Lebensversicherung als Kapitalanlage


Seminararbeit, 2008

34 Seiten, Note: 1,8


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Bedeutung und Funktionsweise der Lebensversicherung
2.1 Begriffsbestimmung Lebensversicherung
2.2 Lebensversicherungsformen

3 Der Überschuss und seine Verteilung
3.1 Prämienberechnung
3.1.1 Nettoprämie
3.1.2 Bruttoprämie
3.2 Die Zerlegung des Überschusses nach Ergebnisquellen
3.3 Die Überschussverteilung
3.4 Die Überschussverwendung

4 Rendite eines Lebensversicherungsvertrags
4.1 Grundsätze der Rendite bei Lebensversicherungen
4.2 Renditeermittlung
4.2.1 Effektivzins (vollständige Rendite)
4.2.2 Gesamtrendite
4.2.3 Erlebensfallrendite

5 Vergleich der Lebensversicherung mit anderen Kapitalanlagen
5.1 Begriff Kapitalanlage
5.2 Aktien
5.3 Bundespapiere
5.4 Merkmale von Kapitalanlagen
5.4.1 Anlagezeitraum
5.4.2 Risiko der Kapitalanlage
5.4.3 Renditemöglichkeiten

6 Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Lebensversicherungsformen

Abb. 2: Haupttarife in der Lebensversicherung

Abb. 3: Zerlegung des Überschusses nach Quellen

Abb. 4: Überschuss deutscher Lebensversicherer nach Ergebnisquellen

Abb. 5: Unterteilung der Fundamentalanalyse bei Aktien

Abb. 6: Vergleich der Kapitalanlagen

1 Einleitung

Der Versicherung kommt eine besondere Bedeutung zu: Sie dient dem Schutz der Versicherten vor den negativen wirtschaftlichen Folgen eines Ereignisses. Das besondere an diesem Ereignis ist sowohl sein ungewisser Eintrittszeitpunkt (aleatorisches Moment) als auch die in manchen Fällen ungewisse Schadenshöhe.[1] Ausgangspunkt von Versicherungen ist demzufolge die Unsicherheit. Es gibt Situationen, die durch die Wirtschaftssubjekte nicht beherrschbar sind. Daher lässt sich die Versicherung als ein Verfahren beschreiben, mit dem die Unsicherheit bezüglich zukünftiger Ereignisse oder Erfahrungen gemindert werden kann.[2] Die in dieser Arbeit zu betrachtende Lebensversicherung ist eine Versicherung auf das Leben des Versorgers einer Familie. Sie gilt als Langzeitvertrag mit Kapitalbindungsfunktion und genießt in den letzten Jahren immer grö- ßere Bedeutung für die private Altersvorsorge, da die Angst vor Verlusten und der damit einhergehende Schutzbedarf immer weiter gestiegen sind.[3]

Im ersten Abschnitt der Arbeit wird die Funktionsweise und Bedeutung der Lebensversicherung in Deutschland näher erklärt. Da im Zuge der Deregulierung der Märkte für Lebensversicherungen im Jahre 1994 der Wettbewerbsdruck stark zugenommen hat, waren die Versicherungen gezwungen neue Möglichkeiten zur Steigerung der Attraktivität ihrer Produkte zu identifizieren. In Folge der Deregulierung wurden ebenfalls die Vorschriften zur Ergebnisermittlung verändert bzw. verringert. Daher ergab sich die Möglichkeit beispielsweise Versicherungsnehmer an den Überschüssen der Versicherung zu beteiligen. Die Überschussermittlung und -beteiligung ist nun nicht mehr durch einen zentralen Geschäftsplan gegeben, sondern muss individuell ausgehandelt werden.[4] Im 2. Abschnitt der Arbeit wird daher der Überschuss in der Lebensversicherung und seine Verteilung thematisiert. Um unterschiedliche Verträge vergleichbar zu machen, wird in Abschnitt drei das Thema Renditeermittlung für Lebensversicherungsverträge behandelt. Abschließend wird ein Vergleich der Lebensversicherung mit anderen Kapitalanlagen vorgenommen.

2 Bedeutung und Funktionsweise der Lebensversicherung

2.1 Begriffsbestimmung Lebensversicherung

Lebensversicherungen dienen vor allem dem Risikotransfer vom Versicherungsnehmer auf das Versicherungsunternehmen. Versicherungen schützen also vor den wirtschaftlichen Folgen des Eintretens eines Ereignisses, jedoch nicht vor dem Ereignis selbst. Aus Sicht der Lebensversicherer sind dies im wesentlichen das Todesfallrisiko, das Berufsunfähigkeitsrisiko und das Erlebensfallrisiko, das mit einer ungewissen Lebensdauer als Rentner zu erklären ist.[5] Private Lebensversicherungen dienen im Allgemeinen als Ergänzung zur gesetzlichen Rentenversicherung. Sie beinhalten neben dem Versicherungsschutz einen zweiten wichtigen Aspekt, die Kapitalbildung. So enthalten alle Lebensversicherungen auf Kapitaloder Rentenbasis einen Sparvorgang, d.h. in den Prämien ist ein verzinslicher Sparanteil enthalten. Aus diesem ergibt sich die spätere Erlebensfallleistung. Wie intensiv dieser Sparvorgang ist, hängt von den Präferenzen des Versicherten zwischen Todesund Erlebensfallleistung ab.[6]

Die Grundlagen, auf denen die moderne Lebensversicherungsmathematik basiert, bilden vor allem die Sterblichkeitsstatistik, die Wahrscheinlichkeitsrechnung und der Zinseszins.[7] Besonders im Zusammenhang mit dem Vertragsabschluss, bei dem ausgehend von objektiven Merkmalen (Alter, Geschlecht, Beruf) und subjektiven Bedingungen (Lebensführung, Gesundheitsbewusstsein) die Wahrscheinlichkeit für den Eintritt des Versicherungsfalls und daraus resultierend die zu zahlenden Prämien berechnet werden, kommt diesen versicherungsmathematischen Grundlagen gehobene Bedeutung zu.[8]

Organisiert sind Lebensversicherungen als Summenversicherung. Der Versicherungsnehmer bestimmt bei Vertragsabschluss selbst den Versicherungsbedarf, den die Versicherung maximal zu leisten hat. Er ist in der Höhe lediglich durch das verfügbare Einkommen des Versicherungsnehmers in Form der monatlichen Prämien begrenzt. Der genaue Wert der Versicherungsleistung ist objektiv schwer messbar. Der Versicherungswert der Pflegebedürftigkeit oder eines Menschenlebens lässt sich in monetären Werten nicht beurteilen.[9]

Neben der Altersund Hinterbliebenenversorgung erfüllen Lebensversicherungen immer häufiger eine neue Aufgabe. Sie dienen als Sicherheit bei der Vergabe von Krediten und Darlehen. Im Falle des Todes bzw. Erlebens eines bestimmten Zeitpunktes (s. gemischte Versicherung) kann die Lebensversicherung zur vollständigen bzw. teilweisen Tilgung des Kredites/Darlehens genutzt werden. Voraussetzung dieser Kreditsicherung ist das Abtreten der Ansprüche aus der Versicherung an den Kreditgeber.[10]

In der folgenden Abbildung sind mögliche Formen der Lebensversicherungen dargestellt. Auf die wichtigsten von ihnen soll kurz eingegangen werden.

Abb. l: Lebensversicherungsformen, [SCH] S. 702 (modifiziert)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.2 Lebensversicherungsformen

(1) Todesfallversicherung

Die Auszahlung bei der Todesfallversicherung erfolgt im Falle des Todes und dient damit der Hinterbliebenenvorsorge. Sie kann sowohl kurzfristigen Belastungen wie der Deckung der Beerdigungskosten als auch der langfristigen Versorgung der Hinterbliebenen mit hohem Kapital dienen.[11] Man unterscheidet Todesfallversicherungen nach ihrer Fristigkeit. Die lebenslängliche Todesfallversicherung beinhaltet eine garantierte Leistung des Versicherers, die spätestens bei Erreichen des Höchstalters (kalkulatorisches Endalter) von 85 bzw. 100 fällig wird. Die Prämienzahlung hingegen erfolgt maximal bis zum Alter von 65/85 Jahren. Die lebenslängliche Todesfallversicherung weist große Ähnlichkeiten mit der gemischten Lebensversicherung auf, die im kommenden Abschnitt behandelt wird.[12] Im Gegensatz dazu existiert bei der temporären Lebensversicherung (Risikolebensversicherung) nur innerhalb des Vertragszeitraums Anspruch auf Leistung, nach Ablauf des Vertrages verfällt dieser Anspruch jedoch.[13]

(2) Erlebensfallversicherung

Die Leistung der Versicherung erfolgt in dem Falle des Erlebens eines vorher bestimmten Zeitpunkts. Erlebensfallversicherungen sind zumeist in Form von Rentenversicherungen organisiert und dienen der zusätzlichen Ausstattung mit Kapital im Rentenalter.[14]

(3) Gemischte Lebensversicherungen

Die gemischte Lebensversicherung verbindet die Erlebensund die Todesfallversicherung miteinander, d.h. eine Auszahlung erfolgt spätestens mit Ablauf des Vertrages und frühstens mit dem Tod. Sie hat daher sowohl die Funktion der Altersals auch der Hinterbliebenenvorsorge. Sie mischt den Sparvorgang aus der Erlebensfallversicherung mit der Risikoversicherung. Der Zweck der Absicherung ist entscheidend für die Höhe der jeweiligen Leistungen (Erlebensund Todesfall). Diese Art der Lebensversicherung ist die in Deutschland am häufig]sten gewählte Form.[15]

(4) Berufsunfähigkeitsversicherung

Die Berufsunfähigkeitsversicherung erbringt ihre Leistung im Falle der teilweisen oder vollständigen Berufsunfähigkeit des Versicherungsnehmers und dient der Sicherung des Lebensstandards im Ruhestand bzw. beim Übergang in eine andere Berufstätigkeit. Als vollständig berufsunfähig gilt, wer dauerhaft nicht in der Lage ist, seinen bisherigen bzw. einen äquivalenten Beruf auszuüben. Von Dauerhaftigkeit ist in diesem Zusammenhang ab einer Arbeitsunfähigkeit von 6 Monaten auszugehen. In der Praxis üblich ist die Kombination der Berufsunfä- higkeitsversicherung als Zusatz mit einer Form der kapitalbildenden Lebensversicherungen. Sollte im Vertragszeitraum keine Leistung erfolgen, ließe sich die Versicherung in eine zusätzliche Lebensversicherungssumme umwandeln.[16] Sie kann aber ebenso als eigenständige Versicherung abgeschlossen werden.[17] Die Berufsunfähigkeitsrente wird meist gestaffelt nach Grad der Berufsunfähigkeit (ab 25% bis 75% bzw. 33 1/3% bis 66 2/3%) oder pauschal ab 50%.[18]

In der folgenden Abbildung sind noch einmal die wesentlichen Merkmale der einzelnen Lebensversicherungsformen aufgeführt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Haupttarife in der Lebensversicherung, [KUR96] S. 24 (modifiziert)

3 Der Überschuss und seine Verteilung

Versicherungsbeiträge sind grundsätzlich in Nettound Bruttobeiträge zu unterscheiden. Während Nettobeiträge die Betriebskosten vernachlässigen, finden diese im Bruttobeitrag Berücksichtigung. Die Hinzurechnung der Verwaltungsund Abschlusskosten ergibt den letztlich durch den Versicherungsnehmer zu zahlenden Beitrag. Die Besonderheit von Lebensversicherungsverträgen ist ihre sehr lange Laufzeit (im Schnitt 30 Jahre) und die Unveränderlichkeit der Beiträge im Zeitablauf. Da allerdings die zur Berechnung der Beiträge verwendeten Rechnungsgrundlagen (vgl. voriges Kapitel) im Laufe derart langer Zeiträume Veränderungen unterliegen, sind die Versicherungen angehalten, Sicherheiten in ausreichender Höhe anzulegen. Auf Grund der langen Frist wird daher sehr vorsichtig kalkuliert und die Möglichkeit der Entstehung hoher Überschüsse ist sehr groß. Da diese Überschüsse jedoch zu großen Teilen nicht auf unternehmerischen Leistungen beruhen sondern lediglich auf bewusst zu hoch kalkulierten Beiträgen, ist laut Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eine Verteilung eines Großteils der Überschüsse an die Versicherungsnehmer vorgeschrieben.[19]

3.1 Prämienberechnung

3.1.1 Nettoprämie

Die Nettoprämie setzt sich zusammen aus den Bestandteilen Risikoprämie und Rechnungszins. Die Risikoprämie dient der Deckung der Kosten bei vorzeitigen Eintritt des Versicherungsfalls. Sollten diese Risikoprämien in den Anfangsjahren nicht benötigt werden, besteht die Möglichkeit sie als verzinsliches Deckungskapital anzulegen. Um diesen Rechnungszins wird die Risikoprämie reduziert.

Beim Sonderfall, der gemischten Lebensversicherung, besteht sowohl im Todes- als auch im Erlebensfall Anspruch auf eine garantierte Summe, daher muss die Nettoprämie beides abdecken können. Aus diesem Grund kalkuliert man einen Sparanteil, der die Erlebensfallleistung ergibt und kontinuierlich angesammelt und verzinst wird. Er wird lediglich um den Rechnungszins diskontiert. Die Risikoprämie muss den Todesfall abdecken. Das durch die Versicherung riskierte Kapital nimmt im Zeitablauf ab und damit auch der Risikoanteil, da die Nettoprämie konstant ist. Die gemischte Lebensversicherung lässt sich folglich auch als Sparvorgang mit Risikoabsicherung beschreiben.[20]

[...]


[1] [WOL97] S. III

[2] [ZWEOO] S. 1 ff.

[3] [BRÖOO] S. 27 4 [EBEO1] S. 97

[5] [KALO1] S. 2O 6 [LÜH97] S. 19

[7] [KALO1] S. 2O/21

[8] [SCH98] S. 699 f.

[9] [SCH98] S. 699 f. ; [ KALO1] S. 2O/21

[1] O [LÜH97] S. 2O f.

[11] [LÜH97] S. 15

[12] [KUR96] S. 8

[13] [KALO1] S. 22; [SCH98] S. 7O2 f.

[14] [KALO1] S. 22; [LÜH97] S. 15

[15] [KALO1] S. 22;[SCH98] S. 7O4 ff.

[16] [SCH98] S. 716

[17] [KUR96] S. 11 ff.

[18] [FÜRO1] S. 94

[19] [SCH98] S. 721 ff.

[20] [EBE01] S. 33 ff.

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Lebensversicherung als Kapitalanlage
Hochschule
Universität Rostock  (Wirtschafts - und Sozialwissenschaftliche Fakultät)
Veranstaltung
Operations Research
Note
1,8
Autor
Jahr
2008
Seiten
34
Katalognummer
V113145
ISBN (eBook)
9783640132409
ISBN (Buch)
9783640134939
Dateigröße
767 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lebensversicherung, Kapitalanlage, Operations, Research
Arbeit zitieren
Andreas Fischer (Autor:in), 2008, Lebensversicherung als Kapitalanlage, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113145

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