Das Menschenbild in der Reformpädagogik


Hausarbeit, 2006

21 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriff und Umfang der „Reformpädagogik“

3. Bildungskritik als auslösender Faktor für die reformpädagogische Bewegung
3.1. Langbehn: Kritik am Rationalismus und an der Verwissenschaftlichung der Bildung
3.2. Nietzsche: Kritik am Historismus der Bildung
3.3. Lagarde: Kritik am fehlenden Idealismus der Jugend

4. Einzelne Teilbewegungen der Reformpädagogik
4.1. „Bewegung vom Kinde aus“
4.1.1. Vertreter
4.1.2. Die neue Anthropologie des Kindes
4.1.3. Möglichkeiten und Aufgaben der Erziehung
4.2. Berthold Otto
4.2.1. Zur Person
4.2.2. Ottos Bild vom Kind und von Erziehung
4.2.3. Ottos Auffassung von Bildung
4.3. Die Landerziehungsheimbewegung
4.3.1. Gründer
4.3.2. Prinzipien der Landerziehungsheimbewegung
4.4. Georg Kerschensteiner und die Arbeitsschule
4.4.1. Zur Person
4.4.2. Kerschensteiners Reformansatz
4.4.3. Kerschensteiners Bild vom Kind und von Erziehung

5. Kritische Würdigung

6. Schluss

7. Literatur

1. Einleitung

Wirft man einen Blick auf die Geschichte, so kann man erkennen, dass in verschiedenen Epochen ganz unterschiedliche Menschenbilder vorherrschten. So war zum Beispiel das Mittelalter geprägt von Aberglauben. In der Epoche der Aufklärung appellierte man an die Vernunft des Menschen. Es galt, den Aberglauben abzulegen und Belange der Gesellschaft mit Hilfe der Vernunft zu regeln. Immanuel Kant prägte den „Wahlspruch der Aufklärung“ (zit. n. Gudjons 2001, 80): „Sapere aude! Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ (ebd.).

Ebenso wie sich Geschichte bezüglich der Menschenbilder heterogen verhält, verhält es sich auch mit der Pädagogik. Allein ein Blick auf die „großen“ Pädagogen der Vergangenheit macht die verschiedenen Auffassungen von Menschsein und Erziehung deutlich. Johann Amos Comenius hob die Lernfähigkeit, das Bedürfnis nach Wissen sowie die Neugierde des Menschen hervor. Ein wichtiger Grundsatz von ihm lautete: „Allen Menschen alles allumfassend lehren.“ John Locke betrachtete den Menschen als „Tabula rasa“, den es mit Inhalten zu füllen galt. Jean-Jacques Rousseau entwickelte den Gedanken der natürlichen und negativen Erziehung. Die drei oben genannten Pädagogen sollen als Exkurs in die Geschichte der Pädagogik genügen, um die Heterogenität der Menschenbilder in der Erziehungswissenschaft deutlich zu machen.

In meiner Arbeit möchte ich mich mit dem Menschenbild der Reformpädagogik auseinandersetzen. Reformpädagogik wird zwar als eine Epoche der Pädagogik beschrieben, umfasst selbst aber mehrere verschiedene Teilströmungen mit verschiedenen Ansichten und Ansätzen von Erziehung, sodass wohl besser vom Plural, nämlich von Menschenbildern der Reformpädagogik zu sprechen ist.

Zu Beginn meiner Arbeit möchte ich einige Anmerkungen zum Begriff und Umfang der „Reformpädagogik“ machen. Anschließend werde ich die Bildungskritik als auslösenden Faktor der reformpädagogischen Bewegung darstellen. Darauf soll ein Überblick über einige Teilbewegungen bzw. Vertreter der Reformpädagogik folgen. Die Betrachtungen beschränken sich auf die „Bewegung vom Kinde aus“, Berthold Otto, die Landerziehungsheimbewegung und Georg Kerschensteiner und die Arbeitsschule. Die übrigen Strömungen müssen aufgrund des beschränkten Rahmens meiner Hausarbeit unberücksichtigt bleiben, sind aber nicht weniger von Bedeutung für die Pädagogik. Zum Abschluss dieser Arbeit möchte ich noch eine kritische Würdigung der Reformpädagogik anbringen.

2. Begriff und Umfang der „Reformpädagogik“

Der Zeitraum der Reformpädagogik wird häufig von 1890 bis 1933 angegeben und als eine in sich abgeschlossene Bewegung dargestellt. Allerdings greifen die Strömungen innerhalb dieses Zeitraums immer wieder auch auf Lehren und Ideen von Pädagogen (z.B. Rousseau) zurück, die vor diesem Zeitraum anzusiedeln sind. Weiterhin wirkten verschiedene Repräsentanten der Reformpädagogik auch, zwar unterbrochen durch den Nationalsozialismus, bis in das erste Jahrzehnt nach dem Zweiten Weltkrieg weiter. Beginn und Ende der reformpädagogischen Bewegung sind also nicht ganz eindeutig festzumachen.

Zu den wichtigsten Ansätzen zählen nach Schaub, Zenke (2001) die Pädagogik vom Kinde aus, die Arbeitsschul-, Einheitsschul-, Volkshochschul-, Kunsterziehungs- und Jugendbewegung. Außerdem zählen dazu die Lebensgemeinschaftsschulen der Hamburger und Bremer Schulreformer, die Hauslehrerschule, die Landerziehungsheime, die Waldorfschulen, die Jena-Plan-Schule und die Montessori-Schulen.

Die reformpädagogische Bewegung konzentrierte sich nicht ausschließlich auf den Bereich der Schule, sondern erstreckte sich auf den gesamten Bereich des Erziehungs- und Bildungswesens. Weiterhin war sie eine Bewegung, die sich nicht nur auf Deutschland beschränkte, sondern auch im Ausland stattfand.

Die einzelnen Teilbewegungen vertraten teilweise sehr unterschiedliche Auffassungen, sodass es nicht unumstritten war, sie als eine Bewegung zusammenzufassen. Nohl räumte ein, dass die „pädagogische Revolution“ (Scheibe 1969, 2) von außen betrachtet keine Einheit darstellt, argumentierte allerdings folgendermaßen zugunsten einer einheitlichen Betrachtung: „Und doch kann man von vornherein sagen: handelt es sich bei dem allen überhaupt um etwas Wahres und Lebendiges, dann muß eine letzte Einheit da sein, aus der es seinen besten Sinn und seine Lebenskraft bezieht: die Einheit eines neuen Ideals vom deutschen Menschen und von einer höheren geistigen Volkskultur“ (ebd.).

3. Bildungskritik als auslösender Faktor für die reformpädagogische Bewegung

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts standen die Epochen der Klassik und Romantik. Man erzielte Fortschritte in Naturwissenschaft und Technik, sodass die Industrialisierung begann und weiter voran schritt. Deutschland entwickelte sich vom Agrar- zum Industriestaat. Politisch kam es zur Einheit des Reiches. In der Bevölkerung entstand ein Gefühl von Stolz aufgrund der Erfolge. Dem gegenüber steht jedoch am Ende des 19. Jahrhunderts eine „grundsätzliche geistige Selbstkritik“ (Scheibe 1969, 5), welche auch als „Kulturkritik“ bezeichnet wird. Diese Kulturkritik ist der Unterbau der darauf folgenden pädagogischen Bewegung, die ihren Antrieb darin sieht, „durch Erziehung eine bessere Zeit mit besseren Menschen herbeiführen zu können“ (ebd.). Außerdem ist diese Kulturkritik auch Ansatzpunkt einer Bildungskritik von Julius Langbehn, Friedrich Nietzsche und Paul de Lagarde.

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Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Das Menschenbild in der Reformpädagogik
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
21
Katalognummer
V90731
ISBN (eBook)
9783640100347
Dateigröße
463 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Menschenbild, Reformpädagogik
Arbeit zitieren
Simone Merkl (Autor:in), 2006, Das Menschenbild in der Reformpädagogik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90731

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