Thesenpapier
I. Attribution
Ich habe mich zum Thema Attribution vorbereitet.
Ich möchte den Begriff definieren und anhand WEINERS Schema von 1972 näher erläutern. Zum Schluß möchte ich noch darauf eingehen, welche Bedeutung Attributionen in der Schule haben könnten.
Unter Attribution versteht man Meinungen von wissenschaftlichen Laien über ursächliche Zusammenhänge - d. h. also deren subjektive Alltagsmeinungen.
HEIDER ging 1958 davon aus, daß Menschen das Bedürfnis haben, Ursachen zu finden, umPhänomene, wie z.B. Erfolg oder Mißerfolg, zu erklären.
Denn er war der Überzeugung, anhand laienhafter Ursachensysteme bessere Vorhersagen und Erklärungen geben zu können als anhand psychologischer Schemata.
WEINER (1972) greift HEIDERS Schema auf und findet zwei hauptsächliche Attributionsdimensionen:
1. Lokale: die Ursachen werden in der Person (intern) oder in der Umwelt (extern) gesucht.
2. Temporale: die Ursachen sind relativ andauernd (stabil) oder vorübergehend (variabel). Um dieses Schema zu illustrieren, gebe ich dazu ein Beispiel:
Nehmen wir an, ich falle durch diese Prüfung.
Und ich stelle mir die Frage: Woran hat es denn wohl gelegen?
Ich habe einfach kein Verständnis für Psychologie. - intern-stabile Attribution Die Prüfer waren ungerecht. - extern-stabile Attribution
Ich habe zu wenig gelernt. - intern - variable Attribution
Die Luft in dem Raum war zu stickig. - extern-variable Attribution
Seit 1986 unterscheidet WEINER drei Attributionsdimensionen: es kommt die Dimension kontrollierbar - unkontrollierbar hinzu. Ist die Einflußnahme der Person möglich oder un- möglich?
Ich komme auf meine Attribution „Die Prüfer waren ungerecht“ zurück.
Kann ich mir bei der nächsten Prüfung andere Prüfer wählen, dann kann ich auf das nächste Prüfungsergebnis Einfluß nehmen. Die Ursache ist für mich also extern-stabil, aber kontrol- lierbar.
Ich kann hoffen, daß ich das nächste Mal besser abschneide
II. Welche Bedeutung könnten Attribution im Schulalltag haben?
Setzt man voraus, daß die Schule ein Ort ist, an dem Leistungsmotivation gefördert werden soll, dann sollten SchülerInnen möglichst günstige Attributionen bezüglich ihrer Leistungen haben.
LehrerInnen sollten ihren SchülerInnen ermutigen, ihr eigenes Entwicklungspotential auszu- schöpfen..
RHEINBERG und KRUG (1993) meinen, daß das günstigste Attributionsmuster sowohl von Erfolg, als auch von Mißerfolg die internal-variable Attribution sei.
Führt man einen Erfolg auf die eigene Anstrengung zurück, ist man besonders stolz auf die erbrachte Leistung und ist auch weiterhin motiviert sich anzustrengen, denn die bisherige Anstrengung hat sich ja gelohnt.
Wird der Mißerfolg darin gesehen, daß die eigene Anstrengung zu gering war, ist dies ein Anreiz, sich das nächste Mal mehr anzustrengen.
DWECK und LEGGET (1988) fanden heraus, daß SchülerInnen, die lernzielorientiert sind, mit Mißerfolgen besser umgehen können als SchülerInnen die leistungszielorientiert sind.
Wie die eigene Leistung letztendlich bewertet wird, hängt nach VALLERAND (1987) von der subjektive Zufriedenheit mit der gezeigten Leistung ab. Erreicht eine SchülerIn die Leistung, die sie von sich selbst erwartet oder übertrifft sie diese sogar, löst das Zufriedenheit aus.
RHEINBERG und KRUG machen darauf aufmerksam, daß ein intraindividueller Leistungs- vergleich wird als motivierender empfunden wird, als ein Vergleich an sozialen Bezugsnor- men.
Erfährt eine SchülerIn, daß sie die beste Leistung von allen in der Klasse erreicht hat ist das für sie weniger motivierend, als wenn sie erfährt, daß sie die beste Leistung erreicht hat im Vergleich zu ihren vorherigen erreicht hat.
Wie kann Unterricht gestaltet werden, um diese Erkenntnisse zu berücksichtigen?
- Binnendifferenzierung der Aufgaben
- verbale Beurteilungen, die sich nicht an der Klassennorm orientieren, sondern in Form von Entwicklungsberichten erfolgen
- Fehler zulassen
- Freiarbeit
III. Literatur
1. Herkner, Werner:
Lehrbuch Sozialpsychologie
5. Auflage der „Einführung in die Sozialpsychologie“, Bern, Verlag Hans Huber, 1991
2. Zimbardo, Philip G.:
Psychologie
5. Auflage, Berlin, Heidelberg, Springer-Verlag, 1992
3. Möller, Jens, Köller, Olaf (Hrsg):
Emotionen, Kognitionen und Schulleistung
Weinheim, Psychologie Verlags Union, 1996
4. Edelmann, Walter:
Lernpsychologie
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Thema des Thesenpapiers?
Das Thesenpapier behandelt das Thema Attribution, insbesondere im Kontext der Schule. Es definiert den Begriff Attribution und erläutert WEINERS Schema von 1972.
Was versteht man unter Attribution?
Attribution bezieht sich auf die subjektiven Alltagsmeinungen von Laien über ursächliche Zusammenhänge, d. h. wie Menschen Ursachen für Ereignisse, wie Erfolg oder Misserfolg, erklären.
Was sind die Attributionsdimensionen nach WEINER (1972)?
WEINER unterscheidet zwei Hauptattributionsdimensionen: 1. Lokale (intern oder extern) und 2. Temporale (stabil oder variabel).
Was ist die dritte Attributionsdimension nach WEINER (1986)?
Ab 1986 unterscheidet WEINER drei Attributionsdimensionen: Lokale (intern oder extern), Temporale (stabil oder variabel) und Kontrollierbarkeit (kontrollierbar oder unkontrollierbar).
Welche Bedeutung haben Attributionen im Schulalltag?
Günstige Attributionen bezüglich der eigenen Leistungen sind wichtig für die Leistungsmotivation von SchülerInnen. LehrerInnen sollten SchülerInnen ermutigen, ihr Entwicklungspotential auszuschöpfen.
Welches Attributionsmuster ist laut RHEINBERG und KRUG (1993) am günstigsten?
Das günstigste Attributionsmuster für Erfolg und Misserfolg ist die internal-variable Attribution. Erfolg wird auf eigene Anstrengung zurückgeführt, Misserfolg auf zu geringe Anstrengung.
Wie können LehrerInnen günstige Attributionen fördern?
LehrerInnen können günstige Attributionen fördern durch Binnendifferenzierung der Aufgaben, verbale Beurteilungen, die sich an der individuellen Entwicklung orientieren, das Zulassen von Fehlern und Freiarbeit.
Was ist der Unterschied zwischen lernzielorientierten und leistungszielorientierten SchülerInnen im Umgang mit Misserfolgen?
DWECK und LEGGET (1988) fanden heraus, dass lernzielorientierte SchülerInnen besser mit Misserfolgen umgehen können als leistungszielorientierte SchülerInnen.
Wie beeinflusst die subjektive Zufriedenheit die Leistungsbewertung?
Nach VALLERAND (1987) hängt die Bewertung der eigenen Leistung von der subjektiven Zufriedenheit ab. Erreicht eine SchülerIn die erwartete Leistung oder übertrifft sie diese, löst das Zufriedenheit aus.
Welche Art von Leistungsvergleich ist motivierender?
RHEINBERG und KRUG betonen, dass ein intraindividueller Leistungsvergleich (Vergleich mit früheren eigenen Leistungen) motivierender ist als ein Vergleich an sozialen Bezugsnormen (Vergleich mit anderen SchülerInnen).
Welche Literatur wird im Thesenpapier zitiert?
Das Thesenpapier zitiert Werke von Herkner, Zimbardo, Möller/Köller und Edelmann zum Thema Sozialpsychologie, Psychologie, Emotionen/Kognitionen/Schulleistung und Lernpsychologie.
- Arbeit zitieren
- Stefanie Plener (Autor:in), 1998, Attribution und Bedeutung für den Schulalltag, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96983