Recherche & Kaufen
Recherche & Kaufen
Recherche & Kaufen
Alle Artikel
Illustration einer uralten Stadt in der Wüste
21. Februar 2024 • Lesedauer: 5 min

Lovecrafts „Die namenlose Stadt“ verstehen in 5 Minuten

Fan von gruseliger Literatur? Hier geben wir dir einen Einblick in Lovecrafts Schaffen, die Kurzgeschichte „Die namenlose Stadt“ und den Cthulhu-Mythos.

Was dich erwartet:

Das Wichtigste vorweg

  • Lovecraft sah seine Werke genremäßig als Weird Fiction
  • Das berühmte Necronomicon wurde das erste Mal in „Die namenlose Stadt“ zitiert
  • Der Cthulhu-Mythos bekam seinen Namen erst nach dem Tod Lovecrafts

Zum Autor

Howard Philips Lovecraft wurde 1890 in Providence, Rhode Island, in den USA geboren und ist 1937 gestorben. Schon in jungen Jahren war er naturwissenschaftlich interessiert, insbesondere an Chemie und Astronomie, und veröffentlichte früh Artikel dazu. Allerdings ging er nie auf eine Universität, da ihn seine physische und psychische Verfassung daran hinderte. Seine Begabung für Texte war schon früh ersichtlich; mit 3 Jahren konnte er lesen und einer seiner frühesten Texte ist ein Gedicht, das er mit 7 Jahren schrieb. Für das Magazin „Weird Tales“, das 1923 gegründet wurde, schrieb er viele Geschichten. Während seine Prosawerke heutzutage am bekanntesten sind, ist dies nur ein kleiner Teil seines Lebenswerkes, denn er verfasste haufenweise Briefe, Gedichte und Essays. Dieser Artikel wird sich allerdings hauptsächlich mit seinen Prosawerken beschäftigen.

Lovecrafts Werke werden häufig der Horror-Literatur zugeordnet; aus gutem Grund, da sich einige morbide und schaurige Elemente in seinen Geschichten finden lassen. Jedoch sah er sich selbst eher im Bereich der “Weird Fiction” verankert. Lovecraft beschäftigt sich in seinen Geschichten unter anderem mit Moral und kritisiert auch Themen wie z.B. Mystizismus, Okkultismus und Religion. Man sollte aber immer im Hinterkopf behalten, dass Lovecraft rassistisch war und sich dies in seinen Geschichten widerspiegelt.

Die Kurzgeschichte „Die namenlose Stadt“

Ein unbenannter, vermutlich männlicher, Erzähler erzählt von seiner Reise in die arabische Wüste. Dort findet er die Ruinen einer uralten Stadt. Viele unheimliche Legenden und warnende Geschichten ranken sich um die Stadt, die keinen Namen trägt und von den Einheimischen gemieden und sogar gefürchtet wird. Sie scheint nicht menschengemacht zu sein und es wird erzählt, dass sie erbaut wurde, bevor die Menschheit existierte.

Der Erzähler wandert durch die Ruinen, führt Ausgrabungen durch und versucht Hinweise auf die längst vergangene Zivilisation zu finden. Durch ein seltsames windhosenartiges Luftphänomen findet er schließlich einen riesigen Tempel, der mit unglaublicher Präzision in den Felsen gehauen wurde. Im Tempel findet er einen dunklen Schacht mit einer Treppe, die in die Tiefe führt und folgt dieser. Seine Fackel erlischt irgendwann, aber er klettert aus unerfindlichen Gründen im Stockdunklen die Stufen weiter hinunter. Um seine Angst zu besänftigen, singt er vor sich her und sagt finstere Gedichte auf. Irgendwann, nach scheinbar ewiger gruseliger Kletterei in Finsternis, erreicht er den Boden und kann dank eines rätselhaften Leuchtens sehen und entdeckt Särge mit mumifizierten reptilienähnlichen Wesen. Kunstwerke an den Wänden zeugen von lang vergangenen Zeiten und erzählen die Geschichte der untergegangenen unsterblichen reptilienähnlichen Zivilisation und deren Untergang bzw. Rückzug in unterirdische Felsen. Die Malereien scheinen den Gängen im Inneren des Tempels zu ähneln und der Erzähler meint einige der abgebildeten Gänge zu erkennen, aber denkt sich nichts dabei. Er folgt dem Gang weiter und kommt an ein riesiges Tor, hinter dem sich ein endloser Abgrund und eine endlose Weite befindet. Das rätselhafte Leuchten scheint vom Abgrund zu kommen. Durch den Gang, durch den der Erzähler her kroch, kommt plötzlich ein Luftzug, der so stark ist, dass er fast in den Abgrund fällt. Jetzt bekommt es der Erzähler richtig mit der Angst zu tun und verfällt der Panik. Der Wind wird immer stärker und stärker und eine Schar aus schaurigen reptilienähnlichen Wesen klettert vom Abgrund hoch. Die Geschichte endet damit, dass der tosende Wind glücklicherweise das Tor zu bläst und den Kreaturen somit den Weg abschneidet und den Erzähler rettet. Was aus dem Erzähler letztendlich wurde, wird nicht aufgelöst.

Hintergründe zur Kurzgeschichte

Die Kurzgeschichte wurde 1921 geschrieben und veröffentlicht. Vermutlich wurde sie inspiriert von anderen Werken wie z.B. Edgar Rice Burroughs „At the Earth’s Core“, in der es auch um Reptilien tief unter der Erde geht. Überschneidungen gibt es auch zu anderen Geschichten Lovecrafts. „Die Berge des Wahnsinns“ handelt auch von einer verlassenen uralten Stadt und reptilienartigen Wesen. „Die namenlose Stadt“ ist das erste Werk von Lovecraft, das den Poeten Abdul Alhazred erwähnt und dessen berühmte Verse zitiert: „Es ist nicht tot, was ewig liegt, und in fremder Zeit wird selbst der Tod besiegt“. Alhazred ist der Autor des Necronomicon, aus dem das Zitat stammt; ein Buch, das zentral für den Cthulhu-Mythos ist und alle, die es lesen, sollen dem Wahnsinn verfallen.

Der Cthulhu-Mythos

Der Cthulhu-Mythos, der seinen Namen erst nach dem Tod des Autors bekam, umfasst mehrere Werke Lovecrafts. Folgende bilden das Fundament:

  • „Der Ruf des Cthulhu“
  • „Das Grauen von Dunwich“
  • „Der Flüsterer im Dunklen“
  • „Die Berge des Wahnsinns“
  • „Der Schatten über Innsmouth“
  • „Der Schatten aus der Zeit“
  • „Der leuchtende Trapezoeder“

Zentrale Elemente sind: Der Handlungsort ist New England und es dreht sich um die Großen Alten (The Great Old Ones), uralte extraterrestrische Gottheiten, die einst die Erde beherrscht haben, aber in einen tiefen Schlaf gefallen sind. Am bekanntesten von ihnen ist vermutlich Cthulhu. Der Mythos baut hauptsächlich auf “Der Ruf des Cthulhu“ auf, obwohl einige Motive schon in früheren Geschichten sichtbar sind. Lovecraft hat hier zum ersten Mal alle zentralen Elemente verwendet. Diese Geschichte ist auch die einzige, in der ein Mensch einem der Großen Alten, hier Cthulhu, tatsächlich gegenübertritt. Mit der Zeit, auch nach Lovecrafts Tod, wurde der Mythos weiter ausgeführt und neue Elemente und Charaktere wurden eingebaut, z.B. im Rahmen von Rollenspielen, und er wird mit Sicherheit weiterhin eine lange Zeit in allerhand Medien vertreten sein.

Unsere Buchempfehlungen zum Thema:

Unheimlicher Horror. Motive, Plots und literarische Verfahren zur Erzeugung von Schrecken bei H.P. Lovecraft

Unheimlicher Horror. Motive, Plots und literarische Verfahren zur Erzeugung von Schrecken bei H.P. Lovecraft

14.99 €

H. P. Lovecraft and the Literature of the Fantastic: Explorations in a Literary Genre

H. P. Lovecraft and the Literature of the Fantastic: Explorations in a Literary Genre

36.99 €

Visionen der Stadt im Horrorgenre: Die Darstellung und Funktion der Stadt in der Prosa von H. P. Lovecraft (1890-1937)

Visionen der Stadt im Horrorgenre: Die Darstellung und Funktion der Stadt in der Prosa von H. P. Lovecraft (1890-1937)

0.99 €

The Uncanny and the Fantastic in H. P. Lovecrafts

The Uncanny and the Fantastic in H. P. Lovecrafts "Pickman's Model"

13.99 €

Dir gefällt unser Magazin? Dann melde dich jetzt zu unserem Newsletter an!