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1. Begriffsbestimmung
- Meßkonzept, nachdem die Leistungen eines Pb mit inhaltlich definierten Zielen (Krite- rien) verglichen wird
- Bedeutung von Kriterien:
1. Lehrziel, das erreicht wird oder nicht
- Kriterium als Lernkriterium bei einem „Lernversuch“, mit dessen Hilfe die Pbn in Könner und Nichtkönner eingeteilt werden
2. Leistungskontinuum mit unterschiedlichen Positionen verschiedener Pbn
- es gibt unterschiedlich tüchtige Pbn
3. Leistungsstandard, an dem sich Vorhersagen bestätigen oder widerlegen lassen ➔ kriteriumsbezogene Tests: Kann ein Pb Aufgaben lösen, die ein Kriterium um- schreibt?
- keine Erfassung individueller Differenzen, d. h. keine Ermittlung des Rangplatzes eines Pb in einer vergleichbaren Gruppe (Normgruppe/Population) ® (sondern) Feststellung der Leistung eines Pb bzgl. eines spezifischen Aufgabenbe- reichs, z.B. Therapie- oder Lernziel
lehrzielorientierte Tests: sollen darüber informieren, ob ein Schüler ein vorher festgelegtes Lehrziel erreicht hat
therapiezielorientierte Tests: sollen darüber informieren, ob ein Klient ein vorher festgelegtes Therapieziel erreicht hat
Zusammenfassung:
- kriteriumsorientierte Tests: enthalten oder repräsentieren die Gesamtheit einer wohldefi- nierten Menge von Aufgaben, die zu dem Zweck konstruiert ist
1. die Fähigkeit des Pb zur Lösung der Aufgaben der definierten Menge zu schätzen und/ oder
2. ihn gemäß dieser Fähigkeit einer Klasse von Pbn zuzuordnen. (Könner vs. Nichtkön- ner)
Bsp. für zwei bekannte kriteriumsorientierte Tests:
Prüfung zur Erlangung des Führerscheins staatliche Medizinerprüfung
→ Prüfling muß Aufgaben lösen, die wichtige Inhalte der umschriebenen Kriterienberei- che repräsentativ abbilden
zur Herstellung eines kriteriumsorientierten Tests:
2. Konstruktion von Testaufgaben
- krit.orientierter Test bestimmt sich vom Inhalt des Kriteriums her → Testautor muß ange- ben, wie er das Kriterium definiert u. wie er die Inhalte des Kriteriums in den Item- Mengen abbildet:
- Operationale Definition: Definition des Kriteriums durch operationale Beschreibung der repräsentativen Inhalte
Bsp.: Erfassen rechnerischen Denkens durch Lösen von Textaufgaben, die drei Größen enthalten (siehe Abb. 5-1 Folie)
→ geprüft wird, ob der Pb die Aufgabe nach jeder Größe aufzulösen vermag
- Aufspalten der Aufgaben nach Zielen und Inhalten: Darstellen von Zielen, die erreicht werden sollen und Inhalten, die das Ziel ausmachen in Matrixform (Tyler-Matrix) Bsp.: Schlangenphobie (siehe Abb. 5-2 Folie)
→ die Inhalte betreffen die Art der Schlangendarstellung, die Ziele den Grad der Annähe- rung an die Inhalte
- Generative Regeln: Vorgabe eines Sachverhaltes und Wahl einer Aufgabenform, wobei Transformationsregeln festlegen, wie der Sachverhalt in die Aufgabenform übertragen wird
Bsp.: Prüfung über die Beherrschung der vier Grundrechenarten (siehe Abb. 5-3 Folie)
→ mit Hilfe einer generativen Regel, kann man für jedes denkbare Item entscheiden, ob es Element der Menge ist oder nicht
→ die Gesamtheit der Aufgaben, die den Transformationsregeln entsprechend erzeugt werden kann, ist die Grundmenge von Aufgaben (die das Kriterium repräsentieren) (der Aufgabenpool soll dann die Prototypen der Items enthalten, damit [ungefähre] Repräsentativität geleistet ist...)
3. Analyse der Testaufgaben nach Gütekriterien
- Validität: Items eines Tests müssen Inhalt des Kriteriums vollständig abbilden
- Kontentvalidität: a) Erzeugung von Items durch generative Regeln und Überprüfung, ob die Items zum definierten Kriterium gehören
b) 2 voneinander unabhängige Expertengruppen entwickeln kriteriumsorientierte Tests; weisen deren Testwerte eine hohe Übereinstimmung auf, besteht hohe Inhaltsvalidität
➔ Test enthält o. repräsentiert die Gesamtheit einer wohldefinierten Menge von Auf- gaben (siehe Abb. 5-4)
- Reliabilität: kriteriumsorientierter Test sollte möglichst fehlerfrei sein
- Objektivität: v.a. Übereinstimmung von Auswerterurteilen
4. Rückschlüsse von Testergebnissen auf die Leistung
- Individueller Leistungswert wird durch Nähe zum Kriterium bestimmt
- Bestimmung eines kritischen Punktwertes: Pb erreicht best. Wert = Kriterium erreicht od. Pb liegt unterhalb des best. Wertes = Kriterium nicht erreicht
- Bestimmung eines Vertrauensbereiches: Bereich, zu dem der „Fähigkeitswert eines Pb gehören muß; Schätzung des Vertrauensbereiches z.B. nach Binomialmodell (angelegt für dichotome Aufgaben)
- Festlegung von Entscheidungsstufen: Abstand zwischen erreichtem und kritischem Wert wird in mehrere Stufen unterteilt (z.B. bei Notengebung)
- Fisseni, J. (1990). Lehrbuch der Psychologischen Diagnostik. Göttingen: Hogrefe. (pp.103-116)
- Klauer, K.J. (1993). Kriteriumsorientierte Tests. In H. Feger & J. Bredenkamp (Hrsg.), Enzyklopädie der Psychologie: Forschungsme- thoden in der Psychologie, Band III. Göttingen: Hogrefe. (pp.693-726)
- Klauer, K.J. (1987). Kriteriumsorientierte Tests. Göttingen: Hogrefe