Lange herrschte die Meinung vor, die ethnische Identität würde durch andere Bezugspunkte ersetzt. Letztlich würden sich die nachfolgenden Migrantengenerationen irgendwann als vollständige und gleichberechtigte Angehörige der Mehrheitsgesellschaft fühlen. Diese Rechnung ist nicht aufgegangen. Zunehmend ist eine Ablehnung der Mehrheitsgesellschaft zu beobachten, die sich in Verweigerung, Rückzug oder Aggression äußert. Eigene kulturelle Welten entstehen und stehen vermehrt im Gegensatz zu den Werten der Mehrheitsgesellschaft. Vor allem die nachfolgende Migrantengeneration erträgt die erfahrene Diskriminierung und Ablehnung nicht mehr still wie ihre Eltern und Großeltern, sie haben den Spieß umgedreht. Die Mehrheitsgesellschaft die Sie als „Kanaken“ beschimpft hat, wird jetzt im Gegenzug mit „Scheiß Kartoffel“ tituliert. Deutsche haben keinen Stolz, keine Ehre, sind immer unzufrieden. Diese Prozesse wirken vor allem dort verstärkt, wo das „Deutschsein“ zur Minderheitsposition wird.
Diese Arbeit versucht anhand der Theorie zur sozialen Gruppe zu ergründen,warum die aktive Ablehnung der Mehrheitsgesellschaft, die negative Etikettierung der „Fremdgruppe Deutsch“ neben den Prozessen der Gruppeneingrenzung eine zunehmend zu beobachtende Strategie der Bewältigung der Minderheitenposition ist? Auch die Rolle, die die Mehrheitsgesellschaft in diesem Prozess spielt, soll deutlich werden. Letztlich soll es auch darum gehen, inwieweit die Strategie von Erfolg gekrönt ist, welche anderen Möglichkeiten es gibt und welche gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen durch die Strategien entstehen
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Beziehungen zwischen Sozialen Gruppen
- 2.1 Soziale Gruppe- Definition und Begriff
- 2.2 Soziale Kategorisierungsprozesse
- 2.3 Die Theorie der sozialen Identität (SIT)
- 2.3.1 Soziale Identität
- 2.3.2 Sozialer Vergleich und sozialer Wettbewerb
- 2.3.3 Strategien
- 2.4 Zusammenfassung
- 3. Ethnizität als Unterscheidungsmerkmal sozialer Gruppen
- 3.1 Ethnizität - Definition und Begriff
- 3.2 Ethnische Gruppen
- 3.2.1 Ethnische Minderheiten
- 3.2.2 Begriffsprobleme
- 3.3 Fremdethnisierung als Strategie des sozialen Wettbewerbs
- 3.4 Zusammenfassung
- 4. Der soziale Vergleich-Dimensionen und Ergebnisse
- 4.1 Schulische und Berufliche Bildung
- 4.1.1 Schulart
- 4.1.2 Schulabschlüsse
- 4.1.3 Berufliche Ausbildung
- 4.1.4 Diskriminierung auf dem Bildungssektor
- 4.2 Arbeit und Einkommen
- 4.2.1 Stellung im Beruf
- 4.2.2 Arbeitslosigkeit
- 4.2.3 Einkommenssituation und Sozialleistungen
- 4.2.4 Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt
- 4.3 Wohnsituation
- 4.3.1 Wohndichte
- 4.3.2 Mietbelastung
- 4.3.3 Wohnumfeld/Räumliche Segregation
- 4.3.4 Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt
- 4.4 Zusammenfassung
- 5. Der Umgang mit den Ergebnissen, Die Strategien
- 5.1 Die erste Generation
- 5.2 Die nachfolgenden Generationen
- 5.2.1 Individuelle Mobilität
- 5.2.2 Soziale Kreativität
- 5.2.3 Direkter Sozialer Wettbewerb
- 5.3 Folgen, Grenzen und Möglichkeiten der Strategien
- 5.4 Besondere Strategen: Die türkische Minderheit
- 5.5 Zusammenfassung
- 6. Sozialer Wettbewerb und Integration
- 6.1 Das Integrationsmodell Hartmut Essers
- 6.1.1 Folgen für die kulturelle Assimilation
- 6.1.2 Folgen für die strukturelle Assimilation
- 6.1.3 Folgen für die soziale Assimilation
- 6.1.4 Folgen für die identifikative Assimilation
- 6.2 Konsequenzen für integrationspolitische Maßnahmen
- 6.3 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht Ethnisierungsprozesse sozialer Gruppen in Deutschland, insbesondere die Entstehung und Aufrechterhaltung ethnischer Grenzen und deren Auswirkungen auf den sozialen Wettbewerb. Die Arbeit analysiert, wie soziale Kategorien konstruiert und verwendet werden, um soziale Ungleichheiten zu reproduzieren und zu legitimieren.
- Soziale Kategorisierung und Ethnisierung
- Soziale Identität und sozialer Wettbewerb
- Strategien der Bewältigung sozialer Ungleichheiten
- Integrationsmodelle und -politische Maßnahmen
- Der Einfluss von Medien und öffentlichen Diskursen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Ausgangspunkt der Arbeit: zunehmende Debatten über Integrationsschwierigkeiten ethnischer Minderheiten in Deutschland und die medial inszenierten Begriffe wie „Rütlischule“ oder „Ehrenmorde“. Sie stellt die Fragestellung auf, warum die automatische Integration und Assimilation von Migranten nicht stattfindet und wie ethnische Grenzen kreiert und benutzt werden.
2. Beziehungen zwischen Sozialen Gruppen: Dieses Kapitel definiert den Begriff der sozialen Gruppe und beschreibt Prozesse der sozialen Kategorisierung. Es führt die Theorie der sozialen Identität (SIT) ein, erklärt soziale Identität, sozialen Vergleich und sozialen Wettbewerb und erläutert verschiedene Strategien, die Gruppen im sozialen Wettbewerb anwenden.
3. Ethnizität als Unterscheidungsmerkmal sozialer Gruppen: Dieses Kapitel definiert den Begriff der Ethnizität und beschreibt die Herausbildung ethnischer Gruppen, insbesondere ethnischer Minderheiten. Es analysiert die Rolle der Fremdethnisierung als Strategie des sozialen Wettbewerbs.
4. Der soziale Vergleich-Dimensionen und Ergebnisse: Dieses Kapitel präsentiert empirische Daten zum sozialen Vergleich zwischen deutschen und nichtdeutschen Gruppen in Bezug auf Bildung, Arbeit, Einkommen und Wohnsituation. Es beleuchtet Diskriminierungserfahrungen in diesen Bereichen.
5. Der Umgang mit den Ergebnissen, Die Strategien: Dieses Kapitel untersucht die Strategien, die von verschiedenen Generationen von Migranten im Umgang mit den Ergebnissen des sozialen Vergleichs angewendet werden, wie individuelle Mobilität, soziale Kreativität und direkter sozialer Wettbewerb. Die Strategien der türkischen Minderheit werden besonders hervorgehoben.
6. Sozialer Wettbewerb und Integration: Dieses Kapitel analysiert das Integrationsmodell von Hartmut Esser und seine Konsequenzen für die kulturelle, strukturelle, soziale und identifikative Assimilation. Es diskutiert die Implikationen für integrationspolitische Maßnahmen.
Schlüsselwörter
Ethnizität, soziale Gruppen, soziale Identität, sozialer Wettbewerb, Integration, Assimilation, Diskriminierung, Migranten, Ethnisierungsprozesse, soziale Ungleichheit, Integrationspolitik, soziale Kategorisierung, Parallelgesellschaften.
Häufig gestellte Fragen zur Magisterarbeit: Ethnisierungsprozesse sozialer Gruppen in Deutschland
Was ist der Gegenstand der Magisterarbeit?
Die Magisterarbeit untersucht Ethnisierungsprozesse sozialer Gruppen in Deutschland. Im Fokus stehen die Entstehung und Aufrechterhaltung ethnischer Grenzen und deren Auswirkungen auf den sozialen Wettbewerb. Analysiert wird, wie soziale Kategorien konstruiert und verwendet werden, um soziale Ungleichheiten zu reproduzieren und zu legitimieren.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Soziale Kategorisierung und Ethnisierung, soziale Identität und sozialer Wettbewerb, Strategien der Bewältigung sozialer Ungleichheiten, Integrationsmodelle und -politische Maßnahmen sowie den Einfluss von Medien und öffentlichen Diskursen. Konkret werden Beziehungen zwischen sozialen Gruppen, Ethnizität als Unterscheidungsmerkmal, sozialer Vergleich in verschiedenen Dimensionen (Bildung, Arbeit, Wohnen), Strategien verschiedener Migrantengenerationen und das Integrationsmodell von Hartmut Esser untersucht.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und was ist ihr Inhalt?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Kapitel 1 (Einleitung) beschreibt den Ausgangspunkt der Arbeit und stellt die Forschungsfrage. Kapitel 2 (Beziehungen zwischen Sozialen Gruppen) definiert soziale Gruppen und führt die Theorie der sozialen Identität (SIT) ein. Kapitel 3 (Ethnizität als Unterscheidungsmerkmal) definiert Ethnizität und analysiert Fremdethnisierung. Kapitel 4 (Sozialer Vergleich) präsentiert empirische Daten zum sozialen Vergleich zwischen deutschen und nichtdeutschen Gruppen. Kapitel 5 (Strategien) untersucht Strategien von Migrantengenerationen im Umgang mit sozialer Ungleichheit. Kapitel 6 (Sozialer Wettbewerb und Integration) analysiert das Integrationsmodell von Hartmut Esser und dessen Konsequenzen für die Integrationspolitik.
Welche Schlüsselbegriffe sind zentral für die Arbeit?
Zentrale Schlüsselbegriffe sind: Ethnizität, soziale Gruppen, soziale Identität, sozialer Wettbewerb, Integration, Assimilation, Diskriminierung, Migranten, Ethnisierungsprozesse, soziale Ungleichheit, Integrationspolitik, soziale Kategorisierung und Parallelgesellschaften.
Welche Methodik wird angewendet?
Die genaue Methodik wird im Text nicht explizit genannt, jedoch lässt sich aus dem Inhalt schließen, dass neben theoretischen Ausführungen (z.B. SIT) auch empirische Daten zum sozialen Vergleich herangezogen werden. Die Analyse fokussiert auf die Konstruktion und Verwendung sozialer Kategorien und deren Einfluss auf soziale Ungleichheiten.
Welche konkreten Beispiele werden genannt?
Die Arbeit erwähnt medial inszenierte Begriffe wie „Rütlischule“ oder „Ehrenmorde“ als Auslöser für die Auseinandersetzung mit Integrationsfragen. Die Strategien der türkischen Minderheit werden als Beispiel für den Umgang mit den Ergebnissen des sozialen Wettbewerbs hervorgehoben. Empirische Daten zum sozialen Vergleich beziehen sich auf Bildung, Arbeit, Einkommen und Wohnsituation.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Die Arbeit richtet sich an ein akademisches Publikum, das sich mit den Themen Ethnizität, soziale Ungleichheit, Integration und Migration auseinandersetzt. Sie ist relevant für Sozialwissenschaftler, Soziologen und Politikwissenschaftler.
Wo finde ich die vollständigen Ergebnisse der Studie?
Die vollständigen Ergebnisse sind in der Magisterarbeit selbst enthalten, welche hier nur in Form einer Übersicht dargestellt wird. Der Zugriff auf die vollständige Arbeit ist nicht über diese FAQ möglich.
- Quote paper
- Rieke Leemhuis (Author), 2007, Kanaken und Kartoffeldeutsche - Ethnisierungsprozesse sozialer Gruppen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93872