Bedeutungsuntersuchung der Partikel "ja" am Beispiel von Else Buschheuers "Ruf! Mich! An!"

Einführung in die gegenwartsbezogene Sprachwissenschaft an Beispielen: Partikel


Seminararbeit, 2002

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einführung
1.1 Was sind Partikeln?
1.2 Warum die Partikel ja ?
1.3 Begründung für den Roman
1.4 Klassifikationsversuche der Partikel ja
1.5 Die Grundlage der Untersuchung: Klassifikation nach Helbig

2. Untersuchung der Partikelbedeutung, Kapitel 7
2.1 „Das ist ja überhaupt die hinterfotzigste Art, sich zu melden!“ (Buschheuer, 30)
2.2 „Ah – ja ! Toll!“ (Buschheuer, 31)
2.3 „Da kann ja jeder kommen! Das wäre ja noch schöner!“ (Buschheuer, 31)
2.4 „Jaja.“ (Buschheuer, 31)
2.5 „Wenn du nicht da bist, dann habe ich das Bett ja sogar für mich allein“ (Buschheuer, 31)
2.6 „Bleib mal kurz dran, ja ?“ (Buschheuer, 31)
2.7 „Ja, Paprika.“ (Buschheuer, 32)
2.8 „Ich habe ja nichts gegen Raucher, aber wenn eine aus jeder Pore nach Nikotin...“ (Buschheuer, 32)

3. Untersuchung der Partikelbedeutung, Kapitel 22
3.1 „Da kann ja jeder kommen!“ (Buschheuer, 82)
3.2 „Ja genau.“ (Buschheuer, 82)
3.3 „... er kann dessen belehrende Art nicht leiden, ja, er verachtet ihn seines enzyklopädischen Wissens wegen.“ (Buschheuer, 82)
3.4 „Tsss! Da kann ja jeder kommen!“ (Buschheuer, 83)
3.5 „... es mag ja irgendwo ein Licht brennen, aber es ist niemand zu Hause.“ (Buschheuer, 83)
3.6 „‚ Jaja ’, stichele ich, ‚Blonde Frauen fließen den Männern wie Gift durch die Adern.’“ (Buschheuer, 85)
3.7 „‚ Tja, Muschilein’, sage ich leise.“ (Buschheuer, 85)

4. Ergebnis der Untersuchung
4.1 Benutzung der Partikeln
4.2 Vieldeutigkeit eines einzelnen vorkommenden ja
4.3 Klassifikation von Helbig nicht vollständig
4.4 Die Perfidie des ja
4.5 Zusammenfassung

Literaturverzeichnis:

1. Einführung

1.1 Was sind Partikeln?

Partikeln sind eine „synsemantische Wortart ohne Formveränderung und nahezu ohne eigene Bedeutung“ (LST, 182). Sie stehen einerseits für unflektierbare Wörter im Allgemeinen, also z.B. Adverbien, Präpositionen und Konjunktionen, aber auch für rangverleihende Wortart mit unterstreichender oder einschränkender Funktion.

Für Helbig (19ff.) stellen sie eine eigene Wortklasse unter den unflektierbaren Wortarten dar. Dabei können sie nicht als selbständige Satzglieder stehen und können folglich auch nicht erfragt werden. Partikeln können in der Regel weggelassen werden, ohne den Sinngehalt des Satzes zu verändern. Sie modifizieren eine Äußerung, ohne zum Wahrheitswert der Aussage beizutragen. Helbig unterteilt die Partikeln in neun Subklassen, von denen in der Folge drei von Bedeutung sein werden:

- Abtönungspartikeln

Sie drücken die Ansicht des Absenders aus. Abtönungspartikeln beziehen sich immer auf den gesamten Satz, haben dabei aber keine selbständige Bedeutung und dienen somit nicht der sachlichen Information. Sie gehören immer zum Prädikat und sind nicht erststellenfähig.

- Gradpartikeln

Sie können nur in Verbindung mit einem Satzglied auftreten, auf das sie sich beziehen. In Verbindung mit diesem Satzglied können sie permutiert werden und können sogar an der Satzspitze stehen. Sie liefern eine quantifizierende Deutung.

- Antwortpartikeln

Charakteristisch ist eine isolierte Stellung außerhalb eines Satzverbundes. Sie können sowohl auf Entscheidungs- als auch auf Bestätigungsfragen folgen.

1.2 Warum die Partikel ja?

Das Wort ja erfährt in der gesprochenen Sprache einen häufigen Gebrauch. Dabei wird es allerdings in den seltensten Fällen in seiner eigentlichen Bedeutung benutzt, nämlich als „zustimmende Antwort auf eine Entscheidungsfrage“ (Universalwörterbuch, 849), sondern erhält anderweitige kommunikative Funktionen (Burkhardt, 337). Diese möglichen Funktionen sollen im Rahmen der Hausarbeit näher betrachtet werden. Zur Bestimmung dieser Funktion ist oftmals der situative Kontext notwendig. Aus diesem Grund wird die Untersuchung an Hand zweier Kapitel (Kapitel 7, Kapitel 23) aus Else Buschheuers Roman „Ruf! Mich! An!“ durchgeführt.

1.3 Begründung für den Roman

„Ruf! Mich! An!“ ist ein moderner Großstadtroman, der das Leben einer Berliner Großstädterin skizziert. Durch die Projektion von Umgangssprache in die Schriftsprache und der häufigen Verwendung direkter Rede finden sich in dem Werk eine Vielzahl von Partikeln wieder, so dass sich der Roman für eine Untersuchung des Partikelngebrauches und deren Bedeutung anbietet.

1.4 Klassifikationsversuche der Partikel ja

Es gibt in der Literatur eine Vielzahl von Klassifikationsversuchen für die Partikel ja. So differenziert das Universalwörterbuch sieben verschiedene Bedeutungsklassen des Wortes: Zustimmung, Nachfrage, Feststellung, Aufforderung, Steigerung, Zweifel und Bezugnahme. Gar acht große Klassen mit neunzehn verschiedenen kommunikativen Funktionen unterscheidet Burkhardt in seiner Veröffentlichung 1982.

Im Gegensatz dazu gelangt Hartmann in seiner Untersuchung 1977 zu dem Ergebnis, dass eine Klassifikation nicht notwendig ist, da die Partikel ja nur eine einheitliche Bedeutung hat, die je nach Kontextbedingung leicht variieren kann.

Im Rahmen der folgenden Untersuchung erfolgt eine Orientierung an Helbig:

1.5 Die Grundlage der Untersuchung: Klassifikation nach Helbig

Helbig geht bei der Untersuchung der Partikeln grundsätzlich von einer bestätigenden Funktion aus. Dabei unterscheidet er neun verschiedene Intentionsmöglichkeiten (165ff.):

- Beiderseitiges Wissen (1)

Sie kommt als unbetonte Abtönungspartikel in Aussagesätzen vor. Sie signalisiert, dass sowohl Absender als auch Adressat um die Zusammenhänge wissen.

- Überraschung und Staunen (2)

Sie kommt als unbetonte Abtönungspartikel in Ausrufesätzen vor. Dabei wird ein Staunen oder eine Überraschung des Absenders über den zuvor geäußerten Sachverhalt ausgedrückt. Mit seinem Ausruf möchte er das dem Gegenüber mitteilen und erwartet von ihm eine Reaktion.

- Aufforderung (3)

Sie kommt als betonte Abtönungspartikel in Aufforderungssätzen vor. Dabei wird die Aufforderung so intensiviert, dass sie zu einer Drohung oder Warnung gedeiht.

- Betonung von Wichtigkeit (4)

Sie kommt als betonte Abtönungspartikel in Entscheidungsfragen vor. Dabei soll ausgedrückt werden, wie wichtig die Bestätigung einer erwarteten Antwort ist.

- Steigerung (5)

Sie kommt als betonte oder unbetonte Gradpartikel vor einem Bezugsglied vor. Dabei wird das Bezugsglied als zutreffend und richtig deklariert, ohne dass eine Negation des Vorangegangenen erfolgt.

- Positive Antwort (6)

Sie kommt als betonter Antwortpartikel auf Entscheidungsfragen vor. Dabei wird eine positive Antwort auf eine nicht-negierte Frage gegeben.

- Verstehen (7)

Sie kommt als betonte Antwortpartikel auf Aussage- und Aufforderungssätze vor. Dabei wird der vorangegangene Satzinhalt bestätigt und ein Verstehen des Gesagten aufgezeigt.

- Rückmeldung (8)

Sie kommt als betonte oder unbetonte Antwortpartikel vor. Dabei wird eine Reaktion auf eine vorangegangene Äußerung gemacht, ohne dabei eine Zustimmung oder aktive Antwort zu geben.

- Nachfrage (9)

Sie kommt als betonter Antwortpartikel mit Frageintonation vor. Dabei wird sie meist nachgestellt. Sie dient der Rückversicherung der Aufmerksamkeit, des Gesagten.

2. Untersuchung der Partikelbedeutung, Kapitel 7

Da es den Rahmen der Hausarbeit sprengen würde, alle in dem Buch vorkommenden ja zu analysieren, werden nur zwei Kapitel der genaueren Untersuchung unterworfen. Das erste Kapitel stellt das Kapitel „Tschüssi“ (Buschheuer, 28ff.) dar:

2.1 „Das ist ja überhaupt die hinterfotzigste Art, sich zu melden!“ (Buschheuer, 30)

Gehen wir nach der Einteilung von Helbig, lässt sich die Partikel in diesem Fall auf den ersten Blick – vor allem formal - unter (2) einordnen. Es liegt ein Ausrufesatz vor, in dem das ja unbetont ist. Der Absender nimmt Rückbezug auf das Vorhergesagte und zeigt ein entrüstetes Staunen über die Art der Artikulation seines Gegenübers. Dabei zeigt er sich sicher, dass er von einem Unbeteiligten Bestätigung in seiner Ansicht erfährt.

Der Absender benutzt einen exklamatorischen Satz. Damit wird die sachliche Ebene bezüglich des Inhaltes verlassen, und er vermittelt uns seine Gefühlslage. Er zeigt, dass er sich über diese Art der Meldung am Telefon ärgert.

Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, dass der Absender dem Adressaten unterstellt, um die jetzt geäußerte Meinung zu wissen. Damit wird das Gegenüber beschuldigt, den Absender verärgern zu wollen. In diesem Fall wirkt das ja anklagend. Da der Absender zum Zeitpunkt seiner Äußerung jedoch noch nicht sicher weiß, mit wem er überhaupt kommuniziert, fällt diese Anklage eher präventiv und vorsichtig aus und klingt nur unterschwellig mit.

[...]

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Details

Titel
Bedeutungsuntersuchung der Partikel "ja" am Beispiel von Else Buschheuers "Ruf! Mich! An!"
Untertitel
Einführung in die gegenwartsbezogene Sprachwissenschaft an Beispielen: Partikel
Hochschule
Universität Trier
Veranstaltung
Seminar
Note
1,3
Autoren
Jahr
2002
Seiten
16
Katalognummer
V112680
ISBN (eBook)
9783640115129
Dateigröße
489 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
"Ein gutes Beispiel für die Analyse von Partikeln"
Schlagworte
Bedeutungsuntersuchung, Partikel, Beispiel, Else, Buschheuers, Mich, Seminar
Arbeit zitieren
Christoph Baldes (Autor:in)Jean-Claude Eichenseher (Autor:in), 2002, Bedeutungsuntersuchung der Partikel "ja" am Beispiel von Else Buschheuers "Ruf! Mich! An!", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112680

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