Das Ziel dieser Arbeit ist es, den Zusammenhang zwischen den individuellen Staatszielen und der Handhabung der Volksbildung zu analysieren um der Frage nachzugehen, ob die Gestaltung der Volksschulen in Preußen und Russland trotz ihrer verschiedenartigen Anlage als Maßnahme der Sozialdisziplinierung verstanden werden kann.
In den letzten Jahren erfuhr besonders der Aspekt der Dreigliedrigkeit unseres Schulsystems eine erhöhte Aufmerksamkeit – oft verbunden mit dem Vorwurf einer fehlenden sozialen Durchlässigkeit. Insbesondere die Hauptschule, die Nachfahrin der Volkschule, kämpft verstärkt mit ihrem negativen Image. „Die Hauptschule hat sich mehr und mehr zu einer sogenannten Restschule entwickelt“ bilanzierte eine Vertreterin der Bildungsgewerkschaft GEW im Jahr 2019. Um ein besseres Verständnis für die Anforderungen an grundlegende Schulbildung und die Situation des heutigen Schulsystems zu bekommen, ist es sinnvoll, an seine Ursprünge zurückkehren.
Aus heutiger Sicht kann die preußische Schulpolitik des 18. Jahrhunderts als prägende Epoche für die Etablierung des gegenwärtigen deutschen Schulsystems betrachtet werden. Bereits 1787 äußerte sich Karl Abraham von Zedlitz, Erziehungsminister von Preußen, in seiner Schrift Vorschläge zur Verbesserung preußischer Schulen wie folgt über das ideale Schulsystem:
„Wenn der Schulunterricht den Endzweck haben soll, die Menschen besser und für ihr bürgerliches Leben brauchbar zu machen, so ist es ungerecht, den Bauer wie ein Tier aufwachsen, ihn einige Redensarten, die ihm nie erklärt werden, auswendig lernen zu lassen; (…) Folglich ergeben sich drei Abteilungen aller Schulen des Staates, nämlich: 1) Bauern-, 2) Bürger- und 3) Gelehrte Schulen.“
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsbestimmungen und historiographische Bewertungslage
- Aufgeklärter Absolutismus
- Sozialdisziplinierung
- Volksbildung und Volksschule
- Absolutistische Herrscher im Vergleich
- Friedrich II.
- Ausgangssituation
- Selbstverständnis und Staatsziel
- Katharina II.
- Ausgangssituation
- Selbstverständnis und Staatsziel
- Wesentliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede
- Volksschulen als Staatsveranstaltung in Preußen und Russland
- Preußen
- Preußens langer Weg zur Volksbildung
- Die Volksschule unter Friedrich II.
- Umsetzung & Herausforderung
- Wunsch und Wirklichkeit
- Russland
- Russlands steiniger Weg zur Volksbildung
- Die Volksschule unter Katharina II.
- Umsetzung & Herausforderung
- Wunsch und Wirklichkeit
- Wesentliche Gemeinsamkeiten und berechtigte Unterschiede
- Die Volksschule als Instrument der Sozialdisziplinierung?
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit analysiert den Zusammenhang zwischen den individuellen Staatszielen aufgeklärter Monarchen des 18. Jahrhunderts und ihrer Handhabung der Volksbildung. Dabei wird untersucht, ob die Gestaltung der Volksschulen in Preußen und Russland als Maßnahme der Sozialdisziplinierung verstanden werden kann.
- Die Rolle des aufgeklärten Absolutismus in der Gestaltung des Bildungswesens
- Die Entwicklung und Umsetzung des Volkschulwesens in Preußen und Russland
- Der Einfluss der Staatsziele Friedrichs II. und Katharinas II. auf die Bildungsreformen
- Die Herausforderungen bei der Umsetzung der Volksschulpolitik
- Der Vergleich der Volksschulen in Preußen und Russland hinsichtlich ihrer Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die Relevanz der preußischen Schulpolitik des 18. Jahrhunderts für das heutige deutsche Schulsystem. Außerdem werden die Ziele und Schwerpunkte der Arbeit vorgestellt.
- Begriffsbestimmungen und historiographische Bewertungslage: Dieses Kapitel definiert die zentralen Begriffe „aufgeklärter Absolutismus", „Sozialdisziplinierung" und „Volksschule" und stellt ihre historiographische Rezeption dar.
- Absolutistische Herrscher im Vergleich: Hier werden die Lebensläufe und Staatsziele von Friedrich II. und Katharina II. vorgestellt. Außerdem werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Herrschern und ihren Regierungen hervorgehoben.
- Volksschulen als Staatsveranstaltung in Preußen und Russland: In diesem Kapitel wird die Entstehung und Entwicklung der Volksschulsysteme in Preußen und Russland unter Berücksichtigung der individuellen Absichten der Monarchen skizziert. Zudem wird die Umsetzung der Volksschulpolitik unter Berücksichtigung möglicher Herausforderungen analysiert.
- Die Volksschule als Instrument der Sozialdisziplinierung?: Dieses Kapitel befasst sich mit der Frage, inwieweit die staatliche Volksschulpolitik in Preußen und Russland als Instrument der Sozialdisziplinierung verstanden werden kann.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen des aufgeklärten Absolutismus, der Sozialdisziplinierung und der Volksbildung. Dabei werden die Bildungsreformen von Friedrich II. in Preußen und Katharina II. in Russland im Kontext ihrer individuellen Staatsziele analysiert. Die Arbeit befasst sich insbesondere mit der Rolle der Volksschule als Instrument der Staatsführung und ihrer potenziellen Funktion als Instrument der Sozialdisziplinierung.
- Arbeit zitieren
- Kristina von Kölln (Autor:in), 2020, Europas aufgeklärte Monarchen des 18. Jhd. als Pädagogen. Die Volksschule als Instrument der Sozialdisziplinierung in Preußen und Russland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/948621