Motivik und Symbolik in Theodor Fontanes Roman „Effi Briest“


Seminararbeit, 2007

16 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Das Rondells mit der Sonnenuhr

3. Der Spuk des Chinesen

4. Das Fliegen und Schaukeln

5. Schlussbetrachtung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Mit der Motivik und Symbolik in Theodor Fontanes Werk „Effi Briest“[1] haben sich bereits viele Wissenschaftler beschäftigt gerade auch, weil „Motive[n] und Symbole[n] in den Bereich jener erzähltechnischen Mittel“ zählen, „die mit dazu beitragen, dem Roman ästhetische Vielschichtigkeit und gleichzeitig innere Einheit zu verleihen“[2]. Drei Motive beziehungsweise Symbole aus dem 1894 erstmals abgedruckten Romans werden nun herausgegriffen und analysiert. Das Neue an dieser Arbeit soll sein, dass ein Versuch unternommen wird, ein reines Motiv und ein Symbol zu untersuchen, um im Anschluss eine Einheit aus den 36 Kapiteln zu filtern, die beides verknüpft.

Bei der Lektüre verschiedener Sekundärliteratur, fällt auf, dass kaum genaue Definitionen für die Begriffe „Motiv“ und „Symbol“ erläutert und so auch teilweise unterschiedliche Bedeutungen dieser verwendet werden. Infolgedessen wird in der vorliegenden Arbeit die Begrifflichkeit von Matias Martinez und Michael Scheffel[3] als Grundstock verwendet.

Im ersten Teil wird das Rondell, welches fast immer in Verbindung mit der Sonnenuhr auftritt, als Motiv kenntlich gemacht. Dabei wird hauptsächlich auf die Interpretation Elsbeth Hamanns[4] Bezug genommen, die diese literarische Figur sogar zum Leitmotiv steigert.[5]

Danach wird das Inhaltsmoment des Spuks in „Effi Briest“ geprüft, um damit zu beweisen, dass es sich bei dem Bild des „Chinesen“ um ein Symbol handelt.

Im Dritten Analyseteil sollen dann verschiedene zur Einheit des Flugthemas gehörige Symbole, die die unterschiedliche Sekundärliteratur gleichwertig zentral ins Geschehen stellt und doch immer an ungleichen Beispielen und Textstellen aus dem Roman belegt, vorgestellt werden. An dieser Stelle soll dann vor allem die Schaukel und die Schlittenfahrt mit Effis Liebhaber Crampas, die vor allem Peter Demetz in seinen Ausführungen[6] berücksichtigt, in den Fokus treten. Insbesondere aber wird hier präsentiert, dass es sich nach Martinez/Scheffel[7] nicht eindeutig um ein Motiv oder um ein Symbol handelt, da Merkmale beider Kategorien erfüllt werden.

Auch die Vorausdeutungen in „Effi Briest“ sind ein in der Forschung viel diskutierter Problembereich. Das ist erwähnenswert, weil auch die Motive und Symbole inhaltlich nicht von diesen getrennt werden können. So bekommt zum Beispiel Kirstin Breitenfellner durch „das dichte symbolische Gefüge mit seinen Vorausdeutungen den Eindruck einer schicksalhaften Determination.“[8]

2. Das Rondells mit der Sonnenuhr

Laut der „Einführung in die Erzähltheorie“[9] ist ein Motiv oder „Ereignis“ „[D]ie kleinste thematische Einheit der Handlung.“[10] Es ist ein Element, das sich auf mehrere Gegenstände beziehungsweise Handlungszüge ausdehnen kann.[11]

Das „Rondell und die Sonnenuhr“[12] werden schon im ersten Kapitel bei der Beschreibung des briestschen Wohnsitzes in Hohen-Cremmen, des Elternhauses Effis, erzählerisch eingebunden. Die Sonnenuhr steht im Zentrum des Hohen-Cremmener Wohnsitzes und zeigt bei Sonne die Zeit an. Sie bedeutet aber auch, dass Effi „nur die glücklichen Stunden[13] zählt.[14] Effis Zeit, vor allem ihre Kindheit, in Hohen-Cremmen bedeutet ihre Sonnenseite des Lebens. Fontane hat deswegen die Sonnenuhr fest im Hohen-Cremmen-Anwesen ‚installiert’, weil Effi ihre wirklich glücklichen Stunden eben nur dort verlebt hat.

Elsbeth Hamann tituliert das Blumenrondell als „leitmotivisch wiederkehrenden Platz“[15], wobei ein Leitmotiv sogar noch eine Steigerung des Elements Motiv bedeutet, da es den Fortgang der Handlung leitet.[16] So ist es, laut Martinez/Scheffel ein verknüpftes Motiv, weil es für den Handlungsverlauf notwendig ist.[17]

Das Motiv ist ein immer wiederkehrendes Element innerhalb des Romans. Nach dem Romananfang (1., 2., 4. Kapitel) wird die „Sonnenuhr“ erst im 24. Kapitel wörtlich erwähnt. Das Motiv des Rondells mit der Sonnenuhr tritt dann wieder am Ende nach vorn, um sich im 36. Kapitel vollkommen umzuwandeln. Denn aus dem „von einer Sonnenuhr bestandenen Rondell“[18], das auch einen „Mahner an ihr rasch verrinnendes Leben“[19] darstellt, wird ihr Grab.[20] An der Stelle, wo die Sonnenuhr stand, liegt nun „eine weiße Marmorplatte, darauf stand nichts als ‚Effi Briest’“[21]. Hier vereint sich also sinnbildlich ihr Leben mit dem Tod. Auch das Versenken der Stachelbeerschlusen nahe des Briestschen Anwesens und die Unterhaltung über das Versenken der ehebrecherischen Frauen im alten Konstantinopel[22] deutet schon hier Effis tragisches Ableben an. Denn die spielerische Beisetzung der Mädchen kündigt Effis Grab auf dem Blumenrondell an.

Abschließend ist, auf das hinzuweisen, was Hamann damit meint, wenn sie sagt, dass das Rondell mit der Sonnenuhr, ebenso wie der „Gesamteindruck der Raumkomposition in ihrer Abgeschlossenheit auf Effi“[23] zu beziehen sei. „Dabei ist dieser Handlungsschauplatz nicht einfach irgendein empirischer Hintergrund für das Geschehen, sondern ein Raum mit poetischer Verweiskraft, der in bedeutungsvoller Verbindung mit den Handelnden steht und in das Romangeschehen unmittelbar integriert ist.“[24] Effis Elternhaus bedeutet für sie „Schutz vor der gesellschaftlichen und geschichtlichen Umwelt“[25], aber noch viel mehr Geborgenheit.[26]

Der „um die Sonnenuhr herumstehende Heliotrop“[27] soll in diesem Motivgefüge auch nicht unterschlagen werden, da er im Gesamtbild mit dem Rondell und der Sonnenuhr für Effis Sehnsucht nach Wärme und Licht steht und ihre Glückszustände symbolisiert.[28]

[...]


[1] An dieser Stelle soll darauf verwiesen werden, dass der Inhalt von Fontanes Werk hier nicht diskutiert wird und als Voraussetzung für die Lektüre dieser Arbeit dient.

[2] Zalesky: Erzählverhalten und narrative Sprechweisen, S. 93.

[3] Martinez/Scheffel: Einführung in die Erzähltheorie.

[4] Hamann: Theodor Fontane. Effi Briest. Interpretation.

[5] Vgl. ebd. S. 25.

[6] Demetz: Formen des Realismus.

[7] Martinez/Scheffel: Einführung in die Erzähltheorie.

[8] Breitenfellner: Lavaters Schatten. S. 121.

[9] Martinez/Scheffel: Einführung in die Erzähltheorie.

[10] Ebd. S. 190.

[11] Vgl. Sachlexikon Literatur (2000). S. 613.

[12] Fontane: Effi Briest. S. 7.

Im Folgenden werden Romanausschnitte aus dem Text immer nach der Hamburger Leseheftausgabe 171 zitiert.

[13] Hamann: Theodor Fontane. Effi Briest. Interpretation. S. 25.

[14] Schon hier wird auch sichtbar, dass es in Fontanes „Effi Briest“ schwierig ist, nur Motive ohne ihre symbolische Wirkungskraft und ohne ihr Vorausdeutungsvermögen zu analysieren.

[15] Hamann: Theodor Fontane. Effi Briest. Interpretation. S. 25.

[16] Vgl. Sachlexikon Literatur (2000). S. 614.

[17] Vgl. Martinez/Scheffel: Einführung in die Erzähltheorie. S. 191.

[18] Grawe: Effi Briest. Geducktes Vögelchen in Schneelandschaft. S. 217.

[19] Hamann: Theodor Fontane. Effi Briest. Interpretation. S. 24f.

[20] Siehe Fußnote 15.

[21] Fontane: Effi Briest. S. 249.

[22] Vgl. ebd. S. 11.

[23] Hamann: Theodor Fontane. Effi Briest. Interpretation. S. 25.

[24] Ebd. S. 28.

[25] Ebd. S. 25. (Hier meint Hamann die geschichtlichen Hintergründe vor allem in Zusammenhang mit Bismarck.)

[26] Siehe Fußnote 15.

[27] Fontane: Effi Briest. S. 23.

[28] Hamann: Theodor Fontane. Effi Briest. Interpretation. S. 26. Siehe Fußnote 15.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Motivik und Symbolik in Theodor Fontanes Roman „Effi Briest“
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Germanistische Literaturwissenschaft)
Veranstaltung
Proseminar: Modul II „Fontane und der Naturalismus“
Note
3,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
16
Katalognummer
V120409
ISBN (eBook)
9783640247059
ISBN (Buch)
9783640247707
Dateigröße
444 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Motivik, Symbolik, Theodor, Fontanes, Roman, Briest“, Proseminar, Modul, Naturalismus“
Arbeit zitieren
Josephine Ernst (Autor:in), 2007, Motivik und Symbolik in Theodor Fontanes Roman „Effi Briest“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120409

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