Anton von Werners „Die Kaiserproklamation in Versailles“. Ein Ereignisbild im historischen Kontext


Hausarbeit (Hauptseminar), 2015

43 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitun

2. Historischer Kontext
2.1 Vorgeschichte
2.2 Die Proklamierung des Deutschen Kaiserreichs

3. Anton von Werner: Die Kaiserproklamation in Versailles
3.1 Erste Fassung: Das Schlossbild
3.1.1 Entstehungsgeschichte
3.1.2 Bildanalyse
3.2 Zweite Fassung: Die Zeughausfassung
3.3 Dritte Fassung: Die Friedrichsruher Fassung

4. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungen

1. Einleitung

Die „Proklamierung des Deutschen Kaiserreiches“ gilt als das Hauptwerk Anton von Werners (1843–1915). Es wurde tausendfach in Geschichtsschulbüchern abgebildet und gehörte in Deutschland für eine Epoche zu den bekanntesten Werken zeitgenössischer Kunst.1 Während von Werner, der eine zentrale Figur in der Kunst und Kunstpolitik des Deutschen Kaiserreichs war, nach 1915 in Vergessenheit geriet und sein Werk als unzeitgemäß eingestuft wurde, ist die „Kaiserproklamation“ als Ereignisbild, das einen bedeutenden Vorgang der deutschen Geschichte aus Sicht eines zeitgenössischen Malers zeigt, noch lange in der Funktion als „historisches Dokument“ präsent geblieben. Von Werner war während der Proklamation in Versailles anwesend und hielt in den folgenden Jahren den Gründungsakt des Deutschen Kaiserreiches in drei Fassungen fest, die sich wesentlich unterscheiden.

In der vorliegenden Arbeit analysiere ich die drei Fassungen jeweils unter Einbeziehung ihrer Entstehungsgeschichte. Dabei werde ich untersuchen, in welchem Maß die kompositorischen Unterschiede die Bildaussage verändern, und mich mit dem Verhältnis von Wahrheit und Ideologie in den Gemälden auseinandersetzen.

Vorab gehe ich auf die geschichtliche Situation Deutschlands zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs ein, die untrennbar mit der „Botschaft“ der Bilder verbunden ist.

Im Kapitel „Fazit“ fasse ich schließlich die Erkenntnisse noch einmal kurz zusammen, um mich dann mit der kunsthistorischen Wertung des Werkes auseinanderzusetzen. Die Frage, inwieweit sich Anton von Werners Kaiserproklamation als „historische Quelle“ einstufen lässt und welche Bedeutung Bildern in der historisch-politischen Bildung zukommt, werde ich am Schluss besprechen.

Die Bibliografie zu Werner ist recht umfangreich. Thomas W. Gaehtgens2 analysiert die Unterschiede in der Darstellung der Kaiserproklamation unter Ausschöpfung der Quellen, um unter anderem das Urteil, das sich die Nachwelt über Werners Arbeiten bildete, zu korrigieren. Er belegt, dass von Werners Werke keine sich in fotografisch genauer Detailverliebtheit erschöpfenden Abbildungen sind, sondern ihnen ein sorgsam geplantes Konzept zugrunde liegt. Dominik Bartmann befasst sich mit Anton von Werners Stellung in der wilhelminischen Kunst und Kunstpolitik3 und untersucht Werners Werk unter der Bedeutung, die ihnen als kulturhistorischem Denkmal dieser Epoche zukommt.4 Der Historiker Peter Paret5 schließlich geht den Wechselwirkungen von Kunst und Geschichte im 19. Jahrhundert nach und widmet ein Kapitel seines Buches Anton von Werners Kaiserproklamation.

Mein Anliegen war es, im Rahmen der Analyse herauszufinden, wie die drei Fassungen der Kaiserproklamation mit der Wirklichkeit umgehen, und wie dem Betrachter vermittelt wird, dass die Gemälde angeblich „Realität“ darstellen. Dabei habe ich mich auch mit Anton von Werners Kunstauffassung beschäftigt, mit seinen Vorbildern und mit den Bedingungen, unter denen er die Bilder angefertigt hat.

2. Historischer Kontext

2.1 Vorgeschichte

Am 14. Juni 1866 erklärte Preußen den Austritt aus dem Deutschen Bund mit Österreich (Abb. 1), und einen Tag später begannen die Kriegshandlungen. Hintergrund des Krieges waren Otto von Bismarcks Bestrebungen, ein deutsches Bündnissystem unter der Hegemonie Preußens anzustreben. In der Schlacht von Königgrätz fiel Anfang Juli 1866 die Entscheidung mit einem Sieg der Preußen.6 Mit dem Prager Frieden vom 23. August 1866 musste Österreich die Auflösung des seit 1815 bestehenden Deutschen Bundes anerkennen, und somit war der österreichisch-preußische Dualismus beendet. Preußen gründete anschließend den Norddeutschen Bund (Abb. 2), einen Zusammenschluss 22 unabhängiger Staaten nördlich des Mains.7 Er war zunächst ein Militärbündnis und wurde dann später zur Grundlage des Nationalstaates.

Die süddeutschen Staaten waren nach wie vor auf die Wahrung ihrer Eigenstaatlichkeit bedacht. Unter den europäischen Staaten sah sich besonders Frankreich durch die preußisch-deutsche Großmacht bedroht. Um weitere Expansionsbemühungen einzuschränken, forderte der Kaiser der Franzosen, Napoleon III., von Preußen den Verzicht auf den spanischen Thron, auf den Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen Anspruch gehabt hätte, und schickte seinen Botschafter Benedetti zu Verhandlungen mit König Wilhelm I. nach Bad Ems.8 In der sogenannten „Emser Depesche“, einem regierungsinternen Telegramm vom 13. Juli 1870, wurde Bismarck über die Vorgänge unterrichtet. Er nutzte den Inhalt der Depesche als Pressemitteilung, veränderte jedoch den Inhalt so, als habe es sich bei „der Weigerung des Königs […] um eine brüske Zurückweisung und beim französischen Botschafter um einen impertinenten Bittsteller gehandelt.“9 Die Öffentlichkeit in Paris reagierte am Tag darauf empört, und als Folge davon erklärte Frankreich am 19. Juli 1870 dem Königreich Preußen den Krieg.10 Die süddeutschen Staaten stellen sich an die Seite Preußens, sodass es zu schnellen Siegen deutscher Truppen kam. Mit der Niederlage der französischen Truppen am 2. September 1870 bei der Schlacht von Sedan und der Gefangennahme des Kaisers Napoleon III. endete das Zweite Kaiserreich, und Frankreich wurde zur Republik. Allerdings kam es nicht zur Gesamtkapitulation Frankreichs. Um ein rasches Ende des Krieges herbeizuführen, wurde Paris ab Anfang September 1870 belagert, doch erst am 10. Mai 1871 wurde der Frankfurter Friedensvertrag unterzeichnet.11

2.2 Die Proklamierung des Deutschen Kaiserreichs

Während Paris von den deutschen Truppen belagert wurde, fand am 18. Januar 1871 die Proklamation Wilhelm I. zum deutschen Kaiser im Spiegelsaal von Versailles statt. Damit traten offiziell die vier süddeutschen Staaten, das Königreich Bayern, das Königreich Württemberg, das Großherzogtum Baden und das Großherzogtum Hessen dem Norddeutschen Bund bei, der sich in der Folge Deutsches Reich nannte (Abb. 3).12

Das Datum wurde bewusst gewählt in Erinnerung an den Krönungstag Friedrichs I. am 18. Januar 1701. Die Wahl des Ortes war zum einen eine absichtliche Provokation gegen die unterlegenen Franzosen, in deren Machtzentrum sie stattfand.13 Zum anderen wurde durch den für die anwesenden deutschen Fürsten „neutralen Ort“ vermieden, dass sich einer von ihnen benachteiligt fühlen könnte.

Anwesend waren neben Bismarck und König Wilhelm I., Kronprinz Friedrich Wilhelm, der Großherzog von Baden, Generalstabschef Helmuth von Moltke, weitere deutsche Fürsten, Offiziere und Generäle sowie Unteroffiziere und Mannschaften.14

Wie tief greifend der Krieg von 1870/71 die französische Seite verbitterte und gleichzeitig die deutsche Seite in ihrem fatalen Irrglauben an ihre Unbesiegbarkeit bestärkte, und wie beides zusammen dazu beigetragen hat, mental den nächsten Krieg vorzubereiten, wird selten in diesem Zusammenhang genannt.15 Auch die Kränkung, durch die demonstrativ in Versailles vorgenommene Kaiserproklamation wurde nicht vergessen. So ist es kein Zufall, dass die Unterzeichnung des Friedensvertrags vom 28. Juni 1919 auf Wunsch des französischen Premierminister Georges Clemenceau im Spiegelsaal von Versailles stattfand.

3. Anton von Werner:

Die Kaiserproklamation in Versailles

3.1 Erste Fassung: Das Schlossbild

3.1.1 Entstehungsgeschichte

Die erste Fassung Anton von Werners Kaiserproklamation in Versailles (Abb. 4) war ein Auftragswerk für das Berliner Stadtschloss. Sie wurde Kaiser Wilhelm I. zu seinem 80. Geburtstag am 22. März 1877 von den deutschen Fürsten geschenkt. Auftraggeber war der Großherzog von Baden, der zu den Befürwortern der Einigung Deutschlands gehörte.16

Bei der Proklamation der Deutschen Kaiserreichs am 18. Januar 1871 war Werner persönlich anwesend. Erst drei Tage vorher hatte er ein Telegramm aus Versailles erhalten mit dem Wortlaut:

Geschichtsmaler v. Werner, Karlsruhe, S. K. H. Der Kronprinz läßt Ihnen sagen, daß Sie hier Etwas Ihres Pinsels Würdiges erleben würden, wenn Sie vor dem 18. Januar hier eintreffen können. Eulenburg, Hofrnarschall.17

Bis kurz vor Beginn der Feier war Werner nicht darüber informiert, um was für ein darstellungswürdiges Ereignis es sich handeln würde. Erst als die Fürsten nach einem kurzen Gottesdienst, der in der Mitte des Spiegelsaals abgehalten wurde, auf der eigens für die Proklamierung errichteten Estrade am Eingang des Salons de la Guerre Aufstellung nahmen, erkannte Werner die Bedeutung des Geschehens.18 Er schildert das Zeremoniell wie folgt:

Und nun ging in prunklosester Weise und außerordentlicher Kürze das große historische Ereignis vor sich, daß die Errungenschaft des Krieges bedeutete: die Proklamierung des Deutschen Kaiserreiches! Das also war es, was der Kronprinz Friedrich Wilhelm als etwas meines Pinsels Würdiges in seinem Telegramm bezeichnet hatte!

Der Vorgang war gewiß historisch würdig, und ich wandte ihm meine gespannteste Aufmerksamkeit zu, zunächst natürlich seiner äußeren malerischen Erscheinung, notierte in aller Eile das Nötigste, sah, daß König Wilhelm etwas sprach und daß Graf Bismarck mit hölzerner Stimme etwas Längeres vorlas, hörte aber nicht, was es bedeutete, und erwachte aus meiner Vertiefung erst, als der Großherzog von Baden neben König Wilhelm trat und mit lauter Stimme in den Saal hineinrief: „Seine Majestät, Kaiser Wilhelm der Siegreiche, Er lebe hoch!“ Ein dreimaliges Donnergetöse unter dem Geklirr der Waffen antwortete darauf, ich schrie mit und konnte natürlich dabei nicht zeichnen; von unten her antwortete wie ein Echo sich fortpflanzend das Hurra der dort aufgestellten Truppen. Der historische Akt war vorbei: es gab wieder ein Deutsches Reich und einen Deutschen Kaiser!19

Bereits während der Zeremonie begann Anton von Werner die Gruppe der Fürsten und Prinzen mit dem Kaiser an der Spitze zu zeichnen. Wo genau er stand, und ob er weitere Skizzen anfertigen konnte, ist umstritten. Vermutet wird, dass er sich im Mittelfeld der Akklamierenden befand, also sein Platz identisch mit der Stelle ist, an die er sich selbst später in das Gemälde einfügte: am äußersten rechten Bildrand. Eine ungünstige Position, weit entfernt vom Zentrum des Geschehens.20 Porträts der wichtigsten übrigen Anwesenden sowie des Spiegelsaals konnte Werner erst im Nachhinein erstellen. Da der Saal im Januar 1871 von den Belagerern als Lazarett (Abb. 5) genutzt wurde, lagen dort bereits wieder die Verwundeten, als er ihn aus „einer der tiefen Fensternischen“ heraus skizzierte.21

Bereits zehn Tage später, am 28. Januar, präsentierte er dem Kronprinzen eine Skizze (Abb. 6), die bereits wesentliche Teile der Komposition enthielt, später jedoch noch erheblich umgestaltet wurde.22 Wichtig war zunächst, dass sie den Beifall der Auftraggeber fand. Im April desselben Jahres suchte er zusammen mit Friedrich Wilhelm den Bestimmungsort für das Bild aus. Es wurde festgelegt, es an prominentester Stelle im Weißen Saal, dem größten Saal des Berliner Schlosses, zu platzieren.23

Um das Gemälde in die architektonische Gliederung der Wand einzufügen, musste Anton von Werner die quadratisch angelegte Skizze in ein querrechteckiges Format umwandeln. Über eine Aufrisszeichnung (Abb. 7), die er zu diesem Zweck angefertigte, lässt sich dieser Vorgang belegen und die sich daraus ergebenden Veränderungen nachvollziehen. Zum einen bot das neue Format einer erheblich erhöhten Anzahl von Personen Platz, und zum anderen erlaubte es eine erweiterte Ansicht des Raumes.

Nach sechsjähriger Arbeit war das Bild fertiggestellt und konnte Kaiser Wilhelm, wie beabsichtigt, zu seinem 80. Geburtstag überreicht werden.24 Seinen Platz im Weißen Saal (Abb. 8) behielt es 15 Jahre lang. In dieser Zeit fanden trief greifende politische Veränderungen statt, die seine Rezeption veränderten, wie ich an der zweiten und dritten Fassung des Bildes darstellen werde. Am 9. März 1888 starb Kaiser Wilhelm I., sein Sohn, Friedrich III, regierte nur drei Monate lang, bevor er ebenfalls starb, und mit Wilhelm II, dem Sohn Friedrichs III., setzte im sogenannten Dreikaiserjahr ein Wandel ein, der sich – verstärkt nach der Entlassung Bismarcks 20. März 1890 – unter anderem durch imperiale Übersteigerung kaiserlicher Machtstellung auszeichnete. Bilder, welche die föderalistische Rolle des Kaisers betonten wie die Kaiserproklamation Anton von Werners passten nicht in das Wilhelminische Zeitalter.25 1892 ließ Wilhelm II. das Bild in die wesentlich schlichtere Bildergalerie (Abb. 9) umhängen und 1914 zu Beginn des ersten Weltkriegs ganz entfernen. Im Schloss eingelagert, verbrannte es im Zweiten Weltkrieg während eines Luftangriffs auf Berlin.26

3.1.2 Bildanalyse

Von der kriegszerstörten Erst- beziehungsweise Schlossfassung der Kaiserproklamation Anton von Werners existieren nur noch Schwarz-Weiß-Fotografien.27 Deshalb kann sich die Bildanalyse allein auf die dargestellten Elemente, die Formsprache, die Proportionen etc., nicht jedoch auf die Farbgebung und Malweise beziehen. Bekannt ist, dass es sich um ein Ölgemälde mit den Maßen von 4,34 × 7,32 m gehandelt hat. Dargestellt sind zwei Figurengruppen Uniform tragender Männer, die sich im Vorder- und Mittelgrund gegenüberstehen. Rechts im Bild ist die größere der beiden Gruppen zu sehen, die bis in die linke Bildhälfte hineinragt. Die vordersten Reihen werden im verlorenen Profil beziehungsweise im Profil gezeigt, die hintersten Reihen zumeist in Dreiviertelansicht. Links im Bild, zum Teil auf einer vierstufigen Estrade postiert, steht die zweite Gruppe uniformierter Männer, größtenteils en face abgebildet. Es herrscht annähernd Isokephalie vor.

Der Standpunkt des Betrachters liegt etwas über Augenhöhe, der es erlaubt, einen Teil der Menschenmenge im Saal zu übersehen. Über eine schmale Passage wird der Blick vorbei an einem stramm stehenden Uniformierten auf die Personen auf dem Podium geleitet, die von Fahnen umsäumt sind.

Im Hintergrund ist in Diagonalansicht ein Innenraum mit hohen Wänden und drei bis an das Deckenfries reichende Rundbogenspiegel sichtbar, in denen sich – gebrochen durch die Einzelspiegel – die gegenüberliegenden, gleichgroßen Rundbogenfenster widerspiegeln. Die sich darüber wölbende bemalte Decke wird im Anschnitt gezeigt. Zur Lichtführung nutzt Werner die räumlichen Gegebenheiten aus: Auf den Gesichtern, Helmen und Uniformen liegt die von vorn einströmende Tageshelligkeit, während die Versammlung im hinteren Bildteil durch die Reflexion des Lichtes an der Spiegelwand erhellt wird.

Anton von Werner hat die Aufgabe, ein relativ unspektakulär verlaufendes Ereignis wirkungsvoll darzustellen, dadurch gelöst, dass er nicht die Verlesung der Proklamation, also den juristischen Rechtsakt, zeigt, sondern den Moment, als der Großherzog von Baden das Hoch auf den Deutschen Kaiser ausruft und die Versammelten jubeln.

Das Bild stellt eine Erweiterung der zuerst angefertigten Skizze dar. Die Diagonalkomposition ermöglichte es Werner, eine noch größere Anzahl von Personen unterzubringen. Zudem wird durch sie die Begrenzung des Bildraumes aufgehoben, da der Raum außerhalb der Bildfläche fortgesetzt zu denken ist. Unterstützt wird dieser Eindruck durch die im Anschnitt dargestellten Personen im Vordergrund. Der Betrachter wird dadurch zum bei dem Festakt anwesenden Zuschauer und somit direkt in das Geschehen mit einbezogen.28 Die Dimensionen des Gemäldes von über vier mal sieben Metern verstärken diese Wirkung. Die Personen waren in Lebensgröße abgebildet und außerdem fotografisch genau wiedergegeben. Dadurch und indem von Werner sich selbst am rechten Rand in das Bild einfügt (Abb. 10), wird Authentizität suggeriert,29 da er scheinbar als Augenzeuge das Ereignis bestätigt.

Das Bild hat keinen kompositorischen Mittelpunkt. Der Blick des Betrachters wird über zwei, vom Maler eingefügte Stufen durch die sich öffnende Gasse am linken Bildrand auf die Hauptperson des Geschehens, Kaiser Wilhelm I., gelenkt sowie auf den das Hoch ausrufenden Großherzog von Baden. Der Kaiser selbst steht auf dem Podest neben den ihn umgebenden Fürsten. Er hebt sich von den meisten von ihnen nur dadurch ab, dass er von keiner anderen Figur überschnitten wird.30 Danach wird der Blick auf den unten stehenden Bismarck mit der gerade verlesenen Proklamationsakte in der Hand, und Moltke, der den siegreichen Feldzug ermöglichte, geführt.

[...]


1 Vgl. Paret, Peter: Kunst als Geschichte. Kultur und Politik von Menzel bis Fontane. München 1990, S. 193-210, hier S. 197.

2 Vgl. Gaehtgens, Thomas W.: Anton von Werner. Die Proklamierung des Deutschen Kaiserreichs. Ein Historienbild im Wandel preußischer Politik. Frankfurt/M. 1990.

3 Vgl. Bartmann, Dominik: Anton von Werner. Zur Kunst und Kunstpolitik im Deutschen Kaiserreich. Berlin 1985.

4 Vgl. Bartmann, Dominik (Hg.): Anton von Werner. Geschichte in Bildern. München 1993.

5 Vgl. Paret 1990, S. 193-210.

6 Vgl. Clark, Christopher: Preußen. Aufstieg und Niedergang. 1600–1947. München 2006, S. 614-619.

7 Vgl. Grasemann, Peter; Oestersöterbier, Max: Kriegsverlauf des deutsch-französischen Krieges 1870–1871. In: Arand, Tobias (Hg.): Welch eine Wendung durch Gottes Fügung. Der deutsch-französische Krieg 1870/71 und die Formen seiner historischen Erinnerung in beiden Ländern vom Kaiserreich bis zur Gegenwart. Münster 2005, S. 7–11, hier S. 7.

8 Vgl. ebd.

9 Vgl. Clark 2006, S. 628.

10 Vgl. Grasemann 2005, S. 7.

11 Vgl. ebd., S. 9.

12 Vgl. Kokalj, Hans-Christian: Darstellungsweisen der Kaiserproklamation in Versailles. In: Arand, Tobias (Hg.): Welch eine Wendung durch Gottes Fügung. Der deutsch-französische Krieg 1870/71 und die Formen seiner historischen Erinnerung in beiden Ländern vom Kaiserreich bis zur Gegenwart. Münster 2005, S. 53–59, hier S. 53.

13 Vgl. Gaehtgens 1990, S. 11.

14 Vgl. ebd., S. 52.

15 Vgl. Arand, Tobias (Hg.): Welch eine Wendung durch Gottes Fügung. Der deutsch-französische Krieg 1870/71 und die Formen seiner historischen Erinnerung in beiden Ländern vom Kaiserreich bis zur Gegenwart. Münster 2005, S. 2.

16 Vgl. Gaehtgens 1990, S. 18.

17 Werner, Anton von: Erlebnisse und Eindrücke 1870–1890. Berlin 1913, S. 30.

18 Vgl. Gaehtgens 1990, S. 14 und S. 16.

19 Werner 1913, S. 33-34.

20 Vgl. Gaehtgens 1990, S. 16.

21 Werner 1913, S. 38.

22 Vgl. Gaehtgens 1990, S. 18-19.

23 Vgl. Bartmann 1985, S. 97.

24 Vgl. Gaehtgens 1990, S. 22.

25 Vgl. Clark 2006, S. 670-679.

26 Vgl. Paret 1990, S. 203.

27 Vgl. Gaehtgens 1990, S. 7.

28 Vgl. Gaehtgens 1990, S. 32.

29 Vgl. Sauer, Michael: Bilder im Geschichtsunterricht. Seelze-Velber 2000, S. 119.

30 Vgl. Bartmann 1985,S. 101.

Ende der Leseprobe aus 43 Seiten

Details

Titel
Anton von Werners „Die Kaiserproklamation in Versailles“. Ein Ereignisbild im historischen Kontext
Hochschule
Universität zu Köln
Note
1,7
Autor
Jahr
2015
Seiten
43
Katalognummer
V962165
ISBN (eBook)
9783346339263
ISBN (Buch)
9783346339270
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Visual History, Ereignisbild, Bildkompetenz, Ekphrasis, Versailles, Anton von Werner, Kaiserproklamation, Otto von Bismarck, König Wilhelm I., Helmuth von Moltke, Berliner Stadtschloss, das Schlossbild, die Zeughausfassung, die Friedrichsruher Fassung, historisches Dokument, Realität, Wahrheit, Lüge, Manipulation, Mythomotoren, Visual Fake.
Arbeit zitieren
Yvonne Joosten (Autor:in), 2015, Anton von Werners „Die Kaiserproklamation in Versailles“. Ein Ereignisbild im historischen Kontext, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/962165

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