Die tief greifenden Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt gehen auch an den Gewerkschaften der Bundesrepublik Deutschland nicht spurlos vorüber. Ganz im Gegenteil, sie werden heftig gebeutelt und zum Sündenbock für die schlechte wirtschaftliche Lage gemacht. Woher kommt das? Die Gewerkschaften waren doch lange Zeit eine anerkannte Größe in der deutschen politischen Landschaft. In der letzten Dekade fiel es ihnen jedoch immer schwerer innovative Ergebnisse zu liefern und sie beschränkten sich darauf lauthals aufzuschreien, wenn neue Einschnitte im Sozialsystem verkündet wurden. In den Medien ist „Gewerkschafts-bashing" zur Mode geworden. (Klingenburg 2003, S.1). Es ist nicht zu übersehen, die Gewerkschaften machen eine schwierige Zeit durch. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der aktuellen Krise der deutschen Gewerkschaften und geht der Frage nach: was sind die Symptome und Ursachen dafür? Mit welchen Korrekturen könnten sich die Gewerkschaften daraus befreien und welche Gestaltungsmöglichkeiten bieten sich für die Zukunft an? Ziel ist es die gewonnenen Erkenntnisse thematisch zu sortieren und mögliche Lösungen aufzuzeigen.
Zur Ausarbeitung wurde einschlägige Sekundärliteratur verwendet wobei darauf geachtet wurde, dass möglichst alle Sichtweisen auf das Thema durch eine Quelle vertreten sind. So fanden sowohl Werke aus dem gewerkschaftsnahen Umfeld als auch aus der wirtschaftsliberaleren Ecke Eingang, auch der politikwissenschaftliche Blickwinkel wurde berücksichtigt. Wenn im folgenden Text der Begriff Gewerkschaften verwendet wird meint dieser, soweit nicht anders erwähnt, die deutschen lndustriegewerkschaften und ihre Dachverbände, mit Schwerpunkt auf dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und dem ihm angehörigen Gewerkschaften.
Aufgebaut ist die Arbeit folgendermaßen: Als Hinführung zum Thema werden die Gewerkschaften und der rechtliche Rahmen, in dem sie sich bewegen, kurz skizziert. In Kapitel drei werden die aktuellen und schwerwiegendsten Probleme, vor denen die Gewerkschaften stehen, dargestellt und es wird erläutert in wie weit sich diese Probleme auf die Gewerkschaften auswirken und wie sie entstanden sind. Erster Punkt ist dabei der drastische Verlust von Mitgliedern, mit dem die Arbeitnehmerverbände seit Jahren kämpfen. Die Auswirkungen und Ursachen der veränderten Mitgliederstruktur, des soziokulturellen und sozioökonomischen Wandels und des aktuellen Weltbildes der Gewerkschaften kommen zur Sprache.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
2. Gewerkschaften
3. Probleme
3.1. Mitgliederschwund
3.1.1 Mitgliederstruktur
3.1.2 Soziokultureller Wandel
3.1.3 Sozioökonomischer Wandel
3.1.4 Weitbild / Kommunikationsdefizit
3.1.5 Fusionen
3.2 Finanzprobleme
3.3 Fehlen der Antagonisten
3.4 Globalisierung
4. Gegenmaßnahmen
5. Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis:
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Mitgliederentwicklung des DGB von 1994 – 2006
Einleitung
Die tief greifenden Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt gehen auch an den Gewerkschaften der Bundesrepublik Deutschland nicht spurlos vorüber. Ganz im Gegenteil, sie werden heftig gebeutelt und zum Sündenbock für die schlechte wirtschaftliche Lage gemacht. Woher kommt das? Die Gewerkschaften waren doch lange Zeit eine anerkannte Größe in der deutschen politischen Landschaft. In der letzten Dekade fiel es ihnen jedoch immer schwerer innovative Ergebnisse zu liefern und sie beschränkten sich darauf lauthals aufzuschreien, wenn neue Einschnitte im Sozialsystem verkündet wurden. In den Medien ist „Gewerkschafts-bashing" zur Mode geworden. (Klingenburg 2003, S.1). Es ist nicht zu übersehen, die Gewerkschaften machen eine schwierige Zeit durch. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der aktuellen Krise der deutschen Gewerkschaften und geht der Frage nach: was sind die Symptome und Ursachen dafür? Mit welchen Korrekturen könnten sich die Gewerkschaften daraus befreien und welche Gestaltungsmöglichkeiten bieten sich für die Zukunft an? Ziel ist es die gewonnenen Erkenntnisse thematisch zu sortieren und mögliche Lösungen aufzuzeigen.
Zur Ausarbeitung wurde einschlägige Sekundärliteratur verwendet wobei darauf geachtet wurde, dass möglichst alle Sichtweisen auf das Thema durch eine Quelle vertreten sind. So fanden sowohl Werke aus dem gewerkschaftsnahen Umfeld als auch aus der wirtschaftsliberaleren Ecke Eingang, auch der politikwissenschaftliche Blickwinkel wurde berücksichtigt. Wenn im folgenden Text der Begriff Gewerkschaften verwendet wird meint dieser, soweit nicht anders erwähnt, die deutschen lndustriegewerkschaften und ihre Dachverbände, mit Schwerpunkt auf dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und dem ihm angehörigen Gewerkschaften.
Aufgebaut ist die Arbeit folgendermaßen: Als Hinführung zum Thema werden die Gewerkschaften und der rechtliche Rahmen, in dem sie sich bewegen, kurz skizziert. In Kapitel drei werden die aktuellen und schwerwiegendsten Probleme, vor denen die Gewerkschaften stehen, dargestellt und es wird erläutert in wie weit sich diese Probleme auf die Gewerkschaften auswirken und wie sie entstanden sind. Erster Punkt ist dabei der drastische Verlust von Mitgliedern, mit dem die Arbeitnehmerverbände seit Jahren kämpfen. Die Auswirkungen und Ursachen der veränderten Mitgliederstruktur, des soziokulturellen und sozioökonomischen Wandels und des aktuellen Weltbildes der Gewerkschaften kommen zur Sprache. Gesondert wird der Versuch, dem Mitgliederschwund durch Fusionen entgegenzuwirken, behandelt, zudem wird dargelegt, wie die einzelnen Problemfelder, die für den Verlust der Mitglieder verantwortlich sind, miteinander in Verbindung stehen. Im Weiteren werden die finanzielle Krise und ihre Korrelation mit dem Mitgliederschwund, sowie die Auswirkungen der abnehmenden Bindekraft der Arbeitgeberverbände und die der Globalisierung der Weltwirtschaft, auf die Gewerkschaften behandelt. Dabei wird versucht möglichst unterschiedliche Aspekte, Sichtweisen und Prognosen vorzustellen.
Kapitel vier beinhaltet eine Übersicht über die Maßnahmen, die den Gewerkschaften vorgeschlagen werden, um die aktuelle Krise zu überwinden. Es werden Vorschläge genannt, die es den Gewerkschaften ermöglichen sollen sowohl im Bereich der Mitgliederentwicklung, als auch in den sich ändernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, wieder das Heft in die Hand zu bekommen. Im Schlussteil folgen noch einige Gedanken wie es den Gewerkschaften möglich wäre nicht nur aus der Krise heraus zu kommen, sondern auch für die Zukunft wieder zu einem ernst zu nehmenden sozialpolitischen Akteur zu werden und es zu bleiben.
2. Gewerkschaften
Im Folgenden werden kurz das Wesen und die Funktionen der Gewerkschaften skizziert. Gewerkschaften sind auf Freiwilligkeit basierende Vereinigungen von Arbeitnehmern, die dazu dienen, die Interessen der Mitglieder im Arbeitsleben, sowie in sozial- und wirtschaftspolitischen Belangen zu artikulieren und durchzusetzen. Sie basieren auf Artikel 9, Absatz 3 des Grundgesetzes.
Im Speziellen nehmen die Gewerkschaften zwei unterschiedliche Arten von Aufgaben wahr stellen, ökonomisch betrachtet, ihren Mitgliedern zwei Arten von Gütern zur Verfügung. Zum einen exklusive Güter, die nur ihren Mitgliedern zugute kommen, zum anderen Aufgaben und Güter, die zwar im Interesse ihrer Mitglieder liegen, von deren Nutzung Nichtmitglieder aber nicht ausgeschlossen werden können. Unter Erstgenannte fallen besonders Dienstleistungen wie Rechtsberatung und juristischer Beistand, beziehungsweise juristische Vertretung. Sie bieten selektive Anreize für eine Mitgliedschaft. In ihrer zweiten, wesentlichen Funktion treten die Gewerkschaften im Arbeitsmarkt als Tarifvertragspartner gemäß Paragraph 2 Tarifvertragsgesetz auf. Sie handeln mit der Arbeitgeberseite die Tarifverträge aus. Von diesen profitieren üblicherweise auch Nichtmitglieder. Gegenüber dem Staat fungieren Gewerkschaften als Interessenverbände, nehmen aber darüber hinaus auch staatsentlastende Tätigkeiten, wie zum Beispiel die Mitwirkung im System der sozialen Absicherung war (Funk 2003, S.14). In Deutschland lassen sich zwei Arten von Gewerkschaften unterscheiden: a) die großen Industriegewerkschaften und ihre Dachverbände, in denen eine Vielzahl von Berufsgruppen vertreten sind und b) die kleineren Spartengewerkschaften, die nur eine sehr spezielle Klientel ansprechen.
Um den Machtfaktor einer Gewerkschaft beurteilen zu können, ist es sinnvoll, zu überprüfen, wie es um ihre Artikulationsfähigkeit, ihr Mobilisierungspotential und ihre Konfliktfähigkeit bestellt ist. So ist die Artikulations- und Organisationsfähigkeit der großen Gewerkschaften deutlich besser, da sie althergebrachte politische Schwergewichte mit einer hohen Mitgliederzahl sind. Bei der Konfliktfähigkeit sind ihnen die Spezialgewerkschaften jedoch oft voraus, da deren Mitglieder oft Höherqualifizierte sind. Diese können durch einen Ausstand empfindlich in das System eingreifen. So zum Beispiel die im Marburger Bund organisierten Klinikärzte.
3. Probleme
Die Gewerkschaften haben in der Vergangenheit viel erreicht und sich eine starke Stellung im deutschen politischen System erarbeitet. Diese beruht auf, und äußert sich in stark organisierten Sozialpartnern und der Fähigkeit der Gewerkschaften, makroökonomisch sowie politisch mitzugestalten, bei gleichzeitiger Verankerung in den Betrieben (Schroeder 2003, S.12). Unterstützend hinzu kam ein Quasizwang zur Gewerkschaftsmitgliedschaft in manchen lndustriezweigen (Alemann 200 S.3). Lange Zeit galt dieses System international aufgrund „seiner friedensstiftenden und produktivitätssteigernden Wirkung“ als Erfolgsmodell (Funk 2003, S.14f).
Doch in den letzten Dekaden begann diese starke Position der Gewerkschaften zu bröckeln und sie sahen sich mit Vorwürfen und Problemen konfrontiert, deren Aufarbeitung nicht entschlossen genug angegangen wurde, und die so zu einer „Thematisierungs- und Gestaltungskrise“(Schroeder 2003, S. 12) führten (ebda.). Nicht nur Vorwürfe wie der, die Situation der Arbeitslosen durch zu hohe Tarifabschlüsse weiter zu verschlechtern (Schroeder 2003, S.8), sondern auch die zunehmende Heterogenität der Berufsbilder und —situationen, sowie der Lebensstile der Berufstätigen stellen Herausforderungen dar (Schroeder 2003, S.8). Hinzu kommt, dass die Gewerkschaften oft nur reaktiv tätig werden und wurden, dies hat ihnen den Ruf Blockierer und Neinsager zu sein, eingebracht (RP online).
Die Probleme sind also zum Teil hausgemacht, zum Teil der sich ändernden wirtschaftlichen Lage geschuldet. Doch die Gewerkschaften stehen gerade mit den Mitgliederproblemen nicht allein, sondern müssen genau wie viele politische Großorganisationen und moralische Verbände — wie Parteien und ‚Kirchen — aktiv um neue Mitglieder werben und in der Konkurrenz bestehen (Alemann 2007, S.4). Ungeachtet all der negativen Schlagzeilen stehen die Gewerkschaften bei der Öffentlichkeit und den Arbeitnehmern nicht schlecht da (Frerichs/Pohl 2004, S.47) und werden von vielen als notwendiger Bestandteil im Kräfteparallelogramm von Arbeit und Kapital betrachtet (Frerichs/Pohl 2004, S.49).
3.1. Mitgliederschwund
Eines der gravierendsten Probleme, dem sich die Gewerkschaften — besonders im DBG - gegenüber sehen, ist der drastische Rückgang der Mitgliederzahlen. Während im EU-Durchschnitt zwischen 1993 — 2003 ein Mitgliederrückgang von ca. 5 Prozent zu verzeichnen war, verloren die deutschen Gewerkschaften in derselben Zeit fast 24 Prozent (Hassel 2007, S.177). Dieser Mitgliederschwund fand nicht nur bei der althergebrachten Stammklientel, den Arbeitern, statt sondern lief bei den, auf dem Arbeitsmarkt zahlenmäßig stärker werdenden Angestellten parallel (siehe Abbildung 1, S.8)
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- Arbeit zitieren
- Torsten Kühne (Autor:in), 2006, Krise der deutschen Gewerkschaften - Symptome, Ursachen und Lösungsansätze, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90497
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