"Mein Kind gehört mir!" - Über den sexuellen Missbrauch an Schutzbefohlenen


Hausarbeit, 2003

14 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Definition
1.2 Was bedeutet sexueller Kindesmissbrauch?

2. Der sexuelle Übergriff
2.1 Der Täter
2.2 Das Opfer

3. Die Ursachen sexuellen Missbrauchs an Kindern
3.1 Familiäre Bedingungen für sexuellen Missbrauch an Kindern

4. Zusammenfassung

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema „sexueller Kindesmissbrauch“. Zu Beginn soll nach einer Definition des Begriffs geklärt werden, was sexueller Kindesmissbrauch überhaupt bedeutet und wie sexueller Kindesmissbrauch durchgeführt wird. Im Anschluss daran folgt eine Darstellung und Charakterisierung von Täter und Opfer. Es wird auf die Häufigkeit und das Ausmaß von sexuellem Kindesmissbrauch eingegangen, sowie auf die gesellschaftlichen Bedingungen, die zu sexuellen Übergriffen auf Schutzbefohlene führen. Abschließend erfolgt eine Fokussierung auf die Bedingungen für sexuellen Kindesmissbrauch in Familien.

In unserer Gesellschaft ist das Thema sexueller Kindesmissbrauch noch immer stark tabuisiert und die Vorstellung, das sexuelle Übergriffe auf Kinder in Familien passieren, wirkt für den Großteil der Gesellschaft äußerst befremdlich. Es entspricht aber leider Tatsachen, dass gerade in der Familie der ideale Nährboden für gewalttätige Handlungen gegeben ist. „Gewalt spielt sich zu einem großem Teil in der Familie ab. Von niemand sonst werden Kinder, Frauen und Männer so oft geschlagen wie von ihren nächsten Angehörigen. Kinder sind die häufigsten Opfer familialer Gewalt.“ (Habermehrl 1999: 419)[1]

1.1 Definition

Sexueller Missbrauch umfasst alle Handlungen Erwachsener, die dazu dienen, die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Die Bedürfnisse des Kindes werden ignoriert, Zuwendung ist nicht gleich Zuneigung. Der sexuelle Übergriff reicht in seiner Bandbreite von Exhibitionismus und anzüglichen Bemerkungen über unangenehme sexuelle Berührungen bis hin zu erzwungenem oralen, analen und vaginalen Geschlechtsverkehr. Sexueller Missbrauch ist gleichzeitig immer auch ein Machtmissbrauch; der Täter nutzt seine Vormachthaltung gegenüber dem Kind, um es sich gefügig zu machen. Es handelt sich um „einen Machtmissbrauch durch Männer gegenüber Mädchen, der sich gegen die Sexualität des Mädchens richtet.“ (Steinhage 1999: 651). Vor diesem Hintergrund ist sexueller Kindesmissbrauch eine Form von Gewalt. Auch ohne körperliche Gewaltanwendung bedeutet das Ausnutzen des bestehenden Machtgefälles zwischen Täter und Opfer eine massive Form der psychischen Gewaltanwendung.

1.2 Was bedeutet sexueller Kindesmissbrauch?

Missbraucht eine erwachsene Person ein Kind sexuell, so benutzt er die ihm von dem Kind entgegengebrachte Liebe, die Abhängigkeit oder das Vertrauen des Opfers für die Befriedigung seiner sexuellen Bedürfnisse und setzt so sein Verlangen nach Unterwerfung, Macht oder Nähe mit Gewalt durch. Durch das gewalttätige Eingreifen in den Entwicklungsprozess des Kindes wird die Lebens- und Entwicklungslage des Kindes massiv gefährdet und die Seele des Opfers wird durch den Missbrauch irreparabel geschädigt. Sexueller Missbrauch an Kindern liegt immer dann vor, wenn ein Erwachsner sich einem Kind mit der Absicht nähert, sich selbst sexuell zu erregen oder zu befriedigen. Sexueller Missbrauch bedeutet immer gewaltsames Eindringen in die Psyche und den Körper des Kindes durch Blicke, Äußerungen, mit Gegenständen oder Körperteilen. (vgl. hierzu Steinhage 1999: 651 ff).

2. Der sexuelle Übergriff

Sexuelle Gewalt an Kindern kommt in allen patriarchalischen Gesellschaften vor. Schon Sigmund Freud deutete den sexuellen Missbrauch an seinen Klientinnen vor vielen Jahren als deren Phantasien und trug so dazu bei, dass Missbrauch nicht öffentlich gemacht wurde und auch heute noch bei Bekannten angezweifelt wird. Aus den USA kommend hat sich in den 70er Jahren die Frauenbewegung für die Enttabuisierung dieses Themas stark gemacht und wenigstens etwas zur Verbesserung der Aufklärungssituation bei sexuellem Kindesmissbrauch beigetragen.[2] Bereits damals propagierten die Frauen, dass jedes 4. Mädchen durch sexuellen Missbrauch betroffen sei und fast ausschließlich ihre eigenen Väter die Täter seien.[3] Dadurch wurde das Thema politisch relevant, denn es berührte zum ersten Mal die gesetzlich garantierte Privatheit der Familie und die elterliche Gewalt über ihre Kinder, wobei man heute von der elterlichen Sorge spricht. „Das Thema berührte zum ersten Mal die gesetzlich garantierte Privatheit der Familie und die ,erlterliche Gewalt’ über ihre Kinder und gewann damit politische Sprengkraft.“ (Steinhage 1999: 651).

In den seltensten aller Fälle handelt der Täter spontan, geschieht der Missbrauch ohne Vorbereitung. Man nimmt an, dass der Täter den eigentlichen sexuellen Übergriff über einen langen Zeitraum plant und auch soweit geht, dass er Situationen herbeiführt, in denen er sich dem Kind immer weiter nähern kann. Der Übergang zwischen harmlosen und gutgemeinten „Streicheleinheiten“ zum sexuellen Missbrauch sind folglich fließend. Leider bleibt ein Täter nur äußerst selten bei einem einzigen Opfer; er missbraucht verschiedene Kinder und auch das nicht nur einmal. Oftmals dauert der sexuelle Missbrauch über einen längeren Zeitraum an. Dies ist besonders häufig bei sexuellen Übergriffen der Fall, die in Familien passieren. Die Übergriffe werden dabei von Mal zu Mal brutaler und gewalttätiger. Sexueller Missbrauch an Kindern ist nicht schichtspezifisch, das heißt, dass Kinder aller sozialer Schichten zum Opfer sexueller Übergriffe durch Erwachsene werden und auch die Täter selbst aus allen sozialen Schichten stammen und die unterschiedlichsten Bildungs- und Berufsgruppen repräsentieren.

Sexueller Missbrauch beschränkt sich dabei nicht auf eine einmalige Handlung; der Missbraucher nutzt jede sich ihm bietende Gelegenheit zu einem weiteren Übergriff auf das Kind. Teilweise arrangieren die Täter selbst Situationen, in denen es zum Missbrauch kommen kann. Die einzelnen Übergriffe werden dabei von Tat zu Tat gesteigert, auch die Drohungen, denen sich das Opfer ausgesetzt sieht und die Brutalität im Vorgehen des Täters, mit deren Hilfe er seine Interessen durchsetzt, nehmen stark zu. Die Zeiträume, über die sich der sexuelle Kindesmissbrauch erstreckt, können sehr lang sein, beispielsweise wurde statistisch belegt, dass Väter ihre Töchter durchschnittlich fünf bis zehn Jahre lang missbrauchen.

In diesem Zeitraum schafft sich der Missbraucher einen Kontext, in dem er sich so verhält, als würde der sexuelle Missbrauch überhaupt nicht stattfinden. So werden die einzelnen Übergriffe auf das Kind als Spiel getarnt, es sind keine weiteren Personen anwesend. Des weiteren verpflichtet die Androhung von Strafe das Opfer zum Stillschweigen, da es mit Strafe und Gewaltanwendungen rechnen muss, wenn es jemandem von den Übergriffen erzählt. Erschwerend kommt hinzu, dass sich viele Kinder schämen und sich mitschuldig fühlen, weshalb sie das Geheimnis weiter nur mit dem Täter selbst teilen.

[...]


[1] Das Thema „Gewalt in der Familie“ wird unter anderem bei Radbill 1978, sowie bei Pfohl 1977 und 1983 und Honig 1986 genauer betrachtet.

[2] Mit dieser Thematik beschäftigen sich auch die Arbeiten von Hagemann- White von 1981 und die Studie von Kavemann (1989).

[3] Zu der Erkenntnis, dass bereits jede vierte Mädchen von sexuellem Missbrauch betroffen ist, kommt auch Russel 1986.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
"Mein Kind gehört mir!" - Über den sexuellen Missbrauch an Schutzbefohlenen
Hochschule
Universität Bielefeld
Autor
Jahr
2003
Seiten
14
Katalognummer
V116417
ISBN (eBook)
9783640179060
ISBN (Buch)
9783640179183
Dateigröße
422 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mein, Kind, Missbrauch, Schutzbefohlenen
Arbeit zitieren
Dipl. Soz. Carolin Schneider (Autor:in), 2003, "Mein Kind gehört mir!" - Über den sexuellen Missbrauch an Schutzbefohlenen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116417

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