Nach Glasnost und der Auflösung des Sowjet-Systems im modernen Weltsystem ist im Abendland ein religiös-kultureller Weg beschritten worden, auf dem "der Orient", "der Araber" und "der Islam" wieder stärker ins Visier der Feindbildproduktion gerieten, womit Fragen nach der europäischen, d.i. westlichen Wahrnehmung dieses "Orients" auch in geschichtlicher Perspektive aktueller kaum sein könnten. Die Arbeit untersucht die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts am Beispiel Edward Gibbons daraufhin, wodurch diese Wahrnehmung in der Periode der Aufklärung spezifisch gekennzeichnet war, wobei die Frage nach der Besonderheit des Beitrags Gibbons zum abendländischen Arabienbild den roten Faden liefert.
Eingangs wird der materiale Gehalt von Gibbons "The Coming of Islam"-Kapitel sowie dessen Stellung innerhalb des gesamten Epos´ vom "Decline and Fall of the Roman Empire" referiert. Fast von selbst drängt sich dabei der literarische Kontext im spätaufgeklärten Europa auf: Die verschiedenen Erfindungen von Orientalen, Muslimen, Arabern (neben Gibbon tragen -nur z.B.- Gallands 1001 Nacht, Beckfords Vathek, Voltaires Mahomet, Mozart, Puccini oder auch Lady Montagu dazu bei) zwischen "Sarazenen" und "Türken", aber auch Edlen Wilden und Indianern; Um einen genaueren Begriff von Gibbons "Arabern" zu gewinnen, ist unabweisbar der politische Kontext im Zentrum des britischen Empire vor seinem historischen Hintergrund zu berücksichtigen: dem Siebenjährigen "Weltkrieg", den Problemen mit unruhigen Kolonien (Amerika, Indien, Irland), der französisch-revolutionären Herausforderung und v.a. Gibbons eigene Stellung in politischer Hinsicht. In einem dritten Schritt müssen wir den scheinbar unpolitischen Literaten, der als Historiker des Römischen Reiches unsterblich wurde, kritisch in einen geschichtswissenschaftlichen Kontext einordnen, um Wert und Wirkung seiner "Araber" und seines "Decline and Fall" insgesamt zu erfassen. So erscheint ein Punkt erreichbar, von dem aus unter fremdwahrnehmungstheoretischen Aspekten die zeitgenössische wie die langfristige Leistung Gibbons untersucht und ihre Herkunft, Bedeutung und Wirkung abschließend beurteilt werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Im Werk selbst
- Die Wüstensöhne
- Der arabische Prophet
- Die adäquate Religion
- Die Araber in Gibbons Modell
- Im literarischen Kontext
- Der Historiker als Literat?
- Der Araber in der Literatur
- Der Araber als politisch-philosophisches Motiv
- social mask und Inszenierung
- Im politischen Kontext
- 1776 bis 1788
- Leben und Werk Gibbons
- Barbarei und Revolution
- Die Erfindung des Arabers und andere ideologische Produktionen
- Exkurs: Geschichtskritische Betrachtung
- Universalgeschichte als Problem
- Gibbons historischer Wert
- Epos und Quelle
- Im Kontext abendländischer Fremdwahrnehmung
- Passend zum modernen bürgerlichen Weltbild
- Ungleiche Brüder: ein Vergleich mit Raynal
- Zurück ins Mittelalter: Der Araber als Terrorist
- Fußnoten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die europäische Wahrnehmung des Orients im 18. Jahrhundert am Beispiel Edward Gibbons und seiner Darstellung der Araber in seinem Werk "The History of the Decline and Fall of the Roman Empire". Die Analyse konzentriert sich auf Gibbons Beitrag zum abendländischen Arabienbild, indem sie die verschiedenen Kontexte beleuchtet, in denen dieses Bild entstanden ist und wirkte.
- Die Rolle der Araber in Gibbons Werk im Kontext der europäischen Universalgeschichte
- Die literarischen und politischen Kontexte, die Gibbons Arabienbild prägten
- Die historiografische Bedeutung von Gibbons Werk und seine Rolle in der europäischen Fremdwahrnehmung des Orients
- Die Kontinuität und Diskontinuität von Gibbons Arabienbild in Bezug auf frühere und spätere Darstellungen
- Die Relevanz von Gibbons Analyse des Orients für die heutige Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas der europäischen Wahrnehmung des Orients in der Spätaufklärung dar und skizziert den Aufbau der Arbeit.
Das Kapitel "Im Werk selbst" analysiert Gibbons Darstellung der Araber in seinem Werk "The History of the Decline and Fall of the Roman Empire", insbesondere in Bezug auf sein 50. Kapitel "The Coming of Islam".
Das Kapitel "Im literarischen Kontext" untersucht die Bedeutung von Gibbons Arbeit im Kontext der europäischen Literatur des 18. Jahrhunderts, insbesondere in Bezug auf andere Werke, die sich mit Orientalen, Muslimen und Arabern auseinandersetzten.
Das Kapitel "Im politischen Kontext" beleuchtet die politische Situation im britischen Empire zur Zeit Gibbons und die Auswirkungen auf seine Darstellung der Araber.
Das Kapitel "Exkurs: Geschichtskritische Betrachtung" analysiert Gibbons Werk aus historiografischer Perspektive und betrachtet die Bedeutung seiner Arbeit für die Geschichtswissenschaft.
Das Kapitel "Im Kontext abendländischer Fremdwahrnehmung" untersucht die langfristigen Auswirkungen von Gibbons Werk auf die europäische Wahrnehmung des Orients.
Schlüsselwörter
Die Arbeit widmet sich der europäischen Wahrnehmung des Orients in der Spätaufklärung, insbesondere am Beispiel Edward Gibbons und seiner Darstellung der Araber in seinem Werk "The History of the Decline and Fall of the Roman Empire". Schlüsselbegriffe sind hier: Universalgeschichte, Fremdwahrnehmung, Arabienbild, Barbarei, Religion, Islam, Politischer Kontext, Literarischer Kontext, Historiografie, Spätaufklärung, Europäische Geschichte, Orient, Araber, Gibbon, "The History of the Decline and Fall of the Roman Empire".
- Quote paper
- M.A. Jürgen Krämer (Author), 1998, Edward Gibbons Araber - Herkunft, Bedeutung und Wirkung im Kontext des europäischen Orientbildes der Spätaufklärung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91952