literaturgeschichte, S.160
22 Vgl. Jesing: Neuere deutsche Literaturgeschichte, S. 174