Leseprobe
I Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Adoleszenz
3 Soziale und Psychosoziale Entwicklung
4 Entwicklungsaufgaben
5 Peergroup
5.1 Bedeutung der Peergroup
5.2 Bedeutung des sozialen Status und deren Messung
5.3 Peerstatus als Verursacher von Entwicklungsrisiken
5.4 Aufnahme romantischer Beziehungen
5.5 Einfluss der Eltern auf die Peerbeziehungen
6 Diskussion
II Literaturverzeichnis
Zusammenfassung
Während dem Übergang von der Kindheit zur Jugend gewinnt der Kontakt zu den Gleichaltrigen zunehmend an Bedeutung. Die Pubertät ist eine Phase der Identitätsfindung der Jugendlichen. Sie lösen sich in dieser Phase von ihren Eltern ab. Gerade in dieser Zeit sind die Gleichaltrigen ein wichtiger Bezugspunkt. Der Status, den die Jugendlichen in ihrer Gleichaltrigengruppe haben, hat große Auswirkung auf die Entwicklung des Charakters. Auch die Aufnahme von romantischen Beziehungen spielen eine wichtige Rolle zur Weiterentwicklung und haben verschiedene Wirkungen auf den Status in der Gleichaltrigengruppe. Dass der Kontakt zu Gleichaltrigen wichtig ist und dabei hilft die eigene Identität zu entwickeln, thematisiert auch Havighurst (1952) in seinem Konzept der Entwicklungsaufgaben. Außerdem hat die frühkindliche Bindungserfahrung Auswirkungen auf die Jugendlichen in Bezug auf das Verhalten gegenüber der Gleichaltrigengruppe.
In der folgenden Arbeit wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit die männliche Form verwendet. Sie bezieht sich auf Personen beiderlei Geschlechts.
1 Einleitung
In dieser wissenschaftlichen Arbeit wird die Bedeutung der Peergroup in der Adoleszenz thematisiert. Peergroup bedeutet Gleichaltrigengruppe. Jugendliche erleben in der Pubertät viele geistige und körperliche Veränderungen (Konrad & König, 2018, S.2). Sie verbringen zunehmend Zeit mit ihren Freunden und erleben die ersten romantischen Beziehungen. Gegenüber ihren Eltern haben sie kleinere Meinungsverschiedenheiten und haben Geheimnisse vor ihnen. Die Jugendlichen streben nach Selbstständigkeit und lösen sich von ihren Eltern ab. (Grob & Jaschinski, 2003, S.67) Sie machen sich Gedanken, welche Rolle sie in ihrer Gleichaltrigengruppe einnehmen und wie sie von anderen wahrgenommen werden (Siegler, Eisenberg, DeLoache & Saffran, 2016, S. 501). Der Status in der Gleichaltrigengruppe sowie deren Messung ist ein Themenpunkt dieser wissenschaftlichen Arbeit. Des Weiteren wird die Auswirkung des Peerstatus auf die Entwicklung der Jugendlichen betrachtet. Die Eltern-Kind-Beziehung prägt den Jugendlichen bezüglich des Verhaltens gegenüber den Gleichaltrigen und hat Auswirkung auf den Status des Kindes in der Gruppe (Siegler, Eisenberg, DeLoache & Saffran, 2016, S.510). Im Bezug auf die Problemfrage werden romantische Beziehungen und deren Wirkung auf die Peergroup analysiert. Vorab werden die drei Phasen in der Adoleszenz thematisiert, da die Bedeutung der Peergroup sich mit den Phasen ändert. Havighurst stellt den Kontakt zu Gleichaltrigen in seinem Konzept der Entwicklungsaufgaben dar. Daher ist dies neben dem Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung des Menschen von Erikson ein weiterer Schwerpunkt dieser Arbeit, um anschließend die Bedeutung der Peergroup für die Jugendlichen zu analysieren.
2 Adoleszenz
Adoleszenz stammt von dem lateinischen Wort „adolescere“ ab, dies bedeutet übersetzt „heranwachsen“. Sie bezeichnet das Übergangsstadium der Entwicklung des Menschen von der Kindheit bis hin zum vollständigen Erwachsensein. Der Beginn des Jugendalters ist markiert durch das Eintreten der Geschlechtsreife. Die Länge der Jugendphase wird von sozioökonomischen, gesellschaftlichen und kulturellen Faktoren beeinflusst. (Konrad & König, 2018, S.2) Adoleszenz ist nicht gleichbedeutend mit Pubertät, da diese nur auf die biologischen Veränderungen bezogen ist. Jedoch ist sie eine Voraussetzung für die Adoleszenz. „Die Adoleszenz beschreibt […] einen psychosozialen Prozess, der unter anderem die Integration in die Gesellschaft, eine selbstständige Lebensweise und die Identitätsentwicklung umfasst“ (ebd.).
Gegliedert wird die Adoleszenz in die frühe, mittlere und späte Adoleszenz. Die frühe Adoleszenz findet im Alter von 10-13 Jahren statt und befasst sich hauptsächlich mit der pubertären Entwicklung. Im Alter von 14-17 Jahren ist die mittlere Phase der Adoleszenz und im Zeitraum von 17-20 Jahren die späte Adoleszenz. Hier erleben die Jugendlichen einen Übergang in das junge Erwachsenenalter. (Konrad & König, 2018, S.3)
3 Soziale und Psychosoziale Entwicklung
In der Psychologie versteht man unter der sozialen Entwicklung die Veränderung eines Menschen in Bezug auf andere Menschen oder Gruppen. Sie beinhaltet zum Beispiel die Entwicklung sozialkognitiver Prozesse oder das Verhalten gegenüber Peers. Die soziale Entwicklung kann man also als Aufbau bestimmter Fähigkeiten, als Auseinandersetzung mit bestimmten Entwicklungsaufgaben und als Veränderung der kognitiven Repräsentation sozialer Gegebenheiten zusammenfassen. (Stangl, 2019)
Eric Homburg Erikson (1902-1994) entwickelte ein Stufenmodell zur Darstellung der psychosozialen Entwicklung des Menschen. Er stellte dies in einem Spannungsfeld zwischen Bedürfnissen und Wünschen des Individuums und den sich im Laufe der Entwicklung verändernden Anforderungen der Umwelt dar. Dieses Stufenmodell hat zehn Stufen, welche beim Kleinkindalter beginnen und bis ins hohe Erwachsenenalter reichen. Eine dieser Stufe ist die psychosoziale Krise. Diese unterteilte er in acht weitere Krisen: 1. Vertrauen gegen Misstrauen, 2. Autonomie gegen Scham/Zweifel, 3. Initiative gegen Schuldgefühl, 4. Werksinn gegen Minderwertigkeitsgefühl, 5. Identität gegen Identitätsdiffusion, 6.Intimität/Solidarität gegen Isolation, 7. Generativität gegen Stagnation und 8. Integrität gegen Verzweiflung. Für jede dieser Krisen formulierte er verschiedene Entwicklungsaufgaben, die positiv oder negativ bewältigt werden müssen. Für die Entwicklung einer gesunden Persönlichkeit muss jede dieser Krise erfolgreich bewältigt werden, ansonsten kann es zu Problemen in der Persönlichkeitsentwicklung kommen. (Flammer, 2017, S. 96f.)
In der Adoleszenz spielt besonders Krise fünf, Identität versus Identitätsdiffusion, eine wichtige Rolle. Der Jugendliche soll seine eigene Identität finden, indem er zum Beispiel seine Bezugspersonen infrage stellt. Aber auch die Rolle in der Gleichaltrigengruppe, sowie die Auseinandersetzung mit dem anderen Geschlecht ist ein wichtiger Faktor für die Identitätsfindung. Die Identitätsbildung gelingt besser, wenn man in den vorherigen Phasen positive Erfahrungen gesammelt hat und dadurch ein gesundes Selbstvertrauen besitzt. Wenn dies nicht der Fall war, kommt es zu einer Identitätsdiffusion, denn der Jugendliche hat keine Identität entwickelt. Dies führt laut Erikson zu Zurückweisung. Menschen, die dies betrifft, ziehen sich oft von der Gesellschaft zurück und schließen sich meist Gruppen an, die ihnen eine gemeinsame Identität bieten. (Lohaus & Vierhaus, 2010, S. 12 f.)
4 Entwicklungsaufgaben
Robert James Havighurst entwickelte das Konzept der Entwicklungsaufgabe. In diesem Konzept legt er dar, dass Menschen im Verlauf des Lebens verschiedenen Problemen gegenüberstehen, die es zu bewältigen gilt.
Eine Entwicklungsaufgabe ist eine Aufgabe, die sich in einer bestimmten Lebensperiode des Individuums stellt. Ihre erfolgreiche Bewältigung führt zu Glück und Erfolg, während Versagen das Individuum unglücklich macht, die Ablehnung durch die Gesellschaft bewirkt und zu Schwierigkeiten bei der Bewältigung späterer Aufgaben führt (Havighurst, 1952, zitiert nach Rossmann, 2012, S.155).
Havighurst unterscheidet die Entwicklungsaufgaben in drei verschiedene Quellen: physische Reife, gesellschaftliche Erwartungshaltung und individuelle Zielsetzung.
Unter physischer Reife versteht Havighurst das Akzeptieren der neuen körperlichen Gestalt, der Erwerb der Geschlechterrollen und ein geschlechtsspezifisches Verhalten. Zu der gesellschaftlichen Erwartungshaltung gehört der Aufbau neuer und verantwortungsbewusster Beziehungen zu Gleichaltrigen, sowie die emotionale Ablösung von den Eltern. Des Weiteren spielt die Vorbereitung auf einen beruflichen Werdegang und die Vorbereitung auf die Gründung auf ein Ehe- und Familienleben eine wichtige Rolle. Zu der Quelle der individuellen Zielsetzung gehören das Erlangen eines sozial-verantwortungsvollen Verhaltens, sowie die Entwicklung einer Ideologie, in dem man verschiedene Werte und ein ethisches System erlangt. (Kölbl, 2013. S. 27f.)
5 Peergroup
5.1 Bedeutung der Peergroup
Der Begriff Peers bedeutet „Menschen gleichen Alters und gleichem Status“ (Siegler, Eisenberg, DeLoache & Saffran, 2016, S. 485).
Somit bedeutet Peergroup Gruppe von Gleichaltrigen. Bei Kindern und Jugendlichen übernehmen Peergroups wichtige Sozialisationsfunktionen und dienen der Emanzipation vom Elternhaus. Die Peergroup „kann zur Identitätsfindung beitragen, indem sie Identifikationsmöglichkeiten, Lebensstile und Bestätigung für Selbstdarstellung bietet“. (ebd.) Des Weiteren wirkt sich die Peergroup „förderlich auf die Kontakt - und Kooperationsfähigkeit aus, sowie für das Verständnis sozialer Regeln und auf die Moralentwicklung der Jugendlichen“ (Rossmann, 2012, S.159). Sie testen zusammen in diesem Gruppenverband ihre eigenen Grenzen aus, lernen den Umgang miteinander, erproben soziale Verhaltensweisen und erfahren den Übergang ins Erwachsenensein in einem geschützten Rahmen. Das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Gruppe wird unter anderem durch den eigenen Sprachstil der Peergroup oder auch die individuelle Kleidung verstärkt, um sich demonstrativ von der Welt der Erwachsenen abzugrenzen (Rossmann, 2012, S. 159 f.). Die Jugendlichen erzählen ihren Eltern immer weniger, zeitgleich aber steigt die Enthüllungsbereitschaft gegenüber Freunden. Dies kann jedoch zum Problem werden, wenn eine Freundschaft in Streit auseinandergeht und die Geheimnisse eines Peers erzählt werden, um mehr Aufmerksamkeit zu erlangen (Grob & Jaschinski, 2003, S.74).
Allerdings hat die Peergroup auch negative Seiten, denn sie bestimmt den Zeitpunkt des ersten Drogenkonsums, wie zum Beispiel den Genuss von Zigaretten, Marihuana oder Alkohol. Ebenso ist sie mit verantwortlich für das Risikoverhalten der Jugendlichen, da diese unter einem starken Gruppenzwang stehen und somit für die Gruppenzugehörigkeit Risiken, beispielsweise Alkohol-und Drogenkonsum oder Mutproben, auf sich nehmen. Diese riskanten Verhaltensweisen sind für die meisten Jugendlichen der einzige Weg, um von der Bezugsgruppe akzeptiert zu werden und eine eigene Identität innerhalb der Gruppe aufzubauen (Siegler, Eisenberg, DeLoache & Saffran, 2016, S. 498). In der letzten Phase der Adoleszenz nimmt die Bedeutung der Zugehörigkeit zur Peergroup ab und die Zunahme der Bedeutung der Zweierbeziehungen steigt (Lohaus &Vierhaus, 2010, S. 215).
5.2 Bedeutung des sozialen Status und deren Messung
Soziometrischer Status bedeutet, „ein Messwert für das Ausmaß, in dem Kinder von der gesamten Gruppe ihrer Peers mehr oder weniger gemocht werden“ (Siegler, Eisenberg, DeLoache & Saffran, 2016, S. 501). Die Einteilung des soziometrischen Status erfolgte durch die Befragung von Jugendlichen, klassifiziert nach Coie und Dodge 1988 (ebd.). Der Status in der Peergroup wird in fünf verschiedenen Gruppen eingeteilt: die beliebten Peers, die abgelehnten Peers, die ignorierten Peers, die kontroversen Peers und die durchschnittlichen Peers. Die beliebten Peers, sind meistens kooperativ, gesellig, verständnisvoll und denken zumeist positiv. Die abgelehnten Peers werden in zwei Gruppen unterteilt. Zum einem die Gruppe der aggressiv-abgelehnten Peers. Diese zeichnen sich aus durch Charaktereigenschaften wie Aggressivität, Feindlichkeit und Kriminalität. In der anderen Gruppe sind die verschlossen-abgelehnten Peers. Diese sind oft schüchtern und isolieren sich von den Gleichaltrigen. Die ignorierten Peers zeigen wenige Verhaltensweisen, die sie von den anderen Peers unterscheiden. Sie werden meist deshalb ignoriert, weil sie in der Peergroup nicht auffallen. Daher bemerken sie, dass sie von der Peergroup weniger Unterstützung erhalten. Dennoch fürchten sie sich nicht vor sozialer Interaktion mit Gleichaltrigen. Die kontroversen Peers haben einen hohen Status in ihrer Gleichaltrigengruppe. Sie werden von vielen Peers gemocht und von vielen überhaupt nicht gemocht. Daher haben sie die Charaktereigenschaften der beliebten und abgelehnten Peers. Sie sind gerne der Gruppenführer, aber wirken auf andere Peers auch sehr arrogant. (Siegler, Eisenberg, DeLoache & Saffran, 2016, S. 501ff.)
5.3 Peerstatus als Verursacher von Entwicklungsrisiken
Der Peerstatus hat verschiedene Auswirkungen auf die Entwicklung der Peers. Allerdings treten bei beliebten Peers keinerlei Entwicklungsrisiken auf, da sie ein Gefühl von Selbstsicherheit durch die Beliebtheit in der Gruppe erfahren. Des Weiteren sind sie sozial kompetenter, weniger aggressiv und erbringen bessere schulische Leistungen.
Die abgelehnten Peers ziehen sich aus der Gruppe zurück und tendieren zu internalisierenden Verhaltensweisen wie Einsamkeit und Depressionen. Des Weiteren haben sie oft Minderwertigkeitsgefühle und entwickeln Lernstörungen. (Waldheim, 2014, S.77) Externalisierende Verhaltensweisen, wie zum Beispiel Aggressivität, Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörungen sind weitere Auswirkungen des Peerstatus (Siegler, Eisenberg, DeLoache & Saffran, 2016, S. 504). Bei den Peers, welche von der Gruppe vernachlässigt werden, kommt es zu Schwierigkeiten bei der Entwicklung von Selbstvertrauen und ihnen fehlt die Entwicklung des Einfühlungsvermögens. Sie entwickeln internalisierende Verhaltensweisen, wie zum Beispiel Essstörungen. Hingegen kommt es bei den kontroversen Peers zu einer Entwicklung von Aggressivität. (Lohaus & Vierhaus, 2010, S. 213 f.)
5.4 Aufnahme romantischer Beziehungen
Havighurst stellt in seinem Konzept der Entwicklungsaufgaben die reifere Beziehung der Jugendlichen zu beiderlei Geschlechtern, die Übernahme der weiblichen beziehungsweise männlichen Geschlechterrolle und das Üben und Vorbereiten auf das Familien - und Eheleben dar (siehe Kapitel 4). Somit ist die Aufnahme einer romantischen Beziehung Teil der Entwicklungsaufgabe in der Adoleszenz. Brown entwickelte im Jahr 1999 ein Konzept, indem er auf vier Phasen in einer romantischen Beziehung aufmerksam macht, die im Zeitraum der Adoleszenz beginnen und im frühen Erwachsenenalter enden. Die erste Phase ist die „Initation“. Diese Phase findet in der frühen Adoleszenz statt. Die Jugendlichen nehmen kurze Beziehungen auf, um soziale Kompetenzen einzuüben und eine eigene Identität zu entwickeln. Dabei lassen sie sich von ihren Peers beraten beziehungsweise sehen sie diese als Vorbild an. In der mittleren Phase beginnt die „Statusphase“. Die Jugendlichen empfinden es in dieser Phase als wichtig, einen Partner zu haben um in der Peergroup an Status und Anerkennung zu gewinnen. Während der späten Adoleszenz beginnt nach dem Konzept von Brown die Affektphase, welche „Affection“ genannt wird. Diese Phase kennzeichnet die emotionale und sexuelle Befriedigung durch eine Partnerschaft. Die „Bonding“ Phase findet im jungen Erwachsenenalter statt. Hierbei wird eine dauerhafte Partnerschaft aufgebaut mit der Option einer späterer Familiengründung. (Vierhaus & Wendt, 2018, S.152) Es wird deutlich, dass sich die Qualität der romantischen Beziehungen bis zum Ender der Adoleszenz verändert. Die Eltern und Freunde sind nicht mehr die wichtigsten Unterstützungspartner, sondern der romantische Partner übernimmt diese Funktion. Des Weiteren ist die romantische Beziehung von großer Bedeutung, da die Jugendliche lernen ihre Emotionen zu regulieren und Konflikte zu lösen. Dies ist eine wichtige Basis für die späteren Liebesbeziehungen im Erwachsenenalter. (Seiffge-Krenke, 2018, S.108)
Die Peergroup spielt besonders in der mittleren Phase der Adoleszenz eine wichtige Rolle beim Kennenlernen der potenziellen romantischen Partner. Eine gemischtgeschlechtliche Peergroup stellt den idealen Platz zum Kennenlernen dar. Denn die Jugendlichen können im Schutz von engen Freunden Annährungsversuche starten. (Seiffge-Krenke, 2018, S.120) Die anderen Peers unterstützen bei der Vorbereitung der Dates in Bezug auf die Wahl der Kleidung oder tauschen Erfahrungen zum Thema Intimität miteinander aus (Seiffge-Krenke, 2009, 138f.). Da die ersten Beziehungen oft von kurzer Dauer sind, kommt es zu Trennungen, wobei die Jugendlichen sich untereinander Trost spenden. In diesem Fall sind Eltern nicht mehr die Bezugspersonen. (Seiffge-Krenke, 2018, S.120)
5.5 Einfluss der Eltern auf die Peerbeziehungen
„Die Bindungstheorie behauptet, dass es von der sicheren oder unsicheren frühen Bindung eines Kindes an die Eltern abhängt, wie seine zukünftige soziale Kompetenz und die Qualität seiner Beziehungen mit anderen, einschließlich Gleichaltrigen, beschaffen sein wird“ (Siegler, Eisenberg, DeLoache & Saffran, 2016, S.510). Somit stellten die Bindungstheoretiker fest, dass sicher gebundene Kinder eine positive soziale Erwartung an ihre Mitmenschen entwickeln. Sie interagieren mit ihren Mitmenschen und machen positive Erfahrungen mit interessierten Bezugspersonen und erlernen somit das aufeinander eingehen in Gesprächen. Die Kinder sind begeisterungsfähig und emotional positiv eingestellt. Diese Eigenschaften machen einen positiven Eindruck auf die Peers. Die Eltern solcher Kinder sind meist warmherzig und sprechen mit ihren Kindern über Gefühle, somit entwickeln diese meist ein hohes Maß an Sympathie und Einfühlungsvermögen. Wenn die Eltern ihre Kinder vernachlässigen, kann sich dies auf die Peerbeziehung auswirken, da die Kinder keine positiven Erfahrungen sammeln konnten. Somit sehen sie ihre Peers als feindlich an, beziehungsweise ziehen sie sich zurück und meiden den Kontakt zu Gleichaltrigen. Darüberhinaus fühlen sie sich in Konfliktsituation allein gelassen und bekommen keine Hilfe beim Lösen von Konflikten “. (Siegler, Eisenberg, DeLoache & Saffran, 2016, S.510ff.)
[...]