Die vorliegende Arbeit erläutert die Wirtschaftsethik des Islam unter Bezugnahme auf die Ausreichung und Beanspruchung von Finanzprodukten. Zunächst sollen Ethik und Religion als Investigationsfelder abgesteckt und eine Verbindung zur Individual- und Marktwirtschaft hergestellt werden. Hierbei wird der Fokus vor allem auf der islamischen Wirtschaftsethik liegen, die in Genese und Verlauf nachgezeichnet und auf die erforderliche Beschaffenheit von Finanzprodukten angewandt wird. Unter Bezugnahme auf konventionell-westliche Finanzdienstleistungen sollen schließlich real-existierende Angebote vorgestellt und deren ethischer Mehrwert für die Vermögensverwaltung erörtert werden.
Die Kapitalmärkte westlicher Industriestaaten sind vielfach von Anonymität geprägt. So scheinen sich Finanzgeschäfte und -dienstleistungen jeglicher staatlichen Kontrolle zu entziehen und eine Vermögenskonzentration aufseiten der Wohlhabenden zu begünstigen. Eine Verstaatlichung des Bankensystems und demnach die gesetzliche Verankerung von Verhaltenskodizes auf Kapitalmärkten existiert in Industriestaaten grundsätzlich nicht, wodurch spekulativen Geschäften und individueller Vermögensanhäufung keinerlei rechtlich bindender Riegel vorgeschoben werden kann. Forderungen nach stärkerer Transparenz, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit, die insbesondere durch zivilgesellschaftliche Kräfte geäußert werden, verlieren sich demnach im moralphilosophischen Diskurs.
Entgegen der westlichen Interpretation des Freihandels und damit dem realiter geteilten Wunsch nach wirtschaftlicher Liberalisierung proklamieren östliche Staaten eine eher kollektivistische Wirtschaftsweise und unterziehen den Kapitaltransfer einer religiösen und ethischen Konformitätsprüfung. Die Autorin argumentiert in dieser Arbeit, dass islamkonformes Wirtschaften westlichen Finanzsystemen hinsichtlich rationaler Rentabilitätsüberlegungen nachsteht und daher staatsreligiöse Volkswirtschaften vielfach hinter ihren Wirtschaftspotenzialen zurückbleiben. Dennoch zeigt die Nachfrage nach ethischen und christlichen Banken, dass moralische Wirtschaftsanforderungen zunehmend soziokulturellen Einfluss gewinnen und daher perspektivisch das Finanz- und Bankenwesen mitgestalten sollten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen der Ethik
- Grundlagen der Wirtschaftsethik
- Die Wirtschaftsethik des Islam
- Ethische Anforderungen an islamkonforme Finanzprodukte
- Riba-Geldzins ……...
- Gharar - Vertragliche Unsicherheit und Spekulation
- Maysir und Qimar – Glücksspiel und Wetten
- Real existierende islamkonforme Finanzprodukte
- Eigenkapitalbasierte Finanzprodukte
- Mudarabah
- Musharaka
- Fremdkapitalbasierte Finanzprodukte
- Murabaha
- Sukuk
- Istisna
- Takaful
- ljarah
- Eigenkapitalbasierte Finanzprodukte
- Zusammenfassung, Bewertung, Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Wirtschaftsethik des Islam im Kontext von Finanz- und Bankprodukten und analysiert die ethischen Anforderungen an islamkonforme Finanzprodukte. Sie beleuchtet die Bedeutung der islamischen Wirtschaftsmoral im Vergleich zu westlichen Finanzsystemen und erörtert die Anwendung ethischer Prinzipien in der Praxis.
- Die Bedeutung der ethischen Prinzipien im Islam für die Finanz- und Bankenwelt
- Die Auswirkung von Riba (Zins), Gharar (Unsicherheit) und Maysir (Glücksspiel) auf islamkonforme Finanzprodukte
- Die Funktionsweise und ethische Bewertung gängiger islamkonformer Finanzprodukte, wie z.B. Mudarabah, Sukuk und Takaful
- Die Auswirkungen der islamischen Wirtschaftsmoral auf die Vermögensverwaltung und die Gestaltung von Finanzsystemen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der islamischen Wirtschaftsethik ein und erläutert die Unterschiede zwischen westlichen und islamischen Finanzsystemen. Kapitel 2 behandelt die Grundlagen der Ethik und beleuchtet die Bereiche Religion, Philosophie und Ethik. In Kapitel 3 werden die Grundlagen der Wirtschaftsethik erörtert und die Entstehung von Unternehmensethiken im gesamtwirtschaftlichen Kontext betrachtet. Kapitel 4 fokussiert auf die Wirtschaftsethik des Islam und analysiert die Prinzipien und Praktiken der islamischen Wirtschaftsmoral.
Kapitel 5 untersucht die ethischen Anforderungen an islamkonforme Finanzprodukte. Es beleuchtet die Prinzipien von Riba, Gharar und Maysir und ihre Bedeutung für die Gestaltung von Finanzprodukten. Kapitel 6 präsentiert real existierende islamkonforme Finanzprodukte und diskutiert ihre Funktionsweise und ihren ethischen Mehrwert für die Vermögensverwaltung.
Schlüsselwörter
Islamische Wirtschaftsethik, Finanzprodukte, Riba, Gharar, Maysir, Mudarabah, Sukuk, Takaful, Vermögensverwaltung, ethische Prinzipien, Finanzsystem.
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- Anika Bohrmann (Autor), 2020, Wirtschaftsethik im Finanz- und Bankensektor. Ethische Anforderungen an islamkonforme Finanzprodukte, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/913578