Das 19. Jahrhundert kann als eine Zeit des gesellschaftlichen Wandels bezeichnet werden. Damals verändern sich die Vorstellungen von einer Ehe und einer Familie und die damit verbundenen Geschlechterverhältnisse. Neben dem traditionellen Frauenbild der Ehefrau, Hausfrau und Mutter entsteht langsam ein modernes Frauenbild der selbstbestimmten und erwerbstätigen Frau. Somit bestehen gleichzeitig zwei unterschiedliche Vorstellungen, die eine Ambivalenz im Frauenbild hervorrufen. Die literarischen Figuren können als Repräsentation der realen Gesellschaft dienen und daher stellt sich die Frage, welche Frauenbilder in der damaligen Literatur dargestellt werden und ob sie dem Frauenbild des 19. Jahrhunderts entsprechen oder es kritisieren. Diese Frage soll in der Masterarbeit beantwortet werden.
Dafür werden exemplarisch die beiden Werke Effi Briest (1894/1895) von Theodor Fontane und Buddenbrooks (1901) von Thomas Mann untersucht. Da die Werke in einem geringen zeitlichen Abstand entstanden sind und beide im 19. Jahrhundert spielen, werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Darstellung der Frauenfiguren interessant sein. In diesem Zusammenhang stellen sich weitere Fragen: Welche Figuren bedienen traditionelle und welche moderne Geschlechterrollen? Bei welchen Figuren werden die klassischen Geschlechterrollen getauscht? Inwiefern können Effi und Tony als Kindfrauen bezeichnet werden? Wie werden die Mutterfiguren und Mutterersatzfiguren bewertet? Wiederholen die Töchter die Schicksale der Mütter? Welche Bedeutung haben die Vaterfiguren? Welche Figuren dienen einander als Gegensätze und welche als Parallelfiguren? Welchen Einfluss nehmen Familie und Gesellschaft auf die Eheschließungen der Figuren? Wie werden Ehebruch und Ehescheidung in den Texten bewertet? Und zuletzt: Weshalb scheitern Effi und Tony an der Vereinbarkeit von Individualität und Gesellschaft?
Die wichtigsten Frauenfiguren der beiden Werke sind Effi Briest und Antonie „Tony“ Buddenbrook. Sie weisen viele Gemeinsamkeiten in ihren Einstellungen, ihren Charakterisierungen und in ihren Schicksalen auf. Der Leser begleitet die beiden Frauenfiguren von ihrer Kindheit bis ins Erwachsenenalter. Sie werden in jungen Jahren von ihren Eltern mit unbekannten Männern verheiratet und müssen nach den Ehescheidungen mit dem Leben als geschiedene Frauen zurechtkommen. Somit werden verschiedene Stationen im Leben von literarischen Frauenfiguren des 19. Jahrhunderts gezeigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Feministische und genderorientierte Erzähltheorie
- Frauenfiguren in Theodor Fontanes und Thomas Manns Werk
- Frauenbild in der Familie
- Mutterfiguren und Mutterersatzfiguren
- Rollen der Vaterfiguren
- Vertauschte Geschlechterrollen
- Frauenbild in der Ehe
- Vernunftehe statt Liebesehe
- Skandal des Ehebruchs
- Folgen der Ehescheidung
- Schicksale der Frauenfiguren
- Motiv des Todes bei Effi Briest
- Motiv des Lebens bei Tony Buddenbrook
- Unvereinbarkeit von Individualität und Gesellschaft
- Frauenbild in der Familie
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht die Darstellung von Frauenfiguren in Theodor Fontanes „Effi Briest“ und Thomas Manns „Buddenbrooks“ im Kontext des gesellschaftlichen Wandels im 19. Jahrhundert. Die Arbeit analysiert die unterschiedlichen Frauenbilder, die in den Werken präsentiert werden, und untersucht, ob sie traditionellen Geschlechterrollen entsprechen oder diese kritisieren.
- Entwicklung des Frauenbildes im 19. Jahrhundert
- Darstellung von Frauenfiguren in „Effi Briest“ und „Buddenbrooks“
- Traditionelle und moderne Geschlechterrollen in den Werken
- Einfluss von Familie und Gesellschaft auf die Eheschließungen der Figuren
- Motiv des Todes in „Effi Briest“ und das Motiv des Lebens in „Buddenbrooks“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und führt in die Thematik des Frauenbildes im 19. Jahrhundert ein. Anschließend wird die feministische und genderorientierte Erzähltheorie vorgestellt, die als theoretischer Rahmen für die Analyse der Werke dienen soll. Im dritten Kapitel werden die Frauenfiguren in den beiden Romanen analysiert, wobei die Schwerpunkte auf der Darstellung des Frauenbildes in der Familie und der Ehe sowie auf den Schicksalen der Frauenfiguren liegen.
Das Kapitel über das Frauenbild in der Familie analysiert die Mutter- und Vaterfiguren sowie die Darstellung von vertauschten Geschlechterrollen. Das Kapitel über das Frauenbild in der Ehe beleuchtet die Themen Vernunftehe, Ehebruch und Ehescheidung. Die Untersuchung der Schicksale der Frauenfiguren fokussiert auf die Motive des Todes und des Lebens sowie auf die Unvereinbarkeit von Individualität und Gesellschaft. Das Fazit fasst die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammen und gibt einen Ausblick auf weitere Forschungsfragen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Frauenbild, Geschlechterrollen, Ehe, Familie, 19. Jahrhundert, Theodor Fontane, Thomas Mann, „Effi Briest“, „Buddenbrooks“, feministische Erzähltheorie, genderorientierte Erzähltheorie, Motiv des Todes, Motiv des Lebens, Individualität, Gesellschaft.
- Arbeit zitieren
- Sophia Rohan (Autor:in), 2020, Frauenfiguren in "Effi Briest" von Theodor Fontane und "Buddenbrooks" von Thomas Mann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/967277