Die vorliegende Arbeit soll sich mit den Revolutionsereignissen des Jahres 1848/49 und deren Folgeerscheinungen während der Reaktionsära in den 1850er Jahren beschäftigen. Neben der Schilderung der Ereignisse und deren Einordnung in den historischen Kontext werden die Geschehnisse der neuen alten Zeit nach der „gescheiterten“ Revolution vor dem Hintergrund August Ludwig von Rochaus Werk „Grundzüge der Realpolitik“ näher beleuchtet und mit anderen ideengeschichtlichen Ansätzen, insbesondere denen Karl August Varnhagen von Enses, verglichen. Da beide Publizisten und Politiker zur Zeit der hier zu behandelnden Ereignisse in Berlin wirkten und überdies hinaus Preußen die treibende Kraft der Reaktionszeit war, werden die Revolutionsereignisse außerhalb Preußens nicht näher behandelt. Der eigentlichen Revolution im März 1848 ging eine schwere Zeit voraus. 1846 kam es zu Mißernten, worauf ein erbarmungsloser Hungerwinter folgte, der überall in Zentraleuropa Teuerungsraten und damit Hungersnöte vor allem in den ländlichen Gebieten verursachte. Ebenso der vorindustrielle Pauperismus in den Arbeiterschichten führte zu einer Radikalisierung weiter Teile der Bevölkerung, da es den Regierungen nicht gelungen war, den sozialen Mißständen mit durchgreifenden Reformprogrammen zu begegnen.
Das Fortschreiten der industriellen Revolution und ein sprunghaft ansteigender Bevölkerungszuwachs führten zu Massenarbeitslosigkeit und Massenverelendung bei den sozial benachteiligten Menschen, die mit den sich rasch ändernden Lebens- und Arbeitsbedingungen nicht mithalten konnten. Aus dieser Notlage heraus entwickelte sich ein Unmut, der schon in den Jahren vor den Märzereignissen den Keim für eine gewaltsame Erhebung in sich barg. Neben der neuen sozialen Schicht, dem Proletariat, deren einziger Besitz, wie der Name schon sagt, aus Kinderreichtum bestand, mußte auch das wohlhabende Bürgertum am Anfang des 19. Jahrhunderts zunehmend mit wirtschaftlichen Einbußen zurechtkommen, da die restriktive Zollpolitik der Duodezfürsten den freien Handel und somit ausreichende Gewinne der Unternehmer behinderte. Mit der Gründung des Deutschen Zollvereins 1833 wurde dieser wirtschaftshemmende Zustand jedoch behoben, und das gewerbetreibende
Bürgertum erlebte wieder bessere Zeiten.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- Die Revolution 1848/49
- Später Vormärz
- Soziale Zersplitterung
- Die Anfänge der Revolution - Frankreich und Österreich
- Die Anfänge der Revolution in Preußen
- Die Patentverlesung des Königs
- Der Ausbruch der Kampfhandlungen
- Der König knickt ein
- Das doppelte Spiel des Königs
- In Preußen nichts Neues
- Erneute Unruhen
- Der Gegenschlag der alten Eliten
- Das Frankfurter Parlament
- Demokratie in den Kinderschuhen
- Der gescheiterte kleindeutsche Verfassungsentwurf
- Das Ende der Revolution
- Die 1850er Jahre als Reaktionszeit
- Restauration und Rangstreitigkeiten
- Die preußisch-österreichische Krise
- Der Bundesreaktionsbeschluß
- Maßnahmen des Bundesreaktionsbeschlusses
- Die Auswirkungen des Bundesreaktionsbeschlusses
- Die Verbote durch das Bundespresse- und Vereinsgesetz
- Der Polizeiverein
- Der Deutsche Bund als Zentralstaat
- Preußen und Österreich - Zwei unterschiedliche Reaktionen
- Das Ende der Reaktionsära
- August Ludwig von Rochaus Realpolitik im Spiegel der Zeit
- Vom Radikaldemokraten zum Realliberalen
- Rochau im Zentrum der deutschen Bewegung
- Ein gemäßigter, aber kritischer Liberaler
- Das ganze Deutschland soll es sein
- Rochaus Erwartungen an die kommende Regierungsform
- Verfassungsstaat und Staatsgewalt
- Rochaus Ratlosigkeit nach dem gescheiterten Verfassungsentwurf
- Rochaus Wandlung zum Realpolitiker
- Politik und reale Macht
- Rochau und Preußen – Zwischen Resignation und Hoffen
- Der Erfolg als Maß aller Moral
- Rochaus Realpolitik 1853
- Preußischer Dualismus in Rochaus Politik
- Rochaus Angst vor Gespenstern
- Das Scheitern der Revolution und Rochaus Hinwendung zur Erfolgspolitik
- Rochaus Zweiter Teil der Realpolitik
- Karl August Varnhagen von Enses Kommentare zum Zeitgeschehen
- Ein anderer Lebensweg eines Liberalen
- Varnhagen während der Revolution
- Varnhagen immer noch ein Königstreuer
- Resignation macht sich breit
- Varnhagens Absage an Preußens Staatswesen
- Der „rote“ Varnhagen während der Reaktionszeit
- Der resignierte Varnhagen am Ende der Reaktion und seines Lebens
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Revolution von 1848/49 und ihre Folgen in der Reaktionsära der 1850er Jahre. Sie beleuchtet die Ereignisse und ihre Bedeutung im historischen Kontext, insbesondere durch die Analyse von August Ludwig von Rochaus „Grundzüge der Realpolitik“ und dessen Vergleich mit den Ansichten von Karl August Varnhagen von Ense. Der Fokus liegt auf der Situation in Preußen, da es während der Reaktionszeit eine treibende Kraft darstellte.
- Die Revolution von 1848/49 in Preußen und ihre Ursachen
- Die Entwicklung der Reaktionszeit in den 1850er Jahren
- Die politischen Ideen und Positionen von August Ludwig von Rochau
- Der Vergleich von Rochaus „Realpolitik“ mit den Ansichten von Karl August Varnhagen von Ense
- Die Rolle Preußens in der Reaktionsära
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 2: Die Revolution von 1848/49 zeigt die Vorgeschichte, die Auslöser und die wesentlichen Ereignisse der Revolution in Preußen. Es beleuchtet die soziale Zersplitterung, die wirtschaftliche Not und die politischen Spannungen, die zum Ausbruch der Revolution führten. Das Kapitel beschreibt die Rolle des Königs, das Frankfurter Parlament und das Scheitern der Revolution.
- Kapitel 3: Die 1850er Jahre als Reaktionszeit beschreibt die Restauration und die Auswirkungen des Bundesreaktionsbeschlusses auf die Gesellschaft und Politik. Es zeigt die Maßnahmen des Bundesreaktionsbeschlusses, die Verbote durch das Bundespresse- und Vereinsgesetz und die Rolle des Deutschen Bundes als Zentralstaat.
- Kapitel 4: August Ludwig von Rochaus Realpolitik im Spiegel der Zeit analysiert die politischen Ideen und Positionen von Rochau. Es zeichnet seine Entwicklung vom Radikaldemokraten zum Realliberalen nach und beleuchtet seine Haltung zur Revolution und zur Reaktionszeit. Das Kapitel zeigt Rochaus Erwartungen an die kommende Regierungsform, seine Auseinandersetzung mit Verfassungsstaat und Staatsgewalt sowie seine Hinwendung zur Erfolgspolitik.
- Kapitel 5: Karl August Varnhagen von Enses Kommentare zum Zeitgeschehen präsentiert den Lebensweg von Varnhagen und seine politischen Ansichten im Kontext der Revolution und der Reaktionszeit. Es zeichnet seine Entwicklung vom Königstreuen zum kritischen Beobachter der politischen Ereignisse und zeigt seine Resignation angesichts des Scheiterns der Revolution und des Aufstiegs der Reaktion.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Revolution von 1848/49, die Reaktionsära der 1850er Jahre, die „Realpolitik“ von August Ludwig von Rochau, den Vergleich mit den Ansichten von Karl August Varnhagen von Ense und die Rolle Preußens in dieser Zeit. Wichtige Begriffe sind dabei: Revolution, Restauration, Reaktionszeit, Liberalismus, Realpolitik, Verfassungsstaat, Staatsgewalt, Preußen, Österreich, Deutscher Bund, soziale Zersplitterung, wirtschaftliche Not, politische Spannungen, Frankfurter Parlament, Bundesreaktionsbeschluß.
- Arbeit zitieren
- Sven Lachhein (Autor:in), 2008, Von der Revolution 1848 zur Reaktionsära der 1850er Jahre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92302