Dass einander gegenüberstehende Personen zuweilen einander völlig divergente Vorstellungen in Bezug auf den Glauben hervorbringen, lässt Grund zur Annahme, dass kein objektiver Beweis existiert, der einem der beiden hierbei Recht zuteil
werden lässt. Wenn also eine Person aus einem inneren Bedürfnis heraus an Gott glaubt, kann es dann rational sein, dies ohne einschlägigen Beweis zu tun?
In der vorliegenden Arbeit soll William James‘ Aufsatz "Der Wille zum Glauben" rekonstruiert und kritisch untersucht werden. Beginnend mit einer Rekonstruktion des Aufsatzes werden die einzelnen Abschnitte ihrem Inhalt nach wiedergegeben, um anschließend kritische als auch reflektierte Schlüsse daraus ziehen zu können. Aufgrund des Umfangs des Aufsatzes wird anhand der aufgestellten Frage lediglich der Hauptteil kritisch untersucht. Anschließend erfolgt bezugnehmend auf den Text und dessen kritische Analyse ein Fazit. Aufgrund der weitreichenden Thematik wird Religion, wie William James sie deutet, nur ansatzweise behandelt. Der Fokus liegt auf der Frage des Aufsatzes und seiner kritischen Analyse.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Textrekonstruktion
- I. Begriffsbestimmungen
- II. Der Glaube als Willensakt
- III. Die nicht-intellektuelle Natur und deren Einfluss
- IV. Die gefühlsmäßige Entscheidung
- V. Der Glaube an die objektive Evidenz
- VI. Objektive Evidenz als nicht zu erreichendes Ideal
- VII. Sorgloser Leichtsinn
- VIII. Der urteilende Intellekt als Ideal
- IX. Der Glaube mündet in der Realität
- X. Das Annehmen der Religion als lebendige Option
- Kritische Textanalyse
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit William James' Aufsatz "Der Wille zum Glauben" und untersucht, wie der Glaube in Bezug auf rationale Argumentation gerechtfertigt werden kann. James untersucht den Glauben als einen Akt des Willens und hinterfragt, ob der Intellekt bei der Suche nach Wahrheit hilfreich oder hinderlich sein kann.
- Die Unterscheidung zwischen lebendigen und toten Hypothesen
- Der Glaube als Willensakt und seine Beziehung zum Intellekt
- Die Rolle von Emotionen und Gefühlen bei der Glaubensbildung
- Die Frage nach der objektiven Evidenz und ihre Bedeutung für den Glauben
- Die pragmatische Rechtfertigung des Glaubens
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Definition von "Hypothese" und "Option". James erläutert, dass eine Hypothese lebendig oder tot sein kann, je nachdem, ob sie für den Einzelnen eine mögliche Realisierung darstellt. Eine Option hingegen ist eine Entscheidung zwischen zwei Hypothesen und kann "lebendig oder tot", "unumgänglich oder vermeidlich" sowie "bedeutungsvoll oder unerheblich" sein.
Im zweiten Kapitel analysiert James die Psychologie des menschlichen Meinens. Er stellt die Frage, ob der Intellekt bei der Suche nach Wahrheit hilfreich oder hinderlich sein kann und ob der Mensch seine Meinung auf Wunsch hin ändern kann. James argumentiert, dass der Glaube nicht nur eine Sache des Intellekts, sondern auch des Willens ist.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Rolle von Emotionen und Gefühlen bei der Glaubensbildung. James argumentiert, dass Emotionen eine wichtige Rolle beim Glauben spielen und dass der Mensch oft aus einem Gefühl heraus an etwas glaubt, auch wenn es keine objektive Beweislage dafür gibt.
Im vierten Kapitel analysiert James die Frage nach der objektiven Evidenz. Er argumentiert, dass es in vielen Fällen keine objektive Evidenz für den Glauben gibt und dass der Glaube deshalb auch nicht immer auf rationalen Argumenten beruhen muss. James geht davon aus, dass der Glaube oft auf einem Akt des Willens beruht, der sich auf eine bestimmte Option festlegt.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit der pragmatischen Rechtfertigung des Glaubens. James argumentiert, dass der Glaube an etwas, das sich für das eigene Leben als positiv erweist, gerechtfertigt sein kann, selbst wenn es keine objektive Evidenz dafür gibt. Die praktische Nutzbarkeit einer Idee ist für James ein wichtiger Faktor bei der Bewertung ihrer Gültigkeit.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter und Themenfelder der Arbeit sind: William James, Pragmatismus, Glaube, Willensakt, Intellekt, Emotionen, Objektive Evidenz, Pragmatische Rechtfertigung, Religiöse Erfahrung.
- Citation du texte
- Julia Kleemayr (Auteur), 2020, Die Rechtfertigung des Glaubens bei William James, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/916665