Die Psalmen, Lieder und Gebete aus dem alten Israel, werden seit über zwei Jahrtausenden
von Gläubigen gesprochen, gebetet, gesungen, voller Inbrunst herausgeschrieen oder ergriffen
geflüstert. Denn so unterschiedlich die in den Psalmen aufgegriffenen Themen auch sein
mögen, eines haben sie doch gemeinsam: Sie greifen elementare Erfahrungen des Menschen
auf, schreckliche Angst und Verzweiflung, aber auch überströmende Dankbarkeit:
Bedrückung ebenso wie tief empfundenes Glück über die Schöpfung, und sie sind daher in
jeder geschichtlichen Epoche aktuell.
Besonders in unserer westlichen Gesellschaft ist es befreiend, wenn anfangs vielleicht auch
etwas fremd, dass in den Psalmen nicht nur die positiven, sondern auch die negativen
Emotionen ausgedrückt und nicht unterdrückt werden. Das Leid wird ernst genommen und als
Zustand akzeptiert, der berechtigt ist und nicht vor den Mitmenschen versteckt werden muss.
Es gibt keine oberflächlichen Trostworte wie „das wird schon wieder“ oder „ist doch alles nur
halb so schlimm“. Freude und Leid, beide haben ihre Zeiten im Leben und dürfen offen
gezeigt werden.
Trotzdem bleibt der Psalmenbeter auch in den Klagepsalmen nie bei der Anklage Gottes
stehen. Nach der Klage folgt ein Bekenntnis der Zuversicht oder der Rückblick auf früheres
Heilshandeln Gottes und darauf die Bitte um Zuwendung. Die Klagepsalmen enden
hoffnungsvoll mit einer Bitte oder auch mit einem Lobversprechen, das der Beter im festen
Vertrauen darauf gibt, dass Gott helfen wird.1
Wichtig ist, dass es sich bei den Psalmen um Gebrauchstexte handelt. Die Psalmen sind direkt
aus der Erfahrung von Not oder Errettung heraus entstanden, was man auch noch an den
Überschriften sieht. Sie gehörten im alten Israel zwar in den Gottesdienst, aber dabei muss
man bedenken, dass Leben und Gottesdienst zusammen gehörten und nicht wie heute klar
getrennt verliefen. Darum sollten die Psalmen auch heute nicht ausschließlich auf den
Gottesdienst beschränkt sein, sondern in das tägliche Leben geholt werden. Der
Religionsunterricht kann dazu viel beitragen.
Die Tatsache, dass es sich bei den Psalmen um relativ kurze, aber kraftvolle Texte handelt,
machen sie besonders geeignet für den Religionsunterricht in der Schule. Jeder Psalm kann für sich gelesen und bearbeitet werden, ohne in einen größeren Kontext gestellt werden zu
müssen. Sie sind überschaubar und „erschlagen“ die SchülerInnen nicht beim Lesen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Reflexion über das Interesse an den Psalmen
- Zielsetzung
- Auswahl geeigneter Psalmen
- Auswahl und Reihenfolge geeigneter Psalmengattungen
- Auswahl einzelner Psalmen
- Exegese der ausgewählten Psalmen
- Psalm 22
- Psalm 23
- Psalm 104
- Didaktische Entscheidungen
- Ziele
- Inhalte
- Methoden
- Schritte
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit bietet einen Überblick über die Möglichkeiten, das Thema „Psalmen“ im gymnasialen Religionsunterricht zu behandeln. Sie soll nicht als Unterrichtsentwurf verstanden werden, sondern als theoretische Betrachtung. Die Arbeit behandelt die Auswahl geeigneter Psalmen, eine kurze exegetische Untersuchung ausgewählter Psalmen und die Darstellung didaktischer Entscheidungen sowie verschiedene Schritte des Unterrichts.
- Das breite Spektrum des Psalters und seine Relevanz für den Religionsunterricht
- Die Auswahl geeigneter Psalmengattungen für den Unterricht, insbesondere Klage-, Vertrauens- und Hymnenpsalmen
- Die didaktische Aufbereitung der Psalmen, die Berücksichtigung ihrer Struktur und die Integration in den Unterricht
- Die Rolle der Exegese im Religionsunterricht und die Anwendung exegetischer Methoden auf die Psalmen
- Verschiedene Schritte und Phasen des Unterrichts mit Psalmen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung reflektiert das Interesse an den Psalmen und die Bedeutung ihrer Aktualität in verschiedenen Epochen. Sie betont die emotionale Bandbreite der Psalmen und ihre Fähigkeit, elementare menschliche Erfahrungen auszudrücken. Der Text betont die Bedeutung der Psalmen als Gebrauchstexte und die Möglichkeiten, sie in den Alltag zu integrieren.
Auswahl geeigneter Psalmen
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Auswahl und Reihenfolge geeigneter Psalmengattungen für den Religionsunterricht. Die Auswahl der Psalmen soll das Spektrum des Psalters von Klage über Vertrauenslieder bis hin zu Hymnen abdecken. Die Reihenfolge der Gattungen folgt einem didaktischen Aufbau, der die Struktur der Psalmen berücksichtigt.
Exegese der ausgewählten Psalmen
Dieses Kapitel stellt die Exegese von drei Psalmen dar: Psalm 22, Psalm 23 und Psalm 104. Die Exegese erfolgt in religionspädagogischer Absicht und konzentriert sich auf die Kernbotschaft und Relevanz der Psalmen für den Religionsunterricht.
Schlüsselwörter
Psalmen, Religionsunterricht, Psalmengattungen, Klagepsalmen, Vertrauenslieder, Hymnen, Exegese, Didaktik, Unterrichtsschritte, emotionale Bandbreite, Gebrauchstexte, Aktualität, biblische Sprache, Interpretation, Schüleraktivierung, Gottesdienst, Lebenswelt.
- Arbeit zitieren
- Sabine Schmid (Autor:in), 2005, Psalmen im gymnasialen Religionsunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90475