Zu den aktuellen Tendenzen der Betriebswirtschaft zählt in den letzten Jahren die Einsicht, dass dem Humankapital1, also dem Menschen im Unternehmen, das Hauptaugenmerk betriebswirtschaftlicher Bemühungen gelten muss. Grund für diesen Sinneswandel, der von den üblichen logistik-, maschinen-, lieferer-, kosten-, produktions- oder vertriebsoptimierenden Betrachtungsweisen wegführt, ist die Prämisse, dass alle Möglichkeiten obiger Optimierungsprozesse ausgeschöpft sind und Wettbewerbsvorteile nur noch durch eine Optimierung des Produktionsfaktors Mensch1 erreicht werden können. Es wird manifestiert, dass alle anderen Ressourcen und Produktionsfaktoren wegen der veränderten Wettbewerbsbedingungen (Globalisierung, Liberalisierung, etc.) immer leichter und unter gleichen Konditionen verfügbar werden und somit keinen wirklichen Wettbewerbsaspekt mehr darstellen.
Fundiert wird diese Tendenz u.v.a. durch den Human Resource Management-Ansatz. „Human Resource Management-Ansätze sehen die Mitarbeiter als wichtigsten Erfolgsfaktor, die es im und für den Wettbewerb zu gewinnen und entwickeln gilt.“2 Der Mensch stellt im Unternehmen also den entscheidenden Erfolgsfaktor dar, der „zusammen mit den übrigen Ressourcen des Unternehmens so geführt, motiviert und entwickelt werden muss, dass dies direkt zum Erreichen von Unternehmenszielen beiträgt.“3
Zu beobachten ist neben diesen wissenschaftlichen Tendenzen v.a. die momentan äußerst angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt. Die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit, verbunden mit dem ständig wachsenden internationalen Wettbewerb der Unternehmen, übt weiter „Druck auf das System der Arbeitgeber- Arbeitnehmer-Beziehung“ aus, wie Oechsler 4 treffend bemerkt.
Es ist also für Unternehmen immer essentieller diesen Produktionsfaktor effizient zu planen und zu organisieren. Eine zentrale Rolle kommt hierfür in erster Linie der Personalrekrutierung zu, denn um über qualitativ hochwertiges Humankapital verfügen zu können, muss man dementsprechend die kompetentesten und speziell für das Unternehmen geeignetesten Arbeitnehmer5 vom Markt absorbieren.
Wer als Unternehmer effizient und gewissenhaft im Sinne des Unternehmens und des potentiellen Arbeitnehmers akquirieren will, der benötigt, wie für alle Entscheidungen, eine fundierte Informationsbasis. Dies ist allerdings im Falle der Personalrekrutierung nicht unproblematisch.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- 1. Kapitel: Das Fragerecht des Arbeitgebers und seine aktuelle Bedeutung
- 1.1 Die aktuelle Bedeutung des Fragerechts im heutigen Unternehmens- und Wettbewerbskontext
- 1.2 Das Fragerecht des Arbeitgebers — die aktuelle Rechtslage
- 1.2.1 Die Relevanz des Fragerechts für die Personalbeschaffung
- 1.2.2 Die allgemeine juristische Problematik des Fragerechts
- 1.2.3 Rechtsfolgen zulässiger und unzulässiger Fragen
- 2. Kapitel: Die Frage nach der körperlichen Leistungsfähigkeit
- 2.1 Die körperliche Leistungsfähigkeit
- 2.1.1 Die Frage nach dem allgemeinen Gesundheitszustand
- 2.1.2 Die Offenbarungspflicht des Arbeitnehmers
- 2.1.3 Fragen nach speziellen körperlichen Defiziten
- 2.2 Die Frage nach der Schwangerschaft
- 2.2.1 Problematik
- 2.2.2 Historie der Rechtsprechung und dogmatische Hintergründe
- 2.2.3 Der 611 a BGB und seine Konsequenzen
- 2.2.4 Evaluierung des Status Quo
- 2.3 Die Frage nach der Schwerbehinderung
- 2.1 Die körperliche Leistungsfähigkeit
- 3. Kapitel: Handlungsempfehlungen an den Arbeitgeber
- 3.1 Vor dem Vorstellungsgespräch
- 3.1.1 Die Stellenausschreibung und -beschreibung
- 3.1.2 Der Einsatz eines Personalfragebogens
- 3.2 Während des Vorstellungsgesprächs
- 3.2.1 Zulässige Substitute
- 3.2.2 Fragetechniken und Fragemethoden
- 3.2.3 Akribische Beobachtung und Aufspüren von versteckten Hinweisen
- 3.3 Vor und bei Vertragsabschluss
- 3.3.1 Die Einstellungsuntersuchung
- 3.3.2 Einholen von Auskünften Dritter
- 3.3.3 Das Probearbeitsverhältnis
- 3.3.4 Verhalten bei der Ablehnung von Bewerbern
- 3.4 Im bestehenden Arbeitsverhältnis
- 3.4.1 Die Irrtumsanfechtung
- 3.4.2 Kündigung statt Anfechtung
- 3.4.3 Der fehlende Arbeitswille (Schwangerer)
- 3.4.4 Die Personalumpositionierung
- 3.1 Vor dem Vorstellungsgespräch
- 4. Kapitel: Fazit und Ausblick
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht das Fragerecht des Arbeitgebers im Hinblick auf die körperliche Leistungsfähigkeit von Bewerbern. Sie analysiert die aktuelle Rechtslage und die Herausforderungen, die sich aus den Einschränkungen des Fragerechts ergeben, insbesondere im Kontext der Fragen nach der Schwangerschaft und Schwerbehinderung.
- Die Bedeutung des Fragerechts für die Personalbeschaffung und die Herausforderungen, die sich aus der aktuellen Rechtslage ergeben.
- Die Frage nach der körperlichen Leistungsfähigkeit im Allgemeinen und die Grenzen des Fragerechts in Bezug auf den Gesundheitszustand von Bewerbern.
- Die Rechtsprechung zum Fragerecht in Bezug auf die Schwangerschaft und die Schwerbehinderung, inklusive der relevanten Gesetze (611 a BGB, MuSchG, SchwbG) und der europäischen Rechtsprechung.
- Handlungsempfehlungen für Arbeitgeber, wie sie das Fragerecht im Rahmen der Personalbeschaffung und im bestehenden Arbeitsverhältnis effektiv einsetzen können, ohne gegen rechtliche Vorgaben zu verstoßen.
- Eine kritische Analyse der aktuellen Rechtsprechung und die Diskussion möglicher Auswirkungen auf die Einstellungspolitik von Unternehmen.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 beleuchtet die aktuelle Bedeutung des Fragerechts im Kontext der Personalbeschaffung. Es wird die Prämisse aufgestellt, dass der Mensch im Unternehmen als entscheidender Erfolgsfaktor betrachtet werden muss und die Optimierung des Humankapitals im Wettbewerb eine zentrale Rolle spielt. Die Arbeit fokussiert auf die Rechte und Pflichten des Arbeitgebers im Hinblick auf das Fragerecht, insbesondere bei der Personalbeschaffung.
Kapitel 2 behandelt die Frage nach der körperlichen Leistungsfähigkeit von Bewerbern. Es werden die verschiedenen Aspekte der körperlichen Leistungsfähigkeit, wie Krankheiten, Behinderungen, Schwangerschaft und Sucht, beleuchtet. Die Offenbarungspflicht des Arbeitnehmers und die Grenzen des Fragerechts werden im Detail erläutert. Kapitel 2.2 und 2.3 befassen sich mit den spezifischen Rechtsproblemen, die sich im Zusammenhang mit der Frage nach der Schwangerschaft und der Schwerbehinderung ergeben.
Kapitel 3 bietet Handlungsempfehlungen für Arbeitgeber, wie sie die Herausforderungen des Fragerechts bewältigen können. Es werden verschiedene Strategien vorgestellt, wie z.B. die Gestaltung der Stellenausschreibung und -beschreibung, der Einsatz von Personalfragebögen, der Einsatz von Substitutionsfragen im Vorstellungsgespräch, die Durchführung von Einstellungsuntersuchungen und die Einholung von Auskünften von Dritten. Das Kapitel behandelt auch das Probearbeitsverhältnis und die korrekte Ablehnung von Bewerbern.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Fragerecht des Arbeitgebers, die körperliche Leistungsfähigkeit, die Personalbeschaffung, die Schwangerschaft, die Schwerbehinderung, die Gleichbehandlung, das Diskriminierungsverbot, das Mutterschutzgesetz, das Schwerbehindertengesetz, die Anfechtung des Arbeitsvertrages, die Kündigung, die Handlungsempfehlungen für Arbeitgeber und die kritische Analyse der aktuellen Rechtsprechung.
- Quote paper
- Marco Hornung (Author), 2001, Das Fragerecht des Arbeitgebers im Hinblick auf die körperliche Leistungsfähigkeit - insbesondere die Fragen nach der Schwangerschaft und der Schwerbehinderteneigenschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9329
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