Die moderne Gesellschaft ist in Begriff sich zu einer neuen Gesellschaftsform zu transformieren, die von Nico Stehr und anderen als die Wissensgesellschaft beschrieben wird. Er grenzt sein Konzept jedoch gegenüber bisherigen Theorien aufkommender Gesellschaftsformen ab. Die Idee der Informationsgesellschaft sei zu technologiezentrisch und würde die Produktionsprozesse und den Inhalt der Information und das Kommunikationsmedium Mensch nicht berücksichtigen. Manuel Castells Konzept von der Netzwerkgesellschaft unterscheidet zwar zwischen Information und informationell und zielt damit auf Veränderungen der inneren Organisation sozialen Handelns ab. Er beleuchtet aber auch eher die situationsungebundenen Folgen der Technik als die sozialen Prozesse welche zu technologischen Fortschritten führen. Daniel Bell´s Theorie der postindustrielle Gesellschaft bewertet das Anwachsen der Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor zu stark, und folgt daraus eine Marginalisierung des industriellen Sektors, der aber nach Stehr weiterhin wichtig bleiben wird. Auch die Theorie von der Wissenschaftsgesellschaft konzentriert sich zu stark auf dieses gesellschaftliche Teilsystem, dessen Auswirkungen sie, ohne die jeweiligen Rückwirkungen der anderen Teilsysteme zu berücksichtigen, beschreibt (Stehr 2000: 66f.).
Stehr will nun mit seinem Konzept der Wissensgesellschaft einen Schritt weiter gehen. Er versteht unter Wissen eine Handlungskapazität. Damit zielt er viel mehr auf die sozialen Bedingungen für die Produktion von Wissen und dessen gesellschaftlichen Funktionen ab, und geht mit dieser Definition weit über rein wissenschaftliches Wissen hinaus. "Wissen kann zu sozialem Handeln führen und ist gleichzeitig Ergebnis von sozialem Handeln" (Stehr 2000: 84) Eine neue Gesellschaftsform zeichnet sich deshalb ab, da so definiertes Wissen als drittes konstituives Element neben die beiden bisherigen gesellschaftsbildenden Faktoren Arbeit und Kapital tritt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wissen als neues Merkmal.
- Wissen als Handlungsmöglichkeit. Eine Begriffsbestimmung.
- Die Zerbrechlichkeit der modernen Gesellschaft.
- Schlußbemerkung
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit setzt sich mit dem Konzept der Wissensgesellschaft auseinander und untersucht die These Nico Stehrs von der Zerbrechlichkeit moderner Gesellschaften. Sie analysiert, wie sich Wissen als Handlungsmöglichkeit entwickelt und welche Auswirkungen dies auf gesellschaftliche Strukturen und Prozesse hat.
- Wissen als neues Merkmal und seine Bedeutung für gesellschaftliche Transformationen
- Wissen als Handlungsmöglichkeit und die Entstehung neuer Formen des sozialen Handelns
- Die Zerbrechlichkeit moderner Gesellschaften im Kontext der Wissensgesellschaft
- Vergleich von Stehrs Konzept der Wissensgesellschaft mit anderen soziologischen Theorien
- Analyse der Auswirkungen von Wissen auf gesellschaftliche Institutionen und Prozesse
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung führt in die Thematik der Wissensgesellschaft ein und stellt Stehrs Konzept von der Zerbrechlichkeit moderner Gesellschaften vor. Sie grenzt dieses Konzept von anderen Theorien, wie der Informationsgesellschaft, der Netzwerkgesellschaft und der postindustriellen Gesellschaft, ab.
- Wissen als neues Merkmal.: Dieses Kapitel beleuchtet die Bedeutung von Wissen als ein neues Merkmal, das gesellschaftliche Transformationsprozesse beschleunigt und neue Entwicklungen in Gang setzt. Es analysiert, wie sich Wissen auf Handlungsmöglichkeiten und gesellschaftliche Ungleichheiten auswirkt.
- Wissen als Handlungsmöglichkeit. Eine Begriffsbestimmung.: Dieses Kapitel erläutert Stehrs Definition von Wissen als Handlungskapazität und untersucht, wie diese Definition über rein wissenschaftliches Wissen hinausgeht. Es betont die soziale Bedingtheit von Wissen und dessen gesellschaftliche Funktionen.
Schlüsselwörter
Wissensgesellschaft, Zerbrechlichkeit, moderne Gesellschaften, Handlungsmöglichkeit, Wissen als Handlungskapazität, soziale Transformationen, gesellschaftliche Strukturen, soziale Prozesse, Nico Stehr, Soziologische Theorien, Information, Netzwerkgesellschaft, postindustrielle Gesellschaft
- Arbeit zitieren
- Stefan Zimmer (Autor:in), 2001, Wissensgesellschaft - Diskussion einer Gesellschaftstheorie anhand von Nico Stehrs "Zerbrechlichkeit moderner Gesellschaften", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8931