Lichtenberg, G. Chr. - Aphorismen


Ausarbeitung, 2000

3 Seiten


Leseprobe


Deutscharbeit: „Aphorismen“ von G. Chr. Lichtenberg

Sämi Müller 5a

Diese Arbeit behandelt eine individuell gewählte Thematik zum Werk: „Aphorismen“ vom Autor Georg Christoph Lichtenberg. Dieser lebte von 1742 - 1799 und war ein namhafter Naturwissenschaftler seiner Zeit. Die Zeit der Aufklärung war geprägt von dem Gedanken der Vernunft, der alle Lebensgebiete von Religion, über Technik zur Politik etc durchdrang. Die Vernunft war „der Prüfstein der Wahrheit“. Es stellt sich mir die Frage, ob Lichtenbergs Aphorismen vernünftig sind. Ich weiss wohl, dass jene nicht für dieöffentlichkeit bestimmt waren, oder mit dem Anspruch als „offizielle“

Literatur von ihm geschrieben wurden. Doch denk ich mir - was dem Menschen so direkt aus Kopf und Herz entspringt - kann es etwas Vernünftigeres geben? Inhaltlich beschäftige ich mich damit, welche Kritik Lichtenberg am Menschen und/oder an der Gesellschaft übt und mit welchen Mittel er sie ausdrückt.

Als erstes möchte ich vier Aphorismen zusammennehmen, denen ich einen gemeinsamen Nenner zuschreiben kann. Es geht in jedem von diesen um das Erscheinungsbild des Menschen, genauer gesagt, um sein Gesicht und dessen Ausdrucksformen. Im ersten Aphorismus; „In einem Städtchen, wo sich immer ein Gesicht aufs andere reimt.“ ( p. 103 ). Das Bild von vielen gleichen Gesichtern mit dem gleichen Ausdruck, löst die Vorstellung von einer Art Gleichschaltung ( Armee ) aus. Hier spricht Lichtenberg von angepassten Menschen, welche keinen Mut zum Individualismus aufbringen. Es gibt nur die Meinungen, welche die ganze Menge vertritt. Da er speziell das Wort „Städtchen“ benutzt, und nicht zum Beispiel „Stadt“, oder „Ort“ lässt darauf schliessen, dass er besonders auf kleinbürgerliches, vielleicht auch ländliches Denken anspielt. Im zweiten Aphorismus, den ich zu dieser Gruppe zähle, erzählt Lichtenberg von dem Vergnügen, die Gesichter der „gemeinen“ Leute auf der Strasse zu beobachten. Er sagt, dass diesem Schauspiel keine Zauberlaterne (=Vorläufer des Kinofilms) beikäme ( p. 103 ). Der dritte Aphorismus ist inhaltlich sehr ähnlich. Lichtenberg sagt: „Die unterhaltendste Fläche auf dieser Erde für uns ist die vom menschlichen Gesicht.“ ( p. 108 ).

Gesichter scheinen Lichtenberg zu faszinieren. Ich denke, dass er sich sehr am Ausdruck verschiedenster Gesichter ergötzen konnte, weil er aus ihnen las, wie aus einem Buch und daher die Menschen auf eine gewisse Weise durchleuchtete. Er schloss von der Physiognomik und Mimik der Gesichter auf das Innere der jeweiligen Person.

Eine gute Anmerkung oder Erläuterung dazu stammt von Lichteberg selbst. Dies ist der letzte Aphorismus den ich in diese Gruppe folgendermassen: „Es gibt Leute, die so fette Gesichter haben, dass sie unter dem Speck lachen können, das der grösste physiognomische Zaubrer nichts davon gewahr wird [...]“ ( p. 107 ) Ich denke, hier spricht Lichtenberg von dem Gesicht als (ver-)deckende, vielleicht auch schützende Maske, des eigentlichen Menschen.

Es können keine innere Vorgänge, Absichten oder Wünsche aufgrund äusserer Anzeichen mehr wahrgenommen werden.

Ich bin mir nicht sicher, ob er hier Kritik an falschen, hinterhältigen Menschen übt, oder ob er die Unfähigkeit dieser, ihr wirkliche Gestalt zu zeigen meint. Noch in verschiedenen anderen Aphorismen findet sich diese, von Lichtenberg verwendete „Zweiteilung“ zwischen Wahrheit und äusserlichem Schein(Fassade).

Mit diesem Mittel kann er viele bildliche Eindrücke erzeugen, welche den Inhalt sehr anschaulich machen und auch humorvoll vermitteln. Wie Lichtenberg menschliche Wesenszüge aufgrund von Gesichtszügen beschreibt ist sehr unterhaltsam und treffend.

All das ergibt für mich ein Bild Lichtenbergs als Mensch mit grosser Beobachtungsgabe, was, finde ich, Voraussetzung für jede Art von Kritik ist.

Weiter sind mir zwei Aphorismen ins Auge gestochen, welche die Thematik des Umgangs der Menschen mit Wahrheit betreffen. Der erste lautet: „Vom Wahrsagen lässt sich’s wohl leben in der Welt, aber nicht vom Wahrheit sagen.“ ( p. 109 ) Lichtenberg spricht hier von einer menschlichen Art, die immer wieder und überall
anzutreffen ist. Er spricht davon, dass die Menschen sich nicht nur einfach gegen die Wahrheit sträuben, sie ziehen es sogar vor, sich mehr oder weniger bewusst belügen zu lassen. Im geschichtlichen Zusammenhang kann man das auf die damaligen Missstände beziehen, die vor der Aufklärungsbewegung herrschten, im Besonderen die Macht und Autorität der Kirche. Die Kirche hatte grossen Einfluss auf die Menschen, welchen sie schamlos ausnutzten. Es bildeten sich jedoch verschiedenste neue Glaubensgruppen, die sich auf aufklärerisches Gedankengut bezogen, z.B.: sog. Vernunftsreligionen etc.

Der zweite Aphorismus lautet folgendermassen: „Wir verbrennen zwar keine Hexen mehr, aber dafür jeden Brief, worin eine derbe Wahrheit gesagt ist.“ ( p. 111 ). Wie schon gesagt, findet sich hier ein Ausspruch über das Verhältnis der Menschen zur Wahrheit. Nach Lichtenberg sind die Menschen anscheinend nicht fähig, die Wahrheit anzunehmen. Ich finde diese Aussage ist sehr allgemeingültig, so wie Vieles was er schreibt allgemeingültig und auch auf die heutige Zeit anwendbar ist.

Ich denke, das hat damit zu tun, dass Lichtenberg fast immer eine Aussage machen kann, die eine gewisse Zeitlosigkeit hat, und dadurch immer aktuell ist. Und das deshalb, weil er auffallende Wesenszüge der Menschen und die Strukturen der Gesellschaft erkennt, die dem neuzeitlichen Menschen anscheinend innewohnen.

Lichtenbergs Kritik am Menschen ist natürlich viel umfassender, als das was ich hier anhand weniger Beispiele zu zeigen versuchte. Persönlich glaube ich, dass Lichtenberg seine Kritik am Menschen schon damals für sehr allgemeingültig und treffend befunden hat. Er war wohl ein überzeugter Kritiker, aber vor allem auch ein sehr feiner Beobachter. Seine Kritik ist häufig harsch und doch präsentiert er uns manchmal ganz sachte die Fallen des eigenen Denkens, unsere Inkonsequenz mit solcher Treffsicherheit, dass man glaubt, ein solcher Aphorismus sei einem aus dem eigenen Hirn entsprungen.

Ende der Leseprobe aus 3 Seiten

Details

Titel
Lichtenberg, G. Chr. - Aphorismen
Autor
Jahr
2000
Seiten
3
Katalognummer
V99283
ISBN (eBook)
9783638977289
Dateigröße
327 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Nur eine Aspektbehandlung des Werkes "Aphorismen" von Lichtenberg. Etwas unstrukturiert aber präzise.
Schlagworte
Lichtenberg, Aphorismen
Arbeit zitieren
Samuel Müller (Autor:in), 2000, Lichtenberg, G. Chr. - Aphorismen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99283

Kommentare

  • Gast am 3.6.2002

    Haha.

    Das ist genau das was ich gesucht habe

  • Gast am 17.12.2001

    Super Sämi.

    hm...gut.

Blick ins Buch
Titel: Lichtenberg, G. Chr. - Aphorismen



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