Im Rahmen dieser Hausarbeit gehe ich der geschlechterdifferenzialen Entwicklung des Orthographieerwerbs und ihren Ursachen nach, um letztendlich Konsequenzen für den Rechtschreibunterricht zu entwickeln.
Im ersten Hauptteil der Hausarbeit referiere ich zunächst über die, von Peter May, Sigrun Richter, Gerd Mannhaupt und Wolfgang Schneider Ende der 80iger und Anfang der 90iger Jahre, durchgeführten Untersuchungen über die Geschlechterdifferenzen in den Rechtschreibleistungen. Mit Hilfe dieser Befunde gebe ich einen Einblick in die geschlechterdifferenziale Entwicklung der Rechtschreibung - einschließlich der Verteilung der Geschlechter auf die Leistungsbereiche - im Verlauf der Grundschulzeit und darüber hinaus bis zur 9. Klasse. Ferner führe ich auf, ob die Unterschiede in allen Bereichen der Rechtschreibung bestehen. In Hinblick darauf, ob der schulische Unterricht die Geschlechterdifferenzen produziert oder eher stabilisiert bzw. verstärkt, lege ich zusätzlich die Befunde aus Untersuchungen über die Rechtschreibleistungen von Mädchen und Jungen zum Schulanfang dar. In einem folgenden Abschnitt widme ich mich der Frage nach den Ursachen für die Leistungsunterschiede.
Es gilt zu überprüfen, ob die Geschlechterdifferenzen biologisch oder kulturell bedingt sind. Angesichts dessen, dass der schulische Unterricht zu einer Stabilisierung der geschlechterdifferenzialen Rechtschreibleistungen führt, scheinen aber neben dem Geschlecht auch weitere Faktoren auf die Rechtschreibleistungen der Mädchen und Jungen Einfluss zu nehmen. Anzunehmen ist, dass Unterrichtsbedingungen unterschiedlich stark mit den Rechtschreibleistungen von Mädchen und Jungen korrelieren. Aber auch, dass Mädchen und Jungen orthographische Kompetenzen unterschiedlich erwerben. Nicht zuletzt besteht zudem die Möglichkeit, dass Kinder geschlechtsnahe Wörter besser schreiben. Es ist denkbar, dass das Interesse an bedeutsamen Wörtern eine bessere Rechtschreibleistung begünstigt. Inhaltlich bedeutsame Wörter können darüber hinaus kognitive und emotionale Effekte haben, die den Orthographieerwerb erleichtern bzw. das aufmerksame Schreiben fördern. Dieses setzt jedoch voraus, dass es auch heute noch eine rollenstereotype Erziehung gibt. Demzufolge berichte ich über die Befunde aus Untersuchungen über denkbare Ursachen – jedoch immer in Hinblick darauf, wie der Unterricht den Bedürfnissen von Mädchen und Jungen gerecht wird...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erster Hauptteil
- Darstellung wissenschaftlicher Grundlagen
- Allgemeiner Vergleich der Rechtschreibleistungen von Mädchen und Jungen
- Verteilung der Geschlechter in den Leistungsbereichen
- Geschlechtervergleich im Bereich der Schreibstrategien
- Rechtschreibung in eigenen Texten
- Geschlechterunterschiede bzgl. orthographischer Kompetenzen – Bestehen sie bereits vor Schuleintritt oder werden sie in der Grundschulzeit größer oder geringer?
- Mögliche Ursachen für die Leistungsunterschiede
- Einfluss des Rechtschreibunterrichts auf den Erwerb orthographischer Kompetenzen bei Mädchen und Jungen
- Der Erwerb orthographischer Kompetenzen – gibt es Hinweise darauf, ob Mädchen und Jungen orthographischer Kompetenzen unterschiedlich erwerben?
- Einfluss geschlechtertypischer Wörter auf den Orthographieerwerb und auf die Rechtschreibleistung
- Interessen und Leistung
- Darstellung wissenschaftlicher Grundlagen
- Zweiter Hauptteil
- Konsequenzen für den Unterricht
- Geschlechterstereotyper oder interessenorientierter Unterricht?
- Interessenorientierter Unterricht
- Konsequenzen für den Unterricht
- Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Thema der Geschlechterdifferenzen im Orthographieerwerb und analysiert die Unterschiede in den Rechtschreibleistungen von Mädchen und Jungen. Das Ziel ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse zu den geschlechterdifferenziellen Entwicklungen des Orthographieerwerbs zu präsentieren und mögliche Ursachen für diese Unterschiede zu untersuchen. Darüber hinaus werden Konsequenzen für den Deutschunterricht und die Gestaltung des Rechtschreibunterrichts abgeleitet, um den Lernbedürfnissen aller Kinder gerecht zu werden.
- Geschlechterunterschiede in den Rechtschreibleistungen von Mädchen und Jungen
- Analyse der Ursachen für die Leistungsunterschiede
- Einfluss des Rechtschreibunterrichts auf die Entwicklung der Rechtschreibung
- Bedeutung von geschlechtertypischen Wörtern für den Orthographieerwerb
- Konsequenzen für die Unterrichtsgestaltung
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Hauptteil der Hausarbeit befasst sich mit der Darstellung wissenschaftlicher Grundlagen zum Thema der Geschlechterdifferenzen im Orthographieerwerb. Verschiedene Untersuchungen belegen, dass Mädchen im Allgemeinen bessere Rechtschreibfähigkeiten aufweisen als Jungen. Dabei wird die Entwicklung dieser Unterschiede im Laufe der Grundschulzeit und darüber hinaus bis zur 9. Klasse analysiert. Der Einfluss des Rechtschreibunterrichts auf die Geschlechterdifferenzen sowie die Frage, ob es Hinweise auf Unterschiede im Erwerb orthographischer Kompetenzen bei Mädchen und Jungen gibt, werden ebenfalls untersucht.
Der zweite Hauptteil der Hausarbeit befasst sich mit den Konsequenzen für den Unterricht. In Anbetracht der erheblichen Leistungsunterschiede innerhalb der Geschlechtergruppen wird die Notwendigkeit eines differenzierten und interessenorientierten Unterrichts betont. Es werden pädagogische Konsequenzen vorgestellt, die auf die Bedürfnisse und Interessen aller Kinder beim Rechtschreiblernen eingehen.
Schlüsselwörter
Orthographieerwerb, Rechtschreibung, Geschlechterdifferenz, Rechtschreibleistung, Deutschunterricht, Unterrichtsgestaltung, Interessenorientierung, pädagogische Konsequenzen, Geschlechterstereotyp, wissenschaftliche Grundlagen.
- Arbeit zitieren
- Tobias Bunse (Autor:in), 2008, Differenzialpsychologische Aspekte des Orthographieerwerbs und Konsequenzen für den Deutschunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91085