In der Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit aus Sicht der Diplomatiegeschichte belegbar davon gesprochen werden kann, dass es in den Jahren 1875 bis 1885 einer Maxime der bismarckschen Außen- und Bündnispolitik entsprochen habe, ein mögliches Bündnis zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich zu schließen oder zumindest eine relativ dauerhafte und stabile politische Annäherung zu erreichen.
Zum besseren Verständnis und einer entsprechenden Kontextualisierung der Problemstellung ist es jedoch erforderlich, die geostrategische Ausgangslage auf dem europäischen Kontinent einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Zeitlich beginnt diese Arbeit mit der Beendigung des Deutsch-Französischen Krieges im Jahr 1871 und seinen Folgen für die Politik im Konzert der fünf europäischen Großmächte, in welchem fortan das Deutsche Reich die Rolle Preußens einnahm, welches nunmehr in diesem aufgegangen war. Das Jahr 1875 bezieht sich hierbei hingegen auf den etwaigen Beginn des Prozesses, der zur fraglichen Entwicklung einer Annäherung geführt haben könnte. In der logischen Konsequenz der Verwirklichung der kleindeutschen Lösung unter preußischer Hegemonie kam Mitteleuropa von da an eine geopolitische, wirtschaftliche und strategische Bedeutung als Großregion zu, die von den umgebenden Staaten nicht länger marginalisiert werden konnte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die außenpolitischen und diplomatischen Rahmenbedingungen Europas zu der Zeit Otto von Bismarcks als Reichskanzler
- Die Etablierung und Konsolidierung der Dritten Republik
- Der innenpolitische Konflikt zwischen Monarchisten und Republikanern
- Die geostrategische und außenpolitische Lage Frankreichs zwischen 1873 und 1885 und die Krieg-in-Sicht-Krise
- Das Bismarck-Bild als "ehrlicher Makler"
- Bismarck auf dem Berliner Kongress
- Bismarck und Jules Ferry: Die deutsche Unterstützung der französischen Kolonialpolitik
- Zusammenfassung und Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit die bismarcksche Außenpolitik zwischen 1875 und 1885 auf ein mögliches Bündnis zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich zielte oder zumindest eine Annäherung anstrebte. Die Arbeit analysiert die geostrategische Situation in Europa nach dem Deutsch-Französischen Krieg und beleuchtet die Herausforderungen für die Etablierung und Konsolidierung der Dritten Republik in Frankreich.
- Die geostrategische Lage Europas nach dem Deutsch-Französischen Krieg
- Die Etablierung und Konsolidierung der Dritten Republik in Frankreich
- Die Rolle Bismarcks als "ehrlicher Makler" in der europäischen Diplomatie
- Das deutsch-französische Verhältnis im Kontext von Kolonialpolitik
- Die Herausforderungen für die bismarcksche Außenpolitik im Spannungsfeld zwischen Deutschland, Frankreich und anderen europäischen Mächten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und skizziert die Forschungsfrage der Seminararbeit. Sie beleuchtet die geostrategische Situation in Europa nach dem Deutsch-Französischen Krieg und stellt die besonderen Herausforderungen für die Etablierung und Konsolidierung der Dritten Republik heraus. Das erste Kapitel widmet sich den außenpolitischen und diplomatischen Rahmenbedingungen Europas während Bismarcks Kanzlerschaft. Es beschreibt die Komplexität der internationalen Beziehungen nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges, insbesondere die Folgen des Vertrages von Frankfurt, die Absetzung Elsass-Lothringens, die Reparationszahlungen und die Spannungen im deutsch-französischen Verhältnis. Zudem wird die Rolle der Balkanhalbinsel und der europäischen Kolonialisierung beleuchtet.
Das zweite Kapitel fokussiert sich auf die Etablierung und Konsolidierung der Dritten Republik in Frankreich. Es analysiert den innenpolitischen Konflikt zwischen den Monarchisten und Republikanern und geht auf Bismarcks Einflussnahme aus außen- und staatspolitischer Sicht ein. Darüber hinaus wird die geostrategische und außenpolitische Lage Frankreichs untersucht, wobei die internen und externen Faktoren sowie die Revanchebestrebungen im Kontext von Elsass-Lothringen besondere Bedeutung haben.
Das dritte Kapitel erörtert die Rolle Frankreichs aus der Perspektive der deutschen Außenpolitik und untersucht die bismarcksche Diplomatie hinsichtlich ihrer Konstanz oder Situationsabhängigkeit. Es stellt die Frage, ob Bismarcks Diplomatie gegenüber Frankreich langfristigen Maßgaben folgte oder eher von erratischen und situationsbedingten Entscheidungen geprägt war.
Kapitel vier analysiert das Bild Bismarcks als "ehrlicher Makler". Es geht auf die Beweggründe seiner Politik des Ausgleichs ein und beleuchtet, ob es tatsächlich um eine Anerkennung des jungen Nationalstaates oder vielmehr um die Durchsetzung deutscher Interessen ging.
Das fünfte Kapitel betrachtet das Verhältnis zwischen Bismarck und dem französischen Außenminister Jules Ferry und zeigt, dass die deutsch-französischen Beziehungen nach dem Deutsch-Französischen Krieg nicht allein von Revanchebestrebungen und Machtpolitik geprägt waren, sondern auch andere diplomatische Signale enthielten.
Schlüsselwörter
Die Seminararbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen der europäischen Außenpolitik, Diplomatie, Machtpolitik, Bündnissysteme, Geostrategie, Nationalismus, Kolonialismus, Frankreich, Deutschland, Otto von Bismarck, Jules Ferry, Elsass-Lothringen, Krieg-in-Sicht-Krise, "ehrlicher Makler", "alliance franco-allemande".
- Arbeit zitieren
- Robert Samuel Langner (Autor:in), 2018, Die Frankreichpolitik Bismarcks 1875 bis 1885, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/941874