Zins- und Wechselkursmanagement in Kommunen - Teil 2

Einführung in die Theorie der Finanzintermediation unter besonderer Berücksichtigung der Produkte im Riskmanagement


Skript, 2003

29 Seiten, Note: 1


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Rahmenbedingungen des Zinsrisiko-Managements

2. Schwankungen und Volatilitäten

3. ANALYSE UND RISIKO MANAGEN

4. Rahmenbedingungen des Wechselkursrisiko-Managements

5. Instrumente des Zins- und Wechselkursrisiko-Managements
5.1 Das Forward Rate Agreement (FRA)
5.2 Die Zinsoption
5.3 Das Cap – der Floor - der Collar
5.4 Spezielle Cap-Konstruktionen
5.5 Der Interest Rate Swap (IRS)
5.6 Spezielle Swap-Konstruktionen
5.7 Das Devisentermingeschäft
5.8 Die Devisenoption
5.9 Spezielle Options-Konstruktionen
5.10 Der Currency-Swap

6. Abwicklungsbesonderheiten des Zins- und Wechselkursrisiko-Managements
6.1 Besondere Aspekte im kommunalen Bereich

1. Rahmenbedingungen des Zinsrisiko-Managements

Im Trend liegt die Bindung an variable Zinssätze

Internationale Kapitalverschiebungen bewirken, wie rückblickend leicht nachvollzogen werden kann, sowohl bei kurz- als auch bei langfristigen Zinssätzen beachtlichen Schwankungen.

Bei der kurzfristigen Mittelaufnahme spielt die aktuelle Zinshöhe meist eine weitaus größere Rolle als Veränderungen des Zinsniveaus. Anders ist dies beim mittel- und langfristigen Finanzierungsbedarf. Unter dem Gesichtspunkt einer möglichst abgesicherten Berechen- und damit Planbarkeit dürfte es hier eigentlich keine Alternative zur Vereinbarung von fixen Zinssätzen geben.

Eine Betrachtung über die letzten Jahre zeigt allerdings, dass die Vereinbarung variabler Konditionen im Durchschnitt kostengünstiger war als fixe Zinsbindungen. Für die Ableitung von zukünftigen Finanzierungsentscheidung kann diese Tatsache trotzdem keine Garantie sein.

Dem Umstand, dass mit Fixzinsdarlehen in der Regel auch eine langfristige Bereitstellungszusage einhergeht (somit ein jederzeitige Kündbarkeit seitens des Darlehensgebers ohne das Eintreffen besonderer Gründe ausgeschlossen ist), wird seitens der öffentlichen Hand in Österreich wenig Gewicht beigemessen. Angesichts der Marktposition sowie einer breiten Palette an Möglichkeiten zur Mittelbeschaffung ist dieser Ansatz zumindest im Prinzip nachvollziehbar.

Aus Sicht der Banken geht der Trend bei allen Kundengruppen dazu, sich lieber den Schwankungen des Marktes zu unterwerfen, was einer Bindung an Geld- (vor allem EURIBOR) oder Kapitalmarktindikatoren (vor allem SMR, wenn auch rückläufig) gleichkommt.

2. Schwankungen und Volatilitäten

Das Risiko aus Zinsschwankungen eröffnet auch Chancen

Die eingangs angesprochene Schwankung der Zinssätze stellt natürlich ein potentielles Risiko dar.

Gleichzeitig eröffnen sich aber auch Chancen, die durch ein aktives Gestalten der Zinspositionen genützt werden können.

In Banken ist Zinsrisiko-Management seit langem ein fester Bestandteil der Organisation. In den letzten Jahren beschäftigen aber auch Unternehmen zunehmend Spezialisten, um sich das zum Teil beträchtliche Kosteneinsparungs- bzw. Ertragspotential zu Nutze zu machen. Nicht zuletzt bieten Banken und Finanzberater in diesem Zusammenhang ihre Dienste an.

In allen Fällen ist mit einer einmal getroffenen Finanzierungsentscheidung keine unverrückbare Richtung für die Zukunft vorgegeben. Abstellend auf die Entwicklung der Märkte liegt ein laufendes Management der eingegangenen Positionen nahe. Mit welchem Aufwand, hängt von der Größe des Gesamtportfolios ab.

Bereits die Einhaltung einfacher Spielregeln verspricht Erfolg.

1. Binden Sie sich an wenige „marktübliche“ Zinsindikatoren (Optimierungs-maßnahmen für SMR-Bindungen sind beispielsweise schwerer darstellbar)
2. Sorgen Sie für eine einfache, homogene Zins- und Tilgungsterminstruktur (gleiches Schema, wenige Termine).
3. Führen Sie (gegebenenfalls mit professioneller Unterstützung) regelmäßig eine Überprüfung des eingeschlagenen Weges durch und leiten Sie notwendige Korrekturmaßnahmen ein.

3. ANALYSE UND RISIKO MANAGEN

Die Kunst liegt in richtiger Prognose und richtigen Maßnahmen

Der Schritt von den einfachen Spielregeln zu professionellem Zinsrisiko-Management ist nicht so groß. In der Regel werden folgende vier Stufen durchlaufen:

1. Beurteilung der Zinspositionen

Bei den Zinspositionen kann es sich sowohl um bestehende als auch zukünftige Positionen, um veranlagungs- oder ausleihungsseitige, bilanzwirksame Positionen und Eventualverbindlichkeiten (z.b. Haftungen), um kurzfristige oder langfristige bzw. fixe oder variable Zinspositionen handeln. Im Mittelpunkt dieser ersten Stufe steht die Frage: „Wie verändert sich der Wert der gesamten Zinsposition bei einer Veränderung der Zinskurve (Zinssatz für jede Zeiteinheit)?“

In der Praxis werden zu diesem Zweck die einzelnen Positionen entsprechend tabellarisch erfasst, zu den jeweiligen Zinsterminen zusammengefasst und der aktuellen Zinskurve gegenüber gestellt.

2. Zinsprognose

Aktives Gestalten der Zinspositionen hat sich nach einer bestimmten Zinsmeinung zu orientieren, da diese die Vorteilhaftigkeit der verschiedenen Handlungsalternativen bestimmt. Je nach persönlicher Interessenslage und beruflicher Aufgabenstellung werden sie auf unterschiedliche Quellen zurückgreifen, um für die jeweilige Situation zu einer möglichst seriösen Prognose zu kommen. Entscheidend ist, dass an der Kompetenz desjenigen, der die Verantwortung für die letztendliche Zinsmeinung übernimmt, keine Zweifel bestehen.

3. Simulation mit Hilfe von Zinsszenarien

Der Auswahlprozess für die verschiedenen Gestaltungsalternativen kann durch die Simulation verschiedener Zinsszenarien unterstützt werden. In der Praxis werden meist der schlechteste, der beste und der realistischste Fall dargestellt. Je nach Variante ergibt sich schließlich das potentielle Verlust- bzw. Ertragspotential von dessen Eintreten ohne weitere Aktivitäten ausgegangen werden muss (technische Bezeichnung: Value at Risk, VaR: mit einer definierten Wahrscheinlichkeit wird sich die Zinsposition über den Zeitraum einer definierten Anzahl von Tagen um nicht mehr als den VaR verändern).

4. Entscheidung

Im letzten Schritt ist eine Entscheidung über mögliche Maßnahmen zu treffen, mit denen eine Optimierung des Zinsergebnisses erreicht werden kann.

Sofern also nicht das Beibehalten der Zinsposition (passiver Ansatz) gewählt wird, steht entweder

a. aktives Gestalten mit bilanzwirksamen - Instrumenten (neue Veranlagungen und/oder Finanzierungen) oder ein
b. aktives Gestalten mit nicht-bilanzwirksamen - Instrumenten (derivative Zinsrisiko-Management Produkte) zur Diskussion

In weiterer Folge stehen hier nur die unter Punkt b. genannten Instrumente zur Diskussion, die klassische Mittelaufnahme bzw. –veranlagung wird andernorts beleuchtet. Umschichtung oder Neuabschluss sollte als Variante aber trotzdem auch in Zusammenhang mit Zinsrisiko-Management im Auge behalten werden.

Jedenfalls handelt es sich bei Zinsrisiko-Management um einen Prozess, der in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen durchlaufen werden muss. Von breiter Zustimmung getragene Zinsmeinungen stehen zwar aus verschiedensten Quellen zur Verfügung und werden unter anderem auch von Finanzinstituten veröffentlicht. Über einen Zeitraum länger als maximal 18 Monaten werden sich seriöse Prognosen aber selten erstrecken.

4. Rahmenbedingungen des Wechselkursrisiko-Managements

Die Einführung des Euro hat einen Großteil der europäischen Währungen ersetzt. Die enorme Steigerung des weltweiten Finanz- und Handelsvolumens und die stetige Suche nach alternativen Veranlagungsformen sorgen bei den verbliebenen Wechselkursen weiterhin zu laufend starken Verschiebungen der Tauschverhält-nisse.

Im Bereich der öffentlichen Hand werden Wechselkursrisiken nur in den wenigsten Fällen aus Außenhandelsgeschäften resultieren, sondern ihren Grund meist in einer mittel- bis langfristig günstiger eingeschätzten Zinssituation in anderen Währungen haben. Dies setzt prinzipiell eine Wechselkurseinschätzung voraus, die langfristig stabile (bei Verpflichtungen, im Idealfall gegenüber dem Euro sogar schwächer werdende) Kurse unterstellt. Die umgekehrte Motivation liegt Veranlagungen in Fremdwährung zugrunde.

Die bereits dargestellten einfachen Spielregeln und Schritte des professionellen Zinsrisiko-Managements sind für das Wechselkursrisiko-Management analog anzuwenden.

5. Instrumente des Zins- und Wechselkursrisiko-Managements

Im Sinne der Praktikabilität halten wir eine Unterscheidung der Instrumente nach folgenden Kriterien für sinnvoll.

a. Werden Rechte gekauft?
b. Werden Verpflichtungen eingegangen?
c. Werden Rechte und Verpflichtungen kombiniert?

Zins- und Wechselkursrisiko-Management im Sinne dieses Beitrages stellt jedenfalls darauf ab, dass eine entsprechende Zins- oder Währungsposition als Grundgeschäft vorhanden ist oder gleichzeitig zur Absicherung abgeschlossen wird. Je nach Art der Absicherungsmaßnahme ergeben sich unterschiedliche Genehmigungsnotwendigkeiten.

Bei Instrumenten der Gruppe a. handelt es sich um den reinen Zukauf von (Finanz-) Dienstleistungen.

Instrumenten der Gruppen b. und c. liegen im Gegenzug Verpflichtungen zugrunde. Wobei durchaus der Fall eintreten kann, dass die im Zuge des Zins- oder Wechselkursrisikomanagements einzugehende Verpflichtung bereits mit dem Grundgeschäft genehmigt worden ist (Beispiel: geschriebene Fremdwährungs-optionen bei Konvertierungsdarlehen).

Nur für den Fall, dass in der Gruppe b. und c. neue Verpflichtungen fixiert werden sollen, ist ein entsprechender Genehmigungsprozess (in der Regel analog dem Genehmigungsprozess für Darlehen) sicher zu stellen.

Welcher Gruppe die nachstehende Optimierungsprodukte zuzuordnen sind ergibt sich aus der jeweiligen Beschreibung.

Besonders entscheidend für den Einsatz und den Umgang mit Instrumenten des Zins- und Wechselkursrisiko-Managements ist, dass eine Auflösung derartiger Geschäft grundsätzlich zwar immer möglich ist, je nach der Entwicklung des Marktes aber mit nennenswerten Kosten verbunden sein kann. Fairer Weise kann eine vorzeitige Auflösung in manchen Fällen aber auch Zusatzerträge auslösen. Seriöse Finanzpartner werden diese vertraglich vereinbarte Kündigungsregelung aber immer zu marktüblichen Auflösungskosten bzw. erträgen umsetzen.

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Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Zins- und Wechselkursmanagement in Kommunen - Teil 2
Untertitel
Einführung in die Theorie der Finanzintermediation unter besonderer Berücksichtigung der Produkte im Riskmanagement
Hochschule
Wirtschaftsuniversität Wien
Veranstaltung
SMA, WU Wien
Note
1
Autoren
Jahr
2003
Seiten
29
Katalognummer
V122613
ISBN (eBook)
9783640268016
ISBN (Buch)
9783640268030
Dateigröße
508 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zins-, Wechselkursmanagement, Kommunen, Teil, Wien
Arbeit zitieren
Dr. Johann Sebastian Kann (Autor:in)Carsten Becker (Autor:in), 2003, Zins- und Wechselkursmanagement in Kommunen - Teil 2, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122613

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