Die alltägliche Erfahrung im Straßenverkehr zeigt, dass sich längst nicht immer an die vom Gesetzgeber aufgestellten Regeln gehalten wird: So werden einerseits Regeln missachtet oder aber Regeln werden zwar andererseits grundsätzlich anerkannt, jedoch nimmt sich der einzelne Verkehrsteilnehmer einen persönlichen Ermessensspielraum heraus: Beispiele sind hier das Parken im Parkverbot zum einen und eine geringfügige Geschwindigkeitsübertretung zum anderen. Darüber hinaus – auch dies ist eine alltägliche Erfahrung – differiert der Grad der Normbefolgung mit der Rolle, die der einzelne im Straßenverkehr einnimmt: Fußgänger und Radfahrer überqueren beispielsweise eine Straße deutlich häufiger trotz Rotlicht an der Ampel, als dies Autofahrer tun.
Aus diesen alltäglichen Erfahrungen resultieren Fragen, deren Beantwortung im Rahmen dieser Arbeit erfolgen soll: Welche Faktoren bewirken normgemäßes, welche bewirken normwidriges Verhalten im Straßenverkehr und was sind die Gründe hierfür? Und: Welchen Einfluss übt die jeweilige im Straßenverkehr eingenommene Perspektive (als Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer) auf das Verhalten des einzelnen im Straßenverkehr aus bzw. welche Faktoren sind es, die die Unterschiede im jeweiligen Verhalten begründen?
Um diese Fragen zum Verhalten im Straßenverkehr beantworten zu können, müssen zunächst in einem ersten – theoretischen – Teil Grundlagen und Begriffsdefinitionen zum Straßenverkehr dargestellt und erörtert werden, ferner werden Theorien, Ansätze und Modelle vorgestellt und diskutiert, die das Verhalten im Straßenverkehr erklären, wobei in besonderem Maße auf das Rechtswirkungsmodell nach Runde / Giese eingegangen wird.
Daran schließt sich ein zweiter – empirischer – Teil an, der das Forschungsvorhaben thematisiert; im Rahmen einer qualitativen Studie werden Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer zu ihrem Verhalten im Straßenverkehr befragt; die Befragung erfolgt theoriegeleitet anhand eines Interview-Leitfadens, der zuvor über die Operationalisierung des Rechtswirkungsmodells nach Runde / Giese erarbeitet wird. Nach der Erläuterung des Forschungsvorhabens werden die Ergebnisse der Befragung dargestellt, die zuvor aufgestellten Hypothesen und formulierten Fragen überprüft bzw. beantwortet.
Schließlich werden die zentralen Einflussfaktoren unter theoretischen Gesichtspunkten diskutiert, wobei hier mittels eines Exkurses eine Verbindung zum Verkehrsprojekt „Shared Space“ erfolgt.
Inhaltsverzeichnis
- I. THEORETISCHER TEIL
- Einleitung und Fragestellung
- Grundlagen und Begriffsdefinitionen zum normativ beeinflussten Verkehrsverhalten
- Verkehrsverhalten' und Verkehrsteilnehmer
- Normative Einflussmöglichkeiten
- Rechtsnormen im Straßenverkehr
- Normbeachtung und -befolgung
- Perspektiven der Verkehrsteilnehmer
- Autofahrer
- Radfahrer
- Fußgänger
- Theoretische Erklärung des Verhaltens im Straßenverkehr
- Erklärung von Verkehrsverhalten in der Literatur – ein Überblick
- Theorie des geplanten Verhaltens nach Ajzen
- Theorie-Darstellung
- Theorie-Anwendung
- Theorie-Diskussion
- Theorie der Gesetzesbefolgung von Opp / Diekmann
- Theorie-Darstellung
- Theorie-Anwendung
- Theorie-Diskussion
- Rational choice-Modell für abweichendes Verhalten nach Clarke / Cornish
- Theorie-Darstellung
- Theorie-Anwendung
- Theorie-Diskussion
- Fazit
- Das Rechtswirkungsmodell nach Runde / Giese
- Makro-Ebene: Handlungskontexte
- Kommunikationskontext
- Restriktionskontext
- Motivationskontext
- Mikro-Ebene: Entscheidungsmodell
- Präferenzen
- Wahrgenommene Handlungsalternativen
- Wahrgenommene Handlungskonsequenzen der Alternativen
- Erwartete Auftrittswahrscheinlichkeiten der Handlungskonsequenzen
- Nutzenschätzungen
- Brückenkonzept
- Brückenkonzept Teil I: Situationsdefinitionen
- Habit-Situationsdefinitionen
- Frame-bestimmte Situationsdefinitionen
- Offene Situationsdefinitionen
- Restriktionsbedingte Situationsdefinitionen
- Brückenkonzept Teil II: Einflussnahme auf Präferenzen und Nutzenschätzungen
- Präferenzen
- Alternativenevaluationen
- Interventionsebenen im Rechtswirkungsmodell
- Rechtswirkung und -wirksamkeit im Rechtswirkungsmodell
- Anwendung des Rechtswirkungsmodells zur Erklärung des Verhaltens im Straßenverkehr
- II. EMPIRISCHER TEIL
- Forschungsvorhaben
- Ergebnisse
- Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit untersucht die normativen Einflussfaktoren auf das Verkehrsverhalten von Autofahrern, Radfahrern und Fußgängern. Ziel ist es, die unterschiedlichen Perspektiven der Verkehrsteilnehmer zu analysieren und ein umfassendes Verständnis für die Wirkungsweise von Rechtsnormen im Straßenverkehr zu entwickeln. Hierfür werden verschiedene Theorien herangezogen und empirisch geprüft.
- Wirkung von Rechtsnormen auf das Verkehrsverhalten
- Unterschiedliche Perspektiven von Autofahrern, Radfahrern und Fußgängern
- Anwendung theoretischer Modelle zur Erklärung des Verkehrsverhaltens
- Empirische Untersuchung der Einflussfaktoren
- Analyse der Wirksamkeit von Interventionsmaßnahmen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung und Fragestellung: Die Einleitung skizziert die Problematik des normativ beeinflussten Verkehrsverhaltens und formuliert die Forschungsfrage, wie sich Rechtsnormen auf das Verhalten verschiedener Verkehrsteilnehmer auswirken und welche Perspektiven diese einnehmen. Sie begründet die Relevanz des Themas und umreißt den Aufbau der Arbeit.
Grundlagen und Begriffsdefinitionen zum normativ beeinflussten Verkehrsverhalten: Dieses Kapitel liefert grundlegende Definitionen zu „Verkehrsverhalten“ und „Verkehrsteilnehmern“. Es beschreibt verschiedene normative Einflussmöglichkeiten, insbesondere Rechtsnormen, und deren Beachtung bzw. Befolgung. Es werden die unterschiedlichen Perspektiven von Autofahrern, Radfahrern und Fußgängern im Straßenverkehr herausgearbeitet, um ein differenziertes Verständnis für die jeweilige Situation und deren Wahrnehmung zu schaffen. Die Bedeutung von subjektiver Wahrnehmung und Interpretation von Normen wird betont.
Theoretische Erklärung des Verhaltens im Straßenverkehr: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über verschiedene Theorien zur Erklärung von Verkehrsverhalten, darunter die Theorie des geplanten Verhaltens nach Ajzen, die Theorie der Gesetzesbefolgung von Opp/Diekmann und das Rational-Choice-Modell für abweichendes Verhalten von Clarke/Cornish. Der Fokus liegt auf der Anwendung und Diskussion dieser Modelle im Kontext des Straßenverkehrs. Die Stärken und Schwächen der einzelnen Ansätze werden kritisch beleuchtet und ihre Anwendbarkeit auf die Forschungsfrage geprüft.
Das Rechtswirkungsmodell nach Runde / Giese: Hier wird das Rechtswirkungsmodell von Runde/Giese detailliert vorgestellt und seine Komponenten, wie die Makro- und Mikro-Ebene, sowie das Brückenkonzept erläutert. Das Modell dient als theoretisches Fundament für die empirische Untersuchung und bietet einen Rahmen zur Analyse der Wirkungsweise von Rechtsnormen auf das Verkehrsverhalten. Die einzelnen Ebenen des Modells – Handlungskontexte (Kommunikations-, Restriktions- und Motivationskontext) und das Entscheidungsmodell auf Mikro-Ebene – werden ausführlich beschrieben und ihre Bedeutung für die Erklärung des Verhaltens im Straßenverkehr verdeutlicht. Das Kapitel betont die Interaktion zwischen den verschiedenen Ebenen.
Forschungsvorhaben: Dieses Kapitel beschreibt das Studiendesign und die Datenerhebungsmethode, die zur Beantwortung der Forschungsfrage verwendet wurden. Es erläutert die Operationalisierung des Rechtswirkungsmodells und die Erstellung des Interviewleitfadens. Die verwendeten Variablen (abhängige und unabhängige) werden detailliert beschrieben, inklusive der konkreten Fragestellungen im Interview. Hier wird deutlich, wie die theoretischen Konzepte in eine empirisch überprüfbare Form gebracht wurden.
Ergebnisse: Das Kapitel präsentiert die Ergebnisse der empirischen Untersuchung. Es beinhaltet Gruppenvergleiche zwischen Fußgängern, Radfahrern und Autofahrern sowie eine Analyse der normativen Einflussfaktoren im Kontext des Rechtswirkungsmodells. Die Auswertung der Interviews liefert Einblicke in die individuellen Wahrnehmungen und Handlungsweisen der verschiedenen Verkehrsteilnehmer und deren Bezug zu den normativen Rahmenbedingungen. Die Ergebnisse werden systematisch und detailliert dargestellt, wobei die Unterschiede in den Perspektiven der verschiedenen Verkehrsteilnehmer im Vordergrund stehen.
Schlüsselwörter
Straßenverkehr, Verkehrsverhalten, Rechtsnormen, normative Einflussmöglichkeiten, Verkehrsteilnehmer, Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger, Rechtswirkungsmodell, Theorie des geplanten Verhaltens, Theorie der Gesetzesbefolgung, Rational Choice, Empirische Forschung, Interview, Handlungskontexte, Präferenzen, Handlungsalternativen.
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: Normative Einflussfaktoren auf das Verkehrsverhalten
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die normativen Einflussfaktoren auf das Verkehrsverhalten von Autofahrern, Radfahrern und Fußgängern. Das zentrale Ziel ist es, die unterschiedlichen Perspektiven dieser Verkehrsteilnehmer zu analysieren und ein umfassendes Verständnis für die Wirkungsweise von Rechtsnormen im Straßenverkehr zu entwickeln.
Welche Methoden wurden angewendet?
Die Arbeit kombiniert einen theoretischen Teil mit einer empirischen Untersuchung. Im theoretischen Teil werden verschiedene Theorien des Verhaltens, wie die Theorie des geplanten Verhaltens nach Ajzen, die Theorie der Gesetzesbefolgung von Opp/Diekmann und das Rational-Choice-Modell von Clarke/Cornish, vorgestellt und im Kontext des Straßenverkehrs diskutiert. Das Rechtswirkungsmodell von Runde/Giese dient als zentrales theoretisches Fundament für die empirische Analyse. Der empirische Teil beinhaltet die Beschreibung des Studiendesigns, der Datenerhebungsmethode (Interviews) und die detaillierte Darstellung der Ergebnisse.
Welche Theorien werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt verschiedene Theorien zur Erklärung von Verhaltensweisen, insbesondere im Kontext von Normen und Gesetzen. Hierzu gehören die Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen), die Theorie der Gesetzesbefolgung (Opp/Diekmann) und das Rational-Choice-Modell (Clarke/Cornish). Das zentrale theoretische Modell ist jedoch das Rechtswirkungsmodell von Runde/Giese, welches detailliert erläutert und angewendet wird.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in einen theoretischen und einen empirischen Teil. Der theoretische Teil umfasst die Einleitung, die Definition grundlegender Begriffe, die Vorstellung verschiedener Theorien und die detaillierte Beschreibung des Rechtswirkungsmodells. Der empirische Teil beinhaltet die Beschreibung des Forschungsvorhabens, die Präsentation der Ergebnisse und deren Diskussion.
Welche Ergebnisse wurden erzielt?
Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung, basierend auf Interviews, werden im entsprechenden Kapitel detailliert präsentiert. Sie beinhalten Gruppenvergleiche zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmergruppen (Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger) und analysieren die normativen Einflussfaktoren im Kontext des Rechtswirkungsmodells. Die Ergebnisse beleuchten die individuellen Wahrnehmungen und Handlungsweisen der Verkehrsteilnehmer und deren Bezug zu den normativen Rahmenbedingungen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Straßenverkehr, Verkehrsverhalten, Rechtsnormen, normative Einflussmöglichkeiten, Verkehrsteilnehmer, Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger, Rechtswirkungsmodell, Theorie des geplanten Verhaltens, Theorie der Gesetzesbefolgung, Rational Choice, Empirische Forschung, Interview, Handlungskontexte, Präferenzen, Handlungsalternativen.
Welche Perspektiven werden in der Arbeit betrachtet?
Die Arbeit berücksichtigt die unterschiedlichen Perspektiven von Autofahrern, Radfahrern und Fußgängern im Straßenverkehr. Es wird untersucht, wie diese Gruppen Rechtsnormen wahrnehmen, interpretieren und in ihr Verhalten integrieren. Die Bedeutung der subjektiven Wahrnehmung und Interpretation von Normen wird dabei hervorgehoben.
Welche Forschungsfrage wird in der Arbeit behandelt?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie wirken sich Rechtsnormen auf das Verhalten verschiedener Verkehrsteilnehmer aus und welche Perspektiven nehmen diese ein?
- Quote paper
- Fabian Kühne (Author), 2007, Normative Einflussfaktoren auf das Verhalten im Straßenverkehr. Eine Studie zu den Rechtsansichten verschiedener Verkehrsteilnehmer, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93429