Johann Ludwig Tieck


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

4 Seiten


Leseprobe


1. Einleitung

Im Zeitalter der Aufklärung, für die die Naturwissenschaft und die Selbständigkeit von grosser Bedeutung waren, sollten sich die Menschen auf die Vernunft verlassen und sich von vorgegebenen Glaubenssätzen befreien.

Mit Beginn der Romantik stand das Gefühl und die Phantasie im Vordergrund. Typisch waren Sentimentalität und ein Hang zum Weltschmerz. Im Gegensatz zur Aufklärung war die Logik der Vernunft weniger wichtig. In Ludwig Tiecks Werken finden sich Merkmale beider Richtungen wieder.

2. Biographie: Ludwig Tieck

2.1 Als Kind und in der Schule (1773-1792)

Johann Ludwig Tieck wird am 31.05.1773 als das erste von drei Kindern einer kleinbürgerlichen Familie in Berlin geboren. Nach ihm werden noch Schwester Sophie und Bruder Friedrich geboren. Der Vater ist Seilermeister und die Mutter, Anna Sophia, erfüllt ihr Leben mit dem christlichen Glauben.

Schon im Alter von vier Jahren kann Ludwig lesen, zwei Jahre später wird er durch den ersten Besuch einer Aufführung an das Theater herangeführt. Von 1782 bis 1792 besucht er das aufklärerische Friedrichwerdersche Gymnasium. Dort erwacht die grosse Liebe des guten Schülers zu Shakespeare, welche bis zu seinem Lebensende bestehen bleibt.

Seine Leseleidenschaft vergrössert sich und bald beginnt er das Schreiben. Diese ersten Arbeiten sind bis heute unveröffentlicht.

Am Gymnasium knüpft er die Freundschaften insbesondere zu Wilhelm Heinrich Wackenroder und Wilhelm von Burgsdorff.

Gemeinsam mit Wackenroder intensiviert Tieck den Kontakt zu anderen Künstlern und Kunstkennern im Hause Johann Friedrich Reichardts, dem letzten Hofkapellmeisters Friedrichs des Großen.

Dort finden auch Theateraufführungen für Liebhaber statt. Tieck fällt hier als Darsteller vor allem durch seine Mimik und Gestik sowie seine Wandlungsfähigkeit auf, die ihm ermöglicht schwierige Charakterrollen zu übernehmen. Diese Tätigkeit regt ihn an eigene Bühnenstücke zu verfassen, die ebenfalls unveröffentlicht bleiben.

In der gymnasialen Oberstufe fällt sein sich verbessernder Schreibstil den Lehrern Rambach und Bernhardi auf. Nun schreibt er nach Rambachs Diktat und später vervollständigt er dessen Romane.

In dieser Zeit entstehen schon eigens verfasste Arbeiten wie das Schauspiel „AllaModdin“ und die Erzählung „Almansur“, die später veröffentlicht werden.

2.2 Als Student (1792-1794)

Im Frühjahr 1792 beginnt Tieck sein Studium an der Universität Halle.

Auf Wunsch seines Vaters schreibt er sich für Theologie ein. Er nimmt allerdings an Vorlesungen über Literatur und zur römischen Antike teil.

Im November des gleichen Jahres wechselt er zur Universität Göttingen. Die Bibliothek bietet ihm den Zugang zur Literatur von Shakespeare und Cervantes.

Im selben Jahr schliesst er drei Arbeiten ab, das Kurzdrama „Der Abschied“, die Erzählung „Das grüne Band“ und das Epos „Das Märchen vom Roßtrapp“.

Zusammen mit Wackenroder geht er im Frühling 1793 an die Universität Erlangen. In dieser Phase, bis Oktober 1793, widmen sie sich Reisen, unter anderen nach Bayreuth und nach Nürnberg.

Die Veröffentlichungen des gleichen Jahres sind das Trauerspiel „Karl von Berneck“ und zwei Shakespeare Aufsätze.

Im Mai 1794 bricht Ludwig sein Studium ab.

2.3 In Berlin (1794-1799)

Er geht nach Braunschweig, wo er den Kontakt zum Verleger und Kopf der Berliner Aufklärung Nicolai aufnimmt.

„Von 1795 bis 1798 [ist] er in Berlin Herausgeber und Autor von Nicolais Erzählsammlung „Straußfedern“ “1. Seine Beiträge sind unter anderen „Das Schicksal“ und „Ein Roman in Briefen“.

Unabhängig davon veröffentlicht 1797 Tieck das Kindermärchen „Der Gestiefelte Kater“, 1798 dessen Fortsetzung „Prinz Zerbino“ und ebenso Volksmärchen, wie z.B. „Der blonde Eckbert“ (1797) und „Die sieben Weiber des Blaubart“ (1797).

1798 heiratet Ludwig Tieck Amalie Alberti, welche er seit 1792 aus dem Hause Reichardt kennt.

Noch im gleichen Jahr stirbt sein Freund Wackenroder. Tieck beendet dessen Werk „Kunstphantasien“.

Zwischendurch macht er in Berlin die Bekanntschaft mit Friedrich Schlegel. Durch ihn und seinen Bruder Wilhelm, die als Begründer der romantischen Kunstauffassung gelten, erlangt Tieck ab 1799 in weiten Kreisen schriftstellerische Anerkennung. In diesem Jahr wird das Grosswerk, ein Trauerspiel mit dem Titel „Leben und Tod der heiligen Genoveva“, von ihm veröffentlicht, knapp zwei Jahre später folgt das Grosswerk „Kaiser Oktavianus“, welches ein Lustspiel ist.

Darüber hinaus wird eine seiner bedeutendsten Übersetzungen, Cervantes „Don Quichotte“, herausgegeben.

2.4 In Jena, Berlin und Dresden (1799-1802)

Über Halle gelangt er nach Jena, dort lernt er Schiller und Goethe kennen. Wilhelm Schlegels Haus in Jena ist zu dieser Zeit Treffpunkt der Romantiker, mit ihnen führt Tieck theoretische Diskussionen über den Kunstbegriff der Romantik.

1800 verlässt er Jena und kehrt nach Berlin zurück.

Er befindet sich nun auf dem Höhepunkt seines Ruhmes als Autor der Romantik. Dies ruft Neider hervor, zu denen auch der Verleger Nicolai gehört. Die Angelegenheit zwischen Tieck und Nicolai mündet sogar in eine zivilrechtliche Auseinandersetzung, da Nicolai „Tiecks Gesammelte Schriften“ sehr preiswert und unvollständig verkauft. Tieck geht als Sieger aus dem Prozess hervor.

Mit Frau Amalie und 1799 geborener Tochter Dorothea siedelt er 1801 nach Dresden über.

Dort wird seine zweite Tochter Agnes 1802 geboren.

Mittlerweile führt er wechselseitige Beziehungen zu verschiedenen romantischen Malern; z.B. Casper David Friedrich („Der Kreidefelsen“) und Philipp Otto Runge, dessen Werk „Romantische Sehnsucht“ Tieck tief beeindruckt.

2.5 In Ziebingen (1802-1819)

„Von 1802 bis 1819 [lebt] Tieck [mit seiner Familie] auf dem Landgut Ziebingen in der Neumark, zuerst als Gast Burgsdorffs, später als Gast des Grafen Finck zu Finckenstein.“2

Zwischen 1803 und 1810 unternimmt er ausgedehnte Reisen, teilweise mit seinem Freund Burgsdorff.

Durch schwere rheumatische Schübe 1804 und 1809 werden Aufenthalte in München und Baden- Baden erforderlich.

Ein wichtiges Reiseziel ist 1805/ 06 Rom, wo er sich in der vatikanischen Bibliothek altdeutscher Dichtkunst widmet.

Eine andere bedeutende Reise führt ihn 1817 nach Frankreich und Großbritannien. In England befasst er sich mit altenglischen Theatermanuskripten und besucht den Geburtsort Shakespeares, Stratford on Avon.

In dieser Zeit ist sein literarisches Schaffen bruchstückhaft, er bearbeitet z.B. „Die Nibelungen“.

In den Jahren 1810 bis 1819 bearbeitet Tieck eigene Frühwerke, betreibt umfassende Shakespeare Studien, gibt mittelhochdeutsche Dichtungen wie „Frauendienst“ (1812) heraus. Ausserdem fasst er Märchen und Lustspiele für den „Phantasus“, ein Sammelwerk, das nicht vervollständigt wird, zusammen.

1811 schreibt er auch drei Kurzerzählungen, diese sind „Liebeszauber“, „Die Elfen“ und „Der Pokal“.

Im gleichen Jahr folgt noch das dramatische Werk „Däumchen“.

2.6 In Dresden (1819-1842)

Nach dem Tod des Grafen Finckenstein siedelt Tieck 1819 mit seiner Familie und des Grafen Tochter Henriette, mit der er eine Affäre hat, nach Dresden über.

Mit dem Jahre 1821 beginnt sein zwanzigjähriges novellistisches Schaffen.

(Novelle: kürzere Erzählung in Prosa, die sich auf einen Geschehensausschnitt konzentriert in dem ein Wendepunkt enthalten ist)

Aus dieser Zeit stammen Märchennovellen wie „Die Vogelscheuche“ (1835), Märkische Adelsnovellen wie „Die Reisenden“ (1824), Novellen zwischen Adel und Bürgertum, z.B. „Die Waldeinsamkeit“ (1840), Bürgernovellen, z.B. „Der Gelehrte“ (1827), Transzendenznovellen, zu denen Glaubensnovellen, Aberglaubensnovellen und Spuknovellen gehören. Ausserdem schreibt er Tendenznovellen, wie „Der Mondsüchtige“ (1832) und historische Novellen wie „Der Tod des Dichters“ (1831).

Auch schreibt er seit 1821 Theaterkritiken, zunächst für die „Dresdener Abendzeitung“, ab 1827 für die „Dresdener Morgenzeitung“.

1825 wird er zum Dresdener Hofdramaturgen ernannt.

Ludwig Tieck gibt 1821 und 1826 die Werke Kleists heraus.

Von 1825 bis 1833 übersetzt und vollendet Tiecks Tochter Dorothea gemeinsam mit Graf Baudissin Shakespeares Dramen in Blankversform (reimlose Verse). Dies geschieht unter der Aufsicht Ludwig Tiecks. Sie führen somit Wilhelm Schlegels begonnene Arbeit fort.

Tiecks Ehefrau Amalie stirbt 1837 und vier Jahre später, 1841, stirbt auch seine Tochter Dorothea.

1840 wird sein letztes vollendetes Werk, ein historischer Roman, „Vittoria Accorombona“ veröffentlicht.

Danach versiegt seine „dichterische Schöpferkraft“3.

Das Buch über Shakespeare, welches seit langer Zeit geplant war, kann Tieck nicht mehr schreiben.

Auch seine eigenen Memoiren kann er nicht fertigstellen.

2.7 In Potsdam und Berlin (1842-1853)

Zusammen mit Henriette von Finckenstein zieht Tieck 1842 nach Potsdam.

Dort inszeniert er 1843 sein Lieblingsprojekt Shakespeares „Sommernachtstraum“. Henriette stirbt 1847.

Zwischenzeitlich, 1842 und 1845, erleidet Ludwig Tieck zwei Schlaganfälle, die 1852 zu Bettlägerigkeit führen.

Er stirbt am 28.04.1853 und ist seit Mai 1853 auf dem „Dreifaltigkeitsfriedhof“ in Berlin beerdigt.

3. Literaturliste

Hrsg. F. A. Brockhaus: „Der Jugend Brockhaus“, Wiesbaden, 1985.

Gebhardt, Armin: „Ludwig Tieck. Leben und Gesamtwerk des „König der Romantik“ “, Marburg, 1997.

Kern, Johannes P.: „Ludwig Tieck: Dichter einer Krise“, Heidelberg, 1977.

Wesollek, Peter: „Ludwig Tieck oder Der Weltumsegler seines Innern“, Wiesbaden, 1984.

[...]


1 Wesollek, Peter: „Ludwig Tieck oder Der Weltumsegler seines Innern“, Wiesbaden, 1984, S. 24.

2 Wesollek, Peter: „Ludwig Tieck oder Der Weltumsegler seines Innern“, Wiesbaden, 1984, S. 24.

3 Gebhardt, Armin: „Ludwig Tieck. Leben und Gesamtwerk des „König der Romantik“ “, Marburg, 1997,

S. 223.

Ende der Leseprobe aus 4 Seiten

Details

Titel
Johann Ludwig Tieck
Hochschule
Real Centro Universitario Maria Cristina
Autor
Jahr
2000
Seiten
4
Katalognummer
V104578
ISBN (eBook)
9783640029020
Dateigröße
331 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Kommentar meines Stufenleiters: "Vorbildhafte, wissentschaftliche Arbeit!"
Schlagworte
Johann, Ludwig, Tieck
Arbeit zitieren
Lina Burchhardt (Autor:in), 2000, Johann Ludwig Tieck, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104578

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