Die modal-verbbegleitende Partikel бы. Bedeutung des Begriffs und die Subklassen


Hausarbeit, 2016

20 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2.Definition der Partikeln

3.Klassifizierung der Partikeln
3.1.Subklassen der Partikeln im Deutschen
3.2.Subklassen der Partikeln im Russischen

4.Die Partikel бы
4.1.Bedeutung von бы
4.2.Etymologie der Partikel бы
4.3.Verwendungsweisen von бы
4.3.1. бы in Konditionalsätzen
4.3.2. бы in Optativsätzen
4.3.3. бы in Aufforderungssätzen
4.3.4. бы in Fragesätzen
4.4.Die Stellung der Partikel бы im Satz
4.5.Übersetzungsmöglichkeiten von бы

5.Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der modal-verbbegleitenden Partikel бы im Russischen. Der gesamten Beschäftigung liegt die These zu Grunde, dass die Partikel бы besondere Stellung im Russischen einnimmt. Dabei werden verschiedene wissenschaftliche Werke zu diesem Thema analysiert und passende Beispiele vorgestellt.

In dieser Arbeit wird versucht auf folgende Fragen zu antworten: 1) Was bedeutet der Begriff Partikel ? 2) Welche Subklassen der Partikel werden im Deutschen und im Russischen unterschieden? 3) Zu welcher Gruppe gehört die Partikel бы und wie ist sie entstanden? 4) In welchen Sätzen kann die Partikel бы verwendet werden bzw. welche Stellung nimmt diese Partikel im Satz ein? 5) Wie kann die Partikel бы ins Deutsche übersetzt werden?

Die Arbeit besteht aus vier Teilen. Der erste Teil der Arbeit widmet sich der Definition der Partikel бы. Dabei werden morphologische, syntaktische sowie semantische Kriterien berücksichtigt.

Im zweiten Teil wird ein Überblick über die Partikeln des Russischen und des Deutschen verschaffen. Zuerst werden die Subklassen der deutschen Partikeln nach Hentschel/Weydt (1989, 2013) mit Beispielen veranschaulicht. Anschließend werden verschiedene Klassen der Partikeln im Russischen nach Vinogradov (2001), Švedova (2005) und Isačenko (1995) vorgestellt.

Im dritten Teil der vorliegenden Arbeit wird der Versuch unternommen, die russische Partikel бы zu beschreiben. Zunächst wird auf die Bedeutung der Partikel бы eingegangen. Dabei werden die wichtigsten Funktionen der Partikel бы geschildert. Danach wird der Ursprung der Partikel бы erläutert. Anschließend werden Verwendungsweisen von бы in Konditional-, Optativ-, Aufforderungs- und Fragesätzen mit Beispielen dargestellt. Schließlich wird die Position der Partikel бы im Satz sowie die passenden Übersetzungsmöglichkeiten präsentiert.

In der Zusammenfassung werden Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen der ganzen Untersuchung gezogen.

2. Definition der Partikeln

Bei der Definition der Partikeln sind morphologische, syntaktische und semantische Kriterien zu berücksichtigen (vgl. Hentschel/Weydt 2002: 646). Nach morphologischem Kriterium versteht man unter dem Begriff Partikel „ein nicht flektierbares, also unveränderliches Element“ (Hentschel 2010: 218). Das bedeutet, dass „solche Wörter […] sich weder deklinieren noch konjugieren lassen“ (Duden 2009: 567).

Nach semantischem Kriterium „sind Partikeln dadurch definiert, dass sie weder lexikalische (autosemantische) Bedeutungen haben, […] noch deiktische“ (Hentschel/Weydt 2002: 646). In diesem Sinne handelt es sich bei Partikeln um Synsemantika, also „um Wörter, die nicht selbst auf einen Gegenstand, eine Eigenschaft oder einen Vorgang in der Welt verweisen, sondern Zusammenhänge zwischen anderen Wörtern und Phrasen herstellen“ (Hentschel 2010: 218). Syntaktisch treten Partikeln satzintegriert auf, sie sind aber keine selbständigen Satzglieder und sind nicht allein erststellenfähig (vgl. Hentschel/Weydt 2002: 646; Glück 2010: 495).

Nach Šachmatov versteht man unter dem Terminus Partikel Wörter, die in irgendeiner Weise die grammatikalischen Formen oder das Prädikat verstärken oder ihnen eine Färbung verleihen (vgl. Šachmatov 1963: 506). Laut Panzer (1975: 153) sind Partikeln „flexionslose Wörter, die keinerlei syntaktische Funktion haben, sondern hervorhebende oder sonstige Bedeutungsnuancierungen bezeichnen“.

In der russischen Akademiegrammatik werden Partikeln als nicht flektierbare Einheiten bezeichnet, die erstens bei der Bildung der morphologischen Formen der Wörtern sowie der Formen der Sätze mit unterschiedlichen Bedeutungen der Irrealität (Bedeutungen der Imperativität, Konjunktivität, Konzessivität, Optativität) teilnehmen; zweitens dem Ausdruck oder den einzelnen Teilen des Ausdrucks verschiedene subjektiv-modale Charakteristika sowie Wertungen verleihen; drittens bei der Zielsetzung des Ausdrucks sowie bei der Zustimmung oder der Ablehnung beteiligt sind; viertens die Handlung in Bezug auf die Dauer, die Vollständigkeit oder Unvollständigkeit, auf Vorhandensein oder Nichvorhandensein des Resultats der Handlung charakterisieren (vgl. Švedova 2005: 723).

3. Klassifizierung der Partikeln

3.1. Subklassen der Partikeln im Deutschen

In Bezug auf den Begriff Partikeln gibt es in Grammatiken der deutschen Sprache keine einheitliche Terminologie. In manchen Grammatiken werden Partikeln gemeinsam mit anderen nicht flektierbaren Wortarten in eine Gruppe zusammengefasst (vgl. Hentschel/Weydt 1989: 3). So fasst der Duden (2009: 588) die Interjektionen und das Onomatopoetikum gemeinsam mit Grad-, Fokus-, Negations-, Abtönungs- und Gesprächspartikel unter dem Oberbegriff „Partikeln“ zusammen. Hentschel/Weydt aber betonen, dass Interjektionen, die keine synkategorematische Wortarten sind, nicht zu den Partikeln gehören (vgl. Hentschel/Weydt 1989: 7; 2002: 646; 2013: 249). Zifonun (1997: 62-63) ordnet Interjektionen trotz ihrer Unflektierbarkeit gemeinsam mit Responsiven in die Gruppe „Interaktive Einheiten“ ein. Zu den Partikeln gehören nach Zifonun (1997: 56-60) Abtönungs-, Grad-, Intensitäts-, Konnektiv-, Modal- sowie Negationspartikeln.

Der Terminus Partikel wird in engerer und in weiterer Auffassung verwendet (vgl. Hentschel/Weydt 2002: 646-647). Im weiteren Sinne versteht man unter Partikeln die ganze Klasse der Synsemantika, die als „großmögliche Menge von Partikeln definiert [wird]“ (Hentschel/Weydt 2002: 646). Diese Gruppe umfasst gemeinsam mit Partikeln auch Konjunktionen, Präpositionen, Adpositionen sowie einige nicht deiktische Konjunktionaladverbien (vgl. ebd.). Im engeren Sinne sind Partikeln „als Synsemantika ohne grammatische oder syntaktische Funktionen zu definieren, die als selbständige Morpheme zumeist satzintegriert auftreten“ (Hentschel/Weydt 2002: 647).

Hentschel/Weydt (1989: 8-15; 2013: 250-251) ordnen der Gruppe „Partikeln im engeren Sinne“ folgende Subklassen zu: Modalwörter (vielleicht, möglicherweise, bestimmt), Abtönungs- (denn, doch, wohl), Intensiv- (sehr, höchst), Fokus- (besonders, sogar), Antwort- (ja, nein) sowie Negationspartikeln (nicht). Im weiteren Sinne gehören zu den Partikeln noch Präpositionen und Konjunktionen (vgl. ebd.).

3.2. Subklassen der Partikeln im Russischen

In Grammatiken der russischen Sprache wird der Begriff Partikel auch in zweierlei Bedeutung gebraucht. Unter den Partikeln im weiteren Sinne werden nach Vinogradov (2001: 544) die Sprachpartikeln (частицы речи) bezeichnet. Diese Klasse umfasst die Untergruppe „Partikeln im engeren Sinne“, Konjunktionen sowie Präpositionen (vgl. Vinogradov 2001: 544). Unter Sprachpartikeln versteht man alle Klassen von Funktionswörtern, formellen und „partikulären“ Wörtern (vgl. ebd.). Die Sprachpartikeln haben keine eigenständige „reale oder materielle“ Bedeutung, sie versehen aber die anderen Wörter, Phrasen sowie Sätze mit zusätzlichen Bedeutungsschattierungen oder drücken grammatikalische Relationen aus (vgl. ebd.). Dabei fällt die lexikalische Bedeutung von Partikeln mit denen grammatikalischen, logischen und expressiven Funktionen zusammen (vgl. ebd.). Im engeren Sinne versteht man unter den Partikeln die Klasse der Wörter, die eine Zwischenposition zwischen Adverbien und Modalwörtern einerseits, und den Konjunktionen andererseits annehmen (vgl. ebd.: 545).

Vinogradov (2001: 546) unterscheidet nach engerer Auffassung folgende acht Subklassen der Partikeln: 1) verstärkend-einschränkende oder hervorhebende (усилительно-ограничительные или выделительные); 2) anknüpfende (присоединительные); 3) definite (определительные); 4) hinweisende (указательные); 5) indefinite (неопределенные); 6) quantitative (количественные); 7) verneinende (отрицательные); 8) modal-verbbegleitende (модально-приглагольные).

Die verstärkend-einschränkenden sowie hervorhebenden Partikeln befinden sich in der Regel unmittelbar vor oder nach dem Wort, das sie modifizieren (vgl. Vinogradov 2001: 546). Manchmal aber beziehen sie sich auf die ganze Aussage (vgl. ebd.). Zu den verstärkenden Partikeln gehören: же ‚denn’ , ведь ‚doch’ , еще, да, даже ‚sogar’ , und и ‚auch’ (vgl. ebd.). Die Partikeln „sekundärer Herkunft“, wie решительно ‚definitiv’, положительно, определенно ‚bestimmt’ und просто ‚einfach’ gehören auch zu dieser Klasse (vgl.: 547). Die einschränkenden Partikeln sind: все ‚nur’, только, лишь, хоть ‚zumindest’ sowie die Partikeln „sekundärer Herkunft“единственно ‚einzig’ und исключительно ‚ausschließlich’ (vgl. ebd.: 546-547).

Im Vergleich zu den verstärkend-einschränkenden Partikeln, sind die anknüpfenden Partikeln weniger expressiv (vgl. Vinogradov 2001: 547). Zu den anknüpfenden Partikeln ordnet Vinogradov folgende Partikeln ein: тоже, также ‚auch’ , к тому же ‚außerdem’ , и то ‚und auch noch’ und притом ‚wobei’ (vgl. ebd.) . Die anknüpfenden Partikeln überschneiden sich teilweise mit verstärkend-einschränkenden Partikeln und Konjunktionen (vgl. ebd.).

Die definiten Partikeln dienen zur Bestimmung und Präzisierung eines Wortes sowie zur Kennzeichnung von unterschiedlichen Charakteristiken (vgl. Vinogradov 2001: 548). In die Subklasse der definiten Partikeln werden подлинно ‚wahrhaftig’ , именно ‚gerade’ , как раз ‚geradeso’ und точь-в-точь ‚haargenau’ gezählt (vgl. ebd.).

Die hinweisenden Partikeln werden verwendet, um auf die Gegenstände und Ereignisse in der Welt hinzuweisen (vgl. Vinogradov 2001: 548). Außerdem dienen sie dazu, um Wörter zu binden sowie hinweisend zu unterstreichen (vgl. ebd.). Die hinweisenden Partikeln sind: вот ‚hier drüben’, вон ‚dort drüben’ , это ‚denn’ , оно und во. Zu dieser Gruppe gehört auch die Partikel же ‚ denn in folgenden Verbindungen: тот же ‚eben der’ , туда же ‚ebendahin’, там же ‚ebendort’ und тогда же ‚ebendann’ (vgl. ebd.).

Die indefiniten Partikeln sind wortbildende Elemente, die den Wörtern, neben denen sie im Satz stehen, die Bedeutung der Unbestimmtheit verleihen (vgl. Vinogradov 2001: 548). Zu den indefiniten Partikeln werden то, либо, нибудь, кое, угодно ‚passend’, бы то ни было ‚was auch immer’ zugeordnet (vgl. ebd.).

Die quantitativen Partikeln überschneiden sich mit Adverbien (vgl. Vinogradov 2001: 548). Zu dieser Gruppe gehören почти ‚fast’ , приблизительно ‚ungefähr’ , ровно ‚genau’ , точно ‚genau’ und чуть не ‚beinahe’ (vgl. ebd.).

Zu den verneinenden Partikeln ordnet Vinogradov (2001: 549) не und ни ein. Für die Partikel не sind expressiv-modale Färbungen charakteristisch (vgl. ebd.: 551). Die Partikel ни hat in Verbindung mit der Partikel не eine verstärkende Bedeutung (vgl. ebd.: 549).

Die modal-verbbegleitenden Partikeln sind: бы, да, -ка, давай, пожалуйста, ну (vgl. Vinogradov 2001: 552-553) . Sie drücken Färbungen der verbalen Modalität aus (vgl. ebd.) .

In der russischen Akademiegrammatik werden im Zusammenhang mit ihren Funktionen folgende sechs Subklassen der Partikeln unterschieden: 1) formbildende Partikeln (давай, бы, пусть, пускай, ‚laß, soll’, да), 2) Verneinungspartikeln (не, ни), 3) Fragepartikeln (а, ли, неужели ‚wirklich’ , разве ‚denn’ , что за ‚was für’ , что ‚was’ , что ли und как ‚wie’); 4) Partikeln, die eine Handlung oder einen Zustand hinsichtlich des zeitlichen Ablaufs oder Vorhandenseins bzw. Nichtvorhandenseins des Resultats charakterisieren (было, бывало, бывает, ну, только ‚nur’ что не, как ‚wie’ , так и ‚so und’); 5) Modalpartikeln (пусть ‚laß, soll’, да, давай, а, ведь, вон, вот, всего); 6) Partikeln der Zustimmung bzw. der Bejahung (да ‚ja’ , нет ‚nein’ , точно ‚genau’ , так, действительно ‚wirklich’ , именно ‚gerade’) (vgl. Švedova 2005: 725-731). Die einzelnen Gruppen von Partikeln in der Akademiegrammatik überschneiden sich. So gehören zum Beispiel die Partikeln, die eine Handlung charakterisieren, die Partikeln der Zustimmung bzw. der Bejahung und teilweise formbildende Partikeln auch zu den Modalpartikeln. Außerdem werden in die einzelnen Klassen von Partikeln auch einige Interjektionen eingeordnet.

Isačenko (1995: 603-613) unterscheidet folgende Gruppen von Partikeln: die Pronominal- (- нибудь, - то, - либо, кое-), Formbildende- (бы, было), Modalitäts- (бы, не, разве ‚denn’ , неужели ‚wirklich’ , пусть ,soll’), Hervorhebungs- (только ‚nur’ , даже ‚sogar’ , именно ‚gerade’ , прямо ‚geradezu’ , исключительно ‚ausschließlich’ ) und Anknüpfungspartikeln (кроме того, точно так же).

Syntaktisch werden Partikeln nach ihrer Stellung im Satz in postponierte (-ка, то, ли, же) und nicht postponierte ( ну, дай, давай) Partikeln differenziert (vgl. Isačenko 1995: 602; Novikov 1999: 582; Šachmatov 1963: 506-507; Vinogradov 1960: 637-638). Nach der Struktur der Partikeln werden einfache, die aus einem Wort bestehenden ( бы, дескать, же, мол, вот, даже) und zusammengesetzte, die aus mehreren Wörtern bestehenden (а то не, еще бы не, и то, и так) Partikeln unterschieden (vgl. Novikov 1999: 582; Kamynina 1999: 226-227).

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die modal-verbbegleitende Partikel бы. Bedeutung des Begriffs und die Subklassen
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Slavische Philologie)
Veranstaltung
Partikeln und Interjektionen
Note
1,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
20
Katalognummer
V982755
ISBN (eBook)
9783346338891
ISBN (Buch)
9783346338907
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Partikel, Russisch, Deutsch, Subklassen der deutschen Partikeln, Funktionen der Partikel бы, Verwendungsweisen von бы
Arbeit zitieren
Kateryna Markov (Autor:in), 2016, Die modal-verbbegleitende Partikel бы. Bedeutung des Begriffs und die Subklassen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/982755

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