Notfallsanitäter. Systemische Interventionskompetenz durch High Responsibility Teams in kritischen Situationen

Eine qualitative Inhaltsanalyse der berufsausbildenden Grundlagenliteratur


Master's Thesis, 2019

104 Pages, Grade: 2,0


Excerpt


Inhalt

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Verzeichnis Beantwortung Forschungsfrage und Unterforschungsfragen

Prolog
Einsatzszenario Nr. 1
Einsatzszenario Nr. 2

2 Einleitung
2.1 Erkenntnisinteresse und Problemstellung
2.2 Zielbeschreibung, erwünsche Wirkung und inhaltliche Abgrenzung
2.3 Vorgehen in der Arbeit

3 Darstellung Forschungsdesign
3.1 Erläuterung der eingesetzten Methoden
3.1.1 Qualitative Inhaltsanalyse als Instrument der Sozialforschung
3.1.2 SWOT-Analyse als ganzheitliches Bewertungsinstrument
3.1.3 Einfall als Erkenntniserzeugung und die Adduktion
3.2 Interpretation klassischer wissenschaftlicher Gütekriterien

4 Forschungsfeld und Stand der Forschung
4.1 Assoziierte Handlungsfelder
4.2 Spannungsfeld Ausbildung vs. Forschungsfeld und Forschungsstand
4.3 Vorgehensweise der Literaturrecherche zum Stand der Forschung
4.4 Zusammenfassung aktueller Forschungsstand und Forschungslücke
4.4.1 Ergebnisse der Literaturanalyse
4.5 Zwischenfazit: Forschungsfeld und Stand der Forschung
4.6 Herleitung und Begründung der Forschungsfragen
4.6.1 Zugrunde liegende Vermutungen
4.6.2 Ableitung Hauptforschungsfrage und Unterforschungsfragen

5 Zentrale Theorien und Modelle
5.1 Kritische Situationen
5.1.1 Kritische Situationen und theoretischer Hintergrund
5.1.2 Merkmale und Klassen Kritischer Situationen
5.2 High Responsibility Teams
5.2.1 Theoretischer Rahmen: High Responsibility Teams
5.2.2 Merkmale High Responsibility Teams
5.3 Systemische Interventionen
5.3.1 Systemtheoretisches Denken und Handeln als Kohäsion
5.3.2 Merkmale Systemischer Interventionen

6 Darstellung Ergebnisse
6.1 Möglichkeiten und Grenzen systemischer Interventionen
6.2 Modelle der systemischen Intervention und systemischen Schleife
6.3 Beantwortung der Hauptforschungsfrage und Abduktion der Ergebnisse Übergeordneter Effekt

7 Fazit und Conclusio
7.1 Diskussion und Empfehlung
7.2 Forschungsdesiderata und Ausblick

Quellenangaben

Rechtsquellenverzeichnis

Online Datenbanken

Epilog

Einsatzszenario Nr. 3

Einsatzszenario Nr. 4

Anhang
Ausbildungsziel Notfallsanitäter/in
Inhalt Themenbereich 3 Kommunikation und Interaktion
Übersicht Kommunikationstheorien in der Lehr-Lern-Literatur
Codes und Codierungen
Codesystem
Codes
Glossar

Danksagung

Eine wissenschaftliche Arbeit kann nie ohne das Zutun von anderen entstehen. Insbesondere habe ich meiner Betreuerin Fr. Judith Haas für ihre unendlich wirkende Geduld in vielen Telefonaten ganz herzlich zu danken. In den fast vier Monaten, in denen der rote Faden aufgenommen wurde, schenkte sie mir immer wieder andere Perspektiven und schaffte durch ihre schöne Art der Hinterfragung, bei mir ganz andere Türen zu öffnen. Erst dadurch nahmen meine Gedanken Gestalt an und fokussierten sich zu einem Ganzen. Und, so ganz nebenbei, lernte ich noch viel mehr über Systeme, Fragebögen und viele mögliche wissenschaftliche Instrumente.

Da die vorgelegte Arbeit auf schon existierende Gedanken aufbaut, gilt mein besonderer Dank an Fr. Vera Hagemann und Fr. Gesine Hofinger. Beide haben mir mit einer Fülle an Literatur, abklärenden und weiterführenden Gedanken sehr viele hilfreiche, nützliche, wertvolle und ganz neue Aspekte ermöglicht. Ohne Ihre Forschungen, die mich schon seit langer Zeit faszinieren, wäre diese Arbeit gar nicht möglich gewesen.

In diesem Zusammenhang möchte ich Hr. Matthias Duschl (SKILLQUBE) danken, der die persönlichen Begegnungen eingerichtet hat. Ein weiterer Dank geht an Fr. Claudia Rosenbaum (Springer-Verlag) für den unkomplizierten Literaturzugang. Und auch meinen Kolleginnen und Kollegen möchte ich danken. Ihr seid es gewesen, die viele Gespräche mit komischen Inhalten teilweise in stoischer Gelassenheit über Euch ergehen lassen habt. Großartig.

Der ganz besondere Dank geht jedoch an Kirsten Johannsen und meine Tochter, die beide zu viele Stunden meine Launen erduldeten und mir überhaupt den Freiraum geschaffen haben!

Vorwort

Das Feld der hochverantwortlichen Teams, die in kritischen Situationen ihren Dienst tun ist weitläufig. Zwischen militärischen und polizeilichen Einsatzkräften werden auch Teammitglieder von Katastrophenschutz und Brandbekämpfungseinheiten hinzugezählt. Ergänzt wird die Aufzählung von Handelnden in rettungsdienstlichen Kontexten und erweitert durch alle Personen, die in komplexen Arbeitswelten ihre Arbeit verrichten: z.B. Pilotinnen und Piloten, Schiffsfahrzeugführerinnen und Schiffsfahrzeugführer oder Personal in Leitständen von Kernkraftwerken. Allen gemein ist, dass es eine hohe Wahrscheinlichkeit gibt, in Kritische Situationen zu gelangen. Oftmals werden zu Bewältigung dieser Situationen Methoden aus dem technischen Umfeld angewendet. Der Einsatz von systemisch wirksamen Interventionen, wie sie bspw. in der Familientherapie erfolgreich angewendet werden, bleibt zumeist aus. Oder wie klingt es für Sie, wenn die erste Kapitänin des havarierten Containerfrachtschiffes der Klasse MSC Megamax-24 mit ca. 232618 Bruttoregistertonnen die Wunderfrage zur Generierung der bestmöglichen Lösung anwendet? Dennoch erscheint die Überlegung nicht so ungewöhnlich. Im Vergleich mit dem Familiensystem, in dem die Wunderfrage hochwirksam sein kann, ist ein technisches System weitaus weniger komplex. Und genau hier setzt die vorgelegte Arbeit an. Zu untersuchen ist, ob der Gedanke an systemische Interventionen in Kritischen Situationen durch hochverantwortungsvoll Handelnde wirklich so abwegig erscheint, wie es möglicherweise zunächst den Eindruck erweckt.

Mit ist beim Verfassen der Masterarbeit sehr wohl bewusst, dass innerhalb des vorgegebenen Rahmens nur ein kleiner Ausschnitt verdeutlicht werden kann. Gleichzeitig erscheint dieser groß genug, um inhaltlich fundiert drei Bereiche zusammen zu bringen: Kritische Situationen, High Responsibility Teams und Systemtheorie. Es ist der Versuch, Luhmanns Theorie sozialer Systeme als „Kit“ zwischen den genannten Bereichen zu verwenden, um zukünftig kritischen Kontexten besser ausgestattet zu begegnen. Hierbei wird ein dicht gewebtes Netz aus den einzelnen Fäden gewoben, welches sich im Laufe der Arbeit zusammenfügen sollte. Wenn sich dies zudem noch sehr einfach liest, wäre meine Intension erreicht. Denn es ist mir ein besonderes Anliegen, mit einer möglichst einfachen Sprache den Zugang auch für nicht Systemiker/innen zu ermöglichen. Dabei ist die Reihenfolge in der Abhandlung bewusst genau so gewählt. Ganz im systemtheoretischen Sinne der Komplexitätsreduktion.

Jochen Hanisch

Köln, am 2. November 2019

Abstract

Die vorliegende Masterarbeit widmet sich der Thematik der systemischen Interventionskompetenz in Kritischen Situationen. Die Anwendung erfolgt zumeist durch High Responsibility Teams. Am Beispiel des nicht-ärztlichen Personals im Rettungsdienst wird mittels qualitativen Inhaltsanalyse in Bezug zum Ausbildungsziel von Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitätern die berufsausbildende Grundlagenliteratur auf systemische Methodenbeschreibungen untersucht. Weiterhin erfolgt die Darstellung der Merkmale von Kritischen Situationen, High Responsibility Tams und systemischen Interventionen. Die so gewonnen Erkenntnisse dienen als Sockel der Effektbeschreibung, die mithilfe systemtheoretischer Betrachtung erklärt wird. Durch den Gebrauch der SWOT-Analyse wird der Rahmen skizziert, in dem systemische Interventionen gut gelingen können. Anhand eines Modells, in dem der Zeitpunkt des Einsatzes von systemischen Interventionen einbezogen wird, wird deren Einsatz in die Praxis reflektiert.

Systemische Interventionskompetenz durch High Responsibility Teams angewendet entfaltet in Kritischen Situationen ihre Wirkung. Allerdings besteht bei der Verwendung die Gefahr, dass diese durch nicht geschulte Anwender/innen rein technisch umgesetzt werden und damit in ihrem Resultat einen gegenteiligen und evtl. lebensgefährdeten Effekt haben können. Die Gründe sind, dass Kritische Situationen entweder durch die bewusste Wahrnehmung der Unterbrechung einer Handlungsroutine oder durch den Eintritt des Ereignisses, welches zu diesem Verlassen führt, gekennzeichnet werden. Ergänzend weisen High Responsibility Teams z.B. Merkmale auf, die durch unumkehrbare Handlungen beschrieben werden und bei denen die Wahrscheinlichkeit von körperlichen und psychischen Schäden hoch ist. Charakteristisch für systemisch wirksame Methoden ist deren bewusste und zielorientierte Einwirkung auf autopoietische Systeme. Wenn Kritische Situationen entweder infolge eines unvorhersehbaren Ereignisses oder durch die bewusste Wahrnehmung der Handelnden selbst entstehen, entwickeln diese u.a. eine eigene Dynamik - in dem die Genese neuer Handlungen durch die Handelnden selbst initiiert werden. High Responsibility Teams in Kritischen Situationen formieren sich als triadisches Teammodell und arbeiten aufgrund ihrer Profession selbstorganisiert, sie geben sich somit eine eigene Kommunikationsstruktur und interagieren in dieser. Die Wahrnehmung von Kritische Situationen durch High Responsibility Teams ist subjektiv und die Bewertung individuell. Aufgrund dessen hat systemischen Danken und Handeln einen tiefen Einfluss einerseits auf Entstehen und Wahrnehmen Kritischer Situationen sowie andererseits die Auflösung eben dieser Situationen und damit die Rückkehr zur Handlungsroutine.

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Prinzip der erwünschten Wirkung (eig. Darstellung, 2019)

Abbildung 2: Vorgehen in der Arbeit (eig. Darstellung, 2019)

Abbildung 3: Vergleich der Durchführung von Frequenzanalyse (l.) und Intensitätsanalyse (r.) (Mayring, 2010b, S. 15-16)

Abbildung 4: Ablaufmodell induktive Kategorienbildung (Mayring, 2008, S. 12)

Abbildung 5: SWOT-Analyse und entsprechende Strategien (eig. Darstellung, 2019)

Abbildung 6: Assoziierte Handlungsfelder (eig. Darstellung, 2019)

Abbildung 7: Frequenzanalyse Forschungsstand (eig. Darstellung, 2019)

Abbildung 8: Zugrunde liegende Vermutungen (eig. Darstellung, 2019)

Abbildung 9: "Kritische Situationen als Verzweigungspunkte im Handlungsverlauf" (Badke-Schaub u.a., 1999, S. 4, Abb. 1)

Abbildung 10: Triadentrias Teammodell (Rappe-Giesecke, 2009, S. 14)

Abbildung 11: TAKAI Auswertung Leitstellenpersonal (Hagemann, 2014, S. 7)

Abbildung 12: SWOT-Analyse systemische Interventionen (eig. Darstellung, 2019)

Abbildung 13: Strukturelle Kopplung KRITSI und HRT (eig. Darstellung, 2019)

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Kriterien und Zuschreibungen Zielsetzung

Tabelle 2: Gegenüberstellung Ausbildung RettAss vs. NotSan

Tabelle 3: Inklusions- und Exklusionskriterien zur Literaturrecherche

Tabelle 4: Übersicht Forschungsfragen, Methoden, Leistung und Verweis

Tabelle 5: Unterschiede HRT zu klassischen Teams (Hagemann, 2011, S. 27)

Tabelle 6: Übersicht Fundstellen von Kommunikationstheorien

Tabelle 7: Kategoriensystem

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Verzeichnis Beantwortung Forschungsfrage und Unterforschungsfragen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Prolog

Einsatzszenario Nr. 1

In den warmen und sonnigen August-Nachmittagsstunden erfolgt die Alarmierung des Rettungstransportwagens (RTW) und Notarzt-Einsatzfahrzeugs (NEF) eines örtlichen Rettungsdienstes zu einem Motorradunfall. Die Unfallstelle in einer Straßenkreuzung ist durch die Polizei abgesichert; es zeigt sich ein deformierter Personenkraftwagen (PKW) und in frontaler Linie ein liegendes, ebenfalls verformtes Motorrad. Die vor dem NEF anwesende, erstversorgende RTW-Besatzung stellt nach erfolgter körperlicher und apparativer Untersuchung bei dem 28-jährigem, ca. 80 kg schweren Patienten die Verdachtsdiagnose eines geschlossen, mittelschweren Schädel-Hirn-Traumas (SHT) II. Grades. Nach Eintreffen der NEF-Besatzung und der Überprüfung der notwendigen Vitalfunktionen mittels des standardisierten Monitorings (Puls, nicht-invasiver Blutdruck, periphere Sauerstoffpartialmessung, Elektrokardiographie), erfolgt die Rettung mittels Schaufeltrage, Vakuummatratze sowie der Anlage einer Halswirbelsäulenimmobilisationsorthese. Es folgt die achsengerechte Umlagerung und adäquate Lagerung (30° Oberkörperhochlagerung) des Motoradfahrers. Nach erfolgten invasiven Maßnahmen (Anlage eines peripheren venösen Zugangs mit dem Anschluss einer Ringer-Laktat-Lösung) entscheidet sich das Rettungsteam zu einer Intubationsnarkose mit anschließender maschineller Beatmung zur Reduktion des Sauerstoffverbrauches, der durch die physiologische Schmerz- und Stressreaktion erhöht ist. Für den Transportweg in die Klinik, entscheidet sich zum Einsatz eines Rettungstransporthubschraubers (RTH). Die Übergabe des stabilen und vorangemeldeten Patienten erfolgt in der neurochirurgischen Klinik ohne Zwischenfälle. (vgl. Buers u.a., 2011, S. 46-51)

Einsatzszenario Nr. 2

RTW und NEF werden auf Nachforderung der Polizei an einem sonnigen Vormittag seitens der zuständigen Rettungsleitstelle zu einem Mehrfamilienhaus im städtischen Gebiet entsendet. Als Alarmierungsgrund wird eine hilflose Person in einer verschlossenen Wohnung angegeben. Nachdem die besorgten Nachbarn zuvor aus der Wohnung, in der die ca. 25-jährige, adipöse und schwangere Patientin (berechneter Entbindungstermin in ca. vier Wochen) alleine lebt, polternde Geräusche vernommen hatten, verständigten diese daraufhin die Polizei. Über ein geöffnetes Fenster drang einer der Polizeibeamten in die Wohnung ein und öffnete innenseitig die Tür. Den Einsatzkräften zeigt sich eine verwirrte und taumelnde Patientin, die zudem über Übelkeit und Kopfschmerzen klagt. Auf der vergeblichen Suche nach dem Mutterpass, entdeckt der Rettungsassistent (RettAss) im Bereich des Badezimmers Sturz- oder Kampfspuren. Die körperliche und apparative Untersuchung ergab, dass die Patientin zeitlich und örtlich nicht orientiert ist, ihre Wirkung wird als „fahrig“ beschrieben. Die Vitalfunktionen bzw. Untersuchungsergebnisse sind unauffällig und ein Substanzmissbrauch wird verneint. Aufgrund der Diagnostik vermutet das Rettungsteam das Krankheitsbild einer Präeklampsie. Nachdem die Patientin zur Mitfahrt überredet wurde, erleidet sie im Transportverlauf einen generalisierten, tonisch-klonischen Krampfanfall von ca. einer Minute Dauer. Das Rettungsteam entscheidet sich daraufhin eskalativ zur Einleitung einer Intubationsnarkose, die bis zum Eintreffen in den voralarmierten Kreissaal aufrechterhalten wird. Im klinischen Verlauf erfolgt Kaiserschnitt, Extubation sowie die stationäre Rehabilitation von Mutter und Kind. (vgl. Zugck, 2006, S. 11-15)

2 Einleitung

Die eingangs beschriebenen Einsatzszenarien fordern alle Beteiligten heraus, in kritischen Situationen Entscheidungen zu fällen, die zahlreiche und vielfältige Handlungen nach sich ziehen. In den ausgeführten rettungsdienstlichen Beispielen sind fundierte und tiefergehende Informationen zu detaillierten Symptomen, vorhandenen Allergien, evtl. Bedarfsmedikation, der Patientenvorgeschichte und letzten Mahlzeiten weitestgehend unbekannt, bzw. müssen systematisch in einem strukturierten Prozess eruiert werden (vgl. Baller u.a., 2014, S. 319; vgl. Enke u.a., 2015; vgl. Flacke, Dönitz, & Hoffmann, 2016, S. 301-308). Damit kann die Beschaffung von fehlenden Hinweise für eine komplikationsniedrige Intubationsnarkose, als Goldstandard der Atemwegssicherung (vgl. "S3 Leitline - Polytrauma Schwerverletzten-Behandlung," 2017, S. 29), entscheidend sein. Eine gute Einschätzung der Komplikationsrate hat somit unmittelbare positive Auswirkungen auf das intendierte Patienten-Outcome.

Auf die Handlungen der Teammitglieder bezogen, stellt bspw. gerade eine präklinische Narkose unter den Bedingungen des Notfalls eine vereinzelte und komplikationsreiche Tätigkeit dar (3-5% der Einsätze im Notarztdienst). Beschrieben werden anzuführenden Risikofaktoren, z.B. durch die Instabilität der Vitalfunktionen als Indikationsstellung, eines möglicherweise erschwerten Atemwegsmanagements, der vorhandenen Gefahr der Aspiration sowie den widrigen Umweltbedingungen am Notfallort. Gerade bei präklinischen Patienten/innen wird i.d.R. die endotracheale Intubation aufgrund des Risikos der erhöhten Aspiration als Rapid Sequence Induction (RSI) durchgeführt (vgl. Raschke, Hartensuer, Boschin, & Ellger, 2014, S. 980; vgl. "S3 Leitline - Polytrauma Schwerverletzten-Behandlung," 2017, S. 46). Durch die Bildung von Ad-hoc-Teams, die aus den beiden Sub-Teams RTW und NEF bestehen, und der Anzahl von zeitgleichen und zeitkritischen Handlungen, wird das Risiko für die Patienten/innen nochmals erhöht (vgl. Rothkötter, Fischer, & Schmidt-Torner, 2019, S. 1).

In den zu Beginn exemplarisch angeführten kritischen Situationen agieren Mitglieder von High Responsibility Teams (HRT) (vgl. Kapitel 4.2). Während in der ersten Darstellung der Fokus auf die Interaktion zwischen diesen Teammitgliedern gelegt wird, stehen im zweiten Fallbeispiel die kommunikativen Handlungen zwischen der Patientin und einzelnen Teammitgliedern im Vordergrund. In diesen kritischen, komplexen und störanfälligen Situationen ist für einen positiven Effekt die gelingende Interaktion im jeweiligen Kontext (über-) lebensnotwendig. Beide Einsatzszenarien zeigen zwei unterschiedliche Perspektiven, die im Verlauf der vorliegenden Arbeit hauptsächlich betrachtet werden. Inwieweit die erwähnten Teams systemisches Denken und Handeln entweder teamintern oder teamextern bezogen, verfolgten, ist, im Gegensatz zu den einsatztaktischen und rettungsdienstlich-medizinischen Maßnahmen, bisher nicht beschrieben worden. Hier setzt die vorliegende Masterarbeit am Beispiel rettungsdienstlicher Situationen und High Responsibility Teams an. Die Ergebnisse könnten auf anderen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) sowie allgemein auf HRT, die in kritischen Situationen agieren, übertragen werden.

2.1 Erkenntnisinteresse und Problemstellung

Ausgangspunkt des Erkenntnisinteresses ist die veränderte Ausbildung von nicht-ärztlichem Personal im Rettungsdienst. Das am 1. Januar 2014 in Kraft getretene Gesetz über den Beruf der Notfallsanitäterin und des Notfallsanitäters (Notfallsanitätergesetz, NotSanG) sowie die dazugehörige Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter (NotSan-APrV) stellt u.a. besonders die personale und methodische Kompetenz von Beratungsleistungen in komplexen rettungsdienstlichen Situationen in den Fokus der zukünftigen Tätigkeit. Im Gegensatz zu den bis dahin geltenden Ausbildungsgrundlagen wird gem. § 4 NotSanG im Ausbildungsziel beim Handeln die Berücksichtigung der Selbstständigkeit und Selbstbestimmtheit von Patientinnen und Patienten explizit gefordert. Dieses insbesondere unter Berücksichtigung der individuellen Lebensbiographie und den spezifischen Lebensphasen.

Um zu dieser (Handlungs-) Kompetenz befähigt zu werden, stellt die NotSan-APrV in der Anlage 1 beratungskompetente Ansprüche an den theoretischen und praktischen Unterricht an die anerkannten Schulen. Die gestellten Forderungen finden sich in den Umsetzungsbestimmungen der Länder wieder. So verlangt z.B. Nordrhein-Westfalen ausdrücklich eine Beratungskompetenz, die mit analytischen und planerischen Fähigkeiten angegeben wird. (vgl. "Rahmenlehrplan Ausbildung zum Notfallsanitäter / zur Notfallsanitäterin in Nordrhein-Westfalen," 2016, S. 23)

Einsätze des Rettungsdienstes mit Lebensgefahr oder der Möglichkeit einer schweren gesundheitlichen Störung führen durchweg zu kritischen Situationen. Diese verändern sich durch menschliche Interventionen. Entscheidungen zu den jeweiligen Handlungen werden auf Grundlage unzureichender Informationen, dynamischer Situationsentwicklung sowie ohne die Anwendung einer Routine getroffen und haben einen erheblichen Einfluss auf den Ausgang einer Lage (vgl. Hofinger, 2012, S. V). Die Entscheider sind Mitglieder in hoch verantwortungsvollen Teams, welche durch die Konsequenzen von Teamprozessen charakterisiert werden (vgl. Hagemann, 2011, S. 27).

Mithilfe des rechtlichen Ausbildungsrahmens wird das Themenfeld der Beratung in der rettungsdienstlichen Praxis erstmalig in den Fokus gesetzt und verpflichtend in einem deutlichen Stundenumfang in die curricularen Vorgaben integriert. Demgegenüber steht in der Praxis eine wenig bis gar nicht vorhandene Vorbereitung des Personals im Rettungsdienst (vgl. Kapitel 3.3). Das persönliche Engagement der Beteiligten führte in der Vergangenheit kaum zu einer spezifischen Aus-, Fort- und Weiterbildung im Beratungskontext. Ausnahmen stellen die Konzepte der psycho-sozialen Notfallversorgung dar, in denen psychologische Ansätze aufgegriffen und weiterentwickelt werden. Zeitgleich wurden die Kompetenzen des Einsatzpersonals eher in Form zufälliger Einsatz- und Ausbildungserfahrung erworben.

Die NotSan-APrV sieht im § 4 für die momentanen tätigen Rettungsassistenten/innen Übergangsmöglichkeiten vor. Diese wird mittels einer fakultativen, gestaffelten Nachqualifizierung sowie der Teilnahme entweder an der staatlichen Ergänzungsprüfung oder der staatlichen Prüfung ermöglicht. Hierbei werden insbesondere diejenigen Themenbereiche, bzw. Ausbildungsinhalte geprüft, die im Vergleich zur Notfallsanitäter-Ausbildung nicht abgebildet sind.

Die Konzeption eines solchen Anpassungslehrgangs erfolgte als Auftragsarbeit für eine rettungsdienstliche Schule im Jahr 2014. Dieser war mit 80 Stunden auf zwei Wochen ausgelegt und legte den Schwerpunkt auf den Erwerb der Kompetenzen des eigenverantwortlichen Handelns. Anhand simulierter kritischer Situationen mussten die neu zu erwerbenden Verantwortlichkeiten demonstriert werden. Die Umsetzung erfolgte als Pilotlehrgang, in dem je eine Woche Theorie und Praxis vermittelt wurde. Während in der theoretischen Beschäftigung mit den neu zu entdeckenden Handlungsoptionen kaum Konflikte auftraten, änderte sich dies in den praktischen Unterrichtssettings erheblich. Die Teilnehmenden (TN) zeigten deutliche Konzentrationsschwächen, Handlungen wurden unpräzise ausgeführt, eine Handlungsstrategie war kaum zu erkennen, die Stimmung wurde als belastend beschrieben, verbale Äußerungen sind in Ausnahmefällen auf sehr aggressive Art getätigt worden [eig. Beobachtungen, Anm. Verf.].

Aus bildungswissenschaftlicher Beobachtung heraus stehen die TN unter einem erheblichen Leistungsdruck, da bspw. im Nordrhein-Westfälischem Rettungsgesetz (RettG NRW) gem. § 4 (4) ab 2027 der Einsatz von Notfallsanitäter/innen als verantwortliche Transportführer/innen angeordnet wird. Diese Frist führt bei vielen Beteiligten durch die Möglichkeit des nicht-Bestehens zu Existenzängsten mit großen Auswirkungen auf ihren Lebenswelten. Der Grund der Eskalationen ist in den unumkehrbar demonstrierten Handlungen bei den praktischen Fallbeispielen zu suchen. Damit externalisierten und projizierten die TN ihre Ängste auf die Lehrkraft (i.A.a. Stangl, 2019a).

Innerhalb der Ausbildung zum Lehrrettungsassistenten (LRA), bis vor 2014 als ausreichende Qualifikationsstufe für Lehrende im Rettungsdienst angesehen, ist es bspw. auf Grundlage der Ausbildungsordnung des DRK-Nordrheins nicht Teil der Anforderungen mit Ängsten umzugehen. Das Ausbildungsziel von LRA wird dort als Ausrichtung auf die „fachtheoretische und fachpraktische Ausbildung von Praktikanten“ sowie der fachlichen und organisatorischen Umsetzung auf der Lehrrettungswache beschrieben. (vgl. "Ordnung für Aus-, Fort- und Weiterbildung des Deutschen Roten Kreuzes, Teil: Rettungsdienst," 2001, S. 10)

Infolge des berichteten Schlüsselerlebnisses war eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Rollenverständnis als Lehrkraft notwendig, die mit Hilfe weiterer Qualifikationen den rechtlichen Rahmenbedingungen genügte. Als hilfreich wurde die Entwicklung einer systemischen Haltung empfunden. Unterstützt wurde die Haltungsänderung durch die intensive Beschäftigung mit den Ideen und Theorien des systemischen Ansatzes, zum einen im Kontext der Mediation und des Coachings, anderseits als Bildungswissenschaftler. In der Gesamtheit vermittelten die systemischen Qualifikationen (systemischer Mediator, systemischer Coach, gesprächspsychotherapeutische Basiskompetenzen, Studium der systemischen Beratung) hilfreiche Kompetenzen zur Intervention in den o.a. krisenhaften Situationen. Das Studium der Systemischen Beratung an der Technischen Universität Kaiserslautern löste die bewusstere Beobachtung (2. Ordnung) und Reflexion der bisherigen rettungsdienstlichen und ausbildenden Denkweisen und Handlungen aus. Zudem wurden die angeeigneten Methoden wissenschaftlich-theoretisch untermauert.

Weitere Beobachtungen konnten als stellv. Schulleiter und Prüfer von NotSan gemacht werden. Eine Folge dieser Entwicklung ist, dass die Erfahrungen als Lehrkraft, ausdrücklich die in der Leitungs- und Führungskräftequalifikation und hier die zumeist hierarchisch geprägten Gruppen- und Zugführerausbildungen, kritisch hinterfragt und völlig neu überdacht wurde. Die Konzeption von Unterrichten mit dem Fokus auf sicherem Handeln in Extremsituationen ist zudem neu beleuchtet worden. Im Rahmen der beruflichen Notfallsanitäter-Ausbildung fand eine intensive Auseinandersetzung mit dem Themenbereich 3 statt, in dem die zu schulenden kommunikativen und interaktionalen Befähigungen beschrieben sowie explizit die Forderung nach einem Beratungsprofil aufgestellt werden (vgl. Anlage 1 NotSan-APrV; vgl. Anhang, S. XIII).

Bereits existierende rettungsdienstliche Lehr-/Lernliteratur bleibt bisher hinter diesen Erwartungen zurück. Während die einschlägige Literatur der Beratungsszene vielfältig aufgestellt ist, werden die gleichen Sachverhalte rettungsdienstlich eher oberflächlich bearbeitet, die umsetzbare Beschreibung explizierter Handlungen unterbleibt. Eine sorgfältige Definition von Beratung im Kontext Rettungsdienst ist nicht zu finden. (vgl. Kapitel 3.3, S. 22).

Auf den Erkenntnissen der systemischen Ausbildung soll diese Arbeit eine Transformation systemischen Beratung in das rettungsdienstliche Denken und Handeln ermöglichen.

2.2 Zielbeschreibung, erwünsche Wirkung und inhaltliche Abgrenzung

Im Zentrum der Zielsetzung steht die Überlegung, wie systemisches Denken und Handeln durch High Responsibility Teams in kritischen Situationen diese vielleicht verändern und infolgedessen weniger kritisch erscheinen lassen könnten.

Die hier gewählte Formulierung des Forschungsziels ist dem klassischen Projektmanagement entlehnt In diesem kommt der Zieldefinition die Bedeutung zu, als Weiche für die Vorgehensweise und als Entscheidungsgrundlage der einzusetzenden Ressourcen zu dienen. Merkmale von Zielen sind deren Inhalt, Ausmaß, Ort und Zeitpunkt der Erreichung. Erst durch die Messbarkeit lassen sich Abweichungen erkennen und das Erreichen des Ziels benennen. Ein weiterer Aspekt der Zielformulierung ist es, eine Brücke zwischen realistisch zu erreichenden und utopischen Zielen zu schlagen. Als Unterstützung bei der Zielformulierung dient das Akronym „SMART“, in dem die Buchstaben S für die spezifische Formulierung, M für Messbarkeit, A für die Attraktivität, R für eine realistische Einschätzung und T für den definierten Erreichungszeitpunkt eingesetzt werden können. (vgl. Keßler & Winkelhofer, 1999, S. 123; vgl. Lindemann, 2016, S. 139; vgl. Litke, Kunow, & Schulz-Wimmer, 2012, S. 30-31)

Diese tradierte Zielformulierung steht im Zusammenhang mit den Gedanken der systemischen Interventionen. Diese verfolgen, mindestens vom Anwender her, auch eine Absicht, ein Ziel und weitergehend eine erwünsche Wirkung (vgl. Abbildung 1). (vgl. Migge, 2014, S. 272-274; vgl. Steinkellner, 2012, S. 129; vgl. Webers, 2015, S. 32)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Prinzip der erwünschten Wirkung (eig. Darstellung, 2019)

Zielformulierung Systemische Interventionen:

„Diese Übersichtarbeit analysiert theoriegeleitet bis zum 02.11.2019 die grundsätzliche Möglichkeit der Anwendung von systemischen Interventionen in kritischen Situationen durch High Responsibility Teams.“

Bei der Verwendung der vorherigen Gedanken und damit die Überprüfung der Zielformulierung anhand des SMART-Schemas, ergibt sich die Einordnung (vgl. Lindemann, 2016, S. 139-140) nach Tabelle 1.

Tabelle 1: Kriterien und Zuschreibungen Zielsetzung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Nur die Zielerreichung wäre zu wenig und kann um die in der systemischen Beratung überwiegenden Haltung der Lösungsorientierung in Richtung Wirkungsorientierung erweitert werden. Wie aus Abbildung 1 ersichtlich, geht die erwünsche Wirkung über die einfache Zieledefinition hinaus.

Die Ableitung der (erwünschten) Wirkung über ein Ziel heraus, kann unter Zuhilfenahme des Komplexitätsverständnisses, welches ein Kernelement von Systemen darstellt, erreicht werden. Komplexität wird durch die Vielzahl an Beziehungen, bzw. deren Vernetzung gebildet und mittels Verknüpfungen aufrechterhalten. Diese Wechselbeziehungen können beschrieben werden, gleich welcher Ausprägung (technisch, sozial etc.). (vgl. Finkenzeller & Riemer, 2013, S. 68-69)

Auch wenn das Ziel dieser Arbeit erreicht wird, wirkt diese in irgendeiner Form nach und entfaltet erst durch die Reflexion der Leserinnen und Leser ihren eigentlichen Nutzen (i.A.a. Müller, 2015, S. 135; i.A.a. Steinkellner, 2012, S. 129). Als erwünsche Wirkung kann demnach die Initiierung eines transdisziplinären Diskurses formuliert werden, in dem die Arbeitsergebnisse als Diskussionsgrundlage kritisch hinterfragt und weitergedacht werden. Wünschenswert ist zudem die Erprobung systemischer Interventionskompetenzen in kritischen Situationen, die mittels simulationsgestützter Schulung erworben werden sollten.

Eine Grenze dieser Arbeit liegt darin, dass eine ausführliche Darstellung jeder einzelnen systemischen Intervention unmöglich ist und dem o.a. Ziel auch wenig dienlich wäre. Ausführliche Darstellungen finden sich z.B. bei Reich (2006); Steinkellner (2012); Vogelauer (2007); von Schlippe und Schweitzer (2016, 2019); Wimmer (2001) und werden als Analysereferenz herangezogen.

Die Ausführungen im vorangegangenen Kapitel lenken die Aufmerksamkeit auf das Umfeld, in dem das nicht-triviale System „Mensch“ agiert: innerhalb kritischer Situationen. Es kann auf gar keinen Fall Ziel dieser Arbeit im Gebiet der Human Resources sein, eine vollumfassende und medizinisch intendierte Abhandlung vorzulegen. Damit dienen die präklinischen Situationen als Vehikel zum Transport von Ideen, Gedanken und Beispielen. Selbstverständlich werden im weiteren Verlauf induktive Schlussfolgerung in andere HRT-Kontexte übertragen. Was diese Arbeit demnach nicht leisten kann, ist eine Beantwortung der fachlich-inhaltlichen Fragen zu den assoziierten Handlungsfeldern (vgl. Kapitel 3.1), in denen systemische Interventionen angewendet werden. Nicht nur, dass der inhaltliche Rahmen überschritten würde, die Materie in ihrer Komplexität wäre für die zur Verfügung stehenden Ressourcen einer Masterarbeit zu umfangreich. Es bedarf nach Fertigstellung der kritischen Würdigung durch die Fachwelt und der Identifikation weiterer Forschungsdesiderata innerhalb der Bezugswissenschaften, die auch weit über die ersten Gedanken im Kapitel 6.2 hinausgehen müssen.

Was hingegen gelingen kann, sind erste Abschätzungen weiterer übergeordneter Effekte. Möglicherweise würde eine erfolgreiche systemische Intervention erstens die Patientensicherheit in kritischen Situationen und damit zweitens das medizinische Outcome von Notfallpatientinnen und Notfallpatienten verbessern (vgl. Kapitel 0).

Damit ist dieses Werk mitten in der Systemtheorie angekommen: Die Reduktion von Komplexität ist ein zentraler und zutiefst systemischer Gedankengang zur Integration systemtheoretischen Modellen in das Alltagsleben von hochverantwortungsvollen Teams, die in kritischen Situationen täglich wertvolle und hilfreiche Arbeit leisten (i.A.a. Simon, 2013, S. 112).

2.3 Vorgehen in der Arbeit

Nachdem innerhalb dieses Kapitels das Situationsspektrum verdeutlicht wurde, in dem High Responsibility Teams agieren, folgt im Kapitel 2 die methodischen Begründungen und Darstellung des Forschungsdesigns. Die zugrundeliegenden Vermutungen werden im Kapitel 3 in die handlungsleitenden Forschungsfragen überführt und der Forschungsstand beschrieben. Zentrale Theorien und Modelle sind im Kapitel 4 Gegenstand der Betrachtungen, hier erfolgt bereits die Beantwortung der ersten Forschungsfragenanteile. An dessen Ende steht die inhaltlich-theoretische Verschränkung, die in die Ergebnisdarstellung in Kapitel 5 überleitet. Den Abschluss bildet die Diskussion und Empfehlung im Kapitel 6.1. (vgl. Abbildung 2)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Vorgehen in der Arbeit (eig. Darstellung, 2019)

Zum besseren Verständnis und zur Nachvollziehbarkeit, sind ausgewählte Begriffe im Glossar erläutert.

3 Darstellung Forschungsdesign

Im Vordergrund des formulierten Ziels steht die Anwendung der Ergebnisse im Einsatzgeschehen. Die der vorgelegten Forschungsarbeit zugrundeliegenden Vermutungen erhalten ihre Ideen und Gedanken gerade aus dieser Einsatzpraxis. Damit entsteht eine rekursive, vielleicht eine systemische Schleife?

Literature review kann definiert werden als Arbeiten, die aufgrund vorhandenen wissenschaftlichen Schriftgutes Rückschlüsse ziehen und darauf aufbauend neue Erkenntnisse generieren. Literaturarbeiten können unterschiedliche Ziele verfolgen: die integrative, bzw. vergleichende Darstellung, eine kritische Reflektion früherer Arbeiten, die Verbindung von verwandten Themenbereichen sowie die Identifikation zentraler Gegenstände innerhalb eines Bereiches. (vgl. Cooper, 2017, S. 5)

Demnach ist diese Masterarbeit in Form einer theoretischen Übersichtsarbeit mit dem Ziel gestaltet, die Verbindung zwischen systemischen Interventionen, kritischen Situationen und High Responsibility Teams herzustellen. Die Betrachtungsweisen der drei titulierten Thematiken soll „systematisch kontrastiert und im Hinblick auf ihre Stärken und Schwächen diskutiert werden“ (Döring & Bortz, 2016b, S. 166), erscheint diese Form der Arbeit zur Beantwortung der Forschungsfragen (F) geeignet zu sein.

Dieses Kapitel soll auf den Ausführungen des Kapitels 1 die Nachvollziehbarkeit der Erhebungsmethoden und damit der Ergebnisse ermöglichen. Das systematische Vorgehen wird an dieser Stelle beschrieben und auf die die Anwendung der klassischen Gütekriterien erweitert.

Der Forschungsplan beinhaltet folgende Stufen:

1. Identifikation und Auswertung relevanter und zur Verfügung stehender Literatur,
2. Interpretation der jeweiligen Inhalte in Bezug auf systemisches Denken und Handeln in kritischen Situationen,
3. Einschätzung der zur Verfügung stehenden systemischen Interventionen in Bezug ihres Einsatzes in Kritischen Situationen durch HRT und
4. abgeleitete Empfehlung von geeigneten systemischen Interventionen zur Anwendung in kritischen Situationen durch High Responsibility Teams.

Die Umsetzung erfolgt unter Verwendung des qualitativen Forschungscharakters, die Erhebung der Daten mittels o.a. Literatur-Reviews und die Analyse unter Zuhilfenahme Qualitativen Inhaltsanalyse, der SWOT-Analyse sowie der Theorien-Triangulation.

Inhalt dieses Kapitels ist die Erläuterung dieser Methoden sowie die Einordnung der Gütekriterien wissenschaftlicher Forschung in den Kontext qualitativer Arbeiten.

3.1 Erläuterung der eingesetzten Methoden

Im Folgenden werden die eingesetzten Methoden zur intersubjektiven Nachvollziehbarkeit des Vorgehens und der Ergebniserzeugung erläutert.

3.1.1 Qualitative Inhaltsanalyse als Instrument der Sozialforschung

Zur Analyse der in der Lehr-/Lernliteratur dargelegten Inhalte, fiel die Entscheidung auf die Methode Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2010a). Aufgrund der vielfältigen Substanz und unterschiedlicher fachlicher sowie sprachlicher Niveaus, erscheint diese Methode zur Erzeugung aussagekräftiger und überprüfbaren Interpretation geeignet zu sein. Zudem ist diese Untersuchungsmethode bereits in den Sozialwissenschaften als Standartuntersuchungsinstrument etabliert (vgl. Mayring, 2010a, S. 601). Es Wille der Inhaltsanalyse, systematisch sowie regel- und theoriegeleitet vorzugehen (vgl. Mayring, 2010b, S. 13). Die Qualitative Inhaltsanalyse ist auf eine große und unterschiedliche Form von Material ausgelegt und gliedert sich in die Gruppen (vgl. Mayring, 2010a, S. 601; vgl. Schnell u.a., 2013, S. 399):

- einfache Häufigkeitsanalyse, bei der die Bestandteile von Texten rein quantitativ erfasst werden,
- komplexe Häufigkeitsanalyse zur quantitativen Feststellung von variablen Indikatoren,
- Kontingenzanalyse, die der Erforschung des Zusammenwirkens von Kategorien dienen sowie
- Valenz- und Intensitätsanalyse mithilfe derer eine Einordnung von Variablen und Kategorien vorgenommen werden kann.

Die Eignung der Qualitativen Inhaltsanalyse als Grundlage zur Bearbeitung der Forschungsfrage im Konstrukt der Systemischen Beratung, ergibt sich weiterhin aus dem Zusammenhang zwischen den Ursprüngen der hier zu verwendeten Methode und dem, wie Soziale Systeme entstehen. Wenn nach Luhmann (2011, S. 75-76) soziale Systeme erst durch die Entwicklung von Kommunikation durch Kommunikation entstehen und die Qualitative Inhaltsanalyse aus den Kommunikationswissenschaften entsprungen ist (vgl. Mayring, 2010b, S. 48) , ist eine aussagekräftige Erkenntnisgenerierung möglich. Anders gedacht: Wenn soziale Systeme mittels Kommunikation aufrechterhalten werden, liefern diese das zu analysierende Material. Genau dieses Ziel verfolgt die hier angewendete Arbeitsweise (vgl. Mayring, 2010b, S. 11).

Im Fall der Unterforschungsfrage 1 (URQ1) (vgl. Kapitel 0) kommt die Frequenzanalyse zum Einsatz, bei der die Häufigkeiten des Auftretens der im Vorfeld definierten Kategorien dargelegt wird (i.A.a. Mayring, 2010b, S. 15). Zur Untersuchung der URQ4 wird eine einfach skalierte Variante der Valenzanalyse angewendet, da diese inhaltsanalytisch die Einschätzung des Untersuchers fokussiert (i.A.a. Mayring, 2010b, S. 15-16). Das unterschiedliche schematische Vorgehen zeigt Abbildung 3.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Vergleich der Durchführung von Frequenzanalyse (l.) und Intensitätsanalyse (r.) (Mayring, 2010b, S. 15-16)

Zur inhaltlichen Beschreibung des Ausgangsmaterials erfolgt die Klassifizierung „nach bestimmten, empirisch und theoretisch sinnvolle erscheinenden Ordnungsgesichtspunkten“ (Mayring, 2010b, S. 24), anhand derer die spätere Zusammenfassung und Interpretation vorgenommen werden wird.

Die Einführung der Kategorien stellt die Basis der Qualitativen Inhaltsanalyse dar und ermöglicht eine nachvollziehbare Auswertung. Die Entwicklung muss begründet sein, und soll sich an dem Untersuchungsgegenstand orientieren. Da diese Orientierung aufgrund der Einzigartigkeit wenig vergleichbar erscheint, ist die Durchführung von Pilotstudien zur Erfüllung wissenschaftlicher Ansprüche notwendig. Gleichzeitig hat die Qualitative Inhaltsanalyse den Anspruch, theoriegeleitet zu sein, d.h. die sinnvolle, theoriebasierte Argumentation gleich die Unzulänglichkeiten der technisch-methodischen Durchführung aus. (vgl. Mayring, 2010b, S. 49-51)

Die Umsetzung des in Abbildung 3 dargestellten Vorgehens erfolgt in den Schritten: Festlegung der Kodierregeln, Benennung der Kategorien, exemplarische Durchführung von Probekodierungen und Zuordnung Kategorien – Kodiereinheiten. Abschließend werden die erkannten Kategorien zu Hauptkategorien theoriegeleitet zusammengefasst. Bei der Formulierung der Kodierregeln sowie Bezeichnung der Kategorien ist ein sehr enger Bezug zu dem sprachlichen Niveau des untersuchenden Kontextes zu wählen. (vgl. Haudeck, 2008, S. 90-91)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Ablaufmodell induktive Kategorienbildung (Mayring, 2008, S. 12)

Als Ausgangspunk aller Analysen werden im Fall der vorgelegten Arbeit die Medien mit den jeweiligen Textstellen der Fachliteratur gewählt und die gefundenen Kategorien kontextsituiert an diesen Textstellen ausgerichtet. Das hier gewählte Vorgehen nennt Mayring (2008, S. 11) induktiv. Ergänzend wird auf die zentrale „inhaltsanalytische Regel“ hingewiesen, in der „die Kategoriendefinition und das Abstraktionsniveau“ hervorgehoben werden (Mayring, 2008, S. 12).

Innerhalb der Textanalyse bspw. zum Forschungsstand soll sich streng an den formalen Vorgaben, wie in Abbildung 4, der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring gehalten werden.

Die Durchführung der Textanalyse erfolgt mittels elektronischer Datenverarbeitung unter Verwendung des Programms f4analsyse, Version 2.5 von audiotranskription. Alle Textvorlagen liegen in gedruckter Lehrbuchform vor und werden mittels der Texterkennungssoftware ABBYY® FineScanner Pro, Version 7.1 in das von f4analyse zu verarbeitende Rich Text Format kompiliert, die Speicherung erfolgt als eine zusammenhängende Datei (audiotranskription, o.J.). In f4analyse wird die Materialsichtung vorgenommen und ggf. mit Anmerkungen versehen. Zur analytischen Auswertung entsteht zunächst das Kategoriensystem inkl. Co, anschließend wird die Auszählung der Fundstellen vorgenommen.

Die Zusammenfassung entsteht im Kapitel 3.4. Eine weitere Analyse wird aufgrund des Umfangs nicht durchgeführt und könnte Anlass für weitere Forschungen geben (vgl. Kapitel 6.2).

3.1.2 SWOT-Analyse als ganzheitliches Bewertungsinstrument

Das Akronym SWOT setzt sich aus den Anfangsbruchstaben der Begriffe s trength, w eakness, o pportunity und t hreat zusammen, die als Stärken - Schwächen sowie Chancen – Risiken Analyse übersetzt werden. Da sich die eingeführten Begriffe ausschließlich auf Handlungsoptionen beziehen, kann diese Methode, die zudem im Einklang zu den o.a. Zielen steht, gut eingesetzt werden, um eine kontrolliert-subjektive Bewertung von Möglichkeiten und Grenzen systemischer Interventionen durch High Responsibility Teams in Kritischen Situationen vorzunehmen. Es werden weniger die Zahlen und Fakten bewertet, vielmehr wird der Kontext, in dem sich die Handlungsmöglichkeiten befinden, in die Analyse einbezogen und mit den angedachten Handlungsalternativen verschränkt. Bestenfalls wird die Kombination zwischen der subjektiven Einschätzung und den vorliegenden Daten erreicht. Der Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass die Einschätzung der Anwendungsmöglichkeit erst innerhalb eines bestimmten Szenarios ergibt. (i.A.a. Leipziger, 2009, S. 79; i.A.a. Schmidbauer & Knödler-Bunte, 2004, S. 91)

Für das strategische Management stellt die SWOT-Analyse, bei der interne Einflüsse (Stärken, Schwächen) gegen externe Einflussfaktoren (Chancen, Risiken) gestellt werden, eine einfache und schnelle Methode zur Gewinnung eines umfassenden Eindruckes der unternehmerischen Situation dar. Hierbei wird auf das Wissen und die Erfahrung von Expertinnen und Experten zurückgegriffen, das mittels Experteninterviews oder Fragebögen an diese Personengruppe generiert werden kann. Als eine Methode, die verbal-argumentativ eingesetzt wird, verzichte diese auf Algorithmen basierende Aggregation. Die als kritisch angeführte fehlende Formalisierung wird innerhalb der Sozialwissenschaften durch das Erfordernis eines überdurchschnittlichen und detailreichen Kenntnisstandes über den zu bewertenden Gegenstand eingeholt [für diese Arbeit ist kritisch zu betrachten, dass üblicherweise eine Expertengruppe zur Durchführung einer SWOT-Analyse aus drei bis fünf Personen bestehen soll, Anm. Verf.]. Im sozialwissenschaftlichen Umfeld eingesetzt, erreicht die SWOT-Analyse einen hohen Komplexitätsgrad. Dennoch wird die hier vorgestellte Methode als ganzheitlich und systematisch eingeschätzt. Hierbei können sich für komplexe Situationen die analysierenden Experten/innen schnell einen akzentuierten Überblick verschaffen. Gerade weil die Ableitung von Handlungsoptionen ein Kerngedanke der SWOT-Analyse darstellt, ist der Einsatz für diese Arbeit gerechtfertigt. (vgl. Niederberger, 2015, S. 41; vgl. Wollny & Paul, 2015, S. 189-191, 203, 206-208, 210)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: SWOT-Analyse und entsprechende Strategien (eig. Darstellung, 2019)

Das ein Einsatz der SWOT-Analyse bereits im medizinischen Umfeld getätigt wird, zeigen Hogan und Brachmann (2009) in ihrer „SWOT-Analyse einer zentralen Notaufnahme mit Analyse der Erfolgspotentiale“, in der die Autoren aufgrund der hier beschriebenen Methode fundierte Empfehlungen für die Einrichtung einer zentralen Notaufnahme aussprechen.

In Abbildung 5 wird als Vorgriff auf Kapitel 5.1, in dem die Möglichkeiten und Grenzen systemischer Interventionen in kritischen Situationen durch HRT aufgezeigt werden, mögliche strategische Gedanken dargestellt. Damit wird die angestrebte empfehlende Aussagekraft über die Wirksamkeit einer bestimmten systemischen Intervention erst innerhalb einer ganz konkreten Situation offenbart.

In genau dieser subjektiven Einschätzung und dem kontextsituierten Einsatz liegen die Gründe, weshalb diese Arbeit einen empfehlenden Charakter hat und niemals den Anspruch auf eine umfassende Einordnung erheben kann.

3.1.3 Einfall als Erkenntniserzeugung und die Adduktion

Um den in Kapitel 4.3.1 zu erwartenden Erkenntnisgewinn aufgrund der in Kapitel 3.6.1 aufgesetzten Vermutungen und der im Kapitel 2.2 noch darzustellenden Unschärfe qualitativer Gütekriterien wissenschaftlichen Arbeitens methodisch zu untermauern, wird die von Glaser und Strauss (2010, S. 266) dargestellte Methode der „Theorieentwicklung aus Einfällen“ verwendet.

Diese beschreibt die Entwicklung von Theorien, die durch einen Einfall, also zufällig auftretende Gedanken und Einsichten ausgelöst werden. Auf diese Art können auch alltagstheoretische Erkenntnisse in wissenschaftlich haltbare Theorien überführt werden. Vorrausetzung für das Gelingen ist, die Ideen der Wissenschaftler/innen den qualitativen Verfahren zugänglich zu machen. Die so bewusst gewordenen Geistesgüter werden unter Zuhilfenahme qualitativer Analyseverfahren, bspw. der Erfassung und Auswertung der Eingebungen als Daten und der Anwendung der komparativen Analyse. Diese Vorgehensweise legen die Autoren explizit ihren Leser/innen ans Herz. Das Ergebnis lässt sich nachvollziehen und ist durch Dritte überprüfbar. (vgl. Glaser & Strauss, 2010, S. 263-269)

Da Handlungen seitens der HRT den Verhaltensweisen zugeordnet werden können, ist der Einsatz dieses Instruments im Kapitel 4.3.1, in dem es genau um diese Handlungen geht, gerechtfertigt. Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das hier vorgestellte Verfahren aufgrund der zeitlichen und inhaltlichen Beschränkung in Näherung eingesetzt wird und als Rechtfertigung der eigenen Denkleistung verstanden werden möchten. Die Gefahr der Offensichtlichkeit, wie sie bei Schnell u.a. (2013, S. 408-409) beschrieben wird, soll durch die dort geforderte Strukturierung der Bedingungen begegnet werden.

Die Methode der Adduktion, also die Verallgemeinerung, soll hier als der Versuch verstanden werden, in dem die wesentlichen Merkmale des Erkenntnisgewinns in andere Kontexte übertragen wird. Dieses gleichzeitig das aus der Rolle heraus, ein Teil der Welt zu sein, die es zu erforschen galt. (vgl. Moser, 2012, S. 22-23; vgl. Reichertz, 2013, S. 89)

Um jedoch auf der Grundlage des Verständnisses überhaupt nachvollziehbare ziehen zu können, kam die Methode der kommunikativen Validierung bei den Kapiteln 4.1 und 4.2 zur Anwendung.

3.2 Interpretation klassischer wissenschaftlicher Gütekriterien

Damit die Überführung in das alltägliche Erleben und Empfinden von (rettungsdienstlichen) Teams gut gelingt, verpflichtet sich diese Arbeit den allgemein anerkannten wissenschaftlichen Gütekriterien. Die bisher erläuterten Problemfelder und -beschreibungen entspringen einer unstrukturierten, auf zufälligen Erfahrungen und subjektiver Beobachtung beruhenden sowie tradierten Vorstellungen behafteten, individuellen Kenntnissen. Um zu einem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn zu gelangen, müssen Daten systematisch gesammelt, aufbereitet und analysiert werden. Begleitend ist der eigentliche Prozess der Forschungsarbeit nachprüfbar zu dokumentieren, was die spätere fachliche Einordnung ermöglichen soll. All diese Schritte basieren auf den bereits erforschten Theorien, um die neu gewonnen Erkenntnisse zu prüfen, abzusichern und ggf. die betrachteten Theorien weiter zu entwickeln. (vgl. Döring & Bortz, 2016a, S. 5; vgl. Schnell u.a., 2013, S. 2-3)

Forschung, und als solche möchte diese Arbeit verstanden werden, hat, neben den klassischen Gütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität, zudem die Ausrichtung in Richtung den Nebengütekriterien Akzeptanz, Nützlichkeit und, eingeschränkt, Ökonomie im Fokus. Die genannten Kriterien stehen eher im Bezug zu qualitativen Methoden, die mittels Testverfahren, bspw. bei der Bearbeitung naturwissenschaftlicher Fragestellungen, angewendet werden. Durch die Wahl des qualitativen forschungsmethodischen Ansatzes in dieser Arbeit, gelten für die angeführten Kriterien besondere Ausprägungen. (vgl. Becker, 2019; vgl. Döring & Bortz, 2016a, S. 12-13)

Insbesondere ist die einfache Übertragung der erwähnten Hauptgütekriterien auf sozial- und humanwissenschaftliche Disziplinen nicht immer möglich, da diese als offene und subjektiv geführte Argumentationsketten erfüllt werden. Trotzdem gilt es, die wissenschaftlichen Grundsätze der Zuverlässigkeit und Gültigkeit auf keinen Fall zu vernachlässigen. Hierzu bedarf es der Adaption an die qualitativen Forschungsmethodik. (vgl. Flick, 2010, S. 396-397; vgl. Stangl, 2019b)

- Das Kriterium der Objektivität bezieht sich „vor allem auf die Unabhängigkeit der Untersuchung von subjektiven Einflüssen seitens der Forscher“ (Stangl, 2019b) und kann durch einen möglichst kontrollierten und standardisiertem Untersuchungsprozess beeinflusst werden. Ob durch dieses Konstrukt eine hohe Objektivität erreicht wird, ist jedoch wegen der unterschiedlichen Wirklichkeitskonstruktionen von Forschenden in Frage zu stellen (vgl. Flick, 2010, S. 397).
- Das Kriterium der Reliabilität ist kaum zu übertragen, da innerhalb des gewählten qualitativen Ansatzes keine statistischen Erhebungen erfolgen, deren Prüfung mittels Koeffizienten abgesichert werden muss. An die Stelle tritt die Forderung nach Transparenz. Diese wird durch die genaue Darstellung über Art, Umfang, Ablauf und Bedingungen der Untersuchung erreicht. (Stangl, 2019b)
- Das Kriterium der Validität kann ebenfalls nur schwer übertragen werden, da die Überprüfung der Übereinstimmung von messtechnischen Verfahren und Konzepten in den qualitativen Methoden keine Anwendung findet. Der Grund dafür ist in den Stärken der qualitativen Methoden zu finden, die ja gerade die Bedingungen der Kontexte in denen geforscht wird, berücksichtigt und hieraus ihre Schlüsse zieht. Demgegenüber steht eine hohe Standardisierung von Erhebungen. (vgl. Flick, 2010, S. 397)

Trotz aller Kritik am Qualitativen Ansatz, spricht Mayring (2010b, S. 51-52) von der besonderen Wichtigkeit der wissenschaftlichen Gütekriterien gerade auch in der Anwendung dieses Verfahrens. Insbesondere führt er die „Intercodierreliabilität“ an. Hierbei stellt Mayring den Vergleich der Textanalyse durch unterschiedliche und voneinander unabhängige Analytiker/innen als notwendig vor, um Unschärfe und Fehler zu identifizieren.

Es kann vermerkt werden, dass durch die Wahl des qualitativen Forschungsdesigns die tradierten Gütekriterien neu zu fassen sind:

1. Kontrollierte Subjektivität, bzw. „intersubjektive Nachvollziehbarkeit“ (Döring & Bortz, 2016a, S. 9) und
2. Transparenz im Forschungsprozess und damit die Ermöglichung der „Nachprüfbarkeit“ (Döring & Bortz, 2016a, S. 9).

Brüsemeister (2008, S. 49) folgert bspw., dass die Überraschung, die seitens des Forschungsfeldes ausgeht und die eine Offenheit seitens der forschenden Personengruppe erfordert, gute Ergebnisse liefert. Im Gegensatz zu der Exaktheit im quantitativen Forschungsgegenstand werden wertvolle qualitative Feststellungen im Kontakt mit dem Forschungsfeld generiert. Es wird erklärt, dass in einer sozialen Umwelt die zu betrachtenden „soziologischen Erklärungsprobleme“ seitens der „Logik der Situation, Selektion und Aggregation“ im Vordergrund der Forschungsergebnisse stehen (vgl. Brüsemeister, 2008, S. 49):

- Erfassung der Akteur-perspektivischen Wahrnehmung der Situation und Analyse der Rahmenbedingungen,
- Nachvollziehbarkeit der situativen Entscheidungsprozesse sowie
- Darstellung der Konsequenzen, Strukturen und Aggregationen aus diesen Entscheidungshandlungen.

Die konsequente Anwendung der hier definierten Gütekriterien fördert wahrscheinlich die Akzeptanz durch die Leserin, den Leser und erhöt die Bereitschaft zum transdisziplinären Diskurs. Gerade die hier unterlassene, gegenseitig Prüfung der Textanalyse stellt eine gute Ausgangsbasis des Austauschs dar und lädt zur Überprüfung ein. Sofern der Diskurs offen und von Wertschätzung geführt wird, könnten positive Auswirkungen auf die Nützlichkeit der vorgelegten Masterarbeit auftreten. Ob das dritte Nebengütekriterium der Ökonomie hiervon erfüllt wird, bleibt offen. Vielleicht nehmen sich Vertreter/innen der scientific community dieser Fragestellung an?

4 Forschungsfeld und Stand der Forschung

Im Zuge der systemischen Qualifikation und Erstellung dieser Arbeit wurden aus Interesse in unregelmäßigen Abständen wiederholt Recherchen in den einschlägigen Literatur- und Onlinequellen zum Einsatz systemischer Interventionen durchgeführt. Zum bisherigen Stand der Recherchen1 findet eine flächendeckende, systematische und evaluierte Anwendung systemischer Interventionen in komplexen und kritischen Einsatzbereichen, in denen hochverantwortungsvolle Teams agieren, nicht statt. Dies verwundert insofern, als dass die Bezugswissenschaften, insbesondere die Psychologie im therapeutischen Kontext, um die entsprechenden Wirkfaktoren wissen (i.A.a. Biermann-Ratjen, 2012, S. 9).

Alltägliche Beobachtungen, wie sie bereits mehrfach hier erwähnt wurden, können als Ausgangspunkte für wissenschaftliche Forschungen dienen. Es sind jedoch deutliche Unterschiede zwischen Zufallsbeobachtungen, die eher unstrukturiert und unvermittelt erfolgen, zu vermerken und Beobachtungen in einem bewussten Setting innerhalb der Sozialforschung getätigt werden. Die Beobachtungsverfahren beschreiben Schnell u.a. (2013, S. 380-381) „kontrolliert und systematisch“ und die Beobachtungsinhalte „systematisiert“. Beide Kriterien treffen auf die hier angesprochenen Alltagsbeobachtungen nicht zu. (i.A.a. Schnell u.a., 2013, S. 380-381)

Um die bisherigen Behauptungen zu verifizieren und den Stand der aktuellen Forschung zu erfassen, findet innerhalb dieses Kapitels zunächst eine Auseinandersetzung mit den assoziierten Handlungsfeldern statt. Dieses Vorgehen scheint für eine gute Einschätzung anhand welcher Kriterien die Literaturrecherche durchgeführt wurde, hilfreich zu sein. Zudem liegen u.a. hier die Grundlagen für das Verständnis für die Rahmenbedingungen zur Herleitung der Forschungsfragen. Im weiteren Verlauf wird der Bezug zum notwendigen Ausbildungskontext hergestellt. Darstellung und Zusammenfassung der durchgeführten Literaturrecherche komplettieren den aktuellen Stand der Forschung.

Ziel dieses Kapitels ist es, den aktuellen Forschungsstand anhand von wissenschaftlichen Methoden zu ermitteln und darzustellen. Dieses Vorgehen ist insofern notwendig, da erst durch diese Darstellung die ordnende theoretische Rahmung ermöglicht wird. Ergänzend können die dem Forschungsproblem zugehörigen Forschungsfragen systematisch abgeleitet und begründet werden. Hierdurch findet die Verortung des Forschungsthemas statt. (vgl. Döring & Bortz, 2016b, S. 158, 163)

4.1 Assoziierte Handlungsfelder

Eine Empfehlung über möglich hilfreiche Interventionen in Kritischen Situationen kann nicht im freien Raum ausgesprochen werden und es sind die bezugswissenschaftlichen, fachthematischen und technisch-fachlichen Kooperationen mit gegenseitigem Einflussfaktoren, die sich zudem einander bedingen (vgl. Abbildung 6).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Assoziierte Handlungsfelder (eig. Darstellung, 2019)

Besonderen Wert soll daher auf die Verknüpfung der Beobachtungen gelegt werden, durch deren Vernetzung nur eine haltbare Abstützung der Schlussfolgerungen möglich ist (vgl. Moser, 2012, S. 23-24).

Am Beispiel der beiden Einsatzszenarien (vgl. Prolog) können die assoziierten und abzugrenzenden Handlungsfelder genannt und exemplarisch eingeordnet werden:

Medizin allg. und Notfall- und Rettungsmedizin im Besonderen dienen als Grundlage von Entscheidungsfindung und therapeutischen Handlungen, welche durch die Leitlinien der Fachgesellschaften empfohlen werden. So dürfen und können Diagnostik und Therapie nur mit einem soliden Grundlagenwissen sicher angewendet werden (vgl. § 2 (2) RettG NRW). Im vorgestelltem Einsatzbeispiel besteht die Herausforderung in der differentialdiagnostischen Beurteilung der Hilflosen Person, die unter Zuhilfenahme interdisziplinärer Wissensrepräsentationen gestellt werden kann (vgl. Zugck, 2006, S. 151).

Rechtswissenschaften, bspw. als Bewertung bewusster Entscheidungen für oder gegen bestimmte (auch systemische) Interventionen (vgl. § 630c BGB). Gerade in der rettungsdienstlichen Handlungswelt, in der unterschiedliche Professionen zusammenwirken, sind die meisten Handlungsspielräume gesetzlich geregelt. So findet derzeit die Diskussion einer rechtkonformen Anwendung invasiver Maßnahmen durch nicht-ärztliches Rettungsdienstfachpersonal statt (vgl. Lechleuthner & Neupert, 2017, S. 440). Das die Patientin „zur Krankenhausaufnahme überredet“ (Zugck, 2006, S. 13) wurde, könnte im Gegensatz zu den o.a. Rechtsbereich der Mitwirkungspflichten sowie Einwilligung stehen. Hierbei stehen die Behandelnden in der Pflicht, die Einwilligung zu Maßnahmen einzuholen (vgl. § 630d BGB).

Entscheidungsprozesse als weites Forschungsfeld, selbst in der Ausprägung von „Entscheidungen in kritischen Situationen“ (Strohschneider, 2003, S. V). Wie es zu der Entscheidung zur Narkoseeinleitung kam, bzw. welche möglichst nachvollziehbaren Prozesse bei den Beteiligten stattfanden, sind mehrschichtige Fragestellungen.

Aus-, Fort- und Weiterbildungen als ein zentraler Aspekt der Teamperformance und damit in Bezug zum System der wesentliche Bestandteil zur Entwicklung (vgl. Biehaule, 2018, S. 37). Gerade seltene kritische Situationen (die im Beispiel angeführte (Prä-) Eklampsie tritt in ca. 3-5% auf (vgl. Dröge & Henrich, 2019, S. 355)) sind zu üben, um eine ausreichende Handlungssicherheit zumindest gedanklich vorab planbar zu machen.

Ökonomische Rahmenbedingungen sind als Grundlage zur Umsetzung der assoziierten Handlungsfelder anzusehen, die Leistungen müssen wirtschaftlich sein (vgl. § 12 SGB). Die Frage z.B., ob der Einsatz eines RTH ökonomisch verhältnismäßig erscheint, kann gerade rettungsdienstlich-wirtschaftlich nur schwer beantwortet werden und steht in der Realität wohl kaum dem Nutzen des Patienten entgegen (vgl. Baller u.a., 2014, S. 64; vgl. Grönheim, 2016, S. 1054; vgl. Niehues, 2016, S. 1040).

Strukturelle und organisatorische Aspekte von Kritischen Situationen befinden sich im Spannungsfeld zwischen den Eindrücken der vorhergenannten ökonomischen Rahmenbedingungen und dem Wunsch nach mehr fachlicher Qualität (vgl. Crespin, 2007, S. 22). So gelten innerhalb der Gefahrenabwehr [dem Eindruck nach zementierte, Anm. Verf.] tradierte Formen der Stablinienorganisationsform, innerhalb derer eine fest verankerte, hierarchische Struktur herrscht (vgl. Mitschke, 1997, S. 19-20). Werden zudem die Prozesse betrachtet, die zu den Entscheidungen geführt haben, finden sich auch in diesem Handlungsfeld vielfältige Subthemen. In den Einsatzszenarien finden sich einige Indizien, in denen die Organisation zum Tragen kommt. Hätte der Transport im Einsatzszenario 2 auch mittels RTH stattfinden können? Welche Unterschiede hätte es in einer anderen örtlichen Struktur (bspw. Land- oder Stadtrettung) gegeben?

Technische Möglichkeiten sind einem ständigen Wandel ausgesetzt. Hiervon betroffen sind auch die Geräte und Verfahren, die durch HRT in Kritischen Situationen eingesetzt werden. Das dies eine Selbstverständlichkeit ist, wird durch bspw. durch das NotSanG untermauert, in dem im §4 eine Qualifikation auf „dem allgemein anerkannten Stand rettungsdienstlicher, medizinischer und weiterer bezugswissenschaftlicher Erkenntnisse“ gefordert wird. In den beschriebenen Einsatzszenarien können z.B. veränderte Geräte und technische Hilfsmittel erheblichen Einfluss auf die Struktur, und damit auf Interaktion, einer Kritischen Situation nehmen (vgl. Marx, 2017, S. 88-89).

Der Einfluss von Führung auf eine kritische Situation ist bereits vielfältig beschrieben, hierarchischen Strukturen werden nur selten infrage gestellt. Dort allerdings, wo diese infrage gestellt werden, bleiben die Handelnden innerhalb herkömmlicher Gedankenmustern. Eine Übertragung systemischer Führungsansätze, wie sie z.B. bei Steinkellner (2012, S. 330-331) als Systemmodell beschrieben wird, erfolgt nicht.

Jeder dieser Handlungsbereiche verdient es, eine eigene, umfassende und fundierte Darstellung zu erhalten und die hier angeführten Gedanken sind auf das Mindeste reduziert. Deswegen muss aufgrund der thematischen und situativen Komplexität und Konnektivität diese Darstellung unvollständig sein. Der individuelle Blickwinkel entscheidet, inwieweit angrenzende Bezugswissenschaften, praktische Aspekte weiter einzubeziehen oder zu clustern sind. Daher wird die vorgelegte Arbeit nicht dem Anspruch auf allumfassende Betrachtung der (beispielhaft) angeführten Handlungsfelder gerecht, weswegen um zu breiteren Gedankengängen zu gelangen in den einzelnen Fachgebieten weitere Forschungen notwendig sind (vgl. Kapitel 6.2).

4.2 Spannungsfeld Ausbildung vs. Forschungsfeld und Forschungsstand

Der Ansatz, gerade nicht-ärztlichem Personal im Rettungsdienst eine deutlich verbesserte Qualifizierung abzuverlangen, erscheint durch Veränderung im Morbiditätsspektrums hilfreich zu sein. So nimmt die Anzahl der internistisch und chronisch Erkrankten durch den demografischen Wandel deutlich zu, den größten Anteil der Einsätze wird durch Rettungsassistenten/innen (RettAss), bzw. Notfallsanitäter/innen (NotSan) bearbeitet. Weiterhin stellt diese hauptberuflich beschäftigte Gruppe die größte Personenanzahl (ca. 40000) am Rettungsdienstpersonal und nimmt durch ihre Qualifikation eine Garantenstellung zur „fach- und bedarfsgerechten Versorgung der Bevölkerung durch den öffentlichen Rettungsdienst“ ("Entwurf eines Gesetzes über den Beruf der Notfallsanitäterin und des Notfallsanitäters sowie zur Änderung weiterer Vorschriften," 2012, S. 14) ein. Die Forderung der Bundesregierung ist eine ausdrückliche Erhöhung der Ausbildungsqualität von Notfallsanitäter/innen, die durch die Vermittlung von sachlichen, personalen, sozialen und methodischen Kompetenzen zur Eigenverantwortlichkeit gestellt wird (vgl. § 4 NotSanG). Darin berücksichtig sind situative, und persönliche Rahmenbedingungen aller Beteiligten, die Ausbildung ist am jeweiligen Stand von Technik und Wissenschaft, die relevanten Bezugswissenschaften inkludiert, auszurichten. Es wird deutlich, dass durch die Einführung der Notfallsanitäter-Ausbildung ein Umdenken stattgefunden hat. Die Richtung der Veränderung geht weg von der Stellung als Helfer/in ärztlichen Handelns, hin zu einem kompetenzorientierten, ganzheitlichen Denken und Handeln auf Grundlage aktueller Stände aus Wissenschaft und Technik sowie konkreter Erkenntnisse der Bezugswissenschaften. (vgl. "Entwurf eines Gesetzes über den Beruf der Notfallsanitäterin und des Notfallsanitäters sowie zur Änderung weiterer Vorschriften," 2012, S. 14-16)

Die wesentlichen Unterschiede beider Berufsausbildungen der gesetzlichen Bestimmungen in Auszügen betrachtend zeigt Tabelle 2 als Gegenüberstellung. Hauptsächlich sind die Passagen betrachtet, die erheblichen Einfluss auf den geforderten Kompetenzerwerb haben.

Tabelle 2: Gegenüberstellung Ausbildung RettAss vs. NotSan

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Gedanken, nach denen eine Aufwertung der rettungsdienstlichen Berufsausbildung des nicht-ärztlichen Personals dringend geboten sei, wurden bereits kurz nach der Einführung des Berufsbildes Rettungsassistent/in (Jahr: 1989) erhoben. Hierbei stand als dringendster Aspekt, neben Fragen nach der Finanzierung, die Einführung eines Kompetenzkataloges zur Debatte. (vgl. Wagner & Karutz, 2003, S. 54)

Diese ältere Initiative erfährt durch die Gesetztesantrag vom 11.09.2019 der Bundesländer Bayern und Rheinland-Pfalz eine ganz aktuelle Relevanz. Zwar wird auch an dieser Stelle die u.a. somatische Behandlung in den Fokus der Aufmerksamkeit gestellt, in dem Bezug zu den eigenverantwortlichen, auch invasiven Maßnahmen durch Notfallsanitäter/innen genommen wird. Um diese rechtsicher anzuwenden, diskutiert der Bundesrat z.Zt. den Heilkundevorbehalt, mit der Folge, dass evtl. nicht-ärztliches Personal heilkundliche Maßnahmen eigenverantwortlich durchführen könnten. (2019)

Die bisherigen Betrachtungen in dieser Arbeit bezogen sich vorwiegend auf den somatischen Bereich der medizinisch-fachlichen Maßnahmen. Dieser Umweg ist insofern notwendig, um den Kerngedanken zu verdeutlichen, der mit Einführung des Notfallsanitätergesetzes verfolgt wurde: Die größte Berufsgruppe im Rettungsdienst soll umfassend sowie unter situativer Berücksichtigung der jeweiligen Rahmenbedingungen des Einsatzes und des persönlichen Umfeldes Patientinnen und Patienten angemessen somatisch, psychisch und sozial versorgen. Es werden keine Wunden oder Herzinfarkte mehr versorgt, sondern Menschen, die eine Wunde oder einen Herzinfarkt erlitten haben. Dieser Perspektivwechsel wurde mit der Einführung des NotSanG und besonders der NotSan-APrV eingeleitet; letztere benennt im Themenbereich 3 explizit die Beratung.

Hier begründet sich die Notwendigkeit des Ausbildungsbezuges, da im deutschen Ausbildungssystem Qualifikationsmaßnahmen den Hang zu einförmigen, normierten Lernsettings haben. Dieser, aus dem Taylorismus stammende bildungspolitische Rahmen, passt nur wenig zu den systemischen Erkenntnissen. Autopoietische Systeme treffen auf technokratische Rahmenbedingungen und die Evaluation des Menschlichen auf die Anforderungen tradierter Wirtschaftlichkeit. Damit reproduziert sich das System selbst. (i.A.a. Erpenbeck & Sauter, 2016, S. 201-203; i.A.a Liessmann, 2009, S. 68-73; i.A.a. Precht, 2013, S. 106-107; i.A.a. von Hentig, 2003, S. 186-188)

Da nur rudimentäre systemischen Denkmuster bei HRT zu erkennen sind (vgl. Kapitel 3.3) ist es kaum verwunderlich, weshalb auch fast sechs Jahre nach Inkrafttreten des NotSan G und der NotSan-APrV deren Forderungen nach Elementen der Beratung noch keine Umsetzung erfahren haben. Und dass, obwohl es seit den 1950er Jahren eine etablierte „Beratungsszene“ gibt (vgl. von Schlippe & Schweitzer, 2016, S. 32).

Zudem wird die aktuelle Diskussion um die o.a. Gesetzesänderung auf juristischer Ebene, d.h. ohne die Betrachtung der Beratungskompetenzen geführt. Durch Einbezug dieser Gedanken, könnte die Patientensicherheit möglicherweise deutlich verbessert werden.

Die Anwendung der erworbenen systemischen Qualifikation gerade in kritischen Situationen, veränderte das eigene Verhalten. Diese Erkenntnis wurde durch die Beobachtung der Alltagserfahrungen ermöglicht. Ein Training dieser Kompetenzen muss jedoch innerhalb des geschützten schulischen Raumes erreicht werden. Entsprechend groß kann der Einfluss auf die zukünftigen HRT sein, wenn deren Ausbildung aufgrund systemischer Erkenntnisse erfolgt. Allerdings fehlt es hier noch an standardisierten Erhebungsinstrumenten für die Feldforschung.

4.3 Vorgehensweise der Literaturrecherche zum Stand der Forschung

Eine systematische Literaturrecherche gibt einem Forschungsgegenstand die notwendige Basis und darf auf gar keinen Fall eine „Zusammenstellung von Zufallsfunden sein“ (Döring & Bortz, 2016b, S. 158). Die Literaturrecherche wurde im Zeitraum vom 27.07. bis 18.08.2019 durchgeführt. Ausgangspukt sind Überlegungen, in denen die Ausbildung von HRT einen erheblichen Einfluss auf die spätere Reproduktion nimmt (vgl. 3.2.). Methodisch wurde die Literaturrecherche zum Forschungsstand nach den qualitativen Prämissen gem. Kapitel 2.1.1 als Frequenzanalyse umgesetzt. Die dort beschriebene kontextsituative Rahmung ist bereits innerhalb des Kapitels 3.1 skizziert.

Tabelle 3: Inklusions- und Exklusionskriterien zur Literaturrecherche

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Auf der Grundlage der vorherigen Überlegungen, qualifizierten sich unter Anwendung der in Tabelle 3 aufgestellten Ein- und Ausschlusskriterien zur Auswahl der zu untersuchenden Literatur die Werke von Baller u.a. (2014, S. 228-233); Gasch und Lasogga (2015, S. 392-396); Grönheim und Kemperdick (2016, S. 42); Hausmann und Karutz (2016, S. 135-151); Kaiser (2018, S. 1-53); Karutz und Armgart (2016, S. 171-178); Richwin und Karutz (2015), bzw. Richwin und Karutz (2014, S. 11-93), da identisches Textmaterial. Die systematische Literaturarbeit wurde auf der Grundlage der in Kapitel „Qualitative Inhaltsanalyse als Instrument der Sozialforschung“ beschriebenen Instrumente und Methoden in fünf Schritten durchgeführt:

1. Stichwortsuche in der Literaturauswahl, gem. den Inklusions- und Exklusionskriterien zur Literaturrecherche und i.A.a. Themenbereich 3 NotSan-APrV, Stichwörter und logischen Operatoren: „Kommunikation“ ∧ „Interaktion“ ∧ „Beratung“ ∧ „Systemtheorie“, bzw. „Phrase“ ∨ „Theoretische Rahmung“ ∨ „systemische Intervention“. Für die Ergebnisqualität ist die folgerichtige Identifikation der erforderlichen Suchbegriffe bedeutend (vgl. Döring & Bortz, 2016b, S. 158).
2. Auflistung der Fundstellen in Tabelle 6: Übersicht Fundstellen von Kommunikationstheorien zur Übersicht und effektiveren Auffindbarkeit der Textstellen.
3. Vergleichende Inhaltsanalyse nach dem zuvor definierten Kategoriensystem, welche ausführlich, d.h. inkl. den Beschreibungen der Kategorien, der sprachlichen Formulierungen sowie den Fundstellen als Zitate, im Anhang2: Codes und Codierungen ausgelagert ist.

Anmerkungen zum Vorgehen:

- Die bearbeitete Literatur bezieht sich in erster Linie auf die Ausbildung des rettungsdienstlichen Personals, da eine standardisierte Vorbereitung auf kritische Situationen in dieser Umgebung ermöglicht werden kann.
- Innerhalb der ersten Literaturanalyse ist auch das zur Bearbeitung der URQ notwendige Kategoriensystem erarbeitet und eingeführt worden.
- Bei der Kategorisierung der vorliegenden Texte werden nur die Fundstellen aufgenommen, an denen die Textstellen erstmalig die sprachliche Formulierung enthielten. Hierbei ist auf den Sinnzusammenhang zu achten, weswegen es in Einzelfällen zu Mehrfachnennungen kommen kann. Dieses ist zur Interpretation der Ergebnisse beachtenswert.
- Wegen der Exklusionskriterien fand eine intensivere Beschäftigung mit Linden (2019) und Bechmann (2014), deren Werke sich besonders mit den Inhalten der Psychologie und Kommunikation im rettungsdienstlichen und medizinischen Anwendungsbereich beschäftigen, nicht statt [Diese Bücher sind jedoch gerade wegen ihrer spezifischen Thematik sehr empfehlenswert, nehmen sich gleichzeitig auch nicht der hier untersuchten Thematik an. Anm. Verf.].
- Eine weitere Systemsuche mit den o.a. Stichworten zur Standortbestimmung der Forschungslandschaft in den Datenbanken Google Scholar, PupMed, ResearchGate und Online Literaturkatalogen der FernUniversität Hagen und Technischen Universität Kaiserslautern führte zu keinen nennenswerten Ergebnissen (vgl. Online Datenbanken).

4.4 Zusammenfassung aktueller Forschungsstand und Forschungslücke

Bereits in früheren Jahren wurde die Notwendigkeit der Thematisierung des Ausbaus von Ausbildung oder Schulung im sozio-kulturellem Bereich beschrieben. Nicht selten wurden Einsatzsituationen verkannt, drohten diese verbal und / oder körperlich zu eskalieren, manchmal unter Verkennung der eigentlichen Ursachen somatischer Symptome. Wagner und Karutz (2003, S. 54) schildern dieses eindrücklich in ihrem Einsatzbericht und stellen zum Schluss [in deutlich nachvollziehbarer Form, Anm. Verf.] die Frage nach dem Diskussionsbedarf. Beide bemängeln die Notwendigkeit der Erforschung der in dieser Arbeit behandelten Perspektiven von Interventionen; interprofessionell und zwischen Patienten und HRT. Nachdem inzwischen die Änderung der Ausbildung rettungsdienstlichen Personals mit der Berufsausbildung Notfallsanitäter resultierte, veränderten sich auch die Lehrinhalte.

4.4.1 Ergebnisse der Literaturanalyse

Die Auswertung der Frequenzanalyse in Bezug zur inkludierten Lehr-/Lernliteratur ergibt ein inhomogenes Bild:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Frequenzanalyse Forschungsstand (eig. Darstellung, 2019)

Insbesondere werden die klassischen Interventionsmethoden rezitiert, wie bspw. das des aktiven Zuhörens, der verbalen und non-verbalen Kommunikation sowie das Sender-Empfänger-Modell. Die gehäufte Nennung einer Rogers assoziierten Gesprächsführung ist besonders einem Kapiteleintrag in einem Fachbuch zu verantworten, in dem genau dieses Thema explizit bearbeitet wird. Die Darstellung einer modernen kommunikationstheoretischen Gedankenwelt, wie sie in der heutigen Fachliteratur zu finden ist, erfolgt kaum.

Demnach können zum Forschungsstand zum jetzigen Zeitpunkt nachfolgende Schlüsse gezogen werden:

- Kommunikationstheoretisches Gedankengut bezieht sich vorwiegend auf die zweite und dritte Generation der Kommunikation. Der Bezug zu den konstruktivistischen Ideen fehlt, wie auch eine neuere Beschreibung der kommunikationstheoretischen Intentionen nach Arnold (2010, S. 70-76) darlegen. System-kommunikationstheoretische Bezüge (vgl. Kapitel über Systemtheoretisches Denken und Handeln als) wurden nicht gefunden.
- Empfehlungen in der Literatur bleiben eher oberflächlich und unpräzise (z.B. „sich klar und einfach ausdrücken“, Ruhe ausstrahlen“) (Fundstellen 13). Dem HRT wird vermittelt was zu tun ist, jedoch nicht wie dieses auch umgesetzt werden kann.
- Ausgewählte oder beschriebene Methoden werden nicht explizit genannt, daher liefern die Autoren auch keine Beschreibung der Wirkweise und Eignung. Demnach fehlt eine explizite methodische Beschreibung aktueller Interventionen, nicht nur aus dem systemischen Bereich. Es bleibt bei Umschreibungen (vgl. das Wort „informieren“ in fast allen Textpassagen zum Herstellen von Transparenz).
- Inhaltliche Beschränkung auf die Interaktion zwischen Patienten und HRT, keine Bezüge zu den Anwendungsmöglichkeiten in kritischen Situationen (vgl. Auswertung nach den Merkmalen). Der Ursprung liegt vermutlich im Beratungskontext, dort ist jedoch auch noch nicht in diese Richtung gedacht. Nachweislich keine Beschreibung des bewussten und institutionalisierten Einsatzes systemischer Interventionen in Kritischen Situationen durch HRT.
- Eine Erwähnung systemischer Interventionen bspw. i.A.a. von Schlippe und Schweitzer (2016, 2019) wurde an keiner Stelle im untersuchten Ausgangsmaterial gefunden.

Zu den aktuellen Forschungsständen der Kernthemen finden sich in den entsprechenden Kapiteln die jeweiligen Ergebnisse.

4.5 Zwischenfazit: Forschungsfeld und Stand der Forschung

Die Wahl der Beschreibung des aktuellen Forschungsstandes fällt i.A.a. Döring und Bortz (2016b, S. 163) auf ein kurze Darstellung der bisherigen Umsetzung systemischer Interventionen in kritischen Situationen durch HRT und der gefundenen Forschungslücke. Zusammenfassend kann als Stand der Forschung vermerkt werden:

1. Erste systemtheoretische Ansätze scheinen vorhanden und einzelne Elemente systemischer Interventionen finden Berücksichtigung, diese werden noch nicht konsequent ausgearbeitet formuliert. Eine bestimmte Anwendung systemischer Interventionen durch High Responsibility Teams, diese insbesondere in Bezug auf gegenwärtige kritische Situationen, wird bis dato nicht vermittelt.

Es stellt sich daher die Frage, inwieweit systemisches Denken und Handeln, wie in der eigenen Ausbildung erlebt und bereits mehrfach im Einsatz angewendet, eine Bereicherung darstellen könnte.

Die untersuchte Lehr-Lernliteratur geht hier noch nicht weit genug. Schulung und insbesondere die Ausbildung von HRT bedeutet, dass diese in geschützten Räumen gelernt und probiert werden, dann erst in nicht-kritischen Situationen verfeinert, um später in kritischen Situationen auch in Varianzen angewendet werden können. Innovative Ausbildungskonzepte, auf die Erkenntnisse dieser Arbeit hin initiiert, bewirken einen positiven Effekt (vgl. Hattie, 2014, S. 296). Die Idee ist simple: Schulung systemischer Interventionen führt zu positiver Verstärkung, gefolgt von einer erfolgreicheren Anwendung.

2. Bisher erfolgte keine Zusammenführung der drei Bereiche Systemische Interventionen – Kritische Situationen – High Responsibility Teams.

Kritische Situationen werden immer wieder beschrieben (vgl. Prolog) und erste Definitionsversuche erfolgen bereits (vgl. Kapitel 4.1), eine geradlinige gedankliche Verknüpfung findet sich in der untersuchten Literatur nicht. Beschrieben werden oftmals Bezüge auf triviale Systeme (bspw. Luftfahrt à Anästhesieteams), aber, wie es noch in Kapitel 0 zu zeigen ist, die systemische Charakteristik von Menschen wird als nicht-triviale Systeme eingeordnet, d.h. Ursache und Wirkung ist, anders als bei technischen Systemen, nicht berechenbar. Diese Gedanken bleiben zumeist unberücksichtigt.

Erforscht sind die drei im Titel genannten Bereiche: kritische Situationen (vgl. Kapitel 4.1), Trainingsmaßnahmen von hochverantwortungsvollen Teams (vgl. Kapitel 4.2) und die Systemtheorie (vgl. Kapitel 4.3). Die Untersuchungen finden bislang getrennt voneinander satt, eine Verbindung wurde bisher noch nicht nachgewiesen. Diese Arbeit möchte dazu beitragen, die in der Zielformulierung genannten Maßnahmen zur Gewinnung von Erkenntnissen in der Anwendung systemischer Interventionen innerhalb kritischer Situationen zu identifizieren und einen kleinen Teil der Forschungslücke zu schließen.

4.6 Herleitung und Begründung der Forschungsfragen

Alle bisherigen Ausführungen haben ihren Ursprung im eigenen zufälligen, unstrukturierten Erleben der in der systemischen Qualifikation erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen. Aus dem alltäglichen Erleben und Empfinden leiteten sich die zugrunde liegenden Vermutungen ab, auf deren Grundlagen die Hauptforschungsfrage sowie zur Unterstützung der Beantwortung die Unterforschungsfragen 1-5, eine wissenschaftsbasierte Betrachtung arrangieren sollen.

4.6.1 Zugrunde liegende Vermutungen

Die Selbstbeobachtung, die den Einsatz von Systemischen Konzepten reflektierte, gebar eine Hauptvermutung: Systemische Interventionen haben einen hilfreichen Einfluss auf kritische Situationen. Gefühlt wurden die erlebten Situationen entspannter und mit weniger potentiellen aggressiven Elementen behaftet. Gerade in Situationen, in denen eine Krankenhausbehandlung bspw. aufgrund der beschränkten präklinischen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen unumgänglich erscheint (vgl. z.B. Einsatzszenario Nr. 2), konnten für alle Beteiligten zufriedener gelöst werden. Dieses geschah u.a. durch die Anwendung einer Skalierungsfrage. In einer anderen Einsatzsituation war es eine Projektionsfrage, welche möglicherweise die entscheidende Wende zur Verbesserung der Gesamtsituation und vielleicht auch für die Grundsteinlegung des positiveren Patientenoutcomes verantwortlich gewesen ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8: Zugrunde liegende Vermutungen (eig. Darstellung, 2019)

Als behavioristische Indikatoren dienten u.a. die Lautstäke der am Einsatz beteiligten Personen (Patienten und Rettungsdienstpersonal) sowie Geschwindigkeit und Anzahl der gleichzeitig ausgeführten Handlungen seitens des rettungsdienstlichen Einsatzpersonals. Den eigenen Beobachtungen nach, konnten unterschiedliche systemische Intervention einen erheblichen Einfluss auf den Verlauf nehmen. Die Übersicht der zugrundeliegenden Vermutungen ist in Abbildung 8 zusammengefasst.

Vermutungen sind, etymologisch angenähert, von allgemeinen Bedeutungen ableitete Sinnbemessungen (vgl. Kluge & Seebold, 2011, S. 643, 954). Wie eingangs erwähnt, standen zu Anfang eigene Beobachtungen, infolgedessen verschiedene Vermutungen entstanden; jeweils mit einer ganz persönlichen Bedeutungsgebung. Diese Sinnzusammenhänge und Bedeutungsgebungen sind:

Vermutung I: Durch die Anwendung systemischer Interventionen durch High Responsibility Teams in kritischen Situationen reduziert sich die Komplexität von kritischen Situationen. Dieses wird vermutlich durch den Abbau der kognitiven Belastung erreicht, wodurch der Überblick über einzelne Situationselemente durch Erhöhung der kognitiven und emotionalen Kapazität verbessert wird. Dieses wiederum ermöglicht infolgedessen eine subjektiv empfundene und auch tatsächliche Kontrolle der Handlungen.

Vermutung II: Durch die Anwendung systemischer Interventionen durch High Responsibility Teams in kritischen Situationen stellt sich das Situationsgeflecht (Netzwerk) dar. Dieses wird vermutlich durch die Darstellung der gegenseitigen Beeinflussung erreicht, wodurch die Effekte von Handlungen durch die Handelnden selbst wahrgenommen werden können. Dieses wiederum ermöglicht die Durchsichtigkeit der kritischen Situation mit der Folge, dass Handlungsoptionen in den Fokus von Betrachtungen gerückt werden.

Vermutung III: Durch die Anwendung systemischer Interventionen durch High Responsibility Teams in kritischen Situationen reduziert sich die Eigendynamik der Situation. Dieses wird vermutlich durch die Aktivierung von vorher unbenutzten Ressourcen erreicht, wodurch der empfundene Zeitdruck als weniger belastend empfunden wird. Dieses wiederum ermöglicht einen gezielteren und vielleicht auf die Prognose der erwünschten Wirkung bedachte Handlungsplanung.

Vermutung IV: Durch die Anwendung systemischer Interventionen durch High Responsibility Teams in kritischen Situationen setzten die Handelnden eine Vielzahl der zur Verfügung stehenden Ressourcen ein. Dieses ist vermutlich eine Folge der drei vorherigen Vermutungen und führt, nachdem die Aktivierung stattgefunden hat, zu einer bewussteren Anwendung der hilfreichen Ressourcen. Dieses wiederum könnte die kritische Situation in eine nicht-kritischere Situation überführen.

Selbst die allerbesten Vermutungen sind für eine Empfehlung ungeeignet und müssen methodisch überprüft werden, weshalb die Forschungsfragen im Folgenden aus den zugrundeliegenden Vermutungen abgeleitet werden.

4.6.2 Ableitung Hauptforschungsfrage und Unterforschungsfragen

Die Ableitung von Forschungsfragen hat unterschiedliche Ausgangsbasen: Forschungsstand, Theoriemodelle sowie Alltagstheorien. Während Forschungsfragen, die aus einer oder mehreren Theorien abgeleitet sind, eher dem quantitativen Feld zugeordnet werden, sind die Ableitungen aus Forschungsstand und Alltagstheorien eher im Bereich der qualitativen Forschungen verortet. Quantitative explorative Studien sind gerade wegen der Notwendigkeit der Identifikation und Operationalisierung der zu untersuchenden Variablen auf bereits vorhandene wissenschaftsbasierte Theoriemodelle angewiesen. Bei den Ableitungen vom Forschungsstand her, gibt es bereits ähnliche Untersuchungen und eine ungefähre Studienlage, diese erfassen jedoch noch nicht die aktuellen Forschungsthemen. Vorwissenschaftliche Gedanken sowie gesellschaftliche oder politische Diskurse um ein Thema können Grundlage der Ableitung von Forschungsfragen aus Alltagstheorien sein und geben somit den Forschungsanlass zu einer wissenschaftlich-empirischen Arbeit. Ergebnisse können entweder die Folge der Generierung neuer Primärdaten oder einer Sekundäranalyse sein. (vgl. Döring & Bortz, 2016b, S. 174-175)

Die in dieser Arbeit ermittelten Forschungsfragen bilden eine Kombination der Ableitung aus dem Forschungsstand sowie den Alltagstheorien. Da die Theorien bisher nach den Erkenntnissen des Kapitels 3.4 zwar in den einzelnen Bereichen (systemische Interventionen, kritische Situationen und HRT) vorhanden sind, jedoch noch nicht zusammengeführt wurden, scheidet die Ableitung aus einer oder mehreren Theorien aus.

Eine Ableitung der hier verwendeten Forschungsfragen aus Alltagstheorien und Forschungsstand erscheint insofern legitim, als dass gerade alltägliche Einsatzsituationen in Kombination mit der eigenen systemischen Qualifikation den Beginn der Überlegungen darstellen. Diese wurden gesellschaftlich und (berufs-) politisch in diversen Kreisen erörtert und es gibt die bereits mehrfach benannten wissenschaftlichen Erhebungen der drei einzelnen Bereiche, eine Verknüpfung jedoch noch nicht.

Die Entscheidung zur Ableitung von Forschungsfragen und nicht die Aufstellung von Forschungshypothesen kann aus den o.a. Erkenntnissen begründet werden. Während zur Anfertigung von Hypothesen bereits Theorien oder zumindest Studien vorliegen müssen, um eine Hypothese zu gestalten, finden Forschungsfragen Anwendung, wenn „es an ausreichend gesichertem Vorwissen zum Thema fehlt“ (Döring & Bortz, 2016b, S. 145). Genau das ist hier der Fall. Gerade die Bearbeitung der im Kapitel 3.5 aufgedeckten Forschungslücke kann mittels offenen Fragens gut erfolgen. Zudem steht diese Vorgehensweise in logischer Abfolge mit der in Kapitel 2.1.1 charakterisierten Methodik dieser Arbeit, die gerade einen ergebnisoffenen Ansatz hat. Die so gewonnenen Ergebnisse entdecken weitere Aspekte des Forschungsgegenstandes und führen zur Konstruktion neuer Theorien. (i.A.a Döring & Bortz, 2016b, S. 144-146)

Zur besseren Übersicht zeigt Tabelle 4 die Zusammenhänge zwischen Forschungsfragen, der anzuwendenden Bearbeitungsmethode, die eigene Forschungsleistung sowie den Verweis auf das jeweilige Kapitel auf. Die dabei verwendeten Bezeichnungen der Forschungsfragen sollen eine strukturierte und übersichtliche Ausdifferenzierung gewährleisten. So beinhaltet der Sammelbegriff Forschungsfrage/n die eigentliche Hauptforschungsfrage und damit das betrachtete Forschungsproblem sowie die Gesamtheit der Unterforschungsfragen. Diese Differenzierung gestattet die Darstellung, „welche Erkenntnisse, zu welchen Aspekten des Untersuchungsgegenstandes auf welcher theoretischen, empirischen und methodischen Basis gewonnen werden sollen“ (Döring & Bortz, 2016b, S. 144)

Tabelle 4: Übersicht Forschungsfragen, Methoden, Leistung und Verweis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im weiteren Verlauf ist die Betrachtung der wissenschaftlich fundierten theoretischen Konstrukte notwendig, um bereits erste Antworten auf einzelne Forschungsunterfragen zu geben.

5 Zentrale Theorien und Modelle

Ziel dieses Kapitels ist es, eine grundlegende Vorstellung zu ermöglichen, in welchen theoretischen Rahmen die vorgelegte Thesis eingebettet ist. Damit wird die wissenschaftliche Voraussetzung geschaffen, um die Forschungsfragen zu beantworten.

Eine Definition von wichtigen Schlüsselbegriffen erfolge schon in den jeweiligen Vorkapiteln, weitere Fachbegriffe finden sich in den jeweiligen inhaltlich gegliederten Unterkapitel. Daher wendet sich dieser Teil unmittelbar den drei zentralen Themenkomplexen zu und findet erste Antworten auf die gestellten Forschungsfragen.

Die bisherigen Überlegungen beziehen sich vor allem auf die alltäglichen Beobachtungen und den darauf abgeleiteten Vermutungen und Theorien. Der so erreichte Ansatzpunkt soll innerhalb dieses Kapitels mit den jeweiligen Theoriemodellen in Bezug gesetzt werden. Die Reihenfolge der Bearbeitung ist dabei mit Absicht gewählt. Zunächst sind es die kritischen Situationen, die Beachtung finden. Dieses, da sowohl die handelnden Personen als auch ihre Handlungen gerade in diesen besonderen (wenn es denn besondere sind) Situationen beobachtbar sind. Erst nachdem die Definition und Darstellung von den wesentlichen Merkmalen einer kritischen Situation vorgenommen wurde, lassen sich die weiteren Elemente und deren Bezug zueinander klären.

Die Vorgehensweise soll bei allen drei Theorieaspekten gleich sein. Von einer kurzen Einführung den Stand der Forschungen betreffend, werden erstens die theoretischen Konstrukte beschrieben und zweitens bereits in diesem Kapitel die erste Forschungsunterfrage nach den Merkmalen beantwortet. Als Hauptkriterium zur Literaturauswahl gilt die Orientierung so nah wie möglich an der Primärliteratur. Die genannten Module des Studiengangs werden durch Studienbriefe vermittelt und gelten, auch wenn teilweise den Originalen entsprechend, als Sekundärquellen. In erster Linie werden die theoretischen Grundlagen anhand der Primärquellen belegt.

5.1 Kritische Situationen

Die Erinnerung an die einführenden Einsatzszenarien aus dem Prolog kann für das grundlegende Verständnis kritischer Situationen hilfreich sein. Während die Schilderungen durchaus beeindruckend wirken können, so ist es nicht selbstverständlich einen unmittelbaren Bezug zu den Merkmalen kritischer Situationen herzustellen. Diese Absicht verfolgt dieses Kapitel, indem zunächst der theoretische Hintergrund zum Begriffsverständnis hergeleitet wird.

5.1.1 Kritische Situationen und theoretischer Hintergrund

Eine Auseinandersetzung mit kritischen Situationen (KRITSI)3 in komplexen soziotechnischen Systemen findet seit den Jahren 2000ff. eine bedeutende Aufmerksamkeit. Insbesondere beschäftigen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler interdisziplinär in dem Verein „Plattform Menschen in komplexen Arbeitswelten e.V.“ mit den „Bedingungen sicheren Handelns“ (Plattform Menschen in komplexen Arbeitswelten e.V.) und kann somit als Referenz zu Fragen nach Definitionen, Rahmenbedingungen, Möglichkeiten und Grenzen herangezogen werden. Kritisch werden seitens Strohschneider (2003, S. V) sowie Heimann, Strohschneider, und Schaub (2013, S. V) die zu wenigen Forschungsanstrengungen angemerkt, nach denen zwar Untersuchungen zu den Themenkomplexen Entscheidungsfindung und Komplexität gibt, diese sich jedoch nur in vereinzelten Fällen auf universitärem Terrain bewegen.

Durch Badke-Schaub, Buerschaper, und Hofinger (1999, S. 1) werden kritische Situationen als „eine abgegrenzte Phase“ definiert, „in der Faktoren wirken, die eine wesentliche Änderung in der Entwicklung des Gesamtprozesses nach sich ziehen“. Entscheidend hierbei ist die Abhängigkeit des Erfolges von den Handlungen, die aufgrund gefällter Entscheidungen, die wiederum von den o.g. Faktoren abhängen, durchgeführt werden. Infolgedessen sind es einerseits die Handelnden selbst, die Einfluss auf die situative Entwicklung nehmen können.

Es wird in diesem Zusammenhang deutlich, dass die meisten Handlungen, die kritischen Situationen vorausgehen, in komplexen Situationen oftmals unter einem erheblichen Informationsdefizit durchgeführt werden (vgl. Hofinger, 2012, S. V). Somit können sich kritische Situationen vorhersehbar und geplant, als Astgabelungen von Handlungs-, bzw. Entscheidungsbäumen entwickeln – jedoch nicht alle. Inwiefern der Zeitpunkt der kritischen Situation positiv oder negativ bewältig wird, kann zum Eintritt nicht vorhergesagt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 9: "Kritische Situationen als Verzweigungspunkte im Handlungsverlauf" (Badke-Schaub u.a., 1999, S. 4, Abb. 1)4

Anderseits kann die eigene Dynamik von Situationen, die selbst als Gesamtsystem bezeichnet werden kann, dieses ändern. Zudem entscheidet sich in kritischen Situationen der weitere Fortgang der Ereignisse, entweder durch Handlungen oder durch externe Einflüsse.

Der Zeitpunkt, an dem eine nicht-kritische Situation zu einer kritischen Situation wechselt, kann einerseits vom Wahrnehmungszeitpunkt, andererseits vom Eintreten des unerwünschten Ereignisses selbst bestimmt werden. Hier kommt es besonders auf den Zeitraum an, in dem eine kritische Situation besteht und wird durch das Durchführen von routinemäßigen Handlungen beendet. Somit stellt der Zeitraum, in dem sich Menschen zwischen Ereignisbeginn und Wiederkehr von routinierten Handlungen befinden, die eigentliche kritische Situation dar. Vor kritischen Situationen findet demnach ein Ereignis statt, das die Möglichkeit beinhaltet, erprobte Handlungen zu unterbrechen. Erst durch die Entscheidung für oder gegen mehr oder weniger geeignete Interventionen hangt es ab, ob sich durch die Unterbrechung der Handlungsroutine die Situation in eine nicht-kritische oder kritische Situation entwickelt. Und genau dieser Zeitpunkt, indem die Zustandsänderung vonstatten geht, erzeugt die kritische Situation. (vgl. Badke-Schaub u.a., 1999, S. 1-2; vgl. Strohschneider, 2003, S. VI-VII)

Die aus diesem Impuls eher negativ konnotierte Bedeutungsgebung von kritischen Situationen, wird durch den erlebten oder subjektiv empfundenen äußeren Kontrollverlust (vgl. Roediger, 2010, S. 37) ausgelöst und mündet zumeist in einer verminderten Unsicherheitstoleranz (vgl. Wittchen & Hoyer, 2011, S. 1138). Dieses auch bei objektivierter Betrachtung der Anzahl realistischer Handlungsmöglichkeiten. Badke-Schaub u.a. (1999, S. 5) plädieren für eine neutrale und nicht-bewertende Bedeutungsgebung der kritischen Situation. Dieses ganz besonders in Bezug auf die potentiell vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten ab dem „Verzweigungspunkt“ (Hofinger, 2019) (vgl. Abbildung 9) und den damit verbundenen weitreichenden Handlungskompetenzen. Zunächst werden die meisten kritischen Situationen auch gut bewältigt. Gleichzeitig würde eine nur negative Bewertung die Perspektive rein auf die Fehler lenken und damit den Blick für die Lösungen und Ressourcen, die zur guten Bewältigung beigetragen haben, gar nicht erst zulassen. Die Folge wären nicht-wahrgenommene Lerngelegenheiten, die zur Verbesserung einer Bewältigungsstrategie beitragen könnte. Die Bewertung an sich geschieht durch die handelnden Personen in dem Augenblick, in denen entweder der gewünschte Soll-Zustand verlassen wird oder ein unerwünschtes Ereignis eintritt. Deswegen stellen kritische Situationen meist bedrohlich interpretierte Herausforderungen dar. (vgl. Badke-Schaub u.a., 1999, S. 1-5; vgl. Hofinger, 2012, S. V)

Situationen sollen daher als subjektiv erlebt verstanden werden. Diese Subjektivität grenzt sich von den Kennzeichen und Merkmalen ab und bezieht bewusst die Erfahrungswelt der Handelnden ein (vgl. Hofinger, 2013, S. 4)5.

Zum Verständnis und zur Verortung der Definition einer kritischen Situation ist die Abgrenzung zum Krisenbegriff notwendig.

Etymologisch erscheint der Begriff Krise in Form medizinischer Fachsprache, die als Terminologie zur Bezeichnung der festlegenden Charakteristik einer Krankheit Verwendung fand. Die Bedeutung leitet sich von scheiden bzw. trennen ab und wird zunehmend mit dem Entscheidungsverständnis in Zusammenhang gebracht. Die heutige Verallgemeinerung bezieht sich auf dieses Verständnis. Der medizinisch-fachterminologische Gebrauch erstreckt sich inzwischen auf eine Vielzahl von spezifizierten Krisen. (vgl. de Gruyter, 2002, S. 909-910; vgl. Kluge & Seebold, 2011, S. 542-543)

Die angewendete Bedeutung der Krise intendiert also die kritische Situation als Sonderfall einer Krise, bzw. kritische Situationen als Abfolgen innerhalb einer Krise (vgl. Badke-Schaub u.a., 1999, S. 2-3; vgl. Hofinger, 2003, S. 116).

Verwendung des Begriffs Kritische Situation

Das Begriffsverständnis von Kritischer Situation innerhalb dieser Arbeit kann zusammenfassend als der Zeitraum charakterisiert werden, in dem aufgrund eines planbaren, vorhersehbaren oder unerwarteten Ereignisses oder einer solchen Handlung, die bisherige Routine von erlebten oder empfundenen Unsicherheiten unterbrochen wird und deren Bewältigung offen ist.

5.1.2 Merkmale und Klassen Kritischer Situationen

Wie dargestellt, entstehen Kritische Situationen nur bedingt spontan. In Bezug zu den Handlungen von hochverantwortungsvollen Teams können diese geplant herbeigeführt werden. Zur Einordnung und späteren Interpretation und Kontextsituierung innerhalb der vorgelegten Arbeit, sollen in diesem Abschnitt die Merkmale und Klassen von Kritischen Situationen zusammengetragen werden. Der Weg zu den Merkmalen von Kritischen Situationen führt über die Betrachtung der Eigenschaften komplexer Situationen. Die begriffliche Abgrenzung ist für die spätere Empfehlung insofern notwendig, da unterschiedliche systemische Interventionen unterschiedliche Absichten und Wirkungen entwickeln.

In der ursprünglichen Bedeutung ist etwas komplex, wenn dieses umfasst, umschlungen oder mit-, bzw. ineinander verflochten ist (vgl. Kluge & Seebold, 2011, S. 519). Komplexität, wie sie Horn (2003, S. 8-9) und Hofinger (2013, S. 3-6) verstehen, ist vielfältig und uneinheitlich. Eine eineindeutige Definition erscheint aufgrund der Vielzahl der Kontexte, in denen Komplexität untersucht wird, kaum möglich und sinnvoll zu sein. Konsens besteht, wenn Bezug zu den Feldern der komplexen Problemforschung genommen wird: Komplexität existiert, wenn eine Vielzahl an „voneinander abhängigen Merkmalen in einem Ausschnitt der Realität“ existiert (Dörner, 2008, S. 60). Komplex ist eine Situation immer dann, wenn das zu lösende Problem entsprechend umfangreich und eine Vielzahl an unterschiedlichen, einander bedingenden Variablen beansprucht. Diese Vernetzung führt zur Intransparenz, die wiederum von einer unvermeidlichen Eigendynamik eingenommen wird. Da in diesen Situationen Entwicklungen unumkehrbar sind, sind komplexe Situationen irreversible. Ergänzt wird diese Zusammenfassung von den Gedanken, dass innerhalb komplexer Situationen eine Zeit dominieren kann, in der trotz aller wahrnehmbaren Signale Handlungen weder unterbrochen oder zumindest abgeschwächt werden. Im Gegenteil, diese werden trotzdem fortgeführt oder sogar verstärkt; die Konsequenzen erscheinen wenig transparent (Totzeit).

Hofinger (2003, S. 115-117) beschreibt Merkmale komplexer Situationen unter Beachtung der Perspektive seitens der Handelnden und seitens der Anforderungen, die an Handelnde gestellt werden.

Wird die Situation in den Vordergrund gestellt, so ergeben sich folgende Merkmale (vgl. Hofinger, 2003, S. 115-116):

- Großer Umfang, gekennzeichnet durch eine Vielzahl an Elementen mit Beziehungen untereinander, die einen hohen kognitiven Ressourceneinsatz für sich reklamiert und dadurch unübersichtlich wirkt.
- Vernetzheit, gekennzeichnet durch eine hohe Interaktion der o.a. Elemente und damit gegenseitiger Beeinflussung mit Wirkungen und Gegenwirkungen. Die Effekte einzelner Handlungen schwer zu erkennen und wahrzunehmen, während die die Handlungen selbst mit Nebenwirkungen behaftet sind.
- Eigendynamik, gekennzeichnet durch die weitere Entwicklung der Situation auch ohne Einfluss der Akteure, d.h. dass während der kognitiven Problemlösung sich das Problem verändert und damit der Zeitdruck erhöht wird.
- Zeitverzögerung, gekennzeichnet durch Intransparenz der Kausalitäten, deren unmittelbaren Zusammenwirken kaum vorhersagbar sind. Zudem überlagen sich Effekte, wodurch Undurchsichtigkeiten wiederum erhöht und der benötigte Zeitansatz dadurch vergrößert wird.
- Irreversibilität, gekennzeichnet durch die Unumkehrbarkeit von Handlungen.

Beim Voranstellen der Handlungen und deren Anforderungen, werden zusätzliche Merkmale deutlich (vgl. Hofinger, 2003, S. 116-117):

- Intransparenz, gekennzeichnet durch Unzugänglichkeit und Undurchschaubarkeit der o.a. Elemente Kritischer Situationen. Unsichere Entscheidungen (= Handlungen) werden auf dieser Grundlage bei gleichzeitiger Notwendigkeit zur Beachtung der entsprechenden Rahmenbedingungen getroffen, die Ausgangslage und die Entwicklung der Situation ist weitestgehend unbekannt.
- Informationsfülle, gekennzeichnet durch wahrscheinlich verfügbare Informationen, deren Gehalt kaum eindeutig zu bewerten ist. Die Folge ist ein zeitlich limitiertes Management der Informationen, das zudem nur im vorherrschenden Problembewusstsein durchgeführt werden kann.
- Zielpluralität, gekennzeichnet durch Eigenschaften einer VUKA-Welt.
- Situations- und fallbezogenes Planen und Entscheiden, gekennzeichnet durch Einmaligkeit und kaum wiederholungsfähige Problemstellung bei zeitgleicher Handlungsmöglichkeitendichte, deren Prognose unbekannt ist.
- Abhängigkeit, gekennzeichnet durch gegen- und wechselseitige personale, situative, materielle und organisatorische Verflechtungen.
- Schnittstellen, gekennzeichnet durch die Mensch-Maschinen-Interaktion, die veränderte Handlungsoptionen verlangt.

Es ist zu erkennen, dass komplexe Situationen durch vielfältige Merkmale determiniert werden, deren Ursachen und Wirkungen nur wenig transparent sind.

Teilbeantwortung URQ1: „ Welche Merkmale weisen Kritische Situationen auf?“

In der URQ1 wurde u.a. nach den Merkmalen Kritischer Situationen gefragt. Diese werden nicht eindeutig beschrieben, leiten sich aus den o.a. Ausführungen ab und basieren auf den Merkmalen komplexer Situationen: Kritische Situationen werden entweder an der bewussten Wahrnehmung der Unterbrechung der Handlungsroutine oder durch den Eintritt des Ereignisses, welches zu diesem Verlassen führt, gekennzeichnet.

Als Grundlage zur Klassifizierung von Kritischen Situationen, kann nach Badke-Schaub u.a. (1999, S. 5) „eine Achse der Planbarkeit und Vorhersehbarkeit“ gedacht werden. Diese zeigt die Entwicklung der beiden Handlungsstrategien in einer zeitlichen Abfolge und bezieht die Ereignisse ein. Demnach werden drei Klassen identifiziert:

1. Klasse beinhaltet vorhersehbare und weitestgehend vom Handelnden geplante Situationen. In diesen Situationen werden die routinierten Handlungen umgesetzt, diese erfordern jedoch ein erhöhtes Aufmerksamkeitsniveau. Der Einsatz technischer Systeme ist zur Kompensation eingeplant.
2. Klasse beinhaltet vorhersehbare und weitestgehend vom Handelnden ungeplante Situationen. In diesen Situationen werden vorgedachte Handlungen eingesetzt, um eine Rückkehr zur nicht-kritischen Situation einzuleiten. Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewältigung ist die Identifizierung dieser Klasse, die anhand vorher festgelegter Kennzeichen ermöglicht werden soll. Auch in dieser Klasse können technische Systeme teilweise kompensatorisch unterstützen.
3. Klasse beinhaltet unerwartete Situationen. In diesen Situationen sind keine Rückgriffe auf Routinehandlungen möglich und es müssen zur erfolgreichen Bewältigung kontextsituative Handlungen durch die Handelnden selbst neu generiert werden.

Es wird deutlich, dass die Klassifizierung von Kritischen Situationen für die Vermeidung und Vorbereitung notwendig ist. (vgl. Badke-Schaub u.a., 1999, S. 5-9)

Im nächsten Kapitel werden die Handelnden Personen näher betrachtet.

5.2 High Responsibility Teams

Handelnde in Kritischen Situationen sind den im vorherigen Kapitel aufgeführten besonderen Herausforderungen ausgesetzt. Diese zu meistern ist Ziel eines jeden hochverantwortungsvollen Menschen. Die im Titel genannten Handelnden sind in Gruppen organisiert. In Vorbereitung dieser Arbeit wurde die Frage eingebracht, inwiefern Rettungsdienstteams, und diese werden in dieser Arbeit exemplarisch benannt, auch wirklich zu der Gruppe der High Responsibility Teams angehören.

5.2.1 Theoretischer Rahmen: High Responsibility Teams

Der Teambegriff entstammt etymologisch dem 20. Jahrhundert und bedeutet ursprünglich Gespann. Im Übertragenden Sinne steht dieser Begriff für eine Gruppe, bzw. eine Mannschaft. (vgl. Kluge & Seebold, 2011, S. 910)

Rettungsdienstliche Teams werden als Gruppe definiert, die mindestens zwei Mitglieder haben. Diese unterscheiden sich in der Zusammensetzung in ihren Fähigkeiten oder Aufgaben und verfolgen ein gemeinsames Ziel, eine gemeinsame Aufgabe. Als allgemeine Merkmale werden die hierarchische Struktur, die interaktive Kommunikation, das Einhalten formeller und informeller Normen, die zeitliche Begrenzung der Existenz, die vertrauensvolle sowie wertschätzende Arbeit, und die Sach-/Beziehungsebene genannt. Die Organisation der Teams kann sowohl inter- als auch monodisziplinär erfolgen (vgl. Baller u.a., 2014, S. 285; Wagner, 2016)

Dass sich diese Begriffsbestimmung antiquiert liest, veranschaulicht der Bezug zu dem in Kapitel 3.5 nachgewiesenen Forschungsstand. Das Fehlen der modernen kommunikativen Ausrichtung führt eigenen Beobachtungen nach, wiederholt zu einem diffusen Teambewusstsein (i.A.a. Schulz-Hardt & Brodbeck, 2007, S. 483), bei dem möglicherweise die Patientensicherheit gefährdet sein könnte. Auch sind Untersuchungen und Forschungen zu diesem Thema erst in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts aufgekommen, die zunächst bei Fabrikationen durchgeführt wurden (vgl. Hagemann, 2011, S. 26). Erst durch den Einbezug der Möglichkeit, dass Kommunikation in der heutigen Zeit mehr als nur die Verwaltung von Ebenen ist, nämlich der Einbezug des wirkungsoriententien Kommunikationsgedankens (vgl. Arnold, 2010, S. 76, Abb. 20) abgeleitet werden können, erhöht die Chancen auf die erfolgreiche Bewältigung Kritischer Situationen.

Ein erweiterter Ansatz verfolgt Komponenten, die für das sichere Handeln im Team förderlich sind. Hierbei stehen das Individuum, das Team und die Organisation in einem engen Wirkungszusammenhang, während die Prozessebene durch die Aufgabe beeinflusst wird. Prozesse wirken sich wiederum auf das Individuum, auf das Team und auf die Organisation aus; das ganze Modell soll in seiner Ausprägung sicheres Handeln wahrscheinlicher machen. (vgl. Badke-Schaub, 2008, S. 4-5; vgl. Hagemann, 2011, S. 25; i.A.a. St.Pierre & Hofinger, 2014, S. 221-222)

Kritisch wird bei Badke-Schaub (2008) noch an gleicher Stelle vermerkt, dass eine systemische Sichtweise des hier eingeführten eindimensionalen Modells nicht ausreichend betrachtet wird. So erweitert Hagemann (2011, S. 23-24) die eingangs erwähnten klassischen Teammerkmale auf sieben: zwei Individuen, die mit gegenseitiger Achtung und Wertschätzung sozial interagieren und ein gemeinsames Ziel mit organisationalen Aufgaben mittels unterschiedlichen Rollen innerhalb eines Systems verfolgen. Als entscheidenden Faktor von Teams ist die wechselseitige Abhängigkeit von individuellen Handlungen und der Verantwortungsübernahme für diese.

Gerade die Verantwortungsübernahme zeichnet Teams, die in Kritischen Situationen handeln, aus. Entweder übernehmen diese Teams die Verantwortung für hohe Sach- und Wertgüter oder für Leib und Leben Anderer. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, ist ein besonders hohes Maß an Zuverlässigkeit jedes einzelnen Teammitgliedes notwendig. Verantwortung ist in diesem Kontext als „Handlungskonsequenz“ (Hagemann, 2011, S. 29), d.h. die personale Übernahme der Konsequenzen für das eigene Handeln, zu verstehen, die hier im eigentlichen und klassischem Sinne gemeint ist: „sich als Angeklagter zu verteidigen“ (14. Jh.) (Kluge & Seebold, 2011, S. 950).

Exkurs: Sportliche Hochleistungsteams

Als Blick über den Tellerrand erscheint ein Exkurs in die Welt des Sportes erlaubt; dieser stellt einen erheblichen wirtschaftlichen Faktor dar und verlangt somit nach Hochleistungsteams. Die Wertschöpfung, die die „gesamte wirtschaftliche Bedeutung des Breiten- und Spitzensports im Bereich Werbung, Sponsoring und Medienrechte“ des Sportes im Jahre 2010 ausmacht, beträgt 5454,8 Mio. Euro, der aktive Sportkonsum „rund 80 Milliarden Euro im Jahr“ (Puth-Weißenfels, 2012, S. S. 4, 6).

Die klassischen Faktoren, mit denen Teams und ihre Leistung definiert werden, finden sich auch in diesem Bereich wieder. So besteht zum einen ein gemeinsames (Mannschafts-) Ziel sowie weiterhin eine offizielle und strukturierte Hierarchie, die zudem von einer informellen, flachen Rangordnung unterstützt wird. Die personalen Beziehungen zwischen Funktions- und Mannschaftsmitgliedern, nimmt aufgrund der Dynamik einen bedeutenden Stellenwert ein. Zudem steigt bei Hochleistungsteams das Leistungsniveau in Abhängigkeit zur Team-Effektivität und führt dadurch zu mehr Autonomie sowie zur Steigerung der Selbstorganisationskompetenz. (vgl. Nagel & Schlesinger, 2008, S. 396; vgl. Schiersmann & Thiel, 2018, S. 223)

Damit wird offensichtlich, wie in wichtigen wirtschaftlichen Bereichen, die klassisch-tradierte Vorstellung von Teamdefinitionen Verwendung findet.

Hagemann und Kluge (2017, S. 4) erweitern ihre Erkenntnisse um hilfreiche Fertigkeiten und Fähigkeiten von Teams, mit der Folge eines detaillierterem Teamverständnis. Ihre Studie konzentrierte sich auf Faktoren, die die Handlungsprozesse der Teamkoordination beeinflussen, d.h. bspw. kollektive Orientierung, Zusammenhalt und Vertrauen. Um diese Faktoren erweitert, kann eine effektive Teamarbeit in komplexen Situationen dynamisch ermöglicht werden (vgl. Hagemann & Kluge, 2017, S. 1). Im Zusammenhang mit der vorgelegten Arbeit zeigt sich, dass ein Einbezug systemischer Interventionen bisher noch nicht erfolgte.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 10: Triadentrias Teammodell (Rappe-Giesecke, 2009, S. 14)

Einen Bezug zur Systemtheorie und damit ein Anschluss an systemische Interventionen, erfährt die Teamdefinition bei Rappe-Giesecke (2009, S. 12-15) (vgl. Kapitel 4.1.2). Das Triadische Teammodell ist zunächst für die Betrachtung von Dienstleitungsteams zulässig [rettungsdienstliche Teams werden vor allem seitens der Betriebswirtschaft immer mal wieder als Dienstleiter/innen betrachtet, Anm. Verf.], die als professionales agieren. Charakteristisch für diese Teamart ist, dass sie als Mittglieder von akademisch ausgerichteten Ausbildungen angesehen und demnach eine wissenschaftlich etablierte Arbeitsweise vorweisen können. Hierbei ist es die hohe Autonomie des triadischen Teams, die die eigenen Handlungen steuert und weniger die organisationale Determinierung durch Handlungsanweisungen oder Arbeitsprozessbeschreibungen. Gerade diese selbstorganisationale Arbeitsweise unterscheidet die hier angeführte Charakteristik eines Teams von den vorherigen. Insgesamt neun Faktoren stehen in diesem Modell in einer emergenten Beziehung zueinander, d.h. mittels einer logischen Verknüpfung entsteht ein Zusammenwirken dieser Faktoren und demnach eine gegenseitige Beeinflussung, deren Ursprung auf einer anderen Ebene liegen kann (vgl. Abbildung 10). Als Erweiterung des o.a. Teamverständnisses werden die gruppendynamischen Spezifika, inkl. organisationaler Subsysteme angeführt. Demnach kann die triadische Teamdefinition als Gruppe, bzw. Subsystem beschrieben werden, die „als Verbund von Professionals“ agieren (Rappe-Giesecke, 2009, S. 12-13).

Dieses Erzeugnis des Zusammenspiels unterschiedlicher und sich selbst beeinflussenden Kräften kommt den in Kapitel 4.3 beschriebenen systemischen Gedanken nahe.

Verwendung der Begriffe Team und Verantwortung in dieser Arbeit

Das Begriffsverständnis von Hochverantwortungsvollen Teams innerhalb dieser Arbeit kann zusammenfassend als eine triadische Verbindung von mindestens zwei Menschen definiert werden, die sich zu jedem Zeitpunkt ihrer Handlungen der Verantwortungsübernahme bewusst sind.

5.2.2 Merkmale High Responsibility Teams

Mithilfe des von ihr entwickelten Team-Arbeits-Kontext-Analyse Inventars (TAKAI), untersuchten Hagemann (2011, 2014); Hagemann, Kluge, und Ritzmann (2011) Kriterien, die signifikante Unterscheidungen in den Arbeitskontexten von klassischen und High Responsibility Teams ausmachen.

Die Ergebnisse zeigen Verschiedenheiten in den Anforderungen an die Teams und lassen Rückschlüsse auf den individuellen Trainingsbedarf zu. Hierbei beschrieben Mitglieder unterschiedlicher Teams aus den Bereichen Luftfahrt, nicht-polizeiliche Gefahrenabwehr und Medizin ihre Arbeitsfelder.

Abbildung 11: TAKAI Auswertung Leitstellenpersonal (Hagemann, 2014, S. 7)

Untersucht wurden bspw. die Kriterien Hierarchie, Umweltbedingungen, Prioritätensetzung und gemeinsame mentale Modelle. (vgl. Hagemann, 2011, S. 8; vgl. Hagemann u.a., 2011, S. 25-29) (vgl. Abbildung 11)

Die so gewonnenen Erkenntnisse lassen Rückschlüsse auf Unterschiede zwischen Teams in unterschiedlichen Arbeits- und Betätigungskontexten zu und führen signifikante Merkmale auf, anhand derer High Responsibility Teams identifiziert werden können.

Teilbeantwortung URQ1: „ Welche Merkmale weisen High Responsibility Teams auf?“

Zur Beantwortung der URQ1 in Bezug zu den Merkmalen von High Responsibility Teams liefert Hagemann (2011, S. 27) deutlichste Unterschiede zwischen klassischen Teams und Teams in, bzw. mit einer hohen Verantwortung, (vgl. Tabelle 5) und nennt hierdurch die charakteristischen Eigenschaften von HRT. Diese bezieht sich auf die o.a. Konsequenzen der Handlungen und des möglichen Fehlverhaltens sowie auf die Wirkungen der Stressoren.

Tabelle 5: Unterschiede HRT zu klassischen Teams (Hagemann, 2011, S. 27)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Merkmale von High Responsibility Teams können demnach als unumkehrbare Handlungen beschrieben werden, bei denen die Wahrscheinlichkeit von körperlichen und psychischen Schäden hoch ist. Deswegen übernehmen HRT Verantwortung für das Leben anderer. Arbeitsunterbrechungen sind kaum möglich, da Situationen kaum abgebrochen werden können. Bei einem Fehlverhalten ist der mediale Druck der Öffentlichkeit sehr hoch. (vgl. Hagemann, 2011, S. 26-29)

Die eingangs des Kapitels gestellte Frage, ob rettungsdienstliche Teams zu der Klasse der High Responsibility Teams hinzugefügt werden können, ist eindeutig mit ja zu beantworten:

Insbesondere bei invasiven Maßnahmen ist eine Handlung nicht reversible und kann zu körperlichen und psychischen Schäden führen. Bei Störungen einer der Vitalfunktionen (Bewusstsein, Atmung, Kreislauf) übernehmen rettungsdienstliche Teams Verantwortung für das Leben ihrer Patienten/innen. Bei der Durchführung der Einsätze ist eine Arbeitsunterbrechung nicht möglich und bei einem fehlerhaften Verhalten kann der Druck der Öffentlichkeit insbesondere medial sehr groß werden.

Kritisch zu bewerten ist die derzeitige Nutzung der klassischen Teamdefinitionen innerhalb der Rettungsdienstteams; inwiefern ein triadisches Verständnis von Teams auf HRT angewendet werden kann, ist zukünftig noch zu untersuchen.

5.3 Systemische Interventionen

Die Ansätze systemischer Interventionen sind innerhalb des Studiengangs Systemische Beratung an der Technischen Universität Kaiserslautern verankert und speisen sich aus den konstruktivistischen und systemtheoretischen Fachdisziplinen mit der Zielsetzung der Erweiterung und Vertiefung von Handlungskompetenzen in nicht-steuerbaren Systemen. Insbesondere bezieht sich diese Masterarbeit in diesem Theorieteil auf die Module SB 0110: Systemisches Denken und Handeln, SB 0320: (Un)Möglichkeit der Intervention, SB 0500: Systemische Methoden. (vgl. TU Kaiserslautern DISC, 2019)

Aufgrund einer uneinheitlichen Verwendung des Kompetenzbegriffes ist dieser zu definieren. Unter dem Begriff der Kompetenz ist innerhalb dieser Arbeit die Handlungsfähigkeit zu verstehen, die „als Voraussetzung für die selbstorganisierte Bewältigung neuer, komplizierter Lebensanforderungen“ und „als Voraussetzungen zum individuellen Bestehen in Veränderungsprozessen“ (Erpenbeck & Sauter, 2016, S. 27) notwendig sind.

Das systemisches Denken und Handeln bereits einen hohen Stellenwert in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereich einnimmt, konstatiert der Deutscher Verband für systemische Forschung, Therapie, Supervision und Beratung e. V. anhand von ausgewählten Beispielen. So finden sich Anwendungskontexte in der Pädagogik, Therapie und u.a. in der Personalentwicklung und Organisationsberatung. (vgl. Systemische Gesellschaft e.V., o.J., S. 3-4)

Und hier setzten die Gedanken zur theoretischen Untermauerung an: Wenn es doch in anderen Kontexten erfolgreich gelingt, systemisches Denken und Handeln, besonders systemische Interventionen anzuwenden, umzusetzen und zu etablieren – welche Grundlagen sind für einen erfolgreichen Transfer notwendig?

5.3.1 Systemtheoretisches Denken und Handeln als Kohäsion

Es wird in diesem Kapitel bewusst auf ein Exzerpt verzichtet, da in den unterschiedlichen Quellen wesentlich besser und umfangreiche Darstellungen zu finden sind (dazu vgl. Simon, 2013). Stattdessen wird der Versuch unternommen, eine Verschränkung zwischen Kritischen Situationen, in denen High Responsibility Teams auf Grundlage konstruktivistischer und systemtheoretischer Modelle denken und handeln vorzunehmen. Wenn es gelänge, die im Kapitel 2.1.3 eingeführte methodische Vorgehensweise der Erkenntniserzeugung umzusetzen, wären systemische Ansätze auf die (Er-) Lebenswelt von HRT übertragen und deren Effekte 6 abgeleitet und beschrieben. Die Idee soll verfolgt werden, die theoretische Fundierung inzidentell stattfinden zu lassen. So wird der letzte Anteil der URQ1 sowie die URQ2 beantwortet. Die Reihenfolge ist bewusst gewählt und in dem Gefühl begründet, dass die theoretische Rahmung zum Verständnis der Merkmale hilfreich sein könnte.

Beantwortung URQ2: „ Welche Effekte können aufgrund systemischen Denkens und Handelns durch High Responsibility Teams generiert werden?“

Effekt 1

Kritische Situationen entstehen entweder infolge eines unvorhersehbaren Ereignisses oder durch die bewusste Wahrnehmung der Handelnden selbst (vgl. S. 33).

Seine Gedanken zu Systemen leitet Luhmann (2011) aus den Ausführungen von Spencer-Brown (1997) ab. So findet sich die, zunächst widersprüchlich anmutende, Auslegung, dass System immer eine Differenz zwischen dem System und seiner Umwelt darstellt. Initial ist hierbei die Idee der Unterscheidung, die als Motiv intendierte Grenze zwischen getrennten Formen vorgenommen wird – als reentry bezeichnet. Simon (2013) führt dazu an, dass Unterscheidungen nur durch reentry möglich sind, die unter Bezugnahme der Perspektive innen oder außen, bzw. Selbst und Umwelt, getroffen werden. Ein System ist demnach eine Form, diese besteht aus zwei Seiten, dem System und der Umwelt, und wirkt auf sich selbst zurück. Dieses in Bezug auf Kritische Situationen jedoch nur, wenn die Unterscheidung wirklich vom System wahrgenommen und als wirkliche Veränderungsnotwendigkeit erkannt wird. (vgl. Luhmann, 2011, S. 73-74, 77-78; vgl. Simon, 2013, S. 66; vgl. Spencer-Brown, 1997, S. 1, 66) Umweltveränderungen im System „Handlungsroutine“ sind Systemübergänge, bzw. Zustandsänderungen und generieren das System „Kritische Situation“.

Effekt 2

Kritische Situationen entwickeln u.a. eine eigene Dynamik (vgl. S. 33), in dem insbesondere in Klasse 3 die Genese neuer Handlungen durch die Handelnden selbst initiiert werden (vgl. S. 37).

Das Prinzip der Autopoiesis führt Luhmann (2011) mithilfe von Maturana und Varela (2018, S. 54) ein. Die Konstitution der eigenen [biologischen, Anm. Verf.] Verfassung kann aus dem System selbst heraus erfolgen, die Autopoiesis. Diese bedeutet, dass eine charakteristische Eigenschaft von Systemen die Möglichkeit zur Reproduktion als zirkulärer Prozess ist. Diese Eigenschaft beruht auf der operativen Geschlossenheit von Systemen, d.h. es stehen nur systemeigene Operationen [im Kontext dieser Arbeit als Handlungen und Kommunikation interpretiert, Anm. Verf.] zur Verfügung. (vgl. Luhmann, 2011, S. 75, 97; vgl. Maturana & Varela, 2018, S. 54-55) Die Handlungen im (Sub-) System der „Handelnden“ sind eine Folge des selbstreferenziellen Systems „Kritische Situation“.

Effekt 3

High Responsibility Teams in Kritischen Situationen formieren sich als triadisches Teammodell und arbeiten aufgrund ihrer Profession selbstorganisiert (vgl. S. 40).

Die Selbstreferenz von Systemen leitet Luhmann (2011) aus vorgenannter Autopoiese ab. Hierbei wird die zirkuläre Operationsweise von und nur bei lebenden Wesen als Grundvoraussetzung der Existenz gesehen und führt zu der dazu erforderlichen Selbstreferenz; als deren Voraussetzung Anschlussfähigkeit notwendig ist. Interessant an diesem Gedanken ist, dass nur Operationen in der Gegenwart möglich sind. Eine vergangenheitsbezogene oder zukunftsorientierte strukturelle Selbstorganisation ist demnach unmöglich. Diese Erkenntnis steht oftmals im Widerspruch zu den tradierten Vorstellungen, in denen gerade dem Strukturbegriff eine zeitstabile Bedeutung zugestanden wird. (vgl. Luhmann, 2011, S. 75, 98; vgl. Maturana & Varela, 2018, S. 56) Die Operationen des Systems „Triadisches Team“ erfolgt aufgrund von momentan anschlussfähigen Referenzen innerhalb des Systems „Kritischen Situationen“.

Effekt 4

High Responsibility Teams geben sich eine eigene Kommunikationsstruktur und interagieren in dieser (vgl. S. 38).

Die Genesis sozialer Systeme beschreibt Luhmann (2011, S. 76) als „Kommunikation aus Kommunikation“. Bei der Entwicklung dieses Systemtyps ist der Ursprung von und die Art der Kommunikation zunächst unberücksichtigt. Aus dem Gedanken heraus, dass diese beiden Fragen (Ursprung, Art) bereits einen Kommunikationsprozess voraussetzen, um gedacht zu werden, ist diese Position nachvollziehbar. Entscheidend ist, dass für die Erzeugung und den Fortbestand nur eine Operation, i.S. Reproduktion (vgl. Autopoiesis), benötigt wird. D.h., dass soziale Systeme mit Kommunikation geschaffen und aufrechterhalten werden. Habermas (1987) verdeutlicht, dass innerhalb sozialer Systeme Handlungen der Handelnden zu koordinieren sind, was nur auf der Grundlage der Semantik gelingen kann. Es entsteht die kommunikative Handlung. In weiterer Exploration betrachtet Luhmann den Ersatz des Kommunikationsbegriffs durch Parsons Handlungstheorie kritisch. Der Unterschied zwischen beiden Theorien ist, dass Handlungen, im Gegensatz zur Kommunikation, die nur weiterlaufen kann, wenn sie verstanden wird, unbeobachtet ausgeführt werden können. (vgl. Habermas, 1987, S. 370-371; vgl. Luhmann, 2011, S. 76-77) Das System „High Responsibility Team“ wird durch die Operation „Kommunikation“ geschaffen und aufrechterhalten.

Effekt 5

High Responsibility Teams nehmen Kritische Situationen subjektiv wahr und bewerten diese individuell (vgl. S. 34, 40).

In der Systemtheorie führt Luhmann (2011) u.a. zur Auflösung der reentry-Paradoxie Beobachter ein. Hierbei wird zwischen verschiedenen perspektivischen Ebenen (bspw. zwischen einer Metaebene und einer unteren Ebene) wechselt, folglich kann ein systemischer Beobachter einerseits eine Selbstbeobachter-, andererseits eine Fremdbeobachterperspektive einnehmen. Während die Selbstbeobachtung ganz auf sich selbst bezogen ist, wird bei der Fremdbeobachtung das beobachtete System zum Gegenstand der eigenen Betrachtung. Die durch Beobachter beobachteten Ursachen- und Wirkungszuschreibungen werden von diesem selbst selektiv beschrieben. Den Grund hierfür beschreibt von Glasersfeld (2015) in der Art menschlicher Wirklichkeitskonstruktion: Jeder Beobachter konstruiert das, was er für sein Wissen und damit seine Wirklichkeit hält, selbst. Die unterschiedlichen Beobachterperspektiven sind vereinfacht (vgl. Krizanits, 2013, S. 56; vgl. Luhmann, 2011, S. 247-248; vgl. Simon, 2013, S. 59; vgl. Thomme, 2018)7:

- Beobachtung 1. Ordnung als Unterscheidung über das Resultat was in der Welt beobachtet wurde,
- Beobachtung 2. Ordnung als Unterscheidung über die Relevanz wie die Beobachtung der ersten Ordnung zustande gekommen ist,
- Beobachtung 3. Ordnung als Beschreibung der personalen Bedeutungsgebung des Beobachtersystems.

Infolgedessen können die Beobachtungen dazu führen, dass Kausalitäten zwar zu Komplexreduktion führen, diese jedoch durch die Beobachtungen zweiter Ordnung relativiert und infolgedessen Systeme geöffnet werden. (vgl. Luhmann, 2011, S. 85, 90-92; vgl. von Glasersfeld, 2015, S. 43) Durch die Beobachtungsperspektiven der ersten und zweiten Ordnung konstruieren High Responsibility Teams innerhalb des Systems „Kritische Situation“ ihre Wirklichkeit durch die eigene Bedeutungsgebung selbst.

Den bisherigen Ausführungen zur Folge, entwickeln sich Systeme rein evolutionär. Der Unterschied zwischen beiden Begriffen ist die Zielverfolgung, die nur bei den Interventionen, da bewusst durchgeführt, zu finden ist. Evolution dagegen ist ein autopoietischer Prozess. (vgl. Steinkellner, 2012, S. 130-131; vgl. Wilke, 2015, S. IV-V)

Das o.a. Ziel von Intervention im Kontext Kritischer Situationen, in denen High Responsibility Teams Unterscheidungen treffen und daraufhin ihre Handlungen ausführen, liegt in der Ausdifferenzierung von an funktionellen Zielen orientierten Subsystemen. Der so generierte Effekt ermöglicht die Überwindung des richtig-falsch Denkens, indem durch operationale Subsysteme ein Sowohl-als-auch ermöglicht wird. Hierbei können auch widersprüchliche Unterscheidungen getroffen und umgesetzt werden, sogar solche, die sich ohne die Paradoxieentfaltung diametral entgegenstünden. (vgl. Simon, 2013, S. 109-110)

Die Folge der vorstehenden Überlegungen ist, dass sich soziale Systeme, und die in diesen agierenden psychischen Systemen, als nicht-trivial herausstellen. Diese unterscheiden sich von trivialen Systemen, wie bspw. technische Maschinen, in der Input-Output Reaktion und damit in der Berechenbarkeit von Wiederholungen. Die Operation bei maschinellen Systemen ist immer die Gleiche, solange immer der gleiche Impuls gesetzt wird. Verantwortlich dafür ist die Konstruktion, innerhalb derer technisch-mathematisch-naturwissenschaftliche Regeln angewendet werden. Bei nicht-trivialen Systemen kann ein Beobachter intendierter Input, nicht berechnet werden. Gründe hierfür sind u.a. die autopoietischen Systemeigenschaften. Die Kernaussage lautet, „dass bewusste Systeme nichttriviale Maschinen sind“ (Luhmann, 2011, S. 95). Der Wunsch, mittels trivialer Operationen auf nicht-triviale Systeme einzuwirken, besteht trotz dieser Erkenntnis. In den meisten alltäglichen Subsysteme werden als gut funktionierende triviale Maschinen wahrgenommen und interpretiert. Wichtig für das Verständnis ist, dass das Operieren nicht-triviale Maschinen durch Vergangenes determiniert ist, also ihr Verhalten im hier und jetzt bestimmt. (vgl. Luhmann, 2011, S. 94-95; vgl. von Foerster, 1993, S. 357-358; vgl. von Schlippe & Schweitzer, 2016, S. 92)

So kann mithilfe dieser zweiwertigen Logik bspw. in einer geplanten Kritischen Situation die Handlungsfähigkeit wiedererlangt, und eine Rückkehr zu den zuvor verlassenen Routinehandlungen resultieren. Diese Einschätzung erscheint bei technischen Systemen noch eineindeutiger. In sozialen Systemen sind diese Annahmen aufgrund der herrschenden Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität (VUKA-Welt) (i.A.a. von Ameln, 2018, S. 212) kaum haltbar. Damit wäre die Kritische Situation, die durch das Verlassen der Handlungsroutine erst dazu gemacht wurde (vgl. S. 35), aufgelöst. Zusammengefasst: Maschinensprache („maschinisch“) in Interaktion und Kommunikation mit nicht-trivialen Systemen führt zu keinem Ergebnis, da binäre Sprache (Algorithmen) nicht zu deren Mustern passt. Duale Entscheidungsmöglichkeiten führen genau aus diesem Grunde kaum zum Erfolg. Eine der VUKA-Welt entsprechende perspektiv-situative Entscheidungs- und Handlungsgrundlage wäre wünschenswert, in der die bidirektionale Bewältigung kritischer Situationen mittels der wirkungsorientierten Anwendung systemischer Interventionen unter Einbezug von Unmöglichkeiten erfolgversprechend erscheint.

5.3.2 Merkmale Systemischer Interventionen

Intervention bedeutet etymologisch betrachtet „dazwischenkommen“ (Kluge & Seebold, 2011, S. 449) und meint in derzeitiger Anwendung, auf ein System bewusst und zielorientiert einzuwirken. Grundsätzlich kommen in Systemen zwei Quellen der Intervention in Betracht: Zum einen die der Intervention aus dem System heraus (Eigenintervention), andererseits kann eine Intervention auch von außerhalb des Systems heraus ausgelöst werden. Letzte werden aus dem Blickwinkel eines anderem, dem des Intervenierenden, Systems betrachtet. Aufgrund der Eigendynamik von Systemen, ist der Erfolg einer Intervention kaum vorherzusagen, d.h. fast unmöglich. Ob eine Intervention die beabsichtigte Wirkung entfaltet, oder Gegenteiliges erreicht ist ungewiss. Die Absicht eines Interventionsimpulses berücksichtigt bereits die gewünschte Wirkung mit, wie Abbildung 1 skizziert. Die eigentliche Handlung der Intervention findet in der Gegenwart statt und beabsichtigt eine Unterscheidung in der Zukunft, deren Wirksamkeit dann in der Vergangenheit betrachtet wird. (vgl. Steinkellner, 2012, S. 129-130; vgl. Wilke, 2015, S. V)

Der am Ende des letzten Kapitels verwendete Begriff des Musters meint die assoziative „Verkopplung verschiedener synchron auftretender Erlebniselemente (z.B. Verhalten, Kognition, Emotion)“ (Schmidt, 2015, S. 102). Wenn Probleme [in dieser Bedeutung als Synonym zu Kritische Situationen verwendet, Anm. Verf.] durch die Wahrnehmung der Beobachter konstruiert werden, können diese mithilfe systemischer Interventionen auch wieder de-, um- und rekonstruiert werden; Kritische Situationen werden in unkritischere Situationen überführt. Um dies zu erreichen, sollten die eingesetzten Interventionen die Aufmerksamkeit des Deutungssystems auf die im Kontext zur Verfügung stehenden Potentiale sowie die Ziele der Handelnden lenken. Durch das Erleben der eigenen Gestaltungsmöglichkeiten und die damit verbundene Wahrnehmung der Verfügungsmöglichkeiten über die eigenen Ressourcen, lässt die Erreichung der gesetzten Ziele möglich werden. Entscheidend hierbei ist die Schrittgröße, in der die nächsten Gedanken oder Handlungen erfolgen sollen. Je kleiner, desto nachvollziehbarer und anwendbarer. Erfolge werden damit bewusster und verfestigen sich dadurch. Die so angewendeten Interventionen ermöglichen eine Umdeutung der vorherigen Bewertung der Situation oder verändern einzelne Handlungen. Durch eine Bewusstmachung der Unterscheidungen, die einen Unterschied auch wirklich ausmachen, werden bisherige Musterelementverkoppelungen aufgelöst und neu konstruiert. Dieses kann entweder durch die Unterbrechung oder durch eine Bereicherung der bisherigen Muster erreicht werden. Im ersten Fall werden vereinzelt Elemente nicht beachtet, im zweiten Fall werden die Handlungsautomatismen mit Alternativen verknüpft. (vgl. Schmidt, 2013, S. 119-121; vgl. Schmidt, 2015, S. 112-115)

Die einschlägige Fachliteratur zur Systemischen Therapie und Beratung liefert „kaum einheitliche Klassifizierungen“ (Steinkellner, 2012, S. 145), die über die Systematisierung von der Interventionsform des zirkulären Fragens hinausgeht. Eine Einordnung liefern von Schlippe und Schweitzer (2016), indem die zirkulären Fragen in den systemischen Fragen eingebettet wurden. Darüber hinaus ordnen sie die Methoden zunächst nach dem therapeutischen Prozess: Joining, Informationssammlung, Auftragsklärung. Anschließend werden die systemischen Fragen klassifiziert und symbolisch-handlungsorientierte Interventionen vorgestellt. Eine weitere Einordnung der Interventionsmöglichkeiten führt über die Ermöglichung von emotionalen Äußerungen sowie der Anwendung der Kommentarfunktion. Den Abschluss bildet das reflektierende Team. Steinkellner (2012) klassifiziert ähnlich: Hypothesen, Systemisches Fragen, metaphorische Techniken, Kommentare und Schlussinterventionen. Beide Gliederungen sind weitestgehend kongruent. (vgl. Steinkellner, 2012, S. 145; vgl. von Schlippe & Schweitzer, 2016, S. 8-9, 225)

Teilbeantwortung 3 URQ1 „ Welche Merkmale weisen systemische Interventionen auf?“

Die Beantwortung der URQ1 in Bezug zu den Merkmalen systemischer Interventionen fällt unbefriedigend aus. Eine isolierte Auflistung einzelner Merkmale, anhand derer systemische Interventionen zu erkennen sind, wurde in der verwendeten Literatur nicht gefunden. Systemisch wirksame Methoden allgemein werden durch die bewusste und zielorientierte Einwirkung auf autopoietische Systeme charakterisiert (vgl. 48). Sie wirken vorzugsweise dekonstruierend auf das Narrativ ein und ermöglichen dadurch den selbstreferentiellen Perspektivwechsel (vgl. von Schlippe & Schweitzer, 2019, S. 11).

6 Darstellung Ergebnisse

Die Entscheidung , die Beantwortung der URQ1 (vgl. S. 37, 42, 49) und URQ2 (vgl. S. 44) in die vorherigen Kapitel zu integrieren, wurde aufgrund des thematischen Zusammenhangs gefällt und soll der Übersichtlichkeit dienen. In diesem Kapitel werden URQ3, URQ4 und URQ5 beantwortet, indem zunächst die SWOT-Analyse durchgeführt und diese in ein Modell systemischer Interventionen überführt werden soll.

6.1 Möglichkeiten und Grenzen systemischer Interventionen

Zur Beantwortung von URQ3 wird die in Kapitel 2.1.2 eingeführte SWOT-Analyse herangezogen. Die dort vorgenommene Unterscheidung zwischen internen und externen Faktoren wird in der Analyse der hier betrachteten systemischen Interventionen auf die Unterscheidung zwischen personalen und situativen Umwelten bezogen. Die Übersicht der SWOT-Analyse kann Abbildung 12 entnommen werden. Zur genaueren Differenzierung in der SWOT-Analyse werden die einzelnen Elemente (Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken) genannt und hergeleitet.

Beantwortung URQ3: „ Welche Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken bietet systemisches Denken und Handeln durch High Responsibility Teams in kritischen Situationen?“

Wie jede Intervention, haben systemische Interventionen auch ihren besonderen Einsatz- und Wirkungskorridor. Dieser bestimmt, in welchem Einsatzspektrum eine hilfreiche Anwendung möglich und sinnvoll erscheint.

Die in der Abbildung 12 dargestellten Stärken ergeben sich aus den individuellen persönlichen Handlungsfähigkeiten. Diese kann durch die Anwendung systemischer Interventionen wiederhergestellt werden, indem die Entscheidung für oder gegen eine geeignete Intervention bewusster stattfinden kann (vgl. S. 34). Somit werden die Grundbedürfnisse der Kontrolle nach außen und der (Selbst-) Kontrolle (vgl. Roediger, 2010, S. 37) bedient und die Personen erhalten damit die eigene Kontrolle über ihre individuelle Subjektivität zurück. Infolgedessen können die individuelle Handlungsziele konkretisiert werden, auch hierbei unterstützen systemische Interventionen. Mäthner, Jansen, und Bachmann (2005, S. 72) untersuchten die Wirksamkeit von Coaching, welches sich häufig den Instrumenten der systemischen Interventionen bedient (vgl. König & Volmer, 2012, S. 22; vgl. Vogelauer, 2007, S. 9-10). Gerade in der Zielerreichung wurde eine Wirksamkeit von 90% festgestellt. Als ein weiteres Kriterium von Wirksamkeit wurde seitens der Autoren im Kontext eines partizipativen Vorgehens festgestellt.

Dieses Vorgehen kann auch in Kritischen Situationen zu einer Veränderung führen, da alle Beteiligten in den Prozess einbezogen werden können. Dieser kann seitens der HRT-Mitglieder bewusst (mit) gesteuert werden (vgl. von Schlippe & Schweitzer, 2019, S. 15-16). Wesentlich erfolgsversprechend ist dabei, dass unterschiedliche Rollen, bzw. triadische Teamkonstellationen hierbei berücksichtigt werden können (vgl. von Schlippe & Schweitzer, 2019, S. 27-28) und damit einem modernem Verständnis in Teamarbeitskontexten (vgl. S 40) nahe gekommen werden kann. Als Schwächen systemischer Interventionen kann genannt werden, dass diese zunächst in einem geschützten Raum gelernt werden müssen und ohne Übung nur schwer in Kritischen Situationen sicher angewendet werden können (vgl. S. 22).

Abbildung 12: SWOT-Analyse systemische Interventionen (eig. Darstellung, 2019)

Gleichzeitig oder als Folge dessen, könnten die Methoden aufgrund der Nichtentwicklung der systemischen Haltung rein technisch angewendet werden. Der Grund dieser Schwäche ist, dass gerade die Haltung mit der die Handelnden die systemischen Techniken einsetzten, eine besondere Bedeutung hat; zu 30% ist die therapeutische Beziehung mit den Attributen „Akzeptanz, Wärme und Empathie“ (von Schlippe & Schweitzer, 2016, S. 212) (entspricht der systemischer Haltung) für den Erfolg verantwortlich. Der Rückzug auf die reine Anwendung der Technik einer systemischen Intervention macht nach von Schlippe und Schweitzer (2016, S. 212) ca. 15% des Erfolges aus. Hinzu kommen Gedanken, um die fehlende Bereitschaft zum Umsetzen systemischer Interventionen, aufgrund der starken Hierarchie in medizinischen Umwelten (vgl. Starke, 2009, S. 214).

Chancen im Sinne der SWOT-Analyse bei der Anwendung systemischer Interventionen können darin liegen, dass aus systemischer Sicht Kommunikation gestärkt wird. Der Effekt wird auf S. 44 beschrieben. Zudem kann durch den Einsatz systemischer Methoden eine Komplexitätsreduktion durch eine Darstellung der Vernetzheit und damit die bewusste Wahrnehmung von Transparenz der kritischen Situation ermöglicht werden (vgl. von Schlippe & Schweitzer, 2016, S. 214), infolgedessen die Kritische Situation zeitlich verkürzt wird. Diese Verkürzung ist zudem eine Folge der Reduktion der Eigendynamik, die durch systemische Interventionen erreicht werden kann. Insbesondere die bewusste Interaktion und die damit verbundene Fokussierung auf autopoietische, i.S. kognitiver und emotionaler, Prozesse, kann die Kinetik aus Situationen herausgenommen (vgl. S. 33, 36) und zeitliche Verzögerung deutlich planbarer werden. Hierbei kann bspw. eine veränderten Bedeutungsgebung durch Reframing in der Kritischen Situation verändert werden.

Die Risiken schließen unmittelbar an die Chancen an. Bei der Umsetzung systemischer Interventionen kann es zu zeitlichen Verzögerungen kommen, vorzugsweise in Situationen, in denen die Methode noch nicht ganz geläufig ist. Die Etablierung lebenswichtiger Sofortmaßnahmen kann hiervor beeinträchtigt werden und könnte damit zu einer unmittelbaren Gefährdung der Patientensicherheit führen. Dieses Risiko kann durch das subjektive Erleben und Empfinden des Scheiterns bei einer Intervention die Handlungsunfähigkeit verstärken und damit möglicherweise in einen circulus vitiosus führen. In diesem Zusammenhang ist die kulturelle Sichtweise der jeweiligen BOS auf systemische Ansätze interessant. So wird der systemische Kulturwandel vermutlich eine lange Zeit in Anspruch nehmen (i.A.a. Scheidenmantel, 2009, S. 162-163; i.A.a. Schwarz, 2009, S. 150).

Im Gegensatz zur Einführung im Kapitel 2.1.2 iVm. Abbildung 5 wird auf eine strategische Auswertung verzichtet. Zusammenfassend stellt sich aus der SWOT-Analyse die Frage, inwiefern die Entwicklung einer systemischen Kultur bei High Responsibility Teams sowie innerhalb der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, damit die Intensität von Schulungen, systemischen Interventionen gegenüber der sicheren Anwendung in Kritischen Situationen erfolgt. Auf gar keinen Fall darf eine Patientenschädigung bewusst in Kauf genommen werden, um eine systemische Intervention durchzuführen; wobei die Frage noch zu erörtern ist, ob und in wie vielen Situationen ungenügend gelernte standardisierte Handlungen zur Gefahr für Leib und Leben führen können.

6.2 Modelle der systemischen Intervention und systemischen Schleife

Zur Beantwortung der URQ4 wird das in Abbildung 13 dargestellte Modell „Strukturelle Kopplung KRITSI und HRT (eig. Darstellung, 2019)“ eingeführt, durch das die Wirkung systemischer Interventionen erklärt werden kann. Zunächst werden ausgewählte Methoden erläutert, die im Verlauf in eine, monokausale, Ursache-Wirkung-Beziehung gesetzt wird. Aufgrund der Feststellung, dass dieses in nicht-trivialen Systemen kaum zum Erfolg führt, wird der Zusammenhang mit der systemischen Schleife hergestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 13: Strukturelle Kopplung KRITSI und HRT (eig. Darstellung, 2019)

Beantwortung URQ4: „Welche systemischen Handlungen könnten in Kritischen Situationen besonders hilfreich sein?“

Zur Nachvollziehbarkeit der Beantwortung ist der Bezug zu den explorierten Effekten des Kapitels 4.3.1 hilfreich. Diese beschreiben, dass das Verlassen der Handlungsroutine als Systemübergang von nicht-kritischer zur Kritischer Situation interpretiert werden kann. Hierbei sind die Handlungen selbst eine Folge des Systems Kritischer Situation und stellen somit eine Paradoxie dar. Die Handelnden selbst wurden als autopoietisches Triadisches Team entwickelt, dass durch Kommunikation geschaffen und aufrechterhalten wird. Die gemeinsame Wirklichkeitskonstruktion erfolgt durch die Beobachter erster und zweiter Ordnung. Die in der Gegenwart handelnden HRT werden durch ihre biographischen Erfahrungen beeinflusst, genauer: das gegenwärtige Verhalten nicht-trivialer Maschinen wird durch die Vergangenheit determiniert (vgl. S. 47).

Ein Beispiel der strukturellen Kopplung von Kennzeichen Kritischer Situationen und High Responsibility Teams mit den Ansatzpunkten systemischer Interventionen verdeutlichet Abbildung 13. Diese veranschaulicht zudem eine Idee, wie exemplarisch vorgestellte Methoden ihren Weg in eine reale Einsatzsituation finden können. Durch diese Erkenntnisse beschränkt sich die Auswahl der hier exemplarisch untersuchten systemischen Interventionen. Inklusionskriterien sind: Ermöglichen der Verdeutlichung des Systemübergangs, der Auflösung der Paradoxie, der selbstreferenzielle Aufrechterhaltung von Kommunikation sowie der Verschränkung von Wirklichkeitskonstruktionen. Weiterhin sollen diese als Kompetenzen zur Verfügung stehen können (vgl. 43).

Zirkularität als Methode zeigt die Eingebundenheit der Handelnden den in das von ihnen erzeugte und aufrecht erhaltenden kommunikative System durch Zusammenfügung monokausaler Ursache-Wirkungen auf (vgl. von Schlippe & Schweitzer, 2016, S. 205). Skalierungsfragen als Form zirkulärer Fragen stellen Unterschiede her und verdeutlichen diese innerhalb subjektiv genormter Grenzen. Die so sichtbar gemachten Einschätzungen können im Verlauf der Anwendung miteinander verknüpft und/ oder gegeneinander abgewogen werden. Die daraus resultierende Komplexitätsreduktion schafft eine nachvollziehbare Lösungsatmosphäre. (vgl. Gebhardt, 2007, S. 3-4; vgl. von Schlippe & Schweitzer, 2016, S. 255-256)

Hypothesenbildung, bzw. Hypothetisieren ist besonders wertvoll, um zu ordnen und anzuregen. Während die erste Funktion relevante Informationen kognitiv sortiert, bietet die zweite Funktion Veränderungsmöglichkeiten in Form von Neuigkeiten an, die nicht immer zutreffen sein müssen. (vgl. Steinkellner, 2012, S. 145-146; vgl. von Schlippe & Schweitzer, 2016, S. 204)

Lösungsorientierte Fragen können einerseits Hinweise aktivieren, wie ein Problem schon mal gelöst wurde, zweitens können problemunabhängige Lösungsansätze in den Wahrnehmungsfokus gebracht werden (vgl. von Schlippe & Schweitzer, 2016, S. 266-267).

Zukunftsorientierte Fragen als „Varianten des hypothetischen Fragens“ lösen angenommene Projektionen aus (vgl. von Schlippe & Schweitzer, 2016, S. 265).

Die o.a. Darstellung richtet sich jedoch eindimensional an trivialen Systemen von Ursache und Wirkung aus. Zur Vervollständigung soll das Modell der systemischen Schleife angeführt werden, bei der zunächst „das reine Beobachten“ (z.B. durch zirkuläres Fragen), dann „das reine Interpretieren“ (z.B. durch Hypothetisieren), als nächstes „die Generierung verschiedener Handlungsoptionen“ und zuletzt „das Handeln, das Bewerten und Auswählen“ mittels entsprechender Interventionen rekursiv beschrieben wird (Krizanits, 2009, S. 62-63).

6.3 Beantwortung der Hauptforschungsfrage und Abduktion der Ergebnisse

Wie bisher verdeutlicht, ersetzt Systemisches Denken und Handeln monokausale Abläufe und Erklärungsversuche durch den Einbezug netzartiger und verwebter Strukturen innerhalb nicht-trivialer lebender, psychischer und sozialer Systeme. Diese werden mittels kommunikativer Koppelung und Rekursion erzeugt, aufrechterhalten und entwickeln sich daher völlig autopoietisch weiter. Eine Vorhersage der nächsten Entwicklungen oder der Gedanke der Kontrollierbarkeit sind nicht haltbar und muss verworfen werden können. An die Stelle statischer Prozesse, treten dynamische Beobachter. Diese konturieren, de- und rekonstruieren, ebenfalls selbstreferentiell, ihre Realitäten – jede/r für sich. Somit kann es eine objektive Wahrheit nicht mehr geben und systemisches Denken und Handeln, welches durch die Beobachter/innen erfolgt, richtet sich an deren Relevanz zum Überleben des Systems aus. (vgl. Simon, 2013, S. 76-77)

Beantwortung HRQ: „Inwiefern hat systemisches Denken und Handeln durch High Responsibility Teams Einfluss auf Kritische Situationen?“

Die bewusste Ordnung der Vielzahl an unterschiedlich wirksamen Elementen in Umwelten mittels Mustererkennung, -vermeidung und -ersetzung kann durch den Einsatz systemischer Konzepte ermöglicht werden. Insofern üben systemische Interventionen durch High Responsibility Teams in Kritischen Situationen wie hergeleitet einen erheblichen Einfluss auf grade die Elemente aus, die charakteristisch für die drei angeführten Bereiche sind. Durch den Einsatz systemisch assoziierter Methoden können daher wesentliche Beziehungen geordnet und infolgedessen Handlungen, weiter gefasst Kommunikation i.S. der Systemtheorie, bewusster, d.h. selbstreferentieller, ein- und umgesetzt werden und damit zur Vermeidung oder Reduktion von Kritischen Situationen führen. Dieses hat wiederum einen positiven Einfluss auf die Patientensicherheit.

Ein Unterschied zu den bisherigen Interventionen besteht darin, dass bei diesem Ansatz nicht mehr von trivialen Systemen ausgegangen wird. Bei den etablierten Denk- und Handlungsschemata, z.B. FOR-DEC (vgl. St.Pierre & Hofinger, 2014, S. 194-196). [in der präklinischen Medizin durchaus bedeutsam, Anm. Verf.], handelt es sich um die adaptieren Erfahrungen und Erkenntnisse des Crew Ressource Managements aus dem Bereich des trivialen Systems Luftfahrt. Um die Methoden systemischer Interventionen ergänzt, werden charakteristische Merkmale nicht-trivialer Systeme (vgl. S. 49) berücksichtigt und lösen dadurch (mono-) kausale Beziehungen auf, die sodann infrage gestellt werden. Die ab Seite 44 geschilderten Effekte zeigen deutlich, dass systemischen Danken und Handeln einen tiefen Einfluss einerseits auf Entstehen und Wahrnehmen Kritischer Situationen sowie andererseits die Auflösung eben dieser Situationen und damit die Rückkehr zur Handlungsroutine, haben kann. Dieser Einfluss wird noch deutlicher, wenn Bezug zu den im Ausbildungsziel von HRT Tätigen geforderten Kompetenzen genommen wird. Die von Erpenbeck und Sauter (2016, S. 27) geforderte Bedingung der Selbstorganisation als Voraussetzung zur Bewältigung von Veränderungen in nicht-trivialen Systemen, kann durch systemisches Denken und Handeln ermöglicht werden (vgl. S. 43).

Die Abduktion der Ergebnisse und Erkenntnisse in andere Bereiche als die hier untersuchten präklinischen nicht-ärztlich tätigen HRT ist möglich. High Responsibility Teams werden, systemisch betrachtet, durch nicht-triviale Maschinen gebildet und aufrechterhalten. Die aufgezeigten Möglichkeiten und Grenzen (vgl. S. 50) besitzen somit allgemeingültige Tendenzen und können auf die jeweiligen BOS-spezifischen Gegebenheiten übertragen werden. Dieses jedoch nur, wenn HRT in KRITSI handeln, in denen nicht-triviale Systeme bedeutend sind. Wird in Kontexten agiert, die wesentlich von trivialen Systemen beeinflusst sind, können die tradierten Erkenntnisse an den Schnittstellen Mensch-Mensch weiter angewendet werden. Wie die Ergebnisse zeigen, ist die bisherige umgekehrte Übertragung von Rahmenbedingungen trivialer Systeme auf nicht-triviale Systeme schwierig. Die Anwendung systemischer Interventionen ist daher als Erweiterung des Handlungsraums in diesem Kontext zu verstehen.

Übergeordneter Effekt

Durch die im vorherigen Kapitel beschriebene Anwendung systemischer Interventionen und den damit erweitertem Handlungskorridor kommt es zu Effekten in der Patientensicherheit und damit zu einer Verbesserung der Prinzipien der Sicherheit in Gesundheitssystemen. Als Patientensicherheit definiert die Weltgesundheitsorganisation die Reduktion aller Risiken auf ein Mindestmaß, die zu unvermeidbaren Schäden führen und im Kontext der Gesundheitsversorgung stehen. Damit steht die Vermeidung von Zwischenfällen und unerwünschten Ereignissen im Fokus der Weltöffentlichkeit und den im Gesundheitssektor Tätigen. Hierbei stehen nicht nur technische Einrichtungen zur Debatte, auch non-technical-skills, wie z.B. Teamarbeit, stehen im Zentrum der Betrachtungen. Durch die Verbesserung der Patientensicherheit wird ein verbessertes Patienten-Outcome erreicht. Dieses ist das Ziel der Bemühungen. (vgl. Charité Berlin, 2018, S. 104-105; i.A.a. St.Pierre & Hofinger, 2014, S. 166-167)

Wenn also systemische Interventionskompetenz neben den notwendigen fachlichen Fertigkeiten und Fähigkeiten bei High Responsibility Teams etabliert ist und entweder zur Vermeidung von Kritischen Situationen oder zu deren Bewältigung beiträgt, kann die Patientensicherheit wesentlich erhöht werden.

7 Fazit und Conclusio

Um die Ergebnisse nutzbar zu machen, ist die Diskussion notwendig. Erst nachdem Vorgehen und Erkenntnisse kritisch betrachtet wurden, lassen sich kontextsituierte Empfehlungen aussprechen und weitere notwendige Forschungsfelder ableiten.

7.1 Diskussion und Empfehlung

Es zeigte sich, dass eine systemische Interventionskompetenz bei High Responsibility Teams in Kritischen Situationen den Effekt der Wiedergewinnung von Handlungsroutinen erzeugt. Infolgedessen bewerten Handelnde in Kritischen Situationen diese als weniger kritisch. Zudem ergeben sich im systemischen Sinne Lösungsoptionen, die vor Anwendung systemischer Interventionen weniger wahrgenommen oder nicht als solche erkannt wurden. Dieses wiederum führt zu einem Reframing, wodurch Musterunterbrechungen mit der Konsequenz stattgefunden haben, dass Kritische Situationen mittels systemischer Interventionskompetenz durch High Responsibility Teams selbst in nicht-kritische Situationen überführt werden. Lebende, psychische und soziale Systeme agieren autopoietisch und werden mittels Kommunikation erzeugt und aufrechterhalten.

Der Weg zu dieser Erkenntnis führte über die Darstellung der jeweiligen besonderen Merkmale, mithilfe Kritische Situationen, High Responsibility Teams und systemische Interventionen charakterisiert und klassifiziert werden können. Dieses ist insofern notwendig gewesen, um einen möglichst eineindeutigen Gültigkeitsbezug herstellen zu können. Aufgrund dessen konnte eine Analyse der Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken von systemischen Interventionen mit dem Ergebnis abgeleitet werden, dass ein Einsatz kontextsituativ erfolgen kann, wenn die Handelnden einen guten Bezug zu den Methoden hergestellt und eine systemische Haltung für sich entdeckt haben. Die theoretische Untersuchung ausgewählter systemischer Interventionen führt zu dem Resultat, dass der o.a. positive Einfluss auf Kritische Situationen denkbar erscheint.

Kritisch ist anzumerken, dass die geforderte sichere Anwendung nur durch eine fundierte Ausbildung in systemischer Interventionskompetenz zu erreichen ist. Diese sollte intensiv die jeweiligen spezifischen Eigenschaften der zu qualifizierenden HRT-Peer-Gruppe berücksichtigen, um eine Anknüpfung zu ermöglichen. Eine Herausforderung könnte die notwendige Entwicklung der systemischen Haltung darstellen, deren Entfaltung Zeit beansprucht. Gut gelingen kann die Schulung zur Anwendung systemischer Interventionen, auch wenn der Schulungsaufwand noch zu klären ist. Das Risiko der Unterlassung lebensnotwendiger Maßnahmen ist jedoch als sehr hoch einzuschätzen.

In Bezug zu den Ergebnissen der vorgelegten Arbeit kann konstatiert werden, dass die Beantwortung der gestellten Frage schwieriger gewesen ist, als die zugrunde liegenden den Vermutungen es erwarten ließen. Insbesondere hat die Darstellung des Forschungsstandes einen größeren Raum eingenommen, als initial geplant. Grund dafür ist, dass die Vorstellung des Praxisfeldes zum Verständnis und zur Einordnung der Ergebnisse hilfreich sein wollte. Damit entspricht das Vorgehen den eingangs formulierten Gütekriterien der Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Schwierigkeiten wurden bei der Betrachtung der einzelnen systemischen Interventionen offenbar. Die Beschreibung entspricht nicht der intendierten Detailtreue, was dem Umfang dieser Arbeit und der breiten Fachliteratur geschuldet ist. Deswegen fand in dieser Arbeit eine grundsätzliche, literaturgestützte Betrachtung mit dem Ziel statt, ob ein Einsatz dieser Methoden auch in besonderen Kontexten denkbar sein könnte. Dieses kann mit einem „ja“ abschließend beantwortet werden. Allerdings mit den bisher angemerkten Einschränkungen. Mit Einschränkungen ist auch die SWOT-Methodik zu werten. Gerade, wenn diese für den Einsatz systemischer Interventionen innerhalb Kritischer Situationen genutzt werden soll. Diese funktioniert im einfachen Sinne zur Darstellung relevanter Punkte, allerdings ist die Überführung in eine strategische Handlung aufgrund der Merkmale von HRT und KRITSI nicht immer möglich. Zu beachten ist jedoch, dass eine Übertragung der hier gewonnen Einsichten auf andere HRT-Gruppen noch näher zu beleuchten ist.

Abschließend betrachtet ist ein sinnvoller Ressourceneinsatz zur Erlangung einer guten systemischen Interventionskompetenz lohnenswert. Einerseits bilden die Ausbildungsbestimmungen einen ausreichenden Rahmen für die Ausprägung systemischer Interventionskompetenzen, andererseits liegt im weiten Feld der systemischen Beratung genügend Potential vor, um eine eigene Form ganz im autopoietischen Charakter herauszubilden. Dies kann ergänzend durch eine Verschiebung von Ausbildungsinhalten zugunsten systemischer Inhalte erreicht werden.

7.2 Forschungsdesiderata und Ausblick

Auch wenn die Hauptforschungsfrage eine Antwort liefert, sind während des Prozesses viele Fragen neu aufgeworfen worden. Wie können systemische Interventionen etabliert werden? Welche Rahmenbedingungen sind notwendig, um eine langfristige und nachhaltige Anwendung zu ermöglichen? Welche Messverfahren müssten entwickelt werden, um die Anwendung zu evaluieren. Diese Fragen, deren Beantwortung bspw. nach Kirkpatrick (1998) iVm. Lindemann (2016) und unter Einbezug der hier gewonnen Erkenntnisse im Masterstudiengang E-Education der FernUniversität in Hagen angegangen werden könnte, stellen wegen ihrer eigenen Komplexität eine hohe Herausforderung dar.

Wegen ihrer Aktualität sollen folgende assoziierte Handlungsfelder an dieser Stelle hervorgehoben werden. Der Grund dieser Hervorhebung liegt darin, dass innerhalb dieser z.Zt. populären Disziplinen, ein vertraulicher Raum zum Erlernen systemischer Interventionen geschaffen werden könnte.

1. Crew Ressource Management im Kontext nicht-trivialer Systeme

Die bisher eingesetzten Methoden von Briefing und Debriefing sowie Tools zur Entscheidungsfindung und -umsetzung werden beschrieben, klassische Systemische Interventionen bleiben weitestgehend unberücksichtigt. Daher wäre die Frage interessant, welche Effekte durch den Einsatz systemischer Interventionen in diesem Subsystem ermöglicht werden könnte.

2. Simulation als Erfahrungsumwelt nicht-trivialer Systeme

Lassen sich nicht-triviale Systeme simulieren? Wie dargelegt, leiten sich die eingesetzten Methoden i.d.R. aus trivialen Systemen ab. Die reflektierende Retrospektive von in vitro Szenarien unter kontrollierten Rahmenbedingungen ermöglichen ein erstes Erleben und Empfinden. Damit wird die Frage aufgeworfen, inwieweit die Ergebnisse in nicht-trivialen Systemen noch Gültigkeit aufweisen können.

In Bezug zum ersten Punkt, werden Fragen deutlich, die in Teamprozesse einwirken. Welche Veränderungen sind notwendig, um (vgl. Hofinger, 2013, S. 4-5)CRM-basierte Interventionen systemischer zu gestalten? Welche erwünschten Wirkungen können gedacht werden? Welche Adaptionen sind für die Einfügung des systemischen Führungskonzeptes z.B. nach Steinkellner (2012) notwendig und hilfreich? Wie briefen und debriefen zukünftige systemisch ausgebildete High Responsibility Teams auf Grundlage der Ressourcenarbeit noch erfolgreicher?

Gerade den zweiten Punkt weitergedacht, wird deutlich, welche Komplexität die eingangs der Arbeit beschriebene präklinische Notfallsituation erreichen kann. Die einflussnehmenden Variablen sind vielfältig, ihre gegenseitige Abhängigkeit müsste zunächst erforscht und anschließend durch Wahrscheinlichkeiten berechenbar gemacht werden. Dieses unter den hier gedachten Voraussetzungen, dass lebende, psychische und soziale Systeme autopoietisch agieren. Ist eine Wahrscheinlichkeitsberechnung, und damit eine bestimmte Vorhersagbarkeit möglich? Erste Denkansätze liefert Hejl (2016) bezüglich der Steuerungsmöglichkeiten.

Weitere Forschungsdesiderata könnten sich auch mit den eingesetzten systemischen Interventionsmethoden beschäftigen: Wäre innerhalb einer Kritischen Situation die Wunderfrage angemessen? Oder könnten die Erkenntnisse der Familientherapie in der Anwendung der Aufstellungsarbeit weitere Einsichten liefern? Wie erfolgt deren Darstellung?

Weniger abstrakt und handlungsorientiert leitete sich während der Bearbeitung ein ad hoc Forschungsvorhaben ab. Bei der Bearbeitung des system-theoretischen Rahmens wurde bewusst, dass die Anwendung bidirektionaler Algorithmen in nicht-trivialen Systemen schwierig bis unmöglich erscheint. In der rettungsdienstlichen Welt werden seit Einführung des Berufsbildes Notfallsanitäter/in vermehrt Standard-Arbeitsanweisungen (SAA) etabliert. Ziel dieser Algorithmen ist es, standardisierte Arbeitsanweisungen auf Grundlage des § 4 NotSanG zu etablieren und bis zur (not-) ärztlichen Versorgung invasive Maßnahmen bei lebensgefährlichen Zuständen zu rechtfertigen (vgl. Afflerbach u.a., 2018, S. 7-8). Die meisten der vorgegebenen Arbeitsanweisungen sollen innerhalb komplexer notfallmedizinischer Situationen (z.B. Krampfanfall, Polytrauma oder Sepsis) umgesetzt werden. Es wurde die Frage gestellt: „Wie sehr setzten Sie diese genau so (1:1) in realen Einsatzsituationen um?“. Die Umsetzung liegt bei 62,91% (N=467)8. Als die Einsatzsituationen, bei denen die geforderte Umsetzung nicht erfolgte, wurden bspw. Anaphylaxie, Polytrauma, Reanimationen oder unterschiedliche Diagnosen genannt. Und bei der Betrachtung der hinderlichen Gründe, antworteten die Befragten z.B. mit der Infragestellung der Sinnhaftigkeit, fehlende Freigabe seitens der Ärztlichen Leitungen Rettungsdienst (ÄLRD). Als hilfreich wurde exemplarisch der Wunsch nach mehr Training, „Rückendeckung“ und die Bewusstheit geäußert, es mit Menschen zu tun zu haben. Selbstverständlich sind weitere Auswertungen notwendig, um schlüssige Folgerungen zu beschreiben.

Auch wenn die Fragen und weiteren Betätigungsfelder lose aneinandergereiht wirken, stellen sie im Kern den Wunsch nach der eigenen erlebten und empfundenen Veränderung dar. Die Möglichkeit der Anwendung systemischer Interventionen in einem ganz spezifischen Kontext nachvollziehbar zu denken und theoretisch zu fundieren war Ziel dieser Arbeit. Dieses ist erreicht. Ja, systemische Interventionskompetenz von High Responsibility Teams entwickelt theoretisch auch in Kritischen Situationen die beschriebenen Effekte der Komplexitätsreduktion iVm. der zeitlichen Entzerrung und vor allem der Reaktivierung der eigenen Handlungsroutine.

Erwünscht ist eine ergebnisoffene und kontroverse Diskussion.

An dieser Stelle schließt sich der Kreis und der Bezug zu den im ersten Kapitel dargelegten situativen Kontext ist hergestellt. Die derzeitigen Unsicherheiten und damit verbundenen Lösungsansätze generieren eine Kontrollillusion. Mittels der Einführung der systemischen Interventionskompetenz für High Responsibility Teams zur Anwendung in Kritischen Situationen kann dieser Täuschung zumindest bewusst er begegnet werden.

Und vielleicht ist genau das der Unterschied, der einen Unterschied ausmacht.

„Zieh einen Kreis in einem ebenen Raum.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Spencer-Brown, 1997, S. 60)

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Rechtsquellenverzeichnis

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Online Datenbanken

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Epilog

Einsatzszenario Nr. 3

In den warmen und sonnigen August-Nachmittagsstunden erfolgt die Alarmierung des Rettungstransportwagens (RTW) und Notarzt-Einsatzfahrzeugs (NEF) eines örtlichen Rettungsdienstes zu einem Motorradunfall. Die Unfallstelle in einer Straßenkreuzung ist durch die Polizei abgesichert; es zeigt sich ein verformter Personenkraftwagen (PKW) und in frontaler Linie ein liegendes, ebenfalls verformtes Motorrad. Die vor dem NEF anwesende, erst-versorgende RTW-Besatzung stellt nach erfolgter körperlicher und apparativer Untersuchung bei dem 28-jährigem, ca. 80 kg schweren Patienten die Verdachtsdiagnose geschlossenes, mittelschweres Schädel-Hirn-Trauma (SHT) II. Grades gestellt. Nach Eintreffen der NEF-Besatzung und der Überprüfung der notwendigen Vitalfunktionen mittels des standardisierten Monitorings (Puls, nicht-invasiver Blutdruck, periphere Sauerstoffpartialmessung, Elektrokardiographie), erfolgt die Rettung mittels Schaufeltrage, Vakuummatratze sowie der Anlage einer Halswirbelsäulenimmobilisationsorthese. Es folgt die achsengerechte Umlagerung und adäquate Lagerung (30° Oberkörperhochlagerung) des Motoradfahrers. Nach erfolgten invasiven Maßnahmen (Anlage eines peripheren venösen Zugangs mit dem Anschluss einer Ringer-Laktat-Lösung) werden seitens des Teamführers Micothesen aufgestellt:

- „Und, der Gedanke daran, dass dieser Patient von einer Reduzierung des Sauerstoffverbrauches gut profitiert, der ist für uns hier schon sehr spannend, …?“
- „Und, wenn wir so drüber nachdenken, wissen wir schon sehr genau um die Komplikationen, die uns nun erwarten könnten, …?“

Auf dieser Grundlage entscheidet sich das Rettungsteam zu einer Intubationsnarkose mit anschließender maschineller Beatmung zur Reduktion des Sauerstoffverbrauches, der durch die physiologische Schmerz- und Stressreaktion erhöht ist.

- Weiterhin skaliert das HRT die Wegstrecken sowie die Wegezeit in die geeigneten Krankenhausalternativen auf einer Skala von 1 bis 10, wobei 1 „ein Wimpernschlag“ und 10 „eine halbe Weltreise“ bedeutet.

Als Weg in die Zielklinik wird der Einsatz eines Rettungstransporthubschraubers (RTH) entschieden. Die Übergabe des stabilen und vorangemeldeten Patienten erfolgt in der neurochirurgischen Klinik ohne Zwischenfälle. (i.A.a. Buers u.a., 2011, S. 46-51)

Einsatzszenario Nr. 4

RTW und NEF werden auf Nachforderung der Polizei an einem sonnigen Vormittag seitens der zuständigen Rettungsleitstelle zu einem Mehrfamilienhaus im städtischen Gebiet entsendet. Als Alarmierungsgrund wird eine hilflose Person in einer verschlossenen Wohnung angegeben. Nachdem die besorgten Nachbarn zuvor aus der Wohnung, in der die ca. 25-jährige, adipöse und schwangere Patientin (berechneter Entbindungstermin in ca. vier Wochen) alleine lebt, polternde Geräusche vernommen hatten, verständigten diese daraufhin die Polizei. Über ein geöffnetes Fenster drang einer der Polizeibeamten in die Wohnung ein und öffnete innenseitig die Tür. Den Einsatzkräften zeigt sich eine verwirrte und taumelnde Patientin, die zudem über Übelkeit und Kopfschmerzen klagt. Auf der vergeblichen Suche nach dem Mutterpass, entdeckt der Rettungsassistent (RettAss) im Bereich des Badezimmers Sturz- oder Kampfspuren. Die körperliche und apparative Untersuchung ergab, dass die Patientin zeitlich und örtlich nicht orientiert ist, ihre Wirkung wird als fahrig beschrieben, bei ansonsten unauffälligen Vitalfunktionen bzw. Untersuchungsergebnissen. Substanzmissbrauch wird verneint. Als Diagnose wird Präeklampsie vermutet. Durch den Teamführer wird die Lösungsorientierte Frage an die Patientin gestellt:

- „Und, was bräuchte es, damit Sie mit uns in das Krankenhaus fahren können, …?“

Nachdem sie die Patientin zur Mitfahrt entschieden hat, erleidet sie im Transportverlauf einen generalisierten, tonisch-klonischen Krampfanfall von ca. einer Minute Dauer. Das Rettungsteam entscheidet sich daraufhin, unter Anwendung der im vorherigen Einsatzszenario verwendeten Micothesen eskalativ zur Einleitung einer Intubationsnarkose, die bis zum Eintreffen in den voralarmierten Kreissaal aufrechterhalten wird. Im klinischen Verlauf erfolgten Kaiserschnitt, Extubation sowie die stationäre Rehabilitation von Mutter und Kind. (i.A.a. Zugck, 2006, S. 11-15)

Anhang

Ausbildungsziel Notfallsanitäter/in

„Die Ausbildung zur Notfallsanitäterin oder zum Notfallsanitäter soll entsprechend dem allgemein anerkannten Stand rettungsdienstlicher, medizinischer und weiterer bezugswissenschaftlicher Erkenntnisse fachliche, personale, soziale und methodische Kompetenzen zur eigenverantwortlichen Durchführung und teamorientierten Mitwirkung insbesondere bei der notfallmedizinischen Versorgung und dem Transport von Patientinnen und Patienten vermitteln. Dabei sind die unterschiedlichen situativen Einsatzbedingungen zu berücksichtigen. Die Ausbildung soll die Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter außerdem in die Lage versetzen, die Lebenssituation und die jeweilige Lebensphase der Erkrankten und Verletzten und sonstigen Beteiligten sowie deren Selbständigkeit und Selbstbestimmung in ihr Handeln mit einzubeziehen.“ (§ 4 (1) NotSanG))

Inhalt Themenbereich 3 Kommunikation und Interaktion

„Kommunikation und Interaktion mit sowie Beratung von hilfesuchenden und hilfebedürftigen Menschen unter Berücksichtigung des jeweiligen Alters sowie soziologischer und psychologischer Aspekte“

Die Schülerinnen und Schüler sind zu befähigen,

a) Kommunikation und Interaktion im Rettungsdienst an Grundlagen aus Psychologie und Soziologie auszurichten,
b) mit kranken und verunfallten Patientinnen und Patienten sowie ihren Angehörigen unter Berücksichtigung personenbezogener und situativer Erfordernisse zu kommunizieren,
c) die besonderen Bedürfnisse von sterbenden Patientinnen und Patienten sowie ihrer Angehörigen zu beachten,
d) das eigene Kommunikationsverhalten, auch unter Nutzung nonverbaler Möglichkeiten, an den spezifischen Bedürfnissen und Anforderungen in der Kommunikation und Betreuung von speziellen Patientengruppen wie Kindern, Jugendlichen, älteren Menschen, pflegebedürftigen Menschen, gesellschaftlichen Randgruppen, übergewichtigen Menschen oder hör- und sehbehinderten Menschen sowie von deren Angehörigen und von unbeteiligten Dritten auszurichten,
e) das eigene Kommunikationsverhalten an Auswirkungen wesentlicher psychischer Erkrankungen auf die Patientenkommunikation und Patientenbetreuung auszurichten.“ (Anlage 1 (zu § 1 Absatz 1 Nummer 1) NotSan-APrV))

Übersicht Kommunikationstheorien in der Lehr-Lern-Literatur

Tabelle 6: Übersicht Fundstellen von Kommunikationstheorien

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Keine Fundstellen:

- Grönheim und Kemperdick (2016)

Codes und Codierungen

Codesystem

Tabelle 7: Kategoriensystem

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Codes

Merkmale

Diese Kategorie fasst die im Material gefundenen Merkmale von Kritischen Situationen, High Responsibility Teams und Systemischen Interventionen zusammen.

Merkmale — Systemische Interventionen

Sprachliche Formulierung:

Codierungen (7)

1. „Inhaltliche Limitierungen: Ein Beratungsgespräch sollte immer nur von jemandem geführt werden, der auch hinsichtlich der jeweiligen Problematik kompetent ist und fundiert begründeten Rat geben kann. Für bestimmte Themen sind Notfallsanitäter daher möglicherweise nicht die geeigneten Ansprechpartner. Hier kommt es allerdings in hohem Maße darauf an, inwiefern sich Notfallsanitäter zu speziellen Themen individuell fort- und weitergebildet haben.“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 47)

2. „Ereignisbezug:

„Was ist passiert?“

„Wer war alles beteiligt?““ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 181 - 183)

3. „Erlebnisbezug:

„Was hast du getan, gedacht, empfunden?“

„Was hat dich gedanklich besonders beschäftigt?“

„Was hat dich besonders betroffen gemacht?““ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 184 - 187)

4. „Reflexionsbezug:

„Warum war das so?“

„Woran liegt es eigentlich, dass du das so erlebt hast?““ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 188 - 190)

5. „Ressourcenbezug:

„Was ist dir an Positivem aufgefallen?“

„Was hat dir geholfen bzw. was hilft dir jetzt?““ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 191 - 193)

6. „Zukunftsbezug:

„Was kannst du daraus lernen?“

„Wie kann es jetzt weitergehen?“

„Was verändert sich durch das Erlebte für dich?“

„Was möchtest du jetzt tun?“

„Was kannst du jetzt tun?““ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 194 - 199)

7. „Neben der Durchführung medizinischer Maßnahmen ist Kommunikation ein wesentlicher Bestandteil des rettungs­dienstlichen Handelns“ (Richwin und Karutz (2015, S. 378-380); Richwin, R., & Karutz, H. (2014, S.11-93), Absatz 3)

Merkmale — High Responsibility Teams

Sprachliche Formulierung:

Codierungen (2)

1. „Fachliche Limitierungen: Die spezielle Beratungsausbildung von Notfallsanitätern ist nicht besonders umfangreich, sie bezieht sich lediglich auf eine Basiskompetenz. Schwierige Gesprächssituationen, etwa bei fehlender Einsicht, striktem Verweigerungsverhalten eines Klienten oder besonders komplexen Problemen, erfordern häufig speziellere Gesprächstechniken, die im Rahmen der Notfallsanitäterausbildung jedoch nicht vermittelt werden können.“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 45)
2. „Pro­fessionell kommunizieren zu können, stellt insofern eine wichtige Schlüsselqualifikation von Rettungsdienstmitar­beitern dar.“ (Richwin und Karutz (2015, S. 378-380); Richwin, R., & Karutz, H. (2014, S.11-93), Absatz 3)

Merkmale — Kritische Situationen

Sprachliche Formulierung:

Codierungen (3)

1. „Zeitliche Limitierungen: Für intensive Beratungsgespräche haben Notfallsanitäter oftmals nicht die dafür eigentlich erforderliche Zeit, weil z. B. die Einsatzbereitschaft möglichst rasch wieder hergestellt werden muss. Aus Zeitgründen ist eine sorgfältige Vorbereitung häufig auch nicht möglich, da sich Beratungsgespräche im Rettungsdienst fast immer ad hoc, also sehr spontan ergeben.“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 46)
2. „Solange in einer Notfallsituation z. B. medizinische Maßnahmen durchgeführt werden müssen, ist sicherlich ein kurzer Austausch von Informationen, aber kein Beratungsgespräch im engeren Sinne möglich.“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 74)
3. „Die Anwendung geeigneter Kommu­nikationsstrategien ist bei jedem Einsatz erforderlich.“ (Richwin und Karutz (2015, S. 378-380); Richwin, R., & Karutz, H. (2014, S.11-93), Absatz 3)
4. Kommunikationstheorien Diese Kategorie fasst die im Material gefundenen Kommunikationstheorien zusammen.

A. Kommunikationstheorien — Kommunikation der ersten Generation

1. 1950ff, Bühler u.a.
2. Instruktionistisches (zielorientiertes) Kommunizieren
3. Abb. XY
4. Arnold, R. (2010). Systemische Berufsbildung: Kompetenzentwicklung neu denken - mit einem Methoden ABC (R. Arnold systhemia - Systemische Pädagogik Bd. 4). Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren GmbH.

B. Kommunikationstheorien — Kommunikation der ersten Generation — Sender-Empfänger-Modell

Sprachliche Formulierung: "Sender", "Empfänger", "Nachricht"

Codierungen (4)

1. „Sender-Empfänger-Modell“ (Baller u.a. (2014, S. 228-233), Absatz 5)
2. „Einen Sender (jemanden, der etwas spricht, ausdrückt oder mitteilen möchte), die Nachricht (was mitgeteilt wird), den Empfänger (jemanden, der zuhört, beobachtet, aufpasst und die Botschaft versteht)“ (Hausmann und Karutz (2016, K. 9.1, S. 135-141), Absatz 3 - 5)
3. „Sender-Empfänger-Modell“ (Kaiser (2018, S. 1-53), Absatz 1)
4. „Sender und Empfänger“ (Richwin und Karutz (2015, S. 378-380); Richwin, R., & Karutz, H. (2014, S.11-93), Absatz 9)

C. Kommunikationstheorien — Kommunikation der ersten Generation — Kybernetisches Kommunikationsmodell

Sprachliche Formulierung: "kybernetisch"

Codierungen (1)

1. „Kybernetisches Kommunikationsmodell“ (Baller u.a. (2014, S. 228-233), Absatz 10)

D. Kommunikationstheorien — Kommunikation der zweiten Genration

- 1975ff, Watzlawick u.a.
- Instruktionistisches (zielorientiertes) Kommunizieren
- Abb. XY
- Arnold, R. (2010). Systemische Berufsbildung: Kompetenzentwicklung neu denken - mit einem Methoden ABC (R. Arnold systhemia - Systemische Pädagogik Bd. 4). Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren GmbH.

Kommunikationstheorien — Kommunikation der zweiten Genration — Axiome (Watzlawick)

Sprachliche Formulierung: "Axiome", "nicht komminizieren"; "Sachebene", "Beziehungsebene"

Codierungen (3)

1. „Axiome nach Paul Watzlawick“ (Baller u.a. (2014, S. 228-233), Absatz 17)
2. „Sach- und Beziehungsebene der Kommunikation“ (Hausmann und Karutz (2016, K. 9.1, S. 135-141), Absatz 33)
3. „Kommunikationskanäle“ (Kaiser (2018, S. 1-53), Absatz 5)

E. Kommunikationstheorien — Kommunikation der zweiten Genration — Verbale und nonverbale Kommunikation

Sprachliche Formulierung: "nonverbal", "verbal", "paraverbal"

Codierungen (7)

1. „verbal wie auch nonverbal“ (Baller u.a. (2014, S. 228-233), Absatz 21)
2. „Non-und paraverbal kommunizieren“ (Gasch und Lasogga (2015, S. 392-396), Absatz 9)
3. „nicht-sprachliche Kommunikation“ (Grönheim und Kemperdick (2016), Absatz 11)
4. „Verbale und nonverbale Kommunikation“ (Hausmann und Karutz (2016, K. 9.1, S. 135-141), Absatz 14)
5. „nonverbale“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 21)
6. „verbale, nonverbale und paraverbale Kommunikationszeichen“ (Kaiser (2018, S. 1-53), Absatz 9)
7. „Nonverbale und paraverbale Kommunikation“ (Richwin und Karutz (2015, S. 378-380); Richwin, R., & Karutz, H. (2014, S.11-93), Absatz 43)

F. Kommunikationstheorien — Kommunikation der zweiten Genration — Eisberg-Modell (Freud)

Sprachliche Fomulierung: "Eisberg"

Codierungen (1)

1. „Eisberg-Modell nach Sigmund Freud“ (Baller u.a. (2014, S. 228-233), Absatz 22)

G. Kommunikationstheorien — Kommunikation der dritten Generation 1985ff, Schutz von Thun Instrutionistisches (zieorientiertes), Übergang kontruktivistisches (wirkungsorientiertes) Kommunizieren Kommunizieren Arnold, R. (2010). Systemische Berufsbildung: Kompetenzentwicklung neu denken - mit einem Methoden ABC (R. Arnold systhemia - Systemische Pädagogik Bd. 4). Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren GmbH.

H. Kommunikationstheorien — Kommuniaktion der dritten Generation — Modell Vier Seiten einer Nachricht

Sprachliche Formulierung: "Sachinhalt"; "Appell"; "Selbstoffenbarung"; "Beziehungsebene"

Codierungen (4)

1. „Vier Seiten einer Nachricht“ (Baller u.a. (2014, S. 228-233), Absatz 29
2. „Vier Seiten einer Nachricht“ (Hausmann und Karutz (2016, K. 9.1, S. 135-141), Absatz 75)
3. „Vier-Seiten-Modell der Kommunikation“ (Kaiser (2018, S. 1-53), Absatz 47)
4. „Vier Seiten einer Nachricht“ (Richwin und Karutz (2015, S. 378-380); Richwin, R., & Karutz, H. (2014, S.11-93), Absatz 12)

I. Kommunikationstheorien — Kommuniaktion der dritten Generation — Vier Ohren Modell

Sprachliche Formulierung: "Vier Ohren"; "Beziehungsohr", "Selbstoffenbarungsohr"; "Appellohr"; "Sachohr"; decodiert"

Codierungen (3)

1. „Empfänger hat auch noch vier Ohren“ (Baller u.a. (2014, S. 228-233), Absatz 35)
2. „decodiert“ (Kaiser (2018, S. 1-53), Absatz 42)
3. „Aspekt-Ohr“ (Kaiser (2018, S. 1-53), Absatz 54)

J. Kommunikationstheorien — Kommuniaktion der dritten Generation — Aktives Zuhören

Sprachliche Formulierung: "Aktiv", "Zuhören", "paraphrasieren", "in eigenen Worten zusammenfassen"

Codierungen (8)

1. „Aktives Zuhören“ (Baller u.a. (2014, S. 228-233), Absatz 50)
2. „Zuhören“ (Gasch und Lasogga (2015, S. 392-396), Absatz 34)
3. „Aktiv zuhören“ (Hausmann und Karutz (2016, K. 9.1, S. 135-141), Absatz 154)
4. „Kann geduldig zuhören“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 33)
5. „aktiv zuhören“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 125)
6. „kurzen Signalen reagieren (z. B. „Aha“, „Hmm“)“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 127)
7. „Gehörte noch einmal kurz zusammenfassen“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 128)
8. „Aktives Zuhören“ (Kaiser (2018, S. 1-53), Absatz 59)

K. Kommunikationstheorien — Kommunikation der dritten Generation — Ich-Botschaften

Sprachliche Fomulierung: "Ich-Botschaft"

Codierungen (3)

1. „ICH-Botschaften“ (Baller u.a. (2014, S. 228-233), Absatz 40)
2. „Ich-Form formulieren“ (Hausmann und Karutz (2016, K. 9.1, S. 135-141), Absatz 179)
3. „Ich- und Du-Botschaften“ (Kaiser (2018, S. 1-53), Absatz 63)

L. Kommunikationstheorien — Kommunikation der dritten Generation — Transaktionsanalyse

Sprachliche Formulierung:

Codierungen (1)

1. „Transaktionsanalyse“ (Kaiser (2018, S. 1-53), Absatz 70)

M. Kommunikationstheorien — Kommunikation der vierten Generation

1995ff, König/ Volmer; Luhmann

Kontruktivistisches (wirkungsorientiertes) Kommunizieren Kommunizieren

Arnold, R. (2010). Systemische Berufsbildung: Kompetenzentwicklung neu denken - mit einem Methoden ABC (R. Arnold systhemia - Systemische Pädagogik Bd. 4). Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren GmbH.

N. Kommunikationstheorien — Kommunikation der vierten Generation — Gesprächsführung (Rogers)

Sprachliche Formulierung: "Kongruenz", "Empathie", "Wertschätzung"; "Akzeptanz", "Haltung"

Codierungen (7)

1. „Kongruente und inkongruente Kommunikation“ (Hausmann und Karutz (2016, K. 9.1, S. 135-141), Absatz 28)
2. „Gesprächsführung“ (Hausmann und Karutz (2016, K. 9.1, S. 135-141), Absatz 115)
3. „Grundhaltung in helfenden Gesprächen“ (Hausmann und Karutz (2016, K. 9.1, S. 135-141), Absatz 131)
4. „kooperative Haltung“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 17)
5. „Wertschätzung, der Respekt und das Verständnis gegenüber einem Rat suchenden Menschen“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 20)
6. „Kooperative Grundhaltung“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 28)
7. „Wertschätzendes, respekt- und verständnisvolles Auftreten“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 29)

O. Kommunikationstheorien — Kommunikation der vierten Generation — Gewaltfreie Kommunikation (Rosenberg)

Sprachliche Formulierung:

Codierungen (1)

1. „Verbesserung der Lebensqualität“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 12)

Systemische Ansätze

Diese Kategorie fasst die im Material gefundenen Ansätze Systemischer Interventionen zusammen.

A. Systemische Ansätze — Beratung

Sprachliche Formulierung: "Beratung"; "beraten"

Codierungen (1)

1. „Beratung“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 2)

B. Systemische Ansätze — Transparenz

Sprachliche Formulierung: "Information", "darstellen", "aufmerksam machen"

Codierungen (4)

1. „Sich vorstellen“ (Gasch und Lasogga (2015, S. 392-396), Absatz 3)
2. „Informationen geben“ (Gasch und Lasogga (2015, S. 392-396), Absatz 16)
3. „über Maßnahmen und den weiteren Behandlungsverlauf informieren“ (Kaiser (2018, S. 1-53), Absatz 25)
4. „über Feststellungen und Maßnahmen informieren“ (Kaiser (2018, S. 1-53), Absatz 39)

C. Systemische Ansätze — Lösungsorientierung

Sprachliche Formulierung: "Lösung", "Möglichkeiten", "Potential" (Überschneidung mit Sub-Kategorie Ressourcen), "Zukunft"

Codierungen (10)

1. „Selbstkontrolle steigern“ (Gasch und Lasogga (2015, S. 392-396), Absatz 29)
2. „mögliche Potenziale“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 6)
3. „Blick, die zu einer Lösung des Problems beitragen“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 6)
4. „Zukunftsorientierung“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 7)
5. „Lösungsmöglichkeiten für bestehende Probleme“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 11)
6. „Lösungsstrategien“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 24)
7. „Beratung kann zwar dabei helfen, Problemlösungen zu entwickeln“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 26)
8. „hilft, angemessene Lösungsstrategien zu entwickeln“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 86)
9. „konkrete Lösungsmöglichkeiten entwickeln“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 105)
10. „nach Lösungen für ihre Schwierigkeiten sucht“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 163)

D. Systemische Ansätze — Ressourchen

Sprachliche Formulierung: "Ressourcen", "Positive Sicht", "Potential"; "Kontrolle"

Codierungen (12)

1. „Aufgaben übertragen“ (Grönheim und Kemperdick (2016), Absatz 13)
2. „Verbesserungen im Vergleich zum letzten Mal hervorheben“ (Hausmann und Karutz (2016, K. 9.1, S. 135-141), Absatz 175)
3. „Blick auf die Ressourcen“ (Hausmann und Karutz (2016, K. 9.1, S. 135-141), Absatz 176)
4. „insbesondere bedürfnis-, ressourcen- und zukunftsorientiert“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 4)
5. „Ressourcenorientierung“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 6)
6. „mögliche Potenziale“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 6)
7. „Analysieren verfügbarer Ressourcen“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 97)
8. „Vorhandene Ressourcen und Potenziale“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 99)
9. „Ressourcenbezug“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 191)
10. „an Entscheidungen beteiligen/Autonomie erhalten“ (Kaiser (2018, S. 1-53), Absatz 26)
11. „Am Geschehen beteiligen“ (Kaiser (2018, S. 1-53), Absatz 40)
12. „Handlungsfähigkeit wiederherstellen“ (Kaiser (2018, S. 1-53), Absatz 40)

Bezugswissenschaften

A. Bezugswissenschaften — Psychologie

B. Bezugswissenschaften — Psychologie — Emotionen

Codierungen (1)

1. „Gefühle“ (Kaiser (2018, S. 1-53), Absatz 17)

C. Bezugswissenschaften — Psychologie — Marslow

Codierungen (1)

1. „Bedürfnisse“ (Kaiser (2018, S. 1-53), Absatz 10)

Truismus

Diese Kategorie fasst die im Material gefundenen Worthülsen zusammen

Sprachliche Formulierung: "Binsenwahrheit"; "Gemeinplatz" (z. B.: man lebt nur einmal)" (Truismus. (2019). In DUDEN. Berlin: Bibliographisches Institut GmbH.)

Weiteres Kriterium ist die Abwesenheit konkreter Methoden, Tools, Werkzeuge (Codierung ausschließlich bei Empfehlungen innerhalb des Materials)

Codierungen (21)

1. „Kompetenz zeigen“ (Gasch und Lasogga (2015, S. 392-396), Absatz 23)
2. „geben das Gefühl, selbst etwas mit zu entscheiden und damit kontrollieren zu können“ (Gasch und Lasogga (2015, S. 392-396), Absatz 31)
3. „Der Helfer sollte sich vom Sterbenden in seinem letzten Moment nicht abwenden, sondern ihm Ruhe, Kontakt und Zuwendung vermitteln.“ (Gasch und Lasogga (2015, S. 392-396), Absatz 61)
4. „Kommunikation auf einer Ebene“ (Grönheim und Kemperdick (2016), Absatz 7)
5. „kontinuierliche Anwesenheit“ (Grönheim und Kemperdick (2016), Absatz 9)
6. „Sicherstellung physiologischer Grundbedürfnisse“ (Grönheim und Kemperdick (2016), Absatz 9)
7. „vorsichtige Ablenkungsversuche“ (Grönheim und Kemperdick (2016), Absatz 9)
8. „ernst nehmen“ (Grönheim und Kemperdick (2016), Absatz 13)
9. „kindgerecht“ (Grönheim und Kemperdick (2016), Absatz 15)
10. „ruhig und besonnen reagieren“ (Grönheim und Kemperdick (2016), Absatz 17)
11. „Hektik vermeiden“ (Grönheim und Kemperdick (2016), Absatz 17)
12. „Gemeint ist nicht gleich gesagt
13. Gesagt ist nicht gleich gehört
14. Gehört ist nicht gleich verstanden
15. Verstanden ist nicht gleich einverstanden
16. Einverstanden ist nicht gleich umgesetzt“ (Hausmann und Karutz (2016, K. 9.1, S. 135-141), Absatz 8 - 12)
17. „Kongruente und inkongruente Kommunikation“ (Hausmann und Karutz (2016, K. 9.1, S. 135-141), Absatz 28)
18. „Sich klar und einfach ausdrücken“ (Hausmann und Karutz (2016, K. 9.1, S. 135-141), Absatz 42)
19. „Beim Thema bleiben“ (Hausmann und Karutz (2016, K. 9.1, S. 135-141), Absatz 43)
20. „Sich kurz fassen“ (Hausmann und Karutz (2016, K. 9.1, S. 135-141), Absatz 44)
21. „Wahrt professionelle Distanz“ (Karutz und Armgart (2016, K. 10.1-10.4, S. 171-178), Absatz 39)
22. „Patientenwünsche ernst nehmen“ (Kaiser (2018, S. 1-53), Absatz 26)
23. „Dem Patienten signalisieren, dass die geleistete Hilfe keine Belastung darstellt, sondern selbstverständliche Aufgabe des Rettungsdienstes ist“ (Kaiser (2018, S. 1-53), Absatz 28)
24. „Sicherheit vermitteln“ (Kaiser (2018, S. 1-53), Absatz 37)
25. „Ruhe ausstrahlen“ (Kaiser (2018, S. 1-53), Absatz 38)

Glossar

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


1 Stand:02. Sep. 2020

2 Die Darstellung der Codierung nimmt einen erheblichen Raum ein, so dass die detaillierte Listung in den Angang verschoben und wegen des Urheberechtes auf die Einbindung des gesamten Textmaterials in die Masterarbeit, verzichtet werden musste.

3 Die hier verwendete Abkürzung KRITSI basiert auf dem Glossar der Bundesämter für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sowie Sicherheit in der Informationstechnik. Hier wird die „Abkürzung für Kritische Infrastrukturen“ mit „KRITIS“ angegeben. (vgl. https://www.kritis.bund.de/SubSites/Kritis/DE/Servicefunktionen/Glossar/Functions/glossar.html?lv2=4968594, am 20.07.2019)

4 Abkürzungen vgl. Abkürzungsverzeichnis

5 Zusammengefasst von Hofinger (2003), im Ursprung Dörner (z.B. schon "Lohhausen", 1983)

6 Zur Definition Effekt vgl. https://www.duden.de/rechtschreibung/Effekt am 26.03.2019.

7 Zur Verdeutlichung der Beziehungen untereinander vgl. Abb. 11 beiKrizanits (2013, S. 56).

8 Stand 9.10.2019, 22:59 Uhr, nicht-repräsentative Umfrage in sozialen Medien, Skalierung 1-10

Excerpt out of 104 pages

Details

Title
Notfallsanitäter. Systemische Interventionskompetenz durch High Responsibility Teams in kritischen Situationen
Subtitle
Eine qualitative Inhaltsanalyse der berufsausbildenden Grundlagenliteratur
College
University of Kaiserslautern  (Distance and Independent Studies Center (DISC))
Grade
2,0
Author
Year
2019
Pages
104
Catalog Number
V911994
ISBN (eBook)
9783346233042
ISBN (Book)
9783346233059
Language
German
Keywords
systemische Beratung, systemische Intervention, kritische Situation, systemisches Denken und Handeln, Notfallsanitäter, Notfallsanitäterin, Rettungsdienst, Algorithmen, Hochverantwortungsvolle Teams, High Responsibility Teams
Quote paper
Jochen Hanisch (Author), 2019, Notfallsanitäter. Systemische Interventionskompetenz durch High Responsibility Teams in kritischen Situationen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/911994

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