Die Bedeutung des Flugblatts "Der Schwede lebet noch" für den Dreißigjährigen Krieg


Hausarbeit (Hauptseminar), 2020

20 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Forschungsstand

3. Historischer Kontext

4. Beschreibung des Flugblatts
4.2 Illustration
4.2 Text

5. Analyse und Interpretation
5.1 Illustration
5.2 Text
5.3 Das Flugblatt insgesamt

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

8. Anhang
8.1 Das Flugblatt „Der Schwede lebet noch“
8.2 Transkription des Textes

1. Einleitung

Was für uns heute Tageszeitungen wie Die Zeit, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Welt oder die Bild -Zeitung sind, war im 17. Jahrhundert das Flugblatt. Auf diese Weise wurde zu jener Zeit Neues und Aktuelles präsentiert. Dazu gehörte neben Politik und Religion auch die Veröffentlichung naturkundlicher Entdeckungen, sowie Kuriositäten aller Art. Durch ihre illustrierte Form waren sie nicht nur dem gebildeten Volk zugänglich, sondern auch dem leseunfähigen Betrachter, der die Botschaft dieser verstehen konnte. Dabei ist auch wichtig zu beachten, dass durch das beschränkte Raumangebot von einer Seite kein Platz für eine ausschweifende Argumentation war. Der Kern der Sache musste deutlich auf den Punkt gebracht werden.1

Auch Gustav II. Adolf von Schweden stand lange Zeit im Fokus von Flugblättern und Flugschriften. Besonders die Nachricht vom Tod des „Löwen aus Mitternacht“ in der Schlacht bei Lützen vom 6. Novemberjul. bzw. 16. Novembergreg. 1632 löste eine Flut von Druckerzeugnissen aus. Sowohl in Zeitungen, als auch in Flugblättern und Flugschriften, wurde sein Tod zum Thema gemacht. Das hier vorliegende Flugblatt „Der Schwede lebet noch“ aus dem Jahr 1633 ist eines von diesen. Doch wenn das Flugblatt vom Tod des Königs handelt, wieso trägt es dann einen solchen Titel? Versucht das Flugblatt gar den Tod des Königs zu leugnen? Oder basiert es einfach auf falschen Informationen? Solche Fragen dürften auch den Betrachtern des Flugblattes als erstes in den Sinn gekommen sein.

Natürlich soll Teil dieser Arbeit sein, dass Flugblatt quellenkritisch zu untersuchen, d.h. es zu beschreiben und daraufhin zu analysieren und interpretieren. Wichtig ist zudem, es in einen größeren Rahmen einzuordnen, es nach seiner Bedeutung für Gustav Adolf und den Dreißigjährigen Krieg zu hinterfragen. Ganz konkret ausgedrückt, soll der Frage nachgegangen werden, was mit dem Flugblatt ausgedrückt werden sollte und welche Bedeutung es für den weiteren Verlauf des Dreißigjährigen Kriegs hatte. In diesem Zusammenhang ist auch die Frage, aus welchen Gründen Gustav Adolf überhaupt in den Dreißigjährigen Krieg eintrat, von Bedeutung, wie sich im Laufe der Arbeit zeigen wird.

Dazu wird im ersten Schritt ein kurzer Forschungsstand über Gustav Adolf gegeben, denn um seine Person ranken sich viele Mythen und Legenden. Danach soll das Flugblatt in den historischen Kontext des Dreißigjährigen Krieges eingeordnet werden. Von Bedeutung ist dabei nicht nur die Zeit vor der Veröffentlichung und um die Schlacht bei Lützen selbst, sondern auch die Zeit danach. Erst dadurch wird die wirkliche Deutung des Flugblattes veranschaulicht. Als letzter großer Teil vor dem abschließenden Fazit soll das Flugblatt selbst im Zentrum stehen. Nach einer Beschreibung sowohl der Illustration als auch des Textes werden die einzelnen Elemente analysiert und interpretiert. Es wird gezeigt, in welchem Kontext Gustav Adolf im Flugblatt gedeutet wird und welche Wirkung dabei erzielt werden sollten.

2. Forschungsstand

Gustav II. Adolf ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten der schwedischen Geschichte. Die vor fast 400 Jahren nach der Schlacht bei Lützen erschaffene Legende vom Retter und Beschützer der deutschen Protestanten hat bis heute Bestand. Flugblätter wie das vorliegende „Der Schwede lebet noch” haben ihren Teil dazu beigetragen. Erst vor wenigen Jahrzehnten begann man den Mythos zu hinterfragen und das Eingreifen von Gustav Adolf auch vor anderen – z.B. machtpolitischen oder ökonomischen – Motiven zu beurteilen.

Der Mythos um Gustav Adolf begann bereits nachdem er in der Schlacht bei Lützen fiel. Proschwedische Druckerzeugnisse versuchten den Tod des Schwedenkönigs umzudeuten, indem sie ihn zum Märtyrer erhoben und ihn mit Christus verglichen, da beide erst durch den Tod den Sieg errungen hatten.2 Doch schon bald nach dessen Tod brach die Herstellung und Verbreitung der Flugblätter dramatisch ein. Ab 1634 ist kein neues pro-schwedisches Flugblatt mehr auffindbar.3 Doch wie die Flugblätter verschwand auch Gustav Adolf selbst für fast 200 Jahre aus der Literatur.

Erst mit Beginn des 19. Jahrhunderts rückte Gustav Adolf wieder ins Blickfeld der Menschen. Es waren ausgerechnet deutsche Schriftsteller wie Friedrich Schiller, Ernst Moritz Arndt oder Friedrich Hölderlin, die Gustav Adolf als deutschen Nationalhelden feierten und ihn mit Martin Luther verglichen. Mit dem 200. Jahrestag der Schlachten von Breitenfeld und Lützen wuchs der Kult um den Schwedenkönig weiter an. Hier nahm auch die Rettertheorie, Gustav Adolf habe allein aus religiösen Motiven in den Dreißigjährigen Krieg eingegriffen, ihren Anfang.4

Obwohl es bereits im 19. Jahrhundert erste kritische Stimmen gab, die Gustav Adolf keine reine religiöse Motivation zur Landung auf Usedom zuschrieben5, blieb dieses positive Bild von ihm weit bis ins 20. Jahrhundert vorherrschend. Ein Beispiel ist hierfür Richard Schmidt, der die Debatte um die Motive von Gustav Adolf mit dem Ergebnis versucht zu beantworten, sein Ziel wäre „die Gleichberechtigung der Bekenntnisse” gewesen.6 Erst nach 1945 nahmen vor allem schwedische Historiker von der in Deutschland entwickelten Retter-These abstand. Sie betonen nun viel mehr die politischen, militärische und ökonomischen Aspekte Gustav Adolfs Handeln.7 Ganz anders in Deutschland. Dort hat Werner Buchholz in einer großangelegten Untersuchung festgestellt, dass bis in die 1980er Jahre in der deutschen Historiographie die religiösen Motive bei Gustav Adolf als Ursache zur Teilnahme am Krieg herangeführt worden seien. Dies unterstreicht er, indem er in Schulbüchern feststellt, dass dort ebenso das religiöse Motiv als Hauptursache angegeben worden seien.8 Nichtsdestotrotz vermerkt Sievers ein Nachlassen vom Kult um Gustav Adolf seit 1945. Wahrscheinlich durch das Hinterfragen von dessen Mythos´ schwindet auch das Interesse in der Öffentlichkeit ans Gustav Adolf. Zu bemerken ist dies u.a. an den Teilnehmerzahlen zu den Feierlichkeiten des Schwedenkönigs in den 1960er Jahren, die zunehmend fallen sind. Auch in den (schwedischen) Zeitungen nimmt das Interesse über Gustav Adolf ab. Zum 350. Todestag 1982 verlor die liberale Zeitschrift Dagens Nyheter kein Wort über ihn, während 1932 noch umfangreich darüber berichtet wurde. In ähnlicher Weise lief es bei der Vgl. Gfrörer, August Friedrich: Geschichte Gustav Adolphs, Stuttgart u.a. 1837, S. 1030ff, nach: Sievers, Rolf B.: Gustav II. Adolf von Schweden, Berlin 2016, S. 245.

Fachzeitschrift Historisk Tidskrift ab, die auch zum 400. Geburtstag des Königs kein Wort über ihn schrieb.9 Auch wenn das Interesse um den Schweden heute geringer ist als noch vor einigen Jahrzehnten, ist die Debatte inhaltlich erweitert worden. Neben den Motiven für die Teilnahme am Krieg steht nun auch die Finanzierung des Krieges und die kriegsfolgebedingten gesellschaftlichen Veränderungen im Fokus der Forschung. Doch trotz neuer Forschungsergebnisse bleibt der Mythos um Gustav Adolf bestehen, vielleicht auch gerade weil keine Einigkeit um seine Absichten und Vorhaben herrscht.10 Einen großen Beitrag dürften Selbstzeugnisse und Druckerzeugnisse aus jener Zeit dazu beigetragen haben.

3. Historischer Kontext

Seit mehr als 10 Jahren herrschte nun ein Krieg, der später als der Dreißigjährige Krieg in die Geschichte eingehen soll. Über die Motive und Ursachen für den 1618 ausgebrochenen Krieg ist bis heute viel geforscht und geschrieben worden.11 Natürlich spielte der Augsburger Religionsfrieden von 1555 sowie seine Auslegung und Auswirkung auf den Konfessionalisierungsprozess eine wesentliche Rolle im mittlerweile allgegenwärtigen Konflikt zwischen Altgläubigen und den vielen neu entstandenen Konfessionen, wie z.B. die verschiedenen Anhänger der Confessio Augustana oder die radikal-reformatorischen Täufer. Weiterhin haben die vielen europäischen Krisenherde eine tragende Rolle gespielt. Überall in Europa hing der Frieden sprichwörtlich am seidenen Faden. Konflikträume herrschten vor allem zwischen Frankreich und Spanien, aber auch im Ostseeraum zischen Dänemark und Schweden sowie innerhalb des Heiligen Römischen Reiches. Viele Tropfen – die Reichsacht über Donauwörth, die Gründung der „Union” und der „katholischen Liga”, der jülich- klevische Erbfolgestreit – haben das Fass immer voller gemacht. Das Fass zum Überlaufen brachte aber der sog. Prager Fenstersturz.

So wie die Ursachen ist auch der Verlauf der ersten Jahre vielfältig. Daher wird der Dreißigjährige Krieg meist auch in vier Phasen eingeteilt, bei der die Bezeichnung den jeweiligen Gegner des Kaisers nennt:12 Von 1618-1623 der böhmisch-pfälzische Krieg, von 1623-1630 der niedersächsisch-dänische Krieg, von 1630-1635 der schwedische Krieg und von 1635-1638 der schwedisch-französische Krieg. Die Ergebnisse im böhmisch-pfälzischen Krieg waren die Niederlage Böhmens und der Kurpfalz gegen die kaiserlichen Truppen sowie die Übertragung der Kurfürsten Würde von der Pfalz auf Bayern, weil der Wittelsbacher Maximilian I. von Bayern an der Seite des Kaisers gekämpft hatte. Doch schnell verschob sich das Kräftegleichgewicht als Dänemark mit (finanzieller) Unterstützung von Frankreich gegen Spanien und den niederländischen Generalstaaten in den Krieg einzog, womit der niedersächsisch-dänische Krieg begann. Damit wurde auch schnell klar, dass sich der zunächst lokale, auf das Heilige Römische Reich begrenzte, rasant auf einen europäischen Krieg ausweitete. Der niedersächsische Reichskreis wählte im März 1625 unter dem Widerstand von Kaiser Ferdinand II. den dänischen König Christian IV. zum Kreisobersten. Weil sich das Unterfangen der Ligaarmee, unter ihrem General Tilly gegen die protestantischen Truppen vorzugehen, als nicht besonders erfolgreich erweis, griff der böhmische Kriegsunternehmer Wallenstein das erste Mal ins Geschehen ein. Mit einer privaten Söldnerarmee von ca. 40.000 Mann konnten die Ligatruppen die protestantischen Dänen bezwingen. Aber anstatt nun mit allen Ständen einen Ausgleich zu finden und den Frieden herbeizuführen, versuchte der Kaiser eine Art Rekatholisierung des ganzen Reiches. Auf dem Höhepunkt seiner Macht erlies Kaiser Ferdinand II. nun ohne die Zustimmung der Kurfürsten das Restitutionsedikt, indem er u.a. die katholische Auslegung des Augsburger Religionsfriedens als verbindlich erklärte und die Protestanten zur Rückgabe aller seit dem Passauer Vertrag von 1552 eingezogenen kirchlichen Güter zwang.

Nun trat eine neue protestantische Großmacht hervor: Schweden. Weil die Spannungen zwischen Dänemark und Schweden zu groß gewesen sind, unterstützen sie die Dänen nicht im niedersächsisch-dänischem Krieg. Nun aber sahen sie durch die großen militärischen Erfolge der kaiserlich-ligistischen Truppen ihre Herrschaftsansprüche auf den Ostseeraum bedroht und befürchteten den Bau einer kaiserlichen Flotte. 1630 setzten die Schweden unter ihrem König Gustav II. Adolf am Tag des 100-jährigem Jubiläums der Confessio Augustana bei heftigem Gewitter nach Mecklenburg auf die Insel Usedom über. Durch eine gewaltige mediale Inszenierung wurde Gustav Adolf als Verteidiger aller Evangelischen im Reich proklamiert, was u.a. die zögerlichen protestantischen Fürsten Sachsens und Brandenburgs endgültig auf die Seite von Gustav Adolf schlug. Als der „Löwe aus Mitternacht”, der das biblische Untier bezwingen sollte, wurde er gefeiert. Obwohl im Mai 1631 noch die mit den Schweden verbündete Stadt Magdeburg in einer verheerenden Niederlage durch kaiserliche Truppen unter der Führung von Tilly und Pappenheim geplündert und total verwüstet wurde, begann von nun an der Siegeszug der Schweden. In einer ersten entscheidenden Schlacht bei Breitenfeld im September 1631 schlugen schwedische und sächsische Truppen gemeinsam ein Ligaheer unter Tilly und Pappenheim.

Während die Sachsen nun Richtung Osten vorgingen und Prag einnahmen, marschierte Gustav Adolf Richtung Süden und Westen. Er eroberte Stadt um Stadt, so z.B. Erfurt, Würzburg und das Rheinland. Im April 1632 unterlagen erneut die kaiserlichen Truppen den Schweden in der Schlacht bei Reine, bei der auch Tilly Tage später seinen Verletzungen erlag, bis Gustav Adolf schließlich die Stadt München einnahm.

Durch die schwedischen Erfolge erkannte der Kaiser schnell, dass er gezwungen war, sich an seinen 1630 abgesetzten Feldherrn Wallenstein zu wenden. Dieser war im Besitz einer Privatarmee mit einer Stärke von ungefähr 20.000 Mann, das untätig an der böhmischen Grenze lagerte. Nur unter massiven Zugeständnissen konnte der Kaiser Wallenstein davon überzeugen, wieder am Krieg teilzunehmen. Schnell machte sich sein Eingreifen bezahlt. Nachdem er Gustav Adolfs Verbündete Sachsen aus Böhmen vertreiben und Prag einnehmen konnte, standen sich Wallenstein und Gustav Adolf am 3. und 4. September 1632 erstmals bei Nürnberg gegenüber. Vergeblich versuchte der Schwedenkönig mit seinen zahlenmäßig unterlegenen Truppen das feindliche Lager zu stürmen. Nach der Niederlage zog sich Gustav Adolf zurück, sodass Wallenstein nun gen Norden und nach Sachsen marschierte. Johann Georg von Sachsen bat die Schweden um Hilfe, sodass es am 6. Novemberjul. bzw. 16. Novembergreg. 1632 zur Schlacht bei Lützen kam, in der Gustav Adolf seinen Tod fand. Trotz dessen Verlust konnten die Schweden aber einen knappen Sieg davontragen.13 Dennoch bleiben auch die Umstände, unter denen der Löwe aus Mitternacht fiel, scheinbar bis heute ein Mythos. Hat er im dichten Nebel der Schlacht einfach die Orientierung verloren, sodass er zu nah an die kaiserlichen Truppen heranrückte?14 Ist er gar einem Mordanschlag zum Opfer gefallen, welches gezielt vom Kaiser geplant wurde?15 Oder könnte es auch Verrat gewesen sein?16

Ob als Mord geplant oder nicht, so gingen die Kämpfe dennoch weiter. Hoffnungen, dass mit dem Ende des Lebens vom Schwedenkönig auch ein Ende des Krieges erreicht sei, wurden schnell zunichte gemacht. Im Gegenteil, denn unter der Führung ihres Kanzlers Oxenstierna gingen die Kämpfe weiter. Und obwohl die Schweden Anfang September 1634 in der Schlacht bei Nördlingen geschlagen wurden, ging der Krieg durch den offenen Kriegseintritt Frankreichs noch bis zum 1648 geschlossenen Westfälischen Frieden weiter. Dort wurden die konfessionelle Teilung und Gleichberechtigung des Augsburger Religionsfriedens bestätigt. Diese Gleichstellung sollte sich auch rechtlich widerspiegeln. Daher wurden evangelische Vertreter in verschiedene amtliche Institutionen aufgenommen. So spiegelte sich die konfessionelle Parität u.a. im Reichskammergericht, dem Reichshofrat sowie Teilen der Reichsstädte.17

4. Beschreibung des Flugblatts

Das vorliegende Flugblatt mit dem Titel “Der Schwede lebet noch” stammt aus dem Jahr 1633 wahrscheinlich aus Sachsen18. Es handelt sich um einen Kupferstich, dessen Hintergrund radiert wurde. Die Abmessung des Flugblattes beträgt ca. 37cm x 26,7cm, die der Illustration ca. 14,2cm x 24cm.19 Wie viele andere Flugblätter ist auch dieses Flugblatt grob in zwei Teile geteilt. Den oberen Teil des Flugblatts ziert neben dem Titel noch eine Illustration. Die untere Hälfte wird von einem Text eingenommen.20 Dieser ist in zwei Spalten zu 31 bzw. 30 Versen geschrieben und scheint einem Versmaß zu folgen, wahrscheinlich dem Alexandriner. Umrahmt ist fast das gesamte Flugblatt – außer links und rechts von der Illustration – mit einer Art Rosenverzierung. Diese befindet sich auch als doppelte Ausführung zwischen den beiden Spalten des Textes.

4.2 Illustration

Den Mittelpunkt der Illustration bildet Gustav Adolf, der auf einem gekrönten Felsen steht, während er von unruhigem Wellengang umgeben ist. In seiner rechten Hand hält er ein mit Zweigen – es könnten sowohl Öl- als auch Lorbeerzweige sein – umhülltes Schwert hoch. Auch mit seiner linken Hand umgreift er etwas. Es scheint eine Art Stab, möglicherweise ein Marschallstab, zu sein. Neben ihm, ebenfalls auf gekrönten Felsen, befinden sich das schwedische Wappen (rechts von ihm), sowie das Wappen des Kurfürstentum Sachsen (links von ihm). Über Gustav Adolf schweben zwei kleine Engel mit Palmzweigen und setzen ihm einen Lorbeerkranz auf den Kopf. Es macht den Eindruck, als würden Engel und Wappen eine Art Triumphbogen über Gustav Adolf bilden. Während er in seiner siegreichen Pose steht, wird von einer personifizierten Kraft, eine Art Windgesicht, aus dem oberen linken Bildrand Wind bzw. Sturm über die Szenerie geweht. Links von ihm lauert der siebenköpfige Drache der Apokalypse aus der Offenbarung des Johannes, der die Tiara trägt. Im Hintergrund läuft zur gleichen Zeit eine Schlachtszene, die bereits Tote bzw. Verwundete gefordert hat. Es scheint, als würde die linke Streitmacht die rechte Streitmacht in die Flucht schlagen, die versucht, panisch zu fliehen.

4.2 Text

Die beiden Textspalten sind in Anordnung, Metrik und Inhalt genau aufeinander abgestimmt. In der ersten Spalte beklagen, noch untermauert durch die Überschrift „Trawer Posten”, die Frauen „Famose”, „Uranose” und die christliche „Sulamitin” den Tod des Schwedenkönigs Gustav Adolf. Dieser wird dort als Simson und Makkabäer bezeichnet. Erst die Frau „Melpole, die Trostmeisterin” verkündet: „Der Schwede lebet noch” und er noch so lange leben wird, „bis er den Garauß hat dem Pabst und dem Pabsttum geben”. Der Sinn und Zweck der zweiten Spalte wird schnell durch die Überschrift „Frewden Post” deutlich. Sie dient der Überwindung des irdischen Todes von Gustav Adolf. Die Frauen „Mnemose” und „Uranose” proklamieren das Weiterleben der Sache von Gustav Adolf. Die Frau „Mechthilde” stellt ihn sogar in den heilsgeschichtlichen Zusammenhang mit Judas Makkabäus.

[...]


1 Liemandt, Frank: Die zeitgenössische literarische Reaktion auf den Tod des Königs Gustav II. Adolf von Schweden, Frankfurt am Main 1998, S. 17.

2 Ebd., S. 134f. Siehe auch Zschoch, Hellmut: Größe und Grenzen des „Löwen von Mitternacht“: Das Bild Gustav Adolfs in der populären protestantischen Publizistik als Beispiel religiöser Situationswahrnehmung im Dreißigjährigen Krieg, in: Zeitschrift für Theologie und Kirche 91/1 (Februar 1994), S. 25-50, S. 44.

3 Paas, John Roger: The Changing Image of Gustavus Adolphus on German Broadsheets, 1630-3, in: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 59 (1996), S. 205-244, S. 244.

4 Sievers, Rolf B.: Gustav II. Adolf von Schweden – Erinnerungskultur und Legendenbildung im 19. Und 20. Jahrhundert, in: Brandt, Peter/ Daum, Werner/ Horn, Miriam (Hrsg.): Der skandinavische Weg in die Moderne. Beiträge zur Geschichte Norwegens und Schwedens vom Spätmittelalter bis ins 20. Jahrhundert, Berlin 2016, S. 239-262, S. 243-245.

5 Nach Gfrörer soll Gustav Adolf sogar das Motiv zum Griff nach der Kaiserkrone zugesprochen haben.

6 Zit. nach Schmidt, Richard: Gustav Adolf: Die Bedeutung seiner Erscheinung für die europäische Bevölkerung und für den deutschen Volksgeist, in: Zeitschrift für Politik 22 (1933), S. 701-719, S. 716. Die Literatur ist inhaltlich kritisch vor dem zeitgenössischen Hintergrund zu betrachten.

7 Sievers, Rolf B.: Gustav II. Adolf von Schweden, Berlin 2016, S. 258. Siehe auch Buchholz, Werner: Der Eintritt Schwedens in den Dreißigjährigen Krieg in der schwedischen und deutschen Historiographie des 19. und 20. Jahrhunderts, in: Historische Zeitschrift 245/2 (Oktober 1987), S. 291-314.

8 Ebd., S. 292.

9 Sievers, Rolf. B.: Gustav II. Adolf von Schweden, Berlin 2016, S. 254f.

10 Ebd., S. 258−262.

11 Für einen groben Überblick über Ursachen und Ausbruch des Krieges gibt es eine Vielzahl kleinerer Bücher. Für eine Auswahl, die auch im Folgenden verwendet wurden, siehe: Müller, Hans-Joachim: Der Dreißigjährige Krieg. Leben und Überleben im konfessionellen Zeitalter, Stuttgart 2015. Offenberg, Ulrich: Der 30-jährige Krieg, München 2011. Schormann, Gerhard: Der Dreißigjährige Krieg, Göttingen 1985.

12 Die Unterteilung ist nach Müller, Hans-Joachim: Der Dreißigjährige Krieg, Stuttgart 2015, S. 66.

13 Harms, Wolfgang [u.a.]: Die Sammlung der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Kommentierte Ausgabe, Bd. 2: Historica, München 1980, S. 305.

14 Fuller, John F. C.: Die Entscheidungsschlachten der westlichen Welt, Tübingen 2004, S. 213.

15 Sievers, Rolf B.: Gustav II. Adolf von Schweden, Berling 2016, S. 241.

16 Offenberg, Ulrich: Der 30-jährige Krieg, München 2011, S. 117.

17 Müller, Hans-Joachim: Der Dreißigjährige Krieg, Stuttgart 2015, S. 102f.

18 Harms, Wolfgang [u.a.]: Die Sammlung der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel, Bd. 2: Historica, München 1980, S. 305.

19 Pfeffer, Maria: Flugschriften zum Dreißigjährigen Krieg. Aus der Häberlin-Sammlung der Thurn- und Taxisschen Hofbibliothek, Frankfurt a. M. [u.a.] 1993, S. 172.

20 Eine von mir transkribierte Version wurde dem Anhang beigefügt.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Bedeutung des Flugblatts "Der Schwede lebet noch" für den Dreißigjährigen Krieg
Hochschule
Universität Trier
Note
1,0
Jahr
2020
Seiten
20
Katalognummer
V937942
ISBN (eBook)
9783346267191
ISBN (Buch)
9783346267207
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Dreißigjähriger Krieg, Frühe Neuzeit, Gustav Adolf, Schweden, katholische Kirche, Portestanten, Reformation
Arbeit zitieren
Anonym, 2020, Die Bedeutung des Flugblatts "Der Schwede lebet noch" für den Dreißigjährigen Krieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/937942

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