In dieser Hausarbeit steht Thomas S. Kuhns Essay "Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen" im Mittelpunkt, dessen Argumentationsgang dargelegt und anschließend kritisch diskutiert wird. Es soll aufgezeigt werden, daß Kuhns Konzeption hinsichtlich des Wesens der Wissenschaftsentwicklung und der Analyse konkreter Wissenschaftsmodelle innerhalb ihrer jeweiligen Geschichtlichkeit ein plausibles Erklärungsmodell bietet.
Zuerst soll aber kurz auf jene Konzeption der Wissenschaft eingegangen werden, von der sich Kuhn bewußt absetzt. Er kritisiert "das weit verbreitete Bild der Wissenschaftsentwicklung als linearer Wissensakkumulation" durch die stetige Weiterentwicklung und Verbesserung vergangener Theorien. Kuhn kritisiert ein Konzept, daß in der Wissenschaft den Prozeß eines sich kontinuierlich entwickelnden, teleologischen Fortschritts verwirklicht sieht, demzufolge "man sich die Wissenschaft als eine Beschreibung, eine Erfassung der Wirklichkeit vor[stellt], die sich asymptotisch der vollen Wahrheit nähert". Dabei existierte ein objektiver Wahrheitsbegriff zumindest als Abstraktum, dessen Erreichbarkeit zwar in Frage gestellt wurde, der aber als regulative Idee stets präsent war und angestrebt werden sollte. Daraus ergab sich, daß Popper beispielsweise Wissenschaft mit dem Bau eines Hauses verglich, dem der Forscher gemäß trialerror-Prinzip Stein um Stein hinzufügen sollte.
In der Auseinandersetzung mit dem kurz skizzierten Modell entwickelte Kuhn seine Vorstellungen von Wissenschaft und Wissenschaftsentwicklung, Wahrheit und Fortschritt, die sich anhand der Begriffe Paradigma, normale Wissenschaft, wissenschaftliche Revolution etc. umreißen lassen und im Folgenden dargestellt und diskutiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Paradigma und Normale Wissenschaft
- 1. Protowissenschaft und wissenschaftliche Gemeinschaft
- 2. Paradigmabegriff
- 3. Normalwissenschaft
- III. Anomalie und Krise
- IV. Wissenschaftliche Revolution
- 1. Ursachen, Entstehung und charakteristische Merkmale
- 2. Auswahlkriterien und Inkommensurabilitätsthese
- 3. Zusammenfassung
- V. Fortschritt und Wahrheit
- 1. Normalwissenschaftlicher und revolutionärer Fortschritt
- 2. Relativer Wahrheitsbegriff
- VI. Kritische Diskussion
- 1. Kritik an Normalwissenschaft
- 2. Kritik an wissenschaftlichen Revolutionen
- 3. Weitere Einwände und Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit Thomas S. Kuhns Essay „Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen“, dessen Argumentationslinie präsentiert und kritisch beleuchtet wird. Im Zentrum steht die Darstellung, inwiefern Kuhns Konzept ein plausibles Erklärungsmodell für das Wesen der Wissenschaftsentwicklung und die Analyse von Wissenschaftsmodellen in ihrer jeweiligen historischen Einbettung bietet.
- Kuhns Kritik an der linearen Wissensakkumulation
- Die Konzeption von Wissenschaft und Wissenschaftsentwicklung
- Die Bedeutung des Paradigmas für die normale Wissenschaft
- Das Konzept der wissenschaftlichen Revolution
- Der relative Wahrheitsbegriff und die Frage nach Fortschritt in der Wissenschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und stellt Kuhns Konzept der Wissenschaftsentwicklung gegenüber der traditionellen Vorstellung von linearer Wissensakkumulation dar.
Kapitel II beschäftigt sich mit den Begriffen Paradigma und Normalwissenschaft. Es wird zunächst die Protowissenschaft als ein Zustand ohne forschungsleitende Weltanschauung vorgestellt und die Bedeutung der wissenschaftlichen Gemeinschaft für die Entwicklung und Stabilität von Paradigmen hervorgehoben.
Kapitel III widmet sich dem Konzept der Anomalie und Krise, die die Stabilität eines etablierten Paradigmas in Frage stellen können.
In Kapitel IV werden wissenschaftliche Revolutionen als Prozesse des Paradigmenwechsels analysiert. Es werden Ursachen, Entstehung und charakteristische Merkmale von Revolutionen beleuchtet, sowie die Rolle von Auswahlkriterien und die Inkommensurabilitätsthese diskutiert.
Kapitel V beschäftigt sich mit den Begriffen Fortschritt und Wahrheit im Kontext von Normalwissenschaft und wissenschaftlichen Revolutionen. Dabei wird insbesondere Kuhns Konzept des relativen Wahrheitsbegriffs erläutert.
Schlüsselwörter
Thomas S. Kuhn, Wissenschaft, Wissenschaftsentwicklung, Paradigma, Normalwissenschaft, wissenschaftliche Revolution, Anomalie, Krise, Fortschritt, Wahrheit, Inkommensurabilität, wissenschaftliche Gemeinschaft, Protowissenschaft.
- Arbeit zitieren
- Timo Luks (Autor:in), 2000, Thomas Kuhn und die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. Kritische Diskussion einer Theorie der Wissenschaftsentwicklung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/8958