Eichendorff, Joseph - Sehnsucht (Gedichtinterpretation)


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

5 Seiten, Note: 14 Punkte


Leseprobe


Schreibplan

1. Einführender Überblick

- Informationen zum Autor
- Formulierung der Thematik: Sehnsucht des lyrischen Ichs

2. Formanalyse

- 3 Strophen á 8 Versen; Kreuzreim, wobei Reim des 6. Und 8. Verses aller Strophen identisch
- kein festes Versmaß, aber immer 3 Hebungen, abwechselnd weibliche und männliche Kadenzen
- liedartiger Charakter

3. strukturierte Inhalts- und Sprachanalyse

- Überschriftsanalyse
- Strophe I: lyrisches Ich nachts einsam am Fenster; Erregung von Sehnsucht Wechsel Systole - Diastole; Seelenlandschaft: Einsamkeit; Metapher; Wunsch
- Strophe II: Gesang zweier wandernder Gesellen von der Natur Personifikation der Natur; Pantheismus
- Strophe III: zweiter Teil des Gesangs über verwilderte Natur und Mädchen; Erweckung von Sehnsucht beim lyrischen Ich nach diesen; Bilderhäufung; Anspielung auf Klassik
- Parallelität: 1. Hälfte Strophe I und 2.Hälfte Strophe III è Rahmenbildung
- Ende jeder Strophe auf „-nacht“: Korrespondenz des Begriffs mit Inhalt der Strophe

4. Einordnung in die Epoche

- thematisch und inhaltliche Einordnung: pantheistische Weltanschauung, wiederkehrende Motive
- sprachliche Einordnung: Schlüsselbegriffe: „Mondenschein“, „Sommernacht“, „Waldesnacht“

Der am 10.3.1788 als Sohn eines preußischen Offiziers und Landedelmanns in Oberschlesien geborene Joseph Freiherr von Eichendorff genoß aufgrund seiner adligen Herkunft eine aristokratische-katholische Erziehung durch geistliche Hauslehrer. Nach seinem Gymnasialabschluss im Jahr 1804 studierte er Jura und Philosophie, zunächst in Halle, danach vor allem in Heidelberg. Während seiner Studienzeit kam es zu mehreren Begegnungen mit wichtigen Autoren der Romantik wie Novalis, Arnim oder Brentano. Eichendorff selbst gilt als der bedeutendste Dichter der deutschen Hochromantik, die er jedoch mit seinem „Tagebuch eines Taugenichts“ überwand. Im vorliegenden Gedicht „Sehnsucht“, einem der bedeutendsten Werke dieser literarischen Epoche thematisiert er schon durch die Überschrift erkennbar eines der Hauptthemen dieser Zeit.

Das Gedicht ist formal aus drei Strophen mit je acht Versen aufgebaut, wobei durchgehend ein Kreuzreim vorzufinden ist(abab cdcd). Auffällig hierbei ist, dass der sechste und achte Vers aller Strophen die gleiche Reimendung besitzen, nämlich „-acht“.

Im Gegensatz dazu sind beim Versmaß keine eindeutigen Aussagen machbar, außer dass jeder Vers drei Hebungen besitzt, wobei sich männliche und weibliche Kadenzen abwechseln. Durch dies, im Gegensatz zur vorherigen klassischen Epoche freieren Form erhält dieses Gedicht zudem einen volksliedartigen Charakter.

Schon durch die Überschrift „Sehnsucht“ gibt der Autor dem Leser das Thema des Gedichtes respektive die Gefühle des lyrischen Ichs preis.

Dieses lyrische Ich steht zu Beginn der ersten Strophe allein am offenen Fenster und blickt in die Ferne, vom wo ein Posthorn in der sternenklaren Nacht ertönt. Durch den Wechsel vom engen Zimmer, in dem das lyrische Ich sich befindet(V.2), hin zum Blick in die weite Ferne(V.3), also dem Wechsel von Systole und Diastole, drückt der Autor schon gleich zu Beginn die Sehnsucht des lyrischen Ichs nach Freiheit und Entgrenzung aus. Die Gefangenheit und die Einsamkeit des lyrischen Ichs wird außerdem noch durch die Seelenlandschaft vom „stillen Land“(V.4) unterstrichen. Durch die Metapher vom entbrannten Herz im Leib(vgl. V.5) und dem Wunsch des Mitreisens, welcher in Vers 7 geäußert wird, wird die Sehnsucht des lyrischen Ichs nach Freiheit und Ferne nochmals explizit formuliert. Abgeschlossen wird diese Strophe schließlich mit dem Begriff „Sommernacht“, der einen zentralen Begriff der Romantik darstellt.

Konträr zum eingeengten lyrischen Ich in der ersten Strophe sind die Hauptpersonen hier, „zwei junge Gesellen“(V.9), in der freien Natur unterwegs, welche gleichsam des Thema dieses zweiten Abschnitts und Mittelpunkt des Gesangs der beiden ist. Die zwei wandernden und singenden Gesellen(vgl. V.11) sind hier als Symbol dafür zu sehen, was vom lyrischen Ich noch sehnsüchtig angestrebt wird, nämlich die Freiheit. In den letzten vier Versen dieser Strophe, die den ersten Teil des Gesangs beinhaltet, werden die Wälder, die „so sacht [rauschen]“(V.14) und die Quellen, die sich „von den Klüften/[...] stürzen in die Waldesnacht“(V.15f) personifiziert. Dadurch wird außerdem die romantische Sichtweise der Natur in einem pantheistischen Weltbild verdeutlicht; die Natur ist also hier gleichzusetzen mit dem Selbstverständnis der Romantiker, als das Schöne.

Wie schon von der ersten zur zweiten Strophe, so ist auch zwischen der zweiten und dem Beginn der dritten Strophe ein Gegensatz vorzufinden: Beschreibt der Gesang der Gesellen am Ende der zweiten Strophe noch die Reinheit und Schönheit der Natur, so handelt er hier von „Marmorbildern“(V.17) und Gärten, die „in dämmernden Lauben verwildern“(V.19). Hierbei kann man die Marmorbilder als Anspielung auf die Klassik verstehen, die sich auf die Antike, also auf die Entstehungszeit der ersten Marmorbilder im römischen Reich zurückbezieht. Durch das Bild des Verwilderten(vgl. V.19) wird aber die ablehnende Haltung der Romantiker gegenüber ihren klassischen Vorgängern deutlich; denn verwildert etwas in der Natur, so bedeutet dies, dass es von den Menschen nicht mehr gepflegt wird, wie die Klassik, die zu Entstehungszeit dieses Gedichtes ihren Zenit schon überschritten hatte. Im zweiten Teil der dritten Strophe, ab Vers 20, handelt der Gesang von Mädchen, die „am Fenster lauschen“(V.21). Dieser Teil ist thematisch parallel zum Anfang des Gedichts aufgebaut, wo das lyrische Ich am Fenster steht(vgl.V.2). Auch erklingt hier analog zum Beginn ein Ton eines Musikinstrumentes. Ist es in Vers vier ein Posthorn, so ist es in Vers 22 der Klang der Lauten. Eine weitere Gemeinsamkeit ist die träumerische Stimmung, die einmal durch die goldenen Sterne(vgl.V.1) und hier durch die verschlafen rauschenden Brunnen(vgl.V.23) symbolisiert wird. Es wird also deutlich, dass das vorliegende Gedicht einen Rahmen besitzt und somit ein geschlossenes Ganzes darstellt. Daher wird auch hier Sehnsucht deutlich, nämlich die des lyrischen Ichs nach den Mädchen beziehungsweise nach Liebe allgemein.

Auffällig ist außerdem, dass jede Strophe mit „-nacht“ endet: In den Strophen I+III, in denen beim lyrischen Ich Sehnsucht entflammt ist, verwendet der Autor den Begriff „Sommernacht“; der Sommer ist hier als wärmste Jahreszeit als Symbol für dieses Entflammte zu betrachten. In der zweiten Strophe, in der die Gesellen in der Natur wandern(vgl. V.9-12), verwendet Eichendorff den Begriff „Waldesnacht“(V.16), wobei Wald hier die Freiheit in der Natur symbolisieren soll. Daraus wird ersichtlich, dass der letzte Begriff einer Strophe immer mit dem Inhalt der ihm vorausgehenden Versen korrespondiert.

Thematisch und inhaltlich muss man dieses Gedicht der Epoche der Romantik zuordnen, denn es besitzt sowohl die für diese Epoche typische pantheistische Weltanschauung(vgl. Strophe II) als auch typische, immer wiederkehrende Motive der deutschen Romantik, wie die Sehnsucht, insbesondere nach Freiheit(vgl. Strophe I), das Motiv der Nacht, Sterne und des Traums, was durch die Umgebung, in der sich das lyrische Ich befindet, verdeutlicht wird. Auch sprachlich entspricht das vorliegende Gedicht den epochentypischen Merkmalen, was sowohl an Schlüsselbegriffen wie „Mondenschein“(V.20) oder „Sommernacht“(V.8+24)/ „Waldesnacht“(V.16) als auch an der Bildhaftigkeit und dem Wohllaut der lyrischen Sprache festgemacht werden kann. Insgesamt gesehen ist also zu sagen, dass das Gedicht „Sehnsucht“ von Eichendorff nahezu idealtypisch für die Zeit der deutschen Romantik(1790-1830) ist.

Du hast Dich dem Text sehr gut genähert. Du machst sehr gute Beobachtungen zu den Korrespondenzen im Gedicht, wobei Du auch die wesentlichen Merkmale des Romantischen herausarbeitest. Insgesamt gesehen arbeitest Du sehr nahe am Text. Deine Gliederung ist äußerst informativ gehalten. Auch in sprachlicher und stilistischer Hinsicht ist dein Aufsatz gelungen, Unsicherheiten treten nur vereinzelt auf. Insgesamt sehr gut!

14 Punkte

Bemerkungen, Kritik(vielleicht auch Lob): benschnock@gmx.de

Ende der Leseprobe aus 5 Seiten

Details

Titel
Eichendorff, Joseph - Sehnsucht (Gedichtinterpretation)
Note
14 Punkte
Autor
Jahr
2001
Seiten
5
Katalognummer
V104196
ISBN (eBook)
9783640025534
Dateigröße
431 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Eichendorff, Joseph, Sehnsucht
Arbeit zitieren
Ben Schnock (Autor:in), 2001, Eichendorff, Joseph - Sehnsucht (Gedichtinterpretation), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104196

Kommentare

  • Gast am 23.5.2007

    klasse.

    muss meinem vorredner widersprechen: kurz und mit inhalt ist viel angenehmer als ewiges drum herum geblubber....weiter so

  • Gast am 7.5.2007

    naja.

    Nicht schlecht, aber doch reichlich kurz und ungenau an einigen Stellen. Jedoch sehr gutes Textverständnis!

  • Gast am 3.10.2002

    C´est bon!!!.

    Muss Dir wirklich mal ein Lob aussprechen!
    Ich bin selbst auf einem Gymnasium und muss mich momentan mit diesem Gedicht quälen.
    Die Aufgabe besteht darin, nicht nur dieses Gedicht zu interpretieren, sondern auch noch zu präsentieren.
    Denke bist mir in der Hinsicht eine große Hilfe.
    Danke!
    Marcella

  • Gast am 11.9.2002

    Thanx!.

    Boah, super, du warst meine Rettung, bin voll die Niete in Lyrik und hab es so geschafft, ne tolle Hausaufgabe abzugeben!!

  • Gast am 21.6.2002

    Super Arbeit.

    Super Arbeit nur hätt ich dir mir früher vielleicht besser anschauen sollen dann wär heute mein Aufsatz besser gelaufen bis denn

  • Gast am 20.11.2001

    eine super Arbeit.

    Ein wirklich toller Aufsatz, der sogar meinem Lehrer gefiel. Er war wirklich begeistert, was für tolle Gedicht-interpretationen ich für eine Neuntklässlerin schreibe ;-)

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Titel: Eichendorff, Joseph - Sehnsucht (Gedichtinterpretation)



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