Leseprobe
Gliederung
1 Einleitung
2 Psychotraumatologie
2.1 Psychiatrisches Wissen zu Beginn des 19. Jahrhunderts
3 Einführung in den Roman
3.1 Überblick über Handlung und Struktur
3.2 Formale Aspekte der literarischen Traumadarstellung
4 Franz Biberkopfs Leidensweg
4.1 „Die Strafe beginnt“
4.2 Erster Schlag
4.3 Zweiter Schlag
4.4 Dritter Schlag
5 Direkte und mittelbare Traumafolgen
5.1 Aspekte peritraumatischer Situationen
5.2 Direkte Traumafolgen
5.3 Mittelbare Traumafolgen
6 Ausblick: Dissoziale Persönlichkeitsstörung
7 Fazit
8 Quellenverzeichnis
1 Einleitung
„Dichter heran müssen wir an das Leben!“, forderte der Arzt und Autor Alfred Döblin (1878-1957) von seinen Schriftstellerkollegen.[1] Getreu diesem Motto ließ Döblin Beobachtungen und Erkenntnisse seiner langjährigen Tätigkeit als Nervenarzt in sein literarisches Schaffen einfließen. Ähnlich seinen psychiatrischen Studien wollte Döblin auch bei seinen fiktiven Figuren psychische Abläufe und Vorgänge darstellen, ohne jedoch psychologisierend zu erzählen, wie ein Emile Zola, Gustav Freytag oder Theodor Fontane.
Döblins psychiatrisches Hintergrundwissen legt eine interdisziplinäre Untersuchung seiner Werke nahe. Man könnte sogar behaupten, dass interdisziplinäre Texte, wie die Döblins, geradezu nach einer interdisziplinären Analyse verlangen. Die bisherige, sehr umfangreiche Forschung befasste sich jedoch fast ausschließlich mit Döblin als Autor und rückte dessen moderne Erzähl- und Montagetechniken sowie die Symbolik der Werke in den Mittelpunkt.[2] Döblin selbst aber betonte mit Schriften wie Arzt und Dichter, Zwei Seelen in einer Brust oder Eine kassenärztliche Sprechstunde die Bedeutsamkeit seines Arztberufes. In der vorliegenden Arbeit soll daher an einem Beispiel die Verbindung von Psychologie und Literatur in Döblins Schaffen herausgearbeitet werden. Ziel ist es, mit Hilfe der modernen Psychotraumatologie und vor dem Hintergrund psychiatrischen Wissens zu Döblins Zeiten, neue Einsichten in sein bekanntestes Werk, Berlin Alexanderplatz, zu gewinnen. Der Roman aus dem Jahr 1929 beinhaltet mehrere komplexe Figuren, neben Franz Biberkopf vor allem seinen Gegenspieler Reinhold und die Geliebte Mieze. Auch sie sind aus psychologischer Sicht für die Gesamtheit des Romans von Bedeutung. Allerdings möchte ich meine Untersuchung aufgrund des begrenzten Umfangs dieser Arbeit auf die Hauptfigur Franz Biberkopf eingrenzen. Im Zentrum steht dabei die Frage, inwieweit Döblins ärztliche Erfahrungen mit psychischen Störungen in der Darstellung des Franz Biberkopf zum Ausdruck kommen und wie diese mit Hilfe der heutigen Psychotraumatologie gedeutet werden können. Ich möchte dieser Frage mit Hilfe einer hermeneutischen Textanalyse und auf der Grundlage des Lehrbuchs der Psychotraumatologie von Fischer und Riedesser nachgehen.[3]
Zunächst sollen summarisch wichtige Aspekte und Begriffe der Psychotraumatologie zusammengefasst werden, die für die spätere Analyse von Bedeutung sind. Ein Kontrast zur heutigen Psychiatrie bildete der Umgang mit seelischen Wunden zu Döblins Zeiten, der kurz dargestellt werden soll. Nach dieser Einführung in das damals zeitgenössische sowie das gegenwärtige Wissen der Traumatologie, folgt ein Überblick über Inhalt und Form des Romans mit Hinblick auf die zu untersuchende Fragestellung. Diese Vorüberlegungen bilden die Basis für die anschließende Figurenanalyse, die sich an der Handlungsstruktur des Romans orientiert und den Leidensweg der Hauptfigur nachzeichnet. An dieser Stelle stehen die äußeren traumatogenen Stimuli und Biberkopfs Reaktionen auf sie im Mittelpunkt. Die aus der Traumatisierung resultierenden direkten und indirekten Traumafolgen werden im Anschluss näher betrachtet. Die Untersuchung schließt mit einem psychologischen Ausblick sowie einer Konklusion ab.
2 Psychotraumatologie
Die Psychotraumatologie erforscht die Entstehung und Heilung seelischer Verletzungen und bildet ein eigenständiges Gebiet innerhalb der Psychotherapie. Fischer und Riedesser definieren die psychische Traumatisierung als ein
vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis bewirkt.[4]
Während der traumatischen Situation ist eine natürliche Flucht- oder Kampfhandlung (flight / fight) nicht möglich bzw. wird unterbrochen, stattdessen tritt oft ein Erstarren (freezing) ein. Im dynamischen Verlaufsmodell des Traumas kommt es daher zu dem Versuch, die unterbrochenen Handlungen zu vollenden (Traumaschema). Gleichzeitig wird jedoch eine bewusste geistige Wiederholung der Handlungssequenz verhindert, damit es nicht zu Intrusionen belastender Wahrnehmungsbilder und einer Retraumatisierung kommt. Daher wechseln sich in diesem postexpositorischen Zeitraum häufig Phasen von Verleugnung und Intrusion ab. Präzise Erinnerungen, z.B. an den zeitlichen Ablauf des traumatischen Ereignisses, sind dagegen meist nicht möglich (Traumagedächtnis). Im Traumaverarbeitungsprozess wird nun die Aufarbeitung des Traumaschemas angestrebt, um so das traumatische Erlebnis in schematisiertes Wissen umwandeln zu können. Wird die Traumaverarbeitung nicht erfolgreich abgeschlossen, können sich im traumatischen Prozess chronische psychotraumatische Belastungsstörungen[5] mit einer dauerhaften Persönlichkeitsänderung herausbilden (chronisches PTBS).[6]
2.1 Psychiatrisches Wissen zu Beginn des 19. Jahrhunderts
Bevor sich Alfred Döblin ganz dem Schreiben widmete, war er viele Jahre als Psychiater tätig. Da der damalige wissenschaftliche Diskurs über den Umgang mit Traumatisierten sowie seine eigenen Erfahrungen aus der Arbeit mit psychisch Kranken unverkennbar in seine literarischen Werke mit einfließen, ist es sinnvoll, einen kurzen Blick auf den damaligen Forschungsstand zu werfen.[7]
Die moderne Psychotraumatologie beruht auf mehreren wissenschaftlichen Bewegungen, die sich seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert mit psychischen Traumata auseinandersetzten. Wichtige Anstöße für die Entstehung und Weiterentwicklung traumatologischer Konzepte gaben katastrophale historische Ereignisse, wie die beiden Weltkriege, der Vietnamkrieg oder Naturkatastrophen.[8] So führte die intensive Studie von Vietnamkriegsveteranen in den 1970er Jahren zur Entwicklung des Krankheitsbildes PTBS und in der Folge wurde die psychische Traumatisierung erstmals als Krankheit anerkannt. Wissenschaftliche Vorreiter auf dem Gebiet der Traumatologie und Zeitgenossen Döblins waren, unter anderem, der französische Philosoph und Psychologe Pierre Janet (1859-1947) sowie der Begründer der Psychoanalyse Siegmund Freud (1856-1939).[9] Janet beschrieb bereits Ende des 19. Jahrhunderts charakteristische Handlungs- und Wahrnehmungsansätze, die heute unter dem Begriff Traumaschema zusammengefasst werden, und erforschte die Verkettung von Gedächtnisstörungen und traumatischen Erfahrungen[10]. Fischer und Riedesser heben besonders Janets Verdienste bei der Untersuchung dissoziativer Phänomene, wie Amnesien oder Hypermnesien[11], hervor, die sich „nach Janet als Folge einer Überforderung des Bewußtseins bei der Verarbeitung traumatischer, überwältigender Erlebnissituationen“ ergeben und so dem Selbstschutz dienen.[12] Auch Freud verwendete den Begriff der Dissoziation, allerdings mit einer anderen Konzeption. Er ging davon aus, dass der Organismus eine traumatische Erfahrung aktiv verdrängt, also ein „motiviertes, absichtsvolles Vergessen“ als Abwehrreaktion entwickelt.[13] Neben diesen Pionieren der Traumaforschung, die Döblin zweifellos kannte, spielt in seinen Werken auch der damals konventionelle Umgang der Psychiatrie mit Patienten, besonders mit den so genannten Kriegsneurotikern, eine wichtige Rolle.
Der Erste Weltkrieg brachte mit seiner modernen Kriegsmaschinerie, den Fliegerbomben, Panzerwaffen und Artilleriegranaten, eine bis dahin nicht gekannte Welle traumatisierter Soldaten hervor, deren Symptome unter den Bezeichnungen Kriegsneurose, Granatschock oder Kriegshysterie Einzug in die einschlägige Kriegs- und Nachkriegsliteratur fanden.[14] Der wissenschaftliche Diskurs über die Ursachen traumatischer Neurosen wurde zu diesem Zeitpunkt sehr kontrovers geführt. Während viele Neurologen zunächst rein körperliche Gründe vermuteten (Oppenheimsche Theorie),[15] setzten sich, auch aufgrund der psychischen Massenerscheinungen während des Ersten Weltkriegs, mehr und mehr psychologische und soziologische Erklärungsversuche durch.[16] Verfechter dieser Theorie wie Bonhoeffer, Nonne oder Gaupp gingen davon aus, dass sich Neurosen nur bei labilen Menschen ausbilden, bei denen, so Bonhoeffer, von vornherein ein „Wille zur Krankheit“ bestehe.[17] Die Ursache der psychischen Störung wurde so nicht mehr dem traumatischen Ereignis, sondern dem schwächlichen Zustand des Patienten zugeschrieben. Daraus folgte die These, dass Psychosen, wie die Kriegshysterien, erblich bedingt seien. Riedesser und Verderberer fassen die weitläufige Meinung damaliger Nervenärzte folgendermaßen zusammen:
Wer große seelische oder körperliche Belastungen oder Erschütterungen nicht ertragen kann, ohne psychisch krank zu werden, steht im Verdacht, von Geburt an minderwertig, ein Psychopath zu sein. Er will krank werden, und wenn er es einmal ist, mangelt es ihm am Gewissen, das ihm sagt, er sei der Gesellschaft gegenüber verpflichtet, wieder gesund zu werden.[18]
Vor dem Ersten Weltkrieg wurde aufgrund dieser Diagnose versucht, die vermeintlichen „Rentenneurotiker“ bzw. „Simulanten“ zu bekämpfen, die die Gesellschaft durch ungerechtfertigte Entschädigungsansprüche, wie Unfall- oder Rentenzahlungen, belasten würden. Während des Krieges, bei dem sich die psychischen Leiden wie eine Epidemie ausbreiteten, forderte besonders die Militärführung ein hartes Vorgehen der Ärzte gegen psychisch erkrankte Soldaten, denen eine „Flucht in die Krankheit“, so der Deutsche Verein für Psychiatrie 1917,[19] vorgeworfen wurde. Diese Soldaten wurden mit gewaltsamen Methoden „kuriert“, um sie wieder an die Front schicken zu können.[20] Es wurde also nie offiziell anerkannt, dass erschütternde Kriegserlebnisse allein verantwortlich für psychische Krankheiten sein können. So verständigten sich die Psychiater nach dem Krieg, „daß es die Krankheit ‚Kriegsneurose’ nie gegeben hat“.[21] Auch nach dem Krieg setzte sich der „Kampf“ der Psychiater gegen Kriegsversehrte und den von ihnen befürchteten Ansprüchen fort.[22] Döblin schien sich dieser Paradoxie bewusst gewesen zu sein. So äußert eine Figur in Berlin Alexanderplatz ironisch: „Wenn ein Mensch kranke Nerven hat, dann ist er gesund“. Die Anschauung vieler Ärzte, es bestünde keine nachweisbare Beziehung zwischen traumatischen Kriegserlebnissen oder Unfällen und seelischen Erkrankungen, bildete so die
erste theoretische Grundlage für die Ausgrenzung und ‚Ausmerzung’ der ‚Asozialen’, ‚Gemeinschaftsfremden’ und ‚Gemeinschaftsschädlinge’ [...], auf die sich wenige Jahre später die Nationalsozialisten stützen sollten[23].
Wie Ärzte in den Zehner und Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ihre Patienten mit Elektroschocks, Hypnose, Isolation und anderen Maßnahmen „therapierten“, wird eindrucksvoll in Berlin Alexanderplatz geschildert, als Franz Biberkopf in einer Irrenanstalt durch eine „Gewaltkur [...] zurechtgebogen“ (BA 11) wird, um anschließend in der Gesellschaft wieder zu funktionieren. In diesem Kapitel verzichtet Döblin auch nicht auf einen Seitenhieb gegen die damalige Diskussion um die Ursache psychischer Störungen. Auf der einen Seite vermutet der Oberarzt bei Biberkopfs „Stuporzustand“ einen „grobe[n] organischen[n] Befund [...], etwas im Gehirn, eine[n] Geschwulst“ (BA 427). Als Anhänger der Hirnpsychiatrie leugnet er die „sogenannte Seele“:
Nächstens glauben Sie auch, daß die Paralyse seelisch bedingt ist [...]. Die Seele, die Seele, o moderne Gefühlskiste! (BA 426)
Auf der anderen Seite stehen die jungen Assistenzärzte, die Biberkopfs Leiden für
psychogen halten, also eine Starre nimmt von der Seele ihren Ausgang, es ist ein krankhafter Zustand von Hemmungen und Gebundenheit [...]. (BA 425)
Sie versuchen, Biberkopfs beharrliche Verweigerungshaltung mittels Elektrotherapie und Gesprächstherapie zu brechen, um ihn so umerziehen zu können. Diese Methode entsprach dem Therapieziel jener Zeit, die Kontrolle über den Willen des Patienten durch suggestive und disziplinatorische Behandlungsmaßnahmen, zu erlangen.[24]
Döblin selbst lernte während seines Studiums zunächst die hirnorganische Ausrichtung kennen, später Freuds Psychoanalyse. An dieser Stelle wäre es sinnvoll, genauer auf Döblins psychologische Studien und Aufsätze einzugehen, um sein konkretes Hintergrundwissen und seine Positionen bezüglich traumatischen Neurosen zu ermitteln und mit seinen poetischen Traumadarstellungen in Beziehung zu setzen. Darauf muss an dieser Stelle jedoch verzichtet werden, da dies den Rahmen der Arbeit sprengen würde.
3 Einführung in den Roman
Der komplexe Inhalt des Romans soll im Folgenden auf einen kurzen Abriss der „Biberkopf-Handlung“ reduziert werden, da diese Ebene, zusammen mit der formalen Ebene des Werks, die Grundlage für die Analyse der psychischen Traumatisierung der Figur bilden.
3.1 Überblick über Handlung und Struktur
Berlin Alexanderplatz gliedert sich in neun Bücher, die jeweils durch Zwischenüberschriften unterteilt werden. Das Geschehen gestaltet sich nach dem „Prinzip der steigernden Wiederholungen“.[25] Franz Biberkopf wird dreimal von einem schweren Schicksalsschlag getroffen, kann sich aber jedes Mal oberflächlich davon erholen. Die Handlung wird dadurch gesteigert, dass sich die Unglücke, die Biberkopf widerfahren, in ihrer Härte und Unmenschlichkeit steigern. So wird es für Biberkopf immer schwerer, neuen Lebensmut zu finden, bis er nach dem letzten Schlag sein eigenes Ende ersehnt.
Franz Biberkopf wird am Anfang des Romans nach vierjähriger Haft, die er wegen des Totschlags an seiner Freundin Ida verbüßen musste, aus einem Berliner Gefängnis entlassen. Obwohl es ihm zunächst schwer fällt, sich in der rasant verändernden Großstadt Berlin zurechtzufinden, gewinnt er bald sein früheres Selbstbewusstsein zurück, aber auch die zwanghafte Renommiersucht. Er ist „wieder der alte gute Franz Biberkopf“ (BA 39), „von Profession Großschnauze“ (BA 438). Vollkommen unvorbereitet und daher umso heftiger trifft ihn „der erste Schlag“, der Betrug seines Freundes Lüders. Biberkopfs Unsicherheit und Angst kehren zurück und er flüchtet sich in die Isolation. Als es ihm gelingt, sich von dem Schock zu erholen, macht er Bekanntschaft mit der kriminellen Pumsbande und mit dem zwielichtigen Reinhold, der eine ungeheure Faszination auf Biberkopf ausübt. Biberkopf „fühlte sich mächtig von ihm angezogen“ und „schmiß sich an diesen Mann in dem alten Soldatenmantel ran“ (BA 177), allerdings mit fatalen Folgen. Der naive Biberkopf lässt sich von der Pumsbande überreden, bei einem „Geschäft“ auszuhelfen, bei dem auch Reinhold mitmacht. Zu spät realisiert Biberkopf, dass er in einen Raubzug hineingeraten ist. Unter Drohungen und Schlägen wird er gezwungen „Schmiere [zu] stehen“ (BA 209). Auf dem Rückweg wird er von Reinhold, der einen unbändigen Hass auf ihn entwickelt hat, aus dem Wagen geworfen und verliert in der Folge einen Arm. Auch nach diesem Schicksalsschlag kommt Biberkopf nach einiger Zeit wieder auf die Beine und macht sich auf zur „dritte[n] Eroberung Berlins“. Wider besseres Wissen sucht Biberkopf erneut Kontakt zu Reinhold, dessen Hass so groß ist, dass er Biberkopf nun endgültig vernichten will und daher seine Geliebte Mieze ermordet. Von diesem letzten Schlag, scheint sich Biberkopf nicht mehr regenerieren zu können. Er gibt sich selbst auf und wird in eine Nervenanstalt eingeliefert. Völlig gebrochen, und daher nicht mehr in der Lage zu fliehen, stellt sich Biberkopf der Vergangenheit und seiner eigenen Schuld. Durch Reue wird ein neuer Biberkopf geboren, von dem der Erzähler hofft, „daß er seine Sache besser macht.“ (BA 411).
[...]
[1] Zit. n. Althen, Christina: Döblin-Magazin. München/Düsseldorf: dtv, Patmos 2007, S. 4.
[2] Eine Ausnahme bilden Widdigs psychoanalytische sowie Schäffners psychiatrische Betrachtung (Widdig, Bernd: Männerbünde und Massen. Zur Krise männlicher Identität in der Literatur der Moderne. Opladen: Westdeutscher Verlag 1992; Schäffner, Wolfgang: Die Ordnung des Wahns. Zur Poetologie psychiatrischen Wissens bei Alfred Döblin. München: Fink 1995).
[3] Fischer, Gottfried/Riedesser, Peter: Lehrbuch der Psychotraumatologie. 2. Aufl. München: Reinhardt 1999.
[4] Fischer/Riedesser: Lehrbuch der Psychotraumatologie, 351.
[5] Die von Fischer und Riedesser verwendete Bezeichnung “psychotraumatisches Belastungssyndrom” ist ihre Übersetzung des engl. Begriffs “Posttraumatic Stress Disorder” (PTSD), der gemeinhin auch als “Posttraumatisches Stresssyndrom” übersetzt wird (vgl. Fischer/Riedesser: Lehrbuch der Psychotraumatologie, S. 42f).
[6] Vgl. Fischer, Gottfried/Nathan, Ruth: Diagnose der Psychodynamik bei Störungsbildern mit psychotraumatischer Ätiologie. In: Psychotraumatologie 3/28 (2002), S. 1; Fischer/Riedesser: Lehrbuch der Psychotraumatologie, S. 115ff.
[7] Döblin betonte in Bezug auf Berlin Alexanderplatz mehrfach, wie wichtig seine Arbeit als Nervenarzt im Berliner Osten für die Entstehung des Romans war. Er übernahm sogar den Brief einer Patientin fast wortwörtlich als Tagebucheintrag in das Werk (BA 317). Vgl. Siepmann, Thomas: Alfred Döblin. Berlin Alexanderplatz. Stuttgart: Klett Verlag 2002.
[8] Vgl. Fischer/Riedesser: Lehrbuch der Psychotraumatologie, S. 28f.
[9] Hier wäre unter anderem sicher auch der Stressforscher Hans Selye zu nennen, doch da er seine erste Arbeit zu diesem Thema erst 1936, also nach dem Erscheinen von Berlin Alexanderplatz publizierte, soll er an dieser Stelle außer Acht gelassen werden.
[10] Auch Döblin beschäftigte sich mit Gedächtnisstörungen. So verfasste er seine Dissertation über Gedächtnisstörungen bei der Korsakoffschen Psychose (1905), die erst kürzlich vom Tropen Verlag neu herausgegeben wurde.
[11] Die übergenaue Erinnerungsfähigkeit.
[12] Vgl. Fischer/Riedesser: Lehrbuch der Psychotraumatologie, S. 32.
[13] Vgl. Ebd. S. 33.
[14] Für weitere Ausführungen siehe: Riedesser, Peter/Verderber, Axel: „Maschinengewehre hinter der Front“. Zur Geschichte der deutschen Militärpsychatrie. Frankfurt a. M.: Fischer-Taschenbuch-Verlag 1996.
[15] Oppenheim entwarf das Krankheitsbild der traumatischen Neurose, das auf Beobachtungen der sog. railway spine beruhte, mit der ab der Mitte des 19. Jahrhunderts Opfer von Eisenbahnunfällen diagnostiziert wurden. Die nervösen Störungen der Patienten wurden auf eine Verletzung des Rückenmarks zurückgeführt, daher auch der Name (vgl. Killen, Andreas: Berlin Electropolis. Shock, Nerves, and German Modernity. Berkeley/Los Angeles: Univ. of California Press 2006, S. 56f.
[16] Vgl. Killen, S. 81ff.
[17] Zit. n. Riedesser/Verderber: “Maschinengewehre hinter der Front”, S. 31.
[18] Ebd. S. 31.
[19] Zit. n. Ebd. S. 35.
[20] Vgl. Killen, S. 127ff.
[21] Schäffner: Die Ordnung des Wahns, S. 360 (Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Döblin in drei Romanen Kriegsneurotiker als Hauptfiguren einsetzte - neben Berlin Alexanderplatz in den Romanen November 1918 und Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende).
[22] So wurde auf der Jahresversammlung der Gesellschaft Deutscher Nervenärzte 1925 der Vortrag von A. Hauptmann mit dem wegweisenden Titel Krieg der Unfallhysterie von vielen mit Begeisterung aufgenommen.
[23] Riedesser/Verderber: “Maschinengewehre hinter der Front”, S. 99.
[24] Für weitere Ausführungen siehe: Killen, S. 48ff.
[25] Siepmann, Thomas: Alfred Döblin. Berlin Alexanderplatz. Stuttgart: Klett 2002, S. 6.