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25. Oktober 2023 • Lesedauer: 5 min

„Die Leiden des jungen Werther“ verstehen in 5 Minuten

Der Roman von Johann Wolfgang von Goethe gilt als einer der erfolgreichsten der Literaturgeschichte. Wir erklären dir, worum es darin geht.

Das Wichtigste vorweg:

  • Der Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ stammt von Johann Wolfgang von Goethe und erschien 1774.
  • Im Roman geht es um die unerfüllbare Liebe des jungen Werther zur verlobten bzw. verheirateten Lotte, die ihn schließlich in den Selbstmord treibt.
  • Der Roman hat nicht nur eine lange Wirkungsgeschichte, sondern war auch schon zur Erscheinungszeit überaus erfolgreich.

Bei „Die Leiden des jungen Werther“ von Johann Wolfgang von Goethe handelt es sich um einen Briefroman, der 1774 erstmals erschienen ist. Im Großteil des Romans schildert der Protagonist Werther die Geschichte seiner Liebe zur unerreichbaren Lotte. Auf diese Weise werden zentrale Ereignisse nur aus Werthers Perspektive vermittelt und interpretiert, die anderen Figuren kommen nicht zu Wort. Erst am Ende werden die Geschehnisse um Werthers Selbstmord von einem fiktiven Herausgeber der Briefe beschrieben.

Zusammenfassung

Der junge Werther hält sich im Dorf Wahlheim auf, in dem er eine Erbschaft für seine Mutter regeln soll. Er findet zunehmend Zugang zum gesellschaftlichen Leben und lernt dabei die junge Lotte kennen. Diese ist die Tochter des ortsansässigen Amtmannes, kümmert sich nach dem Tod der Mutter um ihre acht Geschwister und ist verlobt mit dem Geschäftsmann Albert. Werther entwickelt eine starke Zuneigung zu Lotte, an der auch die Rückkehr ihres Verlobten nichts zu ändern vermag. Als seine Gefühle für Lotte zu stark werden, flieht er aus Wahlheim und arbeitet für einen Gesandten am Hof. Sein künstlerisches Gemüt verträgt sich jedoch nicht mit der kaufmännischen Pedanterie seines Arbeitgebers, sodass Werther die Anstellung aufgibt und nach Wahlheim zurückkehrt. Lotte und Albert sind inzwischen verheiratet, heißen Werther jedoch trotzdem wieder willkommen. Er verbringt sehr viel Zeit mit dem Ehepaar, wobei sich seine Gefühle für Lotte und seine Verzweiflung über deren Unerreichbarkeit zusehends vertiefen. Albert missfällt Werthers dauerhafte Anwesenheit, sodass Lotte Letzteren bitten muss, sie vier Tage lang nicht zu besuchen. Werther erkennt, dass er Lottes Ehre gefährdet, kann sich jedoch ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Er besucht sie ein letztes Mal und bringt sich anschließend um.

Entstehung

Goethe schrieb seinen Roman „Die Leiden des jungen Werther“ innerhalb von sechs Wochen. Die Erstausgabe erschien im September 1774 zur Leipziger Buchmesse und wurde sogleich zum Bestseller. 1787 nahm Goethe am Roman Überarbeitungen vor, wodurch unter anderem das Genitiv-s im Titel entfiel. Der Roman ließ Goethe über Nacht in Deutschland berühmt werden und gehört zu den erfolgreichsten Romanen der Literaturgeschichte.

„Die Leiden des jungen Werther“ hat autobiographische Züge, da Goethe in diesem seine platonische Beziehung zu der bereits inoffiziell verlobten Charlotte Buff literarisch verarbeitete. Die Figur der Lotte im Roman trägt darüber hinaus Züge von Maximiliane von La Roche, einer weiteren Bekanntschaft des jungen Goethe aus der Entstehungszeit des Romans. Die Liebe zu den beiden Frauen, die bereits gebunden waren, war der Anlass für seinen Roman.

Ein weiterer Auslöser war das Schicksal von Karl Wilhelm Jerusalem, einem Gesandtschaftssekretär, der sich wegen der unglücklichen Liebe zu einer verheirateten Frau erschoss. Goethe kannte Jerusalem aus seiner Studienzeit und war über dessen Tod erschüttert. Goethe bindet den Suizid seines Freundes in Form des Motivs für den tragischen Ausgang der Liebe Werthers zu Charlotte, die Selbsttötung Werthers, in seinen Briefroman ein.

Die wichtigsten Figuren

Werther

  • Junger Mann, alleinstehend
  • Freigeist mit künstlerischer Veranlagung
  • Emotional, künstlerisch, philosophisch
  • Verzweifelte Liebe zur verheirateten Lotte
  • „Was ich weiß, kann jeder wissen. Mein Herz hab‘ ich allein.“

Lotte

  • Junge Frau, Tochter des Amtmannes
  • Verlobt und später verheiratet mit Albert
  • Tugendhaft, aufmerksam, freundlich
  • Fürsorge für ihre acht Geschwister
  • Gefühle für Werther sind nicht zweifelsfrei zu klären

Albert

  • Lottes Verlobter und späterer Ehemann
  • erfolgreicher und angesehener Geschäftsmann
  • höflicher und freundlicher Mensch, der viel Wert auf seine Außendarstellung legt
  • rationale Denkweise, zielstrebig
  • empfindet Selbstmord als abstoßend und dumm

Wilhelm

  • vermutlich guter Freund von Werther
  • vertritt die Vernunft

Motive und Interpretationen

Der Roman zeigt den Versuch und das Scheitern Werthers, sich in eine Ständegesellschaft einzuordnen. Die Liebe zur vergebenen Lotte bewirkt schließlich seine Leiden und den Selbstmord. Goethes Werther ist geprägt von seinen Gefühlen und ihrer Ausdrucksweise. Im Hinblick auf die sprachlichen und symbolischen Ausdrücke seiner Gefühle lassen sich viele Motiviken in Goethes Roman finden, die das Glück und das Leiden Werthers unterstreichen.

Natur und Naturmotivik

Werthers Leiden sind durch seine Liebe zu Lotte geprägt. Seine Gefühle sind im gesamten Briefroman von Naturbeschreibungen durchzogen, sodass die Natur ein wichtiges Motiv für seine Leiden und sein Glück ist.

Wie lassen sich Kinder- und Naturmotivik in

Wie lassen sich Kinder- und Naturmotivik in "Die Leiden des jungen Werther" verbinden?

13.99 €

Der Roman zeigt den Versuch und das Scheitern Werthers, sich in eine Ständegesellschaft einzuordnen. Die Liebe zur vergebenen Lotte bewirkt schließlich seine Leiden und den Selbstmord. Goethes Werther ist geprägt von den Gefühlen Werthers und ihrer Ausdruckweise. Im Hinblick auf die sprachlichen und symbolischen Ausdrücke seiner Gefühle lassen sich viele Motiviken in Goethes Roman finden, die das Glück und das Leiden Werthers unterstreichen.

Liebe als Motiv im Sturm und Drang

Was Werther als unglücklichen Liebenden besonders macht, sind verschiedene Komponenten: Die Konzeption seiner Liebe ebenso wie die Tatsache, dass es sich um einen Briefroman handelt, die Einsamkeit des melancholischen Genies, die Auflehnung gegen die Regeln der Gesellschaft und die Intimität, mit der die Gefühle Werthers beschrieben werden. Dies sind alles Komponenten der Epoche Sturm und Drang, in die sich Goethes „Werther“ einordnen lässt.

Johann Wolfgang von Goethes

Johann Wolfgang von Goethes "Die Leiden des jungen Werthers". Die Liebeskonzeption vor dem Hintergrund des Sturm und Drang und der Genieästhetik

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Die Publikation untersucht, inwieweit die Liebesauffassung, die Johann Wolfgang von Goethes Werther vertritt, der des Geniekonzepts entspricht, oder anders formuliert: Liebt Goethes Werther genialisch? Was Werther als unglücklichen Liebenden besonders macht, sind verschiedene Komponenten: Die Konzeption seiner Liebe ebenso wie die Tatsache, dass es sich um einen Briefroman handelt, die Einsamkeit des melancholischen Genies, die Auflehnung gegen die Regeln der Gesellschaft und die Intimität, mit der die Gefühle Werthers beschrieben werden.

Gründe für den Selbstmord

In der Forschung begegnet man häufig der Frage, inwiefern sich in Goethes Briefroman Indizien für die Schuld an Werthers Selbstmord finden lassen und was genau Werther wirklich zum Selbstmord verleitet hat.

Werthers Selbstmord in

Werthers Selbstmord in "Die Leiden des jungen Werthers" von Johann Wolfgang von Goethe. Indizien für die Schuld

13.99 €

Die Publikation setzt sich mit den Ursachen und Motiven für Werthers späteren Selbstmord auseinander. Im Vordergrund steht die Frage, inwiefern sich im Briefroman Indizien für die Schuld an Werthers Selbstmord finden lassen und ob die hier herausgearbeiteten Handlungen oder Äußerungen Werther wirklich zum Selbstmord verleitet haben. Die Autorin geht hierfür auf die Beziehung zwischen Werther und Lotte, auf Alberts Rolle sowie auf Werthers Probleme in der gesellschaftlichen Ordnung ein.

Melancholie

Mit Goethes „Werther“ findet sich Mitte des 18. Jahrhunderts ein Roman, der sich mit seinen Briefen an die zeitgenössische Melancholiemode hält. Werther zeigt jedoch nicht das legitime Maß der empfindsamen Melancholie, sondern fällt zwischen Euphorie und Verzweiflung von einem Extrem ins andere. Er ist nicht in der Lage, seine heftigen Gefühle und die melancholischen Empfindungen in eine legitime und angemessene Form zu bringen. In Werthers Fall spitzt sich die Melancholie in ihrem Prozess so zu, dass sie ihn völlig übersteigert.

Melancholie in

Melancholie in "Die Leiden des jungen Werther" von Johann Wolfgang von Goethe. Anthropologie des 18. Jahrhunderts

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Alisa Eichner geht in ihrer Arbeit der Frage nach, ob Werther als Melancholiker aufzufassen ist und inwieweit sein Leiden hiermit zusammenhängt. Dabei geht sie auf Werthers Gefühlswelt, seine Melancholie und den Ausdruck seiner Symptome in Literatur und Natur als sich verändernder Prozess bis zum Freitod ein.

Motiv des Leidens

Das Motiv des Leidens zieht sich wie ein roter Faden durch Goethes Briefroman. Bereits die Worte „die Leiden“ im Titel signalisieren das Thema und den Leitgedanken des Romans. Leid ist ein psychischer oder seelischer Schmerz aufgrund eigener Erfahrungen und Erlebnisse, sprich die Leiden sind das Erleben dieses Schmerzes oder Kummers. Vor diesem Hintergrund kann man attestieren, dass Werthers Leiden aus einem seelischen Schmerz resultieren, den er durch ein oder mehrere Unglückserlebnisse erlitten hat.

J.W. Goethe „Die Leiden des jungen Werther“. Das Motiv des Leidens

J.W. Goethe „Die Leiden des jungen Werther“. Das Motiv des Leidens

13.99 €

Natalya Kliewer geht in ihrer Publikation der genauen Bedeutung „der Leiden“ Werthers nach und diskutiert die Fragestellung, welche leidvollen und seine Seele betreffenden, schmerzhaften Erfahrungen Werther gemacht hat und welche Konsequenzen sie mit sich gebracht haben.

Werther-Fieber/Werther-Effekt

Werthers Entscheidung, den Freitod zu wählen, wurde zum Vorbild für viele junge Menschen, sodass eine steigende Selbstmordrate in den darauffolgenden Jahren die Konsequenz war. Diese Auswirkungen, die damals bei der deutschen Jugend deutlich zu spüren waren, bezeichnet man als „Werther-Fieber“.

Der sogenannte „Werther-Effekt“ bezeichnet die Annahme, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen Suiziden, über die in den Medien ausführlich berichtet wurde, und einer Erhöhung der Suizidrate in der Bevölkerung besteht. Durch den modernen Buchdruck und die stärkere Verbreitung von Texten konnte plötzlich ein viel größeres Publikum erreicht werden; das hatte auch Folgen auf die Selbstmord-Rate, wie sich herausstellte. 1775 wurden der Druck und Vertrieb von „Die Leiden des jungen Werther“ wegen der vermeintlichen Selbstmord-Welle verboten, um weitere Suizide zu verhindern.

Der fehlgeleitete Leser. Werther-Fieber, Werther-Effekt und mediale Gewalt

Der fehlgeleitete Leser. Werther-Fieber, Werther-Effekt und mediale Gewalt

15.99 €

Katharina Bene thematisiert in ihrem Buch das sogenannte „Werther-Fieber“ und untersucht, inwieweit dieses Phänomen noch heute Eingang in die Medien findet. Dafür führt die Autorin Beispiele von durch mediale Berichterstattung ausgelösten Suiziden an und wirft einen Blick auf die Auswirkungen von Computerspielen, in denen Gewalt gezeigt wird.

Die Epoche Sturm und Drang

Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ lässt sich der Literaturepoche Sturm und Drang zuordnen. Diese Literaturströmung entstand als Gegenbewegung zur Aufklärung und dauerte von 1765 bis 1790 an. Sie war hauptsächlich unter jungen Dichtern aus dem Bürgertum verbreitet, die sich gegen den extremen Vernunftglauben der Aufklärung stellten.

Die Schriftsteller strebten nach einem gefühlsbetonteren Weltbild und forderten mehr künstlerische Freiheit für ihre Werke. Das Gegenteil des Rationalismus wurde zu ihrem Ideal, sprich ein starker Ausdruck der eigenen Emotionen und Fantasie. Bestärkt durch den Glauben an sich selbst, an das eigene „Genie“, hielten sich die Autoren nicht an Regeln oder Vorschriften.

Zentrale Themen des Sturm und Drang sind Gefühle, Leidenschaft für Natur, Kunst, Heimat, der tragische Held und das Originalgenie. Neben Johann Wolfgang von Goethe gehören Schriftsteller wie Friedrich Schiller, Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg, Johann Gottfried Herder und Friedrich Maximilian Klinger zu den wichtigsten Vertretern dieser Literaturepoche.

Gut zu wissen

  • Goethes Roman ist in zwei Teile gegliedert: Der erste Teil umfasst die Briefe bis zu Werthers Flucht aus Wahlheim. Der zweite Teil setzt mit seiner unglücklichen Anstellung ein.
  • Ursprünglich erschien das Werk unter dem Titel „Die Leiden des jungen Werthers“. Das Genitiv-s entfiel im Zuge einer späteren Überarbeitung durch Goethe.
  • Viele Leser:innen gehen davon aus, dass der Roman in Teilen autobiographisch ist. Goethe soll darin seine Beziehung zu Charlotte Buff verarbeiten.
  • Die Beschreibung des Selbstmords ist stark an den Suizid des Gesandtschaftssekretärs Karl Wilhelm Jerusalem, mit dem Goethe befreundet war, angelehnt.
  • „Die Leiden des jungen Werther“ ist ein typisches Werk für den Sturm und Drang. In dieser Zeit wollte sich das Volk auf das Individuum und dessen Gefühle konzentrieren.

Quellen:

  • Goethe, Johann Wolfgang von: „Die Leiden des jungen Werther“, in: Johann Wolfgang von Goethe: Die Leiden des jungen Werthers / Wilhelm Meisters Lehrjahre, hrsg. v. Wilhelm Voßkamp, Waltraud Wiethölter und Christoph Brecht, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1998, S. 7-102.
  • Voßkamp, Wilhelm, Waltraud Wiethölter und Christoph Brecht: „Kommentar: Die Leiden des jungen Werthers“, in: Johann Wolfgang von Goethe: Die Leiden des jungen Werthers / Wilhelm Meisters Lehrjahre, hrsg. v. Wilhelm Voßkamp, Waltraud Wiethölter und Christoph Brecht, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1998, S. 633-661.