Ethik und Consulting - ein Widerspruch?


Seminararbeit, 2007

29 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Einführung in die Thematik
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit

2 Der Begriff der Ethik
2.1 Begriffliche Abgrenzung Normen, Werte, Moral, Ethos und Ethik
2.2 Geschichtliche Hintergründe und Entstehung

3 Wirtschafts- und Unternehmensethik
3.1 Definition und Unterscheidung
3.2 Praktische Instrumente der Unternehmensethik

4 Der Ethikbegriff auf dem Beratermarkt
4.1 Ethische Geschäftsprinzipien
4.2 Consulting Governance

5 McKinsey und der Fall Grohe

6 Fazit

7 Anhang
7.1 A1. Ethische Geschäftsprinzipien BDU
7.2 A2. Handlungsebenen der Wirtschafts- und Unternehmensethik
7.3 A3. Vorgehensweise von Consulting Governance

8 Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abb. 2-1: Einflüsse auf die Ethik

Abb. 3-1: Modellebenen der Ethik nach Dietzfelbinger

Abb. 4-1: Disziplinen Triologie von Consulting Governance

1 Einleitung

„Die sagen mir nicht nur, wie viele Leute erschossen werden müssen, sie schreiben auch die Namen auf die Kugeln.“ 1 Dieses Zitat des ehemaligen Berliner Bausenators und SPD Parteimitglieds Peter Strieder zum Thema Berater ist eines von vielen, das dazu beiträgt, dass Managements Unternehmensberatungen mit Skepsis begegnen und die Öffentlichkeit Consultants kritisch betrachtet. Der Markt für Beratungsleistungen, der seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts ungebremst wuchs, kommt im Jahr 2002 erstmals zum Stehen. Neutrale Außenseiter mit Branchenexpertise, Ideen und Methodenwissen in Form von Unternehmens- beratern werden immer noch nachgefragt, aber Beurteilungen der Consultants nicht mehr unhinterfragt für wahr hingenommen. Beratungsprojekte, die meistens den drei Kategorien Strategie, operative Effizienz und Organisation, zugeordnet werden können und eine Vielzahl der Aufträge aus dem verarbeitenden Gewerbe, dem Finanzdienstleistungsbereich, IT bzw. Medien oder dem öffentlichen Sektor kommen, stehen mehr unter prüfender Beobachtung denn je. Mit einem Anteil von 27,2% am gesamten europäischen Beratungsumsatz, ist Deutschland, ebenso wie Großbritannien, das Land mit der höchsten Nachfrage an Beratungsleistungen in Europa.

Damit die Nachfrage nach Beratung nicht sinkt und das Ansehen der Beratungsgesellschaften nicht noch mehr leidet, müssen sich die Beratungsunternehmen in naher Zukunft verstärkt mit dem Aspekt des ethischen Arbeitens und Handelns beschäftigen.2

1.1 Einführung in die Thematik

Der Beratermarkt, der nachweislich nur bedingt von Konjunkturschwankungen abhängig ist, befindet sich dank der vielen negativen Schlagzeilen seit spätestens 2002 in einer Krise.1 Zum momentan schlechten Image der Consulting-Branche tragen die, besonders in Deutschland, fehlenden einheitlichen Qualitätsstandards, ebenso bei, wie die Tatsache, dass Unternehmensberater keine gesetzlich geschützte Berufsbezeichnung ist.2 Institutionalisierte Qualifikationsvoraussetzungen für das Tätigkeitsfeld sind nicht vorhanden und ethische Standards der Berufsausübung sind nicht kodifiziert.3 In Deutschland gibt es über 20 Coaching-Verbände, die Richtlinien für Beraterverhalten vorgeben. Diese Richtlinien können nur für Mitglieder gelten und Verstöße können aufgrund der fehlenden Gesetzlichkeit in diesem Bereich nur bedingt sanktioniert werden.4 Der größte Verband, der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater e.V. (BDU), repräsentiert, gemessen am Marktanteil, nur ein gutes Viertel des gesamten Beratermarktes und die bekannten großen Gesellschaften der Branche sind nicht auf der Mitgliederliste zu finden.5 Zunehmend werden Stimmen laut, Beratungsgesellschaften verkauften nur standardisierte Lösungspakete und dienten lediglich der Untermauerung unliebsamer Managemententscheidungen. Trotz vieler erfolgreicher Beratungsprojekte und zufriedener Klienten, treffen die negativen Schlagzeilen eine Branche, die hauptsächlich von ihrem guten Ruf lebt, hart.

1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit

Ziel dieser Arbeit ist es die Wichtigkeit ethischen Handelns in der Unternehmens- beratungsbranche heraus zu stellen. Um dies zu verdeutlichen werden zunächst grundlegende Begrifflichkeiten definiert und abgegrenzt. Anschließend werden Wirtschafts- und Unternehmensethik beschrieben um schließlich die ethischen Geschäftsprinzipien der Unternehmensberatungsbranche vor, und mit Consulting Governance ein geeignetes Mittel zur Wahrung ethischen Handelns im Alltag eines Beraters dar, zu stellen. Ein Negativbeispiel am Ende wird verdeutlichen welch schwerwiegende Folgen die Entscheidungen eines Beratungsunternehmens für eine Firma und ihre Mitarbeiter haben können.

2 Der Begriff der Ethik

Das Thema der Ethik und ihre Inhalte werden nunmehr seit vielen Jahrhunderten diskutiert und nach dem einzig richtigen Ansatz wird gesucht. In einer zunehmend komplexer werdenden Welt, in der menschliches Handeln stark von gesellschaftlichen Bedingungen bestimmt wird, wird es immer schwerer den Spagat zwischen Individualisierung und funktionaler Institutionalisierung zu meistern und Ethik zu definieren.

2.1 Begriffliche Abgrenzung Normen, Werte, Moral, Ethos und Ethik

Die Begriffe Normen, Werte, Moral, Ethos und Ethik sind den allermeisten Menschen bekannt. Allerdings ist deren Bedeutung meist nicht eindeutig klar und so werden sie im alltäglichen Sprachgebrauch fälschlicherweise oftmals synonym verwand. Um Klarheit zu schaffen und Verwechslungen zu vermeiden, sollen im Folgenden die Begriffe voneinander abgegrenzt werden.

In jeder Gesellschaft und jeder Gruppierung gibt es bestimmte Verhaltensregeln die das Zusammenleben bestimmen. Diese Regeln sind einander unter- bzw. übergeordnet. In formellen Großgruppen werden sie Gesetze, Sitten oder Bräuche genannt, bei informellen Kleingruppen hingegen spricht man von Normen. Die Normen einer informellen Gruppe sind meist nicht eindeutig formuliert und in den seltensten Fällen sind sie niedergeschrieben. Die Normen sollen den Zweck erfüllen, dass das Arbeiten in der Gruppe erleichtert wird und dadurch ein Gruppenziel erreicht werden kann. Sind Normen und die daraus resultierenden Verhalten transparent und für die Mitglieder der Gruppe vorhersehbar, können Konflikte reduziert und der Gruppenzusammenhalt gefördert werden. Zu beachten ist, dass Normen in der Regel kein bestimmtes Verhalten vorschreiben, sondern nur den Rahmen vorgeben, innerhalb dessen bestimmte Verhaltensweisen akzeptiert werden. Inwieweit ein Verhalten außerhalb des Rahmens toleriert wird, hängt maßgeblich von dem Status der Person ab, die die Toleranzgrenze überschreitet. Je höher der Status ist, um so eher werden Normverletzungen geduldet.

Mit der Zeit können aus den Normen einer Gruppe Anschauungen und Meinungen resultieren, die die Mitglieder auch außerhalb der Gruppe vertreten. Durch diese so genannte Internalisierung der Normen werden diese zu einem Teil der eigenen Persönlichkeit und finden Anwendung außerhalb der Gruppe. In diesem Fall spricht man von Werten oder Wertekonzepten.1

Bei faktisch geltenden Normen, also aus früheren Zeiten überlieferten und oftmals unhinterfragten Wertekonzepte einer Gemeinschaft, spricht man von Moral. Aufgrund der vielen existierenden Gemeinschaften und deren unterschiedlich gelebten Werten, sind auch einige verschiedene Moralen vorhanden. Beispielsweise ist das Töten im Kriegsfall für eine Armee gerechtfertigt und moralisch wo hingegen Mönche eines Ordens das Gebot „du sollst nicht töten“ gleichsetzen mit Moral.

Die Gesinnung eines Individuums, die geprägt ist durch die Anerkennung sittlicher Werte, ist das Ethos. Hierbei werden von einzelnen Menschen oder Gruppen, bewusst oder unbewusst, Wertekonzepte definiert, die ausdrücken wie man leben und sich verhalten möchte. Wie bei den Moralen handelt es sich hier um faktisch existierende Selbstbilder. Das Ethos einer Gruppe kann sich auch maßgeblich von dem einer anderen unterscheiden, z.B. besagt das Ethos eines Arztes, dass er ein guter Mensch sein möchte, indem er heilt, wohingegen ein Henker den Wunsch ein guter Mensch sein zu wollen erreichen möchte, indem er geltendes Recht ausübt und tötet.

Die Ethik schließlich kann als vernunftgeleiteter Prozess beschrieben werden, welcher versucht ein bestimmtes Handeln objektiv zu beurteilen und darüber hinaus universalistische Prinzipien in Form gedanklicher Leitlinien und Orientierungsmustern bereit stellt. Im Gegensatz zu Moral und Ethos sagt Ethik nicht was gut ist, sondern klärt auf wie man dazu kommen kann eine gewisse Handlung als gut oder schlecht zu bewerten. Ein ethisches Urteil kann in einer bestimmten Situation von der jeweils vorherrschenden Moral abhängen. Allgemeingültige Ethiken hingegen streben danach eine Moral zu beschreiben, die für alle Menschen gelten kann. Diese universalistische Moral vereinbart alle Grundlagen des Lebens, auf die ein Mensch ein Anrecht hat.1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2-1: Einflüsse auf die Ethik

2.2 Geschichtliche Hintergründe und Entstehung

Ethik als Theorie wird begründet von dem griechischen Philosophen Aristoteles. Aristoteles empfand die Vorgaben für das Handeln aus überlieferten Konservativismen als nicht mehr befriedigend und wandte sich der Frage zu, welches Handeln als richtig und vernünftig angesehen werden kann. Er stellte fest, dass der Mensch ein politisches Lebewesen ist, das zwingend eine Gemeinschaft braucht, um das Ziel des richtigen Handelns, ein gelingendes Leben zu führen und dadurch Glückseligkeit zu erlangen, realisieren zu können. Dieses Ziel kann vor allem durch die Verinnerlichung und das Leben intellektueller und moralischer Tugenden, wie z.B. Weisheit, Gerechtigkeit und Mäßigung, erreicht werden und stellt darüber hinaus sicher, dass jeder Einzelne seinen Beitrag zum Gemeinwohl leistet.

Das harmonische Verhältnis individuellen Handelns und der sozialen Ordnung der aristotelischen Ethik wurde allerdings für eine andere Gesellschaft als die heutig moderne entwickelt und bedenkt nicht, dass eine Gesellschaft sich verändern kann. Dadurch werden keine Aussagen hinsichtlich der gegenwärtigen Voraussetzungen und Gegebenheiten, wie z.B. den Umgang mit Daten im Zeitalter des Internets, getroffen.

Im 18. Jahrhundert erhält die Ethik dann durch den deutschen Philosophen Immanuel Kant eine neue theoretische Grundlage, die die sich verändernden gesellschaftlichen Bedingungen betrachtet und das Problem der Selbstbestimmung in den Mittelpunkt rückt. Kant stellt als wesentlich heraus, dass der Mensch dank seiner Vernunft die Bestimmungsgründe für sein Tun selbst festlegen kann und sich nicht von Instinkten, Leidenschaften oder ähnlichem leiten lassen muss. Aus der Fähigkeit vernünftig autonom Handeln zu können ergibt sich das, für die kantische Ethik unerlässliche, Kriterium der Verallgemeinerbarkeit. Dieses findet seinen Ausdruck im kategorischen Imperativ und der Formulierung „handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde“.1 Allerdings lässt Kant offen, nach welchen Regeln sich der Mensch verhalten soll, um der Ethik bestmöglich gerecht zu werden, so dass seine Theorie als bloßer Formalismus bezeichnet werden kann.

Ein weiterer Ansatz für moralisches Handeln ist der Utilitarismus, unter anderem begründet von Jeremy Bentham und John Stuart Mill. Hierbei wird von empirischen Gesetzmäßigkeiten ausgegangen, was in diesem Kontext den Wunsch jedes Menschen nach Besserstellung und seinem Wohlwollen anderen gegenüber, bedeutet. Die utilitarischen Theorien sind im Wesentlichen gekennzeichnet durch das Festmachen der Moralität an den Folgen, dem Nutzen als Maßstab für die Folgenbewertung und der Berücksichtigung des Nutzens aller Betroffenen. Das Ziel des Utilitarismus ist durch moralisches Handeln das größte Glück für die größtmöglichste Anzahl von Menschen zu erlangen. Im Gegensatz zu Kant wird in dieser Theorie die Selbstbestimmung vollkommen außer Acht gelassen und der Nutzen des Einzelnen kann gegen den Nutzen anderer verrechnet werden.

Um die Vorteile der unterschiedlichen Theorien hervorheben zu können und dabei deren Nachteile zu eliminieren, wurde die Konsensethik entwickelt. Hierbei werden vor allem die positiven Ansätze der kantischen Ethik und des Utilitarismus vereint. Der Grundgedanke besteht darin, dass moralische Normen nur durch die Zustimmung der Menschen bekräftigt werden können, die von den Folgen jener Normen betroffen sind. Jedem Individuum ist bewusst, dass nicht nur es selbst, sondern auch alle anderen, über einen freien Willen verfügen, der nicht zwangsweise mit dem eigenen übereinstimmen muss. Angesichts dieses Wissens ergeben sich alle per Konsens generellen Regeln, wie z.B. Gesetzen oder Institutionen, so dass man auch von kollektiven Selbstbindungen sprechen kann. Auch, wenn ein solcher Konsens Interpretation bedarf und nicht in jeder Situation mit der Zustimmung aller gefunden werden kann, scheint dieser Ansatz der Ethik der Realität am nächsten und am ehesten umsetzbar. 1

3 Wirtschafts- und Unternehmensethik

Die seit Aristoteles zunehmend abstrakter gewordenen Theorien über Ethik zeigen, dass es immer schwerer wird einfache Worte zu finden für eine Welt die permanent komplexer wird. Der Ursprung für das konfliktäre Verhältnis von Ethik und Wirtschaft bzw. Unternehmen ist ebenfalls in der Komplexität und der Veränderung der Gesellschaft zu finden. In früheren Zeiten bestand eine umfassende Gesellschaft, die so genannte societas civilis, die gekennzeichnet war durch die absolute Abhängigkeit mythischer, religiöser, metaphysischer, moralischer, rechtlicher, künstlerischer, wissenschaftlicher und lebenspraktisch-konventioneller Aspekte. Mit der Moderne kam es zu einer funktionalen Ausdifferenzierung des allumfassenden Systems in die Subsysteme Wirtschaft, Rechtswesen, Wissenschaft, Religion und Politik. Diese Subsysteme haben sich auf ihrem jeweiligen Gebiet hoch spezialisiert und ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten konstituiert, was jedes einzelne äußerst leistungsfähig werden lässt.

[...]


1 Peter Strieder, ehemaliger Berliner Bausenator (SPD), Spiegel 44/2004

2 Vgl. www.consulting-insider.com 29.03.2007

1 Vgl. www.themenmanagement.de, 25.04.2007

2 Vgl. Werle, K. (Die Stunde der Scharlatane), managermagazin 03/2007

3 Vgl. Rudolph, H. (IHK Wirtschaft), 06/2005

4 Vgl. Leif, T. (Beraten & Verkaufen – McKinsey & Co. – der große Bluff der Unternehmensberater) S. 124

5 Vgl. www.consulting-insider.com, 29.03.2007

1 Vgl. Bovet, G., Frommer, H. (Grundkurs Psychologie) S. 124ff.

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Ethik und Consulting - ein Widerspruch?
Hochschule
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Neu-Ulm; früher Fachhochschule Neu-Ulm
Veranstaltung
Consulting SS07
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
29
Katalognummer
V110965
ISBN (eBook)
9783640090815
ISBN (Buch)
9783640320028
Dateigröße
851 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ethik, Consulting, Widerspruch, Consulting, SS07
Arbeit zitieren
Karin Ott (Autor:in), 2007, Ethik und Consulting - ein Widerspruch?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/110965

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