Häufig gestellte Fragen zum Text über das Französisch in Louisiana
Was ist der Gegenstand des Textes?
Der Text bietet einen umfassenden Überblick über das Französisch in Louisiana, einschließlich seiner Geschichte, soziolinguistischen Kontextes und linguistischen Eigenschaften. Er konzentriert sich vor allem auf das Cajun-Französisch und seine Entwicklung im Laufe der Zeit.
Welche Gruppen sprechen Französisch in Louisiana?
Der Text identifiziert drei Hauptgruppen: die „Créols blancs“ (fast ausgestorben), die „Créols noirs“ (fast ausgestorben) und die „Cadiens“, die Nachkommen der aus Akadien vertriebenen Franzosen. Die Cadiens bilden die bedeutendste frankophone Gruppe in Louisiana.
Wie hat sich die Geschichte Louisianas auf die französische Sprache ausgewirkt?
Die Geschichte Louisianas, geprägt von wechselnden Kolonialmächten (Frankreich, Spanien) und der Eingliederung in die USA, hat zu einem stetigen Rückgang des Französischen geführt. Die Amerikanisierung, verbunden mit Vorurteilen gegen die französische Sprache, führte zu einer Sprachvernachlässigung, besonders in der Erziehung. Die Entwicklung der Erdölindustrie und der soziale Aufstieg der Cadiens führten zu Veränderungen ihrer Lebensweise und beeinflussten auch den Sprachgebrauch. Trotzdem gab es eine Renaissance-Bewegung ("Cadjun revival"), die sich für die Wiederbelebung der französischen Sprache und Kultur einsetzt.
Welche phonologischen Besonderheiten weist das Cajun-Französisch auf?
Der Text beschreibt die Allophone der Vokale /e/, /ø/, /o/, /i/ und /a/, wobei die Aussprache je nach Position im Wort und Sprecher variiert. Es wird auf die Tendenz zur Vereinfachung und die unterschiedliche Realisierung von Vokalen im Vergleich zum Standardfranzösisch hingewiesen. Bei den Nasalen ist eine Tendenz zur Entrundung der vorderen Vokale zu beobachten. Im Bereich der Konsonanten wird die Reduktion des Nexus [vw] zu [w] und die Längerung von Konsonanten in schnellem Sprechtempo erwähnt.
Welche morphosyntaktischen Merkmale kennzeichnen das Cajun-Französisch?
Das Cajun-Französisch zeigt eine Tendenz zur Vereinfachung der Verbkonjugation, mit einer Angleichung vieler Verben an das Muster der -er-Verben. Es existiert eine starke Tendenz zur Invariabilität des Verbstammes und des Konjugationsmusters. Das Futur wird meist analytisch mit "aller" + Infinitiv gebildet. Das Perfekt wird ausschließlich mit "avoir" gebildet, und das Passé simple ist fast verschwunden. Die Pluralbildung bei Substantiven ist oft regelmäßig (z.B. "cheval, chevals"). Geschlechtsunterschiede bei Adjektiven und Personalpronomen sind neutralisiert. Die betonten Personalpronomen im Plural werden durch Anhängen von "-autres" gebildet.
Welche lexikalischen Besonderheiten weist das Cajun-Französisch auf?
Das Lexikon des Cajun-Französisch enthält Wörter aus verschiedenen Sprachen, darunter Indianersprachen (z.B. "bayou"), Spanisch (z.B. "piastre") und vor allem Englisch (z.B. "baby", "gas"). Viele Wörter aus dem Standardfranzösisch haben eine veränderte Bedeutung oder Wortklasse im Cajun-Französisch.
Wie ist der aktuelle Status des Französischen in Louisiana?
Obwohl es Bemühungen zur Wiederbelebung des Französischen gibt (CODOFIL, "Cadjun revival"), ist es im Alltag weitgehend von der englischen Sprache verdrängt. Es wird hauptsächlich in kulturellen Kontexten wie Festivals und Musik verwendet. Die jüngere Generation spricht meist nur noch Englisch. Die Zukunft des Französischen in Louisiana ist ungewiss.
Welche Literatur wird im Text zitiert?
Der Text verweist auf Werke von Pöll (Französisch außerhalb Frankreichs), Rossillon (Atlas de la langue française), und Stäbler (mehrere Werke über Cajun-Französisch).
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Geschichte Louisianas
2.1 Die Besiedlung
2.2 Von 1803 bis heute
2.3 Die Suche nach der kulturellen Identität
3. Profil des Französischen in Louisiana
3.1 Phonologie
3.1.1Vokale
3.1.2Nasale
3.1.3Konsonanten
3.2 Morphosyntax
3.2.1Verbklassen und Konjugation
3.2.2Tempus
3.3 Lexikon
4. Conclusion
1. Einleitung
Nach der amerikanischen Volkszählung von 1980 bezeichnen sich 934 237 der in Louisiana lebenden Bevölkerung als ganz oder teilweise Frankophon1Dieser Bevölkerungsanteil setzt sich aus drei Gruppen zusammen:
1. Die „Créols blancs“, die sich selbst als Nachkommen der ersten aus Frankreich stammenden Kolonialisten einschätzen. Diese Gruppe ist heutzutage jedoch fast ausgestorben. Der Begriff „Créols“ steht für „in einer Kolonie geboren, aber von europäischer Abstammung“. Das Französisch der Créols blancs steht der Standartform somit sehr nahe.
2. Die „Créols noirs“, die Nachfahren der Sklaven, die sich ebenfalls als „Créols“ bezeichnen, was jedoch von den „Créols blancs“ abgelehnt wird. Ihre Sprache steht dem Kreolischen von Haiti und Martinique nahe. Auch diese Gruppe ist heutzutage fast ausgestorben.
3. Die „Cadiens“: Die Nachkommen, der aus Acadien vertriebenen französischen Kolonisten und die in ihrer Gruppe aufgegangenen Zuwanderer anderer Herkunft (z. B. Italiener, Deutsche, Iren). Obwohl auch diese Bevölkerungsgruppe von der Anglisierung erfaßt wurde, gehen Schätzungen von ca. 200.000 „Cadien“- Sprechern aus (Créols blancs 3.000, Créols noirs 40.000)2
Auf diese wichtigste frankophone Bevölkerungsgruppe und deren Sprache
werde ich in meiner Arbeit eingehen.
2. Geschichte Louisianas
2.1 Die Besiedlung
Im späten 16 Jahrhundert wurde das Gebiet des späteren Louisianas von den Spaniern zum erstenmal erforscht, jedoch nicht in das Spanische Kolonialreich eingegliedert. 1682 nahm Robert Cavelier de la Salle das riesige Territorium für Frankreich in Besitz und nannte es zu Ehren Ludwig XIV Louisiane. Es sollte jedoch noch gut 30 Jahre dauern, bis die neue Kolonie aufblühte, und 1718 Nouvelle- Orléans gegründet wurde. Seit dieser Zeit nahm die Immigration aus Frankreich durch gezielte Propaganda zu. Als 1763 die französische Herrschaft zu Ende ging und Louisiana wieder an Spanien fiel, zählte Louisiana rund 10.000 Bewohner. Etwa die Hälfte davon waren schwarze Sklaven, die für die Plantagenwirtschaft benötigt wurden. Zwischen 1755- 1785 siedelten ca. 3.000- 5.000 Acadiens, die von den Engländern vertrieben wurden, über Umwege über die Antillen oder Frankreich in Louisiana an. Diese wurden von den Spaniern wohlwollend aufgenommen und erhielten Land. Zwischen 1791 und 1810 flüchten nochmals etwa 10.000 Weiße und Farbige nach Louisiana. 1800 fiel Louisiana wieder an Frankreich zurück, wurde jedoch drei Jahre später von Napoleon für 15 Millionen Dollar an die Vereinigten Staaten verkauft.
2.2 Von 1803 bis heute
Mit dem Erwerb Louisianas vergrößerte die USA ihre Fläche um mehr als das Doppelte. Die zunächst wenig begeisterte Bevölkerung bekam bald darauf Gelegenheit, das Land gegen die Engländer zu verteidigen. In der Schlacht um New Orleans im Jahr 1815 siegte sie über die britische Armee und half so, den Bestand der USA dauerhaft zu sichern. Für die überwiegend französischstämmige Bevölkerung Louisianas markierte dieses Ereignis die Anerkennung ihres neuen politischen Status als Wähler und Steuerzahler und den Beginn der Amerikanisierung Louisianas.
In den 1840 erlebte Louisiana abermals eine starke Einwanderungswelle aus Europa, diesmal überwiegend aus Deutschland, Italien und Irland, aber auch aus dem Amerikanischen Norden. Dennoch dominierte noch immer das frankophone Element. 1861 erklärte Louisiana seinen Austritt aus der Union und schloß sich den Konföderierten Staaten von Amerika an. Ursache der Abspaltung war die Überzeugung der Südstaatenregierungen, daß der Erhalt der Sklaverei für die Wirtschaft ihrer Länder vital sei. Diesem Schritt folgte ein totaler Krieg, aus dem Louisiana als ein verwüstetes Land hervorging. Nachdem 1865 die Südstaaten verloren hatten, begann die Neuregelung der politischen Verhältnisse.
Nach der Misere der Rekonstruktion und der großen Depression der 20er Jahre brachte das Erdöl den verarmten Cadiens unerwarteten Wohlstand.3Auch wenn der Schwerpunkt noch immer in der Landwirtschaft liegt, so tragen die Einnahmen aus der Erdölförderung inzwischen erheblich zur veränderten Situation der modernen Akadier bei4
Die isoliert und verstreut lebenden Cadiens sind seit ihrer Anwesenheit in Louisiana immer wieder Gegenstand herabsetzender Vorurteile gewesen. Das im 19. Jahrhundert entstandene negative Bild der Cadiens - „pauvres, têtus, grossiers, arriérés, ignorants“5- hat sich bis weit ins 20. Jahrhundert gehalten. Durch die Anpassung an das moderne Leben hat sich die typische Lebensweise der Cadiens jedoch stark verändert. Nach und nach haben sich die am Rande der Gesellschaft lebenden Cadiens die Werte der amerikanischen Kultur angeeignet. Viele Cadiens leben heute in Städten und arbeiten als Angestellte, Unternehmer, Ärzte oder Rechtsanwälte. Das Bild des glücklichen Analphabeten gilt heute nur noch als üble Nachrede.
2.3 Die Suche nach der kulturellen Identität
Ende des 19. Jahrhunderts stellte Alcée Fortier, einer der Gründer des Literatenzirkels „L’Athénée Louisianais“6, bedauernd fest, daß es mit dem Französischen seit Kriegsende bergab gegangen sei. Die Akadier wie die Kreolen hatten begriffen, daß es für das soziale Fortkommen erforderlich war, sich an das amerikanische Leben anzupassen. Andere Faktoren begünstigten jedoch die Besinnung auf die eigene Kultur. Als Soldaten während des 2. Weltkriegs in Europa machten viele Cadiens die Erfahrung, daß sie wegen ihrer französischen Sprachkompetenz geschätzt wurden. Das neue Selbstbewußtsein, mit dem sie nach Hause zurückkehrten, war eine wichtige Voraussetzung für die in den 60er Jahren einsetzende Renaissance des Cadien.
Lange Zeit galt das Französische im amerikanisierten Louisiana als Zeichen der Rückständigkeit. Inzwischen ist dem Cadien der Status einer Minderheitssprache zuerkannt worden, was von Aktivisten des „Cadjun revival“ bekämpft wird. Das „Cadjun revival“ ist eine Bewegung jüngerer Intellektueller, die sich zum Ziel gesetzt haben, die französische Sprache und Kultur ihrer Eltern und Großeltern wieder zum Leben zu erwecken.7Nachdem 1921 per Gesetz Englisch als alleinige offizielle Sprache festgelegt wurde, wurde an den Grundschulen in Louisiana alles getan, um den Kindern das Französischsprechen zu verbieten. Viele von ihnen konnten von Hause aus kein Englisch und haben die Strafen als besonders demütigende Erfahrung in Erinnerung behalten. „Damit es unseren Kindern nicht so geht“, wurde nur noch Englisch gesprochen und das Französische geleugnet. Die Jahrgänge zwischen 1915 und 1930 gaben dem sozialen Aufstieg zuliebe ihre Identität auf, wodurch eine Lücke in der sprachlichen Überlieferung entstand. Die Cadiens tragen noch heute schwere Folgen davon, was sich deutlich in dem Gedicht „Schizophrénie linguistique“ von Jean Arceneaux (1978), dessen Anfang hier zitiert sei, widerspiegelt:
„I will not speak French on the school grounds.
I will not speak French on the school grounds. I will not speak French...
I will not speak French... I will not speak French...
Hé! Ils sont pas bêtes, ces salauds.
Après mille fois, V a commence à pénétrer Dans n’importe quel esprit.
V a fait mal; V a fait honte; Puis là V a fait plus mal V a devient automatique, Et on speak pas French on the school grounds Et ni anywhere else non plus.8
Die Neubewertung des Französischen beginnt 1968 mit der Gründung des CODOFIL (Council for the developement of French in Louisiana). Nach dem Willen des Gründers Maître James Domengeaux verschreibt sich die Organisation den Zielen „la fenêtre des Etats- Unis sur le monde francophone“9 und „le biliguisme reconquis par l’enseignement et fran V ais relié, rallié à la francophonie“10. Neben der Förderung kultureller Veranstaltungen sowie des alljährlichen „Festival des Acadiens“ in Lafayette hat sich der CODOFIL die Pflege der Zweisprachigkeit und die Reformierung des Schulwesens vorgenommen. Zur Verwirklichung des Programms wurden Lehre aus Frankreich, Belgien und Quebec eingestellt, die an Grundschulen Französisch unterrichten sollten. Dies brachte jedoch Probleme mit sich. Die Lehrer sprachen Standartfranzösisch; die Kinder hatten bestenfalls eine passive Kenntnis des Cadien oder der Kreolsprache. Die Diskrepanz zwischen dem was ihnen in der Schule beigebracht wurde und der Muttersprache der Eltern und Großeltern war zu groß. Die Kinder waren nicht in der Lage mit ihren Großeltern zu sprechen.
1971 wurden die zunächst 22 paroisses im Südwesten Louisianas aufgrund ihrer hohen Zahl frankophoner Sprecher als französischsprachiges Territorium namens „Acadiana“ ausgewiesen.
In den letzten Jahren wurde Cadien ein positiv besetzter Begriff, der für die Mehrheit der Frankophonen in Louisiana Identifikationswert besitzt. Paradox dabei ist jedoch, daß sich die „identité cadien“ weniger über die Sprache als über die Abstammung und andere kulturelle Besonderheiten definiert. Eine Normalisierung des Französischen hat der Renouveau der letzten Jahrzehnte nicht bewirkt; es ist weiterhin „absente de la vie de tous les jours“ und kann als „langue culturelle de cérémonie“ nur in der Musik als Vehikel dienen. 11 3. Profil des Französischen in Louisiana
Wie bereits erwähnt, sind die Kreolsprecher heutzutage in Louisiana fast ausgestorben. Die frankophone Bevölkerung besteht fast nur noch aus Cadiens. Somit ist diese Varietät des Französischen die Verbreitetste in Louisiana. Die folgende Beispiele sind also eher das Profil des Cadien.
3.1 Phonologie
3.1.1 Vokale
Miniamalpaare
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Distribution der Vokale
Allophone von /e/ :
[ dø ] - dos
[ syr ] - ceux
(1) [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] in offener Silbe: fête [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten], fait [ fe ]
(2) [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] in geschlossener Silbe: fête [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten], même [ m m ], belle [ b l ]
(3) [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] in geschlossener Silbe vor Liquiden:
chère [ æ:r ] ~ [ æ ] (in offener Silbe nicht gelängert), faire [ fæ:r ], père [ pæ:r ], mère [ mæ:r ], terre [ tæ:r ], misère [ misæ:r ]. Das Personalpronomen elle mit den Realisierungen [ l ] ~ [ æl ] ~ [ al ] ~ [ a ] ist ein Einzelfall, wobei [ a ] die am häufigsten Variante ist.
Allophone von/ø/:
(1) [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] in geschlossener Silbe: seul [ sœl ], peur [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten], eux [ œs ]
(2) [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] in offener Silbe: deux [ dø ], veut [ vø ], peu [ pø ]
Allophone von /o/:
(1) [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] in geschlossener Silbe: faute [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten], parole [ par l ]
(2)[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] in offener Silbe: faux [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten], mot [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]
Allophone von /i/:
(1) [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] in geschlossener Silbe: dire [ dIr ], mille [ mIl ], icitte [ IsIt ]
Das Französische in Louisiana 9
(2) [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] in offener Silbe: qui [ ki ], lit [ li ]
Allophone von /a/:
Hier gibt es keine durch die Silbenstruktur komplementäre Distribution.
(1) [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] nur nach vorangegangenem Semivokal /w/:
bois [ bw ], toi [ tw ], moi [ mw ], savoir [ saw r ]
Die Vokalqualität schwankt je nach Sprecher zwischen velarem [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten],
offenem [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] und geschlossenem [ o ].
(2) [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] in allen anderen Umgebungen: bas [ ba ], papa [ papa ]
Hier kann das velare [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] in freier Variation auftreten. Im allgemeinen
tendiert das /a/ zur velaren Variante [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]. Ein offenes [ a ] wie im
Standartfranzösisch kommt im Cadien kaum vor.12
3.1.2 Nasale
Minimalpaare
[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] 13
Distribution der Nasale
Im Vokalsystem des Cadien zeichnet sich eine allgemeine Tendenz des „unrounding of the front vowels“14 ab:
[ y ] > [ i ], [ õ ] > [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten], [ œ ] > [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten], [ œ ] > [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten].
So ist [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (tu) häufiger zu hören als [ ty ], [ n ] (jeune) häufiger als ( œn ] etc.15
3.1.3 Konsonanten
Das Inventar an Konsonanten ist das gleiche wie im Standartfranzösischen. Folgende Besonderheiten sind anzuführen.
Der Nexus aus stimmhaftem Konsonant [ v ] und Halbkonsonant [ w ] ist reduziert auf den Halbkonsonanten:
[ aw r ] - avoir, [ saw r ] - savoir
Ansonsten steht er in den gleichen Umgebungen wie im Standartfranzösichen, z.B.
[ lwi ] - lui, [ mw ] - moins, [ bw ] - bois 16
Eine Erscheinung, die es auch im fran V ais populaire gibt, ist die Längerung von Konsonanten. Im Cadien sind folgende Ausdrücke bei schnellem Sprechen nur noch in dieser Form zu hören:
en dedans - [ nd: ], pas de trop [ pat:ro ], grand- maman [ gr m: ] 17
3.2 Morphosyntax
3.2.1 Verbklassen und Konjugation
Im Bereich der Verbklassen besteht eine starke Tendenz zur Invariabilität des Verbstammes und des Konjugationsmusters. Diese hat im Cadien die Gestalt einer Verallgemeinerung der Konjugation der Verben auf -er angenommen.18
[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]gilt für die Mehrzahl der Verben. Allerdings gibt es eine Reihe von dialektalen Unterschieden, so z. B. in Avoyelles und Vermilion, wo in der 2. Person im Plural zwischen dem traditionellen - ez und Null variiert wird, während in Evangeline und in Lafourche die Endung Null vollständig generalisiert ist. In Lafayette folgt auf den Plural die Endung -ez, in der Höflichkeitsform die Nullendung. In Vermilion werden in der 3. Person Plural noch die archaischen Endungen -ont (Präsens) und -iont (Imperfekt) beibehalten.19
Von den Konjugationen auf -ir und -re ist eine begrenzte Anzahl erhalten geblieben, ebenso unregelmäßige Verben wie asseoir, conna î tre, dire, faire usw. sowie Sonderformen in den Modalverben. Viele von ihnen werden entweder der 1. Konjugation oder der 2. Konjugation angeglichen, z. B. il s ’ assisait. Diese Vereinfachung erstreckt sich sogar auf das vielgebrauchte Verb aller: je va, tu vas, il/ elle va, on va, vous- autres va, V a/ eux va (Vermilion- Variante: ils vont im Präsens, ils alliont im Imperfekt)20
3.2.2 Tempus
Im Cadien werden die Tempora, Modi und Aspekte überwiegend analytisch markiert. Synthetisches Futur kommt nur noch bei den Verben avoir und ê tre vor, wobei die 1. Person auf -a endet (j ’ aura, je sera) Ansonsten wird das Futur mit dem Verb aller + Infinitiv gebildet.
Das Perfekt wird nur noch mit avoir gebildet, das passésimple existiert nur noch in Volksliedern. Das Hillfsverb ê tre wird kaum noch verwendet. Die Generalisierung hat auch die reflexiven Verben erfaßt, die im passécompos é durchweg mit avoir konjugiert werden. (il a menu nous rejoindre dans le clos et on s ’ avait lev é)21
Andere Merkmale des Cadien sind noch die „regelmäßige“ Pluralbildung bei Nomen (cheval, chevals im Plural),die Neutralisierung der Genusdifferenzierung bei Adjektiven und Personalpronomen (eux, ils V a sind sowohl Fem. als auch Mask.)und das Anfügen des Morphems -autres um die betonten Personalpronomen im Plural zu bilden (nous- auters, vous- autres, eux- autres)
3.3 Lexikon
Die Verschiedenheit in der Bedeutung der Wörter beruht meist auf einer Verschiebung des semantischen Felds, z.B. bei b ê te (Rind, viande de b ê te(s) - Rindfleisch), pistache (Erdnuß) asteur (à cette heure > jetzt, heutzutage) Lexeme, die im heutigen Französisch existieren, im Cadien aber anders verwendet werden, haben in der Regel einen Wortklassenwechsel durchlaufen, so bei beaucoup (als Adverb gebraucht: beaucoup propre) canaille (als Adjektiv >frech, schlau, durchtrieben, boshaft) oder monde (1.Menschen, Leute 2. Familie, Verwandtschaft. Im Singular : un monde >ein Mensch)
Eine Reihe von Lexemen hat keine Wurzeln im kontinentalen Französisch, sondern wurde im Zuge diverser Sprachkontakte bei der Kolonisierung in den Wortschatz aufgenommen, wie z.B. bayou, (träger Wasserlauf, Nebenfluß), boucane ( Rauch), maragouin (Moskito)aus den indianischen Sprachen, oder z.B. piastre (Dollar)aus dem Spanischen. Der mit Abstand größte Einfluß geht natürlich vom Englischen aus.: b è be (Kosename> Baby) , gaz (Gas, Benzin > gas, gasoline) , padna (Freund, Kumpel> partner) , plante (Fabrik> (industrial) plant)), pointer ( auf etw. Richten, zielen > to point at) , le west, driver (fahren > to drive) sind nur einige Beispiele 22
4. Conclusion
En 1990, 60 000 élèves des classes primaires de Louisiane apprennent le fran V ais. 35 000 élèves apprennent le fra V ais dans l’enseignement secondaire. Certes, ces chiffres ne représentent que 13% et 11% des effectifs scolaires primaire et secondaire de la Louisiane, les jeunes Américains n’apprenant guère les langues étrangères. 260 000Louisianais se déclarent francophones, mais ce ne sont que des évaluations optimistes. Au fait, le français en Louisiane aujourd’hui n’est qu’une langue véhicule de certains activités comme des chansons et festivals, un peu comme le gaélique en Irlande. La plupart des jeunes parlent l’anglais entre eux. Le français pour eux, n’est qu’une langue étrangère comme tout les autres. Il y a encore quelques personnes âgés qui savent parler le français mais bientôt ils vont disparaître et avec aussi le français en Louisiane.
Literaturverzeichnis
- Pöll, Bernhard (1998): Französisch außerhalb Frankreichs. Tübingen. · Rosillion, Philippe (Hg) (1995): Atlas de la langue fran V aise. Paris. · Stäbler, Cynthia K. (1995): Entwicklung mündlicher romanischer Syntax. Das fran V ais cadien in Louisiana. Tübingen.
- Stäbler, Cynthia K. (1995): La vie dans le temps et asteur. Ein Korpus von Gesprächen mit Cadiens in Louisiana. Tübingen.
[...]
1 Vgl. Rosillon, Philippe (Hg.) (1995): Atlas de la langue fran V aise. Paris S.75
2 vgl. Pöll, Bernhard (1998): Französisch außerhalb Frankreichs. Tübingen S. 87
3 Vgl. Stäbler, Cynthia K. (1995): Entwicklung mündlicher romanischer Syntax: das fran V ais cadien in Louisiana. Tübingen.S.21
4 Vgl. Stäbler (1995) Entwicklung... S.21
5 Stäbler (1995) Entwicklung... S.21
6 Vgl. Stäbler (1995) Entwicklung.. S. 22 .
7 Vgl. Stäbler (1995) Entwicklung... S. 23
8 Stäbler (1995) Entwicklung... zitiert aus: Allain, Mathé / Ancelt, Barry J. (Hrsg.) (1981), Anthologie: littérature fran V aise de la Louisiane, Bedford, N. H.: National Materials Development Center for French S.16
9 Stäbler (1995) Entwicklung... S. 25
10 Pöll (1998) S.87
11 Pöll (1998) S.88
12 Stäbler (1995) La vie dans le temps et asteur. Ein Korpus von Gesprächen mit Cadiens in Louisiana.
Tübingen. . zitiert aus: Oukada, Larbi (1977), Louisiana French: a linguistic study with a descriptive analysis of Lafourche dialect, Ph.D. diss., University of Southwestern Louisiana, Lafayette. S. 140- 144
13 Stäbler (1995) La vie... zitiert aus: Oukada (1977) S. 134- 139
14 Stäbler (1995) La vie... zitiert aus: Oukada (1977) S.149
15 Stäbler, Cynthia K. (1995): La vie...S. XVI
16 Stäbler (1995) La vie... S. XVII
17 Stäbler (1995) La vie zitiert aus: Guilbeau, John (1950), The French spoken in Lafourche Parish, Louisiana, Ph.D. diss., University of North Carolina, Chapel Hill
18 Stäbler (1995) Entwicklung... S.71
19 Stäbler (1995) Entwicklung... S.72
20 Stäbler (1995) Entwicklung... S. 73
21 Stäbler (1995) La vie... S.36
22 Alle Beispiele aus: Stäbler (1995) La vie S.247-262
- Arbeit zitieren
- Susana Catalina (Autor:in), 1999, Das Französische in Lousiana, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98024