Civic Journalism, was verbirgt sich hinter diesem amerikanischen Phänomen der 1990er Jahre?
Übersetzt ins Deutsche heißt es soviel wie `bürgerlicher Journalismus`. In der etwas weiteren Übersetzung als ,,ein Journalismus mit und für den Bürger" offenbart sich die Philosophie, die dahinter steht. Synonyme Bezeichnungen wie Public Journalism oder Community Journalism zeigen weitere Grundideen. Die Medien und im besonderen die Presse arbeitet mit und für die Öffentlichkeit und die Gemeinschaft der Bürger.
Doch ist Journalismus nicht immer an seine Rezipienten und damit in einer Demokratie wie in den USA an die Bürger gerichtet? So sollte es im Idealfall der Presse - und Medienarbeit sein, allerdings hat sich diese ursprüngliche Rollenverteilung heute sichtlich verschoben. Aus dem ,,watch dog" ist vielfach ein ,,attack dog" geworden, Medien, die sich über Skandal- und Sensationsberichte profilieren, ohne dabei hinterfragen, ob dies unbedingt den Menschen bei der Bewältigung ihrer Aufgaben als Bürger hilft. Wenn man als Leser oder Fernsehzuschauer über die beiden extremsten Gegenpositionen hinsichtlich eines Themas oder Ereignisses informiert wird, so ist diese bipolare Berichterstattung in den wenigsten Fällen geeignet, sich eine realisierbare und ausgewogene Meinung zu einem Themas zu bilden. Bildlich gesprochen sind die zumeist vorgestellten Seiten (schwarz und weiß) zu radikal, um die Mehrheit der Menschen zu überzeugen. Die konsensausgerichteten Zwischenmeinungen, (die Grautöne), werden selten beleuchtet. Begründung - wo liegt deren aufsehenerregender Konflikt- und damit Nachrichtenwert?
Ein Anliegen des Civic Journalism ist es, genau diese Zwischentöne mit einzubeziehen, in der Auffassung der ,,Public Journalists" hat ein Thema nicht nur zwei Seiten sondern meist noch mindestens eine mehr. Und der Rezipient hat ein Recht darauf, auch davon zu erfahren, um sich seine Meinung, die konstituierend für eine funktionierende Demokratie ist, bilden zu können.
Das Ziel der folgenden Arbeit ist die kritische Betrachtung, inwieweit die Bewegung des Civic Journalism dieser selbstgesetzten Aufgabe gerecht wird, welche Mittel eingesetzt werden und mit welchem Erfolg.
Im ersten Teil werden die Ursachen, die zu der Entwicklung und Verbreitung dieses Berichterstattungsstils im amerikanischen Mediensystem geführt haben, analysiert. Im folgenden soll das dahinterstehende Konzept, was genau ist Civic Journalism, und was ist das andere oder neue daran, beleuchtet werden[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Eingrenzung - Versuch einer Definition
- Hintergründe
- Hutchinson Kommission
- Situation der amerikanischen Presse
- Gesellschaftliche und politische Einflussfaktoren
- Die Philosophie dahinter
- Grundannahmen
- Reaktion auf die Situation Anfang der 1990er Jahre
- Ziele
- Mittel und Wege
- Kritische Betrachtung
- Beispielhafte Initiativen und Projekte – The Pew Trusts
- The Pew Center
- The Madison Project
- Civic Journalism in der internationalen Perspektive
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert kritisch die Bewegung des Civic Journalism im amerikanischen Mediensystem. Es wird untersucht, inwieweit die Bewegung ihrer selbstgesetzten Aufgabe gerecht wird, welche Mittel eingesetzt werden und mit welchem Erfolg. Zudem werden die Ursachen für die Entstehung und Verbreitung dieses Berichterstattungsstils beleuchtet.
- Die Entstehung und Verbreitung des Civic Journalism im amerikanischen Mediensystem
- Die Philosophie des Civic Journalism und seine Abgrenzung zu traditionellem Journalismus
- Die kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept des Civic Journalism
- Die konkrete Vorgehensweise und Arbeit des Civic Journalism anhand der Initiative der Pew Trusts
- Die internationale Perspektive des Civic Journalism und seine mögliche Relevanz für andere Mediensysteme
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung definiert den Begriff des Civic Journalism und stellt die Grundphilosophie dieser Bewegung vor. Sie beschreibt den Wandel vom traditionellen "watch dog" zum "attack dog" im Journalismus und die damit verbundene Notwendigkeit einer neuen Art von Berichterstattung, die stärker auf die Bedürfnisse der Bürger ausgerichtet ist. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Bewegung des Civic Journalism kritisch zu betrachten und deren Relevanz für das amerikanische Mediensystem zu analysieren.
Der zweite Teil der Arbeit behandelt die Hintergründe des Civic Journalism. Es werden die Erkenntnisse des Hutchinson Reports von 1947 beleuchtet, die bereits auf die Notwendigkeit einer freien und verantwortungsvollen Presse hingewiesen haben. Zudem wird die Situation der amerikanischen Presse Anfang der 1990er Jahre analysiert und die gesellschaftlichen und politischen Einflussfaktoren, die zur Entstehung des Civic Journalism beigetragen haben, aufgezeigt.
Im dritten Kapitel wird die Philosophie des Civic Journalism näher beleuchtet. Es werden die Grundannahmen, Ziele und Mittel dieser Bewegung vorgestellt. Darüber hinaus werden die kritischen Stellungnahmen gegenüber dem Civic Journalism erläutert.
Der vierte Teil der Arbeit befasst sich mit Beispielhaften Initiativen und Projekten im Rahmen des Civic Journalism, wobei der Fokus auf den Pew Trusts und dem „We the people/Winsconsin\" Projekt liegt.
Schlüsselwörter
Civic Journalism, Public Journalism, Community Journalism, amerikanischer Journalismus, Medienreform, Bürgerbeteiligung, Dialog, Interaktivität, Objektivität, Ausgewogenheit, Bürgernähe, Demokratie, Pew Trusts, We the people/Winsconsin Projekt
- Quote paper
- Katja Beitat (Author), 2001, Civic Journalism. Die Revolution im amerikanischen Journalismus?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9490