Das Kriegsgeschehen im internationalen System hat sich seit 1945 stark verändert.
Die Mehrzahl der Kriege, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs geführt wurden, waren nicht mehr zwischenstaatliche, sondern innerstaatliche Kriege. Diese Entwicklung steigerte sich im Verlauf der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dahingehend, dass das Jahrzehnt der 1990er Jahre sogar als eines der gewaltsamsten gelten muss (vgl. Chojnacki 2006: 29). Dies wird größtenteils auf die Auswirkungen des Endes des Kalten Krieges zurückgeführt: Das Ende des Kalten Krieges leitete die Entmonopolisierung des Krieges durch die Supermächte USA und Sowjetunion ein, die ihre militärischen Truppen und ihre finanzielle sowie strategische Unterstützung zur Kriegführung aus Ländern in Afrika, Südostasien und Zentralamerika zurückzogen. Dabei hinterließen sie häufig Länder mit zerrütteten oder beschädigten politischen und sozialen Strukturen. (vgl. Richards 2005: 1)
Dieser Wandel des Kriegsgeschehens ist seit einiger Zeit auch in den Fokus der Konfliktforschung gerückt und hat zu einem Paradigmenwechsel in der Kriegsdefinition geführt:
Das Clausewitzsche Paradigma, das Krieg als „Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“ versteht, wird durch das Paradigma, neue Kriege als „Fortsetzung der Ökonomie mit anderen Mitteln“ (Keen 1998: 17) abgelöst.
Der Ursprung der These neuer Kriege als „Fortsetzung der Ökonomie mit anderen Mitteln“ findet seinen Ursprung in der Analyse gegenwärtiger innerstaatlicher Kriege, wie z.B. staatlicher Zerfallsprozesse, der Entstehung von Kriegsökonomien, den Bedeutungsverlust staatlicher Akteure und die Verlagerung des Kriegsgeschehen in die „Dritte Welt“ (Newman 2004: 174)
Im Folgenden sollen die Konzepte des neuen Krieges und des Failing States dargestellt und kritisiert werden, um den politikwissenschaftlichen Diskurs der Konfliktforschung zu beleuchten. Nach einer theoretischen Abhandlung werden die Konzepte auf den Konflikt in Uganda angewendet und aufgezeigt werden, wo eine ethnologische Betrachtungsweise eine notwendige Ergänzung zu den vorgestellten Ansätzen darstellt. In einem abschließenden Fazit werden neue Ansätze zur Konfliktanalyse benannt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was ist das Neue an den neuen Kriegen?
- Kritik am Konzept der neuen Kriege
- Staatszerfall als globale Bedrohung
- Politikwissenschaftliche Perspektiven auf Uganda
- Überblick über den Konflikt
- Entstaatlichung
- Asymmetrisierung der kriegerischen Gewalt
- Autonomisierung der Gewaltformen
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Konzepte der "neuen Kriege" und "Failing States" im Kontext der politischen Konfliktforschung und befasst sich mit der Frage, wie diese Konzepte aus einem ethnologischen Blickwinkel auf Uganda angewendet werden können. Der Fokus liegt auf der Analyse von Kriegsgeschehen im internationalen System und der Entwicklung neuer Konfliktformen im 21. Jahrhundert.
- Der Wandel des Kriegsgeschehens seit 1945
- Das Konzept der "neuen Kriege" als „Fortsetzung der Ökonomie mit anderen Mitteln“
- Staatszerfallsprozesse und die Entstehung von Kriegsökonomien
- Die Bedeutung von ethnologischen Perspektiven in der Konfliktanalyse
- Der Konflikt in Uganda als Fallbeispiel
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der neuen Kriege und des Staatszerfalls ein und stellt die Relevanz des Themas im Kontext des internationalen Systems heraus. Sie beleuchtet den Wandel des Kriegsgeschehens seit dem Ende des Kalten Krieges und den Aufstieg von innerstaatlichen Konflikten.
- Was ist das Neue an den neuen Kriegen?: Dieses Kapitel analysiert die Merkmale der "neuen Kriege" nach Herfried Münkler. Es werden Themen wie die Entstaatlichung, die Asymmetrisierung der Gewalt und die Ökonomisierung des Krieges beleuchtet.
- Kritik am Konzept der neuen Kriege: In diesem Kapitel wird das Konzept der neuen Kriege aus verschiedenen Perspektiven kritisch beleuchtet.
- Staatszerfall als globale Bedrohung: Dieser Abschnitt behandelt die Herausforderungen, die der Staatszerfall für das internationale System mit sich bringt.
- Politikwissenschaftliche Perspektiven auf Uganda: Dieses Kapitel analysiert den Konflikt in Uganda aus verschiedenen politikwissenschaftlichen Perspektiven und beleuchtet Themen wie die Entstaatlichung, die Asymmetrisierung der Gewalt und die Autonomisierung der Gewaltformen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen neue Kriege, Failing States, Konfliktforschung, Staatszerfall, Entstaatlichung, Asymmetrie, Autonomie, Gewaltformen, Kriegsökonomie, Uganda und Ethnologie.
- Quote paper
- Florian Kuhne (Author), Sarah Wessel (Author), 2007, Politikwissenschaftliche Theorien zur Konfliktforschung aus einem ethnologischen Blickwinkel auf Uganda, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90660