Die Gefahr, die meine Arbeit in sich trägt, besteht darin, dass sie den Anschein erwecken könnte, es solle dem Geschehen von Auschwitz ein ‚Sinn‘ gegeben werden. Dies ist jedoch ein großes Missverständnis. Je länger ich mich mit dem Thema "Gottesfinsternis - der innerjüdische Diskurs um die Shoa" auseinandergesetzt habe, desto klarer ist mir geworden, dass die Fragen, die die Shoa aufwirft, offengehalten werden müssen und die möglichen Antworten immer fragwürdig bleiben müssen. Wie der Rabbiner Emil Fackenheim formuliert „können [wir] den Holocaust nicht verstehen, sondern wir können nur seine Unverstehbarkeit verstehen“ . Das impliziert jedoch nicht, dass wir uns der Notwendigkeit der Erinnerung entziehen können. Ganz im Gegenteil: gerade weil es bald keine Zeitzeugen mehr geben wird, ist es umso wichtiger, dass wir uns an diese schlimme Zeit erinnern, uns mit ihr auseinandersetzen und unseren Kindern davon erzählen, damit die Shoa niemals in Vergessenheit gerät.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Holocaust oder Shoa? - Begriffserläuterungen
- Die Shoa – Büchse der Pandora
- Jüdische Religiosität unter den Bedingungen der Shoa
- Der Alltag der religiösen Juden
- Praktizierung der jüdischen Religion in den Konzentrationslagern-…
- Religiöse Tendenzen während der Shoa
- Auf welche Weise lässt sich die Shoa rechtfertigen?
- Mipnej Chata'enu – Unserer Sünden wegen...
- Kiddusch haSchem – Die Heiligung des Göttlichen Namens
- Shoa und Halacha
- Der innerjüdische Diskurs um die Shoa: Die jüdischen Holocaust-Theologen
- Gott starb in Auschwitz – Richard Lowell Rubenstein
- Das verborgene Antlitz Gottes - Eliezer Berkovits
- Der dritte Churban – Ignaz Maybaum
- Das Verbot, Hitler nachträglich siegen zu lassen - Emil Ludwig Fackenheim
- Mysterium Tremendum – Arthur Allen Cohen
- Augenblicke des Glaubens – Irving Greenberg-
- Religiöse Deutungen und ihre zentralen Themen
- Die Frage nach der Einzigartigkeit-
- Die Shoa und der Staat Israel
- Gottesfinsternis? – Die Frage nach Gott
- Fazit Gegenwärtige Vergangenheit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem innerjüdischen Diskurs um die Shoa und untersucht, wie jüdische Theologen die Shoa interpretieren und deuten. Die Arbeit beleuchtet die jüdische Religiosität unter den Bedingungen der Shoa und analysiert verschiedene religiöse Tendenzen, die sich während dieser Zeit herauskristallisierten. Darüber hinaus werden traditionelle jüdische Formen der Rechtfertigung und Interpretation des Leidens in und an der Geschichte untersucht, um das Ausmaß der Herausforderung zu ermessen, die die Shoa für die religiös und geschichtlich bestimmte Identität des Juden darstellt.
- Die jüdische Religiosität im Kontext der Shoa
- Traditionsbewusstsein und -wandel in Zeiten des Holocaust
- Theologische Deutungen der Shoa im jüdischen Diskurs
- Die Frage nach Gottes Handeln und der menschlichen Verantwortung
- Die Bedeutung der Erinnerung an die Shoa für die jüdische Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Ausgangspunkt der Arbeit dar und führt in die Thematik des innerjüdischen Diskurses um die Shoa ein. Kapitel 2 bietet eine Begriffserläuterung von „Holocaust“ und „Shoa“, um ein besseres Verständnis der verwendeten Terminologie zu gewährleisten. Kapitel 3 gibt einen kurzen Überblick über die Ereignisse der Shoa und die Verfolgung der Juden in der Zeit von 1933 bis 1945.
Kapitel 4 widmet sich der jüdischen Religiosität während der Shoa und beleuchtet den Alltag der religiösen Juden sowie die Möglichkeiten und Grenzen der Religionsausübung in den Konzentrationslagern. Zusätzlich werden die religiösen Tendenzen in dieser Zeit skizziert. In Kapitel 5 werden zwei wichtige traditionelle jüdische Formen der Rechtfertigung und Interpretation des Leidens - Kiddusch haSchem und Mipnej Chata'enu - vorgestellt, um die Deutungsmuster des Holocaust in den Ghettos, Konzentrationslagern und in der Nachkriegszeit besser zu verstehen.
Kapitel 6 beleuchtet den innerjüdischen Diskurs um die Shoa anhand von ausgewählten jüdischen Holocaust-Theologen wie Richard Lowell Rubenstein, Eliezer Berkovits, Ignaz Maybaum, Emil Ludwig Fackenheim, Arthur Allen Cohen und Irving Greenberg. Die Kapitel 7 und 8 behandeln die zentralen Themen und die Schlussfolgerungen der Arbeit.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe der Arbeit sind Shoa, innerjüdischer Diskurs, Holocaust-Theologie, jüdische Religiosität, Leid, Rechtfertigung, Interpretation, Tradition, Erinnerung, Identität, Gottesbild, Theodicee, Holocaust, Kiddusch haSchem, Mipnej Chata'enu. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, wie jüdische Theologen die Shoa theologisch deuten und welche Rolle die Erinnerung an die Shoa für die jüdische Identität spielt.
- Arbeit zitieren
- Vanessa Becker (Autor:in), 2008, Gottesfinsternis - Der innerjüdische Diskurs um die Shoa, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90785