Der Haarwasserfabrikant Gottfried Biedermann wird am Abend vom arbeitslosen Schwergewichtsringer Josef Schmitz besucht. Er bittet um Übernachtung, jedoch verweigert sie ihm Biedermann. Aber als Schmitz eine fast schon bedrohliche Haltung einnimmt und sagt, dass er sich auch mit einem Dachboden zufriedengeben würde, stimmt Biedermann zu.
Er freundet sich mit dem unerwünschten Gast an, nachdem dieser den Fabrikanten wegen seiner "Menschlichkeit" und "sozialen Gefühls" gelobt hat. Am nächsten Morgen verlässt Schmitz nicht, wie verabredet, die Wohnung, vielmehr steht er plötzlich mit einem Herrn Eisenring da, der nun ebenfalls auf dem Dachboden Quartier bezieht.
In der Nacht rollen die beiden Benzinfässer auf den Dachboden, was Herrn Biedermann sehr beunruhigt, schließlich haben sich in letzter Zeit die Fälle von Brandstiftungen in seiner Heimatstadt beängstigend vermehrt. Die beiden unheimlichen Gesellen können Biedermann dadurch beschwichtigen, dass sie ihn wegen seiner "Menschlichkeit" rühmen. Seinen Untergebenen gegenüber ist Herr Biedermann allerdings weniger menschlich. Er hat seinen Angestellten Knechtling, weil jener an seiner Erfindung, die in Biedermanns Unternehmen verwertet wird, finanziell beteiligt sein wollte. Nach seiner Kündigung hat Knechtling Selbstmord begangen. Biedermann weigert sich schroff, dessen nun mittellose Familie zu unterstützen.
1. Autor:
Geboren 1911 in Zürich, bedeutender Dramatiker der Gegenwart, studierte Germanistik und später Architektur, war Journalist, früheren Werke vielen der Buchverbrennung zum Opfer, war mehrere Jahre lang Schriftsteller und Architekt gleichzeitig,, gab das Architekturbüro aber auf;
2. Werke:
Biedermann und die Brandstifter Die chinesische Mauer
Homo Faber
Stiller
Mein Name sei Gantenbein
Andorra
3. Entstehung und Einordnung:
Drama, 1958, Gegenwartsliteratur. Uraufführung: 29.3.1958
4. Zeit und Ort der Handlung:
Gegenwart, Stube und Dachboden bei Biedermann
5. Inhalt:
Der Haarwasserfabrikant Gottfried Biedermann wird am Abend vom arbeitslosen Schwergewichtsringer Josef Schmitz besucht. Er bittet um Übernachtung, jedoch verweigert sie ihm Biedermann. Aber als Schmitz eine fast schon bedrohliche Haltung einnimmt und sagt, daß er sich auch mit einem Dachboden zufriedengeben würde, stimmt Biedermann zu.
Er freundet sich mit dem unerwünschten Gast an, nachdem dieser den Fabrikanten wegen seiner ,,Menschlichkeit" und ,,sozialen Gefühls" gelobt hat. Am nächsten Morgen verläßt Schmitz nicht, wie verabredet, die Wohnung, vielmehr steht er plötzlich mit einem Herrn Eisenring da, der nun ebenfalls auf dem Dachboden Quartier bezieht.
In der Nacht rollen die beiden Benzinfässer auf den Dachboden, was Herrn Biedermann sehr beunruhigt, schließlich haben sich in letzter Zeit die Fälle von Brandstiftungen in seiner Heimatstadt beängstigend vermehrt. Die beiden unheimlichen Gesellen können Biedermann dadurch beschwichtigen, daß sie ihn wegen seiner ,,Menschlichkeit" rühmen. Seinen Untergebenen gegenüber ist Herr Biedermann allerdings weniger menschlich. Er hat seinen Angestellten Knechtling, weil jener an seiner Erfindung, die in Biedermanns Unternehmen verwertet wird, finanziell beteiligt sein wollte. Nach seiner Kündigung hat Knechtling Selbstmord begangen. Biedermann weigert sich schroff, dessen nun mittellose Familie zu unterstützen.
Dagegen tut der Fabrikant alles, um seine Gäste bei guter Laune zu halten. Er gibt ihnen zu Ehren ein großes Essen in der Hoffnung, sie würden dann nicht auf den Gedanken kommen, die Benzinfässer anzuzünden. Schmitz und Eisenring genießen fröhlich das Essen, so daß Herr Biedermann nicht glauben kann, er können es vielleicht doch mit Brandstiftern zu tun haben. Selbst als die beiden Gesellen ihn um Streichhölzer fragen, redet sich Herr Biedermann ein, das sei eine ganz Harmlose Bitte. Als Schmitz und Eisenring gehen wollen, läßt Herr Biedermann sie nicht aus dem Haus, bis sie damit einverstanden waren, sich zu duzen. Er glaubt nämlich, daß sie ihn, wenn sie vielleicht doch Brandstifter sind, verschonen werden, weil sie doch jetzt Freunde sind. Wenig später brennt aber dennoch sein Haus und bald sinkt die ganze Stadt in Schutt und Asche.
,,Nachspiel":
Herr und Frau Biedermann finden sich nach der Katastrophe in der Hölle wieder. Hier treffen sie Herr Schmitz als Beelzebub und Herrn Eisenring als Teufel. Letztere kommt gerade wieder vom Himmel zurück, zudem er aus Verhandlungszwecken gereist war, denn die wirklichen Verbrecher kämen nicht in seine Hölle sondern in den Himmel, der all diese begnadigt. Eisenring befiehlt also dem Chor das Höllenfeuer zu löschen, denn er weigert sich noch irgendeinen armen Sünder, der nichts wirklich Schweres verbrochen hat, aufzunehmen. (Streik => Biedermann kommt nicht in die Hölle)
Biedermann verlangt entrüstet, in den Himmel zu kommen, er fordert Wiedergutmachung, denn er sein ein Opfer. Seinen Protest schließt er mit den Worten: ,,Ich verbitte mir das Getue wegen einer Katastrophe. Katastrophen hat's immer gegeben!" Die Teufel aber kehren auf die Erde zurück, um von neuem ihr Unwesen zu treiben.
6. Interpretation:
Es handelt sich hier um ein politisches Stück (historische Grundlagen: Machtergreifung Hitlers, kommunistischer Umsturz in der ehemaligen CSSR 1948)
,,Biedermann und die Brandstifter" ist ein Modell für die Gefährlichkeit der politischen Dummheit des Bürgers, der sich als Mitläufer zum Schuldigen macht. Er will nur seine ,,Ruhe" => permanente Selbstberuhigung, verlogene Eitelkeit
Biedermann = einerseits brutaler, profitgieriger Kapitalist (Verhalten gegenüber Knechtling), andererseits Feigling, der mit Stärkeren, Mächtigeren paktiert. Biedermann verkörpert geradezu den Typus eines vermeintlich korrekten Menschen (siehe Name!). Hinter einer friedfertigen Maske versteckt er seine Brutalität
Schmitz = Er gibt sich Biedermann gegenüber sentimental, was ihn nicht daran hindert, diese Fassade gelegentlich zu durchbrechen und regelrecht unverschämt zu erden. Er versucht Mitleid zu erwecken und zieht alle Register seines Könnens, um zum Ziel zu gelangen (2. Szene: Eingeschnappten)
Eisenring = Dieser benimmt sich übertrieben unterwürfig, doch hinter diesem Verhalten verbirgt sich eine geradezu freche Ironie
Chor = Kommentar nach Vorbild der griech. Tragödie
Die warnenden Feuerwehrmänner (Chor) kommen immer zu spät
Dr. Phil. = Typus des intellektuellen, der zu spät erkennt, daß die Brandstifter nicht wegen einer Ideologie, sondern nur aus Freude an Zerstörung handeln
,,Lehrstück ohne Lehre" = Untertitel verrät Pessimismus des Autors, mit diesem Theater eine politische Wirkung erzielen zu können (vgl. Brecht).
Nachspiel: keine Einsicht Biedermanns, will Wiedergutmachung.
Dennoch will Frisch die Menschen zu bewußter politischer Besinnung führen: ,,Wer sich nicht mit Politik befaßt, hat die politische Parteinahme, die er sich ersparen möcht, bereits vollzogen: er dient der herrschenden Partei."
Biedermann möchte sich nicht mit dem Gedanken abfinden, daß die beiden ,,Eindringlinge" Brandstifter sind. Obwohl sie nichts vor ihm verheimlichen (Messen der Zündschnur, Holzwolle, Benzinfässer,..), glaubt Biedermann, daß sie nur Scherze treiben.
Eisenring: ,,Scherz ist die drittbeste Tarnung. Die zweitbeste: Sentimentalität Aber die beste und sicherste Tarnung (finde ich) ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Die glaubt niemand.
Dieses Stück ist eine Mischung aus humoristischen, komischen und grotesken Elementen mit tragischem Thema und Ende. (Vgl. Dürrenmatt)
Häufig gestellte Fragen
Wer ist der Autor von "Biedermann und die Brandstifter"?
Der Autor ist geboren 1911 in Zürich und ist ein bedeutender Dramatiker der Gegenwart. Er studierte Germanistik und später Architektur, war Journalist und musste mit ansehen, wie frühere Werke der Buchverbrennung zum Opfer fielen. Er war mehrere Jahre lang Schriftsteller und Architekt gleichzeitig, gab das Architekturbüro aber auf.
Welche Werke hat der Autor geschrieben?
Zu seinen Werken gehören: Biedermann und die Brandstifter, Die chinesische Mauer, Homo Faber, Stiller, Mein Name sei Gantenbein, Andorra.
Wann und wo spielt die Handlung von "Biedermann und die Brandstifter"?
Die Handlung spielt in der Gegenwart, in der Stube und auf dem Dachboden bei Biedermann.
Was ist der Inhalt von "Biedermann und die Brandstifter"?
Der Haarwasserfabrikant Gottfried Biedermann wird von dem arbeitslosen Schwergewichtsringer Josef Schmitz und später von Herrn Eisenring besucht. Trotz seiner Angst vor Brandstiftung nimmt Biedermann die beiden Männer auf, in der Hoffnung, ihnen durch Gastfreundschaft entgegenzuwirken. Er ignoriert die offensichtlichen Zeichen, dass Schmitz und Eisenring Brandstifter sind und versucht, sie durch Freundlichkeit zu beschwichtigen. Letztendlich zünden die beiden sein Haus und die ganze Stadt an.
Was passiert im "Nachspiel"?
Nach der Katastrophe finden sich Herr und Frau Biedermann in der Hölle wieder, wo sie Schmitz als Beelzebub und Eisenring als Teufel antreffen. Eisenring kehrt vom Himmel zurück, da die wirklichen Verbrecher dort sind, die begnadigt werden. Er weigert sich, arme Sünder aufzunehmen. Biedermann fordert Wiedergutmachung und den Einzug in den Himmel, wird aber abgewiesen.
Wie kann man "Biedermann und die Brandstifter" interpretieren?
Es handelt sich um ein politisches Stück, das die Gefährlichkeit der politischen Dummheit des Bürgers darstellt, der sich als Mitläufer schuldig macht. Biedermann verkörpert den Typus eines vermeintlich korrekten Menschen, der hinter einer friedfertigen Maske seine Brutalität versteckt.
Welche Rolle spielen Schmitz und Eisenring?
Schmitz gibt sich sentimental, ist aber unverschämt und versucht, Mitleid zu erwecken. Eisenring benimmt sich übertrieben unterwürfig, verbirgt aber Ironie hinter seinem Verhalten.
Welche Bedeutung hat der Chor in dem Stück?
Der Chor kommentiert die Handlung nach dem Vorbild der griechischen Tragödie. Die warnenden Feuerwehrmänner (Chor) kommen immer zu spät.
Was bedeutet der Untertitel "Lehrstück ohne Lehre"?
Der Untertitel verrät den Pessimismus des Autors bezüglich der politischen Wirkung des Stücks. Frisch möchte die Menschen zu bewusster politischer Besinnung führen.
Welche Tarnung ist die beste laut Eisenring?
Eisenring sagt: "Scherz ist die drittbeste Tarnung. Die zweitbeste: Sentimentalität. Aber die beste und sicherste Tarnung (finde ich) ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Die glaubt niemand."
Wie endet das Stück?
Die zerstörte Stadt wird wieder aufgebaut, aber es bleibt alles, wie es war. Die nächste Katastrophe kann schon wieder vorbereitet werden.
- Arbeit zitieren
- Roman Huditsch (Autor:in), 1998, Frisch, Max - Biedermann und die Brandstifter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95630