Sportausgaben und Preiselastizität der Nachfrage in Sportvereinen

Eine empirische Studie von Mitgliedern des Deutschen Skiverband e.V.


Diplomarbeit, 2008

139 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

INHALTSVERZEICHNIS

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

TABELLENVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG
1.1 RELEVANZ DES THEMAS
1.2 FRAGESTELLUNG UND ZIELSETZUNG
1.3 AUFBAU DER ARBEIT

2 DER SPORTVEREIN
2.1 KONSTITUTIVE MERKMALE DES SPORTVEREINS
2.2 DIE RESSOURCENSTRUKTUR EINES SPORTVEREINS
2.3 STRUKTUR UND BEDEUTUNG DES MITGLIEDSCHAFTSBEITRAGES
2.4 DIE ÖFFENTLICHE SUBVENTIONIERUNG DES SPORTS
2.5 DAS SPORTSYSTEM IM WANDEL
2.6 DER DEUTSCHE SKIVERBAND E.V.
2.6.1 Historische Entwicklung des Deutschen Skiverbandes
2.6.2 Gefährdungsfaktoren des organisierten Schneesports

3 DIE SPORTBEZOGENE NACHFRAGE
3.1 SPORTINDUZIERTE AUSGABEN
3.1.1 Einordnung in den gesamtwirtschaftlichen Kontext
3.1.2 Einordnung in den mikroökonomischen Kontext
3.2 DETERMINANTEN UND EINFLUSSFAKTOREN DER SPORTBEZOGENEN NACHFRAGE
3.2.1 Sportausgaben und soziale Variablen
3.2.2 Sportausgaben und sportspezifische Variablen
3.3 DIE PREISELASTIZITÄT DER NACHFRAGE
3.3.1 Marketingorientierte Preiskalkulation in Sportvereinen
3.3.2 Grundlagen zur Preiselastizität der Nachfrage
3.3.3 Messmethoden zur Erfassung von Zahlungsbereitschaften
3.3.4 Forschungsstand zur Preiselastizität der Nachfrage

4 KONZEPTION THEMENSPEZIFISCHER MODELLE

5 METHODISCHE VORGEHENSWEISE DER STUDIE
5.1 AUSWAHL UND DARSTELLUNG DES ERHEBUNGSINSTRUMENTES
5.2 ORGANISATION UND DURCHFÜHRUNG DER STUDIE
5.3 AUFBEREITUNG DER DATEN

6 STATISTISCHE DARSTELLUNG UND AUSWERTUNG DER ERGEBNISSE
6.1 ILLUSTRATION DER STICHPROBE
6.1.1 Soziodemografische Faktoren
6.1.2 Sportspezifische Faktoren
6.1.3 Vereinsspezifische Faktoren
6.1.4 Mikroökonomische Faktoren
6.2 SPORTAUSGABEN DER BEFRAGTEN DSV-MITGLIEDER
6.3 ZAHLUNGSBEREITSCHAFTEN DER BEFRAGTEN DSV-MITGLIEDER
6.4 PREISELASTIZITÄTEN DER BEFRAGTEN DSV-MITGLIEDER

7 INTERPRETATION UND DISKUSSION DER ERGEBNISSE

8 FAZIT UND AUSBLICK

9 LITERATURVERZEICHNIS

10 ANHANG

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: Mitgliedsbeitrag pro Monat der jeweiligen Hauptsportart (Eigene Darstellung nach der Veltins-Sportstudie, 2001; S.15).

Abbildung 2: Unmittelbare Ausgaben (= Summe aus Personalausgaben, laufenden Sachaufwand, Sachinvestitionen, Erwerb von Beteiligungen und Zahlungen an Dritte) des Bundes und der Länder für Sport von 1975 bis 2004 (Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 2007a).

Abbildung 3: Hauptausgabenkategorien in Prozent (Eigene Darstellung nach Weber, Schnieder, Kortlüke & Horak, 1994).

Abbildung 4: Entwicklung der sportbezogenen Bruttowertschöpfung zur Gesamtwertschöpfung der englischen Wirtschaft (SIRC, 2005; S.4).

Abbildung 5: Jahresdurchschnittliche Sportausgaben für 15 Sportarten (Eigene Darstellung nach Taks, Renson & Vanreusel, 1999; S.11).

Abbildung 6: Geschlecht und durchschnittliche jährliche Sportausgaben (Eigene Darstellung nach Weber, Schnieder, Kortlüke & Horak, 1995; S.53).

Abbildung 7: Nettoeinkommen und sportbezogene Ausgaben in den alten und neuen Bundesländern im Jahr 1990 (Eigene Darstellung nach Weber, Schnieder, Kortlüke & Horak, 1995; S.56 ff).

Abbildung 8: Freizeit-Typologie-Potenziale und ihre Anteile an der deutschen Gesamtbevölkerung (gerundet), (Fendt & Heinick, 2005; S.13).

Abbildung 9: Anzahl sportlicher Aktivitäten und Sportbudget je Person in den alten und neuen Bundesländern im Jahr 1990 (Weber, Schnieder, Kortlüke & Horak, 1995; S.44 ff).

Abbildung 10: Sportlertyp und Sportbudget je Person in den alten und neuen Bundesländern im Jahr 1990 (Weber, Schnieder, Kortlüke & Horak, 1995; S.45 ff).

Abbildung 11: Rahmen der sportlichen Betätigung und Sportbudget je Person in den alten und neuen Bundesländern im Jahr 1990 (Eigene Darstellung nach Weber, Schnieder, Kortlüke & Horak 1995; S.46 ff).

Abbildung 12: Übersicht gängiger Methoden zur Erfassung von Preiselastizitäten (Wicker, Breuer & Ebbert, in Druck) CA=Conjoint Analyse.

Abbildung 13: Einflussfaktoren der gesamten Sportausgaben (Eigene Darstellung in Anlehnung an Wicker, Breuer & Ebbert; in Druck).

Abbildung 14: Einflussfaktoren der absoluten und relativen Zahlungsbereitschaft (Eigene Darstellung in Anlehnung an Wicker, Breuer und Ebbert, in Druck).

Abbildung 15: Geschlechterverteilung des Deutschen Skiverbandes (n=439, eigene Darstellung).

Abbildung 16: Betriebene Hauptdisziplin im Deutschen Skiverband (n=448, eigene Darstellung).

Abbildung 17: Leistungsniveau der im Deutschen Skiverband betriebenen Hauptdisziplin (n=448, eigene Darstellung).

Abbildung 18: Zufriedenheit mit dem jetzigen Wintersportverein (n=423, eigene Darstellung).

Abbildung 19: Identifikation mit dem jetzigen Wintersportverein (n=427, eigene Darstellung).

Abbildung 20: Ehrenamtliche Tätigkeit im jetzigen Wintersportverein (n=426, eigene Darstellung).

Abbildung 21: Substituierbarkeit und Wechselgedanken im jetzigen Wintersportverein (n=448, eigene Darstellung).

Abbildung 22: Bildungsniveau der Mitglieder des Deutschen Skiverbandes (n=440, eigene Darstellung).

Abbildung 23: Einkommensniveau der Mitglieder des Deutschen Skiverbandes (n=419, eigene Darstellung).

TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 1.: Durchschnittliche Anteile der jeweiligen Einnahmekategorie an den Gesamteinnahmen eine Sportvereins (Eigene Darstellung nach Hovemann, Horch & Schubert, 2007, S.157).

Tabelle 2: Mittelwerte der durchschnittlichen Mitgliedsbeiträge in den jeweilig untersuchten Sportarten (Eigene Darstellung).

Tabelle 3: Entwicklung der auf das Bruttoinlandsprodukt bezogenen öffentlichen Ausgaben für Sport in den Bundesländern inkl. Gemeinden & Zweckverbänden (Ahlert, 2004; S.10).

Tabelle 4: Bestandteil der Sportausgaben am Privaten Gesamtkonsum (Eigene Darstellung nach Jones, 1989).

Tabelle 5: Ausgaben eines Familienhaushaltes pro Jahr (Eigene Darstellung nach Taks & Késenne, 2000; S.353).

Tabelle 6: Durchschnittliche Pro-Kopf-Sportausgaben je Ausgabekategorie in den alten und neuen Bundesländern (Eigene Darstellung nach Weber, Schnieder, Kortlüke & Horak, 1995; S.40ff).

Tabelle 7: Ergebnisse von Diplomarbeiten zu den gesamten, jährlichen Sportausgaben von Vereinsmitgliedern (Eigene Darstellung).

Tabelle 8: Formen der Preisdifferenzierung (Eigene Darstellung nach Esch, Herrmann und Sattler, 2006 und Freyer, 2003).

Tabelle 9: Kodierung der Variablen (Eigene Darstellung).

Tabelle 10: Altersdurchschnitt (Eigene Darstellung).

Tabelle 11: Aktivenjahre im Wintersport (Eigene Darstellung).

Tabelle 12: Partizipationsumfang und Partizipationshäufigkeit der Hauptdisziplin in Stunden/Woche und Einheiten/Woche (Eigene Darstellung).

Tabelle 13: Weitere Sportarten und davon im Verein betriebene Sportarten (Eigene Darstellung).

Tabelle 14: Mitgliedsjahre im Deutschen Skiverband (Eigene Darstellung).

Tabelle 15: Sporteinnahmen der Hauptdisziplin in € (Eigene Darstellung).

Tabelle 16: Sportausgaben ohne Mitgliedsbeitrag in €, aufgeteilt in Ausgabenkategorien (Eigene Darstellung).

Tabelle 17: Sportausgaben ohne Mitgliedsbeitrag und gesamte Sportausgaben in € (Eigene Darstellung).

Tabelle 18: Höhe der Mitgliedsbeiträge von Mitgliedern des Deutschen Skiverbandes in € (Eigene Darstellung).

Tabelle 19: Anteil der Mitgliedsbeiträge an den Sportausgaben in % (Eigene Darstellung).

Tabelle 20: Höhe der Aufnahmegebühr, Mitgliedsbeiträge, Zahlungsbereitschaften und der angemessenen Mitgliedsbeiträge in € (Eigene Darstellung).

Tabelle 21: Ergebnisse der Regressionsanalyse zu den gesamten Sportausgaben (Eigene Darstellung).

Tabelle 22: Aktueller Mitgliedsbeitrag, absolute Zahlungsbereitschaft (ZB) und relative ZB (Eigene Darstellung).

Tabelle 23: Ergebnisse der Regressionsanalyse zur absoluten Zahlungsbereitschaft (Eigene Darstellung).

Tabelle 24: Ergebnisse der Regressionsanalyse zur relativen Zahlungsbereitschaft (Eigene Darstellung).

Tabelle 25: Mengenänderung der Nachfrage und Preiselastizität der Nachfrage bei schrittweiser Erhöhung de]s Mitgliedsbeitrages (MB), (Eigene Darstellung).

Tabelle 26: Einflussfaktoren der Sportausgaben und Zahlungsbereitschaften untersuchter Mitglieder des Deutschen Skiverbandes (+ = positiver Einfluss, - = negativer Einfluss; Eigene Darstellung).

1 EINLEITUNG

1.1 Relevanz des Themas

Aktuelle Bestandserhebungen des Deutschen Olympischen Sportbundes aus dem Jahr 2007 verdeutlichen, dass der organisierte Sport in Deutschland mit einer Gesamtmitgliederzahl von rund 27.300.000 Aktiven und Passiven[1] einen immer noch bedeutenden Stellenwert einnimmt. Zukunftsprognosen sagen dem Sport bis ins Jahr 2010 eindeutig ein dynamischeres Wachstum als der Volkswirtschaft voraus (Meyer & Ahlert, 2000). Zudem wartet der gemeinnützige Sport mit seinen weit über 90.000 Sportvereinen in ganz Deutschland mit einem attraktiven Angebot auf (DOSB Bestandserhebung, 2007), das nicht nur in wirtschaftlicher, sondern vielmehr auch in sozialer und sozialintegrativer Hinsicht sehr bedeutsam erscheint.

Die aktuelle Situation von Sportvereinen in Deutschland wird geprägt von einem strukturellen Wandel, der sich unter anderem in einer aufkeimenden Konkurrenzsituation mit rein kommerziellen Sportanbietern niederschlägt. Die angespannte Haushaltssituation und die mit ihr einhergehende Gefahr einer erheblichen Einschränkung der Subventionierung durch die öffentliche Hand verschärft diese Konkurrenz. So sind Sportvereine mit einer abnehmenden Förderleistung durch den Staat konfrontiert und stehen vor der Problematik, die auftretenden Finanzlücken schließen zu müssen.

Die praktische Relevanz der vorliegenden Arbeit ergibt sich aus der Möglichkeit von Sportvereinen, Einnahmeausfälle durch Subventionskürzungen zu kompensieren, indem eine Erhöhung der Eigenfinanzierung in Betracht gezogen wird. Vorherrschende wissenschaftliche Erkenntnisse fördern zutage, dass Mitgliedsbeiträge vergleichsweise zwar nur einen Bruchteil der gesamten Sportausgaben von Mitgliedern ausmachen, jedoch, neben dem Ehrenamt, zur wichtigsten finanziellen Ressource von Sportvereinen zählen (Hovemann, Horch & Schubert, 2007; Weber, Schnieder, Kortlüke & Horak, 1995). Hieraus ergibt sich möglicherweise ein wirksamer und Erfolg versprechender Gesichtspunkt, an dem zur Lösung des Problems angesetzt werden könnte. Die Kernfrage lautet: Stellt die Anhebung von Mitgliedsbeiträgen ein probates Mittel dar, finanzielle Einbußen zu kompensieren?

Eine Studie zu Perspektiven von Sportvereinen und Kommunen schreibt diesem Segment ein Potential zum Ausbau der Eigenfinanzierung zu, da bisher keine Preisschwelle von Mitgliedsbeiträgen erkennbar ist (Breuer & Hovemann, 2002). Um eine solche Form der Finanzierung realisieren zu können, ist es von essentieller Bedeutung, Nachforschungen darüber anzustellen, inwieweit aus einer Anhebung von Mitgliedsbeiträgen elastische oder unelastische Reaktionen der Nachfrage resultieren.

Dem Nachweis der theoretischen Relevanz vorliegender Arbeit liegt ein in Kapitel 3 eingehend dargelegtes Forschungsdesiderat hinsichtlich der sportbezogenen Nachfrage in Sportvereinen zu Grunde. Nach eingehenden Recherchen lässt sich zusammenfassend feststellen, dass bezüglich der Sportausgaben bisher noch keine aussagekräftigen Studien vorliegen, die sich speziell der Problematik der Finanzierung von Sportvereinen zur Gewährleistung eines attraktiven Vereinsangebotes in Konkurrenz mit kommerziellen Sportanbietern widmen. Auf dem Gebiet der Preiselastizität in der Sportnachfrage wurde in erster Linie im Bereich des Zuschauersports und kommerzieller Sporteinrichtungen geforscht. Sportartspezifische Analysen, die explizit Preiselastizitäten der Nachfrage in Sportvereinen fokussieren, liegen bisher ausschließlich im Rahmen von Diplomarbeiten vor.

1.2 Fragestellung und Zielsetzung

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es zunächst, basierend auf der zuvor angesprochenen Problematik, ein Profil der Mitglieder des Deutschen Skiverbandes zu erstellen. Besonderes Augenmerk soll auf die Sportausgaben und die Zahlungsbereitschaft von Vereinsmitgliedern gelegt werden. Darüber hinaus steht die Preiselastizität der Sportnachfrage bezüglich der Mitgliedsbeiträge im Mittelpunkt der empirischen Studie. Im Laufe der vorliegenden Arbeit wird explizit auf die im Folgenden dargelegten Fragestellungen eingegangen:

- Wie setzt sich das soziodemografische Profil von Wintersportlern des Deutschen Skiverbandes zusammen?
- Welche sportspezifischen, vereinsspezifischen und mikroökonomischen Besonderheiten charakterisieren die Mitglieder des Deutschen Skiverbandes?
- Welche Ausgaben tätigen die Mitglieder des Deutschen Skiverbandes bezüglich ihrer Wintersportart?
- Welche Faktoren beeinflussen die Höhe der Sportausgaben von Mitgliedern des Deutschen Skiverbandes?
- Wie hoch ist die jeweilige Zahlungsbereitschaft für den Posten der Mitgliedsbeiträge?
- Welche Faktoren beeinflussen die Höhe der jeweiligen Zahlungsbereitschaft?
- Wie gestalten sich die Reaktionen von Mitgliedern des Deutschen Skiverbandes auf eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge?

Die vorliegende Arbeit wird sich der gestellten Fragen annehmen und auf der Basis einer empirischen Untersuchung Antworten vorlegen und begründen. Damit ist das zweite wichtige Ziel dieser Diplomarbeit gekennzeichnet: Sie möchte einen Beitrag zum angeführten Forschungsbedarf hinsichtlich des Vereinssports leisten und Entscheidungsträgern in Vereinen empirisch fundierte managementund finanzierungsrelevante Leitgedanken als Orientierungshilfen anbieten.

1.3 Aufbau der Arbeit

Der Einleitung folgend, behandelt das zweite Kapitel „den Sportverein“ in Deutschland. Da sich im Sportverein sportliche Angebote widerspiegeln, wird zunächst auf dessen strukturelle Merkmale eingegangen. Im weiteren Verlauf des Kapitels werden finanzielle Komponenten des Vereinsalltages aufgezeigt und in Verbindung zu der aktuellen Situation von Mitgliedsbeiträgen und Subventionierungen aus öffentlicher Hand betrachtet. Abschließend wird die Thematik des strukturellen Wandels im deutschen Sportsystem beleuchtet und in Zusammenhang mit der Entwicklung des Deutschen Skiverbandes gestellt.

Im dritten Kapitel erfolgt eine intensive Aufbereitung des internationalen Forschungsstandes bezüglich der Sportnachfrage. Relevante Faktoren wie die sportbezogenen Ausgaben und das Segment der Preiselastizität der Nachfrage werden mittels einer umfangreichen Literaturrecherche analysiert und im Hinblick auf die leitende Fragestellung exploriert.

Das vierte Kapitel behandelt die Konzeption themenspezifischer Modelle zu den potentiellen Einflussfaktoren der Sportausgaben und Zahlungsbereitschaften von Mitgliedern des Deutschen Skiverbandes.

Das fünfte Kapitel befasst sich mit der Erläuterung wichtiger Komponenten der empirischen Studie wie beispielsweise des Erhebungsinstrumentes und des Verlaufs der statistischen Auswertung. Auf die Beschreibung der methodischen Durchführung der Befragung folgt eine detaillierte Analyse der Daten.

Kapitel sechs und sieben stellen die Ergebnisse der Studie und mögliche Verbundeffekte zwischen den einzelnen Variablen der Untersuchung dar. Einer ausführlichen Interpretation der Daten folgt eine kritische Auseinandersetzung mit den Ergebnissen.

Den Abschluss der Arbeit bildet das Fazit in Verbindung mit einem Ausblick bezüglich möglicher Handlungsempfehlungen in Sportvereinen.

2 DER SPORTVEREIN

Annähernd ein Drittel der deutschen Bevölkerung ist heutzutage unter zahlreichen Dachverbänden, mit rund 27 Mio. Mitgliedern[2] in mehr als 90000 Sportvereinen organisiert (DOSB Bestandserhebung 2007).

Die Non-Profit-Organisationen des Dritten Sektors, positioniert zwischen Markt und Staat, bieten ein breit gefächertes Spektrum an Sportangeboten und darüber hinaus einen gesellschaftspolitischen Mehrwert. Nach wie vor werden Vereine mit Handlungsorientierungen wie sozialer und emotionaler Verbundenheit, freundschaftlicher Atmosphäre und gemeinschaftlichem Interesse in Verbindung gebracht (Breuer, 2007).

Die Strukturen deutscher Vereine erstrecken sich vom kleinen Einspartenverein bis hin zum vielspartigen Großverein. Die Bandbreite der Leistungsund Aufgabenbereiche reicht dabei von der Unterstützung des deutschen Spitzensports, bis hin zur unentbehrlichen Basisförderung des Breitensports. Allerdings wird die Sportvereinslandschaft zunehmend vielfältiger und erfährt eine wachsende Ausdifferenzierung, basierend auf einem erweiterten Sportverständnis (Fendt & Heinick, 2005).

2.1 Konstitutive Merkmale des Sportvereins

Für die Vielfalt an freiwilligen Vereinigungen in der deutschen Sportlandschaft existieren bis heute keine einheitlichen Definitionsrahmen. Nichts desto trotz lassen sich eine Reihe von Eigenschaften finden, die in diesem Zusammenhang gleichsam als Grundgerüst fungieren. Heinemann (1987) hat eine weitgehend anerkannte Charakterisierung der freiwilligen Vereinigung auf der Basis von fünf sozialen, konstitutiven Merkmalen erarbeitet.

Die Mitgliedschaft in einem Verein ist freiwillig und bietet somit die Möglichkeit der individuellen Entscheidung für oder gegen das Leistungsangebot des Vereins. Mitglieder können Entscheidungen je nach Attraktivität des gebotenen Programms treffen. Folglich besteht eine Hauptaufgabe der Vereinsführung darin, sensibel auf die Bedürfnisse und Interessen von Sportlern einzugehen. Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Entwicklungen und Trends im Sportsegment spielen im Wettbewerb mit kommerziellen Anbietern eine nicht zu unterschätzende Rolle. Unabhängigkeit von Dritten wird dadurch gewährleistet, das der Verein sich hauptsächlich durch Mitgliedsbeiträge und ehrenamtliche Arbeit seiner Mitglieder trägt. Mit der Zufriedenheit seiner Mitglieder steht und fällt folglich die Existenzgrundlage des Sportvereins. Engagement und Zahlungsbereitschaft, die einhergehen mit der Zufriedenheit der Mitglieder gilt es seitens des Vereins zu sichern. Der Sportverein ist in der Erfüllung seiner Aufgaben an die Interessen seiner Mitglieder gebunden. “Nur mit der Verwirklichung der Interessen der Mitglieder sichert sich der Verein seine finanzielle Basis und die Engagementbereitschaft seiner Mitglieder“ (Heinemann, 1987). Die demokratische Entscheidungsstruktur nach dem Prinzip “one man one vote“ beteiligt die Mitglieder gemeinsam an den Entscheidungen über Ziele und Strategien des Vereins. Das Ergebnis einer Abstimmung ist folglich stets ein kollektives Gut. “Es ist gewährleistet, dass über die Verwendung der zur Verfügung stehenden Mittel im Interesse aller Mitglieder entschieden werden kann“ (Heinemann & Schubert, 1994, S.15). Das Mitglied hat somit die Möglichkeit durch Nutzung seines Stimmrechtes das Gebilde des Vereins zu beeinflussen oder bei möglicher Nichtwahrung seiner Interessen Widerspruch einzulegen. Die Ehrenamtliche Tätigkeit ist ein grundlegendes Merkmal des Vereins und als wichtige Ressource anzusehen. Im ursprünglichen Sinn ist die ehrenamtliche Arbeit ein ehrenvolles und freiwilliges Amt, das nicht auf Entlohnung ausgerichtet ist. Durch die Charakteristik des ideellen Engagements fungiert ehrenamtliche Mitarbeit als ein Instrument gemeinsame Interessen innerhalb eines Vereins zu wahren und gleichzeitig durch Selbstinitiative gemeinschaftliche Ziele verwirklichen zu können. Die Leistung der Ehrenamtlichen im organisierten Sport sichert die Existenz und die Autonomie der Sportvereine gegenüber Dritten.

2.2 Die Ressourcenstruktur eines Sportvereins

Die primäre Aufgabe eines Sportvereins ist es, durch die Gewährleistung eines optimalen Sportangebotes, die Beteiligung von sportinteressierten Mitgliedern zu sichern. Durch die Förderung einer emotionalen Einbindung seiner Mitglieder steigt auch die Bereitschaft zur ehrenamtlichen Mitarbeit. Finanzielle Einnahmen, die aus dem Pool der Mitglieder generiert werden, regeln den Zugang und die Verfügbarkeit vereinseigener Sportstätten.

Die Analyse der Finanzstruktur von Sportvereinen ergibt, dass im Vergleich zu erwerbswirtschaftlichen Unternehmen durchaus ähnliche Zielsetzungen existieren. Von existentieller Bedeutung ist somit auch für Vereine die Sicherung der Liquidität, d.h. die Erhaltung der Zahlungsfähigkeit. “Dies bedeutet, dass der Ressourceneinsatz so zu managen ist, dass die Relation der eingesetzten Mittel zu den verfolgten Zielen bzw. den Ergebnisgrößen optimiert wird“ (Andessner, 1997). Gleichwohl benötigt der Sportverein als Multiproduktunternehmen ausreichend finanzielle Mittel um eine attraktive Leistungserstellung gewährleisten zu können. Als Non-Profit-Organisation weist der Verein auf der anderen Seite, allerdings auch grundlegende Unterschiede zu erwerbswirtschaftlichen Unternehmen auf. So ist der Verein in erster Linie nutzenmaximierend ausgerichtet und arbeitet nach dem Prinzip der Bedarfswirtschaftlichkeit. Etwaig erwirtschaftete Gewinne dürfen nicht an Vereinsmitglieder ausgeschüttet werden und müssen sachgemäß der gemeinnützigen Orientierung zugeführt werden. Eine Distanzierung von jeglicher Profitorientierung und folglich der Erfüllung des satzungsgemäßen Zwecks der Gemeinnützigkeit, privilegiert den Sportverein für steuerliche Vergünstigungen.

Die Untersuchung zur Finanzsituation von Sportvereinen in Deutschland ergab ein direktes Finanzvolumen von umgerechnet € 3,6 Mrd. im Jahr 1996 (Emrich, Pitsch & Papathanassiou, 2001). Aktuelle Studien sprechen den Sportvereinen ein weit höheres Gesamtbudget von € 9,5 Mrd. zu und zeugen von einem stetigen Wachstum der Einnahmen deutscher Vereine in den vergangenen 10 Jahren (Emrich, Pitsch & Papathanassiou, 2001).

Die Finanzstruktur eines Sportvereins zeigt ein komplexes Gebilde an finanziellen Bezugsquellen. Diese Vielfalt der finanziellen Quellen gilt dabei als ein wesentliches Element der Unabhängigkeit von Vereinen. Der größte Bestandteil der Ressourcen eines autonomen Sportvereins wird aus Mitgliedschaftsverhältnissen gewonnen (Heinemann, 1987). Die folgende Grafik belegt die Vielzahl an Finanzquellen eines Sportvereins und unterstreicht, mit einem Wert von 57,5 %, die besondere und hervorzuhebende Bedeutung des Mitgliedschaftsbeitrages in der Ressourcenstruktur deutscher Sportvereine (Hovemann, Horch & Schubert, 2007).

Tabelle 1.: Durchschnittliche Anteile der jeweiligen Einnahmekategorie an den Gesamteinnahmen eine Sportvereins (Eigene Darstellung nach Hovemann, Horch & Schubert, 2007, S.157).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

An dieser Stelle ist notwendigerweise darauf hinzuweisen, dass im Einzelfall die Einnahmenstrukturen der untersuchten Vereine in den angeführten Kategorien deutliche Unterschiede aufwiesen. So können je nach Größe, Struktur und Vereinstyp einzelne Ressourcen nur eine geringe bzw. keine signifikante Rolle im Finanzvolumen von Vereinen spielen. Dementsprechend wurden Vereine ohne Einnahmen in den jeweiligen Kategorien außer Acht gelassen. Wie ersichtlich, spielen die Posten der Spenden und Zuschüsse ebenfalls eine anteilsmäßig signifikante Rolle im Finanzvolumen von Vereinen. Die wichtigsten, der in Tabelle 1 angesprochenen Ressourcenkategorien, werden im weiteren Verlauf des Kapitels, auf Basis der Anführungen Andessners (1997) näher erläutert.

Ein Instrument der Generierung von Einnahmen ist die Vermögensverwaltung. Die Umwandlung eines Vermögensgegenstandes in Kapital, wie beispielsweise die Veräußerung von Grundstücken oder Transferrechten an Sportlern, bietet dem Sportverein eine Möglichkeit kurzfristig entstandene Finanzlöcher zu stopfen. Kann der Verein benötigte Mittel nicht aus eigener Kraft aufwenden, bietet sich der Weg der Fremdfinanzierung über Kredite an. Bank-, Lieferantenoder sonstige Kredite dienen in erster Linie der Vorund Zwischenfinanzierung von Investitionsprojekten. Anders als bei der Finanzierung über Eigenkapital entstehen durch die Aufnahme von Krediten jedoch weitere Kosten in Form von Tilgungsund Zinszahlungen. Transfereinnahmen aus Zuschüssen repräsentieren einen essentiellen Bestandteil der Finanzierung und tragen in ihrer Funktion entscheidend zur Überlebenssicherung eines Vereins bei. Zuschüsse können in verschiedenen Erscheinungsformen auftreten. Private Spenden werden in der Regel von Privatpersonen getätigt, die dem Verein durch ideelle undoder altruistische Motive verbunden sind. Diese Personen weisen zumeist ein gesteigertes Interesse an der sportlichen Zielerfüllung des Vereins auf. Eine weitere Erscheinungsform von Zuschüssen sind staatliche Subventionen. Die Subventionierung durch die öffentliche Hand rechtfertigt sich aus einer “gesellschaftsintegrierenden“ Funktion gemeinnütziger Vereine (Andessner, 1997). Die über die reine Bereitstellung sportlicher Leistung hinausgehende Position als Förderer des Zusammenhaltes sozialer Gemeinschaften qualifiziert Sportvereine in Deutschland für eine Vielzahl an staatlichen Finanzierungsformen. Diese setzen sich hauptsächlich aus der unentgeltlichen Bereitstellung von Infrastruktur und Sachsubventionen zusammen. Eine eingehende Analyse der staatlichen Subventionierung von Sportvereinen in Deutschland folgt in Kapitel 2.4. Das Prinzip der Leistungserstellung offeriert dem Sportverein die Möglichkeit zur Eigenfinanzierung. Für mitgliedsbezogene Individualleistungen, wie beispielsweise die zeitgebundene Nutzung eines Ski-Liftes, kann ein Entgelt erhoben werden. Auch Eintrittsgelder für Sportveranstaltungen zählen zu dieser Form der Kapitalbeschaffung. Die Praxis zeigt, dass auch Leistungen ohne direkten Zusammenhang zur Sportausübung durchaus wichtige finanzielle Quellen bieten können. Hierzu zählen unter anderem Erträge durch den Verkauf von Fanartikeln und Einnahmen aus begleitenden Maßnahmen wie beispielsweise Buffets, Tombolas und Sonderveranstaltungen (Andessner, 1997). Einen zunehmend bedeutungsvolleren Nährboden zur Finanzierung bietet das Sportsponsoring. Das durch den Verein produzierte Gut der sportlichen Leistung stellt hier, je nach Leistungsniveau, ein Transportmedium für Werbebotschaften dar und bietet potentiellen Sponsoren die Möglichkeit der Bekanntheitsförderung. Leistungsangebote für Nicht- Mitglieder des Vereins beinhalten die Vermietung und Verpachtung von nicht ausgelasteten Infrastrukturen an Dritte.

Eine finanziell hochwertige und spezifische Ressource des gemeinnützigen Sportvereins repräsentiert die ehrenamtliche Mitarbeit. Sie ist freiwillig, erfolgt unentgeltlich und wird ohne direkte Gegenleistung erbracht (Heinemann, 1995). Das Ehrenamt bietet durch die Charakteristik des unentgeltlichen Engagements ein hohes Maß an Wertschöpfung und birgt unschätzbares Potential im Wettbewerb mit kommerziellen Sportanbietern. Allerdings gestaltet es sich als äußerst schwierig die Vorteile des Ehrenamts auf monetärer Basis graduell darzustellen.

Neben der Bereitschaft zur freiwilligen Mitarbeit zählt der Mitgliedschaftsbeitrag bis heute zur bedeutendsten finanziellen Quelle von Sportvereinen. Auf Grund der Sonderstellung im Vereinsbudget und der hohen Relevanz zur Fragestellung der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeit wird die Thematik der Mitgliedschaftsbeiträge in einem eigenständigen Kapitel beleuchtet.

2.3 Struktur und Bedeutung des Mitgliedschaftsbeitrages

Mitgliedschaft bezeichnet die Zugehörigkeit in einem Verein und ist sowohl mit bestimmten Rechten, zum Beispiel der Teilnahme an Sportaktivitäten des Vereinsangebotes, als auch mit diversen Pflichten, etwa der Entrichtung von festgesetzten Mitgliedsbeiträgen, verbunden.

Mitgliedschaftsbeiträge sind finanzielle Mittel, die dem Sportverein durch ihre Mitglieder zur Verfügung gestellt werden. „Mitglieder sind gleichzeitig Träger und Kunden der Organisation“ (Andessner, 1997; S.32). Der Mitgliedsbeitrag ist, neben dem Ehrenamt, eines der Hauptmerkmale die zur Unabhängigkeit des Vereins gegenüber Dritten beitragen. Über die Verwendung dieser finanziellen Einnahmen entscheiden die Mitglieder gemeinsam nach dem demokratischen Prinzip “one man one vote“ und erwerben gleichermaßen das Recht, die Leistungen des Vereins in Anspruch zu nehmen. Die Entrichtung des Beitrages erfolgt jedoch unabhängig von der Inanspruchnahme der angebotenen Leistungen. Eine gesonderte Form von Mitgliedsbeiträgen sind Aufnahmegebühren, die zur Steuerung des Zugangs dienen. Die Studie deutscher Sportvereine von Emrich, Pitsch und Papathanassiou (2001) ergab, dass 38,5 % der befragten Institutionen Aufnahmegebühren erheben. In erster Linie kommt diese Form der einmaligen Gebührenerhebung in den teureren Sportarten wie Golf und Tennis zum Einsatz.

Bereits 1990 ermittelten Weber, Schnieder, Kortlüke und Horak (1995) in ihrem Projekt “Die wirtschaftliche Bedeutung des Sports“ den Mitgliedsbeitrag als wichtigste Position in den Gesamteinnahmen der Sportverbände und –vereine der alten Bundesländer. Wadsack (1997) griff Daten weiterer Studien der folgenden Jahre auf und sah im Mitgliedsbeitrag, mit 48 % Anteil an den Einnahmen der Sportvereine in den alten Bundesländern, einen Finanzierungsschwerpunkt. Die Struktur der Beiträge weist laut der Untersuchung von Emrich, Pitsch und Papathanassiou (2001) eine vielseitige Staffelung auf. Mit 79,7 % bestimmt in der Anwendung eine altersbezogene Einteilung den Vereinsalltag. Darauf folgt mit 69 % die Staffelung in sozialstruktureller Ausrichtung. Mit ca. 50 % reiht sich die Staffelung nach dem Status der Mitglieder (aktiv und passiv) an. Merklich weniger in der Praxis zu finden ist eine Einteilung die sich über die Berechtigung zum Leistungsbezug definiert.

Bei repräsentativen Untersuchungen bezüglich der Höhe von Mitgliedsbeiträgen konnte ermittelt werden, dass der Großteil der Beiträge deutscher Sportvereine in einem vergleichsweise moderaten Bereich anzusiedeln ist.

Heinemann und Schubert belegen in „Der Sportverein“ 1994 einen durchschnittlichen Monatsbeitrag bei Erwachsenen von € 7,30. Der monatliche Beitrag von Jugendlichen liegt bei € 3,40 und der von Kindern bei € 2,71. Basierend auf einer weiteren empirischen Studie ergaben sich für das Jahr 1996 bereits durchschnittliche Werte für Erwachsene von € 9,71 (Emrich, Pitsch & Papathanassiou, 2001). Die erhobenen Mitgliedsbeiträge der Veltins Sportstudie (2001) erreichen einen Mittelwert von € 17,84, der von deutschen Sportvereinsmitgliedern investiert wird. 62 % der sportlich Aktiven bleiben laut dieser Studie sogar unter der Grenze eines Monatsbeitrages von ca. € 10. Die nachfolgende Abbildung zeigt die Höhe des Beitrages, den die Befragten monatlich für ihre Vereinsmitgliedschaft bezahlen müssen (Veltins Sportstudie, 2001; S. 15).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Mitgliedsbeitrag pro Monat der jeweiligen Hauptsportart (Eigene Dar-

stellung nach der Veltins-Sportstudie, 2001; S.15).

Es ist ersichtlich, dass nur ein geringer Anteil von 13 % der Teilnehmer mehr als € 25,5 pro Monat für die Mitgliedschaft entrichten. Ein auffällig hoher Anteil in diesem Bereich stellen, wie bereits angeführt, so genannte “elitäre“ Sportarten wie beispielsweise Golf dar. Die vielfach nachlesbare Charakterisierung von vorwiegend moderaten Mitgliedsbeiträgen bestätigt ebenso die aktuelle und zeitnahe Analyse von Sportvereinen und Finanzen der Autoren Hovemann, Horch und Schubert aus den Jahren 2005/06. “So liegen die monatlichen Mitgliedschaftsbeiträge (Mittelwerte) für Kinder bei € 6,24, für Jugendliche bei € 8,38 und für Erwachsene bei € 15,56“ (Hovemann, Horch, Schubert, 2007). Auffällig ist in diesem Zusammenhang der vergleichsweise hohe Beitrag für Erwachsene. Dies wird von den Autoren als ein Indiz für eine breit gefächerte Quersubventionierung innerhalb von Sportvereinen gewertet. Der vergleichsweise hohe Beitrag für Erwachsene ergibt sich aus dem niedrigeren Budgetvolumen von Jugendlichen und Kindern. Da die Gruppe der unter 18-jährigen jedoch in der Relation eine höhere Partizipation an den Sportangeboten aufweist und folglich höhere Kosten verursacht, spricht man von einer Quersubventionierung. Ein ähnliches Phänomen zeigt in der immer größer werden Sparte der passiven Mitglieder, die gleichwohl, wenn auch durch einen prozentual abgestuften Beitrag, den Bereich der kostenintensiven leistungssportlich orientierten Mitglieder mitfinanziert. Man spricht gemeinhin von der “Solidargemeinschaft Sportverein“.

Die Betrachtung der durchschnittlichen Gesamteinnahmen durch Mitgliedsbeiträge in den vergangenen 15 Jahren zeigt, auf Grund einer Steigerung der Mitgliedszahlen und bedingt durch eine kontinuierliche, wenn auch moderate Erhöhung der zu leistenden Beiträge, insgesamt eine aufsteigende Tendenz. So wurde für das Jahr 1991 ein Durchschnittswert von € 11689 errechnet (Heinemann & Schubert, 1994), während eine aktuelle Studie zur Analyse des Sports in Deutschland (Hovemann, Horch, Schubert, 2007) bereits einen Mittelwert von ca. € 33130 ausweist.

Dennoch scheint das Segment der Mitgliedsbeiträge als finanzielle Ressource deutscher Sportvereine noch nicht ausgereizt zu sein. Vergleicht man die ermittelten Daten der Beiträge von „Non-Profit-Organisationen“ mit erwerbswirtschaftlich orientierten Sportanbietern so erkennt man deutliche Unterschiede. Die Studie “Eckdaten“ (2004), die im Jahr 2003 deutsche Sportstudios untersuchte, evaluiert einen durchschnittlichen Preis pro Monat von € 46,48. Für eine Jahres-Mitgliedschaft in einem Sportstudio ermittelt sich so ein in Betracht zu ziehender Betrag von € 557,76. Die erhobenen Jahresmittelwerte sportartspezifischer Vereinsstudien im Rahmen von Diplomarbeiten zeigen, dass lediglich im Golfsport höhere Mitgliedsbeiträge verlangt werden (Tabelle 2).

Tabelle 2: Mittelwerte der durchschnittlichen Mitgliedsbeiträge in den jeweilig untersuchten Sportarten (Eigene Darstellung).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

So stellen die vergleichbar niedrigen Mitgliedsbeiträge (durchschnittlicher Jahresbeitrag: € 186,72; Hovemann, Horch & Schubert, 2007) in Sportvereinen vor allem im Hinblick auf die finanzielle Belastbarkeit eine nach wie vor gegebene, geringe Zugangsbarriere dar.

Folglich kann der Vereinsport nach wie vor als eine preiswerte Alternative der Freizeitgestaltung interpretiert werden und ermöglicht Sport für Jedermann, erschwinglich und unabhängig von sozialen Bedingungen.

Im europäischen Kontext betrachtet, zeigt der Sport in Deutschland eine immer noch starke Abhängigkeit von öffentlichen Geldern (Andreff, 1995). Der Bereich der Mitgliedschaftsbeiträge hingegen wurde bezüglich der finanziellen Ausschöpfung in den vergangenen Jahren eher vernachlässigt. Heinemann und Schubert (1994) schätzen die Gefahr der Mitgliederabwanderung bei Erhöhung der Beiträge als sehr gering ein. Daraus lässt sich erkennen, dass die Höhe der Mitgliedsbeiträge deutscher Sportvereine bisher keine beobachtbare Preisschwelle aufweist und als alternative Finanzierungsquelle durchaus Potential birgt.

2.4 Die öffentliche Subventionierung des Sports

Der deutsche Sport ist im internationalen Vergleich durch eine staatlich geprägte Subventionierung und Privilegierung des Sports mitbestimmt. Studien der letzten Jahre zeigen jedoch eine in vielen Bereichen zunehmend notwendige Wandlungstendenz bei der Höhe und Vergabe von Mitteln aus öffentlicher Hand. Auch die Gestaltung der öffentlichen Förderung des Sports ist angesichts veränderter gesellschaftspolitischer Rahmenbedingungen neu zu strukturieren und anzupassen.

Auf staatlicher Seite zeigt sich die öffentliche Verwaltung auf verschiedenen politischen Ebenen in unterschiedlicher Form verantwortlich für die Förderung des Sports. Die Finanzierungsaufgaben verteilen sich je nach Zuständigkeiten auf den Bund, die Länder bzw. die Kommunen (Bundesministerium des Innern, 2007). Die Träger der Sportförderung auf Bundesebene sind die Bundesregierung und der Bundestag. Das Bundesministerium des Innern ist für den Sport auf Bundesebene verantwortlich und nimmt eine koordinierende Funktion ein. Der Deutsche Bundestag hingegen überwacht die Sportförderung auf legislativer Ebene. Bezüglich der Sportförderung auf Landesebene weisen die Ressortzuständigkeiten, auch bedingt durch die Kulturhoheit, ebenfalls ein uneinheitliches Bild auf, das aus individuellen Unterschieden der Länder resultiert. Seit 1977 ist die ständige Konferenz der Sportminister der Länder (SMK) verantwortlich für die Koordination der Sportförderung und die Wahrung der Länderinteressen im Sport auf nationaler und internationaler Ebene. In den Kommunen werden die Entscheidungen zur Sportförderung in den Gemeindeverwaltungen vorbereitet und abschließend von den Gemeinderäten getroffen. Auch hier sind viele Variationen des Umfangs und der Entscheidungskompetenzen diverser Verwaltungsinstanzen erkennbar. Das Volumen der kommunalen Sportförderung hängt entscheidend von den lokalen Gegebenheiten und Traditionen sowie der jeweiligen örtlichen Finanzkraft ab. Bedeutendste öffentliche Zuschussgeber sind, mit einer Beteiligung von 78 %, die Kommunen (Langer, 2006; S.52 ff). Einschränkende Faktoren dieser Förderung sind das kommunalverfassungsrechtliche Subsidiaritätsgesetz und die Finanzkraft der Kommunen selbst. Im Bereich der sozialen Arbeit beschreibt das Prinzip der Subsidiarität das Verhältnis von Staat und Gesellschaft. Es bezieht sich auf die Nachrangigkeit der öffentlichen Träger, die soziale Aufgaben erst übernehmen, wenn der Bedarf nicht durch Eigeninitiative der Kommunen zu bewältigen ist (Bundeszentrale für politische Bildung, 2005).

Die öffentliche Sportförderung basiert in Deutschland, neben der Subsidiarität, auf zwei Grundsätzen: Autonomie des Sports sowie die partnerschaftliche Zusammenarbeit von Sport und Staat (Bundesministerium des Innern, 2007). Grundlage für die öffentliche Förderung des Sports ist das von Sportvereinen erbrachte Leistungsspektrum und ihr gesellschafts-politischer Wert. “Sport im Verein ist mehr als das bloße fachliche Angebot – erst das bürgerschaftliche Engagement, das Zusammenspiel der verschiedenen gesellschaftlichen Kräfte im Verein und Verband machen den Vereinssport zu einer der wesentlichen sozialen Klammern in kleinen wie großen Kommunen“ (Schäfer, 1999; S.11).

Subventionierungen bzw. Sportfördermaßnahmen gliedern sich in direkte und indirekte Zuschüsse. Direkte Zuschüsse treten in Form von monetären Mitteln auf. Der Bund fördert den gemeinnützigen Sport mit Hilfe von Steuererleichterungen. Indirekte Subventionen umfassen Zweckzuweisungen und Zuschüsse für den kommunalen wie auch vereinseigenen Sportstättenbau sowie deren Überlassung. Des Weiteren verzichten Bundesländer auf Einnahmen aus Sportwetten und Lotterien zugunsten des Sports (Langer, 2006). Die gesetzlich geregelte Sportförderung ist von den Umsätzen der einzelnen Wetten abhängig. So flossen dem Sport im Jahre 2005 aus Mitteln der Glücksspirale € 19,288 Mio. zu (Deutscher Bundestag, 2006).

Das statistische Bundesamt ermittelte für das Jahr 2001 einen Wert von € 4,05 Mrd. Gesamtvolumen an öffentlichen Ausgaben für den Sport. Die unmittelbaren Ausgaben des Bundes und der Länder für Sport sind in Abbildung 2 aufgeführt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Unmittelbare Ausgaben (= Summe aus Personalausgaben, laufenden Sachaufwand, Sachinvestitionen, Erwerb von Beteiligungen und Zahlungen an Dritte) des Bundes und der Länder für Sport von 1975 bis 2004 (Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 2007a).

Nach einem Anstieg des Fördervolumens bis Mitte der neunziger Jahre ist zunächst ein im Großen und Ganzen stagnierender Verlauf bis in das Jahr 2002 erkennbar. Im weiteren Verlauf (2002 bis 2004) zeigt sich bei der Sportförderung die generelle Tendenz zur Minderung der Mittel für den Sport aus öffentlicher Hand. Diese Ausrichtung kann durch weitere wissenschaftliche Studien untermauert werden. In Tabelle 3 erfolgt eine detaillierte Darstellung öffentlicher Sportausgaben, bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt, über den Zeitraum von 1995 bis 2001.

Tabelle 3: Entwicklung der auf das Bruttoinlandsprodukt bezogenen öffentlichen Ausgaben für Sport in den Bundesländern inkl. Gemeinden & Zweckverbänden (Ahlert, 2004; S.10).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Erkennbar ist eine leicht rückläufige Entwicklung der öffentlichen Bezuschussung bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt in den letzten Jahren. Auch Meyer und Ahlert sprechen dem Staatsverbrauch für Sportzwecke ein vergleichsweise schwächeres Wachstum zu (Meyer & Ahlert, 2000). Der Vergleich der FISAS-Studie aus dem Jahre 1996 mit der darauf aufbauenden Analyse der Sportvereine und Finanzen 2005, ergibt bestätigende Ergebnisse dieser Tendenz (Emrich, Pitsch & Papathanassiou, 2001). So zeigt der Anteil an Vereinen, die Einnahmen im Segment der kommunalen Sportförderung erzielen, 1996 einen Wert von 48 %, der sich in den Folgejahren bis 2005 auf einen Anteil von 38 % reduziert. Auch der Bereich der Bezuschussung auf Landesebene zeigt einen Rückgang von 23 % im Jahre 1996 auf den aktuellen Wert von 15 % (Hovemann, Horch & Schubert, 2007). Ähnliche Ergebnisse ergeben sich aus der Betrachtung der durchschnittlichen Einnahmeanteile von Zuschüssen an den Gesamteinnahmen der untersuchten Vereine. Zuschüsse der Sportförderung von Kommunen gingen innerhalb des 14 Jahre umfassenden Beobachtungszeitraumes von ehemals 9 % bis auf 2,9 % zurück. Der neunprozentige Einnahmeanteil der Bezuschussung der Länder von 1996 ist im Zuge der Ermittlungen des Sportentwicklungsberichtes 2005/06 auf einen Wert von 1,1 % gesunken (Hovemann, Horch & Schubert, 2007).

Die durch die vorliegenden Daten ermittelten Trends sind auf die Veränderung der Rahmenbedingungen staatlicher Erhaltungssubventionen zurück zu führen (Horch, 2000). Zum einen ermöglichen kommerzielle Sportanbieter die Versorgung der Bevölkerung mit dem Gut Sport auch ohne staatliche Subventionierung. Andererseits geraten Non-Profit-Unternehmen durch die Verknappung öffentlicher Mittel zunehmend in einen Argumentationsund Legitimationszwang. Insgesamt stellt sich das Problem, dass immer weniger Finanzmittel auf mehr Sportausgaben verteilt werden müssen (Kähler, 2006).

Alle aufgeführten Faktoren sprechen dafür, dass die staatliche Finanzierung des Sports bei einer gleich bleibenden Entwicklung zunehmend an Bedeutung verliert. Dr. Kähler spricht in seiner Schrift zur Krise der öffentlichen Finanzen von einem bundesdeutschen Finanzierungsdefizit der Kommunen in Höhe von € 19,57 Mrd. in den Jahren 2003 - 2005 (Kähler, 2006). Zurückzuführen ist diese Entwicklung auf die allgemeine Konsolidierungspolitik zur Sanierung der öffentlichen Haushalte. Die augenscheinlichsten Einsparungen sind diesbezüglich im Bereich des kommunalen Sportstättenbaus und der Investition in Sportgüter erkennbar (Eckl & Wetterich, 2007). Für die Verantwortlichen des Sportvereins bedeutet dies ein Umdenken im Bereich der Finanzplanung, da durch die anstehenden Kürzungen neue Ressourcen erschlossen werden sollten. Es müssen vermehrt Überlegungen angestellt werden, durch ein professionelleres Kostenmanagement und effizienteren Mitteleinsatz, die Leistungen des Vereins zu optimieren. Eine Möglichkeit bereits bestehende Quellen effizienter zu Nutzen bietet die Ausschöpfung der Mitgliedschaftsbeiträge. Durch die sinkende Ergiebigkeit traditioneller Subventionierung wurden in der Vergangenheit mehrfach Bestrebungen laut, Beitragssätze zu erhöhen.

Die Praxis beweist, dass die noch nicht erkennbare Preisschwelle im Segment der Beiträge bereits zunehmend ausgenutzt wird. Bisher wurde die Finanzierung des Sports traditionell stark von der öffentlichen Hand geprägt. Auf Grund der beschriebenen Entwicklungen und der zunehmend notwendigeren Marktorientierung deutscher Sportvereine, rückt jedoch immer mehr die Finanzierung durch die Konsumenten in den Vordergrund (Hovemann, Horch & Schubert, 2007). Hierbei stellt insbesondere die Veränderung und das gezielte Hinterfragen eines weithin tradierten, geringen Mitgliedsbeitrages viele Vereine vor eine große Herausforderung, die sich angesichts einer gesellschaftlich zunehmend erkennbaren Abkehrung von der Übernahme ehrenamtlicher Funktionen noch verschärft.

2.5 Das Sportsystem im Wandel

Die aufkeimende Krise der öffentlichen Finanzhaushalte ist jedoch nicht der einzige Faktor, der die Ursache für einen Wandel und Anpassung des deutschen Sportsystems darstellt.

Eine Reihe gesellschaftlicher Entwicklungen erweitern die Motive des Sporttreibens und erhöhen den Druck auf Vereine als Non-Profit-Unternehmen. So gewinnen der kommerziell ausgerichtete Sportsektor und die expansive Erlebnisindustrie zunehmend an Popularität. Staatliche Einrichtungen hingegen, entdecken den Sportmarkt für sich und rüsten ihre Angebote in Form von beispielsweise Aerobic-Kursen auf. Aus Sicht der Mitglieder und Kunden ist ein Anstieg des disponiblen (frei verfügbaren) Einkommens und der Zeit für Freizeitaktivitäten erkennbar. Des Weiteren geht einem wachsenden Bildungsniveau auch ein daraus resultierendes, höheres Sportengagement der Bevölkerung einher (Heinemann, 1994). Weiterhin ist erkennbar, dass die Gründe Sport auszuüben, zunehmend veränderte Motivbilder wie beispielsweise Gesundheit, Fitness, Wellness, Spaß und Selbstdarstellung zeigen. So avanciert die körperliche Betätigung vermehrt zum Ausdruck eines Lebensstils und distanziert sich zusehends von der Wettkampforientierung.

Diese Einflüsse des modernen Freizeitempfindens können von Verbänden und Vereinen nicht mehr ignoriert werden (Opaschowski, 2001). Dementsprechend müssen sich Vereine gestiegenen Erwartungen und neu strukturierten Bewegungsbedürfnissen anpassen um so ihr Angebot optional auf vielseitige Ansprüche einstellen zu können.

Erhebungen des Sportentwicklungsberichtes 2005/06 (Breuer & Haase, 2007) und vergleichbare Ergebnisse des Bundesinstitutes für Bevölkerungsforschung (2004) ermitteln vielfältige Tendenzen mit Auswirkungen auf Sportvereine, die in der nahen Zukunft noch an Bedeutung gewinnen werden. Eine Verschiebung des Altersaufbaus der Bevölkerung betrifft über 30 % aller deutschen Vereine. Dabei handelt es sich im Speziellen um einen Rückgang der Anzahl von Kindern und Jugendlichen auf Grund einer sinkenden Geburtenrate, die ein gravierendes Nachwuchsproblem innerhalb deutscher Sportvereine zur Folge hat (Opaschowski, 2001). Unterstützt von der stetigen Verbesserung des Gesundheitswesens und der einhergehenden Erhöhung der Lebenserwartung verzeichnet der Bereich der älteren Menschen einen stetigen Zuwachs. Daraus resultiert ein Anstieg an Singlehaushalten, insbesondere von Frauen, da diese im Vergleich zur männlichen Population eine höhere Lebenserwartung aufweisen. Die zunehmende Individualisierung ist insbesondere von Bedeutung, da Vereine ihre Mitglieder größtenteils aus dem Schoss der Familie beziehen. “Unter den Mitgliedern sind Familienhaushalte fast doppelt so stark vertreten (25 %) wie Alleinlebende (13 %)“ (Opaschowski 2001, S.157). Gestützt werden diese Angaben durch Vorausberechnungen des erwarteten Bevölkerungsaufbaus des statistischen Bundesamtes (Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 2007b). Während bezüglich der Entwicklungen der deutschen Bevölkerungszahl und möglichen Konsequenzen auf den Sport in Deutschland noch keine spezifischen Aussagen getroffen werden können, zeigt ein wachsender Zustrom an Aus und Übersiedlern Auswirkungen auf 7 % aller deutschen Vereine. Insgesamt betrachtet sind in Deutschland ca. 40000 (45 %) Vereine von den Auswirkungen des demografischen Wandels betroffen (Breuer, 2007).

Die angesprochenen Ursachen für ein Sportsystem im Wandel erfordern eine flexible Reaktion und ein breites Spektrum an umstrukturierten Sportangeboten seitens der Vereine. “Der Sportverein der Zukunft wird auch im Bereich der Finanzen ein der Wirtschaft gleichzusetzendes Management entwickeln müssen“ (Andessner, 1997; S.16). Die dadurch entstehenden Finanzlücken sollten wiederum durch alternative Ressourcen gestopft werden. Bereits heute reagieren vereinzelt Sportvereine mit der Erhöhung ihrer Mitgliedsbeiträge. Bis zu 92 % von über 400 befragten Sportexperten glauben, dass die Sportvereine ihre monatlichen Mitgliedsbeiträge in den nächsten zehn Jahren um über ein Drittel erhöhen werden (Rittner & Breuer, 2000). Es wird erneut deutlich, welche existenzielle Rolle die Mitgliedschaftsbeiträge in der Zukunft deutscher Sportvereine spielen werden. Die in diesem Kapitel erläuterte Thematik unterstreicht die Bedeutung und Relevanz im Bezug auf die Fragestellung dieser Studie.

2.6 Der Deutsche Skiverband e.V.

In diesem Kapitel wird zunächst auf die über 100-jährige Geschichte des Deutschen Skiverbandes (DSV) eingegangen. Da die aktuelle Situation des Deutschen Skiverbandes zwar durch einen Mitgliedswachstum geprägt ist, jedoch auf Grund weiterer Einflussfaktoren einer unsicheren Zukunft gegenübersteht, wird in Kapitel 2.6.2 auf die ursächlichen Zusammenhänge und Fragestellungen im Hinblick auf die potentiellen Gefährdungsfaktoren des organisierten Schneesports in Deutschland eingegangen.

2.6.1 Historische Entwicklung des Deutschen Skiverbandes

Der Deutsche Skiverband blickt auf eine, eng mit der gesellschaftsgeschichtlichen Entwicklung Deutschlands zusammenhängende, Historie zurück. Von den ersten gesichteten, norwegischen Skifahrern in Deutschland über die Gründung des Deutschen Skiverbandes 1905 in München, bis hin zur Neuformierung nach den Kriegsjahren des 2. Weltkrieges profitierte der deutsche Skisport von einer stetig wachsenden Faszination der Öffentlichkeit für den Natursport. Im Zuge der Wiedervereinigung erstarkte der Deutsche Skiverband, nicht zuletzt durch eine traditionell starke wintersportorientierte Ausrichtung in einigen der neuen Bundesländern, zu einer noch bedeutenderen sportlichen Größe und umfasst heute als verantwortlicher Dachverband mehr als 600000 Vereinsmitglieder in 20 Landesskiverbänden und 4000 Vereinen (DOSB Bestandserhebung, 2007).

Als Begründer des Skilaufens in Deutschland wird gemeinhin der Philanthrop Johann Christoph Friedrich Gutsmuths bezeichnet, der den Sport als wertvollen Beitrag zur körperlichen Ertüchtigung charakterisierte. Erste Skiversuche sind nachweislich von Dr. Wilhelm Offermann, Arthur Ullrichs, Wilhelm Paulcke und nicht zuletzt Otto Vorwerk belegt, die im weiteren Verlauf der Entwicklungsgeschichte des organisierten Skisports in Deutschland entscheidende Positionen einnehmen sollten.

Im Jahr 1890 wurde mit dem SC München der erste deutsche Skiverein gegründet. Am 4. November 1905 kam es im Hofbräuhaus München zu einem Treffen von 11 deutschen Vereinsvertretern, die insgesamt eine Stärke von 2450 Mitgliedern repräsentierten. Ergebnis war die Gründung des Deutschen Skiverbandes und die Wahl von Dr. Wilhelm Offermann als ersten Vorsitzenden. Einen Tag später beschlossen Delegierte der Schweiz, Österreichs und Deutschlands einstimmig die Gründung des mitteleuropäischen Skiverbandes (MESV) mit der Priorität auf Herausgabe der gemeinsamen Verbandszeitung “Ski“. Im weiteren Verlauf des Treffens wurde die erste Satzung des Deutschen Skiverbandes verabschiedet.

Eine finanziell unsichere Situation des deutschen Skisports entfachte früh Diskussionen um die Höhe der Mitgliedsbeiträge deutscher Skivereine. “Zunächst betrug der Beitrag pro Mitglied und Jahr 25 Pfennige, von dem wiederum fast die Hälfte, nämlich 12 Pfennig je Mitglied, vom Deutschen Skiverband an den MESV zu zahlen war“(Falkner, 2002; S. 18). Obwohl einige Unstimmigkeiten und Probleme die ersten Jahre des deutschen Skiverbandes prägten, konnte ein kontinuierliches Wachstum an Mitgliederzahlen verzeichnet werden. Bereits 1930 überschritt der Deutsche Skiverband auf Grund von zahlreichen Veröffentlichungen in Zeitschriften und populären Filmproduktionen, die Mitgliederstärke von 100000 und nahm gleichzeitig mit dem “Deutschen Skiclub New York“ den ersten Auslandsverein unter seinem Dach auf.

Im Zuge der Machtergreifung des NS-Regimes 1933-1938 kam es zur Eingliederung des Deutschen Skiverbandes in die Strukturen des nationalsozialistischen Systems. Es folgte eine schrittweise Gleichschaltung, Zentralisation und Faschisierung des deutschen Skiverbandes. Diese Systemkonformität sollte bis 1945 Bestand haben. Ein weiteres Kapitel der deutschen Skisportgeschichte begann mit der Koexistenz der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik, die jeweils eigene Verbandsstrukturen hervorbrachten. In der Bundesrepublik Deutschland erfolgte am 9. Oktober 1949 die offizielle Neugründung des Deutschen Skiverbandes in Heidelberg. 1958 vollzog sich die institutionelle Wandlung zum äußerst geschichtsträchtigen “Deutschen Skiläuferverband“ (DSLV). Dieser existierte bis in die 90er Jahre und wurde im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands ein Bestandteil des Deutschen Skiverbandes (Falkner 2002).

Die nun folgenden Jahre waren, insbesondere durch Bestrebungen der Annäherung und Zusammenlegung der beiden Verbände Ost und West, von sportlichen Erfolgen geprägt. Die augenscheinlichsten Wachstumsund Erfolgszuwächse zeigte bis in die Gegenwart insbesondere die Abteilung der Biathleten auf. Im Jahr 2005 feierte der Deutsche Skiverband sein 100- jähriges Jubiläum und konnte auf ein bewegtes Kapitel Verbandsgeschichte zurückblicken.

2.6.2 Gefährdungsfaktoren des organisierten Schneesports

Die Hauptaufgaben des Deutschen Skiverbandes liegen gemäß seiner Satzungsstruktur zum einen in der Bereitstellung eines effektiven und leistungsfähigen Systems der Ausbildung und Fortbildung. Des Weiteren wird die sportliche und soziale Betreuung von Breitensportlern und Spitzenathleten organisiert. Darüber hinaus hat der Verband mit der Verabschiedung des DSV-Gesundheitsplans und des Umweltplans auch die zeitgemäßen Fragestellungen in den Bereichen der Gesundheitsförderung und des Naturschutzes thematisiert (Falkner, 2002).

Trotz einer insgesamt beachtenswerten Entwicklung sehen sich die Mitgliedsvereine des Deutschen Skiverbandes mit vielfältigen aktuellen Problemen konfrontiert. In Anlehnung an die vorangegangenen Kapitel sind hier die Tendenzen des demografischen Wandels zu nennen. So wird die deutsche Bevölkerung in den folgenden Jahren weniger, älter, weiblicher und internationaler (Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 2007b). Insbesondere das Segment der Jugendlichen und somit des Schneesport-Nachwuchses, ist von den Auswirkungen des demografischen Wandels betroffen. Zudem zeigt die aktuelle Shell Jugendstudie (2006), dass das allgemeine Sportinteresse von Jugendlichen merklich nachlässt. So rangiert der Vereinssport in einer Rangliste von Freizeitbeschäftigungen, hinter Musik hören, Fernsehen, Freunde treffen, Internet, Feiern und Bücher lesen, lediglich auf Platz Sieben. Zusammen mit einer Reihe anderer gesellschaftlicher Faktoren werden dadurch zunehmend Mängel bei elementaren Bewegungserfahrungen deutscher Jugendlicher verursacht.

Die Folgen des Klimawandels spielen bei der zukünftigen Entwicklung deutscher Skivereine eine mitentscheidende Rolle. Laut einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Agrawala, 2007) zum Klimawandel in den Alpenregionen, zeigte die globale Erwärmung in den untersuchten Bergregionen dreimal so starke Auswirkungen wie im weltweiten Vergleich. In Deutschland wären durch eine klimatische Erwärmung um 1 Grad Celsius 60 % der bisher als schneesicher geltenden Skigebiete betroffen (Agrawala, 2007). Bei einer Erwärmung um 4 Grad Celsius wäre in Deutschland so gut wie kein Skigebiet mehr schneesicher. Zwar zeigt die Wintersportbranche, mit der Produktion von Kunstschnee und dem Bau von Skihallen, das Bestreben den existenziellen Bedrohungen entgegenzuwirken, allerdings sind diese Maßnahmen mit erheblichen Zusatzkosten verbunden. So resultiert aus der Erhöhung der Kosten zur Ausübung von Wintersportarten, ein weiteres Ausschlusskriterium für aktuelle und potentielle Mitglieder.

Aktuell sind im Deutschen Skiverband der Gegenwart mehr als ein Viertel der Mitglieder unter 18 Jahre (DOSB Bestandserhebung, 2007). Im Hinblick auf die langfristigen Auswirkungen klimatischer Veränderungen, des demografischen Wandels und der nachweislich hohen Bedeutung einer qualiund quantitativ breit angelegten Nachwuchs –und Jugendarbeit für den Schneesport in Deutschland, sind eine Reihe von zukunftsorientierten Entwicklungsstrategien und –optionen seitens des Dachverbandes (DSV) und der Vereine einzuleiten.

3 DIE SPORTBEZOGENE NACHFRAGE

Zeitnahe Erhebungen des statistischen Bundesamtes zur Zeitverwendung der Bevölkerung in Deutschland ergeben, dass durchschnittlich 17 % des Tages für Freizeitbeschäftigungen wie Sport, Hobbys, Spiele und den Medien aufgewendet werden (Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 2007c). In deutschen Haushalten nimmt die Ausübung sportlicher und freizeitorientierter Tätigkeiten im Mittel rund 4 Stunden in Anspruch. Diese Daten stellen, nach der Aufwendung für Schlaf, den größten Posten der täglichen Aktivitäten dar und spiegeln die Bedeutung der sportlichen Betätigung deutscher Bundesbürger im alltäglichen Leben wieder.

Hinsichtlich der wirtschaftlichen Bedeutung hat die Sportbranche mit einem Umsatz von mehr als € 15 Mrd. die heimische Textilindustrie überholt. “Der sportbezogene Verbrauch einschließlich des Eigenverbrauchs der Sportvereine beläuft sich auf über 20 Mrd. Euro” ( DOSB Bestandserhebung, 2006 ). Mit einem Anteil von 1,4 % sportbezogener Leistung des gesamten Bruttoinlandprodukts ist der deutsche Sport zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor avanciert. Es ist jedoch anzuführen, dass die Kommerzialisierung des Sportsektors im Vergleich zur sportlichen Betätigung der Bevölkerung eine eher untergeordnete Rolle spielt (Weber, Schnieder, Kortlüke & Horak, 1995). Inzwischen vereinnahmt die daraus resultierende Position der Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung und Kultur, unter anderem auch Sport, einen Anteil von 11,6 % an den gesamten privaten Konsumausgaben deutscher Haushalte (Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 2005). Das Budget für sportinduzierte Ausgaben setzt sich größtenteils aus Aufwendungen für das aktive Sporttreiben, den Kauf sportbezogener Güter und das Unterhaltungssegment des Sports zusammen (Weber, Schnieder, Kortlüke & Horak, 1995).

Aus den vorliegenden Ergebnissen erschließt sich eine wachsende Relevanz der Konsumausgaben, die für die Ausübung von Sport aufgewendet werden.

Die folgenden Kapitel werden sich auf Grund des dargestellten Bezugs zur Fragestellung der Studie eingehend mit dem Forschungsstand zur Thematik der sportbezogenen Nachfrage beschäftigen.

3.1 Sportinduzierte Ausgaben

Sportökonomische Studien zur Nachfrage und Produktion von Sportgütern und sportbezogenen Dienstleistungen in Europa lassen sich erstmals im Großbritannien der achtziger Jahre nachweisen. Die rasante Entwicklung des Sports zu einer wichtigen wirtschaftlichen Einflussgröße animierte in den Folgejahren zahlreiche Nationen mit der Beauftragung fortführender Studien zu den ökonomischen Auswirkungen des Sports.

Hierbei ist jedoch anzuführen, dass in der Historie wissenschaftlicher Studien kein homogener Untersuchungsansatz zur Definition sportbezogener Ausgaben besteht. Zum einen liegt dies an der fehlenden Abgrenzung des Begriffes „Sport“, zum anderen wird der Posten der Ausgaben nicht klar von dem der Kosten differenziert. Erste Ansätze dieser Problematik zu begegnen vollzogen Breuer und Hovemann (2002), indem sie die Ausgaben für den Sport in Anlehnung an Kloock, Sieben und Schildbach (1999) als Minderung der liquiden Mittel und Forderungen bzw. Erhöhung von Verbindlichkeiten charakterisierten.

Den Anfang sportökonomischer Studien initiierte das Henley Centre for Forecasting (1986) mit einer Untersuchung zur ökonomischen Auswirkung und Bedeutung von Sport in Großbritannien. Darauf folgte mit der Studie von Jones (1989) eine weitere britische Analyse zur sportökonomischen Situation, die in den 90er Jahren europaweite Nachahmer fand. Weitreichende Auswirkungen sollte die Studie von Wladimir Andreff, Bourg, Halba & Nys (1995) haben, da erstmalig europäische Teilnehmer mit identischen Instrumenten der Datenanalyse ausgestattet wurden. Gleichsam decken die Ergebnisse des Andreff-Reports die Problematik der vielfältigen nationalen Unterschiede auf, die einen europäischen Vergleich erschweren. Auf Basis der dargestellten Erkenntnisse führte Prof. Wolfgang Weber, über eine Dauer von drei Jahren, erstmalig eine Studie des Angebotes und der Nachfrage von Sportgütern -und Dienstleistungen in Deutschland durch (Weber, Schnieder, Kortlüke & Horak, 1995). Meyer und Ahlert (2000) analysierten in einer makroökonomischen Studie relevante Faktoren zur Bestimmung des sportbezogenen Bruttoinlandsprodukts für den Zeitraum 1993 bis 1998. Begleitend publizierten europäische Vertreter der Sportwissenschaft zahlreiche weitere Studien zur Thematik von sportinduzierten Ausgaben und der ökonomischen Bedeutung des Sports, die 1997 mit der Analyse sportbezogener Faktoren in den USA (Meek, 1997) auch international Fuß fassten. Diesem Beispiel sollten zahlreiche weitere Studien auf internationalem Boden folgen. Unter anderem durch das House of Commons (1998) in Kanada, die Hillary Commission (1999) in Neuseeland und das National Centre for Culture and Recreation Statistics (NCCRS, 2001) in Australien.

Die wichtigsten sportökonomischen Studien bezüglich der Ausgaben von Sporttreibenden werden in der Folge aufgeführt und deren Ergebnisse einer eingehenden Analyse unterzogen (Andreff, Bourg, Halba & Nys, 1995; Breuer & Hovemann, 2002; Couder & Késenne, 1990; Fendt & Heinick, 2005; Halba,1997; Henley Centre for Forecasting, 1986; Jones, 1989; Lamb, Asturias & Brodie, 1992; Lera-López & Rapún-Gárate, 2005; Meek, 1997; Meyer & Ahlert, 2000; Michon, 1987; Michon, 1989; Oga, 1998; Taks & Késenne, 2000; Taks, Renson & Vanreusel, 1994; Taks, Renson & Vanreusel, 1999; Weber, Schnieder, Kortlüke & Horak, 1995).

3.1.1 Einordnung in den gesamtwirtschaftlichen Kontext

Die Vielzahl der Studien zur Thematik der Sportausgaben erfordert eine strukturierte Einordnung der Resultate in den wirtschaftlichen Gesamtzusammenhang. In makroökonomischer Betrachtungsweise repräsentiert der Sport dabei eine Aktivität von 2 % bis 3 % der weltweiten Produktion (Fontanel, 2001).

In Deutschland initiierten Weber, Schnieder, Kortlüke und Horak (1995) Anfang der 90er Jahre mit ihrer repräsentativen Studie zur wirtschaftlichen Bedeutung des Sports die wissenschaftlichen Untersuchungen sportbezogener Ausgaben. Ihrer Hochrechnung zur Folge verfügt der Sektor der Ausgaben für den Sport in den alten und neuen Bundesländern über ein Gesamtvolumen von € 18,4 Mrd.[3]. Abbildung 3 zeigt die prozentuale Verteilung der sportbezogenen Gesamtausgaben in der Bundesrepublik Deutschland auf die wichtigsten Kategorien dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Hauptausgabenkategorien in Prozent (Eigene Darstellung nach Weber, Schnieder, Kortlüke & Horak, 1994).

Etwa € 12 Mrd. des größten Einnahmepostens (Waren) werden für Produkte zur direkten Sportausübung aufgewendet. Die Ausgaben der privaten Haushalte an die Herstellerund Vertriebsseite sportbezogener Waren und Dienstleistungen betrugen für das Geschäftsjahr 1990 € 9,2 Mrd.. € 2,1 Mrd. erhielten Sportorganisationen wie beispielsweise Vereine und erwerbswirtschaftlich orientierte Vertreter des Sports aus privater Hand.

Für die alten Bundesländer nimmt der Sport einen Volumenanteil von 1,4 % des deutschen Bruttosozialprodukts ein. Vergleichbar ist dieses Ergebnis mit der Bruttowertschöpfung der Eisen- Blechund Metallindustrie (Weber, Schnieder, Kortlüke & Horak, 1995). Im europäischen Vergleich kann dieser Wert mit den Niederlanden und Großbritannien konkurrieren. Meyer und Ahlert (2000) präsentierten für den gleichen Themenbereich aufbauende Studien, die sich über den Zeitraum von 1993 bis 1998 erstreckten. So ergibt sich für das Bezugsjahr 1993 ein Anteil von ca. 1,8 % des sportbezogenen, privaten Verbrauchs am innerdeutschen Gesamtverbrauch, der ein Gesamtvolumen (sportbezogener Konsum der privaten Haushalte + Eigenverbrauch der Sportvereine und Verbände) von mehr als € 17 Mrd. umfasst. Ohne den Eigenverbrauch der Sportvereine und Verbände ergibt sich ein Wert von € 15,02 Mrd. an sportbezogenen Konsumausgaben, der einen ähnlichen Umfang wie die Ausgaben für Tabakwaren erreicht (1,7 %). Des Weiteren konnten für die aktive Sportbetätigung Ausgaben von € 5,5 Mrd. ermittelt werden. Diese setzen sich zum größten Teil aus € 2,93 Mrd. für Vereine und € 2,6 Mrd. für erwerbswirtschaftliche Betriebe zusammen. Die Fortschreibung der angesprochenen Ergebnisse durch Meyer und Ahlert (2000) ergaben eine ansteigende Tendenz der Ausgaben für die aktive Sportbetätigung bis zum Jahr 1998. Die Aufwendungen für aktive, sportliche Tätigkeiten wuchsen in Vereinen auf ca. € 3,46 Mrd. Dabei wurden etwas weniger als die Hälfte für Mitgliedsbeiträge aufgewendet. Die Ausgaben für erwerbswirtschaftliche Sportanbieter stiegen auf nahezu € 3,55 Mrd. Als Konsequenz konnte der Gesamtwert der im Inland produzierten Waren und Dienstleistungen einen Zuwachs auf € 27,05 Mrd., im Vergleich zu € 23,15 Mrd. 1994, verzeichnen.

Der private Verbrauch für den Sport implizierte in dem untersuchten Zeitraum von 5 Jahren höhere Zuwachsraten als die Sektoren des nichtsportbezogenen Konsums (Meyer & Ahlert, 2000).

Mit der Studie von Jones (1989) wurde der Versuch eines zusammenfassenden europäischen Vergleiches von Sportausgaben vorgelegt. Die folgende Tabelle zeigt den ermittelten Bestandteil der Sportausgaben am privaten Gesamtkonsum in den jeweilig untersuchten Ländern.

Tabelle 4: Bestandteil der Sportausgaben am Privaten Gesamtkonsum (Eigene Darstellung nach Jones, 1989).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ähnlich gestreute Werte zeigen die Anteile des sportbezogenen Bruttosozialproduktes am gesamtnationalen Wert der produzierten Güter und Dienstleistungen einzelner Nationen. Sie erstrecken sich von 0,9 % in Finnland bis 1,8 % in den Niederlanden.

Jones (1989) begründete die vorhandene Spreizung der Ergebnisse beider Kategorien mit den individuellen nationalen Definitionen von Sportaktivitäten, die den einzelnen Studien zu Grunde liegen und einen europäischen Vergleich extrem erschweren. 1994 wurde ein Team französischer Experten mit der Durchführung einer auf den Jones-Report aufbauenden Studie beauftragt (Andreff, Bourg, Halba & Nys, 1994). Im europäischen Kontext konnten weitere nationale Divergenzen der Anteile von Sportausgaben an den jeweiligen Bruttoinlandsprodukten festgestellt werden. So treten auch hier Unterschiede von bis zu 2,81 % auf. Für den Ländervergleich von Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Spanien und Italien liegen entsprechende Ergebnisse in einem Bereich von 2 % bis 2,5 % (Halba, 1997). Im Jahr 2000 beschränkte sich die Studie von Taks und Késenne (2000) auf die belgische Region Flandern, mit einer Einwohnerzahl von ca. 6 Millionen Einwohnern. Sie ermittelten einen Ausgabenposten von € 2,84 Mrd.[4] der flämischen Privathaushalte für die direkte oder indirekte Teilnahme an Sport. Dieser Wert entspricht ca. 6,8 % der totalen Konsumausgaben flämischer Familien (Taks & Késenne 2000).

Im Vergleich mit einer belgischen Studie, die einen anteiligen Wert von 1,35 % für das Jahr 1982 vorweist, ist ein deutliches Wachstum des Sportkonsums in Flandern ersichtlich (Couder & Késenne 1990). 2005 errechneten Lera-López und Rapún-Gárate (2005) für Navarra, eine Provinz im Norden Spaniens, eine 1,5-prozentige Beteiligung am Bruttoinlandsprodukt. Die wachsenden Tendenzen der sportbezogenen ökonomischen Aktivitäten, und damit auch der Sportausgaben, wurde in Großbritannien durch die Forschungsaktivitäten des Sports Industry Research Centre veranschaulicht (SIRC, 2005).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Entwicklung der sportbezogenen Bruttowertschöpfung zur Gesamtwertschöpfung der englischen Wirtschaft[5] (SIRC, 2005; S.4).

Obige Darstellung zeigt das Wachstum der sportbezogenen Bruttowertschöpfung im Verhältnis zur gesamten Wertschöpfung der britischen Wirtschaft über einen Zeitraum von 20 Jahren. Deutlich werden die immensen Zuwachsraten der britischen Sportwirtschaft.

Meek (1997) konzipierte eine internationale Studie aus makroökonomischer Sichtweise der Sportindustrie in den USA. Für das Bezugsjahr 1995 ermittelte er einen Anteil des sportbezogenen Bruttoinlandsprodukts von 2 % an dem gesamten Bruttoinlandsprodukt der Vereinigten Staaten. Die Sportindustrie nimmt somit Platz 11 in der Liste der größten Industrien der USA ein und reicht nahe an die Größe der Telekommunikationsbranche heran (Meek, 1997). Für die Nation Japan konnte Oga (1998) einen nicht von der Hand zu weisenden Zusammenhang zwischen der Nachfrage nach Sport, der daraus entstandenen Industrie, und dem Bruttoinlandsprodukt nachweisen. So reagiert die Sportindustrie äußerst sensibel auf die Veränderungen im nationalen Wirtschaftssektor (Oga, 1998).

[...]


[1] Mehrfachnennungen möglich.

[2] Mehrfachmitgliedschaften möglich

[3] Originalbeträge in DM, Umrechnungskurs: 1,956 DM = 1 €

[4] Originalbeträge in US $, Umrechnungskurs: 1 € = 1,484 US $

[5] Die Index-Bewegungen basieren auf konstanten Preisen der UK National Accounts. Diese Darstellung wurde so konstruiert, dass die sportbezogene Bruttowertschöpfung und die nationale Bruttowertschöpfung für das Jahr 1985 dem Wert 100 entsprechen.

Ende der Leseprobe aus 139 Seiten

Details

Titel
Sportausgaben und Preiselastizität der Nachfrage in Sportvereinen
Untertitel
Eine empirische Studie von Mitgliedern des Deutschen Skiverband e.V.
Hochschule
Deutsche Sporthochschule Köln  (Institut für Sportökonomie und Sportmanagement )
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
139
Katalognummer
V121290
ISBN (eBook)
9783640255030
ISBN (Buch)
9783640255207
Dateigröße
2731 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sportausgaben, Preiselastizität, Sportverein, Mitgliedsbeitrag, Zahlungsbereitschaft, Subventionskürzung, Deutscher Skiverband
Arbeit zitieren
Diplom-Sportwissenschaftler Peter Volk (Autor:in), 2008, Sportausgaben und Preiselastizität der Nachfrage in Sportvereinen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121290

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