Jugendsprache und Neue Medien: SMS-Sprache


Hausarbeit, 2007

15 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


GLIEDERUNG

1. Geschichte der SMS-Kommunikation

2. Merkmale der SMS-Kommunikation
2.1 Abgrenzung des Begriffs: „SMS-Kommunikation“
2.2 Motive und Funktion der SMS
2.3 Schriftsprachliche Besonderheiten
2.3.1 Formale und grammatikalische Abweichungen
2.3.2 Lexikalische Besonderheiten
2.3.3 Graphostilistische Mittel

3. Vorschläge für den Deutschunterricht
3.1 Didaktische Überlegungen
3.2 Mögliche Unterrichtsgestaltung

4. Literaturverzeichnis

1. Geschichte der SMS-Kommunikation

Nachdem 1987 das erste Handy auf den Markt kam, welches zunächst ausschließlich zum telefonischen Nutzen zu gebrauchen war, dauerte es annähernd 5 Jahre, ehe 1992 die SMS (Short Message Service) als Weiterentwicklung zur herkömmlichen Telefonkommunikation möglich war.[1] Die erste SMS, wenn auch zu Testzwecken, wurde noch im selben Jahr in England verschickt. 1994 folgte dann durch die Firma NOKIA die erste serienmäßige Herstellung eines SMS-fähigen Mobiltelefons. Die SMS wurde zunächst als kostenlose Zusatzfunktion zum Telefongespräch angeboten. Nicht zuletzt dieser anfänglich kostenfreien Nutzung ist es zu verdanken, dass sich diese neue Form der mobilen Kommunikation rasch verbreitete und der „Siegeszug“ der SMS nicht mehr aufzuhalten war. Als „Nebenprodukt des Mobiltelefonierens“[2] geplant und vor allem für Werbe- und Informationszwecke von Seiten des Mobilfunkanbieters an den Nutzer gedacht, entwickelte sie sich innerhalb weniger Jahre zu einem unabdingbaren Service und zu einer nicht zu unterschätzenden Einnahmequelle für die Mobilfunkanbieter.[3]

Schnell kristallisierten sich vor allem Jugendliche als Hauptnutzer dieser neuen Kommunikationsform heraus. Der Trend begann zunächst in Finnland und erreichte zur Jahrtausendwende schnell Deutschland.[4] Heute ist bei Jugendlichen der SMS-Versand oft die wichtigste Handynutzung und rangiert weit vor dem Telefonieren.[5]

Inzwischen ist die Nutzung der Kurznachrichten aber in allen Gesellschaftsschichten vorzufinden. Mit dem Vormarsch der SMS-Kommunikation begann man sich auch schnell für die Sprache innerhalb dieser Kurznachrichten zu interessieren. So sollten etwa im Jahr 2000 im Rahmen eines Wettbewerbs („160 Zeichen“) Gedichte verfasst werden, die den vorgegebenen Rahmen von maximal 160 Zeichen (inklusive Leerzeichen), was dem Umfang einer klassischen SMS entspricht, nicht überschreiten.[6] Auch populäre Medien begannen diese neue „SMS-Sprache“ zu thematisieren. So startete die Bild-Zeitung im November 2000 eine große SMS-Aktion „gegen lange Sätze“.[7] Die Leser sollten im Rahmen dieser Aktion Abkürzungen im SMS-Stil, nach dem Muster wamaduheu („was machst du heute“) oder zumiodi („zu mir oder zu dir?“) einschicken, wobei die kreativsten Kürzel prämiert wurden.

In der Folge erschienen auch zahlreiche Wörterbücher und Sprüchesammlungen, die sich zum Ziel gesetzt haben, wort- und textsprachliche Besonderheiten der SMS-Kommunikation zu sammeln.[8] All dies führte zu einer gesteigerten Aufmerksamkeit der „SMS-Sprache“ in der öffentlichen Wahrnehmung. Den Höhepunkt erreichte diese schließlich in einer öffentlichen Diskussion über vermeintliche Auswirkungen der Sprache in den neuen Medien auf die Entwicklung der Standardsprache.

Die neuesten Tendenzen in der SMS-Kommunikation deuten auf die stärkere Vernetzung der verschiedenen neuen Medien. So sind SMS-Chats, im Verbindung mit dem Internet und dem Videotext oder spezielle Dienstleistungen, wie etwa SMS-Gottesdienste und SMS-Partys im Angebot.[9] Jugendliche bilden dabei weiterhin die größte Nutzergruppe.

2. Merkmale der SMS-Kommunikation

2.1 Abgrenzung des Begriffs: „SMS-Kommunikation“

Bis zum Ende der 90er Jahre blieb die sprachliche Komponente der Kommunikationsform SMS weitgehend unerforscht. Erst mit dem Beginn des 21. Jahrhunderts, im Zuge einer allgemeinen Hinwendung zu den „neuen Medien“, beschäftigten sich einige grundlegende Untersuchungen mit diesem Phänomen und versuchten der SMS-Kommunikation einen Platz in der Linguistik zuzuweisen.[10] Zunächst wurde die SMS-Kommunikation der privaten Kommunikation zugeordnet, da sie beinahe ausschließlich im Freundes- und Bekanntenkreis zum Tragen kam.[11] Heute geht der Trend allmählich auch in den Bereich der öffentlichen Kommunikation, auch wenn der weitaus größte Teil der SMS-Kommunikation immer noch im privat-informellen Bereich stattfindet. Ob das Bestellen von Pizza oder der Erwerb von Fahrkarten für den öffentlichen Nahverkehr, immer mehr Unternehmen entdecken diese Art der Kommunikation für ihre Zwecke.

Als SMS werden hierbei in der Regel Textmitteilungen bezeichnet, die zumeist auf einen Umfang von maximal 160 Zeichen begrenzt sind und zwischen Mobiltelefonen und teilweise auch über das Internet verschickt werden können. Während das Mobiltelefon oder Handy die Funktion des Mediums übernimmt, kommt der SMS die Rolle einer Kommunikationsform oder „kommunikativen Gattung“ zu.[12]

Immer wieder stand die Untersuchung sprachlicher Besonderheiten in der SMS-Kommunikation im Vordergrund. Zahlreiche Einzeluntersuchungen auf empirischer Basis[13] haben sich in der jüngsten Forschung damit beschäftigt. Dabei stellt sich die SMS-Sprache keineswegs als homogenes Phänomen heraus, sondern unterliegt ebenso sozialen und regionalen Varietäten wie etwa die Schriftsprache. Neben diesen Adressaten-orientierten Differenzen bestehen aber bei der SMS auch erhebliche zweckgebundene Unterschiede, wie noch zu zeigen sein wird. Wesentliche Grundmerkmale, wie der dialogische, asynchrone und individuelle Aufbau der SMS-Kommunikation sind allerdings übergreifend zu beobachten.[14] Besonders das Merkmal des Asynchronen kann aber inzwischen auch wegfallen. So ist das gleichzeitige Senden einer SMS-Nachricht bei SMS-Partys oder dem SMS-Chat durchaus zu beobachten.

Will man die SMS-Kommunikation klassifizieren, so kommt man nicht umhin sie von anderen modernen Kommunikationsformen, wie Email oder Chat sowie vom Akt des klassischen Telefonierens, abzugrenzen. Vom Telefonieren unterscheidet sich die SMS vom Zeichentyp und der Zeitlichkeit. Der Unterschied zum Chat besteht ebenfalls in der Zeitlichkeit und in der Anzahl der Kommunikationspartner, wobei, wie schon erwähnt, der SMS-Chat eine Sonderrolle einnimmt. Die Beschränkung auf die individuelle Kommunikation sowie die Textlänge und Speicherkapazität der Nachrichten stellen die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale zur Email dar.[15]

[...]


[1] Vgl. Schlobinski, Peter, SMS-Texte – Alarmsignale für die Standartsprache?, veröffentlicht unter: http://www.mediensprache.net/de/handysprache/sms/research/index.asp (24.10.2007).

[2] Vgl. Androutsopoulos, Jannis, Schmidt, Gurly, SMS-Kommunikation: Ethnografische Gattungsanalyse am Beispiel einer Kleingruppe, In: Zeitschrift für angewandte Linguistik 36 (2001), S.49.

[3] Im Jahr 2000 wurden weltweit bereits ca. 12-14 Milliarden SMS verschickt. Das entspricht einer durchschnittlichen Anzahl von 35 SMS/Monat je Handybesitzer. Vgl. Androutsopoulos, Jannis (2001), S.49.

[4] Vgl. Androutsopoulos, Jannis (2001), S.49.

[5] Vgl. Rötzer, F., SMS: Kurze Nachrichten verdichten“, In: Telepolis vom 01.10.2000,veröffentlicht unter: http://www.heise.de/tp/

[6] Vgl. Androutsopoulos, Jannis (2001), S.49.

[7] Vgl. Dürscheid, Christa, E-Mail und SMS – Ein Vergleich, In: Kommunikationsform EMail, hrsg. v. Arne Ziegler und Christa Dürscheid (= Stauffenburg Textsorten, Bd.7), Tübingen 2002, S. 93-114.

[8] Als Beispiele seien hier nur genannt: Jochmann, Ludger, SMS. Sprüche, Tipps und Tricks, Frankfurt am Main 2000, Kuhlmann, Ferdinand, Das SMS-Buch der Abkürzungen, Sprüche, Tipps und Tricks, Frankfurt am Main 2001.; Leitner, Anton G., SMS-Lyrik. 160 Zeichen Poesie (= dtv-junior, Reihe Hanser, Bd. 62124), München 2002. 1111 SMS-Sprüche. Coole Sprüche und romantische Reime für Handy-Besitzer, hrsg. v. S.A.D. GmbH Ulm, CD-Rom.

[9] Vgl. Androutsopoulos, Jannis (2002), S.50.

[10] Vgl. Dürscheid, Christa, SMS-Schreiben als Gegenstand der Sprachreflektion, In: Networx-Online-Publikationen, Nr.28 (2002) veröffentlicht unter: http://www.mediensprache.net/networx/networx-28.pdf (30.10.07).

[11] Vgl. Schlobinski, Peter, u.a., Simsen. Eine Pilotstudie zu sprachlichen und kommunikativen Aspekten der SMS-Kommunikation, In: Networx-Online-Publikationen, Nr.22 (2001), S.4, veröffentlicht unter: http://www.mediensprache.net/networx/networx-22.pdf (30.10.07).

[12] Vgl. Androutsopoulos, Jannis (2002), S.51.

[13] So zum Beispiel: Schlobinski, Peter (2001); Androutsopoulos, Jannis (2002); Dittmann, Jürgen u.a., Medium und Kommunikationsform – am Beispiel der SMS, In: Networx-Online-Publikationen, Nr.50 (2007), veröffentlicht unter: http://www.mediensprache.net/networx/networx-50.pdf (01.11.07).

[14] Vgl. Androutsopoulos, Jannis (2002), S.51.

[15] Ebenda, S.51.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Jugendsprache und Neue Medien: SMS-Sprache
Hochschule
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg  (Germanistik)
Veranstaltung
Sprachvarietäten im Deutschunterricht (Jugendsprache, Szenesprache)
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
15
Katalognummer
V123100
ISBN (eBook)
9783640280049
ISBN (Buch)
9783640283590
Dateigröße
469 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Jugendsprache, Neue, Medien, SMS-Sprache, Sprachvarietäten, Deutschunterricht, Szenesprache)
Arbeit zitieren
Carsten Mogk (Autor:in), 2007, Jugendsprache und Neue Medien: SMS-Sprache, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123100

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