Der Russland Feldzug offenbarte eine völlig neue Dimension des Krieges. Hitlers Krieg galt nunmehr der Vernichtung des Erzfeindes des deutschen Volkes - dem jüdischen Bolschewismus. Die Juden mussten dazu endgültig in Europa ausgemerzt werden. Zugleich war damit das Ziel des blockadefesten Europas mit seiner deutsch beherrschten Großraumwirtschaft verbunden. Mit den Ressourcen des besetzten Europas wäre die deutsche Kriegsmaschinerie nach Hitlers Vorstellungen unbesiegbar gewesen. Die Verwirklichung der „neuen deutschen Ordnung“ war einzig und allein mit kriegerischen Mitteln möglich. Letztlich wäre das die Chance gewesen auch Kriege gegen Kontinente führen zu können. Die Aufteilung der Welt war zumindest im Geiste längst beschlossen. Die Größe des russischen Raumes wurde zum Problem, dass nicht ohne Einschränkungen der nationalsozialistischen Ideologie zu lösen war. Der prophezeite Zerfall der Sowjetunion, die dem deutschen Ansturm angeblich nichts entgegenzusetzen hatte, trat nicht ein.
Eine effektive Großraumwirtschaft bzw. eine „europäische Wirtschaftspolitik“ stand zumindest in der Kriegsphase im Widerspruch zu den rassenpolitischen Plänen der Nationalsozialisten. Die tatsächliche Wirtschaftspolitik in den besetzten Gebieten der Sowjetunion war durch Macht- und Kompetenzgerangel, widersprüchliche und gegenläufige Anweisungen, mangelndes Personal, Diensteifer und Günstlingsstreben, bloßem Überlebenskampf und gewissenloser Rassenvernichtung gekennzeichnet. Am stärksten traten diese Widersprüche bei der Okkupation Weißrusslands auf. Um eine Unterscheidung zwischen den Großrussen und den Weißrussen vornehmen zu können, besannen sich die Nationalsozialisten auf eine alte Form des Wortes Russland – Ruthenien. Aus Weißrussland wurde schließlich Weißruthenien. Welche Institutionen konkurrierten in Weißruthenien miteinander? Welche Ziele verfolgten sie? Welchen Einfluss hatte die Partisanenbewegung auf das Scheitern der Besatzungspolitik?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Verwaltungsstrukturen
- Zivilverwaltung
- Militärverwaltung
- SS- und SD- Organe
- Vierjahresplanbehörde und Wirtschaftsstab Ost
- Weißrussische Selbstverwaltung
- Landwirtschaftspolitik
- Probleme der Produktion
- „Neue Agrarordnung“
- Entindustrialisierung und Entstädterung
- Arbeitskräfteerfassung und Zwangsarbeit
- Partisanenbewegung
- Judenvernichtung
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit widmet sich der Untersuchung der NS-Okkupationspolitik in Weißrussland zwischen 1941 und 1944, wobei der Fokus auf Institutionen, Zielen und dem Scheitern der Politik liegt.
- Analyse der verschiedenen Verwaltungsstrukturen und deren Interaktion
- Erforschung der Ziele der NS-Okkupationspolitik in Weißrussland, insbesondere im Bereich der Wirtschaft und der Rassenpolitik
- Untersuchung des Einflusses der Partisanenbewegung auf die deutsche Besatzungspolitik
- Bewertung der Auswirkungen der NS-Okkupationspolitik auf die Bevölkerung Weißrusslands
- Beurteilung der Gründe für das Scheitern der deutschen Besatzungspolitik
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den historischen Kontext der NS-Okkupation Weißrusslands dar und führt die zentralen Themen der Arbeit ein. Sie beleuchtet die Ziele der deutschen Expansionspolitik im Osten sowie die Herausforderungen, die sich aus der Größe und den Widerstandsbewegungen im besetzten Gebiet ergaben.
- Verwaltungsstrukturen: Dieses Kapitel analysiert die verschiedenen Verwaltungsstrukturen der deutschen Besatzungsmacht in Weißrussland, darunter die Zivilverwaltung, die Militärverwaltung, die SS- und SD-Organe, die Vierjahresplanbehörde sowie die Weißrussische Selbstverwaltung. Es zeigt die komplexen Machtverhältnisse und die Konkurrenz der verschiedenen Institutionen auf.
- Landwirtschaftspolitik: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der deutschen Landwirtschaftspolitik in Weißrussland und den Problemen, die sich aus der Umsetzung der „Neuen Agrarordnung“ ergaben. Es analysiert die Produktionsbedingungen und die Auswirkungen der deutschen Politik auf die lokale Bevölkerung.
- Entindustrialisierung und Entstädterung: Dieses Kapitel beschreibt die systematische Entindustrialisierung und Entstädterung Weißrusslands unter deutscher Besatzung. Es beleuchtet die Folgen dieser Maßnahmen für die Wirtschaft und die Bevölkerung.
- Arbeitskräfteerfassung und Zwangsarbeit: Dieses Kapitel analysiert die deutsche Politik zur Erfassung von Arbeitskräften in Weißrussland und die damit verbundene Einführung der Zwangsarbeit. Es beleuchtet die Auswirkungen der Zwangsarbeit auf die Lebensbedingungen der Bevölkerung.
- Partisanenbewegung: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Partisanenbewegung in Weißrussland und ihrem Einfluss auf die deutsche Besatzungspolitik. Es analysiert die Entstehung der Partisanenbewegung, ihre Organisation und ihre Kampftaktiken sowie die Reaktion der deutschen Besatzungsmacht.
Schlüsselwörter
NS-Okkupationspolitik, Weißrussland, Zivilverwaltung, Militärverwaltung, SS- und SD-Organe, Vierjahresplanbehörde, Landwirtschaftspolitik, Entindustrialisierung, Entstädterung, Arbeitskräfteerfassung, Zwangsarbeit, Partisanenbewegung, Judenvernichtung, Scheitern der Besatzungspolitik.
- Arbeit zitieren
- Magister Artium Jens Weis (Autor:in), 2004, NS-Okkupationpolitik in Weißrussland 1941-1944, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91770