Bericht zum Praktikum in der Max-Mustermann-Schule


Praktikumsbericht / -arbeit, 2008

65 Seiten, Note: 11


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

I Einleitung

II Hauptteil
1 Subjektive Einschätzungen
1.1 Subjektive Erwartungen an den Beruf – Die Lehrerrolle
1.2 Subjektive Erwartungen an das Praktikum
1.3 Reflexion zur Vorbereitungszeit
2 Die Schule
2.1 Beschreibung und erster Eindruck der Schule
2.1.1 Erster Eindruck der Schule
2.1.2 Schulprofil, Schultyp und Einzugsgebiet
2.2 Die Weiterentwicklung der Schule
2.3 Schulprogramm und Konzepte der Max-Mustermann-Schule
2.3.1 Das Schulprogramm
2.3.2 Förderungskonzept
2.3.3 Konzept Kleinklasse für Erziehungshilfe
2.3.4 Konzept Projekt Kleingruppe
2.3.5 Medienkonzept
2.4 Ziele und Leitmotive
2.5 Der Alltag in der Max-Mustermann-Schule und der Klasse 2b
3 Allgemeine Unterrichts-Verlaufsprotokolle
3.1 Unterrichts-Verlaufprotokoll vom 14.02.2008
3.2 Unterrichts-Verlaufprotokoll vom 19.02.2008
3.3 Unterrichts-Verlaufprotokoll vom 05.03.2008
4 Interaktionsanalyse einer Unterrichtsstunde vom 20.02.2008
4.1 Gliederung und allgemeine Beschreibung des Transkripts
4.2 Sequenz 1 <43 – 88>
4.2.1 Ausführliche Analyse von Einzeläußerungen
4.2.2 Turn-by-Turn-Analyse
4.3 Sequenz 2 <514 – 552>
4.3.1 Ausführliche Interpretation von Einzeläußerungen
4.3.2 Turn-by-Turn-Analyse
4.4 Zusammenfassende Interpretation in Bezug auf die Thesen

III Schluss
5 Fazit - Abschließende Beurteilung über das Praktikum
5.1 Erfahrungen über den Beruf als Lehrer nach fünf Wochen Praktikum
5.2 Erfahrungen über das Praktikum
5.2.1 Mein Kontakt zu den Kindern
5.2.2 Resümee zum Praktikum
5.3 Reflektion zum Nachbereitungsseminar

IV Literaturangaben

V Anhang
1 Transkript
2 Sitzplan
2.1 Sitzplan in der Transkriptionsstunde
2.2 Sitzplan allgemein

I Einleitung

Zusammen mit vielen anderen habe ich mich für den Lehrerberuf entschieden. Ich bin mir sicher, dass sich jeder Gedanken gemacht hat, warum man gerne Lehrer werden möchte und welche Vorraussetzungen und Erfahrungen man mitbringen muss.

Nicht nur, dass Lehrer gegenüber ihren Schülern eine große Verantwortung tragen müssen, sondern auch, dass sie eine Vorbildfunktion erfüllen, dass sie Schüler auf die Gesellschaft vorbereiten, einen ansprechenden und leistungsorientierten Unterricht bieten sollen und dabei so wenig Fehler wie möglich auftreten sollten. Schüler sind lenkbar, offen und auch im fortgeschrittenem Alter noch zu begeistern. Sie sind in gewisser Hinsicht auf ihren Lehrkörper angewiesen, genauso wie der Lehrer auf seine Schüler. Diese wechselseitige Beziehung erfordert ein gewisses Maß an Empathie und Respekt dem anderen gegenüber. Zum einen schafft sie dem Schüler ein gewisses Selbstbewusstsein und zum anderen eine gesunde Lernbereitschaft. Die Einsicht der Kinder von früher kann somit den Kindern von heute eine große Stütze sein.

Im Folgenden möchte ich von meinem Praktikum an der Max-Mustermann-Schule im Rahmen der schulpraktischen Studien an der Johann-Wolfgang-Goethe Universität in Frankfurt am Main berichten.

Der Sinn eines jeden Praktikums ist es, die jeweilige Lebenswirklichkeit eines Berufes oder Ähnliches kennen zu lernen. Dabei hat es sich bewährt seine individuellen Erfahrungen auch schriftlich darzustellen. Im Zuge des Schulpraktikums ist dementsprechend die logische Aufgabe der Teilnehmer, die eigenen gesammelten Erkenntnisse zu verschriftlichen. Der vorliegende Bericht erfüllt diese Anforderungen und stellt gleichzeitig einen wichtigen Meilenstein innerhalb der universitären Lehrerausbildung dar.

Diese wiederum besteht aus einer fortlaufenden spiralförmigen Weiterentwicklung des eigenen Könnens durch Aktion, Reaktion, Verhaltensänderung etc.. In diesem andauernden Prozess des Lehren und Lernen gibt es keinen Anfang und kein Ende, zweifellos aber wichtige Entwicklungsschritte, wie beispielsweise das Schulpraktikum und der anschließende Bericht.

Im Hauptteil werde ich zunächst auf meine persönlichen Erwartungen und Gedanken zum Praktikum eingehen, meine Auseinandersetzung mit der Lehrerrolle aufzeigen und unterschiedliche Aspekte der Praktikumsschule thematisieren.

Ein zentraler Punkt wird jedoch die Analyse einer Unterrichtsstunde sein. Ich werde meine gesammelten Erkenntnisse aus der Praktikumszeit, in der ich überwiegend die Rolle des Beobachters und Hospitanten einnahm, mit der bereits absolvierten Studienzeit in einen logischen Zusammenhang bringen. Um diese Aufgabe zu bewältigen, müssen meine Beobachtungen aus der Schulpraxis analysiert und reflektiert werden. Als Grundlage dafür dient ein Transkript einer ausgewählten Unterrichtsstunde, dessen Mitschnitt selbst anhand einer Videokamera und einem digitalen Aufnahmegerät angefertigt wurde.

Im Anschluss an die Auswertung des beobachteten Unterrichts werde ich den Bericht mit einem abschließenden Resume beenden.

II Hauptteil

1 Subjektive Einschätzungen

Zu Beginn meines Praktikumsberichts möchte ich darauf eingehen, welche Vorstellungen ich vom Lehrerberuf habe und was für Erwartungen ich an das Praktikum stelle. Die Vorüberlegungen sollen mir am Ende des Praktikums dabei helfen, die erlebte Zeit besser reflektieren zu können. Ich erhoffe mir daraus, auch für die Zukunft meine eigenen Studien und daraus resultierende Entwicklungen besser nachvollziehen zu können. Aus diesem Grund halte ich es für ebenso wichtig, auch am Ende des Praktikums nochmals meine persönlichen Einschätzungen festzuhalten, um zu sehen, in wie weit diese sich verändert bzw. bestätigt haben.

1.1 Persönliche Erwartungen an den Beruf – die Lehrerrolle

Im Folgenden möchte ich genauer auf meine Berufswahlmotivation und meine Vorstellung vom Lehrerberuf eingehen.

1.1.1 Berufswahlmotivation

Mein Wunsch war es schon lange mit Kindern zu arbeiten, was meine Berufswahl sehr beeinflusste. Schon als kleines Kind wollte ich Lehrerin werden. Voller Begeisterung habe ich mit meinen Brüdern „Schule“ gespielt und ihnen auch gerne Hausaufgaben gegeben. Am tollsten jedoch fand ich es aber, deren Hausaufgaben am ‚nächsten Tag‘ zu korrigieren. In der Oberstufe des Gymnasiums bin ich allerdings zeitweise von meinem ersten Berufswunsch abgekommen. Ich habe mir lange überlegt, ob ich im Anschluss an das Abitur wirklich ‚nur‘ Grundschullehrerin werden soll. Ich befasste mich mit dem Gedanken, Psychologie zu studieren. Als es gegen den Schulabschluss hin um die Studienwahl ging, war es mir wichtig etwas zu lernen, das für mich schon von Beginn weg praktisch anwendbar sein würde. Dies sah ich dann jedoch deutlicher im Lehrerberuf. Ich denke, als Studentin für L1 gewinne ich von Anfang an Einblick in das Lehrerleben und sehe durch die Praktika umgehend, was ich effektiv umgesetzt habe.

Des Weiteren war für meine Berufswahl ausschlaggebend, als ich nach meinem Abitur die Möglichkeit bekam mich im Sportverein meiner Gemeinde aktiv am Kinderturnen zu beteiligen. Das bereitete mir sehr viel Spaß. Darüber hinaus absolvierte ich ein Praktikum in meiner ehemaligen Grundschule, das allerdings nur von einer Woche Dauer war. So bekam ich zwar nur oberflächliche Eindrücke von den Kompetenzen eines Lehrers und auch konkrete Vorstellungen zu Sozial- und Selbstkompetenz des Lehrers konnte ich nur in sehr geringem Maß ausmachen, dennoch gefiel mir diese „Schnupperwoche“ so gut, dass ich am liebsten dort geblieben wäre. Die Kinder waren sehr offen und haben sich schon an Kleinigkeiten riesig gefreut. Durch diese herrliche Erfahrung ließ mich der Gedanke, doch Lehrerin zu werden, nicht mehr los.

Meine letztendliche Entscheidung für das Studium war demnach der Spaß an der Arbeit mit Kindern, vor allem in der Turngemeinde, und die kleinen Bestätigungen, die man bekam, wenn man es geschafft hatte, einem Kind zu helfen. Zum anderen hat es mir schon immer große Freude bereitet Menschen etwas auf ihren Lebensweg mitgeben zu können, ihnen etwas beizubringen und zu lehren. Dabei bedeutet „Lehren“ für mich den Kindern „Aha“-Erlebnisse zu vermitteln, dass sie über komplizierte Gedankengänge nachdenken müssen, und lernen, mit Konflikt, Kritik und vielseitigen Charakteren von Menschen umzugehen.

1.1.2 Vorstellung vom Lehrerberuf

Ein Lehrer ist durch seinen Beruf Erwartungen und Kritiken von verschiedenen Personen und Institutionen ausgesetzt, was einen enormen Druck auf ihn verursacht. In dieser Situation muss man sich bewusst sein, dass nicht auf alle Bedürfnisse Rücksicht genommen werden kann. Es ist darum wichtig, eigene Erwartungen zu formulieren und umzusetzen. Diese dürfen aber nicht zu hoch sein, denn dann besteht die Gefahr der Selbstüberforderung.

Was macht eine gute Lehrerin aus? Ist ein guter Lehrer jemand, bei dem es mucksmäuschenstill ist in der Klasse? Ist ein guter Lehrer jemand, der auf jede Frage eine Antwort weiß? Ist ein guter Lehrer jemand, der mit seiner Geduld nie an ein Ende kommt?

Alle diese Fragen gingen mir schon mehrmals durch den Kopf. Als angehende Lehrperson will ich natürlich so nahe wie möglich an das Ideal der guten Lehrerin herankommen. Dazu muss ich mich aber zuerst fragen, was macht für mich eine gute Lehrperson aus?

Da kommen Erinnerungen an meine Schulzeit hoch. Lehrpersonen werden verglichen und beurteilt. Ich hatte viele ganz unterschiedliche Lehrer im Laufe meiner Schulzeit. Zum Beispiel hatte ich in der Orientierungsschule einen Musiklehrer, der total zerstreut, humorvoll und lustig war. Ihm ist nie ein Stück wirklich gelungen und trotzdem oder gerade deshalb ist mir so viel vom Musikunterricht geblieben. Ganz anders mein Lieblingslehrer in der Grundschule, ein eher ernster ruhiger Typ, der sehr streng sein konnte und immer gut vorbereitet war. Wir haben dementsprechend viel gelernt.

Es ist also offensichtlich, dass ein guter Lehrer ganz unterschiedliche Charaktere und Unterrichtsstile haben kann.

Man kann aber sagen, dass alle guten Lehrer Gemeinsamkeiten aufweisen und auf diese möchte ich jetzt gerne näher eingehen. Ich habe für mich drei wesentliche Eigenschaften herausgesucht, die jedem guten Lehrer zugrunde liegen:

Zunächst sollte eine Lehrperson ihre Schüler „gern“ haben. Sie sollte eine gewisse Neigung zum Umgang mit Menschen haben. Dies tönt selbstverständlich, ist aber leider nicht immer so. Oft hört man abschätzige Bemerkungen über die Kinder oder gewisse Kinder werden im Unterricht fertiggemacht und benachteiligt, nur weil sie vielleicht in gewissen Situationen störend auffallen. Es ist wichtig, dass ein Lehrer jedem Schüler/jeder Schülerin das Gefühl gibt, das er geschätzt und akzeptiert wird. Dies kann schwierig sein, wenn man es mit einem Kind zu tun hat, dass mehrheitlich negativ auffällt. In solchen Situationen sollte man versuchen, sich auf die positiven Seiten, die jedes Kind hat, zu konzentrieren. Denn ein Kind darf nie aufgegeben werden. Meiner Meinung nach befolgen alle guten Lehrpersonen diesen Grundsatz. Besser gesagt, sie müssen ihn gar nicht beflogen, es geschieht mehrheitlich automatisch.

Der zweite Grundsatz ist stark mit dem ersten verbunden. Eine Lehrperson sollte fair sein. Kein Kind darf bevorzugt oder benachteiligt werden. Es tönt simpel, ist aber zum Teil schwierig in der Umsetzung. Es gibt immer Kinder, die einem mehr am Herzen liegen als andere. Das ist menschlich. Da darf man sich gar keine Illusionen machen. Wichtig ist nur, dass man sich dessen bewusst ist und sich das auch eingesteht, dann kann man dementsprechend dagegen halten. So gelingt es dann meisten ganz gut, ohne dass die Kinder etwas davon mitbekommen.

Zuletzt sollte der Lehrer selbst Spaß am Unterrichten haben. Die Kinder spüren Enthusiasmus oder eben Desinteresse sofort und reagieren dementsprechend. Einer motivierten Lehrperson fällt es viel leichter die Kinder für eine Sache zu begeistern und sie mitzureißen.

Man könnte jetzt noch zahlreiche weitere notwendige Neigungen von „guten“ Lehrern auflisten, wie das Interesse zu pädagogisch anleitenden Tätigkeiten, die Fähigkeit zum mündlichen Vortragen, öffentlichen Sprechen und Präsentieren (Sachverhalte und Problemstellungen vor der Klasse frei vortragen), die Neigung zu fördernder und anleitender Tätigkeit, als auch zu prüfender und kontrollierender Tätigkeit (Prüfungen durchführen, korrigieren und bewerten) und die Fähigkeit zu planen und zu organisieren.

Doch sind die drei oben genannten Grundsätze gegeben, fällt alles andere meist ohnehin viel leichter und ob dann eine Lehrperson mehr oder weniger gut erklären kann, ist nicht mehr so entscheidend. Für gute Lernfortschritte braucht es aber zu den oben genannten Punkten sicher auch methodische Fähigkeiten, um jedes Kind gezielt fördern zu können.

Ein Lehrer an Grundschulen hat außerdem verstärkt die Aufgabe nicht nur fachlich zu unterrichten, sondern auch zu erziehen. Zur Erziehung gehören die Förderung der geistigen und seelischen Entwicklung der Kinder sowie die Vermittlung gesellschaftlich akzeptabler Verhaltensweisen und Wertesysteme. Im Unterricht werden also nicht nur Fertigkeiten wie Lesen und Schreiben gelehrt, sondern auch Grundlagen in Fächern wie Deutsch, Mathematik, Sachunterricht, Musik, Kunst, Werken, Sport, Religion.

Weiterhin ist mir auch bewusst, dass ein Lehrer nicht nur fünf Stunden in der Schule sitzt und dann „frei“ hat. Zur Unterrichtstätigkeit in der Schule kommen nämlich noch die Vor- und Nachbereitungsphasen zu Hause: Der Unterrichtsstoff eines Jahres muss geplant und altersgerecht aufbereitet, der Unterrichtstag gut vorbereitet sein. Klassenarbeiten sind zu erstellen und zu korrigieren, Hausaufgaben und Hefte müssen kontrolliert und korrigiert werden. Auch Kontakte zu den Eltern müssen geknüpft werden um sie über Fortschritte, Stärken und Schwächen ihres Kindes zu informieren und zu beraten.

Ich bin gespannt in wie weit sich diese Vorstellungen zum Lehrerdasein bestätigen, oder ob sich mein Bild vom Lehrerberuf doch noch verändert.

1.2 Subjektive Erwartungen an das Praktikum

Zu Beginn meines Praktikumsberichts möchte ich auch noch meine Erwartungen, Vorstellungen und Unsicherheiten darlegen. Meine Schulzeit liegt nun schon einige Jahre zurück und ich bin gespannt auf die mögliche differenzierte Ansichtsweise. Zum einen war ich es selber der beschult wurde und nun stehe ich vor der Erfahrung selbst die Rolle eines Lehrenden zu beobachten und teilweise auch zu übernehmen. Eine ganz neue Betrachtungsweise.

Habe ich mich richtig entschieden oder nicht, ist es wirklich alles so schlimm, wie es in den Medien dargestellt wird, eigne ich mich überhaupt für diesen Beruf? Dies sind unter anderem die Fragen, mit denen man schon bei der Einschreibung konfrontiert wurde. Das Kennenlernen der Schule sollte im Mittelpunkt des vor dem Studium stattfindenden Orientierungspraktikums stehen und somit schon Antworten auf diese Fragen geben, wenn man es denn an einer Schule absolviert. Ist das nicht der Fall können die Fragen eigentlich nur im eigentlichen Praktikum während des Grundstudiums beantwortet werden. Dem zur Folge erwarte ich von dem fünfwöchigen Praktikum an der Max-Mustermann-Schule in F. zwar auch einen Einblick in den Lehrerberuf, mein zukünftiges Berufsfeld, zu bekommen, aber nicht ausschließlich. Um dem Praktikum neben dem Orientierungssinn mehr Nutzung zu geben, sollte man im Praktikum außerdem etwas über Unterricht lernen und nicht nur "hinten drin" sitzen. Das macht eine sinnvolle Aufgabe nötig.

Also warum soll eigentlich immer die Schule oder ein einzelner Schüler im Mittelpunkt stehen, warum nicht auch einmal eine ganze Klasse? Und warum sollte man nicht den Unterricht an sich betrachten anstatt nur die Aufgabe zu haben eigene Unterrichtsversuche zu startet? Diese Fragen habe ich mir gestellt und mich deshalb entschieden, ein forschungsbezogenes Praktikum machen. Es interessiert mich die Beziehungen der Schüler in einer Klasse zu untersuchen. Der selbst gewählte zu bearbeitende Auftrag ist ein neues Konzept der Schulpraktischen Studien. Hierbei geht es also nicht primär um die aktive (Selbst-) Erprobung eigener Lehr-Lernsituationen, sondern zunächst um die Schulerkundung und um die Beobachtung und Dokumentation von Unterricht im Modus des „forschenden Lernen“.

Das Zentrum des Praktikums ist demnach der forschende Aspekt, was aber die eigene Aktivität nicht ausschließt. Dazu kann nämlich die praktische Teilhabe am pädagogischen Geschehen kommen, in der wir unsere Mentoren oder andere künftige Kollegen bei ihren Tätigkeiten begleiten und unterstützen: sei es bei der Unterrichtsvorbereitung, bei der Durchführung des Unterrichts und der Nachbereitung/ Auswertung. Dabei sind eigene Unterrichtsversuche nicht ausgeschlossen.

Die Aufgabe im Praktikum unterteilt sich für mich aber weiterhin in vier grobe Fragen. Zum Ersten: „Baut sich in der Klasse überhaupt eine Gruppenstruktur auf?“, darauf aufbauend „Wenn ja, beeinflusst diese Struktur den Unterricht?“. Auch der Lehrer, als passiver Teil einer möglichen Gruppe soll unter der Fragestellung: „Stimmt der Eindruck des Lehrers von der Struktur der Klasse mit der tatsächlichen überein?“ betrachtet werden. Ebenfalls interessant finde ich die Wirkung der Gruppenstruktur auf den Lehrer, anhand der Frage „Ruft der Lehrer den einen Schüler häufiger aus als andere?“.

Zur Beantwortung der oben genannten Fragen können Schüler-/Lehrerinterviews und Beobachtungen des Unterrichts benutzt werden. Allerdings ergeben sich zwangsläufig weitere Fragestellung, nach der das Praktikum zu bewerten ist. Es treten Fragen wie „Ist eine minutiöse Planung der einzelnen Stunde wirklich nötig/möglich und wie setzen die Lehrer dies um?“ und „Welche Medien sind für spezielle (Geschichts-)Themen sinnvoll und praktikabel?“. Die Beantwortung eben dieser Fragen könnte durch meinen subjektiven Eindruck erfolgen. Doch sind diese wirklich verlässlich?

Somit ist der forschungsbezogenen Typ der schulpraktischen Studien nicht nur die bloße Beobachtung von Unterricht, die auch subjektiv erfolgen könnte, sondern eine Intensive Auseinandersetzung mit den einzelnen Aussagen der Schüler und Lehrer. Die Analyse der alltäglichen realen Probleme der Schule anhand des Transkripts soll mir die Beziehung zwischen der Wissenschaft und der Empirie verdeutlichen und vermeintliche Lücken überwinden. So kann ich hoffentlich lernen, wie man möglichst guten Unterricht macht, der den Grundschülern für ihr Leben nützt.

Neben meiner Erwartung an die vorbereitende Praktikumsveranstaltung die Theorie mit der Praxis verknüpfen zu können und einige Einblicke in das Grundschulleben aus der Sicht des Lehrers und in die damit verbundene Aufwendigkeit der Lehrerarbeit zu erhalten, möchte ich mir den bisher nur aus der Schülerperspektive vertrauten Schulalltag auch noch andersweitig betrachten. Ich stelle mir die Frage, ob und in welchem Umfang sich die Lehr- und Lernmethoden verändert haben. Außerdem beschäftigt mich die Frage, wie sich das Lehrer-Schülerverhältnis verändert haben könnte, da man in der heutigen Zeit sicherlich von vielen verschiedenen Kindheitsmustern ausgehen kann, die durch verschiedenste Einflüsse geprägt sind. Durch Gespräche mit dem Lehrer über seine Unterrichtsmethoden, -erfolge und -ziele und den direkten Kontakt zu en Kindern erhoffe ich mir, genauer einordnen zu können was ich besser machen kann als zukünftiger Lehrer.

Schlussfolgernd ergeben sich somit sehr vielfältige Erwartungen und Fragen mit denen ich in das Praktikum gehen werde. Im Praktikum selbst werde ich wahrscheinlich viele Fragen beantwortet kriegen und verschiedene Blicke auf die Wirklichkeit kennen lernen.

Neben meiner forschungsbezogenen Aufgabe erwarte ich erste eigenständige Erprobungen von Unterricht machen zu dürfen. Ich hoffe meine Mentorin wird mit mir die Unterrichtsplanungen besprechen, so dass ich die Möglichkeit habe verschiedene Fragen zu stellen unterschiedliche Unterrichtsmodelle ausprobieren zu können.

Weiterhin erwarte ich eine freundliche Zusammenarbeit mit der Mentorin im Hinblick auf auftretende Fragestellungen während des Praktikums. Auch erhoffe ich mir einen kompetenten Ansprechpartner bei organisatorischen Aufgaben anzutreffen.

1.3 Reflexion zur Vorbereitungszeit

Die Vorbereitungszeit hat mir persönlich sehr gut gefallen, sie war strukturiert, humor- und anspruchsvoll, methodisch wie auch inhaltlich gut vorbereitet. Die Veranstaltung hat mich angesteckt, sich mit dem Thema Unterricht intensiver zu befassen und auseinanderzusetzen.

Die Zeit der Vorbereitung hat mir die Unlust genommen, Transkripte näher zu beleuchten und sie nicht nur als „Arbeit“ anzusehen. In diesem Sinne bin ich sehr dankbar für diese Veranstaltung, zumal ich sehr gute Erfahrungen mit dem Umgang von Transkripten erfahren habe. Demzufolge blicke ich auf eine gute Zeit zurück und auf eine gespannte Praktikumszeit voraus.

2 Die Schule

Im Folgenden möchte ich die Max-Mustermann-Schule, meine Erfahrungen mit ihr und deren Konzepte und Ziele erläutern.

2.1 Beschreibung und erster Eindruck der Schule

Zunächst werde ich einen kurzen Einblick zu meinen ersten Gedanken zur Schule geben. Daran anschließen möchte ich die Schule formal beschreiben.

2.1.1 Erster Eindruck der Schule

Die äußere Erscheinung der Schule wirkte auf den ersten Blick sehr positiv auf mich. Da ich vom Dorf komme, in dem alles sehr idyllisch zugeht, hatte ich mir den Zustand an Großstadtschulen anders vorgestellt. So rechnete ich mit einer größeren Schule, die einen unpersönlichen Charakter aufweist. Auf den zweiten Blick musste ich allerdings feststellen, dass einige Räume in Containern untergebracht waren und die Turnhalle auch schon sehr bruchfällig war. An dem Zustand sollte sich vorerst auch nichts ändern, da der Schule nicht genügend Geld zur Verfügung steht.

Die schlechte Situation des Schulgebäudes übertrug sich allerdings nicht auf das Schulleben wie ich feststellen konnte.

Die Klasse machte einen routinierten Eindruck auf mich. Ich wurde neugierig auf die dahinter stehende Lehrerarbeit, welche die Kinder dazu brachte routiniert und konzentriert unter Einhaltung der Regeln effektiv zu arbeiten.

Beim ersten Betrachten des Klassenraumes fielen mir die Aufteilung und die Sitzordnung ins Auge, die nicht frontal auf die Tafel ausgerichtet war, sondern mit Gruppentischen offen arrangiert war. Das Pult stand unauffällig in einer Ecke. Außerdem waren verschiedene Bereiche des Raumes auszumachen. Eine Kuschelecke, ein Tisch mit Getränken und eine Computerecke. Geschmückt war der Klassenraum mit selbstgemalten und -gebastelten Werken der Kinder.

2.1.2 Schulprofil, Schultyp und Einzugsgebiet

Beginnen wir nun mit den eher formalen Aspekten der Schule, der Darstellung der Schule, in der das Praktikum absolviert wurde: In meinem Fall an der MaxMustermann-Schule in F..

Die folgenden Ausführungen stützen sich im Wesentlichen auf die Info-Broschüre der Praktikumsschule und den Gesprächen mit der Mentorin und der Schulleitung.

Vom 11. Februar bis 15. März 2008 verbrachte ich mein Schulpraktikum an der Schule. Es handelt sich hierbei um eine Grundschule mit Förderstufe.

Damit an der Schule alles reibungslos läuft, sind viele verschiedene Mitarbeiter täglich beschäftigt. Das Kollegium der Max-Mustermann-Schule besteht aus 16 Lehrerinnen, zwei Lehrern, einer Referendarin, einer Pastoralreferentin und einer Pfarrerin. Momentan wird die Schule von der Konrektorin Frau W. geleitet, die für die vielfältigen Verwaltungs- und Schreibtischarbeiten als auch für den IT-Bereich zuständig ist.

Außerdem ist eine Kollegin der Sprachheilambulanz aus der Weißfrauenschule an einem Tage der Woche in der Schule und eine andere Kollegin ist als Kleinklassenlehrkraft von der Wallschule abgeordnet. Ebenfalls eingebunden in die schulischen Entwicklungsprozesse ist der Schulpsychologe Herr W.

Das Kollegium arbeitet in den vier Jahrgangsstufen zusammen und engagiert sich überwiegend auch außerhalb des Unterrichts in den verschiedenen Arbeitsgruppen der Schule.

Die Bereitschaft, Aufgaben zu übernehmen und an der schulischen Entwicklung mitzuarbeiten ist sehr hoch. Das konnte ich vor allem bei der Gesamtkonferenz erfahren, als es um ein neues Vertretungskonzept ging. Es hatte sich schnell eine Gruppe gefunden, die sich um die Situation mit den U-Plus-Kräften kümmern wollte.

Es besteht aber auch ein reges Elternengagement, das sowohl kontinuierlich als auch projektbezogen äußerst hilfreich ist. Weitere Unterstützungsangebote kommen von Seiten des Sozialrat Sachsenhausen, dem Zentrum für Erziehungshilfe, der Weißfrauen- und Wallschule.

Insgesamt gibt es etwa 300 Schülerinnen und Schülern aus vielen verschiedenen Nationen an der Schule. Die Verteilung auf die vier Klassenstufen sieht wie folgt aus: es gibt drei erste, zweite und dritte Klassen und vier vierte Klassen. Dazu kommt ein Vorlaufkurs mit 14 Kindern.

Kommen wir zur baulichen Situation: Zur Schule gehört ein zweigeschossiger Klassentrakt mit 16 Klassenräumen, ein dreigeschossiger Verwaltungstrakt mit Fachräumen, eine Turnhalle, ein Toillettencontainer und das Haus des Schulverwalters.

Weiterhin ist die Schule sowohl mit mehreren Computer-, Werk-, Musik- und Kunsträumen ausgestattet als auch mit einem eigenen Kinderhort.

In der Zeit von 11.30 Uhr - 17.00 Uhr bietet die Caritas insgesamt 60 Betreuungsplätze an, die modulweise gebucht werden können. Das Betreuungsangebot schließt neben einem warmen Mittagessen auch offene Angebote, eine Hausaufgabenhilfe und freizeitpädagogische Aktivitäten ein.

Es gibt auch eine Schülerbücherei, die von vielen fleißigen Müttern betreut wird. Über 1000 Bücher stehen dort. Jeden Tag kann man sich hier in der ersten großen Pause Bücher ausleihen. Seit ein paar Wochen ist sie sogar mit neuen Möbeln und einem Lesepodest ausgestattet. So macht es den Kindern noch mehr Spaß, sich Bücher auszuleihen oder in einem der vielen Bücher zu stöbern. Viele Schülerinnen und Schüler nehmen dieses tolle Angebot wahr.

Mit Beginn des Schuljahres 2007/2008 hat die Caritas Frankfurt ein Betreuungsangebot an der Max-Mustermann-Schule angeboten: Alle Schülerinnen und Schüler, die erst zur zweiten Stunde ihren Schulbeginn haben, können die Frühbetreuung (7.45 Uhr - 8.45 Uhr) besuchen. Sie wird von drei Müttern der Schule durchgeführt. Dienstags und donnerstags können Kinder, die keinen Religionsunterricht haben, bis 9.30 Uhr in die Betreuung gehen.

Weiterhin gibt es an der Max-Mustermann-Schule jeden Freitag in der 6. Stunde den Mathe-Club für Kinder der dritten Klassen und jeden Donnerstag die Computer-AG für Kinder der vierten Klassen.

Die Max-Mustermann-Schule ist eine öffentliche Schule mit Ausländern. Sie verfügt über einen hohen Zuwandereranteil. Über 50 % der Schülerschaft hat einen Migrationshintergrund. Es sind insgesamt 19 Nationen vertreten. Der soziale Hintergrund der Kinder ist durch die zum Einzugsgebiet gehörenden Wohngebiete, Sozialsiedlungen und Einfamilienhäuser, sehr unterschiedlich, wodurch die Heterogenität in den Klassen sehr stark ist.

Zur Ausstattung der Schule ist zu sagen, dass sie zwar überwiegend den Erfordernissen entspricht, allerdings viele Räume stark renovierungsbedürftig sind. Man bemüht sich aber die Situation zu verbessern. Im Sommer 2008 ist beispielsweise der Neubau der Turnhalle geplant. Des Weiteren ist man bemüht die Computerräume auf dem neusten Stand zu halten um den Kindern einen guten Einblick in die Mediengesellschaft gewähren zu können.

Ein weiteres wesentliches Vorhaben der Schule, ist die in Standsetzung aller Räume der Schule, auch die Repräsentations- und Funktionsräume. Dazu ist aber eine enge Zusammenarbeit mit dem Stadtschulamt erforderlich.

Weiterhin ist zu erwähnen, dass die Schule anstrebt projektorientiert mit Projektmanagement zu arbeiten. Sie organisiert sich somit einerseits aus dem Geschäftsverteilungsplan und der Vernetzung vom Schulprogramm und den Förderkonzepten, worauf ich in den folgenden Punkten noch zu sprechen komme.[1]

2.2 Die Weiterentwicklung der Schule

Ein zentraler Punkt der Weiterentwicklung ist es der Schule ein ansprechendes modernes Gesicht zu geben. Die Schule verfügt seit drei Jahren über ein Schullogo, das einen attraktiven Auftritt der Schule nach außen hin zu gestalten versucht. Da die Schule in einem sehr gemischten Einzugsgebiet liegt, konkurriert die Schule um Kinder aus besser situierten Familien mit zahlreichen Privatschulen. Das ist der Grund, dass der Außenwirkung der Schule eine so große Bedeutung beigemessen wird.

Weiterhin möchte man die Kooperationsstrukturen im Kollegium erhalten und vertiefen. Um die Kommunikation zwischen den einzelnen Schulfunktionen zu verbessern und die Zusammenarbeit innerhalb der Jahrgänge zu intensivieren.

Ein dritter Punkt zur Weiterentwicklung der Schule stellt die Erstellung eines eigenen Schulkonzeptes dar. Ein aktuelles Arbeitsvorhaben ist ein auf den in der Schule eingeführten Lernprogrammen „Lernwerkstatt“ und „Oriolus“ aufgebautes Konzept.

Ein vierter Punkt ist die enge Zusammenarbeit mit der Caritas, die seit diesem Schuljahr besteht. Hier ist zur organisatorischen Abstimmung und zur optimalen pädagogischen Zusammenarbeit eine intensive Kooperation erforderlich.

Schwerpunkte der Unterrichtsarbeit sind die Implementierung des Gewalt-Präventionsprogramms „Faustlos“ und der verstärkte Einsatz neuer Medien im Unterricht.

Das Gewaltpräventionsprogramm ist 2004 durch eine Fortbildung für das gesamte Kollegium in der Schule eingeführt worden und wird seitdem in allen Klassen praktiziert. Neue Kollegen werden stets mit dem Programm bekannt gemacht. Außerdem wird es durch regelmäßige Besprechungen im Rahmen von Konferenzen begleitet.

Als letzter Punkt ist für die Weiterentwicklung der Schule besonders entscheidend, dass auch bereits eingeführte Verfahren weitergeführt werden. Darunter fällt beispielsweise, die Jahresterminplanung für kommende Schuljahre und Jahresgespräche mit Ziel- und Dienstvereinbarungen des gesamten Kollegiums. Ebenso ist das Schulprogramm ein wichtiges Verfahren in der Max-Mustermann-Schule geworden. Darauf werde ich jedoch im folgenden Punkt noch genauer eingehen.[2]

2.3 Schulprogramm und Konzepte der Max-Mustermann-Schule

Im Folgenden möchte ich auf das Schulprogramm und die Konzepte der Max-Mustermann-Schule eingehen. Ich denke, der Punkt ist sehr wichtig, da schuleigene Konzepte überhaupt erst eine Schule ausmachen und von anderen differenzieren. Wenn man die Konzepte einer Schule kennt, kann man sich ein besseres Bild über die Einstellungen der Schule und ihrer Ansichten machen.

2.3.1 Das Schulprogramm

Die Schule hat ein Schulprogramm erarbeitet, das jährlich fortgeschrieben wird und das die Grundlage für die gemeinsame Arbeit bildet. Im Schulprogramm sind Evaluationsverfahren festgelegt, die zukünftig in einen Evaluationsplan überführt werden sollen. Auch ein Fortbildungsplan wurde vom Kollegium verabschiedet. Er wird jedes Jahr überprüft und ergänzt. In jedem dritten Jahr muss er für die nächste Periode neu entwickelt werden. Dazu verfügt die Schule über ein erprobtes Verfahren.

Im vergangen Schuljahr hat das Kollegium ein Schulcurriculum für die Fächer Deutsch, Mathematik und Sachunterricht entwickelt. Es ist die Grundlage für die halbjährlich zu erstellenden Stoffverteilungspläne. Ziel dieser Verfahren ist es Standards für Erziehung und Unterricht verlässlich zu schaffen und über Protokolle auch eine Arbeitserleichterung für die Zukunft zu erreichen.[3]

Zum Schulprogramm gehört die Aufteilung der Lehrer zu bestimmten Klassen. Kinder - insbesondere in den beiden ersten Klassen - können nämlich mit einem Lehrerwechsel im Stundenrhythmus, wie er an weiterführenden Schulen üblich ist, noch nicht umgehen. Daher werden die Lehrer an der Max-Mustermann-Schule als Klassenlehrer eingesetzt, die fächerübergreifend unterrichten. Das stellt hohe Anforderungen nicht nur an ihr Fachwissen, sondern vor allem auch an ihre didaktischen und pädagogischen Fähigkeiten. Denn die Methoden der Vermittlung von Lernstoffen und Fertigkeiten unterscheiden sich von Fach zu Fach: die Palette reicht vom Frontalunterricht über Gruppenarbeiten, Frage- und Antwort-Spiele und Übungen in Grundlagenfächern wie Deutsch, Mathematik oder Sachunterricht bis zur Demonstration praktischer Fertigkeiten in Fächern wie Werken oder Kunsterziehung.

Auch Frau T., meine Mentorin, musste fachfremd unterrichten, um die Funktion einer Klassenlehrerin zu wahren.

Ein weiterer besonderer Aspekt in der Max-Mustermann-Schule ist der vierjährige Klassenbehalt der Lehrer. Nicht wie üblich, behält der Lehrer nur zwei Jahre seine Klasse, sondern ist Klassenlehrer über die ganze vierjährige Grundschulzeit hinweg.

2.3.2 Förderungskonzept

Die Max-Mustermann-Schule verfügt über unterschiedliche Konzepte zur Förderung der Schüler. Nach Verordnung über die Förderung von Schülerinnen und Schüler des Hessischen Bildungsplans mit besonderen Schwierigkeiten beim Lesen, Rechtschreiben oder Rechnen hat auch die Max-Mustermann-Schule ein schulbezogenes Förderkonzept entwickelt. Dabei hat jedes einzelne Kind einen Anspruch darauf, in seiner Entwicklung, seinen Eigenheiten, Stärken und Schwächen ernst genommen und in seiner Entwicklung bestmöglichst gefördert zu werden.

Die Unterschiede zwischen Kindern in einer Jahrgangsklasse sind vielfältiger Art. Differenzen bestehen in ihren Lernvoraussetzungen, ihren Lernmöglichkeiten und ihren Lerninteressen. In dieser Heterogenität der Lerngruppe begründet sich das didaktische Prinzip der Differenzierung, das die grundlegende Entfaltung der individuellen Lernziele erreichen möchte.

Der von der Max-Mustermann-Schule angebotene Förderunterricht hat vor allem die Aufgabe, Lernschwierigkeiten und Lernlücken auszugleichen, so dass die Kinder wieder eine sichere Grundlage für ihr Weiterlernen erhalten und den Spaß am Lernen nicht verlieren.

Der Förderunterricht soll aber auch durch erweiterte Lernangebote und bessere Aufgaben die Weiterentwicklung besonderer Fähigkeiten und Interessen unterstützen. Somit soll der Förderunterricht ein Angebot für alle Kinder sein – für die, die langsamer lernen und genauso für die Kinder, die besonders leistungsstark sind.

Die innere und äußere Differenzierung gehört zum Schulalltag. Die Arbeitsaufgaben werden so gestellt, dass jedes Kind sie lösen kann und damit de grundlegenden Ziele, auf unterschiedlichen Wegen und auf unterschiedlichen Niveau gelöst werden können. Auch durch die gestaffelte Anzahl der Arbeitsaufgaben findet eine Differenzierung statt, somit können alle Kinder am Ende der Unterrichtsstunde ihr Arbeitspensum erfolgreich geschafft haben.

Die Max-Mustermann-Schule hat Organisationsschritte zur Förderung der Schüler in der Schuleingangsstufe entwickelt. Dazu gehören die Durchführung von Sprachstandserhebungen zur Feststellung des Förderungsbedarfs bei Schulanfängern im Sprachbereich Deutsch, verschiedene Methoden zur Lernstandserhebung, kontinuierliche Schülerbeobachtung durch den Klassenlehrer, die unterstützende Beobachtung durch außerschulische Partner, wie den Schulpsychologen und die Dokumentation mit beispielsweise Beobachtungsbögen.

Die Förderungsbereiche für Schulanfänger als auch für die dritten und vierten Klassen sind Lesen und Schreiben, Sprachenentwicklung und Mathematik.

Die Lernstandserhebungen erfolgen im Wesentlichen durch Zeugnisse, Lernzielkontrollen bzw. Klassenarbeiten, HSP, Demat 1+, 2+, 3+ und 4+ (Deutscher Mathematiktest) und OTZ (Osnabrücker Test zur Zahlbegriffsentwicklung) in den ersten Schulwochen der Erstklässler.

Förderschwerpunkte sind die Lesekompetenz, der Sprachgebrauch und die sprachliche Analyse von Texten, die einen Sachverhalt darstellen.

Das LRS-Konzept und das HZW-Konzept nehmen ebenfalls einen zentralen Punkt in der Förderungsarbeit der Max-Mustermann-Schule ein. Es werden Schreibproben durchgeführt um LRS diagnostizieren und Vorbeugungsmaßnahmen einzuleiten zu können. Zudem werden die Eltern durch den Klassenlehrer mit einbezogen, indem sie über die Förderpläne informiert und über häusliche Hilfe beraten werden.

Ein inhaltlicher Schwerpunkt der Schule ist die Mathematik, der durch eine Förderung für leistungsstarke Kinder, die Matheaufgabe des Monats und den jährlichen Mathematikwettbewerb getragen wird. Eine Schülerin aus der Klasse 2b in der ich überwiegend hospitierte, hat den Wettbewerb sogar schon zwei Mal gewonnen.[4]

2.3.3 Konzept Kleinklasse für Erziehungshilfe

Weiterhin verfügt die Max-Mustermann-Schule über das Angebot „Kleinklasse für Erziehungshilfe“. Eine Förderlehrerin ist für diese Arbeit von der Wallschule an drei Schultagen in der Woche abgeordnet. Auch hier liegt das Hauptanliegen in der Förderung einzelner Schüler in ihrem Lernprozess. Es soll gemeinsam mit den Fachlehrern eine Präventionsarbeit geleistet werden, die auch Kindern mit besonderen Schwierigkeiten Entwicklungsmöglichkeiten in der Regelschule bieten kann. Die Förderlehrerin begleitet die Schüler, hilft ihnen und versucht ein möglichst stressfreies Klassenklima zu ermöglichen. Sie steht der Klassenlehrerin als auch den Lehrern beratend zur Seite.[5]

2.3.4 Konzept Projekt Kleingruppe

Das Projekt Kleingruppe wurde erst im Februar 2008 eingeführt. Seine Ziele sind durch die präventive Jugendarbeit die Einleitung kostenaufwendiger Hilfen zur Erziehung zu vermeiden oder zumindest zu minimieren. Dabei geht es unter anderem darum die schulischen Leistungen zu stabilisieren und zu verbessern und soziale Verhaltensweisen zu unterstützen.

Die Zielgruppe sind vor allem Kinder die sozial benachteiligt sind, Lernschwierigkeiten haben oder keine häusliche Unterstützung bekommen.

Um die Ziele zu erreichen wird auf Hausaufgabenbetreuung, Anleitungen zu gegenseitigen Hilfestellungen und Integrationsmaßnahmen gesetzt. Dabei ist die Elternarbeit von großer Bedeutung. Mit ihnen werden Gespräche geführt und Absprachen getroffen oder sie springen als Betreuungskräfte ein.

Die Gruppen umfassen bis zu fünf Kinder, die eine Betreuung von etwa vier Stunden die Woche erhalten. Die Auswahl der Kinder erfolgt dabei von der Schule mit Unterstützung des Sozialrathauses.

Um den Erfolg der Arbeit zu garantieren wird unentschuldigtes Fehlen dem Klassenlehrer gemeldet und bei unwesentlicher Veränderung des Zustandes der Sozialdienst informiert.[6]

2.3.5 Medienkonzept

Auf den Einsatz der Medien an der Max-Mustermann-Schule bin ich schon im Schulprofil kurz eingegangen. Deshalb werde ich hier nur kurz deren Ziele erläutern.

Wie bereits erwähnt, gibt es an der Schule mehrere Computerräume. Zusätzlich stehen in jedem Klassenraum drei PCs. Zwar gehören zu dem Oberbegriff Medien nicht nur Computer, sondern auch Hörspiele, Bücher, Fernseher usw., doch diese sind heut zu Tage laut der KIM-Studie in 100% aller Haushalte erhalten. Computer aber nicht.

Die Max-Mustermann-Schule möchte, dass die Kinder das Medium richtig handhaben, es sinnvoll nutzen und sich kritisch mit den Inhalten und Möglichkeiten dessen auseinandersetzen. Diese Medienkompetenz wird vielen Kinder zum Teil schon im Elternhaus – etwa beim Vorlesen, oder beim sorgsamen Umgang mit dem Fernseher vermittelt, doch fehlt vielen Eltern die Zeit den Kindern den vernünftigen Umgang mit dem Computer zu zeigen. Ein Verbot den Computer zu nutzen macht die Kinder aber nicht kompetent, sondern viel mehr der beispielhafte Umgang mit den Medien. Genau das will die Max-Mustermann-Schule durch einen spielerischen Umgang mit dem neuen Medium Computer erreichen. Außerdem möchte sie mit dem Medienkonzept einen sozialen Ausgleich aller Schüler ermöglichen, wenn sie jedem – auch denen, die Zuhause keinen haben - die Möglichkeit bietet mit dem Computer umgehen zu lernen.

Weiterhin kann man mit dem Medium individuellen Übungsmöglichkeiten gerecht werden, indem man sie den unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Kinder anpasst. So wird der Computer mehrmals wöchentlich in den Unterricht mit eingebunden.

Er steht als Werkzeug und als Bildungsmedium zur Verfügung. So wird zum einen gesichert, dass die Kindern sich in der heutigen Mediengesellschaft, wo der Computer zum festen Bestandteil unserer Lernkultur geworden ist, behaupten können, aber auch dass sie in ihrem eigenen Bildungsprozess gefördert werden. Dies ist in jedem Fach möglich: Im Matheunterricht kann altergemäß mit speziellen Programmen gerechnet werden. Dazu wurden in der Max-Mustermann-Schule die Lernwerkstatt und das Oriolus-Programm installiert. Auch in Deutsch und Sachkunde findet der Computer seinen Einsatz. Dazu können die Schüler beispielsweise die Kindersuchmaschine „Blinde Kuh“ oder die „Hamsterkiste“ benützen.

Die Kontrolle von Übungsaufgaben kann als Eigenkontrolle als auch als Lehrerkontrolle erfolgen, was zahlreiche Vorteile hat.

Zuletzt bietet das Medium Computer auch die Möglichkeit die Schule nach außen hin zu öffnen anhand einer eigenen Homepage. Hier können Schüler, Lehrer als auch Eltern aktiv mitwirken.[7]

2.4 Ziele und Leitmotive

Die Max-Mustermann-Schule hat fünf Leitziele entwickelt um, jedes Kind optimal zu fördern. Sie will zu Eigenverantwortung und Selbständigkeit erziehen, was allerdings nur geht, wenn sich die Schule als lernende Organisation versteht, sich der Lehrer mit seiner Schule identifiziert und mit Konflikten angemessen umgeht.

Das erste Leitziel: „Wir fördern jedes Kind optimal“ stützt sich auf drei Dimensionen.

Zunächst muss auf die individuelle Lernbedingung der Kinder eingegangen werden, durch beispielsweise Gruppen- oder Wochenarbeit.

Die zweite Dimension ist die Beobachtung, Diagnostik und Beratung als fester Bestandteil der Arbeit in der Schule. Dazu zählt vor allem die Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen, wie die Sprachheilschule, dem Gesundheitsamt oder dem Zentrum für Erziehungshilfe.

Die dritte Dimension ist das Eingehen der Lehrer auf den besonderen Förderbedarf jedes Kindes. Das ist beispielsweise der Fall bei Kindern mit Migrationshintergrund. Hier ist ein Förderkonzept zur Entwicklung der Landessprache angesetzt.

Das zweite Leitziel ist die Erziehung zu Eigenständigkeit und Selbstverantwortung. Dieses Ziel hat für das pädagogische Tun einen hohen Wert. Zur Erziehung der Eigenständigkeit werden hier vor allem das Kriterium des Selbstbewusstseins und ein Wertesystem mit festgelegten Regeln genannt. Die Selbstverantwortung stützt sich auf dem Kriterium des Sozialverhaltens, das Tragen von Konsequenzen und die positive Arbeitshaltung.

Das dritte Leitziel ist das Eigenverständnis der Schule als lernende Organisation, die auf dem fortwährenden Lernen ihrer Mitglieder basiert. Dazu zählen Fortbildungen, Organisationsentwicklungen und Evaluation. Fortbildungen sind in jedem Schuljahr möglich und in einem Plan festgehalten. Weiterhin wird die Organisation der Schule so organisiert, dass Entwicklungen gefördert werden, durch beispielsweise Jahrgangsprotokolle und Zielüberprüfungen.

Das vierte Leitziel der Max-Mustermann-Schule ist Identifikation der Lehrer mit ihrer Schule. Sie wollen innen und außen für ihre Schule einstehen und Verantwortung übernehmen.

Dies schließt sowohl die Gestaltung der Schule, den Umgang miteinander, die Wertlegung auf gemeinsame Unternehmungen, als auch die Wiedererkennung ihrer selbst in der Schule mit ein.

Als letztes Leitziel sei der angemessene Umgang mit Konflikten und Frustrationen zu nennen. Die Schulleitung und das Kollegium der Max-Mustermann-Schule sehen professionelles Konfliktmanagement als ihre Aufgabe an. Sie wollen offene Kommunikation, Transparenz auf allen Ebenen, kollegiale Zusammenarbeit und das Ergreifen gezielter Maßnahmen praktizieren.

Auch die gemeinsame Suche nach Lösungswegen bei Konflikten ist selbstverständlich.

Sind die Konflikte auf Schülerebene, wird an die Gewaltfreiheit und die soziale Kompetenz plädiert. Dazu trägt auch das Gewaltprogramm „Faustlos“ bei. Bei Lehrerkonflikten hingegen, was nicht auszuschließen ist, ist die Schulleitung ein Ansprechpartner oder auch der Personalrat.[8]

2.5 Der Alltag in der Max-Mustermann-Schule und der Klasse 2b

Als Praktikant an einer Schule wird man in der Regel einem Mentor zugeteilt, der für Fragen und bei Problemen zur Seite steht. Meine Mentorin hieß Frau T. und hatte eine zweite Klasse, in der ich dann auch am meisten hospitierte. Aber ich nahm auch am Sport- und Schwimmunterricht in den dritten und vierten Klassen teil, da ich Sport als drittes Schwerpunktfach in meinem Studium habe und deshalb besonders an diesem Unterricht interessiert war. Des Weiteren besuchte ich aus Interessehalber noch Englisch- und Türkischunterricht. Englisch wurde bereits in der dritten Klasse unterrichtet. Hier standen Spiele, Lieder und gemeinsame Erfahrungen mit der Sprache im Vordergrund. Statt Grammatik übten die Schüler Dialoge und kleine Theaterstücke ein. Statt Vokabeln zu lernen, kochten oder bastelten sie „in englisch“.

Einmal im Monat findet an der Max-Mustermann-Schule eine Gesamtkonferenz statt. Dazu wurde ich eingeladen. Neben mir und dem Kollegium waren auch Eltern und Beratungslehrer anwesend. Man hat sich über die U-Plus Kräfte und das Vertretungssystem ausgetauscht. Außerdem wurde ein Schulfest geplant, in dem jede Klasse ein Land darstellen soll. Es war sehr interessant so eine Konferenz mitzuerleben, da auch über neue Konzepte, wie das 5-Minuten-Rechnen und das „Lesegespräch“ gesprochen wurde und man so sehr viel mehr von der Schule und ihren Einstellungen sowie ihrem Stand mitbekommen konnte.

[...]


[1] vgl. Schulprofil der Max-Mustermann-Schule, S. 1-6

[2] vgl. Schulprofil der Max-Mustermann -Schule, S. 6f.

[3] vgl. Schulprofil der Max-Mustermann -Schule, S. 7f.

[4] vgl. Schulprofil der Max-Mustermann-Schule, S. 1-4

[5] vgl. Schulprofil der Max-Mustermann -Schule, S. 1ff.

[6] vgl. Schulprofil der Max-Mustermann -Schule, S. 1ff.

[7] vgl. Schulprofil der Max-Mustermann -Schule, S. 32-35

[8] vgl. Schulprofil der Max-Mustermann-Schule, S. 9-27

Ende der Leseprobe aus 65 Seiten

Details

Titel
Bericht zum Praktikum in der Max-Mustermann-Schule
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Gesellschaftswissenschaften)
Veranstaltung
Schulpraktische Studien
Note
11
Autor
Jahr
2008
Seiten
65
Katalognummer
V92654
ISBN (eBook)
9783640886166
Dateigröße
774 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bericht, Praktikum, Friedrich-Fröbel-Schule, Schulpraktische, Studien
Arbeit zitieren
Sita Hermand (Autor:in), 2008, Bericht zum Praktikum in der Max-Mustermann-Schule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92654

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Bericht zum Praktikum in der Max-Mustermann-Schule



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden