Lernen im pädagogisch inszenierten Spielraum


Seminararbeit, 1997

18 Seiten


Leseprobe


Gliederung

Einleitung

1.) Pädagogischer Inhalt ( Was soll vermittelt werden? )

2.) Pädagogische Beziehung ( Wie soll es vermittelt werden? )
2.1) Animation
2.2) Arrangement / Skizze

3.) Dauer der pädagogischen Beziehung

4.) Der Einfluß eines Kindermuseums auf die pädagogische Beziehung

5.) Traditionelles Museum & Kindermuseumsprojekt - Unterschiede und Gemeinsamkeiten

6.) Finanzierung & Marketing
6.1) Finanzierung
6.2) Marketing

7.) Spiel im Kindermuseumsprojekt Anhang

EINLEITUNG

In der folgenden Hausarbeit beschreiben wir die Entwicklung eines Kindermuseumsprojektes von seiner Entstehung bis zum Marketing. Dabei gehen wir n„her auf die Bedeutung des Mediums des Kindermuseums und der Wichtigkeit des Spiels ein.

In der Veranstaltung "Lernen im pädagogisch inszenierten Spielraum" entwickelten wir ein Kindermuseumsprojekt, das sich mit der Geschichte und dem damit verbundenen Leben in der Stadt Trier beschäftigt. Durch das Medium des Kindermuseums soll Kindern aus anderen Städten ein Eindruck in die Stadtgeschichte Triers in den fünf Epochen Kelten, Römer, Mittelalter, Biedermeier und Neuzeit gegeben werden. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine feste Einrichtung, da dies auf Dauer uninteressant würde, sondern um eine Wanderausstellung, die jeweils 2 Tage am gleichen Ort bleiben soll.

Die eben genannten Zeitepochen wurden in fünf Arbeitsgruppen aufgeteilt, wobei wir in der vorliegenden Hausarbeit auf die Zeit des Biedermeiers ( 1815-1848) eingehen.

1) Pädagogischer Inhalt (Was soll vermittelt werden?)

Die pädagogische Aufgabe des von uns entwickelten Kindermuseumsprojekt soll die spielerische Vermittlung der Stadtgeschichte unserer Heimatstadt Trier sein. Nun ist es jedoch schwer, ein Konzept zu entwickeln, das einerseits die kindlichen Wissensbedürfnisse befriedigt, und auf der anderen Seite auch einen lehrenden Charakter hat.

Es ist auf jeden Fall zu beachten, das Kinder ein viel niedrigeres Aufnahmevermögen haben, als wir Erwachsenen, die wir doch oftmals stundenlang Ausstellungen und Museen besuchen können. Wer bei einem solchen Besuch mal Kinder dabei hatte, für den wird der Ausspruch :" mir ist so langweilig, wann gehen wir den endlich ?" wohl bekannt sein.

In unserem Projekt des Kindermuseums geht es nun darum, genau diese Langeweile zu vermeiden, das Interesse der Kinder für den geschichtliche Hintergrund der trierischen Stadtgeschichte zu erwecken, ohne dabei einen schulischen Charakter zu haben.

Dabei muß die geschichtliche Information auf ein ausreichendes Minimum reduziert werden. Außerdem muß der ausgewählte Stoff auf das Interesse der Kinder abgestimmt werden.

Was bedeutet das nun für unser Projekt, und ganz konkret für unser Thema, das sich wie schon oben genannt mit dem Zeitalter des Biedermeiers beschäftigt? Es gibt in jedem Geschichtsbuch und Lexikon seitenweise Definitionen über diese Zeitepoche, aber welche Informationen kann man herausfiltern, um Kindern in den uns zur Verfügung stehenden Zeit zu vermitteln ?

Dabei ist es meiner Meinung nach wichtig, lebensnahe Informationen zu geben , die die Kinder mit ihrer heutigen Lebenssituation vergleichen können. Dazu habe ich mir folgende Themen herausgesucht:

Veranschaulichung der wichtigsten Baudenkmäler der Stadt Trier, allem voran die Porte Nigra, den Dom ,das Amphitheater, die Basilika, Diese Baudenkmäler bilden die Kulisse für das später folgende Theaterstück.

Entstehung der ersten Eisenbahnstrecke zwischen Nürnberg und Fürth, Angst vor der Geschwindigkeit von ca. 40 Km.

Durch den Einsatz der Dampfmaschine und weiteren technischen Neuerungen wurde die Industrie vorangetrieben, mit dem negativen Resultat, daß es nun zu einer Vielzahl von Arbeitslosen kam.

Der größte Teil der Bevölkerung war arm, so daß viele trotz Bettelverbot auf das Betteln zum überleben angewiesen waren.

Es stellt sich nun die Frage, wie man diese Themen so vermitteln kann, daß sie für die Kinder interessant sind, so daß sie sie auch behalten können. Diese Frage wird nun unter dem zweiten Punkt geklärt.

2) Pädagogische Beziehung (Wie soll es vermittelt werden?)

Wie kann man an Kinder herankommen, um sie für das Zeitalter des Biedermeiers zu interessieren?

Dabei ist es meiner Meinung nach wichtig, daß man das Museum nicht als eine Ausstellung im herkömmlichen Sinn versteht. Für Kinder ist das bloße Betrachten von Ausstellungsobjekten und Bildern schnell uninteressant und langweilig. Ihr Interesse und auch ihr Aufnahmevermögen sind eher zu erwecken, wenn man sie in das Geschehen mit einbezieht, wenn sie aktiv mitgestalten können. Das heißt, daß man sich von dem Begriff des uns bekannten Museums lösen muß. Es geht uns nicht darum Kinder von Raum zu Raum zu schicken, um ihnen nur Gegenstände zu zeigen. In den einzelnen Räumen sollen natürlich auch geschichtliche und baudenkmalerische Objekte zu finden sein, diese sollen jedoch nicht im Vordergrund stehen, sondern nur eine Kulisse bilden. Um den Kindern jedoch die geschichtlichen Informationen, die wie schon erwähnt auf ein Minimum begrenzt sind, zu vermitteln, fanden wir das Medium des Theaters am geeignetsten. Dabei soll es sich allerdings nicht um ein passives Betrachten des Vorgeführten handeln. Die Kinder sollen möglichst aktiv mitgestalten. Sie sollen spielerisch in die Vergangenheit versetzt werden.

2.1) Animation

Es ist also wie schon erwähnt, wichtig, daß man die Kinder spielerisch erreicht, so daß sie sich in die jeweilige Zeitepoche hineinversetzen können, die sie auf die eigene Lebenssituation beziehen können. Dies bedeutet, daß man es erreicht, die Kinder in das Rollenspiel direkt mit einzubeziehen. Genau das versuche ich in Form eines Rollenspiels zu erreichen. Dies ist jedoch nicht ganz einfach, da man die Reaktion und Mitarbeit der Kinder nicht einkalkulieren kann. Dies erfordert von dem Hauptakteur eine gewisse Improvisationsfähigkeit. Außerdem läßt sich der Dialog nicht festsetzen, da man nicht weiß, ob die Kinder auch zu aktivieren sind.

Rollenbeschreibung/ Dialog

In dem folgenden Dialog versuche ich die unter Punkt 1) genannten Informationen den Kindern dadurch n„herzubringen, indem ich sie wie oben bereits benannt in das Geschehen einbeziehe und auf Themengebiete eingehe, die sie direkt mit ihrer aktuellen Lebenssituation vergleichen können.

Rollenbeschreibung

Es wird eine Marktszene dargestellt, in der zwei Marktbuden auf dem Trierer Hauptmarkt zu sehen sind. Ebenfalls ist das Marktkreuz zu sehen. Im Hintergrund auf zwei Stellwänden sind die Porta Nigra und der Dom zu sehen. Es gibt nun zwei Marktfrauen, die ihre Waren anbieten. Am Marktkreuz steht ein Bettler, der die Menschen um Almosen anfleht.

Dialog

Marktfrau: Frisches Obst, frisches Gemüse. Nur vom Besten. Wer will probieren.

Bezugsperson: Oh, habt ihr das gehört, da muß ich aber mal probieren gehen. Kommt doch einfach mit, vielleicht läßt sie euch ja auch mal probiere.(Kinder folgen zum Marktstand)

Marktfrau: Sehen sie mal, was ich hier habe, heute frisch angekommen.(Zeigt auf Kaffeebohnen)

Bezugsperson (zu den Kindern gewandt): Was ist das denn. Wißt ihr das vielleicht?.

Kinder:

Marktfrau: Den hat mein Mann mitgebracht, der ist mit dem Zug gekommen.

Bezugsperson (erschrickt): Mit dem Zug, aber das ist doch das Ding das 40 Km/h fährt, wie kann man denn damit fahren, das ist doch bestimmt viel zu gefährlich. Kinder seid ihr etwa schon einmal mit dem Zug gefahren?

Kinder:...

Bezugsperson: Dann müßt ihr aber reich sein, das können sich bei uns nur die reichen Menschen leisten. Außerdem ist die Eisenbahn auch noch ganz neu. Wir haben nur eine Strecke, die von Nürnberg noch Fürth.

Marktfrau: Wollen sie jetzt endlich etwas kaufen, oder nicht.? Wenn nicht, dann gehen sie weiter, sie vertreiben mir ja die ganze Kundschaft.

Bezugsperson: Kommt, laßt uns weiter gehen, ich habe nämlich kein Geld, um mir etwas zu kaufen. Aber guckt mal da, seht ihr den Bettler. Gibt es bei euch auch Menschen, die vom Betteln leben müssen.

Kinder:...

Bezugsperson: Kommt, wir fragen ihn mal, warum er betteln muß. Warum stehst du denn hier und bettelst, gehst Du denn nicht arbeiten.

Bettler: Bis letzte Woche hatte ich noch eine Arbeit in der großen Fabrik aber meine Arbeit macht jetzt die Dampfmaschine, die sie aus England gebracht haben. Die macht jetzt die Arbeit von mir und meinen Kumpels ganz allein. Uns haben sie dann nach Hause geschickt, da sie uns nicht mehr brauchen können. Aber ich habe doch eine Familie, die von etwas leben muß.

Bezugsperson: Oh, das hört sich schrecklich an. Kinder, gibt es bei euch etwa auch Menschen, die Betteln müssen, da sie keine Arbeit haben?.

Kinder:..

Bezugsperson: Wenn es bei euch auch noch Menschen gibt, die keine Arbeit haben und betteln müssen, dann hat sich ja nicht soviel verändert von der Zeit des Biedermeiers bis zu eurer Zeit.

Würde es euch auch interessieren, was aus der Familie des Bettlers in der Neuzeit geworden ist. Kommt, laßt uns mal schauen wie man dort gelebt hat.

2.2. Arrangement/Skizze

Siehe Anhang

3) Dauer der pädagogischen Beziehung

Als erstes mußten wir uns über die Frage Gedanken machen, wie lange die Kinder sich in einem Kindermuseum konzentrieren können. Da die Altersgruppe die wir ansprechen wollen zwischen 7 bis 14 Jahren liegt, planten wir eine Stunde für die Führung durch das Kindermuseum ein. Nach dieser Stunde sollen die Kinder dann die Möglichkeit haben, im letzten Raum des Museums zu den jeweiligen Epochen zu basteln, und aufgetretene Fragen zu stellen. Zu unserer Epoche paßt z. B. der in dieser Zeit aufkommende Scherenschnitt, so daß die Kinder auch ein Andenken mit nach Hause nehmen können.

Als nächstes mußten wir uns dann überlegen, wie wir die uns zur Verfügung stehende Stunde aufteilen sollen. Entweder gab es die Möglichkeit, das Kindermuseum als offenes Museum zu gestalten, so daß jedes Kind sich selbst aussuchen kann, wo es wie lange bleiben möchte, oder den Besuch im Kindermuseum mit einer Gruppenführung mit 10 Kindern zu gestalten. Die letzte Möglichkeit schien uns am sinnvollsten, da wir ja auch das Medium des Theaters nutzen wollten, und dies nur unter einem zeitlichen Rahmen mit mehreren Kindern möglich ist.

So entschieden wir uns dann dazu, daß jeder Epoche ca. 10 Minuten zur Verfügung stehen soll. Da dadurch ein ständiger Wechsel der Bezugsperson der Kinder stattfände, schien es uns sinnvoller, den Kinder schon im Vorbereitungsraum eine Person vorzustellen, die sie dann durch die fünf Epochen begleitet. Diese Bezugsperson kann ihnen dann auch den jeweiligen Epochenwechsel erklären. Diese Person ist es dann auch, die in unserer Epoche - Biedermeier - die Kinder im Theaterstück animierend anspricht.

4.) Der Einfluß eines Kindermuseums auf die pädagogische Beziehung

Der Vorteil eines Kindermuseums gegenüber der Schule oder anderen Bildungseinrichtungen liegt einmal in der typischen Eigenschaft als Museum begründet, über ein reichhaltiges Anschauungspotential zu verfügen, zum anderen in seiner Flexibilität, sich auf die rasch wandelnden Bedürfnisse und Interessen der Kinder, die Welt kennen zu lernen und sie sich aneignen zu wollen, einzustellen und in seiner Möglichkeit, die zur Aneignung nötigen Hilfsmittel bereitzustellen. Bei einem Kindermuseum geht es nicht um die reine Veranschaulichung und Vermittlung von schulischen Inhalten, sondern um die Erarbeitung der Themenbereiche, die die Kinder wirklich interessieren. Bereits im Jahr 1901 hieß es in der Absichtserklärung des „ Brooklyn Children’s Museums“: „ Es ist die Absicht des Kindermuseums, allmählich für die Kinder aus Brooklyn und Queens ein Museum aufzubauen, um die Kinder, die es besuchen, zu erfreuen und zu unterweisen, um sie an jedem Gebiet der lokalen Naturgeschichte .. zu interessieren und um ihre Beobachtungs- und Reflexionskraft anzuregen .., um alle wichtigen Wissensgebiete, die in der Grundschule gelehrt werden, zu veranschaulichen und das Kind an die wichtigsten Themenbereiche heranzuführen, die das kindliche Interesse in seinem täglichen Leben, bei seinen Schularbeiten, bei seinem Lesen, bei seinem Streifzügen in der Natur und an der Technik, die sich um sie herum entwickelt oder mit der sie sich vielleicht später einmal beschäftigen werden, anzusprechen“.1 Es gibt also nicht nur einen Unterschied zwischen Schule und Kindermuseum, sondern auch zwischen dem traditionellen Museum und dem Kindermuseum. Geht es im traditionellen Museum primär um das Objekt, das heißt, es wird gesammelt, erhalten, bewahrt, erforscht, ausgestellt und interpretiert, so steht im Kindermuseum das Kind im Mittelpunkt. Das Objekt hat nur eine dienende Funktion und wird als Mittler zur Verbreitung von Wissen und Fertigkeiten eingesetzt. Der Vorteil eines Kindermuseums ist die Anschauung des Lerngegenstandes und der evtl. Kontakt zu den Lernbereichen. Durch den Einsatz aller Sinne wird dem Kind die Möglichkeit gegeben, die Zusammenhänge besser zu verstehen und evtl. auftretende Folgen besser einzuschätzen. Bereits Fröbel ging davon aus, daß der Anfang aller Erkenntnis bei der Anschauung durch die Sinnesorgane ( tasten, fühlen, riechen, schmecken ) liegt. „ Der Anfangspunkt alles Erscheinenden, Daseienden, also auch des Schauens der Erkenntnis, des Wissen, ist Tat, Tun. Von der Tat, dem Tun, muß daher die echte Menschenerziehung, die entwickelnde Erziehung des Menschen beginnen .. hervorwachsen aus der lebendig schaffenden, schaffend betrachtenden und durchschauenden Tat zugleich belehren, stärken, schaffen und schaffend zurückwirken Indem das Kind aus sich hervorlebt und in die Außenwelt einwirkt, erfährt es ebenso die Rückwirkung derselben. Z.Bsp. bemerkt es in diesem gegenseitigen Aufeinanderwirken eine bestimmte Folge von Ursache und Wirkung. Es nimmt wahr: Solcher Ursache pflegt immer solche Wirkung zu folgen; und es fängt an, in allem Leben der Natur eine solche bestimmte Folge, und ihr zu Grunde liegend ein allgemeines Gesetz, zu ahnen.“2 Durch eine anschauende Betrachtung kann sich das Kind besser in die gegebenen Situationen hineindenken, und so das Wissen besser verarbeiten. Ebenso wird die Weiterentwicklung ihrer Interessen gefördert, wodurch tiefergehende Fragen entstehen können, die dann zur Wissenserweiterung führen.

5.) Traditionelles Museum - Kindermuseumsprojekt Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Die Entstehung des klassischen Museums, wie wir es heute vorfinden, geht bereits ins 18. und 19. Jahrhundert zurück. Aus fürstlichen,- kommunalen,- privaten,- universitären- und Vereins-Sammlungen entstanden die ersten Museen, die meist in verschiedene Fachgebiete untergliedert waren. Auch heute sind die meisten Museen fachspezifisch eingerichtet, und man findet ein Spektrum von allen Bereichen fast nur noch in „Landes-Museen“ oder in „Heimatmuseen“. Gemäß der Definition des „ International Council of Museums“ (ICOM) aus dem Jahre 1960 ist heute ein Museum „ eine dauerhafte und im öffentlichen Interesse verwaltete Einrichtung mit der Aufgabe, Objekte und Beispiele von kulturellem Wert auf unterschiedliche Art und Weise zu bewahren, zu erforschen, zu vermehren und im besonderen diese für die Erbauung und Unterweisung der Öffentlichkeit auszustellen“3 Die Aufgaben und Ziele der traditionellen Museen können in drei Rubriken untergliedert werden. An erster Stelle steht das Sammeln und Erhalten von Gegenständen und Beispielen, das heute nicht nur als anhäufen von Gegenständen der Vergangenheit und Gegenwart, sondern auch als geschichtliche Spurensicherung gedeutet wird.

„ Ziel des Sammelns ist dabei, das Erbe der Menschheit und der Natur zu bewahren und zu erhalten, damit die gegenwärtigen und zukünftigen Generationen aus dem Studium der Vergangenheit und der Gegenwart lernen können und ihnen damit Orientierungshilfen in einer sich schnell verändernden Welt angeboten werden können.“4 Nur das Sammeln und Aufbewahren von Gegenständen und Beispielen ist allerdings nutzlos. Eine weitere Wichtige Aufgabe von Museen ist die Erforschung und Bewertung der Gegenstände und Beispiele, denn nur dadurch können Antworten auf Fragen und Probleme der heutigen Menschheit gefunden werden. Allerdings müssen die Ergebnisse immer wieder den neuen Erkenntnissen angepaßt werden. Der letzte, aber ebenso wichtige Aufgabenbereich des Museums ist der des Ausstellens, Vermittelns und Bildens. Jedoch kann hier nicht von „bilden“ in dem Sinne wie bei Kindermuseumsprojekten gesprochen werden, denn das Museum kann nicht selbst „bilden“, es kann höchstens die Bedingungen schaffen, die es den Besuchern ermöglichen, sich anhand der Gegenstände, Beispiele, Ergebnisse und Deutungen selbst zu „bilden“. Weiterhin ist es für ein Museum schwer eine solche Auswahl zu treffen, daß alle Besucher mit der Ausstellung zufrieden sind und mit Hilfe der vorhandenen Bedingungen neue Erkenntnisse zu erlangen.

Einer amerikanischen Untersuchung für die „Natinal Endowment for Arts“ zufolge, sehen die Besucher folgende Aufgaben für wichtig an:5

1) das Ausstellen des kulturellen und/oder des wissenschaftlichen Erbes;
2) die Erhaltung und Bewahrung von Objekten;
3) das Unterweisen der Jugend;
4) die Bereitstellung wissenschaftlicher Untersuchungen;
5) den Erwerb von Objekten;
6) die Erforschung der Objekte;
7) das Aufmerksammachen von Touristen auf die Gemeinde;
8) das Dienen als Zentrum für Aktivitäten der Gemeinde;
9) die Hilfestellung für kleinere Museen und
10) die Ausbildung der Museumsmitarbeiter

Zu den Aufgaben des Kindermuseums gehört genau wie bei den traditionellen Museen das Sammeln, Bewahren, Erhalten, Forschen, Ausstellen und Vermitteln des natur- und kulturgeschichtlichen Erbes unserer Vergangenheit und Gegenwart. Jedoch liegt hier der Schwerpunkt auf den Gebieten „Vermitteln und Bilden“. Im Gegensatz zu den traditionellen Museen ist hier die Zielgruppe nicht offen, sondern für Kinder zwischen 6 und 16 Jahren. Allerdings wird der Besuch von Erwachsenen auch gerne gesehen, bzw. oft ist er unvermeidbar, da viele Kinder das Kindermuseum noch nicht alleine besuchen können. Bei Kindermuseumsprojekten stehen die Kinder bei allen Dingen im Mittelpunkt, ob es neue Ausstellungen sind oder ob es sich nur um bauliche oder organisatorische Veränderungen handelt. Bei der Sammlung von Gegenständen und Beispielen und bei der Zusammenstellung einer Ausstellung wird sehr darauf geachtet, daß es den Interessen der Kinder entspricht und daß sie den physischen und psychischen Bedürfnissen und dem jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes entsprechen. Weiterhin wird darauf geachtet, daß bei der Planung von Veranstaltungen, Programmen und Aktivitäten, die Wünsche und Interessen der Kinder eingebaut werden, und daß eigene Vorschläge von Seiten der Kinder mit Hilfe der Mitarbeiter realisiert werden. Auch die Mitarbeiter des Museums-Teams müssen ein gutes Verhältnis zu Kindern haben, und in der Lage sein, die Sammlungen so einzusetzen, daß sie den jeweiligen Entwicklungsstufen der Kinder entsprechen.

Anders als bei den traditionellen Museen, wo peinlichst darauf geachtet wird, daß die Gegenstände und Beispiele nicht berührt werden, gibt es in Kindermuseen die Möglichkeit, mit den Sinnen die Gegenstände und Beispiele wahrzunehmen, was zu einem besseren Verstehen führt. D.h. das im Kindermuseum versucht wird durch Erfahrung etwas zu vermitteln, das bei theoretischer Betrachtung nicht möglich wäre, das später außerhalb des Museums angewendet werden kann. Dieses „Sammeln von Erfahrung“ wird durch zahlreiche Programme und Aktivitäten neben den eigentlichen Ausstellungen noch gestärkt.

6.) Finanzierung & Marketing

6.1) Finanzierung

Für die Realisierung eines Kindermuseumsprojektes wird eine große Summe von Geld benötigt. Da Zuschüsse aus der öffentlichen Hand nur als freiwillige Leistungen des Landes und der Kommune zur Verfügung stehen und kein Rechtsanspruch auf eine öffentliche Förderung besteht, müssen andere Finanzierungsmöglichkeiten gefunden werden. Dies ist vor allem während der ersten zwei, drei Jahre, in denen sich das Kindermuseum etablieren muß, besonders schwierig. Die für die Planung und Errichtung benötigten Finanzmittel müssen in der Anfangsphase ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge von evtl. gegründeten Vereinen (z.Bsp. Kindermuseum e.V.) sowie über Spenden und Stiftungen von Privatleuten, Organisationen und Firmen erbracht werden. Der Umfang der Finanzierung ist natürlich abhängig davon, ob es sich um ein dauerhaftes Kindermuseum handelt, oder ob es ein Kindermuseumsprojekt über einen Zeitraum von z.Bsp. vier Wochen, ist.

Für den Finanzierungsplan für das von uns vorgestellte Projekt möchte ich erst eine Kostenkalkulation erstellen und danach den Finanzierungsplan vorstellen. Unser Projekt ist über einen Zeitraum von zwei Tagen geplant.

Kostenkalkulation:

1. Zeitraum: - Materialkosten (Holz, Farbe, Papier, Beleuchtungsmaterial )

- Leihgebühren ( Kostüme, Gegenstände )

- evtl. Arbeitskosten (Honorarkräfte)

ca. 2.000,00 DM

5 x 2.000,00 DM = 10.000,00 DM

Da unser geplantes Projekt aus fünf verschiedenen Zeiträumen besteht, haben wir für jeden Raum den selben Betrag eingesetzt.

2. Zeittunnel: - Materialkosten ca. 1.000,00 DM

3. Miete: - 500,00 DM

4. Personalkosten: 30 Personen > 15 DM/Std.

16 Std. x 15 DM = 240,00 DM

30 x 240,00 DM = 7.2000,00 DM

5. Werbekosten: ca. 1.000,00 DM

6. sonstige Kosten: ( Büroartikel )

ca.1.000,00

1) 10.000,00 DM

2) 1.000,00 DM

3) 500,00 DM

4) 7.200,00 DM

5) 1.000,00 DM

1) 1.000,00 DM

----------------------

20.700,00 DM

Finanzierung:

Die Finanzierung unseres Projektes soll zum Teil durch Zuschüsse der Kommune abgedeckt werden, der größte Teil aber mit Hilfe von Spenden und Stiftungen bzw. durch Sponsoring. Im Vorfeld soll allerdings versucht werden, viele freiwillige Mitarbeiter für das geplante Projekt zu gewinnen, um so vielleicht die Personalkosten herabgesetzt zu bekommen.

Durch Verhandlungen mit den Abteilungen für Kultur und Jugendarbeit in den Kommunalverwaltungen soll erreicht werden, daß ein geringer Teil der Kosten durch Zuschüsse abgedeckt werden kann.

Durch einen Aufruf an Stiftungen, gemeinnützige Vereine und sonstige Personen soll die Bitte um Spenden für das Projekt erfolgen.

Die wichtigste Finanzierungsform für unser Projekt ist das Sponsoring. Durch schriftlichen Aufruf oder mündliches Gespräch wird Firmen angeboten, Werbung für ihren Betrieb auf Plakaten oder sonstigen, beim Projekt verwendeten Werbeträgern, zu machen. Durch diese Art der Finanzierung erhoffen wir uns den größten Teil der Kosten abdecken zu können.

Beim Besuch unseres Projektes soll ein geringfügiger Unkostenbeitrag der Besucher verlangt werden.

Zuschüsse: 5.000,00 DM

Spenden: 5.000,00 DM

Sponsoring: 10.000,00 DM

Eintritt: 1.000,00 DM

-------------------

21.000,00 DM

6.2) Marketing

Das Marketing unseres Projektes muß in zwei unterschiedliche Bereiche aufgeteilt werden. Zum ersten Bereich gehört die Veröffentlichung des Projektkonzeptes bei potentiellen Geldgebern. Hier sollen diese in die Idee des Projektes eingeführt werden, und der geplante Projektverlauf erläutert werden. Denn ohne eine gesicherte Finanzierung ist der Beginn eines Projektes unmöglich bzw. sehr riskant. Der zweite Teil des Marketings besteht aus der direkten Werbung für das Projekt. Damit das Kindermuseumsprojekt reichlich besucht wird, müssen viele Kinder und deren Eltern angesprochen werden. Dieses ist auf viele verschiedenen Arten möglich. Einmal würde sich eine ausführliche Projektbeschreibung in einer Tageszeitung eignen, wo man herauslesen kann, was den Kindern hier geboten wird. Allerdings ist diese Methode hauptsächlich für Erwachsene gedacht.

Möglichkeiten um die Kinder direkt anzusprechen, wären z.Bsp. Besprechungen des Projektes in Kindergarten, Grundschule oder weiterführender Schule, Plakate ( Darstellung dem Entwicklungsstand der Kinder angepaßt) oder Vorführung von Ausschnitten vom Programm des Kindermuseums in Fußgängerzonen oder Schulen usw. Bei der Vorführung von Programmausschnitten könnten z.Bsp. Teile aus verschiedenen Dialogen vorgetragen werden, um den Kindern einen kleinen „Vorgeschmack“ zu geben. Weiterhin könnte zu dem Projekt eine Geschichte erfunden werden , wodurch das Interesse der Kinder gesteigert wird. Der erste Teil des Marketings muß schon weit im Vorfeld der Umsetzung des Projektes beginnen, da damit die finanzielle Grundlage geschaffen werden soll. Die Veröffentlichung des Projektes für die Besucher sollte aber auch spätestens während der näheren Vorbereitung des Projektes beginnen. Das Marketing eines Projektes ist sehr wichtig, denn ohne ein bestimmtes Interesse der Bevölkerung ist ein solches Vorhaben sinnlos.

7.) Spiel im Kindermuseumsprojekt

Im Gegensatz zu den herkömmlichen traditionellen Museen, wo das Sehen, Hören und Lesen im Vordergrund steht, soll das Kindermuseum den Kindern eine Lern- und Spiellandschaft bieten. Alle Sinne der Kinder sollen gleichmäßig aktiviert werden und das Kind soll das Gefühl haben, daß es sich mit seinem ganzen Körper im Geschehen bewege. Das Spiel ist für das Kind ein sehr wichtiges Mittel um neue Erfahrungen zu sammeln. Durch das Spiel kann sich das Kind in das Geschehen hinein versetzen, und so die Zusammenhänge besser verstehen. Zudem kann im Spiel, vorausgesetzt es handelt sich um ein freies Spiel, der Verlauf bzw. das Endes des Spiels selbst mitbestimmt werden, wodurch dann ein stärkeres Interesse entwickelt wird, da das Kind das Gefühl hat das der Verlauf des Geschehens von ihm abhängt. Einen solchen hohen Stellenwert des Spiels bei der Erziehung von Kindern finden wir schon ab dem 18. Jh. bei Fröbel und Montessori. John Dewey 6 fordert um dem Kind die kontinuierliche Rekonstruktion der Erfahrungen zu ermöglichen, die dadurch entstehen, daß es sich aktiv mit der Welt auseinandersetzt, daß „ das Kind sich in einer echten Erkundungssituation befinden muß, daß es sich zu sinnvollen Tätigkeiten veranlaßt sieht, die es um ihrer selbst willen interessiert; daß sich aus der Situation ein echtes Problem als Ansporn zum Nachdenken ergibt; daß das Kind über die gegebenen Informationen verfügt und die für die Lösung notwendigen Beobachtungen macht; daß sich ihm vorläufige Lösungen zeigen und daß es für ordnungsgemäße Durcharbeit verantwortlich ist;

und daß ihm Möglichkeiten und Gegebenheiten geboten werden, seine Ideen der praktischen Prüfung zu unterziehen, um ihre Tragweite und selbst ihre Gültigkeit zu entdecken.“ Neben den verschiedenen Möglichkeiten sich frei (spielend), spontan und selbständig in den dargestellten Inhalten zu bewegen, gibt es auch meist die Möglichkeit sich in „Workshops“ aktiv oder spielend mit den Wirklichkeitsbereichen auseinanderzusetzen.

In diesen Zusätzlichen Programmen können die Kinder, entsprechend ihrem Alter und Interesse, sich entweder „künstlerisch betätigen (malen, basteln, modellieren, weben, Theaterspielen, tanzen, musizieren, Gedichte schreiben, töpfern, sich verkleiden ), oder mehr oder weniger wissenschaftliche Studien betreiben (Lochkameras, Barometer oder Sonnenkollektoren bauen und mit ihnen experimentieren, Pflanzen züchten, die Phänomene der Natur beobachten und studieren ), oder an den unterschiedlichen Exkursionen und Projekten teilnehmen und hier Pflanzen, Mineralien, Fossilien oder Tiere sammeln, um sie an Ort und Stelle oder später im Museum oder zu hause zu studieren, Naturlehrpfade anlegen, oder für einen oder mehrere Tage z.Bsp. wie Indianer oder die ersten Siedler leben und arbeiten.“7 Bei allen Kindermuseumsprojekten gilt die Leitlinie „Learning by Doing“. Auch bei unserem Projekt haben die Kinder die Möglichkeit in „Workshops“ das umzusetzen, was sie kurz vorher in ihrer Zeitreise erlebt haben.

[...]


1 vgl. Kolb, Peter-Leo (1983) S. 71

2 vgl. Kolb, Peter-Leo (1983) S. 82

3 vgl. Kolb, Peter-Leo (1983) S.14

4 vgl. Kolb, Peter-Leo (1983) S.15

5 vgl. Kolb, Peter-Leo (1983) S.17-18

6 vgl. Kolb, Peter-Leo (1983) S. 84

7 vgl. Kolb, Peter-Leo (1983) S. 86-87

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Lernen im pädagogisch inszenierten Spielraum
Autor
Jahr
1997
Seiten
18
Katalognummer
V96073
ISBN (eBook)
9783638087506
Dateigröße
364 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lernen, Spielraum
Arbeit zitieren
Rainer Klippel (Autor:in), 1997, Lernen im pädagogisch inszenierten Spielraum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96073

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