1. Einleitung
Die vorliegende Studie zum Mediengebrauch möchte sich mit der Thematik auseinandersetzen, wie Jugendliche mit dem derzeitigen, durch Verbreitung elektronischer Medien hervorgerufenen Wandel in der Vermittlungskultur umgehen.
Besondere Aufmerksamkeit wird dabei auf das Verhältnis von Brief und den so genannten Neuen Medien wie SMS, E-Mail oder Chat gelegt werden. Die Wahl dieses Schwerpunktes begründet sich in der über Jahrhunderte währenden Monopolstellung des Briefes zur Übermittlung von Nachrichten über räumliche Distanzen: „Schriftliche Informationen von Mensch zu Mensch waren so alt wie die Schrift selbst, so dass eine Kulturgeschichte des Briefes bis in die Anfänge der Antike zurückreichen würde.“
War die Erfindung des Telegraphen einer der ersten Versuche, den Weg von Nachrichten mittels Elektrizität zu beschleunigen, können wir zwischenzeitlich feststellen, „dass der Alltag von Medien der ‚Fernkommunikation’ durchdrungen wird. Das reicht von der ‚multi-medialen’ Ausstattung der Haushalte mit Telefon, Telefax, Anrufbeantworter, Internetanschluss und E-Mail bis hin zur Allgegenwart medialer Kommunikation durch mobile Gerätschaften.“
Fraglich ist, in welchem Maße die Neuen Medien in der Lage sind, Briefkommunikation zu ersetzen. Statistisch gesehen, scheint das Ende des Briefes in naher Zukunft möglich. Die Deutsche Post AG befördert zwar 72 Millionen Briefe pro Tag, doch handelt es sich nur noch bei zehn Prozent um private Inhalte (vgl. Höflich 2003, S. 40).
Den mit Briefpost beförderten behördlichen Inhalten scheint ebenso keine große Zukunft beschieden zu sein. In nahezu allen geschäftlichen Bereichen werden schriftliche Informationen nicht mehr auf dem Trägermedium Papier weitergeleitet, sondern via E-Mail durch Datennetze versandt. Eines der jüngsten Zeugnisse dafür ist die Initiative BundOnline2005, „in der sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt hat, bis 2005 alle internetfähigen Dienstleistungen online bereitzustellen“. Beispielsweise können Anwälte mittlerweile Anklageschriften, digital signiert, elektronisch bei Gericht einreichen.
Ein weiterer Grund für die Annahme, dass Neue Medien Briefkommunikation verdrängen, ist die hohe Akzeptanz ihnen gegenüber in jungen Altersgruppen. 76,9 Prozent der 14- bis 19-jährigen bzw. 80,3 Prozent der 20- bis 29-jährigen in Deutschland waren 2002 Onlinenutzer. In der Altersklasse der 40- bis 49-jährigen ist immerhin der knappen Hälfte der inländischen Bevölkerung der Zugang ins World Wide Web möglich. Erst ab einem Alter von 60 Jahren verringert sich dieser Wert auf 7,8 Prozent. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass mit der bevorstehenden Übertragung von sozialen Kompetenzen an die gerade heranwachsende Generation, z.B. durch den Einstieg in das Berufsleben, eine vermehrte Nutzung elektronischer Kommunikationsformen einhergehen wird, wohingegen der konventionelle Nutzerkreis analoger Medien aus Altersgründen zunehmend an Einfluss verlieren wird.
Die elektronischen Kommunikationsformen scheinen aufgrund ihrer Vielfalt und ihrer zunehmenden Nutzung für jeden kommunikativen Zweck geeignet zu sein. Letztlich ist jedoch entscheidend, in welchem Maße ein Medium in der Lage ist, ein Signal vom Kommunikator zum Rezipient weiterzuleiten und inwiefern es dem Empfänger aufgrund der Qualität des Signals möglich ist, eine sinngerechte Decodierung vorzunehmen, also die kommunikative Absicht des Senders zu erschließen.
Das Angebot alter und neuer Medien eröffnet nach unserer Ansicht mannigfaltige Möglichkeiten, Kommunikation zu begründen. In Anbetracht dieser Tatsache besteht aber auch die Gefahr, die Leistungsfähigkeit Neuer Medien zu überschätzen, was sich nicht zwangsläufig in größeren Qualitäten von Briefkommunikation äußern muss, sondern auch aus der Wahl eines wenig geeigneten elektronischen Mediums resultieren kann.
Die Untersuchung dieses Sachverhaltes möchten wir zum Kernpunkt dieser Studie machen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Durchführung der Studie
- 2.1 Die Untersuchungsgruppe
- 2.2 Aufbau des Fragebogens
- 3. Auswertung der Fragebogenstudie
- 3.1 Allgemeine Daten
- 3.2 Zugang zu Medien
- 3.3 Wichtigkeit von Medien
- 3.4 Glaubwürdigkeit von Medien
- 3.5 Aufdringlichkeit von Medien
- 3.6 Briefkommunikation
- 3.7 Buchlektüre
- 3.8 SMS-Kommunikation
- 3.9 Abhängigkeit von Situation und Mediennutzung
- 3.10 Zeit- und Kostenaufwand für Medien
- 4. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Studie analysiert die Mediennutzung von Jugendlichen im Kontext des Wandels in der Vermittlungskultur, der durch die Verbreitung elektronischer Medien entstanden ist. Der Fokus liegt auf dem Verhältnis zwischen Briefkommunikation und den neuen Medien wie SMS, E-Mail oder Chat. Die Studie zielt darauf ab, das Ausmaß zu erforschen, in dem neue Medien die Briefkommunikation ersetzen und die damit verbundenen Herausforderungen und Möglichkeiten zu beleuchten.
- Die Rolle von Briefkommunikation in der heutigen Gesellschaft
- Die Akzeptanz und Nutzung neuer Medien bei Jugendlichen
- Die Fähigkeit neuer Medien, traditionelle Kommunikationsformen zu ersetzen
- Die Bedeutung von Kommunikationsformen für die Gesellschaft
- Der Einfluss der Nutzung von Medien auf die Kommunikation und die soziale Interaktion.
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Diese Einleitung führt in das Thema der Studie ein und beleuchtet den Wandel in der Vermittlungskultur durch die Verbreitung neuer Medien. Der Fokus liegt auf dem Verhältnis zwischen Briefkommunikation und neuen Medien wie SMS, E-Mail oder Chat.
- Kapitel 2: Durchführung der Studie: Dieses Kapitel beschreibt die Methodik der Studie, darunter die Auswahl der Untersuchungsgruppe und die Entwicklung des Fragebogens. Es wird erläutert, warum die Altersklasse der 15- bis 20-jährigen für die Studie ausgewählt wurde.
- Kapitel 3: Auswertung der Fragebogenstudie: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Fragebogenstudie, die verschiedene Aspekte der Mediennutzung durch Jugendliche beleuchtet, darunter den Zugang zu Medien, die Wichtigkeit von Medien, die Glaubwürdigkeit von Medien, die Aufdringlichkeit von Medien, die Briefkommunikation, die Buchlektüre, die SMS-Kommunikation, die Abhängigkeit von Situation und Mediennutzung sowie den Zeit- und Kostenaufwand für Medien.
Schlüsselwörter
Die Studie konzentriert sich auf die Mediennutzung von Jugendlichen, insbesondere auf den Vergleich zwischen Briefkommunikation und neuen Medien wie SMS, E-Mail und Chat. Weitere zentrale Themen sind die Veränderungen in der Vermittlungskultur, die Akzeptanz und Nutzung neuer Medien, die Rolle der Kommunikation in der Gesellschaft und der Einfluss von Medien auf die soziale Interaktion.
- Arbeit zitieren
- Jeanette Kühn (Autor:in), Markus Haubold (Autor:in), 2006, Tradition vs. Neue Medien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90123