Das Musikgeschäft. Wie ist es aufgebaut und wie wird Nachwuchs gewonnen?


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

6 Seiten, Note: 12 Punkte


Leseprobe


Einleitung

Warum haben wir uns dieses Thema ausgesucht?

Wir stellen uns die Frage, wie das Musikgeschäft aufgebaut ist, wie Nachwuchs gesucht wird, welche Probleme diese Branche zur Zeit hat und in naher Zukunft haben wird und auch wie individuell ein Musiker heute noch bleiben kann. Dabei sind uns auch die globalen, wie auch die regionalen Fakten wichtig. Diese Fragen wollen wir kurz und sachlich beantworten. Zudem wird ein anschließender Kommentar unseren jeweiligen Standpunkt darstellen.

Die Musikbranche

Musik wird vielfach genutzt und, je nach Stilart und manchmal auch Lautstärke, in verschiedene Sparten eingeteilt. Seit der Mensch das erste Mal auf einem Baumstamm trommelte, ist Musik ein wichtiger Bestandteil der menschlichen Kultur. Sie umgibt uns täglich - aus dem Radio, im Fernsehen und neuerdings auch im Internet.

Dabei hat sie für jeden einen anderen Stellenwert. Sie ist Kult, Zeitvertreib und Unterhaltung. Musik ist auch schon seit langem ein Produkt, das man sich für Geld nach Hause holen kann. Speziell die moderne Pop-Branche wird oft als komplexer Wirtschaftszweig angesehen. Die deutsche Musikindustrie tritt zur Zeit aber auf der Stelle.

In Deutschland sank beispielsweise der Umsatz von 1997/98 erstmals seit 15 Jahren wieder. Nach dem Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft gab es Einbußen auf dem Markt der Produktneuerscheinungen von mehr als 70 Millionen Mark, von 5,06 auf 4,99 Milliarden Mark. Das ist ein Minus von 1,5 Prozent.

Ursachen dafür sieht man im Veränderten Freizeitverhalten der Jugendlichen. So sank zum Beispiel die Auflage der Popzeitschrift "Bravo" von einst 1,4 Millionen auf 825000 wöchentlich verkauften Exemplaren. Für die Stagnation der Musikbranche ist unter anderem auch das unbefriedigende Konsumklima aufgrund hoher Arbeitslosigkeit schuld. Nach Jens Klopp, Konzertmanager des John Lennon Förderpreises, verdrängen die steigenden Auflagen von sogenannten Compilations den Kauf der CD-Alben einzelner Künstler auf dem deutschen Markt. Diese Zusammenstellungen beinhalten meist die erfolgreichsten Songs der jeweiligen Charts bzw auch eine Auswahl für bestimmte Anlässe, zum Beispiel das Millenium oder Weihnachten.

Doch aufgrund ihrer kurzen Aktualität werden die Compilations oft als musikalische Wegwerfware bezeichnet. Sie sind das beste Zeichen der kommerzialisierten Musik, die weniger auf Qualität und statt dessen mehr auf Quantität setzt. So dient die Musik heutzutage als Abdeckung des Bedarfs einer bestimmten Zielgruppe. In diesem Fall werfen die Plattenfirmen ein Produkt auf den Markt, von dem sie ausgehen, dass es eine solche Zielgruppe bedient.

Zahlreiche deutsche Dance-Acts mit amerikanischem Flair, wie sie vor kurzer Zeit populär waren, gehören zu diesen 'Projekten'.

Im Moment bedient sich die deutsche Musikindustrie teilweise junger Schauspieler aus Daily Soaps. Diese sollen ihre TV-Fangemeinde in die Pop-Szene übernehmen. Nach dem Stuttgarter Musikmanager Andreas Läsker, der die deutschen Rapper "Die Fantastischen Vier" hervorbrachte, hat die Musikindustrie einige Versäumnisse begangen: "Anstatt neues Repertoire aufzubauen, haben sie nur altes Material wiederverwertet und so die Umsatzzahlen hochgehalten."

Auf Xavier Naidoo, der als Backgroundsänger aus der Rödelheimer 3p-Familie hervorging, und durch sein Arrangement mit Sabrina Setlur bei der Hitsingle

"Frei sein" bekannt, lasten hohe Erwartungen. Jungstars wie er sollen die Umsatzlücke füllen, die zwischen der Grönemeyer/Westernhagen-Generation und heute klafft. Der Export deutscher Musik ins Ausland, speziell nach Amerika, wird schon seit langem erfolglos angestrebt. Diese Erwartungen hat Naidoo zum Teil erfüllt, so blieb zum Beispiel sein Debütalbum "Nicht von dieser Welt" , welches er am 2. Juni 1998 veröffentlicht hatte, über ein Jahr in den deutschen Album-Charts unter den Top-20. Über 1 Millionen Mal verkaufte sich jenes Album und Naidoo erhielt Doppelplatin für sein Werk. Doch selbst er gibt sich unzufrieden: "In Deutschland leben 80 Millionen Menschen - was sind da eine Millionen verkaufte Alben?". Auf einen wie ihn hat die Musikindustrie gewartet, frei von Skandalen und doch ein wenig exzentrisch.

Ein anderes Problem für die Musikbranche sind die "neuen" Technologien. So wurden 1998 eine Millionen CD-Brenner und über 75 Millionen CD-Rohlinge verkauft. Dadurch grassiert eine große Jobangst in der Plattenindustrie. So wurden schon bei Unternehmen wie Polygram oder EMI Electrola Stellen rationalisiert. Per Internet kann sich jeder Nutzer Songs runterladen, auf CD brennen um damit einem Kauf im Laden vorzubeugen oder die CD gar illegal verkaufen, was sie nach heutigem Recht zur Raubkopie macht.. Da es im Internet noch kein allgemein gültiges Gesetz gibt, sind dem Internet-User auch keine Grenzen gesetzt. So können eben diese Internet-User auch ungehindert auch weiter Raubkopien anfertigen ohne strafrechtlich verfolgt zu werden.

Ein noch viel größeres Problem sehen die Firmenmanager in der Neuentwicklung MP3 (Abkürzung für "MPEG (Motion Picture Expert Group) 2.5, Audio Layer 3"). MP3 ist ein Audio-Format, dem ein effizientes Kompressionsverfahren bei geringem Qualitätsverlust zu Grunde liegt. Durch das Filtern von unhörbaren Frequenzen und Rauschen ist eine in MP3- Format komprimierte WAV-Datei in der Regel 10mal kleiner, was ein schnelles, das heißt billiges, und so bequemes Downloaden aus dem Internet möglich macht. MP3-Player gehören mittlerweile zu den Standard-Softwareprogrammen. Und der MP3-Vertrieb boomt. Es gibt bereits MP3-Charts, die häufig Songs enthalten, die nach der Plattenfirma des jeweiligen Interpreten noch gar nicht veröffentlicht wurden.

Mehr als 5 Millionen amerikanischer Internet-User besitzen bereits einen MP3-Walkman, welcher auch in Deutschland für etwa 300 bis 500 Mark zu kaufen gibt. Dieser externe MP3- Player spielt Musikdateien von Speicherkarten, die man vorher mit MP3s von der PC- Festplatte gefüttert hat. Der MP3-Walkman springt nicht wie ein CD-Player, denn er funktioniert vollkommen digital. Er kann bereits jetzt als Nachfolger des Minidisc-Players gehandelt werden.

Die Gründung von internationalen Industrieschutzverbänden, sowie die möglichst baldige Einführung von einem wirksamen Kopierschutz und "Wasserzeichen" für die zu schützenden Dateien sollen dem rigorosen Umgang mit Raubkopien entgegentreten. Das Erheben von Gebühren für den Kopiervorgang wird die Nutzung des effizienten MP3-Verfahrens zwar nicht eindämmen, ist aber wenigstens eine profitable Übergangslösung sein, bis dem InternetUser neue "Grenzen" gesetzt werden.

Nach Alan McGee, Chef der britischen Plattenfirma Creation und Entdecker von Oasis, wird der Aufgabenbereich der Plattenfirmen zukünftig im Betreuen der Internetkunden, sowie im Eintreiben der Kopiergebühren liegen - "Angst haben müssen nur die Langsamen." Wer nicht darauf vorbereitet ist, wird große Probleme bekommen. Das Internet dient auch

Amateurmusikern als Medium zur Verbreitung ihrer Musik. Eine gebührenpflichtige und beliebte MP3-Datei lässt mitunter die Kasse klingeln. Doch die Musikindustrie benötigt echten Nachwuchs. So wird bei Jugend-Musik-Wettbewerben, oftmals von Firmen aus der Musikbranche gesponsert und organisiert, nach neuen Talenten Ausschau gehalten. Junge Künstler und Bands werden durch intensive Workshops gefördert und weiter empfohlen. Hier haben auch die Plattenfirmen ihre sogenannten Trendscouts, die, wie der Name schon sagt, "schauen, was 'in' ist", produktionswürdige Bands ansprechen und Adressen einholen. Nach Klopp muß sich eine Band einen gewissen Kultstatus aufbauen um damit eine treue Fangemeinde zu gewinnen. Eine andere Möglichkeit sich zu etablieren ist, viele auch überregionale Auftritte bei flexiblem Musikrepertoire anzunehmen. Fast noch wichtiger als qualitativ gute Musik sind heutzutage Beziehungen. Ob es nun um das Buchen der Unterbringung und Heimfahrt oder das Beschaffen neuer Auftritte ist, die Aufgaben eines Managers kann ein Bandmitglied kaum zusätzlich erfüllen. Und schließlich hat er die Beziehungen zu den geldgebenden Kreisen, sprich Funktionäre und Veranstaltern. Ein guter Manager kann da wortwörtlich Gold wert sein. Wenn man dann als Berufsmusiker in die Szene eintaucht, wird man bald feststellen, dass nichts seine feste Ordnung hat. Es gibt kein Schema F, nach dem man Karriere macht. Einige werden von der Straße geholt, andere müssen sich bei Produzent und Plattenfirma für eine Produktion regelrecht anbiedern.

Gute Connections, ein hoher Bekanntheitsgrad oder auch schon eine Veröffentlichung unter einem kleinen Label (Selbständige Produktion bei Vertrieb von einer unabhängigen, privaten Plattenfirma) können eine finanzielle Sicherung bringen. Viele Musiker sind trotzdem gezwungen gewöhnliche Nebenjobs anzunehmen.

In staatliche Kultureinrichtungen fließt immer weniger Geld. Folglich sind freie Musiker auf die organisierte Vermarktung ihrer Musik angewiesen. Das Monopol im Plattenhandel liegt bei den großen Plattenfirmen, die auch als Major Labels bezeichnet werden (SONY, BMG (Bertelsmann), Warnar, EMI). Diese haben die nötigen Mittel für groß angelegte Publicity und Promotion. Bei der Veröffentlichung der Musik geht es oft um viel Geld.

Insofern müssen sich Künstler auch selbst absichern. Aus diesem Grunde gibt es eine Urheberrechte wahrnehmende Gesellschaft - die GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte), welche gegen Gebühren die öffentliche Ausstrahlung und Nutzung von patentierter Musik berechtigt. Doch diese

Einrichtung gibt es leider nur in Deutschland. Ein Großteil dieser Gelder fließen zurück zu den Urhebern der veröffentlichten Songs. Es ist leicht, ein altbewährten Hit neu aufzuziehen, doch nur für die Urheberrechte neuer Ideen erhält ein Künstler die veranschlagten Tantiemen von der GEMA.

Quellen: Gespräche mit Jens Klopp,

Oliver Schneider; freier Musiker

Hermel Hermelschmidt; freier Musiker, Schlagzeuglehrer

"Meyers Grosses Taschenlexikon"

"Aktuell '99" Haremberg Lexikon der Gegenwart

www.Xavier-Naidoo.de

Der Spiegel (Nr.47 '99) "Jesus der Hitparaden" von Marianne Wellershoff (Nr.19 '99) "Jungs, vergeßt es" von Christoph Dallach

"The Doors - Riders on the Storm" von J. Densmore; 1991, hannibal-Verlag

Giga-Nachrichten (NBC)

Dank an: Zeit der Eingebung, Pentium 166, Pizzaservice, Lübzer Export, den Zeitdruck, die bequemen Rückenlehnen, Marzipanbrot

Ende der Leseprobe aus 6 Seiten

Details

Titel
Das Musikgeschäft. Wie ist es aufgebaut und wie wird Nachwuchs gewonnen?
Note
12 Punkte
Autor
Jahr
2000
Seiten
6
Katalognummer
V98390
ISBN (eBook)
9783638968416
Dateigröße
387 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Aufbau / Kommentar / wirt. Aspekte
Arbeit zitieren
Constider (Autor:in), 2000, Das Musikgeschäft. Wie ist es aufgebaut und wie wird Nachwuchs gewonnen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98390

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