Diese wissenschaftliche Arbeit untersucht die Kurzgeschichte "Ein gleichgültiger Mittwoch" von Günther Weisenborn, um die Auswirkungen eines möglichen atomaren Unfalls aufzuzeigen und die literarischen Mittel zu analysieren, die Weisenborn verwendet, um seine Botschaft zu vermitteln.
Ziel ist es, die Struktur der Erzählung, die Verwendung von Metaphern und Personifikationen sowie die Interpretation des Titels zu beleuchten. In Günther Weisenborns Kurzgeschichte "Ein gleichgültiger Mittwoch" sitzt der Erzähler in einem Kaffeehaus im Ruhrgebiet, als ein alter Mann Flugblätter gegen die atomare Aufrüstung verteilt. Nach dem Lesen eines dieser Flugblätter versinkt der Erzähler in Gedanken über die verheerenden Folgen eines atomaren Unfalls. Er stellt sich die totale Zerstörung von Mensch, Tier und Umwelt vor, bei der alles zu Asche wird, geschmorte Augen und zersprengte Gliedmaßen eingeschlossen. Selbst die Generäle und Politiker, die die Atomwaffen befürworten, würden in der Katastrophe untergehen. Der Tag des Unfalls wird als das Jüngste Gericht beschrieben, bei dem es nur Besiegte gibt, unabhängig von ihrer Schuld.
Günther Weisenborn: Ein gleichgültiger Mittwoch - Häufig gestellte Fragen
Was ist die Haupthandlung der Kurzgeschichte "Ein gleichgültiger Mittwoch"?
Die Kurzgeschichte beschreibt einen Erzähler in einem Ruhrgebiets-Café, der ein Flugblatt gegen atomare Aufrüstung liest. Dies löst in ihm intensive Gedanken über einen hypothetischen Atomunfall und dessen verheerende Folgen aus. Er visualisiert detailliert die Zerstörung und den Tod, der alle betreffen würde, inklusive der Verantwortlichen für die atomare Aufrüstung. Nach dieser inneren Auseinandersetzung kehrt der Erzähler in die Realität zurück und reflektiert über die Unausweichlichkeit des Todes und die Tragik der Situation.
Wie ist die Kurzgeschichte strukturiert?
Die Geschichte lässt sich in drei Teile gliedern: Zuerst die Beobachtung der Umgebung im Café, dann die detaillierte, innerlich erlebte Vision eines Atomunfalls und schließlich die Rückkehr in die Realität mit einer Reflexion über Tod und Verantwortung. Der mittlere Teil verwendet stark metaphorische und personifizierende Sprache.
Welche Stilmittel verwendet der Autor?
Weisenborn verwendet zahlreiche Metaphern (z.B. "das Rathaus hüpfte in die Erde"), Personifizierungen (z.B. "seufzende Dächer") und Vergleiche (z.B. "schmolz fahrend wie heiß gewordene Schokolade"). Auch Adjektivmetaphern ("ärgerliche Vögel", "hochblonde Dame") werden eingesetzt.
Wie lässt sich der Titel "Ein gleichgültiger Mittwoch" interpretieren?
Der Titel ist mehrschichtig. Er könnte die scheinbare Banalität eines Atomunfalls im Vergleich zum alltäglichen Leben betonen (es wäre egal, an welchem Wochentag er einträte). Alternativ könnte er auf die anfängliche Gleichgültigkeit des Erzählers gegenüber dem Thema hinweisen, bevor ihn das Flugblatt zum Nachdenken anregt. Die Interpretation, dass der Tag für den Erzähler trotz seiner scheinbaren Gleichgültigkeit tatsächlich bedeutsam war, wird ebenfalls vorgeschlagen.
Welche Aussage beabsichtigt der Autor mit der Geschichte?
Die Geschichte ist ein eindringlicher Appell gegen die atomare Aufrüstung. Durch die brutale Ehrlichkeit und die detaillierte Schilderung der Katastrophe will der Autor den Leser auf die Gefahren aufmerksam machen und zum Nachdenken über die Verantwortung der politischen Entscheidungsträger anregen. Der Text entstand in den 60er Jahren und reflektiert die Ängste der Nachkriegszeit vor einem möglichen atomaren Angriff auf Deutschland.
Was macht den Inhalt der Kurzgeschichte so beeindruckend?
Die eindrückliche Wirkung der Geschichte resultiert aus der wahrheitsgetreuen, unverhüllten Darstellung der Folgen eines Atomunfalls. Die fehlende Beschönigung und die emotionale Direktheit des Textes wirken besonders intensiv und gehen dem Leser unmittelbar unter die Haut.
Silvia Jankovic
Interpretation 11. Dez. 99
Günther Weisenborn: Ein gleichgültiger Mittwoch Der Erzähler sitzt in einem Kaffeehaus im Ruhrgebiet, als ein alter Mann Flugblätter gegen die atomare Aufrüstung verteilt. Nachdem er es durchgelesen hat, versinkt er in Gedanken. Er denkt darüber nach, was bei einem Atomunfall passieren würde. Alles, egal ob Mensch, Gebäude oder Tier, würde verglühen und sich in Asche verwandeln. Geschmorte Augen, zersprengte Gliedmaßen, alles wäre zerstört. Auch die befürwortenden und verantwortlichen Generäle und Politiker haben sich damit ihr eigenes Grab gegraben und würden ebenfalls verglühen. An diesem Tag steht die Erde vor dem Jüngsten Gericht. Es gibt nur Besiegte, egal ob sie jetzt schuldig sind oder auch unschuldig. Eine wunderbare Ernte kann geerntet werden, aber es haben sie auch die besten Gärtner gesät.
Man kann die Kurzgeschichte sehr deutlich in drei Teile gliedern. Zuerst sitzt der Erzähler in dem Kaffeehaus und beobachtet die Leute und die Umgebung um ihn herum. Doch nachdem er dieses Flugblatt gelesen hat, denkt er über einen atomaren Unfall und seine Folgen nach. Das heißt, er schweift mit seinen Gedanken ab und die nachfolgenden Erzählungen laufen nur in seinem Bewusstsein ab. In dieser Passage verwendet der Autor fast nur Metaphern oder Personifizierungen wie: „ das Rathaus hüpfte in die Erde, die Dächer erhoben sich seufzend und segelten in der Luft...,“. Metaphern kann man auch in Adjektivmetaphern weiter unterteilen, zum Beispiel: „ ärgerliche Vögel, hochblonde Dame, fliegende Tische“. Ein weiteres beliebtes Stilmittel des Autors ist der Vergleich: „Eine Kolonne von Panzern schmolz fahrend wie heiß gewordene Schokolade...“. Im dritten Teil kehrt der Erzähler wieder in die Wirklichkeit zurück. Er beschreibt, dass jeder sterben muss, sogar die, die Bombe gebaut haben. Auch die Vielzahl, Schönheit und Formen der Rauchpilze, die von den besten Erbauern verursacht worden sind schildert er eindrucksvoll.
Ich denke, dass der Inhalt deshalb so imponierend ist, weil der Text wahrheitsgetreu geschrieben ist, ohne irgendwelche Verschönerungen oder etwas weggelassen zu haben um ja niemanden auf die tatsächliche Wichtigkeit gegen atomaren Gebrauch anzukämpfen, aufmerksam zu machen. Es ist ein brutal ehrlicher Text, der einem sofort unter die Haut geht. Es gibt verschiedene Möglichkeiten die Überschrift „Ein gleichgültiger Mittwoch“ zu interpretieren. Eine davon wäre, dass wenn tatsächlich ein atomarer Angriff oder Unfall eintreten würde, es ganz egal wäre, ob das an einem Dienstag, Mittwoch, Donnerstag oder Freitag wäre. Das wäre wahrscheinlich das Unwichtigste von allem. Die nächste Interpretation könnte so lauten, dass dieser Mittwoch, an dem er das Flugblatt durchgelesen hatte, für ihn zuerst als ein ganz normaler „gleichgültiger“ Mittwoch schien und nicht, dass er an diesem Tag an so etwas Furchtbares denken würde. Aber ich glaube, dass der Autor eigentlich damit meinte, dass es für den Erzähler ein wichtiger Tag war, an dem er sich Gedanken über die derzeit gefährlichste Waffe machte. Für andere Leute war das ein normaler weiterer gleichgültiger Tag an dem sie sicher nicht, auch nicht nachdem sie das Flugblatt gegen atomare Aufrüstung überflogen haben, an die Folgen und das Sterben nach einem atomaren Ausbruch auch nur einen einzigen Gedanken „verschwenden“ würden. Dieses Stück wurde in den 60er Jahren, der Nachkriegszeit, geschrieben. Der Autor wollte vermutlich auf einen möglichen Atombombenabwurf über Deutschland und seine tödlichen Folgen aufmerksam machen.
- Arbeit zitieren
- Silvi Janko (Autor:in), 2000, Weisenborn, Günter - Ein gleichgültiger Mittwoch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95717