Kaisergeburtstagsfeiern am 27. Januar unter Wilhelm II. in Bergisch Gladbach 1889-1918 - reine Pflichtübung oder Ausdruck echt empfundener Kaisertreue?


Hausarbeit, 2006

20 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Gliederung:

1. Einleitung

2. Einführende Worte zum Untersuchungsraum Bergisch Gladbach
2.1. Kaisergeburtstagsfeiern vor 1914
2.1.1. Gestaltung der Feierlichkeiten in Bergisch Gladbach
2.1.2. Zentenarsfeier Ende März 1897
2.2 Kaisergeburtstagsfeiern während des Ersten Weltkrieges

3. Fazit und quellenkritische Untersuchung

Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„So schauen und verehren wir auch heute bei der Feier des Geburtstages unseres Kaisers seine ritterliche Gestalt als strahlendes Vorbild gläubigen Gottvertrauens; und inniger als je scharen wir uns heute um seine Fahnen in der felsenfesten Überzeugung, dass solchem Gottvertrauen der Sieg im Kampf für Recht und Treue beschieden sein muss. Gott segne Seine Majestät und das ganze kaiserliche Haus!“

(Aus der Rede „Unser Kaiser als Vorbild des Gottvertrauens“ des Feldgeistlichen D. Dr. Aufhauser)[1]

Ausgangsüberlegung dieser Hausarbeit war die Frage, ob der äußere Anschein der Begeisterung und die patriotische Euphorie der Festteilnehmer an den Kaisergeburtstagsfeiern für Wilhelm II. auch der inneren Haltung der Teilnehmenden entsprach oder ob die Begehung dieses Festtages lediglich als notwendige angeordnete Pflichtübung angesehen wurde, bei der man seinen möglichen Unmut über Kaiser, Regierung und persönlicher Situation zu verbergen versuchte. Darüber hinaus wollte ich feststellen, ob die Haltung und Gesinnung gegenüber dem Monarchen, sofern sie denn am Untersuchungsgegenstand überhaupt feststellbar sein sollte, kontinuierlich gleich blieb oder auch zeit- und ereignisbedingten Wandlungen unterworfen war, beispielsweise ob Brüche insbesondere während des Ersten Weltkrieges auszumachen sind.

Untersucht werden sollen Kaisergeburtstagsfeiern im Zeitraum von 1889 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Ich konzentriere mich bei meiner Untersuchung auf die Stadt Bergisch Gladbach, unweit der Großstadt Köln im Westen des Bergischen Landes gelegen.

An Quellen zog ich heran:

- Akte D 242 (Feier des Kaisergeburtstages) des Stadtarchivs Bergisch Gladbach über die Organisation von Kaisergeburtstagsfeiern 1909-1918
- Presseberichte über Kaisergeburtstagsfeiern in der Lokalpresse

Die Akte D 242 deckt nur den Zeitraum 1909-1918 ab. Insofern war es notwendig, auch die Presseberichte heranzuziehen, die überdies darüber Auskunft gaben, wie die Feiern konkret abgehalten worden sind.

2. Einführende Worte zum Untersuchungsraum Bergisch Gladbach

Bergisch Gladbach liegt rechtsrheinisch am westlichen Rand des Bergischen Landes, östlich von Köln gelegen. 1856 erhielt Bergisch Gladbach nach Einführung der Rheinischen Städteordnung die Stadtrechte. In diesem Jahr zählte die neue Stadt gerade einmal 4.947 Einwohner.[2] Von 11.435 Einwohnern im Jahre 1900 waren 10.342 katholischer Konfession, 1.078 evangelischer Konfession und 15 sonstig religiös bekennend.[3] Bergisch Gladbach erlebte ab Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem durch die ansässige Papierindustrie einen industriellen Aufschwung, weitere bedeutende Wirtschaftszweige des Ortes waren die Kalkbrennereien und die Metallindustrie. Siedlungsstrukturell war Bergisch Gladbach eher ländlich geprägt, konkrete städteplanerische Maßnahmen setzten erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein. Im Zeitraum 1864 bis 1893 entstanden in Gladbach drei private Fortbildungsschulen, außerdem bestand in den Jahren 1865-1874 die erste private höhere Knabenschule, 1888-1902 die zweite, sog. „Bürgerschule“. In mehreren Ortsteilen wurden in den 1870-er und 1880-er Jahren die ersten Volksschulen gebaut. 1903 kam eine Handelsschule hinzu, 1904 eine landwirtschaftliche Fortbildungsschule und eine städtische Handelsschule für Mädchen, 1906-1933 besaß Bergisch Gladbach ein Progymnasium.[4]

2.1. Kaisergeburtstagsfeiern vor 1914

Vorläufer der Kaisergeburtstagsfeiern war der preußische Königsgeburtstag. Zweck der Feier war die „Erweckung und Stärkung der Vaterlandsliebe und der Anhänglichkeit an den König“.[5] In den Städten und auf dem Land wurde der Monarchengeburtstag vor allem durch kirchliche Feiern und Schulfeiern begangen. Kirchen- und Schulfeiern begleiteten später auch die Kaisergeburtstagsfeierlichkeiten bis zum Ende des Kaiserreiches.

Der äußere Ablauf der preußischen Königsgeburtstagsfeier war weitgehend vorgeschrieben, die Gestaltungsmuster hierfür konnten für den Kaisergeburtstag übernommen werden.[6] Sie lehnten sich am Zeremoniell des preußischen Hofes und an den Vorschriften in den jeweiligen Landesherrschaften an. Die Feierlichkeiten der Bürgerschaft vor Ort hingegen gingen auf Festformen zurück, die sich Anfang des 19. Jahrhunderts in Deutschland entwickelt hatten.[7] Als sich der vormals preußische Festtag nach 1871 als Kaisergeburtstag im ganzen Reich ausbreitete, kam von Seiten Kaiser Wilhelm I. wenig Initiative. Ihm war an einer besonderen Betonung des Kaisertitels und auch seiner Person wenig gelegen. Fast unwillig und ablehnend stand Wilhelm I. seiner 1871 erlangten Kaiserwürde gegenüber, sah er dadurch den „preußischen Königstitel in die 2. Linie verdrängt.“[8] Ganz anders sah das bei seinem Enkel, Wilhelm II., aus: Zu einer Mythologisierung und Glorifizierung des Kaisertums, das von Wilhelm II. als „Symbol der Nation und der Reichsmonarchie von Gottesgnaden“ verstanden wurde[9], trat ein stark betriebener Personenkult. Zusammen mit patriotischem Selbstbewusstsein waren dies die Elemente, die den Feierstil des Kaisergeburtstages bis zum Ende des Kaiserreiches kennzeichnen sollten. Diese Entwicklung zeichnete sich bereits an Wilhelm II. erstem begangenen Ehrentag am 27. Januar 1889 ab.[10]

Von der unter Wilhelm II. geförderten Euphorie für das deutsche Kaisertum ließen sich breite Schichten der Bevölkerung mitreißen. Die Festredner auf den jährlich wiederkehrenden Nationalfeiern, Gedenktagen und Kaisergeburtstagen heizten die patriotische Stimmung während der Veranstaltungen auf; kritische Stimmen gab es an diesen Tagen fast überhaupt nicht. Sie waren auch nicht erwünscht. Ausgiebige Programmfolgen bei den Vereinsfeiern, die aus Gesangsdarbietungen der örtlichen Gesangsvereine, kleineren Theaterstücken von Laiengruppen oder Schulkindern, Festreden und humoristischen Einlagen bestanden, verfehlten ihre Wirkung meist nicht, die oft zahlreichen Teilnehmer kurzweilig zu unterhalten und für die nötige Stimmung zu sorgen. Nach der Hauptfestrede erhob sich der Saal geschlossen von den Sitzen und ließ den Kaiser dreimalig hochleben. Danach wurden meist patriotische Lieder abgesungen, worauf man den Abend durch einen Festball ausklingen ließ. Weniger volkstümlich und betont zeremonieller hingegen waren die Festkommerse und Festessen der Kommunen.

Eine Sonderstellung nimmt die sog. „Zentenarfeier“, der 1oo. Geburtstag Wilhelm I. unter seinem Enkel Wilhelm II. am 22. März 1897 ein. Diese Geburtstagsfeier übertraf in ihrer Dimension alle vorherigen Feiern und war eine der größten und spektakulärsten Festveranstaltungen im Kaiserreich. Außerdem zeigte sie recht deutlich den Gegensatz zwischen den Feierstilen der beiden Kaiser.[11]

[...]


[1] Aus der „Liller Kriegszeitung“ zum Kaisergeburtstag 1915, Quelle: Internetsite www.kriegszeitung.de/1914-15/14_kaisergeburtstag.htm.- Letzter Zugriff: 14.11.2005

[2] Peter Kentenich: 100 Jahre Stadt Bergisch Gladbach.- In: Stadt Bergisch Gladbach (Hrsg.): Festschrift 100 Jahre Stadt Bergisch Gladbach (1956), S. 99

[3] Bergisch Gladbach im Spiegel der Statistik.- In: Stadt Bergisch Gladbach (Hrsg.): Festschrift 100 Jahre Stadt Bergisch Gladbach (1956), S. 205

[4] Zeittafel zur Geschichte Bergisch Gladbachs.- In: Stadt Bergisch Gladbach (Hrsg.): Festschrift 100 Jahre Stadt Bergisch Gladbach (1956), S. 200f.

[5] Königl. Reg. Abt. d. Innern an den Oberpräsidenten in Koblenz am 15. August 1857 (LHA Koblenz, Best. 403, Nr. 9138)

[6] Fritz Schellack: Nationalfeiertage in Deutschland, S. 22

[7] ebd., S. 31

[8] Wilhelm I. an Prinz Karl von Preußen, in: Kaiser Friedrich, Kriegstagebuch, S. 484 Nr. 17

[9] Fritz Schellack: Nationalfeiertage in Deutschland, S. 44

[10] ebd., S. 45

[11] ebd., S. 33, Fußnote 1

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Kaisergeburtstagsfeiern am 27. Januar unter Wilhelm II. in Bergisch Gladbach 1889-1918 - reine Pflichtübung oder Ausdruck echt empfundener Kaisertreue?
Hochschule
Fachhochschule Potsdam  (Fachbereich Informationswissenschaft)
Veranstaltung
2. Kurs zur Vorbereitung auf die Externenprüfung zum Diplomarchivar
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
20
Katalognummer
V125154
ISBN (eBook)
9783640308378
ISBN (Buch)
9783640306480
Dateigröße
431 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Festkultur nationale Feste Kaisergeburtstagsfeiern Rheinland Kaiser Wilhelm II. von Hohenzollern
Schlagworte
Kaisergeburtstagsfeiern, Januar, Wilhelm, Bergisch, Gladbach, Pflichtübung, Ausdruck, Kaisertreue, Kurs, Vorbereitung, Externenprüfung, Diplomarchivar
Arbeit zitieren
Michael Krischak (Autor:in), 2006, Kaisergeburtstagsfeiern am 27. Januar unter Wilhelm II. in Bergisch Gladbach 1889-1918 - reine Pflichtübung oder Ausdruck echt empfundener Kaisertreue?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125154

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